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Caught Cold

von

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Wenn er wollte, dass sein Freund am Leben blieb, musste er sich beeilen. Doch Obito spürte mit jedem weiteren Schritt, dass ihm langsam die Kraft ausging, seine Energie bald verbraucht war. Was, wenn er das Tempo nicht beibehalten konnte? Oder sollte er sich eher fragen: Wie lange konnte er es noch halten?

Der Wald lichtete sich etwas, die Bäume gewannen einen größeren Abstand zu einander, das Gestrüpp hingegen wucherte über den ganzen Boden. Zu Obitos Nachteil. Er musste den Luftweg wohl oder übel aufgeben. Von Ast zu Ast konnte er sich nun nicht mehr seinen Weg bahnen – die abnehmende Walddichte machte es ihm unmöglich. Er musste sich von nun an am Boden fortbewegen, Wege finden, die ihn schnell gewähren ließen. Durch niedere Äste und das Gewächs, das immer dichter wurde, wurde seine Sicht zunehmend eingeschränkt. Grob peitsche das Grün seine Haut, als ob es ihn verhöhnen und strafen wollte. Was war er auch für ein Idiot!

>Scheiße, Scheiße, Scheiße!<

Er warf einen Blick über die Schulter und erschrak, als er Kakashi sah. Es brauchte keine medizinischen Fachkenntnisse, um zu sehen, dass Kakashi bald sterben würde, bekäme er nicht bald Hilfe.

Dann hätte er, Obito Uchiha, ihn sterben lassen.
 

Als er seinen Blick wieder nach vorne wandte und versuchte sich so zu bewegen, dass ihm und vor allem Kakashi keine ausufernden Zweige etwaiger Büsche das Gesicht zerkratzten, merkte er auf. Spielte sein Verstand ihm einen Streich, oder konnte er wirklich erahnen, dass sich der Wald zunehmend minderte und ihn etwas in der Ferne erkennen ließ? Ein Dorf. Oder irrte er sich? War es reines Wunschdenken, das ihn nun schon eine Illusion von Hilfe vorspielen wollte?

Je mehr er voran kam, jeden noch so kleinen Funken Energie aus sich herausholte, um das Tempo konstant zu halten, desto mehr konnte er erkennen, dass das keine Fata Morgana war. Es war Realität und seine Rettung.

War es das, seine Rettung? Oder würden sie ihn angreifen?

Würde er – nein - würde viel mehr Kakashi Hilfe bekommen? Konnten sie ihm überhaupt helfen, oder genauso wenig tun, wie Obito? Würden sie ihn sterben lassen müssen?

Würde Kakashi denn überhaupt noch am Leben sein, wenn er das Dorf erreicht hatte und Hilfe erwartete? Oder war allein Obito an seinem Tod schuld? Hatte er seinen Freund sterben lassen?

Würde Kakashi sauer auf ihn sein, wenn er das – und davon musste er ausgehen – überlebte? Würde er ihm die Schuld an allem geben? Nun, das war ihm gewiss.

Obito ging gedanklich zwei Möglichkeiten durch. Die eine war, dass Kakashi überlebte und sobald es ihm besser ginge der alte Hatake war und vergessen hatte, was Obito zu ihm gesagt hatte.

Die andere Möglichkeit war, dass Kakashi sterben würde und Obito nicht nur an dem Hass der anderen, sondern auch an Selbsthass sein Leben abtreten würde. Dass er für immer mit dem Gewissen leben musste, den Menschen, der ihm am meisten bedeutete, getötet zu haben.

Ersteres hörte sich eindeutig verlockender an, doch was, wenn Kakashi sich an alles erinnern konnte? Und damit an das Geständnis, die Schmerzen, den versuchten Mord und den beschwerlichen Weg ins Dorf?

Obito scholt sich selbst, mit diesen Gedanken aufzuhören, das Denken vorerst bleiben zu lassen und sich lieber zu beeilen. Er hielt sich mahnend vor, sich verdammt noch mal auf den Weg zu konzentrieren und sich nicht den Kopf über die Dinge zu zerbrechen, die ihm nur Kopfschmerzen bereiteten.Dinge, die er nicht ändern konnte und jetzt zweiten Ranges waren.
 

„Hier ist nichts. Keine Spur von den beiden.“

>Verdammt<, fluchte er gedanklich, gefiel ihm die Gesamtsituation mit jedem Moment weniger. Er hatte ein seltsames Gefühl bei der Sache. „Kakashi, Obito, wo zum Teufel seid ihr?!“ murmelte er vor sich hin. „Sensei, was machen wir jetzt?“, Rin sah Namikaze besorgt an, ließ sich neben Sorge ebenso ihre Angst anmerken. Angst um ihre Kameraden – auch sie wusste, dass es untypisch für Kakashi und Obito war einfach zu verschwinden und sich nicht mithilfe ihres Chakra bemerkbar zu machen.

„Ich weiß es nicht...“, die Stirn in Falten gelegt starrte er unschlüssig in die Umgebung.

„Und wenn wir uns aufmachen und in mein Heimatdorf gehen? Vielleicht sind sie dort, immerhin würde es Sinn machen wenigstens Zivilisation zu suchen, wenn man sich verlaufen hat – und das haben sie wahrscheinlich. Und selbst wenn nicht, dann könnten wir um Hilfe bei der Suche bitten.“
 

Und was ist mit ihren Chakren passiert? Minato focht mit sich selbst.
 

„Hoffen wir mal, dass sie sich nur Obitos Orientierungslosigkeit hingegeben haben. Aber der Vorschlag klingt vernünftig. Wie weit ist es von hier entfernt? Weißt du überhaupt, wie wir da genau hinkommen?“, Namikaze wäre nicht überrascht, wenn Ren es nicht wüsste. Sie waren vom Weg abgekommen, mitten im Wald und jeder Baum sah aus wie der daneben und daneben und...

Wider Erwarten legte sich ein Grinsen auf Rens Züge, er nickte und deutete in die Richtung, in die sie gehen mussten.
 

>Noch ein bisschen, gleich hab ich's geschafft! Nur noch ein Stück...<

Obito, der nur kurze Zeit später am Stadtrand ankam, sah sich völlig außer Atem um. Er war mit den Nerven, seiner Kondition und seiner Kraft am Ende, keuchte mehr, als zu atmen. Alle Straßen sahen gleich aus, die Mauern, die Pflasterung und die Personen… alles war ein großes Ganzes, dass ihn zu erschlagen drohte.

Er wusste nicht was er machen sollte, lief ahnungslos immer stur gerade aus durch die belebten Straßen des Dorfes, rempelte den ein oder anderen Passagier an, registrierte er bewusst weder deren Anwesenheit, noch die Blicke, die er auf sich zog.

Denn es war egal.

Es war alles egal, solange Kakashi nur am Leben blieb. Er durfte nicht sterben. Das durfte er einfach nicht.

Er war doch immer noch Kakashi, der einzige, den er so sehr mochte, sein bester Freund! ... Sein Kakashi.

Planlos und panisch rannte er quer durch die Straßen, hoffte irgendwo einen Deut auf ein Krankenhaus zu sehen, achtete nicht auf den Weg geradeaus vor sich.

Plötzlich spürte er einen Aufschlag auf etwas hartes. Obito war gegen etwas gerammt. Er fiel zurück, ließ im Fall den Hatake los und spürte, wie er selbst hart und vehement auf dem Boden aufschlug. Ohne auf etwas anderes zu achten, war sein einziger Gedanke Kakashi. Den Schock in den Gliedern sitzend wusste er, dass Kakashi genauso hart mit einer gleichen Wucht auf den Boden aufgeschlagen sein musste wie er.

„Nein!“

„Argh!“, Angerannter ‘Gegenstand’ stolperte nur ein paar Schritte zurück, stöhnte genervt auf. Dass diese scheiß Jugendlichen...

„Könnt ihr nicht aufpa-“ er stockte, erschrak als er sah, wie die beiden aussahen. Sie lagen vor ihm auf den Boden, beide blutdurchtränkt, noch immer blutend, mit Dreck verschmiert. Nur einer bewegte sich noch. „Um Gottes Willen! Was ist denn mit euch passiert?!“ Er ging sofort auf die beiden zu, kniete sich neben Kakashi auf den Boden.Sein Blick schweifte zwischen den beiden Jungen. Einer wirkte leblos, der andere hatte sich zitternd auf Knien zu ihm geschleppt.

Er konnte nicht fassen, was er sah, konnte es nicht begreifen, war er zu geschockt von dem, was sich gerade viel zu schnell abspielte. Perplex und für den Moment überfordert.

Obito konnte sich nicht länger zusammen reißen, konnte nicht mehr so tun, als wäre er stark. Tränenüberströmt saß Obito neben Kakashi. Kakashi, der gerade auch auf den harten Grund der Straße aufgekommen war. Kakashi, der keinen Laut mehr von sich gegeben hatte. Kakashi der sich keinen Millimeter mehr bewegte.

„Ich“, immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg über Obitos Gesicht, wieder und wieder entkam seiner Kehle ein Schluchzen, „Ich… ich brauche Hilfe!“

Schniefend und hilfesuchend sah er zu dem Fremden, der immer noch wie gebannt auf die Blutlache, die immer größer wurde, starrte.

„Helfen Sie mir jetzt, oder nicht?!“ Obito verfiel in Panik, schrie den jungen Mann an. Ein Jo-Nin, zumindest sah er nach Obitos Meinung aus wie einer.
 

Dieser zuckte erschrocken zusammen und schüttelte leicht den Kopf, als würde er seine Verwirrung vertreiben wollen. Der großgewachsene Mann wirkte mit einem Mal nicht mehr wie ein überforderter Passant. Er nahm einen ernsten Gesichtsausdruck an. Der Mann strahlte nicht nur Ernsthaftigkeit und Erfahrung aus, nein, er hatte auch eine Art Eleganz an sich. Fließende Bewegungen, präzise Handlungen.

Der Uchiha ließ ihn mit seinem Blick nicht los. Blass, groß, schlank, schwarze, etwas längere Haare und auffallende grüne Augen. Ein Kontrast stach den anderen. Und noch ziemlich jung.

Während sich Obito den jungen Mann genau ansah, fiel ihm zunächst nur unbewusst auf, dass sich genau dieser über Kakashi gebeugt hatte, in dessen Blut kniete. Vorsichtig griff dieser unter Kakashis Körper entlang, hob ihn leicht.

Leise, und auch wenn es kaum hörbar war, hatte Kakashi ein Lebenszeichen von sich gegeben. Er lebte. Noch lebte er. Obito spürte, wie ein Teil des Druckes von seiner Brust wich und ein Keim von Hoffnung in ihm erneut Platz fand. Auch wenn es nur ein Keuchen war, dass einzig und allein Kakashis Schmerz ausdrückte. Es war etwas, dass einen Menschen lebendig machte. Kakashis Leben ausdrückte.

„Los, steh auf! Wir müssen sofort ins Krankenhaus!“

Perplex und die volle Aufmerksamkeit noch immer auf seinen ‘Freund’ gerichtet, sah Obito zu, wie dieser Mann, wer auch immer er war, Kakashi hoch hob. Er versuchte der Aufforderung nachzukommen, zwang sich auf die Beine. Und noch bevor er sich wieder fassen konnte, rannte der Jo-Nin, wenn er denn einer war, los.

Er war um einiges schneller als der Uchiha, hatte dieser Schwierigkeiten nachzukommen. Aber nicht nur das, erst jetzt bemerkte er, was für eine gewaltige Menschenmenge sich um sie herum versammelt hatte. Sie anstarrte und ihm den Durchweg erschwerten.

Aber sollten sie starren, egal. Hauptsache Kakashi lebte.
 

„Wir haben's gleich geschafft, nur noch ein kleines Stück!“

Er hatte sich nach hinten zu Obito gewandt, lächelte ihn an und beschleunigte erneut sein Tempo. Dem Uchiha gelang es nur schwer dem jungen Mann zu folgen, konnte er die Geschwindigkeit nicht halten und fiel ein Stück zurück.

„Ich heiße nebenbei Shuichi, um dir nicht unbekannt zu bleiben.“, rief er nach hinten, wollte dem Jungen nicht völlig fremd bleiben und hoffte gleichzeitig, etwas über die beiden zu erfahren. Ein Name wäre schon ein Anfang, doch die Hoffnung war vergebens. Es machte nicht den Anschein, als wolle der gehetzte Junge etwas sagen. Shuichi war sich nicht einmal sicher, ob er ihm zugehört hatte, jedoch hatte er für einen kurzen Moment dessen Blick auf sich gezogen.

Beide wandten den Blick wieder gerade aus. Shuichi, der den Weg vorgab und Obito, der ihm folgte.

Obitos angestrengter Blick erhellte sich, als er das große Gebäude, welches das Krankenhaus darstellte, sah und beobachtete, wie Shuichi bereits dort angekommen und hineingegangen war.
 

Jetzt stand nicht mehr die Frage nach Hilfe im Vordergrund, sondern viel mehr, ob sie rechtzeitig kam oder es bereits zu spät war. Ob Kakashi noch lebte. Hatte Obito es sich eingebildet, dass Kakashi noch lebte und eigentlich war er schon tot? Würden sie im Krankenhaus nur noch den Todeszeitpunkt festlegen müssen und ein weißes Laken...

Obito schluckte. Er konnte und wollte einfach nicht weiterdenken, wollte diese Bilder nicht vor seinen Augen haben. Er musste einfach daran glauben, dass es gut ging. Dass alles wieder gut wurde, dass Kakashi das gut überstehen würde. Auch wenn es etwas länger dauern würde. Und, dass Sensei Minato kommen und ihnen helfen würde.

Es musste so sein, es durfte einfach nicht zu spät für den Hatake sein. Kakashi war doch sonst auch immer so stark … sonst...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Koichi_Kimura
2016-07-17T21:04:11+00:00 17.07.2016 23:04
Ach komm Obito, Kakashi ist nun mal stark er schafft das *bestärkend ihn auf die Schulter klopfen* und ich freue mich immer wie ein Keks wenn du weiter geschrieben hast, das Kapitel ist wieder echt spannend gewesen und ich hoffe mal das Kakashi es nicht vergessen hat genau sowie er es überleben wird ^-^


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