Zum Inhalt der Seite

The hidden Diary of Draco Malfoy

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der letzte Eintrag

Hermine erschrak sichtlich; wie auch Harry zuvor stieß sie ein leises Keuchen aus.
 

„Du meinst... dies ist sein letzter Eintrag, bevor er...? Naja, vielleicht hat er Hinweise hinterlassen, immerhin wurde das Buch in seinem Schlafsaal gefunden.“, sagte sie und strich über die leicht zerknitterte Seite mit der feinen Schrift.
 

„Das heißt ja nichts. Jemand anderes hätte es finden können und dort hinbringen können. Vielleicht Freunde oder Verwandte. Aber interessiert dich nicht, was seine letzten Gedanken waren? Immerhin ist es der letzte Abend bei der Schlacht gewesen.“
 

Harry's Stimme war deutlich angespannt; sie verlor sich jedoch leise, als beide hinunter auf das Buch starrten. Und ohne, dass sie einander Absprachen gaben, begannen sie zu lesen.
 


 

***
 


 

Dunkel ist es und nass, und überall sind Funken und Flüche... Ich kann die Angst riechen, die sie alle haben, ich kann ihre Tränen sehen, ihr Leiden.
 

Und mein eigenes Leiden, dass ich schon längst einmal mit Tränen vergossen habe. Hier, gerade in diesem Bereich, ist es für einen Moment wenigstens trocken und sicher.
 

Ich kann nicht mehr schlafen, nicht mehr essen, ich will nichts mehr sehen. Ich will keine Angst und keine Schmerzen mehr haben.
 

Er folgt mir, auch wenn er physisch nicht da ist; sein Schatten folgt mir, egal, wo ich bin. Ich spüre seine blanken, kalten Finger auf meiner Haut, sehe die Augen, die geschlitzten Augen, die mich durchbohren und mich immer wieder zerreißen.
 

Ich kann nicht mehr. Ich weiß nicht mehr weiter.
 

Er hat mir gesagt, wenn ich ihm helfe, wird er mich von all dem Leiden befreien. Wird meine Schmerzen lindern und meine doch so offensichtliche Angst. Ich habe immer versucht sie zu verbergen vor ihm, doch irgendwie muss sie in den letzten Wochen, in denen mein Körper nachgegeben hat, durchgesickert sein.
 

Er tut mir weh, weißt du.
 

Ich kann die Wunden an meinem Körper nicht mehr zählen, ebenso wenig wie meine seelischen Wunden. Ich höre Schreie in meinem Kopf, tagein, tagaus.
 

Ich will, dass es aufhört.
 

Und ich weiß, dass er der Schlüssel dafür ist. Ich habe dir doch damals erzählt, was genau er vorhat... Was er will, das ich für ihn tue, noch bevor der Abend der Schlacht vorüber ist.
 

Ich habe noch genau eine Stunde, dann muss ich mich entschieden haben.
 

Weißt du, welche Wahl ich habe?
 

Ein Stück von ihm oder der Tod.
 

Ich weiß nicht, was ich wählen soll, Tagebuch, ich weiß es nicht. Der Tod wird sowieso eines Tages kommen... Doch muss er auf diese Art und Weise kommen?
 

Manchmal frage ich mich, was aus mir geworden wäre, wenn ich von Hause weggelaufen wäre. Damals schon. Vielleicht ist die andere Seite doch anders, wärmer, heller, und obwohl sie alle Angst haben, kämpfen sie.
 

Wozu tun sie das, wenn sie doch ebenso sterben werden?
 

Aber sie werden sicher nicht vor so eine Wahl gestellt. Vor die Wahl: Entweder du hilfst mir, ewig zu leben und spendest deinen Körper, oder du stirbst auf der Stelle.
 

Ich bin noch nicht einmal 18.
 

Wo soll das alles hinführen?
 

Könnte ich es wirklich ertragen, einen Teil von diesem Monster in mir zu tragen? Frisst es mich innerlich auf? Wird es mich doch umbringen? Tut es weh?
 

Ich wünschte, jemand könnte mir diese Fragen beantworten. Kannst du es? Kann es überhaupt irgendjemand?
 

Ich habe nächtelang darüber nachgedacht, nächtelang, in denen ich wach war und den Druck nicht mehr aushielt.
 

Noch vor zwei Abenden stand ich am Fenster und bin auf die Kante gestiegen; das Fenster habe ich geöffnet und mich einen Moment rausgelehnt, die Hand nur leicht an der Mauer festgehalten.
 

Die Luft war kühl an dem Abend, und ich habe wirklich überlegt, ob ich mich nicht einfach aus dem Fenster stürzen soll. Einfach hinunter in die Tiefe, kurz umrandet von der Luft, und dann dumpf in den Tod zu fallen.
 

Ich weiß nicht, warum ich es nicht einfach getan habe. Ich musste an so viele Sachen, an so viele Leute denken... an meine Familie. Es wäre ein zu feiger Ausweg gewesen.
 

Doch meine Entscheidung hat es weder beeinflusst, noch vereinfacht.
 

Was soll ich tun?
 

Mich auf die dunkle Seite stellen und ihm die Möglichkeit geben, weiterzuleben? Oder mich ihm stellen und sterben?
 

Ich habe eine solche Angst...
 

Wenn mir einer die Entscheidung abnehmen kann, dann ist das der Moment. Der wird entscheiden, dann, wenn ich vor ihm stehe, mit der größtmöglichen Angst, die ein Mensch haben kann und mit der reinsten Entscheidung, die ein Mensch treffen kann: vom Herzen aus, wenn er gegenüber dem Tod steht, wenn der Tod ihn ansieht, und er weiß, egal, was passiert, es ist nur kurz und es wird vielleicht gar nicht so weh tun.
 

Deshalb werde ich in den Wald gehen, mich vor ihn stellen und meinen Instinkt entscheiden lasse, ob ich sterbe oder seinen Teil annehme. Ich weiß nicht, was passieren wird, aber gerade geht es mir besser, weil ich weiß, dass mein Herz entscheiden wird. Und nicht ich diese wahnwitzige Entscheidung treffen muss.
 

Wie auch immer das aussehen wird... Ich habe gelebt und ich bin dankbar, dass ich so viel miterlebt habe.
 

Wer weiß, wenn das hier alles vorbei ist, werde ich vielleicht wieder schreiben. Wenn nicht, weißt du ja, dass ich gut angekommen bin, was auch immer nach dem Tod auf einen warten wird.
 

Aber es kann niemals so schlimm wie das hier sein....
 


 

***
 


 

Hermine spürte, wie ihr kleine Tränen die Wange hinab sickerten; sie wischte sie schnell weg, bevor Harry ihr einen Blick zuwarf. Er sah bedrückt aus.
 

„Hermine, das ist... ich weiß nicht ganz, ob ich das verstanden habe... Vor welcher Wahl stand er? Tod oder... was bedeutet dieses ein Teil von ihm?“
 

Hermine schluckte nervös und strich sich ihre Haare hinter das Ohr, während sie die Zeilen immer und immer wieder las.
 

„Ich weiß nicht genau, aber wie wir Voldemort und seine Methoden kannten, könnte ich mir denken, dass er einen Teil von Voldemort's verkrüppelter Seele meinte... Aber ich glaube kaum, dass er es geschafft hat. Denn wie du weißt, war seine Seele ja bereits in sieben Teile zerrissen, und die Instabilität hätte Voldemort getötet. Der letzte Horkrux warst immerhin du.“
 

„Ja schon.. Aber nur mal angenommen...“, Harry entnahm ihr das Buch und fuhr ebenfalls über die Zeilen; „... nur mal angenommen, Voldemort hat es geschafft, dann würde das heißen, dass ein Teil seiner Seele, wenn auch ein verkümmerter, in Draco Malfoy leben würde.“
 

„Wir wissen nicht einmal, ob er lebt. Laut einigen Aussagen wurde er zuletzt gesehen, bevor er in den Wald ging, und wie du lesen kannst, war dort die Entscheidung fällig. Also sind wir so weit wie vorher – NIEMAND weiß, wo er ist. Ob er lebt.“, sagte Hermine und sah Harry's Augenbrauen sich zusammenziehen.
 

„Hermine, mal ehrlich.. Denkst du wirklich, sein Herz hätte sich freiwillig für den Tod entschieden?“
 

„Ich weiß es nicht. Er hatte Angst, Harry, und er wollte das alles nicht. Ich glaube, wenn ein Mensch am Ende seines Lebens wirklich vor der Wahl steht, dann wählt er immer das Gute. Draco war kein Monster, er hatte einfach keine Wahl. Vielleicht wurde er an dem Abend getötet, weil er sich dagegen entschied.“
 

Die beiden schwiegen einen Moment; Hermine kaute auf ihrer Unterlippe herum. Tausend Gedanken und Fragen kreisten ihr durch den Kopf, doch sie fand keine Antwort.
 

„Meinst du wirklich? Naja, du hast schon immer mehr an das Gute geglaubt.. Wir werden es wohl nie herausfinden. Ich glaube, selbst wenn er überlebt hat, hätte man ihn schon längst sehen müssen.“
 

„Wie denn? Du weißt, wie viele Zauberer während Voldemorts verschiedenen Aufbauphasen jahrelang verschwunden sind, ohne eine Spur...“, stieß sie hervor. Ihre Finger glitten erneut über die letzten Zeilen.
 

Irgendwo, tief in ihrem Herzen, tat es ihr weh, jemanden, auch wenn sie ihn gehasst hatte, derart leiden zu sehen. In geschriebenen, ehrlichen Worten.
 

„Das bringt nichts, Hermine. Wir sollten das wieder vergessen. Du kannst das Buch ja gerne noch behalten, aber es ist sinnlos, in der Vergangenheit umherzustreifen.“
 

Er klopfte ihr kurz auf die Schulter, bevor er sich wieder aufmachte.
 

Sie runzelte die Stirn und las den letzten Eintrag Draco's noch mehrere Male, bevor sie es wieder unter ihr Kopfkissen legte und sich langsam schlafen legen wollte.
 

Doch ihr Verstand kam einfach nicht zur Ruhe. Es war verzwickt, die ganze Geschichte musste einen Haken haben. Sicher, sie hatten viele Seiten übersprungen und nicht gelesen; wer wusste, was alles noch in der Zwischenzeit passiert war? Hatte Draco Malfoy getötet? Oder war er doch verschont geblieben?
 

Es dauerte bestimmt eine Stunde, bis ihre Augen so schwer wurden, dass sie letzten Endes zufielen und sie in einen tiefen Schlaf gleiten ließen.
 

Dieser Schlaf war jedoch geprägt von Albträumen. Dunkle Schatten verfolgten sie darin, und es war ein blasser, geistähnlicher Draco Malfoy, der sie in ihrem Traum feixend ansah.
 

„Du bist so nah dran, siehst den Weg aber nicht!“, keckerte der bleiche Malfoy, bevor er immer wieder weiter in einem Nebel verschwand, als Hermine auf ihn zutreten wollte und ihn fragen wollte, was er gewählt hatte.
 

Noch vor der Dämmerung schrak sie auf und wurde von einem leichten Luftzug aus dem Schlaf gerissen; sie keuchte. Mit angespannter Miene wischte sie sich über die Stirn, weil sie stark während des Schlafens geschwitzt hatte.
 

Was ein Traum... Ihr Kopf drehte sich. Malfoy als einen Geist in ihren Träumen zu sehen, musste doch heißen, dass er tot war.. oder nicht?
 

Vielleicht nur ein Schatten seiner selbst?
 

Sie tastete ihre kleine Kommode nach dem Glas Wasser ab, was sie sich immer vor jedem Schlafengehen dorthin stellte; erleichtert trank sie das kühle Nass.
 

Gerade, als sie sich noch einmal für fünf Minuten hinlegen wollte, weil ja noch alle schliefen und es noch nicht zu spät war, verrutschte ihr Kissen leicht.
 

Sie murrte sachte und schüttelte es aus; als sie es jedoch von dem Bett aufhob, entfuhr ihr ein kleiner Aufschrei, und das Kissen landete auf dem Boden.
 

Das Tagebuch war weg.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  BlackAmathia
2016-04-25T09:28:19+00:00 25.04.2016 11:28
Heueueueueu XD
Das ist ja mal was. Sehr interessanter Denkansatz. Ich bin gespannt, was wirklich mit Malfoy passiert ist und wie es Hermine herausfindet. ^^
Antwort von:  Sauron
13.05.2016 22:08
Hehe, danke für deinen Kommi! Ja, da gibt es noch so einiges herauszufinden.. liebe Grüße und viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
Von:  Majaaaa
2016-04-24T02:19:17+00:00 24.04.2016 04:19
Draco Malfoy ist ein Horcrux von Voldemort? Ach du Schande. Armer Draco. Schön dass Harry zu Hermine steht. Aber was passiert hatte nachdem das Tagebuch weg ist? Ich freue mich schon mega auf das nächste Kapitel. Mach weiter so
Antwort von:  Sauron
13.05.2016 22:08
Hihi, wer weiß wer weiß ;) Danke für den weiteren, lieben kommi und Viel Spaß mit dem neuen Kapitel! :)


Zurück