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光と闇 ~ Hikari to Yami

Der Weg von Dunkelheit zu Licht? Ist das mein Schicksal?
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser/innen :3,
herzlich Willkommen zu meiner Yu-gi-oh! Fanfic.
Ich hatte diese Story schon sehr lange in meinem Kopf und hab nun auch endlich den Mut gefasst sie mit euch zu teilen und zu sehen wie sie euch gefällt :)
Wenn ihr einen Fehler entdeckt oder sonstige Kritik an mich habt, nehme ich sie sehr gerne auf, bin gerade erst am Anfang und brauche noch etwas Übung ^^

Noch dazu möchte ich erwähnen, dass die wörtliche Rede natürlich nicht die des alten Ägypten entspricht, jedoch fiel es mir zum einen schwer und zum anderen wollte ich vor allem die Gespräche zwischen den zwei Protagonisten so "modern" wie möglich beschreiben. Aber ich denke es wird nicht stören, hoffe ich zumindest ^^

Nun gut, lange Rede kurzer Sinn:
Ich wünsche euch viel Spaß :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Über ein Jahr ist es her... oh Gott tut mir leid dafür, aber weiter gehts! Komplett anzeigen

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"Doch für Menschen waren sie in erster Linie eines - Monster"

„Meine Augen trieften vor Hass. Jeglichen positiven Gefühle hatte ich verbannt und ließ keinen einzigen Lichtstrahl –sei er noch so schwach – mein Herz erwärmen oder gar berühren.

Jedoch lernte ich Jemanden kennen, der meine Mauern durchbrach. All meine Bemühungen, ihn fernzuhalten, vergebens.

Ich erinnere mich, wie er Lächelte, als das erste Mal ein kleiner Gefühlsschimmer durch meine glasigen Augen zog.

Er zeigte mir, wie verschieden Menschen sein konnten, wie sehr man sein Leben genießen sollte und wie man Jemanden bis zum Tod lieben konnte…“
 

Akemis Augen waren geschlossen, jedoch schlief sie schon lange nicht mehr. Ihre großen Ohren waren aufmerksam gespitzt, aber trotzdem entspannte sie sich noch ein wenig. Die letzte Nacht war mal wieder sehr lang gewesen und die Hitze ließ sie nicht lange Ruhen.

Ihre Lider zuckten, als sich ein Lichtstrahl durch das dichte Blättergewirr des Strauches, unter dem die weiße Wölfin Schutz gesucht hatte, drang und auf die empfindliche Haut fiel.

Seufzend öffnete sie ihr hübsches Augenpaar und ein bernsteinfarbener Seelenspiegel kam zum Vorschein.

Noch immer schlaftrunken riss sie ihr Maul auf und stieß ein Gähnen aus, welches ihre Müdigkeit -neben ihren Augenringen, welche man zwar in dieser Form nicht sah, aber allenfalls vorhanden waren- zusätzlich unterstrich.

Sie streckte, soweit es ihr möglich war, ihren Kopf empor und sog die Gerüche der Wüste, sowie die der Stadt, welche sich direkt hinter ihr befand, ein. Niemand war in der Nähe, das war mal eine gute Nachricht.

Mühsam kroch sie unter dem Busch hervor und erhob sich auf alle vier Glieder. Während sie sich noch den Sand vom Leibe schüttelte, begutachtete sie ihre Umgebung.

Vor ihr befanden sich die scheinbar unendlichen Weiten der Sandwüste. Hier und da ein paar vertrocknete Sträucher. Da mal ein Felsen, aber sonst vernahm man nur den goldenen Staub.

Hinter ihr ragte, wie schon erwähnt, die Stadt empor. Die gigantische Stadtmauer grenzte diese ab und ließ niemanden ins Innere durchbrechen, mit Ausnahme Akemis.

Bei diesem Gedanken musste sie unwillkürlich Schmunzeln. Sie war in so gut wie allen Dingen eine Ausnahme. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie kein Mensch war, noch nicht einmal ein Tier. Menschen bezeichneten sie als Monster, aber eigentlich war sie nur ein Geist. Ein Geist mit einem materiellen Körper.

Ihr Blick glitt die steinerne Fassade hinauf. Hinter der Umzäunung lebte der König Ägyptens. Mit angelegten Ohren stellte sie sich vor, wie der ach so mächtige Pharao sich gemütlich zu seinem Mahl begab, während seine Untertanen schon seit geschlagenen Stunden genau für jenes schufteten.

Der Wölfin gefiel dieses Konzept nicht.

Was brachte es denn, wenn eine Familie lebte und die anderen dabei drauf gingen, während sie diese eine schützten und versorgten?

Sie kannte dieses Verhalten aus ihrem eigenen Volk und schon dort hatten sich ihre Nackenhaare aufgestellt, wenn die Wölfe ihre Untergebenheit zeigten. Nur in diesem Fall war sie die Ranghöhere gewesen.

Sie war eine komplizierte Mischung. So drückt sich das wohl am einfachsten aus. Sie war ein Wolfsblut. Normalerweise waren sie halb Mensch, halb Wolf. Aber der Menschenanteil war eher Relativ, denn sie waren Geister. Heutzutage als ‚Duellgeist‘ betitelt.

Doch für normale Menschen waren sie in erster Linie eines – Monster.

Verständlich war schon, dass die Menschen Angst hatten, jedoch sie gleich versiegeln und auf brutale Weise versklaven?

Das war keines Falls etwas, was die junge Frau tolerieren würde. Wurde sie angegriffen, wehrte sie sich. Scheute nicht davor ihre Gegner nieder zu strecken. Dafür war sie hier in der Wüste mittlerweile bekannt. Immer mehr Hexenmeister, Magier welche die, sogenannten, Monster kontrollierten, versuchten ihr Glück und zahlten mit ihrem Leben.

Eine große Belohnung war auf sie ausgesetzt und das spornte die Menschen an. So gierig sie nun einmal waren. Nur leider bemerkten die meisten zu spät, dass die Gerüchte über ihre Kräfte sowie Stärke keinesfalls übertrieben waren.

Tja Pech gehabt!

Sie sah hinauf in den Himmel. Die Sonne war bereits über ihren höchsten Punkt geschritten.

Ein Grummeln ihres Magens verriet ihr, dass dieser mal wieder gefüllt werden sollte.

Wie schön würde ihr jetzt frisches Blut auf der Zunge schmecken, jedoch musste sie wohl noch einige Zeit warten, es war schließlich helllichter Tag. Schwierig ungesehen an Beute ranzukommen.

Aber wie heißt es doch so schön? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
 

Akemi schüttelte den Kopf und begann sich zu konzentrieren. Sie bündelte ein wenig magische Kraft in ihren Beinen und stieß sich mit allen Vieren vom Boden ab. Schnell wie der Wind sauste sie an der Mauer hinauf. Ihr Fell wurde an ihren schlanken Körper gepresst. Für einen Moment ließ sie ihre Lider sinken und genoss das atemberaubende Gefühl von Freiheit und Grenzenlosigkeit, ehe sie den Rand der Mauer erklommen und die Realität sie wieder einholte.

Sie blickte auf die Stadt hinab, welche reichlich belebt war. Zu ihrer Rechten befanden sich die Wohngebiete und Handwerkszunften. Links lagen die Slums -ja so konnte man den kleinen Teil bezeichnen – und in der Mitte bannte sich die breite Marktstraße seinen Weg. An den Rändern hatten sich die Menschen mit ihren Verkaufsständen breit gemacht, bis zu einem großen Platz, der sich direkt vor dem Palast befand.

Dort fand man alles was das Herz begehrte. Von billigen Lebensmitteln bis zu den teuersten Teppichen, welche man auf den Märkten Ägyptens finden konnte. Je nach Gut, bekam man natürlich auch den entsprechenden Platz. Wertvollere Gegenstände wurden näher am Palast platziert, da dort mehr Wachen patrouillierten. Das Gegenstück musste dann in den Gassen seinen Platz suchen und hoffen, dass man nicht allzu oft Opfer von Dieben wurden.

Akemi lief es kalt den Rücken runter, überall Menschen. Grausam.

Sie atmete einmal tief durch und ließ sich ohne Angst herunterfallen. Alles andere als sanft landete sie auf einem Flachdach, doch schmerzen verspürte sie von solch einem Fall schon lange nicht mehr. Sie hoffte nur inständig, dass die Bewohner unter ihr, nichts bemerkt hatten, was jedoch nicht der Fall zu sein schien.

Vorsichtig trat sie an den Rand und sah auf das Treiben hinab. Unter ihr befand sich die Marktstraße und dementsprechend waren auch sehr viele Menschen unterwegs, da bekam etwas Lärm auf dem Dach keine große Aufmerksamkeit.

Sie machte auf dem Absatz kehrt und sprang auf der anderen Seite gen Boden. Sie landete in einer engen Seitengasse, welche nur spärlich von der Sonne erhellt wurde.

Sie sah sich kurz um, nur um sicher zu gehen, dass niemand dort war, dann verbog sich ihre Wirbelsäule, Maul und Schnauze trennten sich, während ihre Krallen die Form von Fingern und Zehen gewannen. Jedoch blieben ihr buschiger Schweif und Ohren an Ort und Stelle.

Ebenso schien es für Außenstehende verwunderlich, weshalb sie ihre Kleidung trug, sogar ihre Ledertasche war noch um ihre Schulter geschlungen.

Aber für Kreaturen aus der Geisterwelt, wie sie eine war, war dies keines Falls ungewöhnlich. Es war schlicht und einfach Magie.

Für viele ein Mysterium, für sie nicht wegzudenken.
 

Die frischgebackene Frau zog einen schwarzen Mantel aus ihrem Beutel und warf ihn sich über. Sie setzte sich die Kapuze auf und spazierte auf die Hauptstraße zu.

Zügig schlängelte sie sich durch die Menge. Ließ da mal ein Armbändchen mitgehen, dort ein oder zwei Brötchen. Wen kümmerts?

„He! Du kleines diebisches Weib!“ ertönte es brüllend hinter ihr. Ihre Frage war damit beantwortet. Sie drehte den Kopf leicht. Doch da erkannte sie, dass sie keinesfalls gemeint war. Ein kleines schwarzhaariges Mädchen hatte es am selben Kerl versucht, von dem sie wenige Sekunden zuvor ein Kettchen eingesteckt hatte. Leider hatte das kleine Mädchen nicht so viel Glück gehabt wie sie.

Der ältere Mann hatte die Kleine am Arm gepackt und holte bereits mit der anderen Hand aus.

Sie sah sich hilfesuchend um und da trafen ihre ängstlichen Irden auf die, der Wölfin.

Diese kniff die Augen zusammen, es war fast so als würde sie in ihre Kindheit blicken. Die geweiteten Augen, gefüllt mit großer Lebenslust und doch voller Angst.

Die Weißhaarige schüttelte nur hämisch den Kopf und wandte sich ab. Wie dämlich sich mit dieser mickrigen Kreatur zu vergleichen!

Trotz diesem Gedanken, zuckten ihre Ohren, als sie das klatschen eines Schlages auf Haut vernahm.

Geschmeidig durchschritt sie weiterhin die Massen, bis sie in einer Seitengasse verschwand.

Sie durchquerte noch ein paar weitere, ehe sie sich nieder ließ und ihre Erbeutung zu sich nahm.

Eins musste sie den Menschen lassen, ihr Essen war fantastisch!

„Dort! Dort ist sie entlang!“ ertönte eine grelle Stimme nur eine Straße weiter. In diesem Fall war sie sich sicher, dass sie die Gesuchte war.

Sie erhob sich stöhnend und just in diesem Moment trat eine Gruppe Soldaten um die Ecke.

Akemi nahm vorerst die Beine in die Hand, aber nicht ohne ein Grinsen auf den Lippen. Sie spurtete los und schluck Hacken, hier nach Rechts, dort nach Links. Nach einer Weile hatte sie bereits die Orientierung gänzlich verloren.

Sie wagte einen raschen Blick zur Seite und musste feststellen, dass sie sich im Norden der Stadt befand. Slumgebiet.

Das war gut. Sehr gut. Sie leckte sich bereits die Lippen. Anscheinend würde sie doch noch an ihr ersehntes Blut kommen.

Sie bog um die nächste Ecke und blieb vor einer lehmigen Hauswand stehen. Sackgasse.

Sie machte kehrt, doch sie konnte die Königshündchen bereits bellen hören.

Die Soldaten stellten sich einschüchternd vor ihr auf.

Der Hauptmann trat vor und sah selbstgefällig zu ihr hinab „Na, wen haben wir denn da?“ dabei riss er ihr die Kapuze von ihrem Haupt.

Er zog die Augenbraue hoch und musterte die hübsche Frau.

„Weib, du hast ‚ne Menge Ärger gemacht.“ seine Augen funkelten „Aber das wars jetzt für dich!“

Akemi hatte ihre Augen geschlossen. Sie leckte sich ein weiteres Mal lüstelnd über ihre rosigen Lippen.

„Bist du dir da sicher, Erdgeborener?“ sagte sie bedrohlich leise. In diesem Moment öffnete sie ihre Lider und der Mann vor ihr machte einen Satz zurück.

Sie hob ihren Blick an und begutachtete das Gesicht vor ihr. In diesem konnte sie Angst und Verzweiflung ablesen.

Sie grinste, verwandelte sich und schleuderte den Mann, welche über ihre Körpergröße weit hinaus wuchs, mit einem leichten Schlag ihrer riesigen Pranke gegen die nächst beste Wand.

Sie beendete sein Leben mit einem raschen Bissen, ehe sie sich den anderen Personen zu wandte.

Sie alle fielen binnen Sekunden leblos zu Boden. Akemi wich geschickt den Schwertern und Lanzen, welche gegen sie gerichtet waren, aus und nahm jedem einzelnen das Leben und ihr, für sie, kostbares Blut. Schmatzend ließ sie sich auf der Zunge zergehen. Dieses Gefühl war wie berauschend. Ein wahrlicher Schmaus für ihre Geschmacksknospen.

Plötzlich dröhnte das Geräusch donnernder Hufe in ihre Ohren. In selben Moment bog ein langer Kopf und schließlich der gesamte geschmeidige Körper, um die Ecke.

Die Weiße legte die Ohren an und fletschte die Zähne.

Das Tier, welches sich unverwechselbar als Pferd entpuppte, riss die Augen weit auf und wieherte ängstlich.

Der Reiter ignorierte dies jedoch kalt und presste weiterhin grob seine Schenkel an den Körper.

Sein Ross wieherte erneut, hob seine Vorderbeine und erstreckte sich in all seiner Größe.

Es war die Beute, sie selbst der Jäger. Nicht verwunderlich, dass es solch eine Angst gegen sie hegte.

Der einfache Kreislauf der Natur.

Jedoch schien dem Mann dies wenig zu interessieren. Er hatte einen bösen – nein regelrecht tötenden Blick aufgesetzt.

Doch als sein Blick über die leblosen Körper schweifte, bröckelte auch seine Maske und ein funken Angst streifte seine Augen.

Ein weiteres Mal trieb er seinen Partner an und riss es grob an den Zügeln zurück, als würde er so der Wölfin entkommen.

Hufe donnerten auf das Gestein, während sie auf leisen Pfoten über jene fetzte und ihre Beute verfolgte. Sie musste zugeben, die Natur des Wolfes machte ihr Spaß, sehr sogar. Außer dass sie Rudeltiere waren, aber das blendete sie aus.

Aber dies war ein Spaß, welchen man in dieser kalten und trostlosen Welt leider sehr häufig erfuhr.

Nach einer kurzen Verfolgungsjagd hatte sie ihr Spiel beendet und sprang mit einem kräftigen Satz ab.

Sie packte den Soldaten an der Schulter und beförderte ihn zu Boden.

Sein Begleiter ließ die Situation nicht ungenutzt und galoppierte davon. Wie treu es doch war.

Der Mann schlug hart auf den Boden auf, war aber noch bei Bewusstsein.

Akemi beugte sich über ihn und sah in seine braunen Augen. Sie zeigten den typische Angst, jedoch auch Kälte und vor allen Dingen Hass.

„Drecks Monster!“ keuchte er abgehackt und ehe er für immer ins Land der Träume reiste und den Schmerz nicht mehr spüren konnte, schlitzte sie ihm mit einer Kralle die Kehle auf und leckte das fließende Blut genüsslich ab.

Es glich einer Droge. Es machte süchtig und pushte sie auf.

Akemi löste sich von dem schlaffen Körper und blickte sich um. Sie sollte so langsam verschwinden, ehe irgendwelche Hexenmeister kamen und ihre Haustierchen auspackten.

Sie sprang an die nächste Hauswand, stützte sich dort ab, und sprang an die Gegenüberliegende. Dasselbe wiederholte sie noch einmal und sie landete auf dem Dach.

Sie sah an sich hinab und musste zugeben, dass sie verdammt verdreckt war. Das Blut klebte an ihrem, eigentlich, seidigen Fell und färbte es in ein grauenvolles rot.

Waschen war wohl die beste Option.

Hinter dem Palast lag der Nil, dort müsste sie ungestört sein.

Elegant sprang sie von Dach zu Dach und landete schließlich auf der Stadtmauer. Dieser folgte sie bis zum Königshaus und sprang dann auf der anderen Seite hinab.

Sie landete sanft im Sand. Die unangenehme Hitze brachten ihre Ballen zum Schmerzen, weshalb sie nicht lange an diesem Ort beharrte. Schnell setzte sie ihren Weg fort, immer darauf bedacht von Niemanden gesehen zu werden.

Sie versteckte sich hinter Bäumen, Büschen oder Felsen bis sie an das dichte Gestrüpp, welches vor dem Fluss wild wuchs, ankam.

Mit einem letzten prüfenden Blick nach Rechts und Links und sie verschwand zwischen den Zweigen.

"Das Leben ist kein Spiel!"

Geschmeidig bannte die Weißhaarige sich ihren Weg durch die Äste. Auf der anderen Seite angekommen, musste sie unwillkürlich Lächeln.

Der Anblick war wahrlich zauberhaft.

Akemi fand sich auf einer kleinen Lichtung wieder. Gras wucherte überall, hier und dort ein paar bunte Blumen. Dahinter lag der breite Fluss, welcher von der bereits untergehenden Sonne in ein schönes orange getaucht wurde.

Langsam schritt sie auf einen Felsen am Ufer zu und sprang darauf. Sie ließ sich nieder und starrte hinab auf die Wasseroberfläche. Sie erkannte sich selbst kaum. Ihre Bernsteinfarbenen Augen hatten über die Jahre hinweg ihren schönen Glanz verloren. Blut bedeckte ihr eigentlich schönes weißes Fell. Ihr rechtes Ohr war ziemlich zerfetzt. Ein Gesicht, welches ein grausames Leben erzählte.

Sie wandte sich ab und verwandelte sich in ihre menschliche Form, legte ihre Kleidung und Tasche ab und glitt in das, für Ägyptens Verhältnisse, kühle Nass.

Sie tauchte einmal unter und rieb sich dann mit ihrer Hand das Blut von der reinen Haut und schließlich grob aus den Haaren.

Sie ließ sich noch etwas treiben, doch dann bemerkte sie eine Bewegung am Ufer. Vor Schreck sank sie unter und verschluckte sich erst einmal an dem süßen Wasser.

Plötzlich spürte sie einen festen Druck an ihrem linken Arm und Luft drang in ihre Lungen ein. Sie schaute hoch, doch konnte nicht erkennen, wer sie dort fest im Griff hatte. Ihr Blick war noch etwas verschwommen. Blinzelnd wurde die Sicht schärfer.

„Wag es nicht dich umzubringen, ehe ich es tun kann.“ knurrte eine raue Stimme. Akemi riss sich unwillkürlich los und wich zum Ufer zurück.

„Wer bist du?“ fauchte sie unruhig. Sie musterte den jungen Mann vor ihr. Er besaß schwarze Haare, welche stachelig in alle Himmelsrichtungen abstanden. Einzelne Strähnen wurden durch einen dünnen Streifen Gelb, welches fast golden schimmerte, durchzogen. Um dem ganzen noch einen drauf zu setzen, war die wirre Frisur mit einem dunklen rot umrandet.

Die Mundwinkel der Weißhaarige zogen sich ein wenig nach oben.

Das war doch hoffentlich ein Scherz. Wer hatte denn solch Haare?

Ihr Blick fuhr von seinem Gesicht abwärts. Er trug feine, weiße bis beige farbige Kleidung. Maßgeschneidert, dass sah sie sogar von Weiten.

An wen war die Wölfin denn da geraten?

„Deinen Ohren und Schweif zu folge, musst du die Anführerin der Wölfe sein.“ stellte er kalt fest. Auch seine Augen wanderten ihren Körper auf und ab, wobei er dabei leicht erötete, als er merkte, dass sie komplett nackt war. Akemi machte das nichts aus, aber es amüsierte sie sehr, wie er sich zierte. Dann hob sie trotzig eine Augenbraue „Das ist korrekt. Wir bevorzugen aber den Titel 'Göttin'. Aber wie ich das sehe, ist dir ziemlich egal wem du hier gegenüber stehst. Bist' mir wohl nicht gerade freundlich gesinnt.“

Er lachte matt „Oh wie recht du hast, Wolf.“ seine rechte Hand wanderte hinunter zu seiner Schwertscheide, die an einem Ledergürtel befestigt war.

„Aber weißt du, man braucht mehr als ein Schwert um mich fertig zu machen.“ spottete sie und strich sich eine nasse Haarsträhne hinters Ohr.

„Lass das mal meine Sorge sein.“ mit diesen Worten zog er die Klinge aus der Scheide und richtete es auf die Stelle, wo vor Sekunden noch eine Frau gestanden hatte. Jedoch sah er nun in die ausdruckslosen Augen einer, nun wieder, weißen Wölfin.

Diese betrachtete argwöhnisch die metallische Waffe. Darauf wurden unzählige Runen eingraviert. Akemi hatte Gerüchte über solch ein Schwert gehört. Es besaß die magischen Kräfte der Kreaturen, die es besiegt hatte.

Doch etwas machte der Weißhaarigen noch misstrauischer. Den Gerüchten zu Urteilen gehörte das Schwert dem Prinzen. Dem Sohn des Pharaos höchstpersönlich.

Doch lange konnte sie dem Gedanken nicht nachhängen. Denn er stürmte vor und holte bereits zum Schlag aus. Im letzten Moment duckte sie sich und rollte zur Seite weg.

Sie richtete sich wieder auf, bleckte die Zähne und sprang auf ihn zu. Er hatte jedoch darauf gewartet und schleuderte ihr nun seine Klinge entgegen. Sie wich, mit einer eleganten Drehung nach links, ein weiteres Mal aus und visierte seinen Arm an. Er konnte nicht schnell genug reagieren, sodass sie ihre Zähne in sein Fleisch bohrte und wegschleuderte. Er landete mit einem lauten Plätschern in dem Gewässer.

Akemi grinste siegessicher in sich hinein, jedoch verging ihr das Lachen, als eine große Wasserkugel aufstieg. In dieser konnte man die verschwommene Silhouette des Pharaosprösslings erkennen.

Die Wölfin kniff die Augen zusammen und spannte sich an. Wie auf ein stilles Kommando schossen mehrere Wassergeschosse auf sie zu. Auch die Ersten konnte sie locker entgehen, doch plötzlich machte eine einen kleinen Haken. Es streifte sie an der Schulter und brachte sie aus dem Takt.

Zwei weitere Kugeln schleuderten auf sie zu. Sie trafen mit voller Wucht und ließen die Wölfin krachend gegen einen Baum prallen.

Akemi keuchte. Dieser Junge hatte Kraft. Viel Kraft.

„Die Kraft der Menschheit zu unterschätzen ist ein großer Fehler!“ ertönte seine Stimme. Sie hob den Kopf und blickte in seine Fliederfarbenen Augen. Hass. Blanker Hass. Diesen Ausdruck hatte sie schon so oft gesehen und jedes Mal stach es der Wölfin ins Herz. Sie hatte das alles nicht gewollt. Doch nun sollte sie nicht darüber nachdenken, sondern handeln, sie wollte ihr kleines armseliges Leben noch ein wenig weiter führen.

Er legte ihr die Klinge an die Kehle und bedachte sie mit einem verachtenden Blick.

Sie hingegen winselte erniedrigt und verwandelte sich ergeben. Sie bemerkte, wie er sich entspannte. Sie grinste schelmischl. Ohne dass er irgendetwas realisieren konnte, stützte sie sich mit den Armen ab und trat ihm kräftig in die Magengegend. Er krümmte sich, währenddessen Akemi sich geschmeidig aufrichtete und ihn mit wenigen Handgriffen am Boden festnagelte.

„Und du solltest niemals eine Wölfin unterschätzen.“ sagte sie mit einem vielsagenden Grinsen.

„Du verwendest schmutzige Tricks.“ knurrte er, woraufhin ein Lachen aus ihrer Kehle rang „Monster!“ erinnerte sie ihn mit einem trällernden Ton.

„Ist das für dich nur ein Spiel?“ sagte er verachtend. Akemis Mine verfinsterte sich „Das Leben ist kein Spiel, Stachelkopf.“

Nun war er es, der eine Braue hob „So ernst, Kätzchen?“ Die Wölfin funkelte ihn an „Kätzchen?! KÄTZCHEN?! Könnte eine Katze dir mit einem Hieb den Kopf abreißen?“

„Uhh die Göttin ist reizbar.“ stichelte er weiter. Was war plötzlich mit dem los?

Akemi seufzte, Menschen waren ja so kompliziert.

„Das ausgerechnet du sagst, dass das Leben kein Spiel sei, wobei du doch so viele Leben beendet hast.“ wurde er plötzlich wieder ernst. Stimmungsschwankungen. Nervig.

„SIE greifen MICH an. So wie du. Und dann kriegen sie das, was sie mir antun wollen. So wie du.“ erklärte sie emotionslos. „Du willst mich also abmurksen wie sie?“ fragte er nachdenklich.

„Kommt ganz drauf an...“ begann ich und machte eine Pause.

„Auf was?“ er zog erneut eine Augenbraue hoch.

„...was du wolltest. Was war dein Ziel als du her kamst? Mein Tod? Meine Macht? Dein Triumph, wenn du gesiegt hättest?“

Eine Stille durchzog die Lichtung. Der leichte Dämmerungswind wehte durch das Gras. Ihre Blicke trafen sich.

„Es war ein Befehl.“ sagte er schließlich leise. Sie antwortete nicht. Ihr Blick huschte hinauf und versuchte etwas in den Schatten der Hecke zu erkennen.

Sie hörte näher kommende Schritte. Fluchend ließ sie den Prinzen los und erhob sich „Ich denke wir werden diese Auseinandersetzung ein anderes Mal beenden.“

Er stellte sich auf die Beine und sagte noch „Das nächste Mal mache ich es dir nicht so leicht, Kleine.“ „Hoff' ich doch.“ sagte sie lächelnd, ließ sich auf alle vier Glieder nieder und verschwand mit großen Sätzen über den selben Weg, wie sie gekommen ist. Der Schwarzhaarige sah ihr nach und murmelte nachdenklich „Ich freue mich schon darauf.“

 

„Mein Prinz?“ ertönte eine ihm sehr wohl bekannte Stimme. In diesem Moment betrat sein treuer Untergebener die Lichtung. „Mahado, Ihr seid es.“ „Hattet Ihr Erfolg?“ fragte er und musterte ihn scannend. Dabei wurden seine Augen groß, als er seinen Arm erblickte „Ihr seid verletzt, mein Herr!“

Der junge Mann sah seine Wunde an, schüttelte aber dann den Kopf „Nichts bedrohliches... und nein, ich hatte keinen Erfolg.“ sagte er mit leicht verzogenen Mundwinkeln.

Er seufzte und überblickte die Wiese. Einige Meter weiter im Gras glänzte sein Schwert. Er hob es auf, betrachtete es noch einmal und führte es dann wieder in die dazugehörige Scheide.

Er trat wieder auf Mahado zu und sprach ruhig „Lasst uns zurückkehren.“ „Natürlich, mein Herr.“

Der Blick des Pharaosprösslings schweifte ein letztes Mal über die Lichtung. Dann verschwanden sie.

 

Währendessen raste Akemi über den warmen Sand. Die Sonne war verschwunden und allmählich wurde es kälter. Sie hielt kurz inne und blickte zurück. Was war das nur für ein seltsamer Abend gewesen. Doch sie musste zugeben, der stachelhaarige Prinz gefiel ihr. Doch trotzdem war er immer noch ein Mensch und das, was die Menschen ihr angetan haben, konnte sie nicht vergessen. Zuviel war geschehen um die Mauer zu brechen.

 

"Verrate mir, wem werde ich sein Leben lassen?"

'Blut. Überall Blut. Wohin ich auch sah. All meine Glieder schmerzten, mein Kopf dröhnte.

Mein Blick schweifte zu Boden. Ein entsetztes Jaulen drang aus meiner Kehle. Ich schrie, konnte meine Augen jedoch nicht abwenden. Vor mir lagen zwei leblose Gestalten. Meine Eltern. Zerfetzt, als hätte sich ein wild gewordenes Tier an ihrem Fleisch genährt.

Ich stürzte vornüber zu Boden. Ich besaß keine Kraft mehr. Mutter, Vater waren tot. Wer tat so etwas? Wer tat mir das an? WER?!

Ich atmete schwer. Alles schien sich zu drehen. Es fühlte sich so an, als würde mir geradewegs jemand ein Messer in die Brust rammen. Es schmerzte höllisch. War ich etwa in der Hölle? Was habe ich denn so schlimmes verbrochen?

Ich verstand es nicht. Meine Irden wanderten wieder zu ihnen.

Mutter, Vater waren tot. Tot?

Meine Mutter hatte mir einst gesagt, wenn das Herz still steht, ist man nicht tot. Man sei tot, wenn man von seinen Liebenden vergessen wird.

Mutter? Du bist nicht gestorben? Mutter! Antworte mir!“ schrie ich, doch ich bekam keine Antwort.

Du hast gelogen, nicht wahr? Du bist tot! Und ich habe dich nicht vergessen! Du Lügnerin!“ mein Gekreische versank in einem verzweifelten Schluchzen. Warum vermochte mir niemand zu helfen?

Was war nur geschehen? Sie waren eine so glückliche Familie. Ihre Mutter, die Göttin Okamaris, dem Reich der Wölfe, allseits beliebt und verehrt, so Mächtig wie auch Gütig, wurde einfach abgeschlachtet. Das durfte nicht wahr sein! Das war sicher nur ein Traum! Ein Traum… das musste es sein…'

 

Schwer atmend schreckte Akemi aus dem Schlaf. Es dauerte ein paar Sekunden bis sie realisierte, dass sie tatsächlich nur geträumt hatte. Jedoch war es, zu Leidens Akemis, nicht bloß ein Albtraum gewesen. Diese grauenvolle Nacht hatte sie, Jahre zuvor, erleben müssen.

In dieser Nacht begann ihre tragische, und vor allem blutige Lebensgeschichte, in der sie die Wahrheit über sich erfuhr.

In dieser Nacht spürte sie zum ersten Mal die Kälte der Welt. Ihr wundervolles Leben wurde zerstört, durch ihre eigene Existenz.

Dort lernte sie, dass Stärke nicht immer Macht bedeutete...

 

Ein genervtes Schnauben entfuhr der Wölfin. So oft schon hatte sich dieser Traum wiederholt und so langsam wurde sie wütend, dass sie sich trotzdem immer noch erschrak wenn sie ihre Eltern dort liegen sah.

Sie schüttelte ihr Haupt. Was geschehen war, war nun einmal geschehen, da konnte sie jetzt auch nichts mehr dran ändern.

Sie wandte den Kopf und schaute zur geöffneten Tür der Hütte, in der sie des öfteren Schutz suchte, hinaus. Am Horizont konnte sie eine leichte rötliche Färbung wahrnehmen.

Noch leicht neben der Spur erhob sie sich und trat hinaus. Die Wüste lag noch in der Finsternis der Nacht. Zu diesem Zeitpunkt sah sie aus wie ein bestimmter Landteil in Forcia, die Welt der Duellgeister.

Demania, das Dämonen als ihre Heimat bezeichneten, besitzt nicht viel Schönes. Es zeichnet sich allein durch seine prachtvollen steinernen Bauten aus. Ansonsten lag das Land jederzeit in Finsternis. Der Boden war ausgetrocknet und nur ab und zu sah man einen Baum, aus dem das Leben aber schon lange gewichen war. Eben genauso wie diese Wüste.

Akemi war einmal dort gewesen und musste feststellen, dass, auch wenn es nicht so wirkt, die Dämonen auch eine freundliche Seite besaßen. Nur wandeln sie in den Schatten. Dort waren sie mächtig.

Aber Dämon ist nicht gleich Dämon.

Ihre Seelenspiegel hefteten sich an den Himmel. Langsam wurde ihre Umgebung erleuchtet. Die dämonische Landschaft verschwand und ein neuer Tag kündete seine Ankunft an.

Für Akemi war es an der Zeit aufzubrechen. Die verlassene Hütte lag eine Stunde von der Stadt entfernt. Sie wollte sie erreichen, bevor die Sonne vollständig am Himmel zu sehen war. Denn gegen Vormittag bis zum frühen Nachmittag war Ra nicht sehr sanftmütig und ließ jeden seine gesamte Macht spüren. So sagte man es zumindest.

Sie schloss für einen Moment die Augen und genoss die angenehm kühle Morgenluft, ehe sie im zügigen Tempo die Stadt ansteuerte.

Als die große Scheibe zur Hälfte am Himmel zu sehen war, war Akemi gerade am Nil angekommen. Sie nahm ein paar Schlücke und sah in die Richtung der Metropole. Man konnte bereits den höchsten Turm des Palastes erkennen. Es war nicht mehr weit.

Den restlichen Weg hielt sie sich am Nil, ehe sie ganz in das Wasser tauchte, sich von der Strömung etwas antreiben ließ und hinter den Pflanzen, die am Rande wuchsen, verdeckt hielt und schließlich bei einer bestimmten Lichtung das Wasser verließ.

Sie war alleine, diesmal war kein Prinz weit und breit zu sehen. Bei dem Gedanken musste sie unwillkürlich Schmunzeln. Doch ehe sie noch weiter in Gedanken versank und sich von der Reise erholen konnte, meldete sich ihr Magen zu Wort.

Schwer seufzend zwängte sie sich, wie tags davor, durch den dichten Bewuchs, bis sie vor der gigantischen Mauer inne hielt.

Ihr Blick glitt an der lehmigen Fassade hinauf, dann huschten ihre Irden nach rechts und links. Ohne das man überhaupt erkennen konnte, was für ein Wesen dort durch die Lüfte sauste, überflog sie beinahe die ach so sichere Mauer und ließ sich erneut auf einen der Flachdächer nieder. Ihre Verwandlung folgte Sekunden darauf.

Sie trat vorsichtig an den Rand und ging hinter einigen Körben und Töpfen, die auf den Dächern gelagert wurden, in Deckung. Ihre Augenbraue erhoben sich skeptisch. Menschen aus der gesamten Stadt hatten sich versammelt. Fröhliche Stimmung ging von Jung und Alt aus, Tanzten und lachten, als hätten sie es Jahre nicht mehr getan.

Die Weißhaarige beobachtete eine Weile das wilde Treiben, als plötzlich ein lauter Klang ertönte. Ihre Augen suchten die Quelle und erblickte am Palasttor ein riesiges Horn, in welches kräftig geblasen wurde.

Die Menge verstummte schlagartig, sah voller Ehrfurcht und Neugierde in Richtung Palast. Auch ihre Irden wanderten zum Stadtende.

Die riesigen Tore öffneten sich geräuschvoll und heraus traten einige Wachen und räumten den Weg frei. Hinter ihnen erschienen nun sieben Reiter, welche von einigen Fußpatrouillen sicher durch die Straßen geleitet wurden. Sie sahen alle samt mächtig aus, jedoch stachen ihr die vorderen Drei am meisten ins Auge, denn jeder von ihnen trug einen goldenen Gegenstand bei sich. Akemi konnte die magische Kraft schon förmlich spüren, die von ihnen ausgingen.

Ihre Augen weiteten sich erstaunt, als sie den Besitzer des goldenen Puzzles erkannte. Die bunte, stachelige Mähne auf dem strahlenden Schimmel würde sie zu jeder Zeit erkennen. Unbemerkt schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

Begeisterte Rufe ertönten, jeder wollte einen Blick auf den Prinzen erhaschen. Seine Beliebtheit war deutlich erkennbar. Wie man sich erzählte war er Gütig, Mutig aber vor allem liebevoll und sein Volk stand, was auch geschehen mag, an erster Stelle. Alle Feinde werden vernichtet. Wenn man den Gerüchten glauben schenkte, war allein sein Name so mächtig wie sein Ruf, weshalb die meisten Menschen ihn nicht einmal kannten.

Die Reiter kamen immer näher und sie rutschte etwas aus ihrem Versteck um besser sehen zu können. Just in diesem Moment hob der Pharaosprössling sein Haupt und ihre Blicke trafen sich.

Die Frau hielt die Luft an und fluchte. Sie war unvorsichtig gewesen. Doch wie hatte er sie bemerken können? Hatte er ihre Anwesenheit etwa gespürt?

Doch hingegen ihrer Erwartungen, schien er nicht darauf aus sie anzugreifen. Im Gegenteil, er starrte sie weiterhin an und sie meinte ein winziges Zucken seiner Mundwinkel zu erkennen.

Seine Begleiter schienen dies zu bemerken und folgten den Blick ihres Herrn. Ihre Ausdrücke waren alle gleich. Ihre Minen verfinsterten sich sofort und sahen sie voller Hass an.

Akemi konnte erkennen wie sich die Muskeln der Magier anspannten, doch Atemu hob die Hand. Für die Stadtbewohner schien dies als eine Geste der Begrüßung zu erscheinen, doch die Reiter wussten, dass es an sie gerichtet war und widerwillig und leicht verdutzt entspannten sie sich wieder und richteten ihren starren Blick geradeaus, um der Wölfin keine weitere Aufmerksamkeit zu schenken.

Die Weiße kniff die Augen zusammen, was hatte das zu bedeuten? Wieso wollte er sie nicht tot sehen?! Oder tat er das, damit ER sie zähmen konnte? Dann wäre er mächtiger denn je. Aber auch am Vortag hatte er sich ihr Gegenüber seltsam verhalten.

Mit einem letzten Blick auf den jungen Mann und sie zog sich zurück und verschwand, bevor sie noch andere entdeckten konnten.

 

Stunden später befand sich Akemi in der Wüste. Sie rannte ziellos umher, um den Kopf frei zu bekommen. Das Gefühl, wie der sanfte Wind durch ihr Fell wehte und sich um keine Probleme kümmern zu müssen, war wundervoll. Die Wüste waren der einzige Ort, der ihr nicht das Gefühl gab auf ihre Umgebung achten zu müssen und Angst zu haben dass sie angegriffen werden könnte. Denn hier war das Überleben das Wichtigste, vor allem für die Menschen. Das Leben in der Wüste war alles andere als einfach.

 

Doch plötzlich störte etwas ihre unsagbare Ruhe. Es wurde Dunkel, ein großer Schatten hatte sich über sie gelegt. Noch bevor sie den Grund dafür ausfindig machen konnte, ertönte ein ohrenbetäubendes Brüllen.

Akemi zuckte zusammen, ihre empfindlichen Ohren spielten da nicht so gerne mit. Im Augenwinkel entdeckte sie etwas, was ihre Glieder sogleich gefrieren ließ. Ein riesiger weißer Drache zog über ihr seine Runden. Er beobachtete sie mit einem scharfen Blick aus seinen eisblauen Augen.

Was machte diese mächtige Kreatur hier in der Menschenwelt?

Doch bevor sie darüber nachdenken konnte, riss er sein Maul auf und ein blauer Strahl flog direkt auf sie zu. Mit einer eleganten Drehung wich sie noch rechtzeitig aus.

Sie überlegte sich einen Fluchtplan, doch sie war verdammt nochmal mitten in der Wüste! Und bekämpfen konnte sie dieses Viech auch nicht. Ihre Zähne würden eher ausfallen, als dass sie irgendwelchen Schaden ausrichten könnten.

Er griff immer und immer wieder an. Ihre Kräfte schwanden Minute um Minute. Ihre Pfoten, geschweige denn ihre Flügel, konnten sie nicht mehr lange tragen.

Ihre Pfoten hetzten über die Dünen. Ihre Augen gen Himmel gerichtet, sah nicht den Abgrund der sich vor ihr auftat. Sie stürzte, rollte den steilen Hügel hinunter.

Nun lag sie dort erschöpft im Sand, konnte sich kaum rühren. Der Weiße öffnete erneut sein Maul um ihr auch den letzten Funken Leben aus dem Körper zu hauchen.

Sie sah das blaue Licht seines Angriffs, verschloss fest ihre schönen Irden. Doch plötzlich grub sich etwas in ihr Fell. Sie riss die Augen auf und erblickte einen kleinen orangenen Drachen, der sie mit großen Augen betrachtete und fort trug.

Sie konnte noch nicht abschätzen, ob das jetzt gut war oder nicht, aber sie lebte. Wie lange war eine andere Frage.

Die Wölfin hob den Kopf in die Richtung in die sie flogen und konnte dort mehrere Personen auf Pferden ausmachen.

Das war doch jetzt wohl ein schlechter Scherz, oder? Zappelnd versuchte sie sich loszureißen, diese Genugtuung würde sie diesem Kerl nicht geben! Doch jeder kleine Versuch frei zu kommen, war vergebens. Der junge Drache krallte sich nur noch fester in ihren Körper.

Erfolglos gab Akemi auf und ließ sich zu den Menschen bringen. Der Kleine setzte sie neben dem bekannten Schimmel ab. Dessen Reiter schwang sich von seinem Tier und hockte sich neben sie „Gegen so etwas kommt selbst die Wolfsgöttin nicht an, was?“ sagte die bekannte Stimme, mit einem höhnischen Unterton.

Die Wölfin knurrte nur als Antwort, rappelte sich auf und betrachtete die sieben Männer mit funkelnden Augen.

„Das ist der Zeitpunkt an dem du 'Danke' sagst und wir zusammen gegen diesen Drachen antreten.“ Sagte der Prinz grinsend.

„Träum' weiter, Stachelkopf.“ Gab sie nur zurück und musste belustigt feststellen, wie seine Begleiter sich bei der kleinen Beleidigung ihrerseits anspannten.

„Ich kann später fragen wieso du mich gerettet hast, aber nun… wie habt ihr vor dagegen zu kämpfen?“ richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Pharaosprössling.

Doch er kam nicht dazu zu antworten. Der Drache hatte sie entdeckt und flog direkt auf die Gruppe zu.

Der Prinz fluchte und befahl ihr harsch, sich zu verwandeln.

Akemi war in diesem Moment egal, dass sie die Befehle eines Menschens befolgte. Er stieg auf sein Pferd und zog sie, mit Leichtigkeit, an ihrer zierlichen Hand hinter sich. Ihr war vorher kaum aufgefallen, wie muskulös er eigentlich war.

„Wir teilen uns auf!“ rief er seinen Untergebenen zu, die von der Vorstellung, ihren Herrn alleine mit einem Monster zu lassen, nicht sehr angetan waren, jedoch wagte keiner zu widersprechen.

Ohne auf ihre entgeisterten Minen einzugehen, presste er seine Schenkel an den Körper des Tieres und mit einem entschlossenen Schnauben fegte es über den Sand.

Akemi krallte sich in das Oberteil des Jungen vor ihr fest und hatte Schwierigkeiten, sich überhaupt auf dem Rücken zu halten. Normalerweise bewegte sie sich auf ihren eigenen Pfoten und gerade stellte sie fest, dass es auch so bleiben sollte.

Zwei Reiter folgten ihnen dicht auf den Fersen. Während der eine die junge Frau nicht eine Sekunde aus dem Auge ließ, tat der andere ihm das gleich, nur beobachtete er dabei das Handeln des Drachens.

 

Hinter dem nächsten Sandberg hielten sie inne. Akemi sprang schon förmlich von dem Tier und schwor sich in aller Stille, niemals wieder ein solches Fortbewegungsmittel zu nutzen.

In der Ferne konnte man erneut das Schreien des Weißen hören.

Akemi wandte sich an ihren Retter „So, Prinz und jetzt?“ wiederholte sie ihre Frage, während sie spöttisch seinen ach so mächtigen Titel aussprach.

Er stieg ebenfalls ab und sah sie einen Moment schweigend an. Schließlich antwortete er „Dieser Drache wird kontrolliert, wir denken er hat es auf dich abgesehen. Der Drache soll dich soweit schwächen, dass selbst du dich nicht aus dem Versiegelungs-Zauber entwinden kannst.“ Erklärte er kühl, sie nickte nur knapp und er fuhr fort „Wenn wir den Hexenmeister finden und ausschalten, wird auch der Drache verschwinden.“

„Kannst scheinbar nicht nur Kämpfen, hast wohl auch was unter dem Stachelkopf.“ schnurrte sie reizend, wurde aber sogleich wieder ernst. „Gut. Und wie willst du ihn finden?“ fragte sie und blickte in seine Fliederfarbenen Irden.

Er deutete mit der Hand auf sie „Du bist doch ein Wolf. Wölfe haben bekanntlich gute Nasen.“

Akemi erstarrte und wandte ihren Kopf ab „Das wird nicht funktionieren.“ Gab sie leise von sich.

„Was? Du bist doch verdammt nochmal ein Wolf! Da wirst du doch in der Lage sein so einen Typen zu finden!“ sagte er scharf.

„Ich habe vor Jahren meinen Geruchssinn verloren.“ gab ich knurrend zu, verflucht auf sich selbst.

Seine Mimik wurde weicher, aber auch etwas ratlos. „Das ist schlecht.“ War alles was er dazu sagte. Die Weißhaarige nickte nur bedrückt.

Sie trat nervös von einem Bein aufs andere. „Du weißt etwas, Akemi.“ sagte er mit einem harten Unterton, während er sie durchdringend ansah.

„Ja...es gibt einen Weg, aber das steht nicht zur Debatte.“ sagte sie abweisend und starrte auf ihre Füße. Warum war ihr dies alles so unangenehm?

„Jetzt sag es mir endlich! Wir haben nicht alle Zeit der Welt!“ fuhr er sie an und schritt näher an die junge Frau heran.

„Es ist nur … ich brauche dafür Blut.“

Stille. Er sah sie emotionslos an, schien zu überlegen.

Doch gegen Akemis Erwartungen, streckte er ihr seinen Arm entgegen.

„Das könnt Ihr nicht tun, mein Herr!“ meldete sich nun einer der Untergebenen zu Wort „Sie könnte dich töten, und bei Ra, es würde sie nicht interessieren!“

Akemi legte den Kopf schief und sah an Atemu vorbei zu dem jungen Mann.

Der Prinz drehte sich langsam um. Sie konnte es nicht sehen, aber an dem Gesichtausdruck des Mannes konnte sie schlussfolgern, dass er gerade zornig war.

„Ja, ich könnte dich dabei töten...und ich kann nicht leugnen, dass du dabei Schmerzen empfinden wirst, jedoch habt ihr mich gerettet und dafür schulde ich euch etwas. Ich kann ihn ausfindig machen, wenn ihr mir vertraut. Wenn du mir vertraust.“ Ich sah auf den Hinterkopf des Prinzen, der sich zu ihr umwandte.

Er betrachtete sie eine Weile, sie konnte seinen Blick nicht deuten. „Ich vertraue dir, Wolfsgöttin.“ sagte er dann entschlossen.

Er reichte ihr erneut seinen Arm. Akemi schluckte, starrte die bloße Haut an. „Wir haben keine Zeit mehr! Mach schon! Du hast es schon so oft getan, da wird es dir jetzt wohl kaum schwer fallen!“ Mit diesen Worten biss sie hinein. Sein Blut war köstlich, doch sie konzentrierte sich. Hielt sich bei Sinnen. Nach drei kräftigen Schlücken, entfernte sie sich von der Quelle und wischte sich den Mund ab.

Sie blickte hoch in sein Gesicht, er war weder blass, noch schien es ihm anderweitig schlecht zu gehen.

Ihr Blick glitt sofort wieder hinab. Ihr war das auf unerklärliche Weise unangenehm. „Ja ich habe es schon dutzende Male getan, doch niemals hatte ein Opfer überlebt.“ sagte sie leise.

Akemi riss sich etwas von ihrem Umhang ab und verband damit die Einstiche ihrer langen Eckzähne. Doch er beachtete das Blut, was aus seinem Arm quill nicht. Er musterte sie mit schief gelegten Kopf, seine Augen fuhren ihre Gesichtszüge nach.

„Alles in Ordnung?“ fragte er mit ruhiger Stimme. Sie zuckte kurz zusammen, ging dann einen Schritt zurück „Klar, alles super … ich … ich fang jetzt an.“ Stotterte sie hervor, setzte sich im Schneidersitz in den Sand und schloss die Augen. Sie schaltete ihre Umgebung aus. Durch das Blut wurden ihre Sinne geschärft, sie achtete auf jede Bewegung im Sand.

Sie konnte das Blut spüren. Eine Fähigkeit, welche den fehlenden Geruchssinn wieder wettmachte.

Sie suchte die verschiedenen Richtungen sorgsam ab.

Im Norden und Westen vernahm sie starke Schritte, fast Sprünge. In den beiden Richtungen waren jeweils zwei Pferde unterwegs.

Weiter im Süden wurde sie fündig. Jemand stand dort, das musste ihre Person sein.

Ohne ihre Augen zu öffnen verwandelte sie sich, breitete ihre Flügel aus und stürzte los. Sie musste sich beeilen, ehe ihre Kräfte schwanden.

Abrupt hielt sie inne, öffnete ihre Lider und sah hinab. Er hatte sie bemerkt. Ihre Augen funkelten als sie sein ängstliches Gesicht sah. Seine Lippen bewegten sich und erneut hallte ein Schrei durch ihre Ohren. Er hatte seinen Drachen gerufen.

Die Wölfin stürzte hinab. Der Mann, welche eine schwarze Robe trug, rannte los, doch Akemi riss ihn zu Boden.

„Stoppe den Drachen und ich werde dich nicht qualvoll in Stücke reißen.“ Knurrte sie in sein Ohr. Er bekam bei ihrem Atem eine Gänsehaut.

Er murmelte ein weiteres Wort und der Drache ließ sich auf einem Sandberg in ihrer Nähe nieder.

Sie stieg von dem Hexenmeister hinab, packte ihn an seinem Gewand und trabte los.

„Wo…Wo bringt Ihr mich hin, Göttin?“ krächzte er hervor. Akemi unterdrückte ein Lachen, versuchte er jetzt höflich zu ihr zu sein, um Gnade zu beanspruchen? Welch ein mickriger Versuch.

Akemi antwortete nicht und schritt weiter.

„Wolfsgöttin!“ ertönte es von einer bekannten Stimme. Sie hörte den bekannten Hohn darin und schüttelte nur mit dem Kopf.

Zu ihrer Linken etwas weiter entfernt hatten sich die sieben Reiter wieder versammelt und erwarteten sie wohl schon.

Sie trat vor sie und warf den Mann vor die Hufe.

„Mein Prinz, mein Prinz!“ sagte er verzweifelt „Schenkt mir Euer Gehör, ich flehe Euch an.“ Der Prinz sah ausdruckslos zu ihm hinab.

„Ich wollte die Wölfin einfangen. Zum Wohle des Königreichs. Glaubt mir, mein Prinz! Ich wusste nicht dass sie zu Euch gehört!“ flehte er und stellte sich auf die Knie.

„Du hast die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Dein Drache hat zerstört und getötet und du sagst mir es ist zum Wohle des Reiches?!“ Akemi zuckte bei dem Zorn in seiner Stimme zusammen.

Er gab einem seiner Diener ein Zeichen, dieser stieg ab, zog sein Schwert und trat zu dem Magier.

„Möge Ra dich in der Hölle willkommen heißen!“ sagte er kühl, holte mit seinem Schwert aus und stach es ihm genau in die Brust.

Akemi schaute weg. Sie wusste nicht warum, aber ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie hatte schon so oft, den Tod gesehen, ihn hunderte Male selbst hervor beschworen, trotz dessen gefiel ihr das nicht.

„Ich danke dir für deine Hilfe, Akemi.“ Seine Stimme war wieder sanft geworden. Sie blickte auf. Seine Fliederfarbenen Augen waren trüb. Er zeigte es zwar nicht, aber auch ihm war das nicht leicht gefallen. Sie schüttelte den Kopf „Ich danke dir, Stachelkopf. Ohne dich wäre ich nun ein Sklave. Ich mag eine Göttin sein, aber selbst ich kann gegen solch mächtige Kreaturen wie diesen Drachen nichts ausrichten.“

Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln „Du stehst in unserer Schuld.“

„Dann verrate mir, wem werde ich sein Leben lassen?“ fragte sie verlegen. Ihre Ohren waren zur Seite gestreckt.

Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen „Atemu. Mein Name lautet Atemu.“

Mit diesen Worten wirbelte Staub auf. Die fünf Tiere rasten los und verschwanden am Horizont.

Akemi sah ihnen lange hinterher und wiederholte dabei leise seinen Namen „Atemu also. Der Sohn Ägyptens, Atemu.“

Mit diesen Worten machte sie kehrt und verschwand in den scheinbar unendlichen Weiten des Sandes.

 

"Ein toter Prinz kann dieses Land nicht retten."

Monate zogen über das hitzige Land. Die Wolfsgöttin verschwand aus den Mündern der Menschen. Einige dachten sie wäre gefangen genommen worden. Andere waren davon überzeugt, dass sie einfach in ein anderes Land gewandert war, da sie dort wieder unbekannt töten konnte. Jedoch einige Wissende, darunter zählte auch Atemu, waren fest entschlossen, dass sie noch da war. Irgendwo in der Wüste umher irrte und sich am Leben erhielt. Und damit, hatten sie verdammt richtig gelegen.

Die Wölfin war einfach nur etwas zur Ruhe gekommen und betrat die Stadt nur im äußersten Notfall, und selbst dann nur bei Nacht. Sie jagte ab und an ein paar Banditen. Die Meisten erwischte sie dabei, während sie auf die Händler warteten, die ihre Waren auf der großen Marktstraße verkaufen wollten. Akemi war durch den wenigen Blutbedarf zwar niemals vollständig bestärkt und in ihr klagte des öfteren der Hunger, aber gerade diesen wollte sie auf jeden Fall zu unterdrücken wissen. Es schien als wäre sie einwenig ins Licht gerückt worden, als wolle sie nicht mehr ganz so grausam sein, wie ihr Ruf verlautete.Sie würde ihre Sünden niemals rein waschen können, jedoch konnte sie den Blutfluss stoppen...oder zumindest vermindern.
 

Der Himmel neigte sich der Schwärze zu, eine weitere Nacht läutete den Anbruch an. Akemi spazierte gemütlich über die fruchbare Fläche neben dem Fluss. Sie war äußerst erschöpft und hatte seit Tagen nichts mehr zwischen die Zähne bekommen, aber das machte die junge Wölfin keines wegs unglücklich. Sie war gelassen, ihre Muskeln waren entspannt. Nur ihre Ohren waren gespitzt und drehten sich abwechselnd in alle Richtungen. Sicher ist sicher.

Erschöpft, aber dennoch mit ihrer hertümlichen Eleganz, schwang sie sich auf einen Felsen am Ufer und ließ sich dort nieder. Gedankenverloren starrte sie auf das rauschende Wasser unter ihr. Doch als das finstere Wasser plötzlich hell aufleuchtete, schreckte sie unwillkürlich auf. Sie kniff die Augen zusammen, dann begriff sie: Das Wasser an sich leuchtete nicht, sondern es spiegelte die Helligkeit nur! Sie drehte sich auf dem Absatz um und suchte mit ihren funkelnden Augen die Berge ab. Es war nicht schwer die Fackeln, welche das seltsame Licht erzeugten, zu finden, aber zu erkennen was da genau vor sich ging, war schwer zu identifizieren.

Auf leisen Pfoten spurtete sie näher heran, um besser sehen zu können. Ihr Herz klopfte unwillkürlich schneller. Ihr Instinkt sagte ihr, dass dies nichts gutes verhieß.

Dutzende verhüllte Männer auf Pferden warteten gespannt auf dem Hügel. Ein muskulöser Mann, der scheinbar der Anführer war, sprach ihnen einige Worte zu, die aber so leise waren, dass selbst die Wölfin sie nicht verstand. Und dann, wie auf ein stilles Kommando, schossen die Lichter durch die Luft und binnen Sekunden erloderte ein Feuer in mitten der Stadt. Laute Jubelrufe ertönten von den Fremden, während sie sich im donnernden Galopp auf die Tore zubewegten, an denen sich schon Wachen postiert hatten um den Angriff abzuwehren.

Akemis Augen hatten sich vor Schreck geweitet. Ihr natürlicher Instinkt sagte ihr eindeutig, dass dies der Moment war um die Flucht zu ergreifen, aber ihre Pfoten blieben an Ort und Stelle. Sie konnte diese Menschen nicht ihrem Schicksal überlassen. Das konnte und wollte sie nicht zulassen. Sie nickte sich mehr oder weniger selbst zu und breitete ihre Flügel aus und ehe sie es sich anders überlegen konnte raste sie auf die Kämpfenden zu.

Zu ihrem Erstaunen, hatten die geheimnissvollen Reiter die Wachen bereits in die Stadt zurückgetrieben. Die Tore standen in Flammen und würden bald zu Boden gehen. Sie hatten diesen Angriff genaustens geplant, sie wussten genau wie sie vor zugehen hatten. Und sie waren schnell. Die Wölfin wandte den Blick ab und flog weiter über die Stadt. Der vordere Teil war bereits vollständig in Flammen gehüllt, riesige Rauchschwaden stiegen dem Nachthimmel empor und Akemi musste das ein oder andere Mal kräftig husten als sie hindurch sauste.

Gleitend landete sie auf einer Straße, parallel zur Marktstraße. Die Menschen waren in heller Aufregung. Wachen versuchten möglichst alle zu evakuieren, kleine Hexenmeister versuchten mit Wassermonstern das Feuer zu löschen, doch es breitete sich rasend schnell aus.

Mit großen Sprüngen bewegte sie sich vorwärts, sie ließ sich ganz von ihrem Körper tragen, ohne genau zu wissen, was er vorhatte. Ehe sie sich versah war sie im Slumgebiet angekommen. Auch hier waren die Menschen aufgebrochen, hatten das wenige was sie besitzen hinter sich gelassen und waren so schnell es ihnen möglich war zum Palast geeilt. Doch eins fiel Akemi auf. Keine einzige Wache hatte es für nötig gehalten, auch hier den Menschen zu helfen. Ihr entrann ein Knurren aus der Kehle. Typisch Mensch, wie sie dachte.

Plötzlich ertönte ein angsterfülltes Schreien und die Wölfin reagierte sofort. Sie lokalisierte die Stimme und erblickte Sekunden später einen Mann, der vor einem hohen Lehmhaus stand, um ihn herum hatte sich das Feuer durchgefressen, aber dies schien seine geringste Sorge. Ängstlich starrte er gen Himmel, irritiert folgte die Weißhaarige seinem Blick und entdeckte eine Frau mit zwei Kindern.

Die Frau kreischte irgendwelche Worte, woraufhin der Mann sich abrupt umdrehte und sie mit einem angsterfüllten Blick bedachte. "Was haben wir denn verbrochen, dass die Götter uns so bestrafen?" murmelte er und Tränen stiegen in seine Augen.

Akemi trat näher "Dann habt Ihr Glück, dass ein Gott doch zur Vernunft gekommen ist!" sprach sie mit ruhiger Stimme und begab sich in die Lüfte, hoch zu dem Rest der Familie. Sie wich ängstlich zurück, doch die Flammen hinderten sie daran, die Treppen wieder hinunter zu steigen. Akemi senkte den Kopf, um nicht bedrohlich zu wirken "Mein Ruf jagt mir voraus, aber ihr solltet mir vertrauen, wenn ihr diesen Tag überleben wollt!"

Akemi wagte einen kleinen Schritt "Ich bitte euch, steigt auf meinen Rücken. Diesen Tot habt ihr nicht verdient."

Weinend raste eines der Kinder, ein kleiner Junge auf sie zu. "Janash!" schrie die Frau verzweifelt, doch hielt inne, als er sich in das glänzende Fell krallte und Akemi nur tröstend den Kopf um ihn legte. "Bitte." wiederholte sie und bedachte die Frau mit einem flehenden, jedoch durchdringenden Blick. Dieses Haus würde nicht mehr lange stand halten, sie musste sich beeilen.

Zögerlich traten nun auch die Frau und die Tochter auf sie zu. "Steigt auf meinen Rücken, ihr seid dünn genug, dass ich euch alle tragen kann." Mühselig und mit der Hilfe der Wölfin kletterten sie auf den Rücken. "Festhalten." gab sie nur noch von sich und sprang vom Dach. Unten, schnappte sie sich noch den Mann um auch ihm aus dem Feuer zu helfen, dass ihn währenddessen vollständig umhüllt hatte. Ich grub meine Zähne in seine Lumpen und flog weit über die Flammen hinweg, bis ich mir sicher war, dass sie es alleine bis zum Palast schaffen würden.

Beinahe schon stürzend sprangen sie von der Wölfin herunter. Die Mutter sah sie einen Augenblick fassungslos an, dann jedoch verbeugte sie sich tief und mit Tränen in den Augen schluchzte sie "Ich danke Euch! Ich danke Euch zutiefst, Wolfsgöttin!" "Redet nicht so viel und geht zum Palast." sagte sie kühl, obwohl sie innerlich eine Wärme verspürte die sie nicht kannte. Diese Dankbarkeit in ihrer Stimme vermachte ihr eine Gänsehaut.

Akemi wandte sich jedoch ohne eines weiteren Blickes ab und verschwand in einer anderen Straße. Alle Sinne waren wach und sie konzentrierte sich wieder.

Ehe sie sich versah befand sie sich auf der Hauptstraße. Sie blickte hinüber in Richtung Tore, doch das einzige was sie sah, war dieser ätzende schwarze Rauch und die Sillhouetten des roten Feuers, welches bedrohlich schnell in ihre Richtung umschwung.

Gerade wollte sie in die andere Richtung ansetzen, als ihn eine allzu bekannte Stimme in die Ohren drang. Sie riss den Kopf herum und versuchte etwas durch die Schwärze zu erkennen. Blind stürmte sie los und versuchte nur auf ihr Gehör zu vertrauen. Sie wandelte umher, rannte irgendwo hinein und stolperte über leblose Körper, von denen sie sofort ihre Augen abwendete.

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Prinzen höchst persönlich in die Finger bekomme." lachte eine hämische Stimme. Akemi hielt inne und blickte um eine Ecke, sie schluckte. Atemu stand eingeengt vor einer Hauswand, umzingelt von einigen Männern, darunter auch der Anführer. Der Prinz erschien erschöpft und er war mit Wunden übersät.

"Zuerst du und dann dein Vater! Und anschließend gehört dieses Land uns!" fuhr er fort und seine Anhänger lachten vorfreudig. Sie wagten einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu, doch er richtete sich stützend auf. Seine Augen funkelten, als er sprach "Dieses Land wird sich niemals beugen, denn es lebt nicht davon ob ich, geschweige denn der Pharao, an der Spitze stehen. Dieses Land weist Seiten auf, vor denen ihr Angst haben solltet." und als die letzten Worte von seinen Lippen gingen, erschien es der Wölfin, als schaute er sie an.

Sie kniff die Augen zusammen und trat hervor. Mit einem wilden Knurren weckte sie die Aufmerksamkeit ihrer Gegner. Einige Gesichter verzogen sich zu ängstlichen Grimassen. "Seit wann ist die Wölfin auf deren Seite?!" rief einer der Männer aus, doch der Anführer brachte ihn mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen.

"Die mächtige Wolfsgöttin begibt sich auf so niedriges Niveau? Scheinst auch nicht mehr das zu sein, was du mal warst, stimmts?" sprach er kühl und trat auf sie zu.

"Ich bin vielleicht nicht mehr so wild darauf jeden zu töten, das bedeutet jedoch nicht, dass ich dazu nicht Fähig wäre." knurrte sie und machte ebenfalls einen Schritt auf ihn zu.

"Komm schon, es ist die Gelegenheit, die Monarchie zu stürzen. Du weißt, irgendwann wirst auch du deine Freiheit verlieren, aber wenn du jetzt auf unserer Seite stehst, kannst du tun und lassen was du willst."

Die Weißhaarige blickte an ihm vorbei zu Atemu, der sich damit abmühte bei Bewusstsein zu bleiben. "Weißt du, ich stehe nicht darauf, für irgendjemanden Befehle auszuführen, jedoch gibt es eine Ausnahme..." Sie blickte zu dem Anführer hoch, der siegessicher Grinste. "Ich schulde diesem Prinzen sein Leben und jetzt kann ich es wieder gut machen!" Mit diesen Worten schleuderte sie ihn gegen die nächste Wand. Wütend stürzten sich die anderen auf die Wölfin, doch sie konnte sie ohne große Mühen abschütteln. Sie biss wild um sich, jedoch darauf bedacht niemanden zu töten. Sie sollten Qualen leiden und sich das nächste Mal besser überlegen was sie tun.

Dann sprang sie zu dem Prinzen, packte ihn am Arm und warf ihn auf ihren Rücken. Mit zwei kräftigen Flügelschlägen begab sie sich in die Lüfte "Halt dich gut fest!" rief sie über ihre Schulter und spürte kurz darauf wie er sich in ihr Fell krallte.

Sie sausten durch den Rauch. Den Atem angehalten um sich nicht vollständig zu vergiften. Jedoch spürte sie, wie Atemu schlaffer wurde. Doch plötzlich erhob er sich und riss ihren pelzigen Kopf hoch. "Bist du verrückt geworden?" presste sie hervor, doch er sah sie nur ernst an "Bring mich zum Schloss!" befohl er. "Nein. Ein toter Prinz kann dieses Land nicht retten." knurrte ich und flog weiter, doch er zappelte wild umher. Zog an meinem Fell, an den Flügeln, sodass wir uns im Kreis drehten "Seit wann interessiert dich unser Land?! Du bist einer unserer größten Feinde! Dazu muss unser Land nicht gerettet werden!" schrie er. Sie wusste nicht wieso, aber es stach ihr im Herzen. Sie blickte ihm tief in die Augen "Wenn du nicht bemerkst, dass das Land, die Menschen leiden, kann ich dir auch nicht weiter helfen." Sie erntete einen verwirrten Blick, doch sie wurden aus ihrer Starre gerissen, als sie plötzlich geblendet und dann von einem riesigen Feuerball getroffen wurden, der sie weit weg schleuderte. Akemi versuchte die Bahn zu beeinflussen und bei Bewusstsein zu bleiben, doch ihre Flügel reagieren nicht. Sie prallt gegen eine Felswand und alles wurde schwarz.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  nils1292
2018-01-26T08:24:29+00:00 26.01.2018 09:24
Hallo großes lob von mir du hast hier den Anfang einer großen Geschichte geschaffen ich hoffe wirklich du schreibst weiter denn deine Art zu schreiben und alles zu beschreiben sowie dir Gefühle und Gedanken auszudrücken gefällt mich sehr gut werde die story mal zu den Favoriten hinzufügen um deine neuen Kapitel wenn sie denn kommen weiter verfolgen zu können LG nils
Von:  Usaria
2016-05-07T19:00:26+00:00 07.05.2016 21:00
Halloe Akemiwolfes, wundere dich nicht das ich zu dem Ersten Kapitel nichts geschrieben habe, denn wenn ich eine Geschichte komplett lese mach ich dies Zusammen.
Also ich finde deine Geschichte großartig. Du beschreibst, in kurzen Sätzen alles ganz genau. Auch triefst du mit deiner Sprach genau den mystischen aber auch spannenden Ton, der zu dieser Geschicht passt. Ich freu mich jetzt schon wenn das nächste Kapitel kommt.
Wünsch dir einen schönen Abend und morgen einen schönen Sonntag
Gruß Usaria
Antwort von:  Akemiwolves
09.05.2016 19:56
Hallo Usaria,
ich danke dir! So einen Kommentar ermutigt mich eifrig weiter zu schreiben. Eigentlich hatte ich schon Sorge, dass dieser "abgehackte" Schreibstil vielleicht nicht bei jedem gut ankommt :)
Auf jeden Fall vielen lieben dann für den Kommentar!
Das dritte Kapitel ist soweit schon geschrieben, muss nur noch überarbeitet werden ^^
LG Akemi
Von:  Halbmond
2016-03-15T14:05:48+00:00 15.03.2016 15:05
Ich hab deine Story heute entdeckt und finde sie hört sich spannend an. Freu mich wenn ein neues Kapitel draußen ist.


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