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Night out

von

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Krieg oder Frieden

Als Damian an diesem Morgen die Augen öffnete, lag sein Gesicht immer noch warm und sicher an Derek Brust und dessen Arme waren um ihn geschlungen. Derek war bereits wach und blickte auf den Jungen hinab.

Damian schluckte, löste sich aus der Umarmung und murmelte:

„Danke für...das hier!“

Derek nickte und erwiderte leise:

„Wenn ich Stiles davon erzähle, killt er mich höchstwahrscheinlich!“

„Dann erzähl´s ihm doch nicht!“ schlug Damian vor:

„Das wäre noch schlimmer. Ich habe keine Geheimnisse vor ihm!“ erklärte Derek und wusste, dass schon dies eine Lüge war, denn den gestrigen Kuss würde er Stiles lieber verschweigen, auch wenn er ihn nicht initialisiert hatte.

Wie auf`s Stichwort klingelte diesem Moment sein Handy und Derek zuckte ein wenig zusammen:

„Hallo mein Liebling. Ich spreche gerade von dir!“ säuselte er:

„Mit wem?“ verlangte Stiles zu wissen:

„Damian!“ gab Derek zurück:

„Ich vermute, du zählst gerade meine endlosen Tugenden auf, während du dem Jungen in aller Deutlichkeit sagst, dass du auf ewig Mein bist, habe ich recht?“ witzelte Stiles und doch war da ein Unterton in seiner Stimme:

„Das bin ich!“ versicherte Derek ernsthaft: „Ich bin Dein!“ Und dann fügte er kleinlaut hinzu: „Aber ich habe Damian heute Nacht im Arm gehalten. Wie sehr hasst du mich jetzt?“

„Gar nicht!“ versicherte Stiles seufzend: „Erstens weil ich dazu körperlich nicht fähig bin und zweitens, weil ich dich verstehen kann. Damian hat gestern seinen Vater verloren. Ihr habt eine emotional intensive Zeit miteinander verbracht. Ich bin nicht sauer. Bloß höllisch eifersüchtig! Ich vermisse dich so wahnsinnig, dich und deine Arme, die MICH halten!“

„Sicher?“ fragte Derek verwirrt. Plötzlich misstrauisch wollte er wissen: „Liegt mein Onkel etwa schon wieder bei dir?“'

Stiles lachte:

„Was du schon wieder denkst! Nein, stell´ dir vor: der Mistkerl hat mich gestern für meinen Doppelgänger stehen lassen. Ich glaube, da bahnt sich etwas Ernsthaftes an!“

„Ehrlich?“ fragte Derek ungläubig: „Peter abonniert nicht einmal eine Zeitung, weil ihm das zu verbindlich ist.“
 

„Ich denke, ich habe dir nicht die ganze Wahrheit gesagt.“ Murmelte Emanuel in Peters Armbeuge. Der Ältere drehte sich ein wenig, damit er ihn sehen konnte und blickte ihn fragend an:

„Als ich gesagt habe, es ist in Ordnung für mich, dass du am Sonntag einfach wieder verschwindest und wir uns dann nie wiedersehen. Ich wusste es in dem Augenblick, als ich es ausgesprochen habe selber nicht, aber ich denke, das ist nicht wahr: Ich schätze, du wirst mir fehlen! “

Peter lächelte:

„Du kennst mich doch im Grunde gar nicht! Und hast du nicht selbst gesagt, dass du dich ein bisschen vor mir fürchtest?“

„Ich habe gesagt, ich fürchte mich vor den Dingen, die ich nicht über dich weiß!“ gab Emanuel zurück: „Wirst du mir deine Geheimnisse eigentlich noch verraten?“

Peter schüttelte den Kopf:

„Noch nicht, Kleiner. Vielleicht später einmal.“

„Heißt das, es wird ein später geben?“ erkundigte sich Emanuel unsicher.

Peter küsste ihn auf die Schläfe und blieb die Antwort schuldig.
 

Scott saß auf der Bettkante, immer noch in das T-Shirt und die Boxershort gekleidet, in welchen er geschlafen hatte und hatte das Gefühl, sich nicht rühren zu können. Derek reichte ihm seine Jeans:

„Komm´ schon! Wir müssen uns bereit machen! In einer halben Stunde beginnt die Verhandlung, die du selbst angesetzt hast.“

„Ich bin so erledigt!“ bekannte Scott.

Derek hockte sich vor seinen Alpha, stützte die Ellenbogen auf dessen Knie und blickte ihm ins Gesicht:

„Ich weiß! Aber du hast es fast geschafft, Scott! Du hast es richtig gut gemacht! Ich bin stolz auf dich! Ich bin stolz, zu deinem Rudel zu gehören!“

Scott seufzte.

Dann erhob er sich schwerfällig.
 

Tamara Craig stand am Fenster ihres Zimmers, mahlte mit den Kiefern und hatte die Hände zu Fäusten geballt:

„Was!“ fragte Caitlyn: „Warum stehst du da bloß ´rum und tust nichts? Wir müssen los, oder nicht?“

Tamara fuhr herum und sagte lauter als nötig:

„Was habe ich mir bloß gedacht? Ich? Eine Alpha? Lucius und dieser Scott werden mich bei den Gesprächen heute gnadenlos über den Tisch ziehen! Ich habe doch gar keine Erfahrung, keine Ahnung, was ich hier eigentlich tue! Das Rudel wird mich töten, wenn ich sie im Stich lasse!“

Caitlyn verdrehte die Augen:

„Komm´ schon Sis! Jetzt ist keine Zeit für dein Selbstmitleid! Das Rudel baut auf dich! Wir habe es doch die halbe Nacht besprochen. Du weißt, wie deine Forderungen lauten und auch, wo du zu Kompromissen bereit bist und wo nicht. Du bist vorbereitet, also sieh´ zu dass du los kommst! Und vergiss nicht: Ich bin bei dir, verstanden? Der Wind unter deinen Flügeln und so weiter!“ Die Kleine zwinkerte.

Tamara küsste ihre Schwester auf die Stirn:

„Ich find´ s immer toll, wie du mir in den Arsch trittst, Süße!“ sagte sie lächelnd, nahm ihre Schwester bei der Hand und machte sich auf den Weg.
 

Lucius stöhnte ein wenig, als er sich vom Bett erhob. Er war noch nicht wieder bei hundert Prozent angelangt, doch wenn dieser Beta nach nur einer Nacht praktisch von den Toten zurückkehren konnte, dann wäre er doch wohl nach so ein paar Kratzern auch bereit, heute diese Verhandlungen zu führen, oder?

Er hatte ziemlich lange darüber nachgedacht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Dann hatte er an seinen Freund Christian gedacht und gewusst, was dieser sich gewünscht hätte.
 

Malia, Stiles und Danny saßen allein am Frühstückstisch, weil Ethan und Kendra arbeiten mussten. Unerwartet gesellte sich auch Peter, eng umschlungen mit Emanuel, zu ihnen an den Tisch:

„Habt ihr was Süßes, für meinen Jungen?“ wollte Peter wissen: „ Er hatte eine anstrengende Nacht!“

Emanuel blickte den Älteren gequält an, wendete dann die Augen beschämt zu Boden und Stiles erwiderte mit gerümpfter Stubsnase:

„Wirklich Peter? Potenzprotzereien? Vor deiner Tochter? Und während andere Leute essen?“

„Nur kein Neid!“ erwiderte Peter hauchte Stiles einen Kuss auf die Wange, ließ sich auf einen der Stühle sinken und zog Emanuel auf seinen Schoß. Malia meldete sich zu Wort:

„Lass´ nur Stiles! Ich habe meinen Vater schon Schlimmeres sagen hören. Meine Erwartungen an ihn sind sehr gering!“

Emanuel blickte Peter verwundert an:

„Du hast eine Tochter? Das heißt du bist...?“

„VIELSEITIG VERANLAGT ist wohl die Beschreibung, nach der du suchst!“ erwiderte Peter und küsste ihn: „Schlimm?“

Emanuel schüttelte den Kopf und erwiderte: „Das nicht. Es ist bloß...unerwartet.“

Ihm wurde plötzlich klar, dass er den Mann, den er in den letzten Tagen immer wieder mit in sein Bett genommen hatte, im Grunde genommen überhaupt nicht kannte. Für einen One-Night-Stand wäre das auch in Ordnung gewesen, doch das mit ihnen beiden fing langsam deutlich an, sich wie etwas Anderes anzufühlen und er fragte sich ernsthaft, was da noch alles in Peters Leben war, von dem er keinen Schimmer hatte und ob dieser es ihm je mitteilen würde. Auch war er sich immer noch nicht sicher, ob er es WIRKLICH wissen wollte.

Aber unbestritten fühlte er eine Anziehung; groß genug um seine Instinkte, die ihn warnten niederzubrüllen.
 

Stiles betrachte Peter und den jungen Mann, der ihm selbst so ähnlich sah und für den Bruchteil einer Sekunde stellte er sich vor, wie es wäre, an seiner Stelle zu sein. Als dieser Gedanke ihm vollständig bewusst wurde, gefror ihm beinahe das Blut in den Adern.

Großer Gott!

Aus welchem verstaubten, abgründigen Winkel seines beknackten Hirns war DAS denn jetzt gekommen?

Er schaute auf die Uhr: Zu spät um noch Derek anzurufen, sich Absolution abzuholen und sich seiner rückzuversichern. Der hatte gerade andere Sorgen!

Verfluchte Scheiße! Es wurde Zeit, dass sein Gefährte zu ihm zurückkehrte und die Welt endlich wieder einen Sinn machte!

Da wurde Stiles sich bewusst, dass Peter ihn aufmerksam musterte und ihm blieb fast sein Toast im Hals stecken. Um davon abzulenken, wollte er von den Anwesenden wissen:

„Was fangen wir denn heute mit dem Tag an?“

„Wir könnten in die Weinberge fahren?“ schlug Danny vor:

„Laangweeiilig!“ stöhnte Peter:

„Wer sagt denn, dass du mitkommen musst?“ Schoß Danny zurück: „Mach´ doch einfach mit dem Jungen da weiter, wo ihr aufgehört habt!“ er deutete mit dem Kinn auf Emanuel: „Oder hast du deine Munition etwa schon verschossen?“

„Was glaubst du, Emanuel? Habe ich?“ fragte Peter ihn mit selbstbewusstem Grinsen:

„Hmm...“ machte der Angesprochene unbehaglich: „...ich glaube, ich sollte jetzt vielleicht gehen.“

Emanuel kletterte von Peters Schoß und lief in Richtung Ausgang:

„Was denn?“ spottete Stiles: „Gibt es Ärger im Boytoy-Paradies?“

Peter fiel auf die Schnelle keine passende Antwort ein, also beschränkte er sich auf ein Wolfsknurren und lief hinter Emanuel her. Im Foyer hatte er ihn eingeholt und drehte ihn zu sich um:

„Was ist?“ wollte er von dem jungen Mann wissen.

Emanuels Augen hatten einen verdächtigen Glanz:

„Das war vielleicht keine gute Idee, dass du mich zu deinen Freunden mitnimmst!“ stellte er fest: „Sie wissen alle, dass du dich nur mit mir abgibst, weil ich diesem anderen Kerl ähnlich sehe. Sie machen sich lustig über mich! Und du machst dich auch lustig über mich und behandelst mich, als wäre ich lediglich...nützlich!“

„Entschuldige, Kleiner!“ erwiderte Peter unerwartet sanft: „Ich kann manchmal ein echtes Arschloch sein. Das hast du nicht verdient! Ich will auch, dass du weißt, dass ich dich nicht so sehe, als `nützlich´!“ Er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Und was es die Anderen betrifft: Die kennen dich überhaupt nicht! Sie machen sich nicht lustig über dich, sondern über MICH, diese kleinen Penner! Aber das ist mir vollkommen egal!“

Emanuel wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und murmelte:

„Ich sollte trotzdem gehen. Und vielleicht sollten wir uns auch nicht wiedersehen!“

Emanuel wollte verschwinden, doch Peter hielt ihn immer noch am Arm:

„Was ist los mit dir?“ wollte er wissen:

„Fuck!“ rief Emanuel aus und aus jedem Augenwinkel kullerte nun eine Träne:

„Hey, nicht doch!“ sagte Peter und zog den Kopf des Jüngeren an seine Brust.

Eine Weile verharrten sie in dieser Position, ehe Emanuel sein Haupt wieder hob und sagte:

„Ich bin so ein verdammter Idiot!“ Peter blickte ihn fragend an und einen Augenblick später rang der junge Mann sich dazu durch auszusprechen, was in ihm vorging: „Ich fange an mich zu verlieben, Mann!“ Er sprach sehr leise.

Peter riss die Augen weit auf, ohne etwas zu erwidern.

Emanuel gelang es nun doch noch, sich loszumachen und wiederum lief der Junge vor Peter weg.

Einen Moment lang dachte dieser genervt darüber nach, ihn einfach ziehen zu lassen, doch aus irgendeinem Grund rannte er ihm dann doch hinterher, packte ihn an beiden Armen; nicht besonders sanft, funkelte ihn böse an und schimpfte:

„Ich habe bald genug davon, dich immer wieder einzufangen. Du bleibst jetzt hier, kapiert?“

Emanuels Augen weiteten sich ein kleines bisschen erschrocken über die barsche Ansprache.

Dann nickte er.

Peter löste ein seiner Hände und strich damit sacht über Emanuels Wange:

„Verlieb´dich lieber nicht in mich! Das ist nicht besonders schlau! Ich bin echt kein guter Kerl! Und du bist ein wirklich lieber Junge!“

„Zu spät!“ erwiderte Emanuel. Sie blickten einander eine ganze Weile wortlos an und schließlich wollte Emanuel wissen: „Was ist denn mit dir? Bist du ein Mörder oder so etwas?“

„Das und Schlimmeres!“ erwiderte Peter sehr leise: „Ich lasse dich jetzt los. Lauf´weg, wenn du willst.“

Emanuel blieb.

Er schaute Peter weiterhin in die Augen, streckte seine Fingerspitzen nach ihm aus und fuhr damit sanft über seinen Oberkörper:

„Bist du im Knast gewesen?“ wollte Emanuel wissen.

Peter schüttelte den Kopf:

„Willst du mir etwas antun? Wirst du mir wehtun, Peter?“ er klang wahnsinnig jung in diesem Moment.

Wieder ein Kopfschütteln des Älteren:

„Hab´ ich nicht vor!“

„Haben die, die du getötet hast, den Tod verdient?“ fragte Emanuel weiter:

„Wer entscheidet das?“ fragte Peter zurück und nachdenklich fügte er hinzu: „Die Kids da drinnen verhalten sich mir gegenüber nicht ohne Grund so, wie sie es tun. Ich bin übel! Ich will dir nichts tun Emanuel, denn ich habe dich gern. Ich genieße deine Gesellschaft und zwar nicht deswegen, weil du aussiehst wie Stiles oder weil du mir lediglich gelegen kommst. Ich schlafe gern mit dir. Ich rede auch gern mit dir. Aber wenn ich ehrlich bin denke ich, du kannst es auf die Dauer besser treffen. Such´ dir einen netten Jungen in deinem Alter; jemanden, den du deiner Mutter vorstellen kannst!“

Emanuel stellte sich ein wenig auf die Zehen, schlang die Arme um Peters Nacken und küsste ihn:

„Wie schon gesagt: Zu spät!“ flüsterte er.
 

„Was macht DER hier?“ herrschte Tamara Scott an und deutete auf Damian.

Scott blieb ruhig und erklärte:

„Damian hat sich meinem Rudel angeschlossen. Er gehört jetzt zu mir!“

Tamara kniff die Augen zusammen, doch dann nickte sie.

Sie und auch Lucius hatten je zwei ihrer Betas bei sich und so herrschte ein ausgewogenes Kräfteverhältnis im Raum.

Und dann war da auch noch das grimmige, sechzehnjährige, menschliche Mädchen an Tamaras Seite. Derek hatte Scott erzählt, wer sie war. Sie war Tamara Craigs Anker und Scott war erleichtert, dass sie hier war.

Der Schreiber im Raum verlas noch einmal die Verhandlungsergebnisse der vergangenen Tage. Tamara nahm alles nickend hin, doch an einer Stelle protestierte sie heftig. Es ging um eine Naturschutzgebiet in Südkalifornien:

„Abrams hat es hergegeben?“ fragte sie fassungslos: „Es gehört seit Jahrhunderten zum Revier meines Rudels. Meine Leute treffen sich dort an Vollmond und verwandeln sich.“ Sie sprang von ihrem Stuhl auf und brüllte mit rot leuchtenden Augen:

„Ich bin damit unter gar keinen Umständen einverstanden!“

Lucius stand ebenfalls auf und knurrte.

Scott war klar, das Tamara überreagierte wegen der Hormonumstellung, welche sie durchmachte. Lucius dagegen hielt so aggressiv dagegen, weil er noch immer unter den Verletzungen durch Abrams litt. Sein Geruch verriet das deutlich.

Umso mehr bemühte Scott sich nun um Gelassenheit. Er blieb sitzen und sagte so leise, dass alle Anderen ganz still sein mussten, um ihn zu hören:

„Sprechen wir darüber, Tamara. Darum sind wir hier!“

Das konnte noch ein sehr langer Tag werden, wenn er schon so anfing, dachte der wahre Alpha bei sich und holte sich durch einen Seitenblick Kraft bei seinem Adjutanten.
 

„Gehen wir zurück zu den Anderen?“ wollte Peter wissen.

Emanuel zuckte mit den Schultern:

„Meinst du, sie wollen mich dabei haben?“

Peter grinste:

„Ich denke, sie hätten DICH mit Sicherheit viel lieber bei sich, als MICH! Und deshalb will ich auch unbedingt mit ihnen kommen, um ihnen nach allen Regeln der Kunst auf den Wecker zu gehen!“

Emanuel schüttelte schmunzelnd den Kopf:

„Weißt du was? Genau dafür mag ich dich!“ erklärte er:

„Huh? Was meinst du?“ wollte Peter wissen:

„Ich spreche von diesem Humor, dieser Leichtigkeit, dieser Persistenz...!

„Oh, Baby! Ich liebe es, wenn jemand mit Fremdworten um sich wirft!“ raunte Peter und zog Emanuel mit einem Ruck an sich.

Der junge Mann hob lächelnd den Kopf, warf Peter einen warmherzigen Blick zu und fuhr fort: „Nein im Ernst: Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll? Du bist stark, lustig...überraschend! Egal, was du behauptest für ein Ungeheuer zu sein: Ich hab dich gern, Peter!“

Der Ältere küsste ihn auf die Stirn und führte ihn zurück in den Frühstückssaal, wo die anderen gerade ihre Mahlzeit beendeten:

„Ihr habt Glück!“ behauptete Peter: „Euer öder Ausflug in die Natur wird von meinem Süßen und mir begleitet und aufgewertet, ehe ihr vor Langeweile umkommt. Weinberge! Yeah! Das wird Spitze!“

Er kicherte.

Emanuel und Stiles kicherten auch.

Malia und Danny runzelten die Stirn.
 

In der Mittagspause zog sich Scott mit Derek und Damian in den Wald zurück, damit sie ungestört reden konnten. Scott massierte sich die Stirn mit den Fingerspitzen:

„Diese Tamara Craig verhält sich total irrational! Warum provoziert sie Lucius in einem fort? Warum stellt sie alles in Frage?“

„Sie ist normalerweise nicht so!“ bemerkte Damian: „Eigentlich hatte ich sie immer recht gern! Ich glaube, sie weiß, was ich bin, aber sie hat mir nie das Gefühl gegeben, dass sie mich ablehnt. Ich verstehe es auch nicht!“

„Ich schon!“ erklärte Derek: „Scott, du weißt nicht, wie es ist, wenn man einen Alpha tötet und dann seine Macht erhält! Es ist wie eine Naturgewalt! Ich hätte damals am liebsten jedes lebende Wesen getötet und in Stücke gerissen! Es hat Wochen gedauert, ehe ich wieder einigermaßen klar denken konnte. Sie hatte nicht einmal vierundzwanzig Stunden. Ich finde, dafür schlägt sie sich großartig! Und ihr dürft auch nicht vergessen, dass die Erwartungen ihres ganzen riesigen Rudels auf ihren Schultern ruhen. Sicherlich fürchtet sie, dass sie die nächste Alpha ist, die durch einen ihrer Leute zu Tode kommt, wenn sie einen Fehler macht oder schwach wirkt. Du solltest es dir zunutze machen, dass Lucius vergleichsweise gefasst und vernünftig wirkt. Und du solltest Tamara ein wenig den Rücken stärken und ihr deine Führung anbieten, denn das braucht sie jetzt!“
 

Peter hätte es nie zugegeben, doch der Trip ins Weinbaugebiet war nicht die dümmste Idee gewesen. Es war wirklich schön hier: Der Blick über die sanft geschwungenen Hügel, die frische Luft - längst nicht so öde, wie er gedacht hätte.

Und er genoss seine Gesellschaft. Seit sie aufgebrochen waren, hatte er keinen Moment lang aufgehört, mit Emanuel Körperkontakt zu halten: Er legte ihm seinen Arm um die Taille, küsste ihn oder hielt seine Hand. Er wollte damit etwas klarstellen: Malia, Danny und Stiles sollten sehen, dass der Junge mehr für ihn war, als ein Zeitvertreib. Und Emanuel wollte er damit ein wenig Sicherheit zurückgeben.

Er war wohl heute in großzügiger Stimmung.

Und überrascht stellte er fest, dass sich auch in ihm selbst etwas veränderte. Es war irgendwie nett, wie sich dieser Junge vertrauensvoll an ihn schmiegte; die Tatsache das ER seine Nähe wollte, ganz anders als andere Leute, die ihm immer wieder überdeutlich deutlich zeigten, dass er seine Pfoten gefälligst bei sich behalten möge und ihm mit dem Elektroschocker drohten.

Peter war sich bewusst, dass das alles vorbei wäre, sobald Emanuel erführe wer und was er wirklich war, doch das hinderte ihn nicht daran, den jetzigen Moment zu genießen.
 

Der Nachmittag zog sich hin, doch langsam begann Scott, Licht am Horizont zu sehen. Die Reviergrenzen waren geklärt, Verträge für gegenseitige Wiedergutmachung waren erstellt und warteten nur noch darauf unterzeichnet zu werden.

Jetzt ging es im Grunde nur noch darum, die hochgekochten Gefühle und die, über Jahrzehnte gewachsene Feindschaft zu befrieden. In gewisser Weise vielleicht die schwerste Aufgabe von allen, aber mit der neuen Spielerin war vielleicht ein Anfang zu machen, hoffte Scott.

Tamara würde eine großartige Alpha werden. Selbst in ihrem gegenwärtigen Zustand war das für Scott absehbar. Für sie zählte allein das Wohl ihres Rudels, keine kleinlichen, egozentrischen Machtüberlegungen.

Und in diesem Augenblick überraschte Lucius Alle damit, dass er etwas zu sagen hatte:

„Es gibt etwas, über das ich nicht länger schweigen möchte, denn es ist unwürdig.“ begann er mit belegter Stimme: „Tamara, du weißt, dass es zwischen unseren Rudeln immer schon Feindschaft gegeben hat. Was du vielleicht nicht weißt ist, dass der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat der Mord Abrams an meinem Adjutanten gewesen ist. Erst an diesem Punkt habe ich den Krieg erklärt. Christian und Abrams Sohn waren...“ Er stockte. >

`Doch Nein!´ schalt er sich innerlich selbst: Er hatte es begonnen und nun würde er es auch zu Ende führen, wie ein Erwachsener: „Christian und Damian waren ein Paar. Abrams konnte es nicht ertragen, seinen Jungen in Christians Armen zu sehen. Und ich habe meinen Freund nicht ausreichend beschützt, weil ich wütend über diese Verbindung war; wütend über das, was er war. Und nun ist der beste Freund, den ich jemals hatte nicht mehr bei mir. Bloß weil ich Angst hatte! Bloß weil mich davor gefürchtet habe, dass man das, was er war auch über mich denken könnte! Heute würde ich es liebend gern in Kauf nehmen, dass man mich dafür hält, wenn es mir meinen Bruder zurückbringen würde. Ich war dumm! Ich war so wahnsinnig dumm! Selbst jetzt fällt es mir noch schwer, das Wort zu sagen! Schwul! Christian war schwul und er war die wichtigste Person in meinem Leben!“ Lucius wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

Seine Betas blickten ihn entsetzt an und als sich nun Tamara erhob und um den Tisch herum auf ihn zutrat, erhoben sie sich knurrend. Tamara ignorierte die Männer und blickte dem anderen Alpha fest in die Augen:

„Dein Verlust tut mir wahnsinnig leid!“ sagte sie leise.

Und dann tat sie etwas Unfassbares: Sie umarmte Lucius!

Als sie sich wieder löste, erklärte sie fest:

„Ich möchte jetzt die Verträge unterschreiben!“
 

Nach dem endgültigen Abschluss dieser elend langen, quälenden Verhandlungen, als man im Begriff war auseinanderzugehen, hörte Derek zufällig, das Caitlyn ihrer Schwester etwas zuraunte:

„Ich muss dir etwas erzählen, Sis; etwas über mich. Ich habe es mich bislang nicht getraut. Ich dachte du verstehst es nicht. Nach heute sehe ich das anders. Können wir in unser Zimmer gehen.“

Derek fing den Blick der Kleinen auf und zwinkerte ihr aufmunternd zu. Ihr Sinn für Timing war vielleicht nicht der Beste, doch er wünschte ihr Glück.
 

Zurück im Zimmer griff Derek nach seinem Handy und wählte die Nummer:

„Hey Liebling! Wo seid ihr in drei bis vier Stunden?“

Schweigen am Ende der Leitung.

Dann endlich Stiles Stimme:

„Heißt das, ihr seid da unten endlich durch?“

„Ja, Gott sei Dank! Alles ist gut! Ich erzähle dir alles, wenn wir uns sehen!“ erwiderte Derek:

„Mal sehen!“ erwiderte Stiles schelmisch: „Vielleicht finden wir für deinen Mund dann auch eine sinnvollere Beschäftigung?“

„STILES!“ rief Derek entgeistert aus.

Stiles lachte:

„Was denn? Ich hatte ans Küssen gedacht, aber falls du andere Ideen hast...!“

„Gott, ich kann es nicht erwarten, wieder bei dir zu sein!“ murmelte Derek:

„Frag´ mich mal?“ gab Stiles zurück.
 

Wenig später saßen Scott, Derek und Damian auf gepackten Koffern in ihrem Zimmer und blickten einander müde an:

„Ich würde dich gern mit nach San Francisco nehmen, Damian!“ verkündete Scott: „Wie sieht´s aus? Willst du?“

„Hab´ nichts Besseres vor!“ entgegnete der junge Werwolf.
 

Als die drei im Camaro saßen und bereit waren zur Abfahrt, tauchte Tamara noch einmal auf und klopfte auf die Scheibe auf der Fahrerseite. Derek ließ das Fenster herunter und blickte in die großen kohleschwarzen, ängstlichen Augen der Alpha:

„Was kann ich für dich tun?“ wollte er wissen:

„Dürfte ich dich demnächst mal anrufen? Es gibt etwas, wobei ich vielleicht deinen Rat brauche; etwas Privates!“

Derek nickte, holte Zettel und Stift aus dem Handschuhfach und notierte seine Handynummer. Er überreichte ihr das Stück Papier mit den Worten:

„Denk´ daran: Es sind nicht Drogen, es ist keine ungewollte Schwangerschaft, sie mag einfach bloß Mädchen! Es gibt Schlimmeres, Tamara!“

Die Alpha legte den Kopf schief:

„Woher weißt du...? wollte sie wissen:

„Nennen wir es `Gaydar´!“ erwiderte Derek zwinkernd.

Sie verabschiedeten sich mit einer Umarmung durch das Autofenster und dann startete Derek den Wagen.

Eine Stunde später, die drei hatten sich gerade ein paar Burger geholt und waren nun wieder unterwegs auf dem beinahe ausgestorbenen Highway, was ungewöhnlich war für einen Freitagabend, da blickte Derek in den Rückspiegel und beobachtete seinen Alpha und dessen neuen Beta, die sich ihre Burger und Pommes in den Mund stopften und kicherten, während sie sich lustige Youtube-Videos auf ihren Handys anschauten.

Derek lächelte. Der wahre Alpha durfte sich nun endlich wieder in den netten, lustigen Zwanzigjährigen zurückverwandeln, der er war und zu Atem kommen.

Gut!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hatschepueh
2016-08-27T08:57:13+00:00 27.08.2016 10:57
So, ich bin wieder da und hab ziemlich viel nachzuholen. Das werde ich unmöglich an einem Tag schaffen aber zum Glück verlangt das ja auch keiner von mir. XD
Erst beim lesen hab ich gemerkt wie sehr ich deine FFs vermisst habe. Es fällt so leicht beim lesen alles um sich herum zu vergessen und ganz in die Geschchte einzutauchen... So wie am Anfang bei dem Telefongespräch zwischen Derek und Stiles. Fast konnte ich mir vorstellen wie ich so wie Damien dabeigewesen wäre und Derek zugehört habe.
Die Geschichte zwischen Emanuel und Peter scheint langsam wirklich ernst zu werden und ich hoffe Emanuel macht keinen Fehler. Langsam hab ich ihn irgendwie lieb gewonnen. Aber Peter scheint wirklich was an ihm zu liegen das lässt hoffen.
Und vor allem ist mir mal wieder deutlich geworden wie sehr sich Derek verändert hat seit er mit Stiles zusammen ist. Früher hätte er sich nie von einem fast Fremden umarmen lassen oder seine Hilfe angeboten.
Freu mich schon auf das Wiedersehen.
Antwort von:  GingerSnaps
27.08.2016 11:09
Lass´ Dir Zeit und viel Spaß beim Lesen. Es schmeichelt mir ungemein, dass Dir meine Geschichten so gefallen, dass sie Dir sogar fehlen.
Ich sage mir zwar immer, ich schreibe für MICH und damit es MIR gefällt, auch wenn es keinem Anderen irgendetwas sagt, was mein Hirn da für Blödsinn ausspuckt, aber wenn dann doch so ein liebes Feedback kommt, ist dass schon toll! :-)))
Herzlich
Ginger


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