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Behind the Mask

von

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Chats Besuch

“Wo steckst du all diese Kekse hin?”, fragte sie mit milder Überraschung als sie zusah, wie er den 27ten Keks – nein, sie hatte nicht mitgezählt – in sich hinein schob und genüsslich die Augen schloss.

„Tut mir leid, Prrrinzessin, aber die Kekse deiner Eltern sind einfach superrr.“

„Wie echte Katzenminze?“, neckte sie.

„Wie echte Katzenminze.“, bestätigte er, bevor er die Augen genießerisch schloss und sich den Schokoladenkeks auf der Zunge zergehen ließ.

„Dann solltest du die Pfoten von der Schokolade lassen Katzenjunge, wir wollen doch nicht, dass du eine Theobrominvergiftung davon trägst.“, spottete sie.

Chat guckte ertappt hinunter auf den Teller in seinen Händen. „Daran hab ich nicht gedacht. Das würde in der Tat einiges erklären.“, stellte er fest.

„Du bekommst nicht oft Süßes, was?“, fragte sie mit einem Kopfschütteln, ein Stich in ihrer Brust, als sie seinen Gesichtsausdruck sah, als ihm die Erkenntnis kam, dass Schokolade nicht gesund für ihn war.

„Nein.“, sagte er und für den Bruchteil einer Sekunde war da etwas in seinen Augen, dass ihn bedrückt aussehen ließ. Sie hätte es nicht bemerkt, wenn sie nicht so viel Zeit mit ihm verbringen würde, doch sie hatte gelernt seinen Gesichtsausdruck selbst mit der Maske zu lesen. Auch wenn sie sich sicher war, dass es niemand anderem aufgefallen wäre. Sie machte sich eine mentale Notiz öfter etwas einzustecken und mit auf Patrouille zu nehmen. Ihre Mutter hatte schon seit längerem an einem Rezept für Tee-Kekse gefeilt, die sie ins Sortiment aufnehmen wollte. Beim nächsten Mal würde sie ihm die geben, anstatt der Schokoladenkekse. Oder der Schokoladenmacarons. Oder der Schokoladencroissants. Gott sei Dank hatte sie in der Bäckerei ja genug Auswahl. Vielleicht konnte sie im Winter auch heißen Kakao machen – nein, keinen Kakao, sie sollte sich lieber an Chai Tee versuchen, bevor sie ihn noch vergiftete (das war das letzte, was sie gerade gebrauchen konnte) - und sie konnten einfach nur ein Picknick machen wie normale Teenager.

„Naja, es ist immerhin bekannt, dass streunende Katzen wieder kommen, wenn man sie füttert.“, bemerkte sie, und es war – wie sie vermutet hatte – genug um sein vertrautes Grinsen auf seine Lippen zurück zu bringen. Sie mochte sein Lächeln sehr, viel lieber als seinen bedrückten Gesichtsausdruck. Normalerweise vermied sie es, als Ladybug Dinge aus ihrem persönlichen Leben mit ihm zu teilen, doch sie erinnerte sich nur zu gut an die, nicht mal so lange zurück liegende, Nacht in der sie einen Einblick in sein Privatleben bekommen hatte. Seine Reaktion als er daran dachte, was wohl passieren würde, wenn jemand herausfinden würde, dass er Chat Noir war, hatte ihr sehr viel über sein familiäres Umfeld verraten. Wenn er solch eine Angst vor den Konsequenzen hatte, dann konnte er einfach nicht aus einer intakten Familie kommen. Komme was da wolle, sie würde ihm so viel Sicherheit geben, wie sie nur konnte. Es war offensichtlich, dass er es liebte Chat Noir zu sein, so wie sie es liebte, Ladybug zu sein. Sie sollte verdammt sein, wenn sie es nicht schaffte, ihren Partner bei Laune zu halten! Sie brachte ihn gerne zum Lachen. Das war ein kleiner Preis für seine unverwüstliche Loyalität und Freundschaft.

Sie verschränkte die Arme – ohne dabei ein zischendes Einatmen verhindern zu können - und lehnte sich auf ihrer Liege zurück. Die Nacht war kühl, doch es war noch früh. Chat lehnte an ihrem Geländer und schüttelte ein paar Krümel von seinem Kostüm.

„Ich habe einen süßen Zahn.“, sagte er.

„Wäre ich nie drauf gekommen.“, lachte sie.

„Also, was ist der wahre Grund dafür, dass du mich mit deiner Präsenz ehrst?“, bohrte sie nach.

Chat erstarrte. „Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht.“, gab er dann leise zu. „Ladybug hat zwar gesagt, dass es dir gut geht, aber…. Ich habe nicht viele Freunde und die, die ich habe… ich konnte einfach den Gedanken nicht verkraften. Soweit hätte es gar nicht erst kommen dürfen.“ Seine Stimme war leise, als würde er sich selbst Vorwürfe machen und mehr mit sich selbst reden, als mit ihr. Erst dann schein ihm aufzugehen, was er gerade gesagt hatte. „Wir sind doch Freunde, oder?“, fragte er leise, und Marinette kam nicht umhin zu bemerken, wie seine rechte Hand nervös über seine linke rieb, die Katzenohren leicht angelegt.

„Ja Chat, wir sind Freunde.“, bestätigte sie ihm ebenso leise, doch mit einem ehrlichen Lächeln. Natürlich waren sie Freunde! Er sorgte sich ehrlich um sie, mit oder ohne Maske, sie war ihm wichtig. Sie vertraute ohne zu zögern ihm ihr Leben an. Sie waren viel mehr als nur Freunde! Sie waren Partner!

Seine Katzenohren zuckten und stellten sich aus ihrer ängstlichen, eng an den Kopf gelegten Position auf. Einen Moment lang dachte sie, es läge an dem was sie gesagt hatte, dann vernahm auch sie die entfernten Schreie.

„Tut mir leid, Chat, sieht so aus als hättest du einen Job zu machen.“, sagte sie und drehte sich in die Richtung aus der der Tumult kam. Chat hockte schon wieder auf dem Geländer, auf allen Vieren, wie eine Katze, und schlicht langsam auf sie zu, bis er neben ihr hockte. Seine grünen Katzenaugen waren zu Schlitzen verengt und zum ersten Mal bemerkte sie, dass animalische Leuchte in diesen, dass von seiner Nachtsicht herrührte.

„Kannst du etwas erkennen?“, fragte sie und legte ihre Hand auf seine Schulter. Es war eine Bewegung über die sie nicht nachgedacht hatte und erst nachdem sie es getan hatte, ging ihr auf, dass dies eine Handlung war, die nicht zu Marinette passte.

„Dort fliegt irgendetwas.“, antwortete er.

„Ich nehme an du hast einen Job zu erledigen.“, stellte sie fest. Zwei Akuma so dicht hintereinander waren ungewöhnlich, es war bisher nur einmal vorgekommen und sie hatte vermutet, dass Hawk Moth es normalerweise vermied, denn soweit sie wusste kam auch seine Kraft von einem Kwaami, was wiederum bedeutete, dass der Schmetterlings Kwaami ebenso wie Tikki und Chat’s Kwaami wieder Energie tanken musste. Wenn sie also davon ausging, dass das erschaffen von Akumas die spezielle Kraft des Schmetterlings Kwaamis war, so wie es für sie der Lucky Charm und für Chat sein Cataclysm war, dann sollte Hawk Moths Verwandlung danach nicht mehr lange anhalten können und der nächste Akuma erst möglich sein, wenn der Kwaami fertig gegessen hatte. Natürlich war all das pure Spekulation, doch theoretisch gesehen, war es eine vollkommen logische Erklärung. Sie musste dringend einmal Tikki danach fragen.

„Zwei Akuma so dicht hintereinander sind ungewöhnlich.“, sagte Chat, die Augen noch immer zu Schlitzen verengt. Marinette wurde wieder einmal davon in Erstaunen versetzte, wie gleich sie und ihr Partner zu denken scheinen. Naja, es gab einen Grund dafür, weshalb sie so ein perfektes Team waren. Offensichtlich galt das nicht nur, wenn sie sich auf dem Schlachtfeld befanden.

„Was hast du vor?“, fragte sie.

„Mich auf den Weg machen.“, stellte er nüchtern fest.

„Hoffentlich ist Ladybug schon da.“, fügte er hinzu und sah zu ihr auf. Sie konnte die gut versteckte Sorge in seinem Gesicht erkennen, selbst mit Maske konnte sie ihn lesen, wie ein offenes Buch. Bei der Erwähnung von Ladybug flackerte Sorge in seinem Blick auf. Sie - Ladybug – war verletzt und sie hatten den letzten Kampf kaum überstanden und sie könnte etwas Ruhe jetzt wirklich gebrauchen, doch sie hatte keine Wahl, nur sie konnte den Akuma reinigen. All das schoss ihr in dem Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf, den Chat braucht, um seinen Worten noch einen weiteren Nachsatz anzuhängen. „Prinzessin, ich will, dass du in dein Zimmer zurück gehst und nicht raus kommst, bis wir das geklärt haben.“, sagte er mit einem ersten Gesichtsausdruck.

„Was?“, entfuhr es ihr, offensichtlich würde sie nichts dergleichen tun, sondern ihm dorthin folgen. Dann musste sie halt noch eine Schmerztablette einwerfen. Na wenn schon.

„Ich will nicht, dass dir noch etwas passiert! Bitte, heute sind die zwei Freunde, die ich als Chat Noir habe verletzt worden, ich kann mich nicht konzentrieren, wenn ich nicht weiß, dass du in Sicherheit bist!“, flehte er schon fast.

Ladybug war von seinem Katzenblick schon immer absolut unbeeinflusst. Marinette war es nicht. Sie schmolz beinahe dahin.

„Ok.“, sagte sie leise. “Ich verspreche dir, dass ich, Marinette Dupain-Cheng, mich in meinem Zimmer verbarrikadieren werde, bis alles vorbei ist.“, schwor sie. Vielleicht hatte sie gerade etwas zu dick aufgetragen.

Doch Chat sah erleichtert aus und machte sich bereits zum Sprung, bereit als sie ihn mit einer Hand auf seinem Arm zurück hielt.

„Pass auf dich auf!“, sagte sie, die Worte waren raus, bevor sie wirklich darüber nachdenken konnte, doch sie kennt ihren Partner. Er hat die ungesunde Tendenz sich zwischen Ladybug und alles was sie potenziell verletzen könnte zu werfen und sie hasst es zu sehen, wie er verletzt wurde. Abgesehen davon war sie bereits verletzt und sie wusste ganz genau, dass dies seinen, ohnehin bereits viel zu ausgeprägten Beschützerinstinkt, nur noch verstärken würde. Und verdammt, sie durfte sich auch um ihren Partner sorgen!

Er sah sie einen Moment lang überrascht an und sie fragte sich, ob er es vielleicht nicht gewohnt war, dass sich Leute um ihn sorgen. Dann nickte er und sprang.

Sie achtete darauf, dass er sah wie sich die Luke hinter ihr schloss als er auf dem gegenüber liegenden Gebäude kurz stehen blieb und ihr einen letzten Blick über die Schulter zuwirft.

Auf ihrer Treppe blieb sie stehen und zählte langsam bis 20, das sollte ihm genug Zeit geben um ausreichenden Vorsprung zu gewinnen, bevor sie flüsterte: „Tikki, Spots on!“



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