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Magnetismus

von

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Harte Zeiten - Teil 1

Stiles war klar, dass ihm und seiner Familie in der nächsten Zeit einiges bevorstand und dass sie nun sehr stark sein mussten.

Und am schwersten zu ertragen war die Tatsache, dass es fast immer von anderen abhängen würde, in welchen Bahnen ihr weiteres Leben verlaufen würde; nämlich von Geschworenen, Behördenmenschen und Verwaltungsmitarbeitern.

Sie selbst hatten darauf nur sehr geringen Einfluss. Sie konnten bloß versuchen, überzeugend zu sein, sich anstrengen und dann das Beste hoffen!
 

Gleich nach Neujahr begann es damit, dass Stiles als Bittsteller beim Dekan der UC Beacon Hills vorsprach und darum bat, dass er die Prüfungen des ersten Semesters, welches ja bereits im März schon wieder endete nachholen dürfte, um dann nach dem Springbreak mit seinen Freunden gemeinsam im zweiten Semester weitermachen zu können.
 

Stiles hatte sich Scott und seinen Vater als Rückendeckung zu diesem Gespräch mitgenommen.
 

John stellte dar, wie sein Sohn als Opfer homophober Gewalt Monate in Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen zugebracht und sich dort ins Leben zurückgekämpft hatte.

Es könne doch nicht angehen, dass man ihn dafür bestrafe, argumentierte er!
 

Scott verwies darüber hinaus auf Stiles überragende Schulnoten und seine Fähigkeit, Wissen praktisch zu absorbieren, wie ein Schwamm. Er versicherte, Stiles beim Nachholen des versäumten Lehrstoffs zu unterstützen und ihn mit allen Studienunterlagen der letzten Monate zu versorgen.
 

Schließlich zeigte der Dekan Herz, oder was er dafür hielt, denn er gab Stiles vier Wochen um die gesamten versäumten Inhalte aufzuholen, um diese anschließend in einer fünfstündigen Prüfung abfragen zu lassen. Außerdem dürfe er ab jetzt, bis zum Ende des ersten Semesters keine einzige Vorlesung versäumen.
 

Stiles versprach sein Bestes zu geben und für die Prüfung Ende Januar bereit zu sein, machte jedoch eine Einschränkung bezüglich der geforderten Anwesenheiten, indem er darauf hinwies, dass er in nächster Zeit vermutlich eine Menge wichtiger Termine bei Gerichten oder mit Behörden haben würde, auf deren Zeitpunkte er selbst keinen Einfluss habe.
 

Der Dekan nahm diese Information mit wenig Verständnis auf und forderte eindringlich, dass Stiles sich die Notwendigkeit jedes einzelnen Termins dieser Art amtlich bestätigen lassen müsse, um tatsächlich entschuldigt zu sein.

Scott und John hoben an, zu protestieren angesichts dieses Mangels an Empathie, doch Stiles winkte ab und versicherte, dass er sich daran halten werde.
 

Sie fuhren nachhause und Stiles begann umgehend damit, den Lehrstoff durchzuarbeiten.

Er wollte diese erste Januarwoche nutzen, so gut es ging, denn die Vorlesungen würde erst in der nächsten wieder beginnen.

Er stellte sich also an jedem Morgen früh den Wecker und machte sich dann über die Lehrbücher und Scotts Mitschriften her und legte beides erst wieder weg, wenn es dunkel wurde.
 

Von den Kopfschmerzen, die morgens moderat begannen und sich dann jedoch im Laufe des Tages in ein grandioses `molto furioso´ steigerten, hatte er Derek eigentlich gar nichts erzählen wollen, doch als er am Abend des zweiten Tages lediglich noch dazu in der Lage war, sich mit letzter Kraft ins Bett zu schleppen und dort im Dunkeln zu liegen, wurde seinem Freund natürlich klar, dass etwas nicht stimmte:
 

„Warum sagst du mir denn nicht, dass du Schmerzen hast? Ich kann dir doch helfen!“ sagte Derek vorwurfsvoll: „Ist es immer noch wegen des Angriffs?“
 

„Ja! Aber es geht schon!“ behauptete Stiles.

Dabei klang er, als läge er in den letzten Zügen:
 

„Kleiner Idiot!“ knurrte Derek, setzte sich mit dem Kopfteil im Rücken ins Bett, zog Stiles an sich, so dass dessen Kopf auf seiner Brust platziert war, legte ihm die warmen Hände auf die Stirn und nahm ihm die Schmerzen.

Und daraus machten sie von nun an ein tägliches Ritual.
 

Auch Loba musste sich sehr anstrengen und lernen, denn in der nächsten Woche würde ebenso für sie der Ernst des Lebens beginnen, denn sie würde eingeschult werden. Ihre Privatlehrerin war nun jeden Tag für mehrere Stunden da, um sie auf diese neue Anforderung vorzubereiten.
 

Loba beherrschte mittlerweile die Grundrechenarten einigermaßen, konnte ganz passabel in Druckschrift lesen und schreiben und bereits recht gut sprechen.
 

Schon vor Weihnachten hatte Derek sie zu einem Test in der Schulbehörde zur Einstufung ihres Wissensstandes begleitet, welcher ergeben hatte, dass sie in der vierten Klasse beginnen könne. Dort wäre sie zwar gut zwei Jahre älter als alle anderen Kinder, aber dafür sollte es ihr, nach Einschätzung der Experten möglich sein, dem Unterricht zu folgen und je nachdem, wie sie sich entwickele, könne sie ja vielleicht später ein, oder zwei Klassen überspringen und so mit ihren Altersgenossen aufschließen.
 

Stiles und Derek hatten große Befürchtungen, dass die Schulzeit für Loba eine unangenehme Erfahrung werden könnte.

Ihr kleines Mädchen würde aus so vielen Gründen herausstechen!
 

Nicht nur, dass sie die Älteste wäre, mitten im Schuljahr begänne, in eine Klasse käme, welche sich bereits seit dreieinhalb Jahren kannte und Loba vieles von dem, was für die anderen Kinder selbstverständlich war, nicht wusste; nein sie unterschied sich auch in ihrem Wesen und durch einige Verhaltensweisen, die den anderen Kindern vielleicht exotisch erscheinen mochten, denn natürlich hatte eine Aufwachsen ohne Liebe und Fürsorge in Isolation und Gefangenschaft mit regelmäßigen Misshandlungen seine Spuren hinterlassen.
 

Überdies gab es da ja noch Lobas eigenartige Sprechweise, welche vielleicht einigen Schulhofrowdys Anlass für Spott geben würde, denn Loba konnte sich zwar mittlerweile in einfachen Worten recht gut ausdrücken, dennoch kamen einige Worte mühsam über ihre Lippen und es klang beinahe wie eine Art fremdartiger Akzent!
 

Und zu allem Überfluss kam noch hinzu, dass Loba das Adoptivkind mit den beiden Daddys sein würde.

Und sie war ein Werwolf, was niemand jemals herausfinden durfte!
 

Stiles, für den Mobbing in der Schule immer noch eine lebhafte Erinnerung war fand die Vorstellung, dass seiner Tochter Ähnliches oder Schlimmeres blühen könnte unerträglich.

Er setzte Lydia darauf an, sicherzustellen, dass Loba, das hübscheste Mädchen auf dem Schulhof wäre. Sie experimentierten mit dezentem Make-Up und Lydia sollte für die entsprechende Garderobe sorgen.

Die kleine Loba, die zwar nicht ganz verstand, was das ganze Theater sollte, ihrem Daddy jedoch einen Gefallen tun wollte, ließ das alles geduldig über sich ergehen und betrachtete sich anschließend kritisch im Spiegel.
 

Derek übte mit Loba täglich, dass sie sich nicht verwandeln durfte, wenn sie in der Schule war, egal, was passierte, was irgendjemand sagte, oder wie aufgeregt sie wäre.
 

Und eines Abends, beim Essen teilte ihre Tochter Derek und Stiles mit, dass sie lieber nicht in die Schule gehen wolle, wenn es sie beide so nervös mache. Sie würde dann lieber hier bei ihnen zuhause bleiben!
 

Na toll!
 

Sie hatten es vergeigt!
 

Bei all´den Befürchtungen bezüglich der Dinge, die schief gehen konnten, hatten sie völlig vergessen, die Freude auf die Schulzeit in ihrer Tochter zu wecken!
 

„Nein, Spätzchen! Die Schule wird toll werden! Da sind andere Kinder und du wirst Freunde finden! Dein Onkel Scott und ich hatten so viel Spaß in der Schule!“ sagte Stiles eilig und ein wenig hilflos und fügte hinzu: „Außerdem MUSST du in die Schule gehen. Alle Kinder müssen das und wenn du das nicht tust, dann werden die Leute vom Jugendamt sagen, dass Derek und ich keine guten Daddys sind und werden dich am Ende noch von uns wegholen!“
 

Lobas Augen weiteten sich ängstlich.
 

Großartig!
 

Jetzt hatte sie nicht nur keine Lust auf die Schule, sondern auch noch Angst davor!

Stiles beglückwünschte sich innerlich bitter zu diesem beherzten Griff in Klo!
 

Er nahm seine Tochter auf den Schoß und versicherte:

„Alles wird gut, mein Schatz! Hör´ gar nicht auf mich! Ich mache mir nur unnötig Sorgen! Du bist ein tolles Mädchen und deine Mitschüler werden dich lieben. Sei einfach nur du selbst und schon können sie gar nicht anders!“
 

Loba blickte ihn zweifelnd an, doch dann nickte sie.

Was hätte sie auch sonst tun können? Man ließ ihr ja keine Wahl!
 

Vor Lobas erstem Schultag war Stiles dann bis spät in die Nacht mit dem Backen von Cupcakes beschäftigt, welche er mit verschiedenfarbigen Icings bestrich und mit wundervollen Toppings beklebte;wie Zuckerherzen, Gummibärchen, bunten Streuseln und Schokoladenperlen.

Um ganz sicher zu gehen, dass seine Tochter einen guten Start hatte, würde er Lobas neue Mitschüler eben ganz einfach schamlos mit Zucker bestechen, hatte er entschieden!
 

Irgendwann kam Derek verschlafen, barfuß und im Pyjama in die Küche getapst und wollte wissen:

„Sag´ mal, was machst du denn hier, du kleiner Verrückter? Wieso schläfst du nicht? Morgen wird ein anstrengender Tag!“
 

Stiles erklärte ihm seine Überlegungen zum Thema Bestechung und Derek schüttelte nur den Kopf:

„Du bist... du bist... ach ich weiß auch nicht!“ murmelte er:
 

„Was denn? Was bin ich? Ein Idiot? Ein Spinner? Ein Blödmann?“ bot Stiles hilfreich an.
 

Derek lachte leise:

„Du bist süß! Süßer, als diese kleinen Kalorienbomben hier!“

Er zog den Menschen an sich und küsste ihn auf die Nase.

Doch er stutzte als er spürte, wie steif und unbehaglich Stiles sich in seiner Umarmung anfühlte.

„Was?“ fragte er verunsichert.
 

Stiles fixierte angestrengt seine Füße:

„Wenn ich süß bin und wenn zwischen uns alles wieder in Ordnung ist, wie du immer wieder betonst, warum schlafen wir dann eigentlich nicht mehr miteinander, Derek?“
 

„Ich... also... uhm...?“ stammelte der Ältere und griff nach Stiles Hand.
 

Die beiden blickten einander unbehaglich an und es entstand ein langes Schweigen, bis Derek zu einem weiteren Erklärungsversuch ansetzte:

„Es war so viel los in letzter Zeit. Du musstest ständig lernen und dann deine Kopfschmerzen....! Es gab einfach so vieles, an das wir denken mussten! Es schien nie der rechte Zeitpunkt zu sein!“
 

Stiles schaute ihn eindringlich an:

„Das ist aber nicht alles, oder?“ fragte er: „Es ist wegen Peter, richtig? Glaubst du mir, dass zwischen ihm und mir nichts gewesen ist, Derek?“
 

„Ich glaube dir! Ich weiß, dass du mich nicht belügen würdest!“ erwiderte Derek leise:
 

„Aber!“ fragte Stiles beklommen:
 

Derek seufzte schwer:

„Aber diese Sache hat mir mehr zugesetzt, als ich wahrhaben wollte. Du hast einfach vergessen, dass es mich überhaupt gibt, Stiles! Alles was wir waren und was wir hatten, war auf einmal nicht mehr da! Das war echt hart! Außerdem bist du richtig gemein zu mir gewesen. Und du hast mich mit unserer Tochter allein gelassen, als wir dich wirklich gebraucht haben!“
 

Derek hielt kurz inne und schenkte Stiles einen verzweifelten Blick:

„Ich weiß, dass das alles nicht deine Schuld ist und dass du nicht wirklich du selbst warst! Ich weiß, dass du verletzt und voller Wut gewesen bist. Und ich weiß auch, dass meine Gefühle ungerecht und irrational sind! Es tut mir leid!“
 

Stiles schluckte schwer und wollte wissen:

„Vertraust du mir noch? Liebst du mich noch, Derek?“
 

Der Angesprochene blickte bestürzt auf:

„Ich würde dir jederzeit mein Leben anvertrauen! Und ich liebe dich mehr, als irgendwen sonst auf der Welt!“ versicherte er: „Das weißt du doch, oder nicht?“
 

Der Junge zuckte unzufrieden mit den Schulter.
 

Derek zog ihn in seinen Arm und flüsterte:

„Geh´ doch schon mal ins Bett! Ich beseitige das Chaos und komme dann nach, in Ordnung?“
 

„Musst du nicht! Ich helfe dir! Immerhin habe ich es ja auch schmutzig gemacht!“ versicherte Stiles schnell:
 

„Du bist doch total erschöpft! Und außerdem: Wenn du dich schon stundenlang in die Küche stellst, um für Loba zu backen, kann ich doch wenigstens hinterher aufräumen.“
 

Stiles schüttelte den Kopf:

„Wir machen es gemeinsam, dann kommen wir auch schneller ins Bett. Wir brauchen schließlich BEIDE unseren Schlaf für morgen. “ bestimmte er.
 

Eine halbe Stunde später lagen sie dann nebeneinander in ihrem Schlafzimmer; beklommen, auf dem Rücken, den Blick zur Zimmerdecke gerichtet und waren mit einem Mal hellwach.
 

„Ich kann nicht schlafen!“ flüsterte Derek in die Dunkelheit: „Darf zu dir kommen?“
 

Stiles atmete auf:

„Ich hatte gehofft, dass du fragen würdest. Ich habe mich nämlich nicht getraut.“
 

Derek knipste die Nachttischlampe an und blickte Stiles ernst in die Augen:

„Ich liebe dich, hörst du! Auch wenn ich gerade ein bisschen blöd bin, an dieser Tatsache musst niemals zweifeln!“
 

„Du bist überhaupt nicht blöd!“ versicherte Stiles: „Ich verstehe dich!“
 

„Doch bin ich!“ beharrte Derek: „Ich liege hier neben meiner großen Liebe und er weiß es gar nicht, weil ich mich wie in Eisschrank aufführe!“
 

„Große Liebe?“ murmelte Stiles schüchtern: „Ich!“
 

Derek rollte mit den Augen:

„Na wer denn sonst, Dummerchen?“
 

Stiles zuckte mit den Schulter:

„Na, jemand, der irgendwie... besser ist.“
 

Derek beugte sich lächelnd zu einem Kuss zu Stiles hinüber, schob ihm dann vorsichtig eine Hand unter sein Schlaf-T-Shirt und begann zaghaft damit, ihm über Bauch und Brust zu streicheln:
 

„Gott, das habe ich so vermisst!“ seufzte Stiles erleichtert, zog den Älteren auf sich und schlang die Arme um ihn:
 

„Ich auch!“ versicherte Derek.

Dann grinste er schelmisch auf Stiles hinab und wollte wissen:

„Was hältst du eigentlich von einem Geschwisterchen für Loba?“ und begann damit, anregend sein Becken zu bewegen.
 

Stiles grinste:

„Das ist grundsätzlich eine schöne Idee, aber SO werden die nicht gemacht. Hast du denn nicht aufgepasst, als deine Eltern mit dir `Das Gespräch´ hatten?“
 

„Man weiß doch nie was geschieht, wenn wir uns nur genug anstrengen?“ wendete Derek ein und zwinkerte frech.
 

Stiles erwiderte das Schmunzeln und erklärte:

„In Ordnung, probieren wir es! Aber du trägst es aus, denn ich werde mir bestimmt nicht meine knabenhafte Figur ruinieren!“
 

„In Ordnung!“ bestätigte Derek: „Dann musst du aber auch damit leben, dass ich fett werde und Hängebrüste bekomme!“
 

Stiles kicherte bei dieser Vorstellung.
 

Und weil es nun sowieso schon gleichgültig war, denn sie würden morgen ohnehin hoffnungslos unausgeschlafen sein, fielen sie nun über einander her, weil es einfach schon viel zu lange her war!
 

`Und vielleicht war es auch gar nicht das Schlechteste, wenn sie morgen zu müde wären, um aufgeregt zu sein?´ war der letzte sinnvolle Gedanke, den Stiles hatte, bevor sein Großhirn sich verabschiedete.
 

Als vier Stunden später der Wecker unbarmherzig schrill läutete, rührte keiner von den beiden einen Finger, um diesen auszuschalten, bis Loba mit ihrem Plüschwolf unter dem Arm in ihrem Nachthemdchen hereingestürmt kam, sich auf das Bett schwang, darauf herum hopste und genervt rief:

„DADDYS! Das ist so laut!“
 

„Ja, Spätzchen!“ brummte Derek, streckte seinen Arm unter der Decke hervor und tastete nach dem Wecker, um ihn zum Schweigen zu bringen.
 

Stiles hatte derweil Lobas Hand genommen und sie zu sich heruntergezogen, um die lästigen Erschütterungen seiner Schlafstätte zu beenden:

„Komm´ mein Schatz! Wir kuscheln noch ein bisschen, ja?“ murmelte er und schlang seine Arme um das Mädchen.
 

„Da mache ich mit!“ verkündete Derek und zog beide zu sich heran.
 

Loba liebte ihre Streicheleinheiten für gewöhnlich, doch heute war sie dafür absolut nicht in Stimmung. Bereits nach wenigen Minuten begann sie zu quengeln:

„Hungrig, Daddy! Und dann muss ich in die doofe Schule!“
 

„Bist du aufgeregt, Baby!“ wollte Stiles wissen.
 

Loba antwortete nicht und schaute ihn nur an, als habe er eine sehr dumme Frage gestellt.

Und Stiles musste zugeben, schuldig zu sein im Sinne der Anklage.
 

Sie deckten also den Frühstückstisch, obwohl Loba es viel mehr auf die wunderbaren Cupcakes abgesehen hatte, welche Stiles vergangene Nacht produziert hatte:

„Nein, mein Engelchen! Die schenkst du nachher den anderen Kindern.“ erklärte er ihr ruhig: „Und immer, wenn sie dann später an dich denken, werden sie sich an leckere kleine Kuchen erinnern und schon mögen dich alle! Das ist doch eine gute Idee, findest du nicht auch?“
 

Nein, das fand Loba nicht!

Sie blickte Stiles unzufrieden an, und hörte nicht damit auf, ehe sie einen der Cupcakes als Nachtisch erhielt. Erst da war sie wieder ein wenig versöhnt.
 

Stiles hatte nur wenig Zeit, um sich ein Bild von der neuen schulischen Umgebung seiner Tochter zu machen. Er bekam gerade noch mit, wie die Lehrerin Loba der Klasse vorstellte und sie auf den freien Platz neben einen süßen, schielenden, bebrillten, blondgelockten Jungen namens Matthew gesetzt wurde, welcher mit seiner neuen Sitznachbarin offenbar sehr einverstanden war, so wie er sie anhimmelte.
 

Irgendwie musste Stiles da an jenen Moment denken, als er selbst das erste Mal einen Blick auf eine gewisse Lydia Martin geworfen hatte und da hatte er plötzlich die Gewissheit, dass hier alles gut werden würde.

Mit diesem Gefühl konnte er sich erleichtert verabschieden.
 

Derek hingegen blieb noch eine Weile, bis er schließlich freundlich, aber dennoch bestimmt von der Lehrerin aus dem Klassenzimmer hinauskomplimentiert wurde.

Er ließ es sich dennoch nicht nehmen, in der Nähe zu verweilen, setzte sich in seinen Camaro und harrte auf dem Parkplatz der Beacon Hills Junnior High aus; die Wolfsohren angestrengt gespitzt, um zur Stelle zu sein, falls etwas schief ginge und seine Tochter ihn bräuchte.
 

Und sollte irgendwer die Polizei rufen, weil sich ein gruseliger Typ auf dem Schulgelände herumtrieb, war Derek froh, dass sein Schwiegervater in spe der Sheriff war, der ihn da wieder herausboxen könnte.
 

Stiles wusste auf Anhieb, dass er das College lieben würde, denn hier wimmelte es von Leuten, die so waren, wie er selbst; die das Wissen liebten!

Hier war er endlich mal nicht der seltsame Nerd und Klugscheißer.

Er war endlich angekommen!
 

Und als Bonus kam hinzu, dass er jeden Tag Danny und Scott bei sich haben würde.

Er musste nun bloß noch diese verdammt Prüfung in drei Wochen bestehen und dann würde alles ganz großartig werden.
 

Am späten Nachmittag, als Stiles im Bus nachhause saß, spürte er mit einem Mal den versäumten Schlaf und das, obwohl ihm der wichtigste und furchterregendste Termin des Tages noch bevorstand.
 

Sein Dad saß bereits mit Loba bei ihnen auf dem Sofa und teilte Stiles mit, dass Derek noch unterwegs sei, um das Abendessen für sie alle vom asiatischen Take-Away zu besorgen.

Stiles war heilfroh, dass er sich nicht auch noch darum kümmern musste, dass sie etwas zu essen auf den Tisch bekämen.
 

Sie waren gerade dabei, ihre Mahlzeit einzunehmen, als der gefürchtete Besuch klingelte. John ging öffnen, gefolgt von seiner Enkelin, die sich sofort hinter dem Rücken des Sheriffs versteckte, als sie die vier Leute vom Jugendamt erblickte.
 

„Imbiss-Essen?“ war das erste, was Ms. Miller-Smith, welche die heutige Gesprächsführung übernehmen würde feststellte, noch bevor sie einen guten Abend wünschte.
 

`Was für ein selten bescheuerter Doppelname!´ dachte Stiles mürrisch.
 

Laut sagte er: „Normalerweise kochen wir frisch!“ und ärgerte sich sogleich über sich selbst, denn welche Grund hatte er denn überhaupt, sich zu rechtfertigen?
 

Er bot der Delegation des Schreckens einen Sitzplatz, ein Getränk und etwas von dem Abendessen an.

Letzteres wurde von sauertöpfischen Mienen dankend abgelehnt!
 

Irgendwie war auch dem Hale-Stilinski-Clan nun der Appetit vergangen, also ging man hinüber ins Wohnzimmer und ließ sich dort mit einem Kaffee nieder.
 

„Sie wissen, warum wir heute hier sind?“ leitete Ms.-Lahmer-Doppelname das Gespräch ein.
 

Stiles und Derek tauschten genervte Blicke. Selbstverständlich wussten sie, warum diese Leute hier waren und beide ärgerten sie sich im Stillen über diese schulmeisterliche Art der Fragestellung!

Die Jugendamtleute waren zu einer letzten Inspektion gekommen; würden Loba, ihre Fortschritte, ihre Väter und ihr Elternhaus genau unter die Lupe nehmen und dann ihren Abschlussbericht einschließlich Empfehlung zu Lobas zukünftiger Unterbringung beim Familiengericht abgeben.
 

Oder anders ausgedrückt: Sie würden heute über sie alle zu Gericht sitzen!
 

Unglaublicher Weise behauptete Ms. Miller-Smith in diesem Augenblick:

„Wir werden uns jetzt erst einmal ganz zwanglos unterhalten!“

Und schon begann sie mit ihrem Verhör nach Stasi-Art:

„Wie ich sehe, sind sie wieder zuhause, Mr. Stilinski. Bedeutet das denn wohl, dass sie nun wieder vollkommen genesen sind?“
 

Stiles starrte sie finster an und erwiderte:

„Das Problem, wenn Typen in Stiefeln versuchen, einem den Schädel mit ihren Tritten zu zertrümmern ist, dass einem der Kopf danach noch eine ganze Weile wehtut. Aber abgesehen davon geht es mir wesentlich besser; Danke! Ich habe mein Gedächtnis vollständig wiedererlangt und gehe bereits wieder auf´s College.“
 

Die vier unliebsamen Gäste senkten zeitgleich die Köpfe und kritzelten etwas auf die Schreibblöcke, welche jeder von ihnen auf dem Schoß hatte.

Stiles fragte sich, ob das bedeutete, dass er das Richtige oder genau das Falsche gesagt hatte?
 

Offenbar war es das Falsche, denn nun fragte Ms.-Häufigster-Plus-Zweithäufigster-Nachname-im-englischen-Sprachraum:

„Und wer wird sich um Loba kümmern, wenn sie im College sind, Mr. Stilinski!“
 

Sie ließ es so klingen, als sei es etwas besonders Frivoles, dass Stiles nun eine Ausbildung begonnen hatte, anstatt als Vollzeitvater zuhause zu bleiben, wie es jedes einigermaßen verantwortungsvolle Elternteil in jedem Fall tun würde.
 

Stiles Nerven lagen blank und er war drauf und dran, dieser Frau an die Gurgel zu gehen, doch Derek, ungewöhnlich besonnen, kam ihm mit seiner Antwort zuvor:

„Loba wird nun Vormittags in der Schule sein. Und anschließend wird sich dieselbe Person um sie kümmern, die es auch schon in den zurückliegenden Monaten getan hat, als Stiles unglücklicherweise nicht bei uns sein konnte, nämlich ich! Wie sie wissen, bin ich finanziell unabhängig und habe Zeit. Und nach den Vorlesungen wird Lobas anderer Vater ja auch wieder heimkehren und dann können wir Zeit als Familie verbringen!“

Wieder kritzelten die Vier etwas in ihre Schreibblöcke und dann schwenkte Ms. Miller-Smith mit ihrer Aufmerksamkeit auf Loba um:

„Heute war also dein erster Schultag, Kleine?“ fragte sie: „Und? Wie hat dir das gefallen?“
 

Das Mädchen kniff skeptisch die Augen zusammen und musterte die fremde Frau. Dann blickte sie auf Stiles, der ihr aufmunternd zunickte und sagte:

„Ist okay, Spätzchen! Du kannst es ihr ruhig erzählen!“
 

Loba griff sicherheitshalber nach Stiles Hand und berichtete dann:

„Ich habe Kuchen gegessen!“
 

Ms. Miller-Smith zog eine Augenbraue hoch und erklärte an Derek und Stiles gewandt streng:

„Kuchen ist kein angemessenes Frühstück, meine Herren! Übergewicht ist ein schwerwiegendes, gesundheitliches Problem in diesem Land!“
 

Stiles zählte innerlich bis zehn, um den gewalttätigen Impuls in sich niederzuringen.
 

Was hatte diese Frau bloß immer für ein Problem mit dem Essen?
 

Wahrscheinlich war diese verkniffene Kuh eine von denen, die lebenslang auf Diät war.

Das würde jedenfalls einiges erklären!
 

Er versuchte, allen Sarkasmus aus seinen Worten zu verbannen, als er erwiderte:

„Das ist mir bewusst, Ma´am. Die Cupcakes waren lediglich ein Begrüßungsgeschenk an Lobas neue Mitschüler, um ihr einen guten Einstand zu verschaffen. Ich habe sie selbst gebacken. Falls es sie beruhigt; es handelte sich um einen Vollkorn-Karotten-Teig. Und ich möchte darauf hinweisen, dass Übergewicht vielleicht ein Problem in diesem Land sein mag, aber nicht für unsere Tochter, die lebensbedrohlich untergewichtig war, als sie zu uns kam und sich, dank unserer Fürsorge nun langsam dem Normalgewicht annähert! Ich denke, der Befundbericht des Kinderarztes liegt ihnen vor, richtig? Aus ihm geht hervor, dass Loba in hervorragender körperlicher Verfassung ist.“
 

Stiles kochte innerlich vor Wut!
 

Und nun behauptete Ms. Miller-Smith auch noch:

„Niemand wirft ihnen beiden etwas vor, meine Herren. Es geht hier lediglich um das Wohl eines Kindes und da müssen wir eben sehr genau sein, insbesondere in einem Fall wie ihrem!“
 

„Was soll das denn bedeuten?“ knurrte Derek: „Geht es darum, dass wir zwei Männer sind, oder wie?“
 

Die Jugendamtsmitarbeiterin lachte gekünstelt und forderte:

„Nun machen sie daraus doch bitte kein Politikum, Mr. Hale! Ich weiß, Leute wie sie fühlen sich gerne schnell diskriminiert, aber hier geht es viel mehr darum, dass ihr `Partner´...“ sie sagte es so, dass die Anführungszeichen nicht zu überhören waren: „... selbst noch ein Jugendlicher ist! Mr. Stilinski ist gerade mal achtzehn Jahre alt. Wollen sie dieses Leben wirklich für diesen Jungen?“
 

Stiles knirschte mit den Zähnen und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Der einzige Grund, warum er ruhig blieb, war Loba. Wenn er es sich mit diesen Arschgeigen verscherzte, dann würden sie sie ihnen mit Sicherheit wegnehmen. So ruhig, wie es ihm möglich war antwortete er also:

„Ich sitze genau hier! Ich kann sie hören und ich liebe es gar nicht, wenn man über mich spricht, als wäre ich gar nicht im Zimmer. Und das eine möchte ich klarstellen: Ich bin ein Erwachsener und ich treffe meine eigenen Lebensentscheidungen. Und die wichtigste, die ich in der jüngsten Vergangenheit getroffen habe war die, der Vater dieses Mädchens zu werden. Ihnen mögen unsere Lebensweise, oder der Altersunterschied zwischen uns nicht gefallen , doch um dieses Urteil zu fällen sind sie nicht hier. Sie sind hier, um zu entscheiden, ob Loba ein gutes Zuhause hat, in welchem sie gesund und glücklich auswachsen kann und ich denke, wenn es ihnen gelingt, für einen Moment unvoreingenommen zu sein, dann werden sie erkennen, dass sie das hier bei uns hat.“
 

„Wir werden sehen!“ erwiderte Ms. Miller-Smith: „Wir haben noch gar nicht Lobas Sichtweise gehört.“

Sie wendete sich dem Mädchen zu und fragte zuckersüß:

„Zeigst du uns dein Zimmer Loba? Deine Daddys können ja solange hier im Wohnzimmer warten.“

Ms. Miler-Smith streckte ihr die magere, klauenartige Hand entgegen.
 

Die Augen des Mädchens weiteten sich vor Schreck:

„Daddy?“ fragte ängstlich und kroch dann, so weit es ihr möglich war unter Stiles Pullover.
 

Die Jungendamtsmitarbeiterin registrierte es verstört und während ihre Kollegen wieder fleißig Notizen in ihre Blöcke kritzelten, fragte sie:

„Macht Loba so etwas öfter? Das ist aber kein altersentsprechendes Verhalten!“
 

„So etwas macht unsere Tochter nur, wenn jemand sie zu Tode erschreckt!“ erwiderte Stiles unwirsch und schloss die Arme um das Kind.

Erst als er spürte, dass sie etwas ruhiger geworden war, holte er sie wieder unter seinem Sweatshirt hervor und versprach:

„Die Leute wollen dir nichts tun, Baby! Sie möchten nur kurz allein mit dir sprechen, aber niemand wird dir wehtun, hörst du? Du zeigst den Leuten jetzt dein Zimmer und deine Spielsachen und wenn ihr fertig seid mit reden, dann warten wir hier schon auf dich. Schaffst du das, meine Große?“
 

Loba wirkte unschlüssig, doch dann nickte sie und führte die Fremden in ihr Zimmer. Sie sagte ihnen die Namen der Prinzessinnen auf ihrer Tapete, führte ihre Kuscheltiere, ihre Buntstifte und ihre Bilderbücher vor und wurde aufgefordert, aus letzteren ein wenig vorzulesen, was sie dann auch mühsam und stockend tat.

Dann nahmen die Fremden in Lobas Zimmer Platz, obwohl sie diese gar nicht dazu eingeladen hatte und Ms. Miller-Smith stellte dem Mädchen Fragen.
 

Ob sie glücklich sei?
 

Loba wusste nicht, was das bedeutete. Stattdessen antwortete sie, dass sie schon Fahrrad fahren könne.
 

Ob sie Freunde habe?
 

„Tante Malia kann ein Hund sein, wenn sie will!“ erklärte Loba: „Und Grandpa ist ein Polizist!“
 

Ob sie manchmal Angst habe?
 

„Manchmal habe ich träume und dann weine ich. Dann schlafe ich bei meinen Daddys. Da können mich die Träume nicht finden!“ beteuerte das Mädchen.
 

Dann wurde Loba gebeten, einige Rechenaufgaben lösen.
 

Das Mädchen brauchte ein wenig Zeit, kniff angestrengt die Augen zusammen, hatte die Zunge im Mundwinkel und musste die Finger zu Hilfe nehmen, doch schließlich konnte sie die korrekte Antwort geben.
 

Und nun erklärte Ms. Miller-Smith, dass es verschiedene Möglichkeiten gäbe, wie Loba leben könne. Sie müsse nicht hier bei Stiles und Derek bleiben, sondern könne auch in einem Haus mit ganz vielen anderen Kindern leben. Oder in einer richtigen Familie, mit Geschwistern. Ganz normal! Das wäre doch schön, oder nicht?
 

Loba wurde schlecht vor Entsetzen:

„NEIN!“ schrie sie. Und dann immer wieder: „Neinneinneinnein...!“ bis John, Stiles und Derek ins Kinderzimmer gestürmt kamen.
 

Derek nahm sein kleines Mädchen, dass sich weinend auf dem Teppich zusammengerollt hatte hoch und nahm sie fest in den Arm:

„Ich gut, mein Schatz. Alles wird wieder gut!“ murmelte er und kraulte das Kind sanft.
 

Stiles fragte wütend:

„Was zur Hölle haben sie zu ihr gesagt?“
 

Ms. Miller-Smith ließ diese Situation scheinbar vollkommen kalt. Sie ignorierte Stiles Frage, schlug vor, wieder ins Wohnzimmer umzuziehen und dort zog sie ihr Fazit, während Derek mit Loba im Kinderzimmer zurückblieb:
 

„Dieses Mädchen kann sehr schlecht lesen für ein Kind von zwölf Jahren, es fällt ihr schwer, selbst auf einfache Fragen zu ihrem Leben und ihrer Befindlichkeit sinnvolle Antworten zu geben und sie zeigt ein sehr retardiertes Verhalten. Emotional bewegt sie sich scheinbar noch auf dem Niveau einer Fünfjährigen und hat eine viel zu enge Bindung insbesondere an sie, Mr. Stilinski! Außerdem hat sie uns erzählt, sie schläft noch bei ihnen im Bett? Halten sie dies wirklich für angemessen für ein Mädchen, welches gerade im Begriff ist, in die Pubertät einzutreten?“
 

Stiles fiel die Kinnlade herunter. Er hatte kein Ahnung, wie er auf diesen Haufen Schwachsinn reagieren sollte, ohne ausfallend zu werden.
 

John hingegen wusste es scheinbar, denn er ergriff nun das Wort:

„Sie haben sicherlich recht, dass Loba sich nicht wie ein Kind ihrer Altersklasse verhält, aber überrascht sie das allen Ernstes?“ fragte er erstaunlich gefasst: „Vor einem halben Jahr konnte meine Enkelin nicht einmal sprechen. Sie wusste nicht, wie man sich die Zähne putzt, zur Toilette geht oder Besteck benutzt. Sie war emotional vollkommen unversorgt, körperlich in erbärmlichem Zustand, hatte in ihrem bisherigen Leben nur Folter, Isolation und Demütigung erlebt. Es ist ein Wunder, wie sich dieses Kind in der kurzen Zeit entwickelt hat, seit sie bei meinem Sohn und seinem Partner lebt. Sie kann sprechen, besucht nun sogar schon die Schule, ist fröhlich und ausgeglichen und es ist ihr gelungen, Vertrauen zu anderen Menschen entwickeln.“

John atmete tief durch und wiederholte mit bewegter Stimme:

„Es grenzt wirklich an ein Wunder! Und nun kommen sie mit ihren Erwartungen und unrealistischen Forderungen daher und behaupten, mit dem Mädchen sei etwas nicht in Ordnung? Menschen passen nun einmal in kein Raster! Und insbesondere jemand mit einem einzigartigen Schicksal wie Loba sollte das Recht haben, sich in seinem eigenen Tempo zu entwickeln. Aber nun lassen sie uns doch einmal über eine Sache sprechen, über die hier noch kein Wort verloren wurde. Liebe! Loba wird geliebt; von ihren Vätern, ihren diversen Wahlonkeln- und tanten und ihrem Großvater! Und Loba liebt uns. Wenn sie nur ein bisschen was von ihrem Beruf verstehen, dann dürfte ihnen klar werden, dass es letztlich vor allem darauf ankommt und nicht darauf, dass im heutigen Abendessen Glutamat enthalten war!“
 

„Aber Glutamat ist... !“ setzte Ms. Miller-Smith an, wurde jedoch von einer Kollegin unterbrochen; einer blassen, blonden, dünnen, unscheinbaren Frau, an der das einzig Bemerkenswerte ihre freundlichen türkisblauen Augen waren:

„Ich denke, der Sheriff hat recht, Claire! Dieses Mädchen wird geliebt und sie hat es gut hier. Also ich habe zumindest genug gesehen, um mir ein Urteil bilden und meinen Bericht schreiben zu können! Wir sollten die Familie nun nicht noch länger als nötig aufhalten. Ihr Tag war sicherlich ohnehin schon lang genug!“
 

Miller-Smith, die es scheinbar gar nicht liebte, wenn man ihr ins Wort fiel, die aber offenbar in dieser Situation auch keine peinliche Diskussion beginnen wollte, funkelte ihre Kollegin lediglich böse an und wendete sich dann an ihre beiden männlichen Mitarbeiter.
 

Dummerweise waren die Herren offenbar auch der Meinung, dass sie nun ausreichend Informationen hätten und Ms. Doppelname fehlte der Rückhalt in ihrem eigenen Team.
 

Aber natürlich ließ die Dame es sich am Ende nicht nehmen, das letzte Wort zu haben:

„Sie und Mr. Hale werden vom Gericht hören. Leben sie wohl Mr. Stilinski! Sheriff!“
 

Sie sagte es so, dass es wie eine Drohung klang.
 

Die Delegation erhob sich und folgte Ms. Miller-Smith zunächst zum Kinderzimmer, um sich dort ebenfalls zu verabschieden.

Loba zeigte hieran jedoch nicht das geringste Interesse, sondern versteckte sich stattdessen hinter dem breiten Rücken ihres älteren Ziehvaters und dieser dachte gar nicht daran seiner Tochter die Deckung zu nehmen, sondern ließ sie gewähren, was ihm einen strengen Blick von Ms. Miller-Smith einbrachte.
 

Es hätte Derek nicht gleichgültiger sein können, ob sie Loba deswegen für eine verzogene Göre halten würde!
 

Gemeinsam mit Stiles brachte er anschließend die Gäste zur Tür.

Ms. Miller-Smith und ihre beiden männlichen Kollegen waren schnell verschwunden, doch die andere Kollegin, die sich ihnen nun als Ms. Pierce vorstellte wartete, bis ihre Mitarbeiter außer Hörweite waren und sagte dann:

„Meine Frau und ich habe zwei Jungs. Als Mutter und Mensch möchte ich ihnen sagen, dass ich denke, dass sie ihre Sache mit Loba sehr gut machen. Ich werde mich in meiner Behörde für sie einsetzen. Ich wünsche ihnen alles Gute und insbesondere ihnen Mr. Stilinski weiterhin gute Genesung!“
 

Derek und Stiles klappte der Unterkiefer herunter. Sie brachten gerade noch ein verblüfftes : „Dankeschön!“ heraus und da war Ms. Pierce auch schon verschwunden.
 

„Böse Menschen!“ zischte Loba, die sich nun wieder aus ihrem Zimmer heraus getraut hatte, nachdem die Luft rein war.
 

Stiles zog das Mädchen an sich und murmelte:

„Gott, ich bin so erschöpft!“
 

Derek nickte:

„Ich weiß Baby! Verkraftest du trotzdem noch eine weitere Sache?“
 

„Was ist es?“ fragte Stiles, auf das Schlimmste gefasst.
 

Derek legte ihm mehrere Briefumschläge in die Hand und erklärte:

„Das war heute in der Post! Sie sind da!“

Es handelte sich um Vorladungen des Gerichts.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tomi
2017-04-27T07:21:53+00:00 27.04.2017 09:21
Hallöchen,

Uh so ein Biest!
Vorsicht ist zwar besser als Nachsicht, aber die hat ja definitiv ein Schubladendenken.

Vermutlich ist sie nur ein Test, damit die anderen drei sehen können wie die Eltern reagieren :'-D

Aber wieder sehr schön und ich bin mir sicher, das Derek wirklich so wie du es beschreibst mit seinen Kindern umgehen würde.

Liebe Grüße
Tomke
Antwort von:  GingerSnaps
27.04.2017 19:34
Hallo Tomke,

das Thema Homophobie habe ich ja immer wieder am Wickel, weil es eben immer noch Realität ist, egal wie die Welt oder die Gesetze sich ändern.

Du glaubst, Derek wäre so als Vater? Da bin ich froh, denn ich fürchte manchmal, er tut sich zu schnell zu leicht mit Loba?

Liebe Grüße
Ginger


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