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Der Pfad des blutroten Teufels

von

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Der Teufel, der zum Gottestöter wurde

Es befand sich dem Augenschein nach eine recht zwielichtige Person im Hintergarten des Gebäudes von Scotland Yard. Ein noch sehr junger Mann, wahrscheinlich war es richtiger zu sagen, dass er noch ein Jugendlicher war. Zumindest machte er den Eindruck eines halben Kindes. Diese zwielichtige Gestalt blieb den wachsamen Augen der Securitywächtern allerdings nicht verborgen und somit wurde er schneller festgenommen, als ihm lieb war. Schnell und hastig versuchte der Jugendliche aus dem brutalen Griff der Männer zu befreien und versuchte sich zu erklären: „Ich habe nichts gemacht! Ich will auch nichts ausspionieren oder irgendetwas anderes dergleichen. Ich warte nur auf jemanden!“

„Und wer soll das sein, Bürschchen?“, wollte einer der souveränen Männer wissen, worauf der junge Eindringling eine ernste Miene zog und ebenso mit gedämpfter Stimme sprach: „Edo Phoenix, der zur Zeit für den Scotland Yard an dem Fall des Serienmörders, auch besser bekannt als 'der Pfad des Blutroten Teufels' arbeitet. Er ist mit mir auf dieselbe Schule gegangen, die Duel Academy! Außerdem ist er jetzt ein Pro Duellant...“

Die beiden Spezialwachen tauschten vielsagende Blicke miteinander aus. Für einen einfachen zum Stalker gewordenen Fan von Edo Phoenix, war dieser Grünschnabel in der Tat zu gut informiert. Somit beschlossen sie Edo Phoenix in die Empfangshalle zu rufen, doch dieser erschien nicht sonderlich begeistert, dass er sich extra aus seinem eigenen, komfortablen Büro begeben musste, nur um zu sehen dass irgendein Kind ihn sehen wollte.

„Können Sie sich nicht selbst um solche niederen Probleme kümmern!?“, motzte er die beiden Wachen an. „Ich habe nun wirklich keine Zeit für so was. Außerdem habe ich keine Kinder in meinem Bekanntenkreis.“

Wie dieser Jugendlicher aber an diese wichtigen Informationen herangekommen war, machte Edo auf der anderen Seite doch neugierig. Diese kleinen Details die er genannt hatte musste er von irgendeiner Behörde haben, die sich ihm bereitwillig angeschlossen hatte. In diesen Fall waren nur eine handvoll Leute eingeweiht, die Edo perönlich kannte und genug vertraute um zu wissen, dass sie solche streng geheimen und vor allem privaten Informationen nicht weitergeben würden. Da Edo allerdings ziemlich missgelaunt war und sich mit solchen Dingen eher weniger gern beschäftigen wollte, kam sein Schimpfen wie aus der Pistole geschossen, als er die Tür zum Empfang geöffnet hatte.
 

Edo stockte der Atem ein wenig, als er den Jugendlichen in Augenschein nehmen konnte, der von den Wächtern durchgelassen worden war. Zu Edos Überraschung war er sehr ruhig und wirkte sogar relaxed, obwohl er nun in Edos Privatbüro hineingelassen wurde, da der Silberhaarige keine Wiederworte mehr kannte. Die entspannte Art des Jungen war nicht Edos einziges Problem, es war in der Tat so, dass derjenige, welcher vor ihm stand einem gewissen ziemlich unverschämten Jungen ähnlich war. Zunächst nickte Edo zu sich selbst und musterte den Jungen einmal von oben bis unter. Wie man es auch drehte und wendete, er hatte diesen Jungen schon einmal gesehen, er war genauso wie dieser kindische Grünschnabel von damals. Dasselbe schöne blaue Haar zierte ihn, doch ein kleines Detail war doch nicht übereinstimmend. Anstelle von einem gitzernden Paar smaragdgrüner Augen blickten ihn Mausgraue entgegen. Es schien auch so als hatte sich der Kleidungsstil ein wenig verändert, immerhin war an seinem Outfit nicht eine Rüsche zu sehen. Nun, das konnte nichts anderes bedeuten, als dass er sich geirrt hatte, also beschloss Edo seine innere Ruhe wieder herzustellen und sich zu sortieren. Im nächsten Augenblick jedoch, wurde dieser Plan wieder zu nichte gemacht als sich der Junge am Tee und den Süßigkeiten bediente, die aufgetischt waren: „Heeh, Edo. Es ist zehn Jahre her seit ich das letzte Mal was gegessen habe, aber hrlich, der Kuchen und die anderen Süßigkeiten zum Tee sind richtig gut. Ich wette die würden Juudai sogar noch besser gefallen als Katsudon, also im Falle dass du ihn festnehmen kannst, solltest du ihm welche anbieten. Also, Edo, meinst du nicht wir sollten reden? Am besten ein wenig über den berühmten 'Pfad des Blutroten Teufels'?“

Es war nicht zu fassen, dass dieser Junge ihm auch noch zuzwinkerte. Edo hingegen hatte es die Sprache verschlagen und brachte in diesem Moment nichts anderes als ein sprachloses Jaulen hervor. Es war als wäre dieser unverschämte Grunschnabel der Unterwelt entronnen. Das war ganz und gar kein lustiger Scherz.

„Das kann doch wohl nicht wahr sein! Du... du kannst doch unmöglich Johan sein!?“, brachte Edo letztendlich doch viel mehr stimmlos heraus.

Der Junge der aussah wie Johan lachte auch mit dessen Stimme und zeigte ein für ihn typisches Grinsen dass sowohl Entschlossenheit als auch Mut signalisierte.

„Tja ich schätze, ich bin wohl Johan“, entgegnete der Blauhaarige und trank seine Tasse Tee aus, die er sich ohnehin mehr oder weniger ohne Aufforderung genommen hatte, „Also, willst du dich nicht setzen?“

Der Silberhaarige stieß einen missbilligenden Laut aus. Wer glaubte dieser Junge war hier der Boss? „Mach dir bloß keine Gedanken, vor zehn Jahren ist 'Johan Andersen' vernünftig gestorben, im Falle dass du an deinem Bewusstsein zweifelst. Ich habe mir diesen Körper lediglich geliehen. Ich nahm an, dass der Teufel diesen Junge, Hans, als zwölftes Opfer erwählen würde und deshalb habe ich mit ihm korrespondiert und diesen Körper als Leihgabe bekommen. Das heißt also, dass ich eigentlich nur eine Seele bin. Ich bin auch nur aus einem Grunde zu dir gekommen und der ist kein anderer als dir bei der Sache mit dem Teufel zu helfen. Also was ist? Kannst du mir immer noch nicht glauben?“, erklärte Johan ohne aufforderung, um Edos Stummes verlangen nach noch mehr Beweisen zu stillen. Außerdem bot Johan an ihm noch andere Fragen zu beantworten, so wie Juudais Maße, sein Spruch den er so oft sagte wenn er ein Duell gewann oder eben seine eroganen Zonen. In diesem Moment allerdings winkte Edo ab und gebot ihm zu schweigen. Diese Details weckten Edos Interesse ganz und gar nicht. Zweifelsohne hatte der Brite es mit Johan Andersen zutun, ansonsten hätte er wohl kaum diese recht delikaten Informationen aussprechen können. So viele Informationen, die außer Johan Andersen niemand wissen konnte – und auch nicht wissen wollte.

„Und? Willst du mir jetzt wirklich sagen, dass dieser Serienmörder tatsächlich dieser Idiot von Yuuki Juudai ist!?“, harkte Edo energisch nach. Die gesamte Zeit über hatte er gehofft, dass es nicht der Fall war, doch so wie sich Johan anhörte, gab es gewiss keinen Zweifel daran. Der Jugendliche vor ihm veschränkte lässig seine Arme hinter dem Kopf und nickte: „Wie immer stellst du dich nicht blöd an um Sachen zu schlucken. Das ist sehr hilfreich, weißt du, Edo? Es gibt keinerlei Zweifel daran, dass Juudai der Serienmörder ist. Ich lebe normalerweise mit ihm zusammen, deshalb gibt es da-...“ „Was sagst du da du-...“ „Nein, nicht so wie du denkst. Nicht der Junge Hans lebt bei Juudai, sondern ich, meine Seele. Leider bin ich für Juudai nicht sichtbar. Wenn das der fall wäre und wir uns gegenseitig verständigen könnten, wäre es vermutlich nie zu diesen Morden gekommen.“
 

Da Edos Blick Bände darüber aussagte wie sein Gedankengang gewesen war, hatte Johan ihm besser gleich die Flausen aus dem Kopf genommen. Der junge Hans hatte keinerlei Fehler gemacht und diesen Gedanken musste er Edo einfach wieder nehmen. Der junge Hans war sogar einer der gewöhnlichsten Menschen die man sich vorstellen konnte und dennoch, wenn sein Gesicht nicht so viel Ähnlichkeit dem Johans gehabt hätte, dann wäre er mit sicherheit dem Teufel nie begegnet. Edo seufzte schließlich: „Ist ja gut, ich habe verstanden. Und, was ist Juudais Ziel? Du?“

„Wie immer gut kombiniert“, entgegnete Johan, „Sein Plan scheint es zu sein von zwölf Jugendlichen eine bestimmte Innerei zu entnehmen und diese dann gemeinsam als Opfer für das 'Chain Material' zu gebrachen. Ich denke er braucht dieses Ritual um die Wiedergeburt eines Menschen hervorzurufen. Um ehrlich zu sein hat er meinen Körper sorgfältig gepflegt und aufbewahrt, so dass er meine Seele sicher wieder in den Körper zurückbringen kann, nehme ich an. Gleichzeitig würde das aber auch bedeuten, dass die Seele, die meinen Körper momentan noch im Schutz hat, und das ist natürlich Rainbow Dragon dafür sorgen würde, dass ferner kein Mensch mehr sein würde sondern Yuuki Juudai noch näher käme. Juudai scheint das nicht sonderlich zu kümmern.“

„Das ist doch wahnsinnig... da weiß man doch gar nicht mehr, was dieser Idiot eigentlich damit beweckt...“, bemerkte Edo kurzerhand.

Es klang für Edo wie ein schlechter Scherz, eine Sammlung gut sortierter Menschen zu opfern nur um einen anderen wieder auferstehen zu lassen. Johans Erklärung noch einmal zusammenfassend, verhielt es sich wohl genau so, allerdings blieben einige Details noch wie kryptische Rätsel. Zunächst mal konnte man die Toten nicht wieder zum Leben erwecken. Dazu sei gesagt, verstand er die Methode, die Juudai da geplant hatte ebenfalls nicht. Als könnte man zwölf Menschenleben für eines aufwiegen und sie verwenden um nur einen wieder aus seinem ewigen Schlaf zu zwingen! Betrachtete man diesen Fall geschichtlich, musste Edo zugeben dass es bisher noch niemanden gegeben hatte, der aufgrund eines Rituals gleich zwölf Menschen umbrachte. Selbst in Kriegen waren Massenmörder nicht dafür bekannt ihre Opfer als Ritualzutaten zu gebrauchen. Edo fand augenblicklich keinen vernünftigen Vergleich für diesen Wahnsinn.

„Ich schätze mal, dass er 'Der Pfad des Blutroten Teufels' genannt wird, gerade weil er das alles ohne Skrupel erfolgreich in die Tat umsetzen kann“, murmelte Edo wie zu sich selbst, allerdings war er noch immer an Johan gewandt. Sein alter Schulkamerad allerdings, schien ihn lesen zu können und die Gesichtszüge veränderten sich in eine ernste Miene und wirkte als ob er ein Urteil sprach: „Und zu guer letzt müssen wir wohl einsehen, dass Yuuki Juudai schon lange nicht mehr 'Der Rote Held' ist.“

Edo schwieg bedächtig. Wie man es auch betrachtete, man konnte die Fakten nicht mehr ignorieren und auch wenn Edo den Bericht Johans gern als eine absurde Geschichte hätte abgetan. Die Beweislage war erdrückend, so dass der Silberhaarig es einfach nicht mehr vermochte. Der Junge, den man einst Yuuki Juudai nannte konnte man am heutigen Tag nicht mehr als Mensch betiteln. Viel mehr war er nur noch ein armer junger Mann, der seinen Verstand in einer endlosen Isolation verloren hatte und Wahnsinn nicht mehr vom grenzenlosen Optimismus unterscheiden konnte. Für ihn war Johans Existenz das größte Maß auf der Welt und ihn zu verlieren bedeutete für Juudai die schlimmste Angst und sollte ihn anscheinend wieder zum gewaltigsten Massenmörder werden lassen. Denn ihm war alles egal, hauptsache Johan war bei ihm. Juudai war schon immer etwas zur Labilität hin tendiert in Zeiten solcher Tragödien.

Damals in der Isekai hatte man ihm er Verständlichkeit halber überliefert, dass seine Freunde gestorben waren, doch damals war es für ihn möglich gewesen seine Sinne wieder zusammen zu halten. Damals, in der Isekai, waren die Umstände vollkommen anders gewesen und man hatte die versiegelten Seelen wieder zurückschicken können. Diese Sünden des Mordens waren ihm damals vergeben worden, vor allem weil Johan wieder selbstständig atmete.

Dieses Mal jedoch war es anders.

Johan war tot.

Er kam kein zweites mal zurück.

„Was hast du eigentlich genau vor? Was bezweckst du damit, dass du mir alles brühwarm erzählst?“, harkte Edo nach.

„Könntest du Juudai nicht aufhalten?“, wollte Johan wissen, „Den bereits acht toten Menschen kann zwar nicht mehr geholfen werden, aber für die vier weiteren jungen Männer ist es noch nicht zu spät.“

„Das mache ich doch schon. Allerdings liegt die jetztige Situation allerdings so aus, dass wir bisher nicht einmal ein richtiges Muster erkennen konnten“, entgegnete Edo sehr gereizt, es wurmte ihn, dass er bisher keinerlei Anhaltspunkte hatte und hier mit einem Verstorbenen redete der ihm nur altkluge Ratschläge gab, „Lass mich dich anders fragen, hast du eine Ahnung warum Juudai akkurat zwölf Menschen umbringen wird? Immer wieder solche, die dir ähnlich aussehen?“

„Soll ich es dir auch erzählen, wenn es nur wage Vermutungn sind und meine Theorien auch von der Wirklichkeit abweichen könnten?“, konternete Johan mit einer Gegenfrage.

„Natürlich sollst du das, wir hatten bisher nicht einen Anhaltspunkt von dem die Realität hätte abweichen können!“, entgegnete Edo und schlug ein Bein über sein anderes. Johan konnte in seinem Gesicht lesen, dass er genervt war. Vor allem weil er so hilflos erschien, doch eben dieser Ausdruck brachte Johan dazu ein trockenes Lächeln zu zeigen. Edo war sich sicher, dass dieser Junge bereits einige Monate dieses leicht verzweifelte Lächeln auf den Lippen hatte.

„Weißt du, alles begann damit dass eine Falle unglaublich schief gelaufen war. Ich habe damit gar nicht gerechnet und und ehe ich mich versah war ich auch schon tot. Es kam wie ein einfacher Fluch auf uns zu.

'Teufel töten Götter' heißt es, und diesem ungeschriebenen Gesetz ist Juudai gefolgt denn für ihn war 'Johan Andersen zum Gott geworden' und doch befand er sich nicht mehr auf dieser Welt. Als Juudai dies begriff und auch verstand, dass es nichts mit seinem Willen sondern mit 'einer Fügung des Schicksals' zu tun hatte, gab er sich dennoch die Schuld an meinem Tod. Für dich mag es sich anhören als sei das die Zusammenstellung einer alten griechischen Tragödie, das tut nicht viel zu Sache.

Jedenfalls war es nicht seine Absicht gewesen mich umzubringen und auch aus diesem Grund beschloss er mich wieder auferstehen zu lassen. Egal was es kostete und egal mit welchen Mitteln er daran gehen musste. Ein paar Jahre lang recherchierte und suchte Juudai nach einer Möglichkeit. Ich war ihm ie ganze Zeit über gefolgt, allerdings war er nicht im Stande gewesen mich zu bemerken. Getrieben von seiner inneren Überzeugung fand er nach zehn Jahren endlich die Lösung all seiner Fragen. Die Lösung heißt 'Kettenmaterial'. Wenn du dich erinnerst, es ist dieselbe Karte, welche Yuberu einst in der Isekai verwendete. Yuberus letzter Trumpf bei dem sie genau zwölf Opfergaben brauchte um sie mit der Isekai zu verschmelzen und damit zur völligen Zerstörung zu bringen“, erklärte Johan langsam, so dass Edo auch jedes Detail mitbekam.

„Wie lautete der Katentext noch gleich...!?“, murmelte der Silberhaarige wieder wie zu sich selbst.

„Es ist eine Art der Fusionskarte. Sie enthält eine Kombination aus Alchemie und ein Text, den man recht frei interpretieren kann. Wenn man den Text liest und die Karte aktiviert wird eine gewaltige Energie freigesetzt die sich auch auf die Wirklichkeit auswirken kann. Trotzdem bedeutet das nicht, dass die Karte unzulässig ist oder als Schummeln gilt. Als sie damals in der Isekai zum Einsatz kam, verwendete sie reine Energie, was sie ansonsten verwendete weiß ich beim besten Willen nicht. Wie auch immer, was Juudai dieser Karte als Opfergabe gibt sind wohl zwölf Tode. Von allen Zwölf entwendet er je eine Innerei. Je nachdem um welchen Typ Innerei es sich handelt, verleibt er sie sich ein um sie vom fremden Blut zu reinigen. Anschließend trägt sie liebevoll mit sich um sie in einem Sarg aus Glas zu legen.“
 

Edo verzog das Gesicht. Das alles hörte sich über alle Maßen widerwertig an. Nicht nur, dass er aus den toten Körpern von zwölf Jungen Organe stahl um sie dann mit aller Höflichkeit in einen Glaskasten zu setzen. Es hörte sich an als ob man ein paar hübsche Torten in ein Schaufenster setzte um sie dann mit kleinen Preisschildchen zu versehen damit jeder verstand wie teuer sie ihm waren. So sah es also im Kopf des 'Pfad des Blutroten Teufels' aus.

Edo fluchte laut: „Gott ist der ekelhaft, das grenzt ja schon fast an Necrophilie...“

„Nah, sein Charakter scheint momentan schlimmer zu sein als das. Aber ich kann dich beruhigen, bisher hat er sich weder an den toten Körpern vergangen noch fühlt er sich irgendwie von ihnen erregt. Es ist nur so, dass er sich besonders um eine leblose Hülle kümmert und sorgt. Doch wenn ich ehrlich bin, es macht mir trotzdem ziemlich Angst. Ich denke, wenn es nicht mein Körper wäre, dann hätte ich ihn schon längst angebrüllt dass es verdammt ekelhaft ist was er da macht und wäre ihm sicher weinend davongelaufen“, erklärte Johan.

„Und was war deine erste Reaktion...?“, erkundigte sich Edo ein wenig skeptisch.

„Nun ja... ich habe mir gedacht, dass er mich doch wirklich unglaublich lieben muss, wenn er so weit geht. Zu schade dass ich nie Arme hatte um seine Umarmungen zu erwiedern. Vielleicht hätte er mich dann schon längst bemerkt“, antwortete der Blauhaarige mit leicht errötenden Wangen. Edo schüttelte angewidert den Kopf: „Gott ihr beiden Perversen passt doch wirklich wie Arsch auf Eimer. Wenn ihr beiden zusammen seid, dann endet alles im Chaos.“

„Das ist Liebe, Edo, nichts weiter“, meinte Johan, der sich bei dem Jungen Hans den Körper geliehen hatte.

„Liebe, sagst du?“, murmelte Edo wieder wie zu sich selbst. Liebe konnte solch ein von Leid gezeichnetes Wort sein. Edo hatte es soeben selbst gespürt, es schien als wollte sich seine Zunge dagegen wehren dieses Wort auszusprechen, irgendwie hinterließ es ein unangenehmes Gefühl. Liebe war eine komplexe Emotion, von der man am meisten in Märchen hörte. Sie war ein obskures Ding, die Liebe, die keine feste Gestalt kannte. In dieser Welt gab es auch die Ansicht, dass die Liebe ein furchtbarer Fluch war. Ein Fluch an den solche Idioten wie Johan glaubten. Dann wiederum gab es Leute wie Edo, die an solche Flüche oder solche Worte niemals Glauben schenken konnte.

'Mit Liebe kann man die Welt retten.'

'Die Liebe ist das größte Gut auf der Welt'

Das alles waren Bezeichnungen, die Edo in den Ohren wehtaten. Es klang einfach viel zu perfekt. Aber auch die andere Seite, dass man aus Liebe alles mögliche anrichten konnte. Das beste Beispiel für solch eine zerstörerische Liebe war sein Vater, der durch die Hingabe zum Kartendesign auf brutale Weise ermordet wurde. Nun, das war nun über zehn Jahre her und gehörte zu relativ alten Kamellen.

„Es hört sich zwar wirklich nett an, dass du das Wor Liebe in den Mund nimmst, aber soll das heißen, dass Juudai wegen genau dieser Liebe achten jungen Menschen die Chance auf eine zukundt genommen hat? Ist es das was du sagen willst? Johan, meinst du das wirklich ernst, dass du ihn mit Liebe entschuldigen möchtest? Das ist doch Schwachsinn! Nonsense! Wegen der Liebe soll dieser Junge zu all das fähig sein ist doch...“, bracht es aus Edo heraus, er konnte einfach nicht glauben zu was sich der gesamte Fall plötzlich entwickelt hatte. Allerdings blieb Johan still und bedacht. Er schüttelte den Kopf bevor er erneut fortfuhr: „Ich will sein Handeln weder verherrlichen noch möchte ich damit die Werbetrommel für verrückte Köpfe rühren. Ich denke doch selbst... dass das hier einfach nicht... geht. Aber er hört mich nicht, Edo! Glaubst du ich finde das lustig? Seit damals hat irgendetwas in seinem Kopf 'klick' gemacht und seither ist er verrückt geworden. Edo, es gibt auch Teufel auf dieser Welt und leider ist der Junge, den ich liebe und der Junge der mich schon immer geliebt hat einer davon geworden.“

Edo warf einen aufmerkamen Blick auf Johan und dessen geliehenen Körper. Diese Traurigkeit in seinen Augen und mit welcher Trauer er die Worte „Zerstörung“ und „Wahnsinn“ sagte, stand ihm. Selbst in diesem Moment, in dem beide ihre Gestaltn komplett verändert hatten schienen sie sich immer noch sehr zu lieben. Deshalb wollte der eine für seine Liebe morden während der andere nicht wollte dass dass diese für seine Liebe tötete.

„Ein vor Liebe durchgedrehter Massenmörder... Johan, glaubst du, dass Scotland Yard so jemand aufhalten kann?“, harkte Edo nach während er Johan mit einem forschenden Blick bedachte.

„Tja. Ich würde sagen, dass man das nur herausfinden kann, wenn man es versucht. Ich denke zwar, dass er nicht mehr viel von seiner wirklichen Persönlichkeit überbehalten hat, aber wie er auf dich, einen alten Bekannten reagieren könnte weiß ich nicht“, anttwortete Johan sofort.

„Wow, obwohl du weißt was passieren könnte willst du, dass ich losgehe um ihn zu stoppen. Du bist echt ein egoistischer Typ“, meinte Edo und streckte sich schließlich genüsslich um sich dann vom Sofa zu erheben, „Also gut, schluss mit den langen Reden, ich hab den Köder schon gefressen. Erzähl mir endlich wo dieser Idiot ist und ich werde den Rest erledigen.“

„Du bist mir wirklich eine sehr große Hilfe“, meinte dieser verdächtige Junge und atmete erleichtert aus und seine Schultern wirkten auf einmal sehr viel lockerer. Es wirkte so als ob Johan sogar nervös gewesen war. Dann allerdings lächelte Johan ein wenig verloren: „Das war eigentlich schon alles an Informationen, die ich dir geben kann: der Ort an dem Juudai sein Nest eingerichtet hat ist in Irlands Küste der Bucht. Aber ich würde dir nicht empfehlen dort direkt hinzugehen, das ist kein Ort für Lebende. Ich denke die sicherere Variante wird sein den neunten Jungen zu suchen.“

„Weißt du wer das sein soll?“

„Na ja, ich hab nur spärliche Informationen, um sehrlich zu sein. Das nächste Opfer, 'Die Nummer Neun – Heiz', lebt im East End und heißt mit vollem Namen Heiz Woodford. In den letzten Tagen hat Juudai diesen Namen immer und immer wieder vor sich hin gebrabbelt. Er hatte sogar ein Foto von ihm bei sich und so weit ich es erkennen konnte hat er ein wenig blasseres Haar als ich“, erklärte Johan, worauf Edo nickte: „Also das ist wirklich sein Kriterium...“

„Tja, so sieht es wohl aus. Sie alle ähneln mir sehr, aber ich glaube das Aussehen der Jungen ist vollkommen egal, was wichtig ist, sind die frischen Organe. Dabei möchte ich gar nicht, dass er das tut, ich möchte ihre Leben nicht und ihre Organe nicht damit sich meine Gestalt oder meinen Körper wieder verändern kann.“

Edo dachte plötzlich über die Wortwahl des anderen nach. Gestalt und Körper mussten so etwas wie Schlüsselworte mit einer versteckten Bedeutung sein. Zuerst hatte Edo gedacht, dass es einer von Johans schlechten Scherzen war, doch vielleicht war dies tatsächlich eine erogene Zone. Nun wollte Edo nicht unbedingt unhöflich und direkt mit dieser Vermutung hervorprassen. Dier berühmte 'Teufel' allerdings war auch dafür bekannt, dass er wirkte wie ein 'markelloses, wunderschönes Fräulein'. Nun konnte man von Juudai behaupten was man wollte, er war nicht der männlichste Junge, dem man begegnen konnte. Trotz allem gab es nie einen Zweifel daran, dass Juudai ein Mann war. Schon früher hatte es einige Momente gegeben, in denen man Juudai für ein Mädchen gehalten hatte.

„Jo-...Johan! Sag mal... habt ihr eigentlich... also Juudai und du, hattet ihr auch mal... du weißt schon, fleischlichen Kontakt?“, brachte Edo plötzlich doch etwas peinlich berührt hervor.

„Du meinst, ob wir Sex hatten?“, harkte Johan nach, „Klar, hatten wir.“

Die Antwort kam ohne jegliches Zögern und wie aus der Pistole geschossen, so dass es eher Edo ziemlich überraschte. Ein solches Detail war doch viel mehr etwas, das man für sich behielt oder wenig indirekter beantwortete. Johan, der für den Teufel zum Gott geworden war, fuhr weiter fort: „Also, um ehrlich zu sein ist Juudai der einzige, mit dem ich je Sex gehabt habe, deshalb kann ich es nicht gut beurteilen, aber wenn ich es recht bedenke, dann unterschied er sich nicht viel von einem Mädchen. Er war immer schon zierlich und klein und ganz und gar nicht wie dieser große Massenmörder und schon gar nicht wie ein Teufel. Juudai war hatte oft geweint, weil er unbedingt mein Kind bekommen wollte... aber natürlich, das ging nicht und dann starb ich auch noch. Wenn ich damals bei dem Experiment nicht plötzlich gestorben wäre, dann bin ich mir sicher, dass Juudai mein Kind geboren hätte...“
 


 

Im East End war befand sich die bereits bekannte Gestalt des 'Pfades des Blutroten Teufels'. Außer ihm befand sich nur noch ein weiterer Mensch auf den Straßen. Vor wenigen Tagen war das Gerücht verbreitet worden, dass der Teufel unterwegs war und seither befanden sich kaum noch Leute in diesem Viertel, es sei denn sie mussten.

Gen Himmel blickend konnte man den bereits weiß, jedoch immer noch großen Vollmond erkennen, vor dem ein scharlachroter Mantel im Wind wehte. Vor zwölf Jahren etwa, trugen einige Jungen diese herrlich roten Jacken da sie Schüler des Hauptsitzes der Duel Academy waren und ihre Freizeit in einem heruntergekommenen Studentenwohnheim, Osiris Red, zugebracht hatten. Auf dieser Welt wurde gemunkelt, dass es nur einen gab, der die Schönheit dieser Jacke in ihrem vollen Ausmaß vorzeigen konnte.

Die andere Gestalt, die sich draußen befand, war Marufuji Shou. Er hatte es mit eigenen Augen sehen müssen um das Schrecklichste glauben zu können und jetzt, da er ihn direkt vor seinen Augen hatte, konnte Shou nicht anders als vor Zorn und Enttäuschung die Zähne zusammenzubeißen und seine Lippen stark aufeinander zu pressen.

Er hatte es nicht glauben wollen.

Vor ihm stand zweifelsohne das Wesen, welches junge Männer auszog um ihnen das Fleisch von den Knochen zu ziehen und dann ihre Innereien nach außen zu holen, so dass die Leichen nur noch im grotesk zugerichteten Zustand gefunden werden konnten. Vor Shou stand der Mann, den mann 'den Pfad des Bluroten Teufels' oder auch 'Die Hexe Madea' und noch ganz anders nannte.

Er war von Kopf bis Fuß vom hervorgeprasselten Blutregen mit frischer, roter Flüssigkeit bespränkelt, so dass selbst der scharlachrote Mantel ein hübsches Muster bekommen hatte. Sein feins Antlitz war eenfalls mit Blut verschmiert. Trotzallem minderte es die Schönheit der Gestalt kein bisschen. Es war so als betrachtete man das Gemälde einer dunklen Todesfee.

Der Teufel, der eben noch etwas rundes in seinen Händen hatte kreisen lassen, steckte es zunächst in seinen Mund, bis er letztendlich bemerkte, dass jemand dicht bei ihm war und so wandte er sich in aller Gemütlichkeit um. Bei Shous Anblick zuckte sein gesammter Körper zusammen.

„Aniki...“, flüsterte Shou, der seinen Gegenüber noch immer einen verstörten Blick zu warf. Yuuki Juudai sah noch immer so auf wie vor zehn Jahren, als seine Erinnerungen angehalten wurden. Shous Stimme ging beinahe in der Nachtluft unter. 'Aniki' hatte Shou ihn schon immer genannt und es schien als könne er sich noch immer daran erinnern. Der Teufel lächelte heiter, so als seien diese zehn Jahre nie verstrichen. Mit diesem leichten Grinsen auf seinem Gesicht ging er auf Shou zu und ließ den toten Körper wie er war auf den Boden hinter sich liegen. Shou wich ein paar Schritte zurück. Nicht aus Angst, sondern angeekelt vom metallischen Geruch des Blutes, welcher sich mit dem fauligen Gestank von Tod vermischte.

„Nanu, Shou! Wie lange haben wir uns denn nicht mehr gesehen?! Ich schätze es müssten zehn Jahre sein, oder?“, kam es freudig von Juudai, „Mann, du bist ganz schön alt geworden, kann das sein? Na ja, so ist das wahrscheinlich, man kann nichts gegen das altwerden tun, nicht?“

„Aniki... du... du hast dich kein bisschen verändert“, entgegnete Schou wobei seine Wore noch immer leise und schwächlich an Juudais Ohr drang.

Er hatte es nicht glauben wollen.

Doch die Realität traf ihn wie eisige Grausamkeit.

Nun drang zusammen mit dem Gestank von Blut und Tod auch jener in Shous Nase, den er so gut kannte, der aufgeweckte Junge damals, der sich wie eine junge Katze in er Sonne badete. Der Jung, em Shou nachgeeifert war, der stets den Duft von Sonnenblumen mit sich trug. Der Duft des sonnengleichen 'Roten Helden' Yuuki Juudai folgte ihm noch immer.

Aber dieser Junge war nicht mehr 'der Rote Held' er war ein Massenmörder. Shou war zu nichts anderem in der Lage als ein wenig zu zittern und seine Stimme vermochte nicht mehr richtige Worte hervorzubringen. Es hörte sich viel mehr an wie ein kratziges Quaken eines kleinen Frosches. Der sonst so entspannte Juudai sah auf den zum jungen Mann gewordenen Shou hinüber, doch veränderte sich sein Gesichtsausdruck in eine misstrauische Miene.

„Was ist los, Shou? Ist dir nicht gut?“

„L-Lass mich dich an Stelle von Johan fragen! Hast du vor zu einem Gott zu werden? Oder zu einem Teufel? Antworte mir, Aniki, was hast du da hinten gemacht, ich will es wissen! Aniki! … Nein... 'Der Pfad des Blutroten Teufels'!!“, brach aus Shou heraus, mit jedem Wort mutiger und kräftiger klingend. Als er jedoch das Wort Teufel in den Mund nahm, verblasste der Ausdruck in Juudais Gesicht und es erstarrte zu Stein: „Ah verstehe... Shou, du siehst also auch nicht mehr in mir als das?“

Das kalte Gesicht des Teufels traf Shoul mitten ins Herz: „Ich mag diesen Namen nicht. Schon gar nicht wenn du mich so nennst. Also Shou, lass auch mich dich etwas fragen: warum schaust du mich mit diesen Augen an? Warum aktivierst du deine Duel Disk und wendest sie gegen mich? Ist es so falsch, dass ich Johan liebe?“

Die leuchtenden Augen des Teufels zeigten es. Er war davon überzeugt, dass niemand wusste was richtig war oder falsch. Er fand es merkwürdig, dass niemand ihn wirklich verstand. Deshalb prahlte er mit seinem Plan und deshalb fühlte er sich betrogen. Die letzte Frage des Teufels klang, als ob 'Yuuki Juudai' im Inneren der Bestie weinte.

„Warum? Warum wollen mich alle daran hindern Johan wiederzusehen!?“

Tief in seinem Herzen, irgendwo dort in seinem verkümmerten Herzen, wuste er es. Was richtig war und was nicht.

Letztendlich war Yuuki Juudai stets solch ein Mensch der unter Umständen auch etwas falsches tat um etwas Gutes zu bewirken.
 

Fortsetzung folgt



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