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Ein ferner Schatten

Ich sehe Dich in meinen Träumen. Du bist fern von mir und rufst, redest mit mir, aber ich kann Dich nicht hören. Dein Gesicht ist mir verborgen und doch glaube ich, Dich zu kennen. Woher nur? Ich kann mich nicht erinnern.

Jede Nacht erwarte ich meine Träume, erwarte, vielleicht einmal mehr von Dir zu sehen, als nur den fernen Schatten. Am nächsten Morgen weiß ich dennoch nicht mehr.

Lustlos blicke ich aus dem trüben Fenster hinaus auf den Kanal vor dem Haus, in dessen erstem Stock mein kleines Apartment liegt. Das warme Sonnenlicht tanzt auf der Oberfläche des Wassers. Ein erster Vorbote des Frühlings, ein Hoffnungsschimmer in dieser langen, dunklen Zeit, in der sich die letzten Wogen des Krieges langsam glätteten. Ein Krieg, der unzählige unschuldige Opfer forderte. Eine erfolgreich verhinderte Invasion durch ein fremdes Königreich.

Wir haben gewonnen. Warum fühle ich mich dann so leer, obwohl ich maßgeblich am Sieg beteiligt gewesen bin? Es ist, als hätte ich für diesen Sieg einen zu hohen Preis bezahlt.

Gut möglich, dass ich mir das alles nur einbilde. Der Krieg hat viele Wunden hinterlassen, auch seelische. Unsere Gemeinschaft ist geschrumpft, es herrscht eine bedrückende Stimmung, auch wenn sich alle Mühe geben, wieder zum Alltagsgeschäft über zu gehen. Jeder vermisst irgendwen, doch aus nachvollziehbaren Gründen. Niemand hat das Gefühl, dass jemand fehlt, der nicht sein Leben auf dem Feld gelassen hat. Niemand außer mir.

„Geh zum Arzt.“ Auf Mirajanes gut gemeinten Rat kann man sich immer verlassen.

Ich bin nicht verrückt.

„Das behauptet auch keiner.“ Dennoch lächelt sie mitleidig.

Ich bin ganz bestimmt nicht verrückt. Ich lasse mich auch nicht für verrückt erklären. Keiner kann es verstehen. Ich weiß ganz genau, etwas stimmt hier nicht. Jemand fehlt. Dieser Jemand bist Du. Doch wo kann ich Dich finden?

Mein blasses Spiegelbild starrt mich verloren an. Ich sehe wirklich nicht gut aus, womöglich sollte ich doch einen Arzt aufsuchen. Nicht wegen meiner Träume, wegen meiner Körpers.

Werde ich dich heute Nacht wiedersehen? Ich versuche, mir dich vorzustellen. Wie du fern vor einem pinken Hintergrund stehst und nach mir rufst. Dieser grelle Hintergrund, der mir vage bekannt vorkommt, beschäftigt mich. Wie pinker Nebel, der mich von dir fernhält. Du bist dort, hinter den Nebeln. Dein Schatten. Ich muss ihn mir genauer ansehen. Ich will dich sehen!

Hinter meinem Spiegelbild erscheint einer graue Wolke. Erschrocken fahre ich herum, doch hinter mir ist nichts. Ich blicke erneut in den Spiegel, doch auch dort ist nichts Ungewöhnliches mehr zu sehen. Einbildung? Vielleicht. Ich bin müde, erschöpft, ausgezehrt.

Ich werde zum Arzt gehen, gleich morgen. Erst nachdem ich Dich erneut getroffen habe. Im Traum.
 

“Fast! Ich war fast da! Lucy! Ich bin direkt neben Dir! Vedammt, hör' mich doch, Lucy!“

“Gib doch auf, es ist sinnlos.“

„Niemals!“

„Alles, was Du erreichst ist, dass Du sie in den Wahnsinn treibst. Lass sie gehen.“

„Ich kann sie doch nicht alleine lassen! Du siehst doch, was passiert, wenn ich nicht bei ihr bin. Sie ist so einsam. Sie braucht mich!“

„Wenn Du sie in frieden vergessen lassen würdest, bräuchte sie nicht leiden. Lass los, dann wird auch sie frei sein.“

Halt die Schnauze, du verdammter Pessimist! Ich werde hier raus kommen! Ich habe Lucy ein Versprechen gegeben, das werde ich halten! Wenn du nicht helfen willst, dann eben nicht, aber ich gebe niemals auf.“



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