Zum Inhalt der Seite

Die Grotten von Necrandolas

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin Moin ihr Lieben ^^
Soo... keine Warnungen, kein Adult (so langsam muss ich da aufpassen), kann also losgehen :)
Viel Spaß! ^^ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erste Schritte

„Autsch!“

Irgendetwas hatte Harrys Bein erwischt und es ihm entrissen, so dass er das Gleichgewicht verloren hatte. Das Grunzen war nun hinter ihm.

„Das Vieh ist unsichtbar!“, rief der Gryffindor aufgeregt aus.

„Ach wirklich, Potter? Gut erkannt“, kam sofort die bissige Antwort des Slytherins.

Das wars dann wohl mit dem normalen Umgangston. Nun sprang Snape zur Seite, da dieses Wesen ihn offenbar auch angriff. Schnell rappelte sich Harry wieder auf und sah ratlos in der Gegend herum. Dann schickte er testweise einen Schockzauber ins Nichts, doch entweder hatte der keine Wirkung oder er hatte nicht getroffen. Der einzige Effekt war, dass das Wesen offenbar wütend wurde. Wieder wurde Harry gerammt und beim Stürzen glitten seine Hände über ein borstiges Fell. Das Wesen musste ihm ungefähr bis zur Mitte des Oberschenkels gehen.

„Ein Schwein?!“, fragte Harry verwundert.

Wurden sie gerade ernsthaft von einem unsichtbarem Schwein angegriffen?!

„Das muss ein Tebo sein“, rief Snape aus, bevor auch er getroffen wurde und auf den Knien landete. „Verdammt, Potter, tu doch endlich mal was!“

„Ich? Wieso ich? Sie sind hier der erfahrenere“, rief Harry mit hoher Stimme zurück.

Sie konnten sich doch nicht von so einem Tier an der Nase herumführen lassen! Harry nahm eine stabile Stellung ein und wartete darauf, dass das Tier ihn erneut angriff. Als er es direkt vor sich hörte, schmiss er sich dort hin und versuchte das Schwein zu packen. Tatsächlich landete er auch auf diesem, doch es gab ein verärgertes Quietschen von sich und rannte los, den Gryffindor mit sich schleifend.

„Uah!“, rief dieser aus und fiel nach zwei Metern zu Boden.

„Potter, du sollst nicht mit dem Tierchen spielen“, knurrte der Slytherin erneut und versuchte dem Tebo einen Zauber entgegenzuschicken.

„Tu ich doch gar nicht!“, antwortete Harry verärgert. „Ich versuche wenigstens irgendwas zu unternehmen.“

„Glaubst du ernsthaft du könntest einen ausgewachsenen Tebo halten?“

„Ich weiß doch nicht einmal, wie das Vieh aussieht!“

„Es ist...“, begann Snape, bekam jedoch vom Tebo einen frontalen Schlag und fiel keuchend hin. „...ein Warzenschwein.“

„Also gefährlich oder nicht?“

„Nicht wirklich. Kommt drauf an.“

„Wodrauf?“

„Wie wütend es ist.“

„Na wunder...“, wurde nun auch Harry unterbrochen, als das Quietschen wieder vor ihm war.

Hektisch warf er sich an die Wand. „Wuahh!“

Kopfschnüttelnd beobachtete Snape das, während er mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Beine kam.

„Was?!“, rief Harry ärgerlich.

„Du könntest das hier ruhig mal ernst nehmen.“

„Nehme ich doch!“

„Und warum sieht es so aus als wolltest du mit dem Vieh tanzen?“

„Bitte wa... AH!“ Harry kniete sich hin und hielt sich sein rechtes Bein. Vorsichtig betrachtete er die blutende Wade. „Es hat mich gebissen!“

„Bist deinem Tanzpartner wohl zu oft auf die Füße gelatscht.“

Nun fiel dem Gryffindor wirklich nichts mehr ein. Völlig sprachlos sah er Snape mit offenem Mund an. Was zum Teufel...? Das alles musste ein Traum sein. Es war so... irrsinnig und... zugegeben ein wenig lustig, aber das tat jetzt nichts zur Sache!

„Wenn Sie so schlau sind, dann fangen Sie doch diesen Tebo“, murrte Harry.

„Was glaubst du was ich hier versuche!“

„Tanzen?“

Mit verengten Augen warf der Slytherin Harry fiese Blicke zu.

„Hey, sagen Sie mir lieber, was ein Verteidigungslehrer gegen einen Tebo empfehlen würde.“

Schnaubend unterbrach Snape den Blickkontakt und suchte wieder das Tier. „Man müsste mit Farbe um sich sprühen, aber die können wir hier nicht heraufbeschwören.“

„Kann man das Tier nicht besänftigen? AU!“, fiel Harry wieder zu Boden. „Ich meine, sind die von Natur aus bösartig?“

„Eigentlich nicht, aber sie sind schnell beleidigt, wenn man sie 'übersieht'. Wahrscheinlich hast du ihm eben den Weg versperrt und deshalb ist es eingeschnappt.“

„Na wunderbar“, knurrte der Gryffindor und rieb sich den Ellenbogen.

Hatte es überhaupt noch Sinn immer wieder aufzustehen? Dann kam dem Gryffindor eine Idee.

„Geben Sie mir was von dem Käse“, streckte er Snape auffordernd die Hand entgegen.

„Potter, ich lasse nicht zu, dass du unser Essen an dieses Biest verfütterst!“

In dem Moment stürzte Snape wieder zu Boden. Ächzend hielt er sich die Rippen und machte auch keine Anstalten mehr wieder aufzustehen. Grummelnd kam Harry zu ihm herüber, griff in die Tasche und zog den Käse heraus noch bevor der andere reagieren konnte.

„Potter!“, rief Snape verärgert aus und griff nach dem Käse, doch Harry zog seine Hand weg und schnitt mit dem Zauberstab ein Stück ab. Den Rest reichte er wieder Snape, während er das andere Stück auf seine flache Hand legte. Tief durchatmend versuchte er sich zu beruhigen und Ruhe auszustrahlen und suchte weiterhin mit den Augen nach Hinweisen, wo der Tebo steckte. Tatsächlich wurde das wütende Quietschen wieder zu einem Grunzen und wenige Augenblicke später spürte Harry eine warme Schnauze und sah den Käse auf seiner Hand verschwinden. Vorsichtig streckte er die andere Hand aus und tastete nach dem Tier, um es zu streicheln. Als er das borstige Fell spürte, strich er vorsichtig darüber und versuchte so zu tun, als würde er den Tebo sehen.

„Wenn der Tebo wirklich so empfindlich ist was Aufmerksamkeit angeht, dann sollten wir vielleicht so tun als könnten wir ihn sehen“, erklärte Harry ruhig, während Snape ihn skeptisch beobachtete.

„Du hast zu viel mit Hagrid zu tun gehabt“, murrte der Tränkemeister und setzte sich ächzend auf.

Dann entzog sich der Tebo Harrys Hand und sie hörten, wie das leise Grunzen den Gang hinunter verschwand.

„Ich fasse es nicht“, murmelte Snape leise vor sich hin und rieb sich die Nasenwurzel.

Ohne einen weiteren Kommentar drehte der Gryffindor sich zum Slytherin, um seine Rippen zu richten. Schweigend sah Snape ihn dabei an, was Harry irgendwie nervös werden ließ. Unsicher sah er kurz auf in die schwarzen Augen, die ihn ausnahmsweise mal nicht böse anfunkelten, senkte den Blick jedoch sehr schnell wieder.

Episkey“, murmelte er und ärgerte sich über seine schwitzigen Hände, während Snape leise aufkeuchte und seine Hand zu seinen Rippen schnellen ließ. „Dann... mal weiter“, sprach Harry leise und stand nervös auf.

Was war denn nur mit ihm los? Seit wann brachte Snape ihn so aus der Fassung? War es einfach nur, weil dieser Umgang miteinander für sie so ungewohnt war?

Bereits nach den ersten paar Schritten wurde Harry unsanft aus seinen Gedanken gerissen, da er ein Stechen in seiner Wade spürte. Achja, da war ja was.

„Komm her“, grummelte Snape und Harry kam wieder zu ihm gehumpelt.

Der Slytherin sah sich die Wunde kurz an, sprach zwei Zauber und schon war die Verletzung verschwunden. Dieses gegenseitige Helfen war irgendwie schon selbstverständlich geworden. Umso seltsamer war es, dass Harry so nervös wurde, wenn er Snapes Rippen richten sollte. Es war gar nicht mal die Behandlung an sich, sondern viel mehr der Blick des Slytherins, der ihn so verunsicherte, denn wo er sonst immer nur Ablehnung oder gar Hass gesehen hatte, war nun etwas viel neutraleres in den schwarzen Augen aufgetaucht und Harry wusste es partout nicht einzuordnen. Er kannte diesen Blick einfach nicht, also woher sollte er auch wissen, wie er damit umgehen sollte?

Während der nächsten Stunden hatte Harry jede Menge Zeit, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen, denn gesprochen wurde nur sehr wenig. Harry glaubte zu erkennen, dass Snape stärker als sonst in einer Schonhaltung lief, also schwieg er vielleicht nur deswegen so viel, weil reden zu sehr schmerzte. Darüber hinaus ließ der Slytherin sich den Schmerz aber nicht anmerken.

Nach weiteren Stunden beschlossen sie eine Runde zu schlafen. Harry legte sich als erstes hin, lag aber lange Zeit noch wach. Irgendwann fiel er in einen Halbschlaf, da ihm viel zu kalt war, um besser schlafen zu können. Anscheinend ist es in der Hütte doch ein wenig wärmer gewesen, als in diesen zügigen Tunneln. Dieser kalte Steinboden, der leichte Luftzug, die feuchten Wände, da spürte er regelrecht, wie sich die Kälte bis in seine Knochen fraß. Das sorgte gleichzeitig für merkwürdige Träume, die sich mit der Realität vermischten, doch irgendwann konnte er sich endlich etwas entspannen. Es wurde warm und er hatte einen angenehmen Geruch in der Nase. Da schreckte Harry aus dem Schlaf auf. Ihm war warm, weil ein weiterer Mantel über ihm lag. Verstohlen schielte Harry zum Slytherin. Snape hatte ihm seinen Mantel übergelegt und ihn offensichtlich mit einen Wärmezauber belegt. Mit dieser Geste wusste Harry nichts anzufangen. Snape konnte nett sein? Aber jetzt fror er doch selbst, oder nicht? Zu müde, um weiter darüber nachzudenken, machte der Gryffindor es sich wieder gemütlich und genoss die Wärme, bis er seelenruhig einschlief.

 

Endlich hatte Potter sich beruhigt und schlief tief und fest. Severus hatte es nicht mehr mit ansehen können, wie der Gryffindor sich zitternd zusammengerollt hatte. Zwar war es ohne den Mantel ziemlich kühl, aber das musste er jetzt eben aushalten. Gedankenversunken beobachtete er Harry beim Schlafen. Den Mantel hatte er bis zu seiner Nase hochgezogen und schien sich schon wesentlich wohler zu fühlen. Das schwarze Haar war wie immer völlig zerzaust und erinnerte an James Potter. Doch bevor Severus' Wut auf diesen Kerl aufkochen konnte, verschwand der Gedanke wieder. Eigentlich war Potter seinem Vater gar nicht so ähnlich. Er hatte nicht einmal versucht das Kommando zu übernehmen als sie hier herkamen, was James sofort getan hätte. Außerdem arbeiteten sie zusammen viel besser als erwartet. Hatte Syndia vielleicht doch Recht gehabt? Sein Blick hatte sich auch verändert, war nicht mehr so stur und aufmüpfig, sondern eher neutral, auf eine seltsame Art und Weise offen und aufmerksam... Vorsichtig streckte der Slytherin seine Hand aus, strich über das Haar des Gryffindors und nahm einige Strähnen in die Hand. Als er den Pony zur Seite strich, fiel sein Blick auf die Narbe und er hielt inne. Sie erinnerte ihn daran, dass Harry ein Horkrux war und er sterben musste, wenn der Dunkle Lord besiegt werden sollte. Doch es musste einen anderen Weg geben, Harry durfte nicht sterben. Hastig zog er die Hand zurück und tadelte sich in Gedanken. Was bitte tat er denn gerade da?! Wurde Potter ihm jetzt etwa sympathisch? Lächerlich! Dieses verdammte Labyrinth, es vernebelte ihm noch die Sinne!

 

Mit ausdrucksloser Miene betrat Syndia das Krankenzimmer. Es gab dort nur ein Bett, in dem ihr Mann David lag und um ihn herum waren so mancherlei Geräte aufgebaut und summten vor sich hin. Langsam ging sie zu ihm und setzte sich neben das Bett auf einen Stuhl. David war noch immer so blass und seine Aura schwach. Er schien sich nach all den Monaten nicht zu erholen. Die Hexe schluckte schwer und griff nach der Hand ihres Mannes.

Zittrig begann sie zu sprechen: „Hallo mein Schatz.“

Zuerst wusste sie nicht, was sie sagen sollte und geriet ins Stocken, ehe sie schließlich aufseufzte und die Schultern fallen ließ.

„Ich will ehrlich zu dir sein, ich brauche dich gerade so dringend. Ich... ich schaffe das alles nicht ohne dich.“

Die Tränen wegblinzelnd sah Syndia zur Decke. „Severus ist nun seit 11 Tagen in Necrandolas... und... und der Minister hat... ihn und Harry gestern für tot erklärt...“

Nun liefen ihr doch stumm Tränen über das Gesicht.

„Ich... ich will ja glauben, dass er noch lebt, aber ich...“

Ihre Stimme versagte. Sie senkte den Kopf, legte das Gesicht in die Hände und sackte am Bett völlig zusammen, ehe sie laut schluchzend weinte.

„Bitte David, ich brauche dich“, war zwischen den Schluchzern herauszuhören.

 

Irgendwie sah Snape anders aus. Noch etwas verschlafen musterte Harry den anderen. Ja genau, er hatte sich rasiert, zumindest so gut wie es hier ohne Spiegel ging. Anscheinend hatte der den Zauberstab dafür genutzt und Stoppeln waren dennoch übrig geblieben. Der Gryffindor strich sich selbst übers Kinn. Bei ihm war es noch nicht so schlimm. Das brachte Harry wieder zu der Überlegung, wie lange sie wohl schon hier waren. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor aber andererseits hatte er die Vermutung, dass sie früher Schlafen gingen, als bei einem normalen Tagesablauf. Oder täuschte das?

„Was glauben Sie wie lange wir schon hier sind?“

Untypisch zuckte Snape mit den Achseln. „Eine Woche? Wobei... wahrscheinlich länger. Wir waren ziemlich lange in der Hütte.“

„Wenn wir nach den Schlafpausen gehen... 9 Tage“, überlegte der Gryffindor.

„Unsere Tage werden länger gewesen sein als normal“, überlegte Snape weiter.

Ächzend strich Harry sich durchs Haar. Es war ein Wunder, dass sie noch lebten.

„Es gab bestimmt schon eine pompöse Trauerfeier für dich“, murrte der Slytherin. „'Unser großer Held ist auf tragische Weise von uns gegangen.' Und dann bringt die Presse Bücherweise deine Biografie auf den Markt.“

„Ja ja“, knurrte der Gryffindor zurück.

„Das sollte dir doch gefallen.“

Verärgert zog Harry die Augenbrauen zusammen. „Kapieren Sie doch endlich, dass ich dieses Theater um mich hasse. Außerdem machen die mir ständig das Leben in Hogwarts schwer. Dauernd soll ich irgendein Verrückter sein.“

„Die Theorie mit dem Slytherinerbe war gar nicht so weit hergeholt.“

„Sie haben das auch geglaubt?“, sah Harry Snape ungläubig an.

„Können wir jetzt weiter?“, zog Snape eine Augenbraue hoch. „Wir müssen was zu essen finden. Und Wasser.“

Murrend erhob sich der Gryffindor und folgte Snape. „Dumbledore hat mir geglaubt.“

„Er hatte selber keinen Verdächtigen, Potter“, kam nur die schlichte Antwort.

So diskutierten sie noch eine ganze Weile weiter. Da sie jedoch beide wieder trockene Kehlen bekamen, stellten sie das Sprechen irgendwann ein. Seit der vorletzten Rast hatten sie kein Wasser mehr, also wurde es langsam dringend welches zu finden. An den Hunger konnte man sich irgendwann gewöhnen aber nicht an den Durst. Er zerrte an den Nerven, brachte Kopfschmerzen, Benommenheit und machte die Schritte immer unsicherer.

„Warte“, hielt Snape plötzlich an und beleuchtete den Boden mit der Lampe.

Vor ihnen tat sich ein Abgrund auf. Harry hielt seinen Zauberstab hoch, um möglichst weit zu leuchten und erkannte, dass der Weg auf der anderen Seite weiterging.

„Und jetzt? Schweben?“

„Ist mir zu riskant“, murrte der Tränkemeister und trat dichter an die Schlucht heran.

Genervt streckte Harry dem anderen die Zunge hinterm Rücken aus. Natürlich war es ihm zu riskant, immerhin müsste er ihm dann sein Leben anvertrauen.

„Da vorne ist ein Absatz“, deutete Snape an die linke Wand.

Dieser Absatz war gerade groß genug für eine Person, aber es sollte nicht sonderlich schwer sein da raufzuspringen. Und da entdeckten die beiden auf der anderen Seite einen weiteren Felsvorsprung, der so angeordnet war, dass sie vom ersten Absatz draufspringen könnten.

„Meinen Sie wir schaffen es von dort rüber auf die andere Seite?“, deutete Harry auf den zweiten Absatz.

„Wollen wir doch hoffen“, murmelte der andere, trat zur Seite und hielt dem Gryffindor die Lampe hin. „Hier, Ladys First.“

Empört öffnete Harry den Mund. „Sie sind doch nur zu feige! Was ist, wenn es Fallen gibt?“

„Du kannst weiter springen als ich“, sagte Snape nur scharf und hielt noch immer die Lampe dem anderen entgegen.

„Das sind doch nur Ausreden“, knurrte Harry und schnappte sich grob die Lampe aus Snapes Hand.

Vorsichtig ging Harry an die linke Wand und schätzte den Abstand zum Vorsprung ab.

„Als ob ich ein Versuchskaninchen wäre“, murmelte er noch genervt vor sich hin und nahm dann Anlauf.

So weit, wie es zuerst aussah, war es gar nicht. Mit Leichtigkeit sprang der Gryffindor auf den Absatz und suchte vorsichtshalber an der Wand halt, obwohl genug Platz war, um gemütlich zu stehen. Unter ihm erstreckte sich das unendlich erscheinende Schwarz. Harry schluckte kurz, machte sich dann aber doch bereit für den nächsten Sprung. Dieses Mal war es ein wenig weiter weg, aber auch auf dem Vorsprung landete Harry ohne Probleme.

„Gut...“, murrte Snape und sprang nun auf den ersten Absatz.

Harry wollte sich gerade bereit machen auf die andere Seite zu springen, als er ein Knarzen hörte. Panisch sah er zu seinen Füßen, doch er stand stabil. Dann wanderte sein Blick zu Snape, dessen Absatz bröckelte und jeden Moment abstürzen würde. Sie hatten keine Zeit groß nachzudenken. Schnell sprang Snape ab und gelangte zu Harry. Dieser hatte sich blitzschnell an die Wand gedrückt, um dem anderen Platz zu machen, denn groß war der Absatz nicht. Die Füße des Tränkemeisters landeten sicher, doch war es unmöglich das Gleichgewicht zu halten. Harry erkannte, dass er gleich nach hinten kippen würde und so griff er nach ihm und zog ihn zu sich an die Wand. Dabei ließ er die Lampe fallen und auch Snape gab ein „Nein!“ von sich, da er seinen Zauberstab fallen ließ.

„Verdammt!“, rief Snape wütend und sie konnten sehen, wie beides in die Tiefe stürzte.

Accio Zauberstab“, rief Harry schnell, doch Snapes Stab kam nicht zurück.

Das beunruhigende jedoch war, dass sie nicht hören konnten, wie beides auf dem Boden aufschlug. Der Zauberstab wäre vielleicht zu leise gewesen, doch die Lampe hätte eigentlich ein Scheppern von sich geben müssen. Nach einem Moment fiel Harry ein, dass er jetzt mit seinem Zauberstab für Licht sorgen musste. Mit der anderen Hand drückte er immer noch Snape an sich, der mit den Händen verzweifelt versuchte sich an der Wand festzuhalten. Um das Gleichgewicht zu halten, musste Snape sich so weit vorbeugen, dass er den Kopf neben Harrys an die Wand lehnte und der Gryffindor spürte seinen Atem im Nacken. Sofort bekam er eine Gänsehaut und auch die Wärme des anderen Körpers wurde ihm bewusst. Möglichst unauffällig sog er den Duft das anderen ein, ehe er sich in die Realität zurückholte. Was machte er denn da? Sie standen hier auf einem Felsvorsprung und waren in Lebensgefahr und er dachte an sowas?!

'Reiß dich zusammen!', dachte Harry bei sich.

„Verdammt, Verdammt, Verdammt!“, fluchte Snape vor sich hin und Harry konnte es nachvollziehen.

Es wäre für ihn eine Katastrophe, wenn er seinen Zauberstab verlieren würde.

„Meinen Sie...“, versuchte der Gryffindor mit fester Stimme zu sprechen, „Sie schaffen es so auf die andere Seite zu springen?“

„Mir bleibt ja gar nichts anderes übrig“, murrte der andere und drehte den Kopf, um an Harry vorbei zum Weg zu schauen.

Schluckend hielt Harry den Atem an, als dadurch Snapes Gesicht so dicht bei seinem war. Auch dem Tränkemeister schien das aufzufallen und ihm stockte der Atem, während er Harry musterte. Der Gryffindor war sich unsicher, ob er den Blick erwidern sollte, doch als er sich traute, sah Snape schon wieder weg und konzentrierte sich auf den Sprung.

„Lass den Arm an der Wand, damit ich vorbeikomme“, flüsterte Snape schon fast und Harry hielt seinen erleuchteten Zauberstab ausgestreckt Richtung Weg dicht an der Wand.

Ohne groß Schwung holen zu können, sprang der Slytherin und Harrys Herz machte einen Satz, als der andere nicht mit den Füßen auf dem Steinboden landete. Er erreichte den Felsen nur mit dem Oberkörper, keuchte auf wegen seinen Rippen und zog sich mühevoll hoch. Als er ein Knie aufsetzen konnte, ließ er sich sogleich auf den Weg rollen und blieb ächzend auf dem Rücken liegen.

„Alles in Ordnung?“, rief Harry ihm zu, doch er erhielt nur einen schmerzerfüllten Laut als Antwort.

Kurzerhand holte der Gryffindor Schwung und landete neben dem Slytherin. Sofort beugte er sich zu diesem herunter und knüpfte dessen Hemd auf. Snape schien nicht richtig atmen zu können und ließ den jüngeren einfach machen. Harry hatte das Gefühl sich beeilen zu müssen und wurde fahrig.

Episkey“, rief er schnell und Snape hielt die Luft an, ächzte und holte dann vorsichtig Luft.

Erleichtert atmete auch der Grünäugige auf und betrachtete den Tränkemeister, der mit geschlossenen Augen durchatmete und versuchte herunterzukommen. Der Schmerz jagte ihm noch immer durch den Brustkorb, aber jetzt konnte er wenigstens versuchen diesen wegzuatmen, ohne Angst haben zu müssen sich die Lunge bei jedem Atemzug aufzureißen. Eines seiner Haarsträhnen hing an seinem Mundwinkel und ohne darüber nachzudenken, strich Harry ihm die aus dem Gesicht. Verwundert öffnete der Slytherin die Augen und traf auf die des Gryffindors. Nervös schluckte Harry, als sich ein ungewohntes Gefühl in seinem Bauch breit machte. Snape atmete inzwischen wieder ruhiger, doch trotzdem konnte Harry seinen Atem spüren. Der Zauberstab leuchtete seine schwarzen Augen nur leicht von der Seite an, sodass sie halb im Schatten lagen und zur anderen Hälfte einen blau-silbernen Schimmer aufwiesen. Obwohl solch ein Licht für mehr Kälte sorgen müsste, wirkten die Augen dadurch eher wärmer.

„Was glaubst du was du da tust, Potter?“, unterbrach Snape plötzlich die Stille und riss Harry aus seinen Gedanken.

Ohne es zu merken, war er Snapes Gesicht näher gekommen und setzte sich nun peinlich berührt wieder gerade hin.

„Ähm... ich...“, kratzte er sich nervös am Hinterkopf.

„Hilf mir lieber hoch und lass uns weitergehen“, unterbrach der Tränkemeister das Gestottere kühl und eiligst erhob sich der Gryffindor, um den anderen hochzuziehen.

Mit einem letzten feindseligen Blick wandte Snape sich ab, trat an die Schlucht heran und sah in die Tiefe.

„Da muss ein Zauber drauf liegen, sonst hätte der Accio funktioniert“, knurrte er und schien sich nicht von der Schlucht lösen zu können.

„Wir müssen jetzt wohl mit einem Zauberstab klar kommen.“

„Sieht so aus“, murrte Snape und wandte sich zum Gehen. „Jetzt bin ich vollkommen auf dich angewiesen. Das ist mein Untergang.“

„Hey, ich hab Sie schon mehrmals gerettet“, reagierte Harry sofort verärgert.

„Plus minus Null, Potter“, drehte der andere sich nicht einmal um.

„Darum geht es doch gar nicht!“

„Sagst du. Aber der große Potter hat natürlich immer Recht.“

Knurrend folgte Harry Snape. Was sollte dieses Verhalten schon wieder? Sie hatten sich die letzten Tage doch so gut verstanden, wieso musste dieser Idiot jetzt wieder zur unausstehlichen Fledermaus werden? War es, weil Harry ihm zu nahe getreten war? Selbst wenn, das machte es nicht weniger kindisch.

Sich gegenseitig ignorierend, stapften Snape und Harry weiter durch die Dunkelheit. Viele Gedanken konnte sich der Gryffindor bald nicht mehr um das Verhalten des Slytherins machen, denn der Durst vernebelte ihm die Sinne. Irgendwann stolperten sie nur noch die Gänge entlang und Harry konzentrierte sich voll darauf, den Zauberstab erleuchtet zu lassen. Sein Kopf drohte zu platzen und selbst auf seinen Augen lag ein enormer Druck. Wenn jetzt ein Monster auftauchen würde, wären beide nicht in der Lage sich groß zu verteidigen.

'Weiterlaufen.', dachte Harry nur noch. 'Immer weiterlaufen.'

Nach vielen Stunden des Wanderns fiel Snape plötzlich vor ihm auf die Knie, obwohl er sich an der Wand die ganze Zeit über abgestützt hatte. Beinahe hätte Harry das nicht einmal registriert und wäre über ihn rübergeflogen. Benommen blieb er neben dem anderen stehen und sah ihn einige Momente lang einfach nur an, nicht fähig irgendwie zu reagieren.

'Nein, weiterlaufen.', dachte er schließlich lahm, schnappte sich Snapes Arm, zog ihn wieder auf die Beine und stützte ihn eine Weile.

Für einige Zeit blieb Snape so stehen, ohne eine Reaktion zu zeigen, doch dann funkelte er Harry böse an, löste sich von ihm und ging auf wackeligen Beinen weiter. So schleppten sie sich Stunde um Stunde und es hätte inzwischen nur eine kleine Unebenheit gereicht, um einen von ihnen zu Boden stürzen zu lassen und dieses Mal wäre nicht einmal Harry wieder aufgestanden. Nach einem weiteren Kilometer gab Harry auf und ließ sich auf den Boden sinken.

'Das wars.', dachte er.

Seine Beine trugen ihn nicht mehr, seine Zunge war trocken wie Pergament und war mit Sicherheit auch nicht mehr in der Lage Worte zu formen. Bei jedem Versuch zu schlucken breitete sich ein schrecklich reißender Schmerz in Harrys Kehle aus.

Snape ging weiter, ohne auf ihn zu achten und verschwand in der Dunkelheit. Kurz darauf hörte Harry, wie auch er zu Boden sank. Hilflos schloss der Gryffindor die Augen. Das war also ihr Ende. Nicht nur, dass sie einem so elendigen Tod ausgesetzt waren, sie starben sogar beide für sich, ganz allein. Seltsam, auf einmal spürte Harry den starken Wunsch Snape neben sich sitzen zu haben. Ihren Tod konnte er nicht mehr verhindern, aber er wollte beim anderen sein, wenn er seinen letzten Atemzug machen würde.

„Z-Zauberstab“, wollte Snape rufen, doch seine Stimme war so krächzend, dass Harry interpretieren musste, was er gesagt hatte.

Mit letzter Kraft krabbelte Harry ein Stück weiter, bis Snape wieder im Schein des Zauberstabes auftauchte. Er hockte vor der Wand und hielt seine Hände daran.

„Wasser“, krächzte auch Harry genauso schwach und schaffte es nun doch bis zum Tränkemeister.

Dieser griff nach dem Zauberstab, hielt eine der Flaschen an die Wand und beförderte das Wasser in die Flasche. Am liebsten hätte Harry ihm diese entrissen, doch die wurde eh so langsam gefüllt, dass der Gryffindor aggressiv wurde.

'Schneller du blödes Wasser!!'

Als die Flasche halb voll war, hielt auch Snape es nicht mehr aus, legte den Zauber über das Wasser und stürzte es dann hinunter. Harry bemerkte, dass er komplett austrinken wollte und wollte ihm die Flasche entreißen. Es gab ein kleines Handgemenge, ehe Snape wohl wieder zu Verstand kam und losließ. Während der Gryffindor das letzte bisschen austrank, hielt der Tränkemeister schon die nächste Flasche an die Wand. Dieses Mal hielt er sie Harry als erstes hin und sie waren wieder so vernünftig sich das Wasser zu teilen. Sie tranken und tranken und schienen nicht mehr aufhören zu wollen.

Sie rasteten neben dem Wasserlauf für mehrere Stunden und tranken zwischendurch immer mal wieder was. Dabei fiel kein einziges Wort, denn zum einen waren ihre Kehlen noch viel zu trocken und zum anderen waren ihre Köpfe so benebelt, dass das Formen von sinnvollen Sätzen zu anstrengend gewesen wäre. Harry warf dem Slytherin einen langen Seitenblick zu, der das nicht einmal zu merken schien. Es war unglaublich, aber sie hatten Wasser gefunden. Sie durften noch weiterleben, und vor allem war Harry nicht alleine. Langsam rückte der Gryffindor näher an den anderen heran, der ihm nur einen müden Blick zuwarf. Als Harry sich dicht neben ihn gesetzt hatte, wandte der Slytherin seine Augen wieder ab und akzeptierte einfach, dass Harry gerade etwas Nähe brauchte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So langsam wirds doch was :) Ich hoffe die kleine Einlage mit dem Tebo hat euch gut unterhalten ^^
Bis Montag! :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Salatgurke
2016-07-01T20:40:49+00:00 01.07.2016 22:40
Uiii sie kommen sich näher :)
Ach Snape war es doch nur unangenehm das er es auch wollte :D
Cool wie du immer wieder Spannung rein bringst
Und Respekt für die ganzen neuen Situationen.
So viel Fantasie hätte ich nicht :D
Gut das die beiden doch noch Wasser gefunden haben.
Freue mich schon auf Mo ;)
Antwort von:  -wolfsmoon-
01.07.2016 22:53
Für die ganzen neuen Situationen habe ich allerdings auch fast jahrelang Fantasien gesammelt :D Ich musste zu jeder Tageszeit n Notizblock in der Nähe haben, um jede Idee aufzuschreiben. Sonst bin ich nämlich auch nicht sonderlich einfallsreich :D
Von:  Raimei
2016-06-30T15:38:30+00:00 30.06.2016 17:38
Ich hatte irgendwie gehofft das sie es schaffen den Tebo zu erledigen. So ein Schwein gibt ordentlich an Fleisch her. Aber gut, Harry hat es ja gut gelöst.
Das Ende löst in mir eine richtige Gänsehaut aus. Jetzt haben sie zwar wieder Wasser aber was nun? Sie kommen mir inzwischen mehr tot als lebendig vor. Reicht das Wasser um weiter zu machen? Und wie lange schaffen die es jetzt bis sie wieder zusammenklappen, diesmal aber vor Hunger?
Allerdings gibt mir der Mittelteil Hoffnung. Harry scheint sich endlich bewusst zu werden was er für seinen Professor fühlt. Ist nur die Frage wie Snape das ganze sieht. Die Geste mit dem Mantel war auf jedenfall ein guter Hinweis. Allerdings hat er Potters beinahe Kuss verhindert. Ich warte ja darauf dass Harry endlich mit dem Kopf in Snapes Schoß aufwacht. ^^
Vielleicht kommt das ja bald. Und was kommt zuerst? Der Ausgang oder die beidseitige Erkenntnis und Zusammenführung?
Ich bin auf jedenfall sehr gespannt was als nächstes passiert.

Lg Raimei

Antwort von:  -wolfsmoon-
30.06.2016 18:13
Ich muss ehrlich sagen, ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie das Fleisch vom Tebo gebrauchen könnten XD *hust* naja gut :D
Es mag jetzt komisch klingen, aber es freut mich, dass das Ende bei dir Gänsehaut aufgelöst hat :D Es ist mir wichtig, dass einfach der Ernst der Lage erfasst wird und dann hab ichs ja mit dieser Szene ganz gut hingekriegt. Deine Bedenken bezüglich des Hungers und Durstes habe ich genau erreichen wollen :)
Und ich merke schon wieder, dass ich hier kurz davor bin schon wieder etwas bezüglich der Beziehung der beiden zu spoilern :D Deine Fragen und Überlegungen dazu finde ich auf jeden Fall sehr gut und das Warten wird sich schon noch für dich lohnen ;)
Vielen Dank jedenfalls für deinen Kommi und bis Montag! :)


Zurück