Zum Inhalt der Seite

Die Grotten von Necrandolas

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin Moin,
dieses Kapitel wirkt vermutlich ein wenig zusammengewürfelt, aber ich will ja auch nicht jede Situation unnötig in die Länge ziehen. Schließlich solls ja vorangehen, nicht wahr? :)
Viel Spaß! ^^ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein hartnäckiger Zaubereiminister

Seufzend packte Harry sein Zaubertrankbuch zurück in seine Tasche, während seine Klassenkameraden noch damit beschäftigt waren, die Trankzutaten zurück in die Regale zu stellen. Das ist also die erste Zaubertrankstunde gewesen... und Severus hatte ihn komplett ignoriert. Es war zwar so geplant gewesen, aber trotzdem störte es Harry irgendwie, was ihn wiederum wütend auf sich selbst machte. Wann wurde er endlich diese lästigen Gedanken los? Er fühlte sich wie eine pubertierende Göre.

Seine Mitschüler schienen auch ein wenig enttäuscht zu sein, was Harry nur noch wütender machte. Hatten die etwa auf einen Ausbruch von Severus gehofft, so wie Harry es in der Großen Halle getan hatte? Wie konnte man nur so geierig darauf sein Menschen leiden zu sehen? Die hatten doch keine Ahnung! Dennoch hatte Harry erkannt, dass Severus nicht ganz Herr der Lage gewesen war. Er hatte versucht das alles mit wütenden Kommentaren zu überspielen, die nicht ungewöhnlich auf die Schüler wirkten, aber Harry wusste, dass er wütend auf sich selbst war, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht spukten ihm ja auch Gedanken im Kopf herum, die ihm nicht gefielen? Oder war er einfach nur gereizt, weil er so müde war? Harry war nicht entgangen, wie er häufiger als sonst seine Nasenwurzel massiert hatte, was er nur tat, wenn er beinahe die Beherrschung verlor. Noch eine Eigenart, die Harry zu lesen gelernt hatte. Inzwischen konnte er nun auch beobachten, dass Severus seine Haare jedes Mal zurückstrich, wenn er sich Unterlagen durchlas und nicht nur beim Zubereiten von Trankzutaten. Allgemein machte er das sehr oft. Wieso war ihm das nie aufgefallen? Energisch schüttelte Harry den Kopf und versuchte diese Gedanken wieder loszuwerden.

Trotzdem, der Slytherin hielt sich sehr wacker, worum der Grünäugige ihn beneidete. Wie machte er das? Warum bekam er ständig Wutausbrüche und Severus nicht? War Harry etwa einfach nur schwächer als der andere?

Grummelnd schulterte Harry seine Tasche und verließ mit seinen Freunden den Raum.

„Hat dir irgendwer was getan, oder warum guckst du so grimmig?“, riss Ron seinen Freund aus dessen Gedanken.

Irritiert sah Harry möglichst unschuldig auf. „Was? Nein, alles bestens.“

Er begegnete Hermines skeptischem Blick. Sie wusste, dass seine Stimmung etwas mit Snape zu tun hatte und das machte Harry nervös. Er fühlte sich so durchschaubar und es reichte schon, das Gefühl Syndia und Luca gegenüber zu haben. Andererseits war es vielleicht gar nicht schlecht, dass Hermine Bescheid wusste, denn so konnte sie ihm den Rücken decken, wenn Ron etwas wissen wollte, was er ihm noch nicht bereit war zu erzählen. Ansonsten hätte sie sicherlich jetzt versucht, mehr aus ihm herauszuquetschen, statt den Mund zu halten.

 

Zügig betrat Severus das Büro des Schulleiters, nachdem er hineingebeten wurde, und schloss die Tür hinter sich. Dumbledore war überrascht über seinen Besuch, lehnte sich jedoch freundlich lächelnd in seinem großen Lehnstuhl zurück.

„Severus, was kann ich für Sie tun?“

Leise aufseufzend trat Severus vor den Schreibtisch des Direktors. Ihm war nicht wohl bei seinem Anliegen, aber es musste leider besprochen werden.

„Es geht um den Okklumentikunterricht mit Potter“, antwortete Severus knapp und erhielt ein Nicken.

„Ah ja, da hatten wir noch gar nicht drüber gesprochen. Ich nehme an Sie wollen wissen, ob der weitergeführt wird“, sah der Direktor über seine Brille hinweg zum anderen, welcher deswegen ein Knurren unterdrückte.

Was sah er ihn so komisch an? Er hasste das. Mit Sicherheit unterstellte er ihm gerade wieder irgendeine Absicht, die vollkommen falsch war. Was musste der alte Kauz auch immer so tun, als würde er ihn verstehen?

„Nur damit wir uns richtig verstehen“, stellte Severus also sofort klar, „ich würde Potter am liebsten nicht mehr unterrichten. Es gab in Necrandolas aber einen Vorfall, über den ich Sie wahrscheinlich informieren sollte, bevor eine Entscheidung gefällt wird.“

Zum Schluss hin sprach der Tränkemeister immer langsamer und ihm war anzumerken, dass er nur ungern weitersprechen wollte. Dumbledore hingegen horchte auf und beugte sich wieder nach vorne, die Fingerkuppen aneinander gelegt, während sein Blick aufmerksamer wurde. Severus kämpfte mit sich selbst, zwang sich dann aber über das zu sprechen, was er nie jemandem hatte erzählen wollen.

Zögerlich und angespannt sagte er: „Es gab eine Situation... in der ich schwer verwundet war. Wir waren einem Mantikor über den Weg gelaufen und er hatte mich... getötet.“

Dumbledore runzelte die Stirn, unterbrach den anderen jedoch nicht.

„Was danach geschehen ist, weiß ich nur aus Potters Erinnerungen, denn damit er sich selbst wieder daran erinnern konnte, musste ich nachhelfen. Nachdem ich... starb... ist, wie es scheint, Potters Körper von dem Seelenteil des Dunklen Lords übernommen worden, der in ihm steckt.“

Die Augen des Direktors wurden nur unmerklich größer, doch seine blasse Gesichtsfarbe verriet ihn sofort.

Er blieb aber weiterhin still und Severus fuhr fort: „Seine Augen glühten rot und er hat den Mantikor... auf die brutalste Art und Weise gefoltert... bis zum Tod. Danach kam er zu mir, hat meine Wunde geheilt... und mich zurück ins Leben geholt.“

Eine Pause entstand, als Severus geendet hatte. Tief einatmend richtete sich der Direktor weiter auf. Er zögerte kurz, ehe er nachdenklich aufstand und zum Fenster ging.

„Das habe ich niemals erwartet“, sagte er schließlich nach einer Weile, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden.

Obwohl die Lage so ernst war, entspannte sich Severus. Er hatte es hinter sich gebracht. Er hatte von Necrandolas erzählt und nun brauchte er das nie wieder zu tun. Jetzt konnte er alles endgültig verdrängen, ohne Gewissensbisse haben zu müssen und konnte vielleicht endlich besser schlafen. Denn Severus musste zugeben, dass er das Schlafproblem beim Verlassen des Krankenflügels um einiges unterschätzt hatte. Ihm war bewusst, dass es an Harry lag und so blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten und so lange weiterhin mit Schlaftränken auszukommen.

„Ich fürchte, uns wird keine andere Wahl bleiben“, riss Dumbledore den Schwarzhaarigen aus seinen Gedanken. „Ich war noch unschlüssig, ob es schlauer wäre, euch beide zu trennen oder euch mehr Zeit für euch zu geben, aber unter den Umständen braucht Harry wohl den Okklumentikunterricht.“

Sie trennen oder ihnen mehr Zeit geben? Fragend zog Severus eine Augenbraue hoch, während langsam in ihm ein Verdacht hinaufkroch, der ihm nicht gefiel.

Dennoch fragte er: „Sir?“

„Ich bin nicht blind, Severus. Es ist eindeutig, dass sich zwischen Ihnen und Harry eine gewisse Anziehungskraft entwickelt hat“, drehte sich der Direktor zum Tränkemeister um, der zur Eissäule erstarrte.

Wie hatte der Direktor diese Schlüsse ziehen können? Und außerdem war das Vergangenheit, zudem noch außerhalb der Schule, in einer Ausnahmesituation. Würde der Direktor ihn dafür trotzdem beim Ministerium verraten?

Allerdings sah Dumbledore nicht erzürnt aus, sondern schien sogar eher ein kaum sichtbares Lächeln aufgesetzt zu haben, während seine Augen ernst blieben. Severus schluckte und versuchte ruhig zu bleiben.

„Sir“, begann er, „zwischen Potter und mir hat sich nichts geände-“

„Leugnen Sie es gerade vor mir oder sich selbst?“, fiel Dumbledore ihm ins Wort und machte damit deutlich, dass er genau solche Ausflüchte nicht hören wollte.

Der Tränkemeister schloss den Mund und seufzte innerlich auf. Er musste also mit offenen Karten spielen, etwas anderes blieb ihm nicht übrig.

„Was in Necrandolas passiert ist, ist Vergangenheit. Potter und ich haben alles zwischen uns geklärt und führen wieder ein normales Schüler-Lehrer Verhältnis.“

„Verstehen Sie mich nicht falsch, Severus“, begann Dumbledore und schritt wieder auf seinen Schreibtisch zu. „Sie und Harry, ihr seid meiner Meinung nach die beiden Menschen, die es am meisten verdient haben Glück und Liebe zu erhalten und ich will euch da auch ungern im Wege stehen.“

Dumbledore unterbrach sich kurz, während er sich hinsetzte und Severus ungläubig eine Augenbraue hob.

„Aber als Schulleiter bin ich nun einmal leider an Gesetze gebunden“, seufzte der Direktor auf und sah Severus wieder über seine Brille hinweg an. „Wenn ihr euren Gefühlen nachgebt, besteht die Gefahr, dass irgendwann jemand dahinterkommt und sollte das passieren, dann werde ich euch nicht helfen können. Ich denke, Sie wissen genauso gut wie ich, dass Askaban Ihr Todesurteil wäre. Außerdem würde man es nicht gut aufnehmen, wenn in der Presse verbreitet werden würde, dass sich ein Ordenmitglied an Harry Potter vergriffen hätte. Die Situation würde sich rapide verschlechtern und es wäre schwieriger, als ohnehin schon Harry zu beschützen. Ich spreche mich also nicht gegen eure Gefühle aus, aber ich muss die Gewissheit haben, dass ihr beide, solange Harry noch Schüler dieser Schule ist, euch zusammennehmt und wartet.“

„Wie ich bereits sagte“, antwortete Severus langsam mit einem mitschwingendem Grummeln, „ist alles zwischen mir und Potter geklärt. Wir werden keinen engeren Kontakt miteinander haben und erst recht keine Freundschaft oder gar Partnerschaft aufbauen. Weder in Potters Schulzeit noch danach.“

Der Blick von Dumbledore änderte sich nicht und es war ihm anzusehen, dass er Severus' Worten keinen Glauben schenkte.

Stattdessen sagte er: „Müssten Sie nicht inzwischen die Erfahrung gemacht haben, dass der Kopf nicht das Herz kontrollieren kann, Severus?“

Wieder unterdrückte der Tränkemeister ein Grummeln. Dumbledore ging langsam zu weit. Dieser schien zu merken, wie Severus' Laune sank.

„Letztendlich ist es Ihre Entscheidung, wie Sie das handhaben wollen. Ich fürchte nur, Sie neigen in diesem Fall dazu, sich zu sehr selbst zu leugnen und Sie könnten es bereuen, wenn es zu spät ist. Harry ist ein wunderbarer Mensch, es wäre ein Fehler, ihn gleich wieder aus Ihrem Leben auszuschließen. Aber das ist wie gesagt Ihre Sache. Mir ist nur wichtig, dass Sie mir versichern, dass ich euch ruhigen Gewissens Okklumentik trainieren lassen kann.“

Severus wurde vom Direktor so eindringlich angesehen, dass dieser seine schlechte Stimmung zügelte und nur ernst nickte.

„Dann ist ja gut“, lehnte Dumbledore sich wieder zurück und betrachtete den anderen mit leichter Sorge. „Vielleicht sollten Sie sich ein wenig mehr Syndia anvertrauen. Das könnte Ihnen helfen Ihre Gedanken zu sortieren.“

„Ich werde weder mit ihr noch mit sonst wem über Potter oder Necrandolas reden“, knurrte Severus erneut und wandte sich zum Gehen.

Er hatte gewusst, dass ihm dieses Gespräch nicht gefallen würde, aber dass Dumbledore sich so aufdrängen würde, hatte er nicht erwartet und langsam reichte es ihm. Er musste hier raus. Während Severus hinausstürmte, entging ihm das sorgenvolle Seufzen des anderen.

 

Müde strich Harry sich über die Augen. Sich wieder an den Schulalltag zu gewöhnen, war schwerer als gedacht. Noch konnte er sich aussuchen, ob er am Unterricht teilnehmen wollte, aber er hatte ohnehin viel zu viel Freizeit und so begleitete er Ron und Hermine zum Verwandlungsklassenraum.

„Am besten guckst du erst einmal nur zu“, redete Hermine, wie so häufig in letzter Zeit, auf ihn ein. „Du hast viel Stoff verpasst, da wird es eine Weile dauern, bis du da wieder reinkommst.“

„Mehr hatte ich ohnehin nicht vor“, murmelte Harry desinteressiert und wusste nicht, ob er von Hermines Fürsorge genervt oder dafür dankbar sein sollte.

„Kannst ja gehen, wenn es dir zu langweilig wird“, zuckte Ron mit den Schultern. „Irgendwie beneidenswert.“

Harry wollte gerade antworten, als plötzlich jemand wie aus dem nichts vor ihm stand und er verwirrt stehen blieb. Auch Ron und Hermine sahen verwundert drein und starrten dann erschrocken zu Scrimgeour auf. Der Minister verzog keine Miene und sah ruhig zu Harry, welcher versuchte sich ebenso wenig anmerken zu lassen.

„Herr Minister“, sagte der Schwarzhaarige gespielt freundlich aber mit Kälte im Unterton.

„Mr Potter“, neigte Scrimgeour sich zu einer leichten Verbeugung vor. „Was für ein freudiger Zufall. Ich war gerade auf dem Weg zum Direktor, aber wenn ich Ihnen bereits hier begegne, lässt sich das Ganze natürlich abkürzen.“

„Sie wollten mich also sprechen?“, klang Harry so unschuldig wie möglich, doch der Minister kaufte ihm das nicht ab.

„Vielleicht sollten wir uns in eine ruhigere Ecke zurückziehen“, überlegte Scrimgeour und suchte den von Schülern überfüllten Flur ab.

Er trat auf die nächst gelegene Tür zu und sah in den Raum, welcher leer war. Sogleich hielt er Harry die Tür auf und bat ihm mit einer Geste einzutreten. Der Gryffindor holte tief Luft und setzte sich in Bewegung, genauso wie seine beiden Freunde, die sich bisher damit begnügten, den Minister finster zu beobachten. Es schien Scrimgeour nicht zu überraschen, dass alle drei den Raum betraten und so schloss er schnell die Tür, als würde er hoffen nicht gesehen worden zu sein. Der Lärm der Schüler hallte nur noch dumpf im Hintergrund.

„Nun“, trat Scrimgeour auf die drei zu und verschränkte die Hände auf dem Rücken. „Wie ich höre, geht es Ihnen wieder besser, Mr Potter.“

„Ich liege nicht mehr im Krankenflügel, wie Sie sehen“, war die kühle Antwort.

„Dann ist es mir sicherlich endlich gestattet, Ihnen ein paar Fragen...“

„Sie haben Dumbledores Erlaubnis noch nicht eingeholt“, unterbrach Hermine ihn unwirsch.

Scrimgeours Blick verdüsterte sich kurz, doch er hatte sich schnell wieder im Griff.

„Wie ich bereits sagte, war ich ohnehin auf dem Weg zum Direktor.“

„Er empfängt Sie nicht mehr, nicht wahr?“, konnte Hermine sich nicht zurückhalten. „Soweit ich weiß, darf der Zaubereiminister Dumbledores Kamin benutzen, um zu ihm zu gelangen, aber Sie sind zu Fuß gekommen.“

Harry wusste, dass Hermine sich weit aus dem Fenster lehnte, aber da seine eigene Wut genauso groß war, brachte er es nicht über sich, seine Freundin zu bremsen. Scrimgeour war nun sichtlich verärgert.

„Sie ziehen schnell Schlüsse, Miss Granger. Zu schnell würde ich meinen. Mr Potter, Sie besitzen einige Informationen, die...“

Dieses Mal war es Ron, der ihn unterbrach: „Nur weil Harry nicht mehr im Krankenflügel liegt, heißt das noch lange nicht, dass er sich wieder erholt hat.“

Scrimgeour hielt kurz überrascht inne, nur um dann kläglich zu versuchen seine aufsteigende Wut zu verbergen.

„Das ist mir natürlich bewusst, Mr Weasley. Ich würde jedoch meinen, dass Mr Potter nun, da er sich wieder unter hunderten von Schülern aufhalten kann, durchaus in der Lage sein sollte einem einzigen Mann einige wichtige Fragen zu beantworten, die nicht länger aufgeschoben werden sollten.“

„Warum ist Ihnen dieses Labyrinth so wichtig? Es wird doch eh nie wieder jemand Necrandolas betreten können“, warf Harry nun wieder selbst ein.

„Diese Einrichtung steht unter der Aufsicht des Ministeriums und da sämtliche Unterlagen verloren gegangen sind...“

„Wenn ich das richtig verstanden habe, haben solche Unterlagen nie existiert“, unterbrach Harry ihn erneut und versuchte sich etwas zu zügeln, da er langsam zu unhöflich wurde.

Auch wenn er wütend auf Scrimgeour war und hier nur weg wollte, war dieser Mann immernoch der Zaubereiminister.

„Dieses Projekt unterlag der höchsten Geheimhaltung“, zischte Scrimgeour wütend zurück. „Nur wenige hatten Zugriff auf die Unterlagen, weshalb wohl der Anschein erweckt wurde, dass es sie nie gab. Aber sie sind hundertzwanzig Jahre nach der Erbauung Necrandolas' in einem Feuer verbrannt.“

Der Minister holte tief Luft, um sich zu zügeln und sagte dann ruhiger: „Also, Mr Potter, sagen Sie mir, was Sie wissen. Dumbledore berichtete mir bereits von einem Tor, das nur von Personen reinen Herzens geöffnet werden konnte. Was wurde dafür verlangt?“

Harry schluckte und merkte, wie Hermine neben ihm wieder protestieren wollte, doch so würden sie Scrimgeour nie los werden.

Also riss er sich zusammen und murrte: „Die üblichen Eigenschaften eines guten Menschen.“

Er spürte die Blicke seiner Freunde auf sich, die jedoch stumm blieben.

„Liebe, Freundschaft, Mitgefühl, so etwas eben“, ergänzte der Gryffindor schnell, als würde er damit das Gespräch schneller hinter sich haben.

Ein seltsamer Ausdruck war auf Scrimgeours Gesicht geschlichen, etwas zwischen Heimtücke und Amüsement.

„Werden diese Eigenschaften von jeder Person verlangt, die das Tor durchschreiten will?“

Finster blickte Harry zurück.

„Man braucht sie nur, um das Tor zu öffnen“, knurrte Harry zwischen seinen Zähnen hindurch.

„Und Sie haben das Tor geöffnet? Und man braucht auch nur eine Person dafür?“, zog der Minister seine Augenbrauen hoch und Harry ballte wütend seine Hände zu Fäusten.

Wie konnte der Kerl es wagen Severus so anzugreifen?!

„Wollen Sie sonst noch irgendetwas wissen, Sir?“, lenkte Harry ab, um nicht zu explodieren. „Ansonsten würde ich jetzt nämlich gerne zum Unterricht gehen.“

Er machte bereits einen Schritt Richtung Tür, doch der Minister hielt ihn hastig auf.

„Was für Wesen leben in Necrandolas?“

Harry schluckte und dachte nach. Konnte er es sich leisten einfach die Antwort zu verweigern? Aber so würde Scrimgeour ihn nie gehen lassen. Sein Zögern fiel auch Hermine auf, die das Wort ergriff.

„Sir, Harry ist noch nicht bereit darüber zu sprechen und da Madam Pomfrey jegliche Fragen verboten hat, sollten Sie sich auch daran...“

„Ist schon gut, Hermine“, murmelte Harry leise und sofort verstummte die Hexe erstaunt.

Für einige Augenblicke sah Harry den Minister stur an und versuchte zu verschleiern, dass er gerade einen inneren Kampf führte. Er musste da jetzt durch.

„Es gab Orks“, begann er und steckte seine Hände in die Hosentaschen, da sie leicht zitterten.

Ron und Hermine sahen sich mit großen Augen an und schienen nonverbal zu kommunizieren.

„Orks“, wiederholte Scrimgeour mit erhobenen Augenbrauen skeptisch. „Wie soll eine handvoll dieser Kreaturen...?“

„Es war ein ganzes Volk“, unterbrach Harry ihn, da er einen Dialog verhindern wollte.

Es war leichter einfach die Informationen herunterzuleiern, statt Fragen zu beantworten.

„Und sie beherrschten Magie“, sprach er abgehakt weiter.

Sogleich legte sich Hermines Hand auf seine Schulter und erst da merkte er, wie steif er sich gemacht hatte. Dennoch musste er das jetzt durchziehen.

„Und dann waren da Inferi. In einem unterirdischen See. Und ein Cerberus. Und ein Basilisk. Eine Acromantula, ein Erumpent...“

'Bei dem Severus sich das Bein brach.', schoss dem Gryffindor durch den Kopf.

„Ein Nundu...“

'Und ein Mantikor.', dachte er und zuckte bei dem Gedanken zusammen.

Um das zu überspielen, sah er zur Seite und strich sich nervös übers Gesicht. Sofort war Hermine bei ihm, strich ihm über den Rücken und sah ihn mitfühlend an.

„Ich hoffe das reicht Ihnen fürs erste“, schaltete sich Ron finster ein.

Der Minister war besonders beim Nundu hellhörig geworden, doch beim Blick auf den Gryffindor erkannte selbst er, dass Harry nervös wurde.

Also versuchte er sich in einer mitfühlenderen Miene, fragte aber weiter: „Wie hat man es geschafft einen Nundu dort hineinzuschleusen...?“

„Keine Ahnung“, antwortete Harry knurrend und verlor die Beherrschung. „Wieso gehen Sie nicht zu ihm und FRAGEN IHN SELBER?!“

Sofort versuchte Hermine ihren Freund zu beruhigen, während Ron sich schützend vor die beiden stellte und dem Minister entschlossen entgegen sah.

„Sie haben Ihre Antworten gekriegt. Geben Sie sich damit zufrieden.“

Obwohl Scrimgeour die Einmischung von Ron deutlich missfiel, warf er Harry einen weiteren Blick zu und sagte dann nickend: „Wir kommen sicherlich ein anderes Mal noch darauf zurück.“

Ron wollte erneut protestieren, doch Hermine hielt ihn mit einem warnenden Blick zurück. Sie hatten sich bereits zu viel erlaubt und konnten nur froh sein, wenn Scrimgeour endlich verschwand.

„Vielleicht kommen Sie das nächste Mal ja sogar ohne Hausverbot hierher“, knurrte Harry mit blitzenden Augen und schaffte es, nicht wieder laut zu werden.

Der Minister gab ein Schnauben von sich, raffte seinen Umhang und mit einem „Guten Tag, Mr Potter“ verließ er den Raum. Der Flur war bereits leer, da jeden Moment der Unterricht begann und so hinterließ Scrimgeour eine drückende Stille. Unsicher sahen sich Ron und Hermine an und überlegten, was sie sagen sollten.

Schließlich kam Harry ihnen zuvor und sagte: „Geht schonmal vor. Ich komme in einer Minute nach.“

Besorgt betrachtete Hermine ihn.

„Bist du dir sicher?“

„Ja klar, alles gut“, versuchte Harry einen munteren Ton aufzusetzen, doch irgendwie klang das eher sarkastisch. „Ich brauche nur kurz einen Moment Ruhe, das ist alles.“

Unsicher nickte die Hexe, konnte sich aber nur schwer von ihrem Freund lösen. Mit einem letzten aufmunterndem Nicken verließ Ron den Raum, Hermine vor sich herschiebend. Als die beiden um die Ecke waren, strich Harry sich laut aufseufzend durch die Haare. Er fühlte sich absolut lächerlich. Nicht einmal eine normale Aufzählung brachte er über die Lippen, das war absolut erbärmlich. Zum Glück war er Scrimgeour nicht alleine begegnet, denn dann wäre er mit Sicherheit noch mehr ausgerastet. Geistesabwesend sah der Gryffindor aus dem Fenster. Am liebsten würde er sich ein wenig zurückziehen, aber dann würden sich seine Freunde nur unnötig Sorgen machen. Es regnete ohnehin draußen und Ablenkung tat vielleicht ganz gut. Außerdem bekam er schon genug Sonderbehandlungen, dann musste er nicht auch noch unnötig viel im Unterricht fehlen. Also gab Harry sich einen Ruck und ging Richtung Verwandlungsraum.

 

„Potter, schlafen können Sie in Ihrer Freizeit!“, drang die kalte Stimme vom Tränkemeister an Harrys Ohr und sofort schreckte er hoch.

Etwas ungläubig sah er zu seinem Lehrer auf, der ihn böse anfunkelte. Er war eingeschlafen. In Zaubertränke! Den Blicken seiner Mitschüler nach zu urteilen, waren sie mindestens genauso schockiert darüber wie Harry selbst. Noch nie hatte jemand die Dreistigkeit gezeigt bei Snape im Unterricht einzuschlafen... verständlicherweise.

„40 Punkte Abzug von Gryffindor!“, knurrte Severus mit verschränkten Armen. „Und einen Aufsatz über die genaue Zusammensetzung und Zubereitung des Trankes, wenn Sie schon der Meinung sind, die Durchführung in der Praxis sei zu anspruchslos für Sie, Potter.“

„Ja, Sir“, seufzte Harry resigniert und strich sich über die Augen, um wach zu werden.

Damit warf Severus ihm noch einen wütenden Blick zu, ehe er sich umwandte und die Schüler sofort wieder so taten, als widmeten sie ihre ganze Aufmerksamkeit ihren Tränken. Nicht wirklich wacher werdend, entleerte Harry seinen Kessel und begann mit dem Brauen von vorne, da der jetzige eh durch seine kleine Pause misslungen war. Ron warf ihm einen mitleidigen Blick zu, während Hermine ihn eher grübelnd betrachtete. Fragend zog der Gryffindor seine Schultern hoch.

„Was ist?“, fragte er leise flüsternd.

„Ach nichts“, schüttelte die Braunhaarige den Kopf und sah wieder zur Knolle, die sie gerade zerschnitt.

Unzufrieden grummelnd, machte sich auch Harry wieder an die Arbeit. Den Blick immer wieder prüfend zu Snape werfend, um aufzupassen, dass dieser nichts mitbekam, beugte sich Ron weiter zu seinem Freund herüber.

„Da bist du aber glimpflich davongekommen. Jeden anderen hätte er zur Sau gemacht und obendrein Nachsitzen für eine ganze Woche aufgebrummt.“

„Jaa er mag mich“, murrte Harry sarkastisch und zunehmend schlecht gelaunt. „Es hat überhaupt nichts damit zu tun, dass er sich schlicht weigert mir Nachsitzen zu geben, weil er mich nicht in seiner Nähe haben will.“

Forschend sah Ron zu ihm.

„Meinst du das ist der Grund?“

„Es ist offensichtlich“, grummelte Harry weiter und ließ seinen Frust an der muschelartigen Pflanze vor sich aus.

„Aber warum sollte er dir aus dem Weg gehen?“, kräuselte Ron verwundert die Stirn.

Harry hielt kurz inne und versuchte schnell eine passende Antwort zu finden, doch in den letzten Tagen ließ die Leistung seines Hirns einfach viel zu sehr nach.

„Keine Ahnung“, zuckte er also so unschuldig wie möglich mit den Schultern, ohne den Blick zu heben.

Ganz wohl fühlte er sich nicht dabei, Ron nicht alles erzählen zu können. Vielleicht sollte er ihm demnächst mal die Wahrheit sagen. Die, die Hermine bereits kannte und sein bester Freund nicht, was Harry ein schlechtes Gewissen machte.

„Sollten Sie sich nicht besser darauf konzentrieren die verlorene Zeit aufzuholen, statt sich fröhlich zu unterhalten, Potter?!“, kam es wieder zornig vom Pult und einige Schüler sahen erneut auf.

Mürrisch sah Harry zu Severus und begegnete seinem Blick. Severus spielte diese Rolle gerade nicht, so wie in den letzten Unterrichtsstunden, sondern er war wirklich wütend auf ihn. Aber warum? Er hatte ihm doch gar nichts getan. Um sich keine Schwäche anmerken zu lassen, versuchte Harry den Blick genauso finster zurückzuwerfen, bis Severus schließlich schnaufend den Blickkontakt abbrach. Was ging nur in seinem Kopf vor?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin sehr gespannt, wie ihr nun von Dumbledore denkt. Es fiel mir sehr schwer zu vermitteln, wie er über die Situation denkt und ich bin mir unsicher, obs richtig ankommt. Bitte hasst ihn jetzt nicht :D
Bis Montag! :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Salatgurke
2016-08-18T19:45:37+00:00 18.08.2016 21:45
Wow ich hätte nicht gedacht das Dumbledore das weiß.
Ich dachte echt der hats nicht gemerkt :D
Den Zaubererminister hätte ich ja schlagen können.
Der arme Harry.
Und ein bisschen freue ich mich ja darauf wenn Snape merkt das Harry auch an anderen Interesse haben könnte...
Dieser Sture sture... Idiot!
Das er das sogar vor sich selbst leugnet...
Unglaublich! :D
Bis Mo;)
Antwort von:  -wolfsmoon-
22.08.2016 14:42
Dumbledore weiß alles, vergiss das nicht XDD
Natürlich leugnet Snape das vor sich selbst, was denkst du denn :D Schließlich muss man sich ja irgendwie über ihn aufregen können XD
Von:  Im_Whats_Left
2016-08-18T16:02:33+00:00 18.08.2016 18:02
Severus ist und bleibt ein sturer Trottel. Und ich dachte, Sturheit wäre eine Eigenschaft von Gryffindor. Na, so kann man sich täuschen ;)
Ich find, Dumbledores Rolle kommt ganz gut rüber. Er macht sich Gedanken um seine Schützlinge und ist natürlich besorgt über die Situation. Es wird aber auch deutlich, wie sehr er beiden das Glück gönnt - und versucht eben, Sev auf seine Art zum Nachdenken zu bringen. Was, wie wir wissen, bei Severus auf taube Ohren stößt. Der mag ja nicht hören, sondern muss immer erst fühlen. Ich bin mir aber sicher, dass wird noch. Und ich bin mir auch sicher, dass Dumbledore mal wieder mehr weiß, als er sagen will. Die Geschichte mit den Mantikor... er hat sicherlich ein paar Hintergedanken dazu, welche auch immer es sind.

Und: Nieder mit dem Minister! An Harrys Stelle hätte ich ihm gar nichts erzählt, sondern Dumbledore oder Kann-zu-einer-Furie-werden-wenn-es-um-ihre-Schützlinge-geht-McGonagall geholt. ;)
Antwort von:  -wolfsmoon-
22.08.2016 14:40
Gut, ich wusste nicht, ob alle so mit Dumbledores Reaktion einverstanden wären :D Allgemein ist die Meinung zu Dumbledore ja sehr unterschiedlich.
Ich bezweifle, dass Harry sich hinter einem Lehrer versteckt hätte. Aber gut, dass meine Meinung zum Minister wohl geteilt wird :D


Zurück