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Legende aus Schatten geboren

von

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Vereist

Die verdorbenen Schatten flüsterten. Und ich begann sie zu verstehen. Ich versuchte mich abzulenken,. Doch wann immer ich es versuchte, sah ich Links enttäuschte Züge auf der anderen Seite einer Flammenwand. Konnte das nun immer geschehen, wenn ich mich in der Nähe verdorbener Schatten meiner Kräfte bediente? Wie konnte ich verhindern, dass es geschah? Ich merkte kaum, wie ich die Treppen zu Ganondorfs Turm bestieg. Meine Gedanken waren so düster wie die Welt ringsum. Der König der Finsternis stand über den Kartentisch gebeugt. Seine Bewegung war die eines Raubtieres vor dem Sprung. Auf seinen Zügen lag ein Lächeln, dass mich erschauern ließ. Mit einer beiläufigen Bewegung ließ er eine Goronenstatur, die bisher auf der Markierung des Todesbergs gestanden hatte, zu Boden gehen. Halani lehnte mit unbewegter Miene an der Wand. Sie streifte mich mit einem kurzen, aber wachsamen Blick, als ich den Raum betrat. Dann hob der König der Finsternis den Kopf und sein glühender Blick brannte sich in meinen. „Komm näher, mein Shiekah.“ Seine Stimme hatte etwas von dem zufriedenen Knurren eines Raubtieres. „Die Goronen sind mein. Und die Zoras sind die nächsten.“ Mit seiner langen, blassen Zunge leckte er sich über die Lippen, als sei der Gedanke an die Vernichtung eines Volkes gleichzusetzen mit einer Delikatesse. Fast sacht zog er mit dem Finger die Verbindung von Zoras Fluss zum Hylia-See nach. Seine langen Fingernägel kratzten über das Papier. „Zoras brauchen Wasser zum leben. Sage mir, mein Shiekah, was ist, wenn wir es zu Eis erstarren lassen?“

Ich zwang mich, zu ihm an den Tisch zu treten. „Sie werden sterben“, presste ich hervor. „Und es wird ein langsamer Tod sein.“

Ganondorfs Finger schnellten hoch, streichelten mein Kinn. „Du bist klug wie immer, mein Shiekah.“

Ich versuchte den Ekel zu verbergen, den seine Berührung in mir auslöste. „Wie habt Ihr vor, das zu erreichen?“

Ganondorf musterte mich, während seine Finger Kreise auf meine Wange malten. Irgendetwas sagte mir, das ich mich in Gefahr befand. „Du weißt es nicht? Weiß dein Volk nicht von den alten Tempeln? Der lauernde Ausdruck in seinen Augen gab mir Gewissheit.

Er wusste von Morpha. Es hatte keinen Sinn, ihn zu belügen. Für einen Augenblick war ich in meinen Erinnerungen gefangen. Ich sah um mich herum Schatten, die kränklich in einer verwaisten Stadt zuckten. Und ich schmeckte wieder faulen Geschmack verdorbener Schatten auf meiner Zunge. „Ihr wollt Morpha wiederbeleben?“

Die Hand zog sich von meinem Kinn. Allerdings nicht, ohne dort einen blutigen Schnitt zu hinterlassen. „Das wird nicht mehr nötig zu sein. Die Kräfte der Finsternis haben längst am Hylia-See Einzug gehalen. Alles, was meine Kreatur noch benötigt, ist ein wenig Kraft..Wenn Morphas Kräfte im Wassertempel wirken, wird das Reich der Zoras ganz von selbst gefrieren. Wir brauchen nicht einmal eine Armee. Der Tod wird schleichend über Nacht über sie kommen. Du hast mir bei Vulvagia gute Dienste geleistet. Nun, mein Shiekah, wirst du für mich die Zoras vernichten.“

„Ihr wünscht, dass ich Morpha mit meinen Kräften stärke?“

„Du hast mich richtig verstanden, mein kleiner Shiekah.“

Ich war ein Gefangener meiner eigenen Lügen. Das, was er forderte, würde mich an den Rand meiner Existenz bringen. Doch noch immer war es besser, dass ich es tat, als er. Ich würde Link helfen können. Noch. Vielleicht das letzte Mal. Ich verneigte mich vor ihm, die Fäuste nach Art der Shiekah gegeneinander geschlagen. „Ich höre und gehorche, Herr.“

Darauf brach der König der Finsternis in kaltes Lachen aus.
 

Es war gut, dass es noch Orte des Friedens gab. Auch wenn der Himmel über Kakariko nicht mehr blau war wie einst, lief das Leben doch in beschaulichen Bahnen. Impas wachender Blick über diesem Ort war überall spürbar. Freundliche Gesichter grüßen in meine Richtung, als ich zwischen den Fachwerkhäusern entlang ging, am Brunnen vorbei auf Impas Haus zuhielt. Impa wirkte nicht überrascht, als ich eintrat. Die Schatten hatten ihr meine Ankunft verraten. Sie saß an einem Schreibtisch, schaute von einigen Unterlagen auf, als ich hereintrat. Zwei Shiekah waren an ihrer Seite, die sie herauswinkte, als ich mich näherte. Wer blieb und mich mit stummen Blicken verfolgte, war eine alte Eule. Die Federn grau von der Last de Jahre saß sie auf einem der Regale.

„Du bringst Neuigkeiten?“, fragte Impa mich ohne Umschweife.

„Ganondorf plant einen Streich gegen die Zoras. Mit der Wiederweckung Morphas beabsichtigt er, ihr Reich einzufrieren.“

Impa nickte. „Wann ziehen seine Armeen?“

Ich gestattete mir ein grimmiges Lächeln. „Es ziehen keine Armeen. Ich dringe heimlich in den Tempel ein und stärke Morpha mit der Kraft der Schatten. Ich werde es tun, wenn ihr die Zoras gewarnt habt"

Impa nickte mir zu. „Ein Vorteil für uns.“ Sie warf Methusa einen Blick zu. „Ein Angriff auf die Versorgungszelte in der Nähe Goronias sollte für genügend Ablenkung sorgen. Ebnen wir dem Helden der Zeit einen Weg in den Wassertempel.“

Einer der Shiekah kehrte zurück, brachte uns eine Schüssel mit dampfenden Omelett. Impa warf einen düsteren Blick auf den Teller. „Selbst wenn uns alles ausgeht, Eier haben wir noch immer genug, das wir Ganondorf damit tot werfen können.“

Grinsend schob ich mir eine Gabel in den Mund.

Die Stimme der Eule war rissig wie altes Papier. In dieser Gestalt hatte Rauru nichts von der Erhabenheit seiner wahren Gestalt. Es schien nur noch sein Wille zu sein, der den dürren Eulenkörper lange über seine Zeit am Leben erhielt. Schon vor sieben Jahren war Methusa alt gewesen. Nun kämpfte sie mit den klauen des Todes. „Hast du es dir noch einmal überlegt, Shiekah? Komme in das heilige Reich. Ich bitte dich.“

Ich lauschte in mich hinein, spürte Zeldas abwehrende Haltung. „Es tut mir leid, Weiser des Lichts.“

Die Eule steckte den Kopf zwischen die Flügel und schwieg.

Impa hatte dem Wortwechsel aufmerksam gelauscht. Nun senkte sie den Kopf über ihre Karten. Die Stille wurde erdrückend.
 

Gravuren an den blauen Wänden erzählten von alten Zeiten. Als sich die Schatten zurückzogen, sah ich sie nicht alleine. Da war eine Präsenz, dunkler als die Schatten selbst. Schnell ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Um mich her faulte Wasser in dem Becken, das Morpha gehörte. Dann sah ich ihn. Eine Gestalt, nicht aus Schatten, sondern aus verfaulter Schwärze. Krank und unnatürlich. Und doch war die Ähnlichkeit mit Link so frappierend, dass es weh tat. „So sieht man sich wieder, Shiek.“ Seine Stimme klang wie die Links. Doch war da etwas dunkles, gefährliches in den Worten, das ich von Link niemals hören würde.

Ich wich einen Schritt zurück. „Was bist du?“

Ein zähnebleckendes Grinsen war die Antwort. „Was ich bin? Ich bin der Auserwählte. Link, der Held der Zeit.“

„Das bist du nicht.“ Unweigerlich wich ich weiter zurück.

„Ich lüge nicht. Ich bin der Zweifel, der auf seiner Seele lastet, die Angst, die er versucht, aus seinem Herzen zu verbannen. Ich bin er.“

Ich zwang mich, stehen zu bleiben. Ich würde nicht weiter zurückweichen. „Beweis es“, sagte ich ruhig.

Seine Lippen bleckten sich zu einem Lächeln. „In letzter Zeit bin ich stärker geworden. Er macht sich viele Gedanken, um dich, weißt du? Er hat Angst, dass er dich nicht wieder sieht, wenn du zu einer geheimen Mission aufbrichst. Und dass er, wenn du verschwindest, nicht weiß, wo er dich suchen soll. Er versucht, deine Geheimnisse zu respektieren, doch eben diese, machen ihn hilflos, weil er so nicht in der Lage ist, dich zu beschützen. Er ist immer furchtbar hilflos, wenn er nichts tun kann, weißt du?“ Sein Lächeln vertiefte sich. „Und gerade fragt er sich, warum es nötig war, dass du ihm mit einer Flammenwand beinah das Gesicht verbrannt hättest.“ Das stört seine Konzentration im Feuertempel ganz gewaltig. Er schürzte die Lippen. „Beinah hätte ihn Zaurob vernichtet.“

Ich war sprachlos. Das konnte er nicht wissen. Es sei denn, es stimmte, was er behauptete. Dann wäre er tatsächlich eine Verkörperung von Links Ängsten. Wie sollte so etwas möglich sein? Meine Gedanken rasten. Ich erinnerte mich an dunkle Formeln, gebunden in doch dunkleren Büchern. Ganondorfs Mütter waren Hexen. Hatten sie es tatsächlich gewagt?

„Bist du eines von Ganondorfs Geschöpfen?“, stieß ich hervor. Wenn er es war, dann war alles aus. Er wusste, dass ich Impa und Zelda aus der Feste der gerudos befreit hatte. Sobald er sein Wissen mit Ganondorf teilte, war ich des Todes. Es sei denn, ich beendete es hier und jetzt. Einen Wimpernschlag später lag ein Wurfdolch in meinen Händen.

Seine Augen folgten meiner Bewegung, ohne mich aufzuhalten. „Ich bin nur mein eigener Herr.“ Ein wölfisches Grinsen legte sich auf seine Züge „Und zurzeit habe ich vor, meiner anderen Hälfte zu zeigen, dass er vor seinen Ängsten nicht davonlaufen kann. Das heißt, wenn er nicht dank dir im Feuertempel verendet.“

Ich gab einen Schrei von mir. Dann holte ich aus. Der Dolch zielte auf seine Kehle. Doch mit einem Sprung zur Seite brachte er sich in Sicherheit.

„Du handelst sehr unbedacht.“ Die Überlegenheit in seiner Stimme machte mich rasend. „Du weißt schon, dass sich Ganondorf Gedanken macht, wenn ich nach deinem Besuch im Tempel nicht mehr am Leben bin?“

Scher atmend hielt ich inne. Das Scheusal vor mir erfüllte mich mit einer Wut, die mich rasend machte. Unter meiner Haut pochten die verdorbenen Schatten und drängten danach freigelassen zu werden. Seltsamerweise war es das, was mich zur Besinnung brachte. Betont langsam sammelte ich meinen Dolch auf. Diese Kreatur war verabscheuungswürdig. Aber die Wut, die mich erfüllte, war nicht meine eigene. Die verdorbenen Schatten stachelten mich an. Ich kniete nieder, um meinen Dolch aufzuheben. „Du hast recht“ sagte ich betont ruhig. Das war unbedacht. Das hier ist es nicht.“ Damit warf ich den Dolch erneut. Seine rotglühenden Augen weiteten sich überrascht. Dann fand der Dolch sein Ziel. „Das wird dir noch leid tun“, zischte er in meine Richtung. Dunkelheit wogte auf, waberte wie eine Pestwolke im Raum, bevor sie langsam verblasste. Ich nahm nicht an, dass ich ihn getötet hatte. Aber vielleicht hatte ich ihn geschwächt. Für Link würde es schwer genug werden, seinen eigenen Ängsten gegenüber zu treten. Schwer atmend setzte ich mich auf den Boden und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Dieser Schatten hatte mich in der Hand. Wann immer er beschloss sein Wissen, mit Ganondorf zu teilen, war ich verloren. Sollte ich also aufgeben? Sollte ich Ganondorf fernbleiben, wo mein doppeltes Spiel jederzeit aufgedeckt werden konnte? Erschrocken über mich selbst schüttelte ich den Kopf. Ich würde Link helfen, so lange ich ihm eine Hilfe sein konnte. Und das konnte ich am besten in Ganondorfs Diensten. Mehr Sorgen bereitete mir, was dieses Scheusal über Link erzählt hatte. War er im Feuertempel tatsächlich in Lebensgefahr? Und das wegen mir? Ich ballte die Hände zu Fäusten. Das durfte nicht sein. Ich würde Link nicht mit dem Versuch, ihm zu helfen, ins Verderben stürzten. Und immerhin war es auch möglich, dass mich diese Bestie angelogen hatte, um mich aus der Fassung zubringen. Diesen Triumph würde ich ihr nicht gönnen. Entschlossen erhob ich mich. Ich würde Morpha mit so wenig Schatten füllen, wie es eben ging. Und dann würde ich darauf warten, dass Link heil aus dem Feuertempel zurückkehrte. Während ich die Schatten heraufbeschwor, wartete ich auf Zeldas tröstliche Berührung. Aber da war nichts außer faulender Dunkelheit.



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