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Im Krieg und in der Liebe

... sind alle Waffen erlaubt
von

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Eine Grillplatte für 2, bitte!

„Yuki! Komm ins Wasser! Es ist so schön warm!“, ruft mir Sakura aus dem Becken zu.

 

„Wovor hast du Angst? Wir sind doch unter uns“, pflichtet ihr Shizune bei.

 

„Schämst du dich etwa? Du hast doch eine super Figur!“, versucht auch Tsunade mich zu animieren, aus der Umkleidekabine herauszukommen.

 

Ich schlucke. Nach einem kurzen Blick an meinen Körper nach unten, greife ich mir so viele Handtücher, wie ich nur kann. Eines wickle ich mir um meine Brust und den Bauch. Mit zwei weiteren verhülle ich meine Arme und ein Handtuch schlinge ich mir nochmals als Rock um die Hüften, sodass der Großteil meiner Beine verdeckt bleibt.

 

„Ich – Ich komme gleich!“, rufe ich nach draußen.

 

So, Yuki! Jetzt nur keine Panik. Es ist nur ein Bad, rede ich mir Mut zu. Ich öffne meine Kabine und watschle aufgrund meiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit zum Außenbecken.

Die drei sehen zu mir auf, als ich durch die Tür komme.

 

„HAHAHAHA!“, brechen alle drei in Gelächter aus.

 

„Wie siehst du denn aus?“, prusten sie. Die Röte schießt mir ins Gesicht und ich steige mit samt den Handtüchern zu ihnen ins Wasser.

Den schelmischen Blickkontakt meiner drei Badebegleitungen bemerke ich nur leider zu spät. Kaum habe ich begriffen, was sie vorhaben, haben sie mir die Handtücher auch schon vom Körper gerissen.

 

„AHHH!“, schreie ich auf, nehme schützend meine Hände vor die Brust und tauche bis zur Nase ins Wasser. Doch sie konnten es sehen. Ich lese es an ihren versteinerten Gesichtern ab. Aus Scham blubbere ich mit der Nase Blasen ins Wasser. Sie haben es gesehen, denke ich und versuche Blickkontakt mit ihnen zu vermeiden.

 

„Yuki…“, fängt Tsunade an, kommt jedoch ins Stocken.

 

„Hast du - ? Ich meine – ist das der Grund, warum du nicht mit wolltest und warum du so viele Handtücher umgewickelt hast?“, fragt sie schließlich.

 

Ich nicke.

 

„Ist das auch der Grund, warum du immer lange Sachen trägst? Das ist mir nämlich auch schon aufgefallen, habe mir aber nichts weiter dabei gedacht!“, fragt Sakura.

 

Ich nicke.

 

„Woher kommen die ganzen Narben?“

Ein Schauer durchfährt mich. Shizune hat es ausgesprochen. Narben. Mein ganzer Körper ist voll davon. Bis auf mein Gesicht, ist fast jeder Körperteil davon übersät. Mit Narben. Noch immer sehe ich keiner von ihnen ins Gesicht. Meine Augen ruhen auf dem von Wellen aufgewühlten Wasser. Ich warte darauf, dass es sich beruhigt. Oder warte ich darauf, dass sich mein Herzschlag beruhigt?

 

„Stammen die Narben aus einem Kampf?“ Mit dieser Frage reißt mich Sakura aus meinen Gedanken.

 

„Nein. Würden sie aus Kämpfen stammen, würde ich mich nicht dafür schämen“, antworte ich.

 

„Sag nicht, das haben dir die Entführer von damals angetan!?“, platzt es aus Tsunade heraus.

 

Ich schweige.

 

„Also stimmt es?“, Tsunades Stimme wird schwächer. Ich lasse meinen Blick vom Wasser ab und sehe zu ihr herüber. Ihr ganzer Körper ist angespannt.

 

„Es ist nicht deine Schuld, Tsunade!“, versuche ich sie zu beruhigen.

 

„Was ist denn damals passiert?“, fragt nun Shizune.

 

„Also gut, ich erzähle es euch“, beginne ich.

 

„Diese Entführer damals waren Ninja, die den Auftrag hatten, Testpersonen unterschiedlichsten Alters zu entführen und in eine versteckte Einrichtung zu bringen.“

 

„Testpersonen?“, fragt Tsunade.

 

„Versteckte Einrichtung?“, fragt Shizune.

 

„Wenn ihr mich nicht unterbrechen würdet, würde ich es erklären!“, fahre ich sie an. Ich räuspere mich kurz.

 

„Die versteckte Einrichtung wurde von einem Iryonin geleitet.“, fahre ich fort.

 

„Ein IRYONIN?!“, unterbrechen sie mich alle drei im Chor.

 

„RUHE!“, brülle ich sie an.

 

„Die Einrichtung diente dazu, neue medizinische Jutsus und Techniken zu testen. Dazu benötigten sie Testpersonen. Doch wir waren wie Ratten in einem Käfig. Es gab täglich Todesopfer durch die immer neuen Versuche. Als ich in die Einrichtung gebracht wurde, waren es mit mir circa 100 Testpersonen. Ich gehörte zu den Jüngsten damals. Wir wurden in kleinen Einzelzellen untergebracht, in denen wir mit beiden Händen an die Wand gefesselt wurden, um zu vermeiden, dass man Jutsus anwenden konnte. Es wurde nicht überprüft, ob eine Testperson ein Ninja war oder nicht. Sie gingen einfach auf Nummer sicher.“

 

Ich atme tief durch.

 

„Vier Jahre lang war ich dort eingesperrt. Und jeden Tag kamen sie. Sie spritzten mir neu entwickelte Medikamente oder Viren, zu denen sie ein neues Medic-Ninjutsu entwickelt haben, um es zu testen. Sie probierten neue Operationsmethoden an uns aus und schnitten uns überall am Körper auf. Ohne uns vorher zu betäuben. Ohnmächtig wurden wir schließlich auch durch die Schmerzen. So sparten sie Kosten. Daher kommen die Narben.“

 

Als ich kurz aufsehe, sehe ich in drei kreidebleiche Gesichter. Ich fahre fort:

„Durch dein Training, Tsunade, konnte ich länger überleben als andere. Jeden Abend in meiner Zelle versuchte ich mich selbst zu heilen. Das war mit gefesselten Händen nur nicht so leicht. In dieser Zeit entwickelte ich meine Fähigkeit, Jutsus ohne Fingerzeichen zu formen. Das trainierte ich jeden Abend. Ebenfalls in der Hoffnung, eines Tages dadurch ausbrechen zu können. Täglich starben dort „Patienten“- so wurden wir von den Iryonin genannt. Da konnte ich doch nicht einfach untätig rumsitzen und auf meinen Tod warten.“

 

Ich mache eine Pause. Mein Körper zittert bei den Gedanken an diese Zeit. Shizune kommt näher und nimmt mich kurz in den Arm.

 

„Als ich meine Jutsus schließlich auch ohne Fingerzeichen vollends beherrschen konnte, plante ich einen Ausbruch. Ich wartete auf die Nacht. Um mich von den Fesseln zu befreien, ließ ich Nacht für Nacht meine Handschellen gefrieren, um sie mit der Zeit spröde zu machen. So konnte ich die Fesseln mit geringem Kraftaufwand zerbrechen. Mit einer Spritze, die ein Mitarbeiter in meiner Zelle fallen ließ und die ich dort über mehrere Tage vor ihnen versteckte, brach ich das Schloss in meiner Zelle auf. Ich schlich mich von hinten an einen Nachtwächter heran, klaute ihm ein Kunai und schnitt ihm damit die Kehle durch. Ich versuchte so leise wie möglich vorzugehen. Ich erledigte die restlichen Nachtwächter nach ähnlichem Muster und befreite die anderen Insassen. Es waren nur noch 23 andere, die mit mir überlebten. Sie flohen in die Nacht hinaus. Völlig kraftlos und verzweifelt. Ich habe nie wieder jemanden von ihnen gesehen.“

 

„Und du? Bist du auch in dieser Nacht auf und davon?“, fragt Shizune.

 

„Nein“, mein Gesichtsausdruck verdunkelt sich.

 

„Ich wartete auf den nächsten Morgen. Ich wartete darauf, dass die Mitarbeiter wieder in die Einrichtung kamen.“ Ich sehe erst Shizune, dann Tsunade in die Augen. Dann blicke ich wieder aufs Wasser.

 

„Ich tötete sie alle“, sage ich kalt. Ich muss nicht hinsehen, um zu wissen, dass die drei mich mit Entsetzen ansehen.

 

„Alle, bis auf einen“, füge ich hinzu. „Einer konnte entkommen. Er war damals selbst noch ein Kind. Er war in etwa so alt wie ich und lernte in dieser Einrichtung Medic-Ninjutsu. Er war genauso gefühlskalt wie die anderen Mitarbeiter. Doch mir gegenüber, war er…. fast schon nett. Er behandelte mich anders als die anderen. Er schmuggelte Extra-Essen in meine Zelle und unterhielt sich oft mit mir. Ich verschonte ihn damals, weil er mir das Leben in diese Einrichtung erträglicher machte.“

Ich balle meine Hände zu Fäusten.

 

„Aber jetzt habe ich erfahren, dass er für Orochimaru arbeitet und ich bereue es, damals Mitleid mit ihm gehabt zu haben!“, ich beiße meine Zähne zusammen, um nicht laut los zu schreien.

 

„Warte! Orochimaru?!“, entfährt es Sakura.

 

„Du meinst doch nicht etwa Kabuto, oder?“, fragt Tsunade.

 

Erstaunt sehe ich sie an.

 

„Doch! Kabuto Yakushi! Ihr kennt ihn?“, frage ich sichtlich überrascht.

 

Sie nicken alle.

 

„Er hat uns schon einige Probleme bereitet“, fängt Tsunade an.

 

Sie erzählt mir von ihrer Auseinandersetzung mit Kabuto und Sakura erzählt mir von ihren ersten Chinin-Prüfungen, bei denen Kabuto als Spion tätig war. Sie erzählt mir auch von ihrem Schwarm und ehemaligen Teamkollegen Sasuke, der ebenfalls zu Orochimaru gegangen ist.

 

„Es tut mir leid!“, sage ich schließlich. Sie sehen mich verwundert an.

 

„Es tut mir leid, dass ich Kabuto damals gehen ließ! Wenn – wenn ich ihn damals getötet hätte, wie die anderen, hättet ihr jetzt vielleicht diese Problem nicht!“

 

Ich mache mir Vorwürfe und ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen steigen. Tsunade nimmt mich in den Arm.

 

„Es ist nicht deine Schuld. Rede nicht so einen Unsinn. Und wegen deiner Narben brauchst du dich nicht zu schämen. Im Gegenteil! Du solltest sie zeigen, denn sie zeugen von deiner Stärke, deinem Mut und deinem Durchhaltevermögen“, sie lächelt mich aufmunternd an.

 

„Ist das dein Ernst?“, frage ich mit Tränen in den Augen.

 

„Aber natürlich! Du bist…“ Weiter kommt Tsunade in ihrem Satz nicht, als wir aus dem Männerbad plötzlich bekannte Stimmen hören.

 

„HEY! Kauziger Bergeremit! Warte doch auf uns!“, hört man Naruto brüllen.

 

„HEHEHE! Kommt schon trödelt nicht rum! Wir wollen doch BADEN gehen!“, trällert Jiraiya.

 

„Hö? Kakashi? Was machst du denn hier?“, hört man nun Gai sagen.

 

„Sensei Kakashi?“, sagt Naruto.

 

Was? Kakashi? War er etwa die ganze Zeit schon drüben im Männerbad? Hat er unsere Gespräche etwa alle mitgehört? Bei dem Gedanken daran schießt mir die Röte ins Gesicht.

 

„Hi!“, sagt nun Kakashi.

 

Tatsächlich! Er ist wirklich hier! Oh nein, wie peinlich.

 

„KAKASHIIII! Was machst du hier?“, fragt Gai nun noch einmal nach, nachdem seine Frage noch nicht beantwortet wurde.

 

„Nun, du sagtest vorhin, du gehst mit baden, um zu verhindern, dass Jiraiya die Mädchen ausspannt. Aber irgendjemand muss doch darauf aufpassen, dass DU nicht auch die Mädchen ausspannst.“, antwortet Kakashi gelassen.

 

„WAAAAS?! Wofür hältst du mich eigentlich?“, fährt ihn Gai empört an.

 

„Hihihi“, hört man Jiraiya schelmisch kichern.

 

Tsunade sieht zur Trennwand, die das Männer- und Frauenbad voneinander trennt. Sie entdeckt etwas.

 

„JIRAYA!“, brüllt sie, als sie sein Auge in einem Loch in der Wand erkennt. Sie nimmt ein kleines Steinchen vom Beckenrand, legt es flach auf die Hand, zielt und schnippt das Steinchen direkt durch das Loch.

 

„AUAAAAA!“, hört man von Jiraiya mit einem lauten PLATSCH.

 

Tsunade lächelt zufrieden.

 

„Das hast du davon“, sagt Naruto nur.

 

„Geschieht dir recht“, sagt Gai.

 

„Ihr seid gemein!“, jammert Jiraiya, als er wieder auftaucht. „Kakashi sag doch auch mal was!“

 

Kakashi bleibt stumm. Ob er wohl mit Maske badet, frage ich mich.

 

„Hehehe“, kichert Jiraiya nun, als hätte er eine neue Idee.

 

„Hey, Kakashi! Wie wäre es, wenn du mir hier ein wenig hilfst?“, fängt er nun an, seine Idee zu erklären.

 

„Hm? Wieso sollte ich?“, fragt Kakashi.

 

„Ich wusste, dass du das fragst! Na ganz einfach! Ich, als  Autor, muss nun mal ein paar Nachforschungen tätigen. Das verstehst du doch sicher. Ich biete dir nun an, mir bei meinen Nachforschungen für meinen nächsten Band zu helfen. Im Gegenzug dafür, würde ich dich natürlich in der Danksagung erwähnen. Naaaa?“, beendet Jiraiya nun seine Ausführungen.

 

„ICH? In der Danksagung des nächsten Flirtparadises?“, fragt Kakashi hörlich begeistert.

 

Plötzlich ist alles still. Jeder erwartet gespannt seine Entscheidung. Nach einer halben Ewigkeit, hat er eine Entscheidung getroffen.

 

„Nun gut, Jiraiya. Das Angebot ist einfach zu verlockend! Du sammelst deine Informationen und ich versuche, Naruto und Gai von dir fern zu halten. Ist das in Ordnung für dich?“

 

„Das ist mehr als in Ordnung!“ Jiraiya singt seine Antwort förmlich.

 

Es entbrennt ein heftiger Kampf drüben im Männerbad. Doch noch bevor Jiraiya es schafft sich wieder an dem kleinen Guckloch zu positionieren, verlassen wir alle kommentarlos das Becken. Sein enttäuschter Schrei ist bis außerhalb der Badeeinrichtung zu hören, als wir uns auf dem Weg nach Hause machen.

 

Völlig erholt komme ich in meiner kleinen Wohnung an. Es tat wirklich gut, sich alles von der Seele zu sprechen, denke ich. Und auch das Bad war herrlich. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr entscheide ich mich, mich langsam für mein Treffen mit Kakashi zurecht zu machen. Ich weiß, er hat gesagt, es ist nur ein Treffen unter Freunden, aber irgendwie habe ich doch das Gefühl mich hübsch machen zu müssen. Oder ist das übertrieben? Sollte ich mich nicht einfach ganz normal kleiden? Mit meiner inneren Zerrissenheit stehe ich vor meinem Kleiderschrank. Es ist zwar nicht sehr viel drin, aber offensichtlich reicht es, um eine gefühlte Ewigkeit zu benötigen, mir etwas aus meinen neuen Sachen zusammenzustellen. Kakashi hat unser Gespräch im Bad mitbekommen. Er weiß also von meinen Narben. Soll ich etwas Freizügigeres tragen, um zu zeigen, dass ich mich nicht mehr dafür zu schämen habe? Aber die Wahrheit ist, ich schäme mich noch immer dafür. Keiner hat je meine Narben gesehen. Bis auf heute. Vielleicht gehört das ja zu meinem Neustart in mein neues Leben dazu? Ich entscheide mich also für ein knielanges, mit Blumen besticktes Sommerkleid. Das Kleid selbst ist weiß, doch die grünen und roten Blumen sowie die schwarzen und braunen Sprenkel zwischen den Blumen geben dem Kleid etwas Aufregendes. Ich drehe mich damit vor dem Spiegel hin und her. Ich komme mir glatt vor wie ein Teenie, der sein erstes Date hat. Ich schüttle meinen Kopf so stark, dass mir kurz schwindelig wird. Das ist kein Date!, rede ich mir ein. Ich überlege mir, wie ich meine Haare tragen soll. Ich nehme meine langen, gewellten Haare und halte sie mir zu einer Hochsteckfrisur. Schnell lasse ich sie wieder fallen. Viel zu übertrieben, denke ich und entschließe mich, sie offen zu tragen. Auch schminken kommt für mich nicht in Frage. Mal abgesehen davon, dass ich noch keine Schminksachen besitze, war ich schon immer eher der natürliche Typ. Ich blicke noch ein letztes Mal in den Spiegel. Zufrieden mit dem, was ich sehe, verlasse ich meine Wohnung und mache mich auf Richtung Park, in dem ich Kakashi in knapp 15 Minuten treffen soll.

 

Da Kakashi noch nicht zu sehen ist, setze ich mich auf eine Bank, um auf ihn zu warten. Ich warte. Und warte. Und warte… Ich sitze schon eine gefühlte Ewigkeit auf dieser Bank und in der vergangenen Stunde sind einige Personen vorbeigekommen, die ich nicht kannte. Alle starrten mich mit einer Mischung aus Verwunderung und Entsetzen an, als sie meine vernarbten Beine sahen. Ich habe versucht mich vor ihren Blicken zu schützen, indem ich meine  Arme um mich schlang. In der zweiten Stunde, die ich dort warte, ist es mir schon egal, wie die Leute auf mich reagieren. Doch Kakashi ist noch immer nicht da. Hat er mich etwa vergessen? Das kann ich mir nicht vorstellen! Schließlich hat ER doch das Treffen vorgeschlagen. Er ist uns sogar ins Bad gefolgt. Nein, er hat mich nicht vergessen, komme ich zum Schluss. Inzwischen ist es 10 Uhr abends und es ist schon ziemlich kühl und dunkel geworden, als ich etwas hinter mir rascheln höre. Vor Schreck springe ich von der Bank auf und gehe in Kampfposition.

 

„Ganz ruhig! Ich bin es.“ Kakashi kommt langsam hinter dem Baum vor, von dem er herunter gesprungen ist.

Mir fällt ein Stein vom Herzen.

 

„Ich habe dich wohl erschreckt!“, es klingt, als würde ihn das amüsieren.

 

„Idiot!“, fahre ich ihn an.

 

Er bleibt verwundert stehen und legt den Kopf schief.

 

„Was fällt dir eigentlich ein, so spät hier aufzutauchen? Ich warte hier seit 3 Stunden!“, ich schreie schon fast. Er bleibt immer noch ruhig stehen.

 

„Ich habe mir Sorgen gemacht“, flüstere ich nun.

 

„Ich dachte, dir wäre was passiert“, gestehe ich.

 

Er sieht mich mit einer Mischung aus Reue und Nachdenklichkeit an.

 

„Es tut mir leid!“ Seine Worte klingen sehr ehrlich. Er kommt noch ein paar Schritte auf mich zu und mustert mich.

 

„Mir gefällt dein Kleid!“, bricht er die Stille.

 

Ich bin froh, dass es schon dunkel ist, denn die Röte schießt mir schneller ins Gesicht als Naruto „Nudelsuppe“ sagen kann.

 

„D-Danke…“, meine Stimme ist zittrig. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich durch dieses Kompliment vor den Kopf gestoßen wurde oder daran, dass es schon so kalt geworden ist. Kakashi legt eine Hand auf meinen Rücken und deutet mir an, in Richtung Innenstadt zu gehen.

 

„Komm! Lass uns etwas essen gehen. Du hast sicher Hunger nach der langen Warterei.“ Er wirkt cool wie immer. Er trägt seine alltägliche Trainingskleidung. In dem Moment, in dem mir das auffällt, bin ich heilfroh, mir keine Hochsteckfrisur gemacht zu haben. Er sieht es wohl wirklich nicht als Date, denke ich.

 

Wir entscheiden uns für ein Grill-Restaurant, das Kakashi wohl von Asuma und seinem Team empfohlen wurde. Wenigstens sorgen die Grills für eine angenehme Wärme. Kakashi bestellt eine Grillplatte für 2 Personen und eine Flasche Wein für uns beide. Während er mir den Wein in mein Glas füllt, fragt er schließlich: „Und? Erzähl mal! Was sind deine Kampfstrategien?“

Seine Frage bringt mich aus meinem Konzept. Stimmt ja. Deswegen haben wir uns getroffen. Er wollte etwas über meine Jutsus wissen.

 

„Naja, wie du vielleicht bemerkt hast, benutze ich bevorzugt Jutsus des Elementes Wasser beziehungsweise Eis.“ Kakashi nickt.

 

„Und dass ich keine Fingerzeichen dafür brauche, weißt du auch.“ Er nickt wieder.

 

„Nun gut“, ich überlege kurz.

 

„Mein Ninjutsu beherrsche ich ganz gut, würde ich sagen. Mein vertrauter Geist ist ein Schneeleopard. Und auch mein Taijutsu lässt sich sehen. Dabei konzentriere ich mich aber verstärkt auf Schnelligkeit und Lautlosigkeit und weniger auf die Kraft.“

 

Ich beuge mich ein wenig  weiter über den Tisch und flüstere: „Früher nannte man mich auch Die Katze von Iwagakure!“ Ich blinzle ihm dabei kurz zu. Seiner Reaktion nach zu urteilen, ist ihm das ein Begriff.

 

„Die Katze von Iwagakure! Das warst du? Von ihr hat man auch hier gehört. Man sagte, dass sie tödlicher wäre als Gift!“, erzählt er.

 

„Ernsthaft? Man hat hier von mir gehört?“ Meine Überraschung ist mir deutlich anzusehen.

 

„Bist du wirklich so gefährlich?“ Er lächelt mich durch seine Maske an und stütz dabei seinen Kopf auf einer Hand ab.

 

„Möchtest du es herausfinden?“ Ich imitiere seine Mimik, als wäre ich sein Spiegelbild. Eine kurze Ewigkeit sitzen wir so da, bis uns die Bedienung unsere Grillplatte bringt. Kakashi legt das Fleisch auf den Grill und sieht mich dann wieder erwartungsvoll an. Ich räuspere mich kurz.

 

„Nun, den Spitznamen habe ich wohl bekommen, da ich hauptsächlich Missionen für Attentate bekam und diese immer schnell und präzise erfüllen konnte. Niemand hat meine Anwesenheit bemerkt. Schnell und leise eben.“ Ich nehme einen Schluck vom Wein.

 

„Das ist alles?“, er klingt etwas enttäuscht.

 

Ich schlucke.

 

Nein. Das war nicht alles. Aber bisher habe ich niemandem von meinem Kekkei Genkai erzählt. Nicht mal Tsunade und Shizune wissen davon. Sollte ich es ihm sagen? Aber

 

„Alles in Ordnung?“ Kakashi reißt mich aus meinen Gedanken.

 

„Äh- JA! Ja. Alles in Ordnung“, antworte ich.

 

Er durchbohrt mich mit seinen Blicken. Er scheint bemerkt zu haben, dass ich noch etwas verheimliche. Aber das ist noch nicht der richtige Zeitpunkt, mein Geheimnis zu verraten.

 

„Na gut. Klingt nach einer gefährlichen Mischung. Vielleicht verdienst du dir ja auch den Titel der Katze von Konoha? Klingt doch gut oder?“ Sein Lächeln lässt mein Herz springen. Ich werde schon wieder rot. Was ist nur los mit mir? Was hat Kakashi an sich, dass er mich so verrückt macht?!

 

„Ähm… Verrätst du mir dann auch, was du so für Jutsus beherrschst? Von dir habe ich schließlich noch gar nichts gesehen!“, versuche ich von mir abzulenken.

 

„Oh! Aber sicher!“, beginnt er.

 

Er verteilt das fertig gebratene Fleisch auf unsere Teller. Ich versuche während des Essens herauszufinden, was er unter seiner Maske verbirgt, doch er nimmt sie immer nur für einen Bissen ab. Kaum sehe ich von meinem Teller wieder zu ihm hoch, hat er seine Maske auch schon wieder auf.

 

Er erzählt mir von seinem eigens entwickelten Chidori, seinem Sharingan und den kopierten Jutsus, von seinen Ninjahunden und von ehemaligen Missionen. Er erzählt von seinem Team: Naruto und Sakura. Dann erwähnt er noch einen Namen: Sasuke.

 

„Sasuke?“ Ich erinnere mich an das, was Sakura im Bad erzählt hat.

 

Er seufzt. Es scheint nicht sein Lieblingsthema zu sein.

 

„Wir müssen nicht darüber reden, wenn du nicht möchtest“, schlage ich vor.

 

„Nein, schon gut. Du solltest von ihm wissen, da du ja jetzt in Konoha bleibst“, er macht eine lange Pause, um seine Gedanken zu sammeln.

 

„Sasuke Uchiha - der einzige Überlebende seines Clans. Er kam damals mit Naruto und Sakura in mein Team. Er hatte viel Potential. Er war der Beste seines Jahrgangs und die drei wurden sehr enge Freunde. Doch als ich sie zur Chunin-Auswahlprüfung geschickt habe, veränderte das sein Leben. Während der Prüfung kam er in Kontakt mit Orochimaru.“

 

„Orochimaru...“, murmle ich missmutig. Er sieht mich ruhig an.

 

„Er wollte Sasuke als seinen Schüler und Nachfolger. Wir haben alles versucht, Sasuke davon abzubringen, doch letztendlich hat er unser Dorf verlassen. Naruto und Sakura sind bis heute nicht darüber weggekommen und versuchen Wege zu finden, ihn zurück zu holen“, schließt er  mit seiner Zusammenfassung ab.

 

Ich bleibe stumm und denke über diese Situation nach. Kakashi bricht das Schweigen erneut.

 

„Er ist kaltherzig geworden“, sagt er nur und schaut verbittert auf unsere inzwischen leer gegessenen Teller.

 

„Aber das ist doch nicht deine Schuld! Das darfst du dir nicht vorwerfen“, versuche ich ihm gut zu zu reden.

 

„Das ist es ja auch nicht. Es ist nur… Er erinnert mich sehr an mich selbst – wie ich damals war.“

 

Kakashi weicht dem Blickkontakt aus, den ich versuche aufzubauen. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll. Ich kann dazu nichts sagen. Schließlich kenne ich weder Sasuke, noch weiß ich, wie Kakashi früher war. Es ist lang still zwischen uns, bis ich dieses Mal das Schweigen breche.

 

„Du meinst, Sasuke ist genauso ein Spanner wie du?“, schießt es aus meinem Mund, um von seiner verbitterten Stimmung abzulenken. Man kann sehen, dass er darauf nicht vorbereitet war.

 

„S-Spanner? Wie kommst du denn darauf??“ stottert er leicht. Ich wette, unter seiner Maske läuft er rot an. Ich grinse hämisch.

 

„Du hast uns im Bad belauscht, als Jirayia, Naruto und Gai noch nicht da waren, stimmt’s? Wir konnten euch danach wahrscheinlich genauso gut hören, wie du uns vorher!“, sage ich, als hätte ich einen Täter überführt. Kakashi nimmt seine Hände in die Luft.

 

„Na gut, du hast mich ertappt! Und was wirst du nun mit mir tun?“, er lacht leicht.

 

„Als Strafe musst du mir jetzt eine Runde Sake ausgeben!“ Nun lachen wir beide.

 

Der Abend verläuft feucht-fröhlich und nach ein paar weiteren Schnaps-Runden bin ich nicht mehr nur angetrunken. Ich muss mich am Tisch festhalten, um nicht umzufallen, als wir gehen wollen. Kakashi versucht mich zu stützen.

 

„Alllles jut! Ich kann selber laufn!“, lalle ich.

 

„Du bist betrunken! Ich bring dich lieber nach Hause“, man merkt zwar auch Kakashi den Alkohol an, allerdings hat dieser sich weitaus besser im Griff als ich.

 

„UNSINN!“, brülle ich durch das inzwischen leere Lokal, da ich meine Lautstärke ebenfalls nicht mehr unter Kontrolle habe. Erschrocken vor meiner eigenen Stimme zucke ich zusammen.

 

„Ich finde alleine heim“, flüstere ich meinen Satz zu Ende. Ich will losgehen, doch meine Beine wollen es nicht. Ich falle um. Kakashi springt leichtfüßig um den Tisch.

 

„Hast du dich verletzt?“, fragt er mit fürsorglicher Stimme.

 

„Nein, alles gut“, antworte ich nun kleinlaut. Ohne weitere Vorwarnung zieht mich Kakashi hoch und legt einen meiner Arme um seine Schultern, um mich so zu stützen. Er verabschiedet sich beim Lokalbetreiber – höflich wie immer.

 

Draußen ist es finsterste Nacht. Ich habe keine Ahnung wie spät es ist, doch die frische Luft tut mir gut. Ich atme ein paar Mal tief durch. Langsam aber sicher erholt sich mein Verstand ein wenig und mir wird klar, wie peinlich ich mich eben benommen habe.

 

„Es tut mir leid“, sage ich beschämt.

 

„Ist schon gut“, Kakashi lächelt mich an. „Du musst dich nicht entschuldigen. Ich fand den Abend sehr schön!“

 

Er fand den Abend schön? Aber ich habe mich doch völlig zulaufen lassen. Ich habe mich total daneben benommen, denke ich.

 

„Ich hatte heute sehr viel Spaß“, ergänzt er.

 

„Ja?“, frage ich ungläubig. Er lächelt und nickt. Mein Blick wandert verlegen gen Boden.

 

„Ich hatte auch viel Spaß“, gebe ich zu und grinse in mich hinein.

 

Mich überkommt ein Schwall von Müdigkeit und meine Beine geben leicht nach. Ein Glück, dass Kakashi mich stützt.

 

„Wir sind gleich da, nur noch ein bisschen“, ermutigt mich Kakashi die letzten Schritte zu gehen.

Ich kann mich nicht daran erinnern, meine Tür aufgesperrt zu haben, betrete aber im Halbschlaf meine Wohnung und falle ins Bett.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Scorbion1984
2016-05-27T08:40:54+00:00 27.05.2016 10:40
Tolle Geschichte ,habe erstmal alle Kapitel gelesen ! Mach weiter so !
Von:  Sunshinera
2016-05-18T20:13:52+00:00 18.05.2016 22:13
Hi wirklich ein gelungenes Kapitel. Mach weiter so.^^ Freue mich schon aufs nächste Kapitel.
L.g Sunshinera


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