my worry – your scar
„Du warst heute nicht vollständig bei der Sache“, ermahnte Shisui ihn, ehe er dessen prüfend-dringlichen Blick auf sich spüren konnte.
Die Abendsonne warf ihre Schatten lang hinter ihnen zurück. Den Himmel hatte sie in ein rot-goldenes Licht getaucht. Schwalben zogen über ihnen ihre letzten Kreise, während sie ihren Weg vom Trainingsplatz durch das Uchiha-Viertel nach Hause fanden.
„Ich weiß. Es tut mir Leid.“ Er hatte sein Haupt gesenkt. Betreten. Zu leicht hatte er seine Gedanken heute ablenken lassen, war unkonzentriert gewesen.
Immer noch wurde er prüfend betrachtet, doch schließlich hoben sich die wachsam hinabgezogenen Augenbrauen Shisuis und gaben seinem Gesicht die gewohnt heitere Miene zurück.
„Nah. Schon gut. Willst du mir sagen, woran es lag?“ In einer freundschaftlichen Geste stieß er mit seiner Schulter gegen Itachis, wobei beinahe das Oberteil, welches er in der Anstrengung des Trainings ausgezogen und bisher nicht wieder übergestreift hatte, von dieser heruntergeglitten wäre.
Unbefangene Freizügigkeit. Es war nicht das erste Mal, dass der Ältere sich nicht daran störte. Er tat es auch nicht. Es war etwas anderes.
Sein Blick war nach wie vor gesenkt.
Nein.
Die Antwort lag direkt auf seiner Zunge und doch brachte er sie nicht über die Lippen. Er schwieg. Nur sein Blick glitt im Verborgenen über Shisuis unbekleideten Oberkörper, bis er an dessen rechter unterer Rippe hängen blieb. Hell hob sich eine Narbe dort von der übrigen Haut ab. Sie war groß, die Ränder glatt. Von ihrem Anfang reichte sie weiter über seinen Bauch nach unten. Ihr Ende verbarg sich unter dem Hosenbund.
Sie war gut verheilt. Inzwischen. Es hatte anfangs nicht danach ausgesehen.
Er schloss seine Augen für einen Moment und die Erinnerung trat wieder deutlicher in seinen Gedanken hervor.
„Tu das nie wieder ...“
„Was meinst du?“ Fragend neigte Shisui seinen Kopf seitlich.
„Begib dich niemals wieder derart leichtsinnig in eine Gefahr. Niemals!“
„Ach, das ist doch halb so schlimm. Kein Grund zur Sorge. Ich bin unverwüstlich.“ Vergnügt lachte er, wischte mit einer Handbewegung die offensichtlichen Bedenken seines jüngeren Cousins einfach beiseite. Alles war gut ausgegangen. Nur diese kleine Verletzung an seinem Bauch. Harmlos.
„Tu es nie wieder!“, wiederholte Itachi jedoch lediglich, während seine Finger sich fester in den Stoff seiner Hose krallten. Er starrte hinab auf seine Knie, während er auf einem Stuhl neben dem Bett Shisuis im Krankenhaus saß. Seine Fingerknöchel traten weiß hervor und er zitterte, zitterte vor Sorge. Es schmerzte.
Die Anspannung schmerzte.
Der Schock schmerzte.
Der Gedanke, ihn beinahe verloren zu haben, schmerzte.
Mit einem lautlosen Seufzen öffnete er seine Augen wieder.
Angst. Das war alles, was er damals empfunden hatte. Die Angst ihn zu verlieren. Er konnte ihn nicht verlieren. Er brauchte ihn. Immer.
„Itachi?“
Sein Name riss ihn zurück in das Hier und Jetzt. Endlich hob sein Blick sich an.
Sie waren stehen geblieben. Wann waren sie stehen geblieben?
„Was geht da schon wieder grüblerisches drin vor, hm?“ Shisui hatte seine rechte Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger angehoben und deutete damit auf seine Stirn.
Einen Moment sah er auf den Finger, dann drehte er das Gesicht ablehnend zur Seite.
Hörbar seufzte Shisui auf: „Na gut. Dann nicht. Aber du weißt, dass ich immer für dich da bin.“ Der Finger senkte sich und stattdessen legte sich seine gesamte Handfläche in einer ermunternden Geste auf seine Schulter. Itachi zuckte kurz.
„Ich weiß“, erwiderte er dann. Die Hand auf seiner Schulter ließ die sorgenvollen Erinnerungen so spielend einfach verblassen. Noch einmal sah er auf die Narbe.
Ja, er war immer für ihn da.
Und Itachi lächelte.