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Lust'n'Needs II

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die Story basiert im Grunde auf diesem Song. Der junge Herr, der das vorträgt, ist Jamie - was er da vorträgt, weiß ich nicht, aber das am Ende da klingt doch stark nach 'Cari, I miss you so'. Daraus und aus dem Titel habe ich was kreiert. Also bitte nicht lachen, falls hier jemand Schwedisch kann und weiß, dass der Herr da über was ganz anderes trällert. ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
*abermals im Süßigkeitenschrank kram*

Heute begrüßen wir den putzigen Togge Rock (ehemals Danger).
Pic 1, Pic 2, Pic 3.

Ich habe keine Ahnung, ob er wirklich mit Dani verwandt ist, deswegen ist auch diese Sache rein fiktiver Natur. Aber sie geben wirklich ein echt putziges Brüdergespann ab. Finde ich zumindest. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heutiger Gaststar:
Touby Lane (DARKH) - auf dem Bild zweiter von links.
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein Gefühl namens Eifersucht motivierte mich dazu, dies hier zu verfassen.
Danke an das Gefühl namens Eifersucht, das meiner Kreativität ein wenig auf die Sprünge half. Das Mistvieh ist also doch zu etwas nutze.
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Nächstes Mal, wenn ich etwas derart Ergreifendes schreibe und nicht allein Zuhause bin, sollte ich wohl eine Sonnenbrille tragen... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das war nicht geplant, und es hätte vielleicht auch nicht sein dürfen. Aber ich brauchte spontan ein Ventil. Komplett anzeigen

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Slave To Desire

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Not Interested

Not Interested

 

 

"Boah, verfluchte Scheiße!"

Cari begann sich prompt umzublicken, als er die Stimme seines besten Kumpels lautstark schimpfen hörte. Und das, obwohl Jamie manchmal einfach nur um des Fluchens willen fluchte. Weil er sich schlichtweg cool dabei fühlte und nicht, weil ihm irgendetwas gegen den Strich ging.

Doch heute war der Fall für den Drummer schnell klar, als er Jamie anschaute; der Kerl nämlich hatte einen verdächtig nassen Fleck auf der Hose, haargenau dort, wo sich sein Schritt befand. Cari begann bereits schäbig zu lachen, während Jamie noch rummeckerte und fassungslos auf seine ruinierte Hose starrte, als ob sie davon trocknen würde. Doch als der Sänger ihm einen schlechtgelaunten Blick zuwarf, versuchte er, sich nicht mehr allzu arg zu freuen. Jamie konnte nämlich ziemlich austicken, wenn er merkte, dass er ausgelacht wurde. Zumindest wollte Cari seine Geduld nicht auf die Probe stellen.

"Dieser Wichser!", echauffierte Jamie sich abermals und sah sich um, als suchte er nach jemandem. "Hässliche Fresse und keine Augen im Kopf!"

Cari fand es durchaus amüsant, wie der andere sich aufregte. Allmählich dämmerte ihm auch, was eben passiert war - in Anbetracht des halbleeren Plastikbechers in Jamies Hand, der vorhin noch fast voll mit irgendeiner pissgelben Flüssigkeit gewesen war, stand so gut wie fest, dass Jamie sich das Zeug selbst auf die Hose gekippt hatte. Weil ihn wohl irgendeiner der Umstehenden geschubst hatte. Tja, so etwas konnte eben passieren. Schließlich waren sie hier in einem Club und nicht auf einer Gartenparty. Jede Menge Leute waren gewillt, die Aftershowparty mit ihnen zu begehen, was eigentlich eine gute Sache darstellte - zumindest so lange, wie die Hosen dabei trocken blieben.

"Ganz ruhig", redete Cari seinem sich noch immer verbissen und streitlustig umguckenden Freund gut zu und klopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter. "Ist doch nicht der Weltuntergang."

Jamie hatte ihn zuvor noch keines Blickes gewürdigt, weil er viel zu beschäftigt damit gewesen war, den Übeltäter ausfindig zu machen, der für das Missgeschick verantwortlich war, doch nun schnellte sein Kopf zu Cari herum. Und Scheiße, guckte der Kerl gereizt aus der Wäsche! Cari konnte von Glück reden, wenn er ihm nicht ersatzweise an die Gurgel sprang.

"Du hast gut reden", blaffte er wütend. "Du musst dich ja jetzt auch nicht umziehen gehen."

Mit diesen Worten schob er sich vom Barhocker.

"Ey, ist doch scheißegal", befand sein Kumpel trotz allem. "Sieht doch keine Sau."

"Und wenn doch?" Jamie war noch einmal stehen geblieben und guckte Cari scharf an. "Dann denken alle, ich hätte eingepisst! Dass dir so was egal ist, ist ja klar."

Somit machte er sich aus dem Staub, bahnte sich einen Weg durch die umherstehenden Menschen. Cari beobachtete ihn mit einem dezenten Kopfschütteln, bis er schließlich den Club verlassen hatte.

Tja, Jamie war eben schon immer ziemlich impulsiv gewesen. Der Typ, der ihm seine Hose versaut hatte, konnte von Glück reden, dass er sich schnell verzogen hatte. Jamies Faust war nichts, was man unbedingt in seinem Gesicht spüren wollte. Cari konnte ein Lied davon singen, hatte ihm sein guter Freund doch auch schon mal eins auf die Zwölf gegeben. Aber das war vor vielen, vielen Jahren...

 

Der Drummer orderte sich einen neuen Schnaps und soff ihn genau wie Jamie eben noch aus einem billigen Plastikbecher. Gläser wurden bei Events wie diesen gar nicht erst ausgegeben. Die Verletzungsgefahr war schlichtweg zu hoch, und niemand wollte später Scherben vom Boden kehren müssen.

Cari war es recht. Und so verflog die Zeit. Er soff einen Klaren, dann gab er wieder ein Autogramm, plauschte mit diesem und jenen Fan und vergaß Jamie für eine Weile völlig. Erst als ein Mädchen sich nach dem Verbleib des Sängers erkundigte, fiel ihm auf, dass dieser sich schon lange nicht mehr hatte blicken lassen. Verdammt, er hatte lediglich im Tourbus um die Ecke seine Hose umziehen wollen. Was brauchte er dafür so lange?

Die wildesten Verschwörungstheorien kamen Cari in den Sinn. Vielleicht war der Typ bereits so besoffen gewesen, dass er unterwegs umgefallen war? Oder aber er hatte irgendeine Dame getroffen, mit der er...nein, so ein Unsinn. Gut, Cari wusste, dass es keiner war, aber er redete sich ein, dass Jamie nicht der Typ war, der irgendwelche dahergelaufenen Mädels abschleppte. Er wollte einfach nicht, dass dies zu ihm passte. Er verdrängte den Gedanken. Hatte ihn schon immer verdrängt. Irgendetwas daran gefiel ihm nämlich ganz und gar nicht. Doch er konnte nicht benennen, was es war.

Als Jamie nach den nächsten zwei Schnäpsen, die Cari sich hinter die Binde gekippt hatte, noch immer nicht wieder aus der Versenkung aufgetaucht war, begann er sich schließlich doch Sorgen zu machen. Zumal selbst Tim die Stirn gerunzelt hatte, als er ihm von dem langen Wegbleiben ihres Sängers berichtet hatte. Dieser hatte Caris Ängste zudem nur noch weiter angestachelt.

"Hoffentlich hat er sich nicht ne Line gezogen", hatte dieser seine Befürchtung geäußert, und Cari war es wahrhaft mulmig zu Mute geworden. Jamie hatte in seinem jungen Leben bereits einige schlechte Erfahrungen mit gewissen Substanzten gesammelt, und eigentlich sollte er gelernt haben, dass er besser die Finger davon lassen sollte, aber...

Cari reichte es. Er mochte zwar nicht Jamies Kindermädchen sein, aber als sein Freund besaß er doch ein gewisses Maß an Verantwortung. Falls er in der Klemme steckte, musste er ihm helfen. Und er hätte es getan. Ohne mit der Wimper zu zucken. Jamie war eben etwas Besonderes für ihn. So einen Freund fand er nie wieder. Nicht in Tim, nicht in Rikki oder in sonst wem. Jamie war einfach...Jamie. Und genau deshalb musste Cari ein wenig auf ihn aufpassen.

Er schob sich zwischen dem Pulk an Menschen hindurch in die Nacht, die vor dem Club längst angebrochen war. Nur mit Mühe gelangte er zu ihrem Bus, führte der Weg doch durch so etwas wie einen kleinen Wald, in dem es von Stöcken und Steinen nur so wimmelte. Insgeheim befürchtete er schon, Jamies Schnapsleiche irgendwo aufzusammeln, aber glücklicherweise stolperte er nicht über einen Körper.

So erreichte er schließlich sein Ziel. Die Tür zum Bus war noch nicht einmal verriegelt, sodass im Grunde jedem Eintritt gewährt wurde. Verdammt, seit wann war Jamie denn so nachlässig? Man sollte ihm echt den Schnaps wegnehmen, konnte er doch nicht verantwortungsvoll mit ihm umgehen.

Cari schob die Tür auf und schaute sich im Inneren des wohnlichen Wagens um. Die Lampe, welche auf dem Tisch der rechten Sitzgruppe prangte, strahlte ein gedämpftes Licht aus, weshalb es Cari recht leicht gemacht wurde, den Sänger ausfindig zu machen.

Ja, er hatte ihn tatsächlich entdeckt. Und wie er das hatte. Verfickte Scheiße, es lief ihm heiß und gleichzeitig kalt den Rücken herunter, so wie er seinen besten Freund erblickte oder besser gesagt die Rückseite dessen. Halbnackt war der Kerl, die pechschwarzen Haare fielen ihm offen fast bis auf den Steiß, der übrigens ebenfalls unbedeckt war. Denn was konnte so ein String auch vor den Blicken neugieriger Personen verbergen?

Cari hatte fragen wollen, was er so lange hier trieb, aber die Worte waren ihm prompt im Hals stecken geblieben. Jamie hatte ihm die Sprache verschlagen, um genau zu sein dessen Hintern. Caris Freund besaß schöne Muskeln, kein Wunder, dass sein Arsch ebenfalls nicht nur aus Pudding bestand. Er war echt wohldefiniert, ganz anders als ein Frauenarsch freilich, aber er sah auch nicht so steinhart aus, als ob er damit Nüsse knacken konnte. Er war einfach nur klein und schnuckelig, und der ganze Junge kam für Cari in diesem Augenblick einer süßen Nascherei gleich, die aber auf keinen Fall für ihn infrage kam.

Jamie hatte natürlich ebenfalls von Cari Notiz genommen und drehte sich nun um. Der Drummer sah das verführerische Lächeln im Gesicht des anderen und schluckte unwillkürlich, als er ihm mitten in den Schritt glotzte. Er fragte sich, wie viel er wohl hatte und hätte sich am liebsten selbst für diesen Gedanken geohrfeigt. So etwas gehörte sich einfach nicht.

"Da bist du ja endlich", hauchte Jamie gefällig und warf sein Haar kokett zurück. "Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr."

Cari mochte in diesem Moment gar nichts mehr wissen, doch ihm war klar, dass er sich im falschen Film befand.

"Hör auf, mich zu verarschen", erwiderte er mit rauer Stimme. "Zieh dir was an und beweg deinen Arsch hier raus."

Doch daran schien Jamie gar nicht zu denken. Er näherte Cari sich nun, lockte ihn mit dem Finger und verblüffte den hübschen Drummer immer mehr. Als er auch noch anfing, an ihm auf eine Art herumzugrabschen, wie es Freunde niemals tun würden, packte er dessen Handgelenke und wies ihn von sich. Es reichte ihm.

"Mann, Jamie, du bist ja hackedicht!" Er rümpfte abfällig die Nase, während er seinen halbnackten Freund anguckte. "Sag mal, hättest du dieselbe Show auch abgezogen, wenn Tim oder Rikki hier aufgekreuzt wären?"

Jamie schmunzelte nur und fuhr sich gespielt nachdenklich durch das Haar. Dabei schürzte er ein wenig die Lippen und guckte unschuldig an die Decke. Doch der Teufel loderte unverkennbar in seinem Blick.

"Vielleicht..."

Cari konnte es kaum fassen.

"Alter, seit wann hast du es so nötig?"

"Schon ewig", verkündete Jamie bestimmt. Offenbar schien er nun begriffen zu haben, dass Cari ihn nicht ranlassen würde, denn er schnappte sich hektisch sein Shirt und zog es sich über. "Deshalb werd ich mir heute Nacht auch einen Kerl aufreißen."

Er schlüpfte in seine Hose und drängte sich anschließend an dem verdattert dreinblickenden Cari vorbei. Allerdings nicht, ohne vorher dicht neben ihm stehen zu bleiben und ihn süßlich anzuschmunzeln.

"Gibt sowieso bessere Männer als dich."

Mit diesen Worten verschwand er in der Nacht. Cari jedoch brauchte noch ein paar Augenblicke, um das eben Geschehen zu verdauen.

Donnerwetter. War das alles echt gewesen? Oder hatte er das nur geträumt? Gut, von Jamies Arsch konnte man wahrhaftig feuchte Träume bekommen, und erst recht von dem Anblick des durchtriebenen Luders in solch einem knappen Fummel, der doch nur dafür gedacht war, geneigten Personen den Kopf zu verdrehen. Aber dessen ganzes Verhalten, dessen plötzlicher Hunger nach einem Abenteuer mit einem Mann - das waren Seiten an Jamie, die er Cari bisher nie offenbart hatte. Kein Wunder, dass Cari vollkommen verblüfft war. Und auch die Rolle des billigen Flittchens fand er äußerst sonderbar, wenn auch ziemlich...na ja, anregend. Hätte Jamie ein horizontales Reisegewerbe in ihrem Tourbus eröffnet, dann wäre Cari womöglich sein bester Kunde geworden. Doch halt. Was ließ er sich nun von diesem Liebreiz einlullen? Jamie war sein bester Freund! Und es wurde Zeit, dass nicht nur Jamie das raffte, sondern auch er selbst. Zudem waren Männer nun wirklich nichts für den Drummer. So zumindest seine Annahme. Als er aber auf die Aftershowparty zurückkehrte und Jamie prompt in den Armen eines um ehrlich zu sein gar nicht üblen Typs erwischte, mit dem er mächtig herumknutschte, wusste er, dass es ihm gar nicht so sehr am Arsch vorbeiging, was Jamie da tat. Zuvor hatte sich dieses Problem nie aufgetan, denn Jamie war nie erreichbar für ihn gewesen, und wenn Jamie sich für Frauen interessiert hatte, dann hatte es ihm nichts ausgemacht. Schließlich stellten Frauen keine Konkurrenz für ihn dar und boten keinen Anlass zur Eifersucht. Aber diesen Typen da hätte er am liebsten in Stücke gerissen.

Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass sein komplettes Bild von Jamie von einer Sekunde auf die andere zerstört worden war. Verflucht, Jamie war bi, und er hatte bisher keine Gelegenheit gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Erst als er spät in der Nacht in seinem Bett im Hotelzimmer lag, welches er mit Jamie teilte, kam er ins Grübeln. Schon deshalb, weil Jamie vorhin auf der Party einfach aus seinem Sichtfeld verschwunden war. Und mit ihm dieser Kerl, den Cari hasste, ohne ihn überhaupt zu kennen.

Dem Drummer ging das alles viel zu schnell. Ihm schwirrte der Kopf, weil an diesem Abend so viel passiert war. Jamies Irgendwie-Outing. Die Tatsache, dass er kurz darauf mit einem Kerl mitgegangen war.

Cari fühlte sich betrogen, auch wenn es komisch klang. Aber es war so. Da im Bus, da hatte er Jamie plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen. Mit den Augen eines sexuell an ihm interessierten Kerl. Denn wie er es drehte und wendete, Jamie war nun mal ein Mann mit einer Ausstrahlung, die einen in seinen Bann ziehen konnte, und wenn man sich dann auch noch dessen Körper beguckte...dessen stattliche Brust, die tätowierte Haut, das lange Haar und vor allen Dingen diesen Hintern, dann konnten einem schon mal die Sicherungen durchknallen.

Damit tröstete sich Cari. Jamie war eben sexy. Und auch ein wenig süß. Ja, er besaß ein wirklich sehr hübsches Gesicht.

Aber all diese Gedanken halfen ihm nicht darüber hinweg, dass er selbst schuld daran war, dass er nun alleine im Bett lag und diese Bilder von Jamie und dem fremden Kerl nicht aus dem Kopf bekam. Denn er hatte ihn schließlich verschmäht. Und verdammt, er bereute es. Denn wie gerne hätte er ausprobiert, wie es mit ihm war, wie es sich anfühlte...es musste himmlisch sein!

Diese Fantasien waren es schließlich, die Cari in den Schlaf wogen. Doch seine Träume waren nicht friedlich, wenn er wusste, dass die andere Betthälfte leer blieb, die ganze Nacht über, bis in den Morgen hinein. Wann immer er kurz erwachte, rauschte das Erlebte durch sein Hirn, nur um ein schales Gefühl der Unzufriedenheit zu hinterlassen, das noch immer bestand, als Cari bei Anbruch der Dämmerung endgültig wach lag und das unberührte Kissen neben sich anstarrte. So etwas hatte Jamie noch nie gemacht. Jamie hatte ihn noch nie alleine gelassen. Als bester Freund machte man so etwas schließlich nicht, oder?

 

Gerade, als er sich resigniert auf die andere Seite drehen wollte, um vielleicht doch noch ein wenig Schlaf zu erhaschen, vernahm er das Geräusch eines Schlüssels im Schloss. Kaum, dass er aufhorchte, tat sich auch schon die Tür auf und ein ziemlich mitgenommen aussehender Jamie stand im Raum. Seine Haare waren in Unordnung geraten, das Make Up war verschmiert, genau wie seine Lederjacke ziemlich schief hing, aber all dies konnte sein verwegenes Grinsen kein Stück mindern. Der Sänger war eindeutig besoffener denn je, torkelte er doch wie ein Pinguin auf Glatteis über das Parkett, aber nichtsdestotrotz wirkte er...glücklich. Und das stach Cari wie ein Messer mitten ins Herz. Doch sich dies anmerken lassen? Niemals!

"Na, gut amüsiert?", wollte er tapfer wissen, woraufhin Jamie sich mit einer halben Pirouette auf das Bett fallen ließ und dort mit ausgestreckten Armen liegen blieb. Mit geschlossen Augen nickte er.

"Mh. Und ob..."

Cari wusste nicht, ob er Details vertragen konnte. Deshalb fragte er besser nicht nach. Außerdem sah er nun zu seinem Entsetzen auch noch das Band des Strings frech unter dem Bund der engen Jeans hervorblitzen. Diese kleine, dreckige Nutte. Am liebsten hätte er ihn, so wie er war...

Jamie drehte den Kopf in seine Richtung und sah ihn aus schmalen Augen an.

"Und du? Gut gepennt?"

"Scheiß drauf." Cari fiel es immer schwerer, sich seine schlechte Laune nicht anmerken zu lassen, und doch war er noch gewillt, sie zu überspielen. Wenn es sein musste, auch mit Sarkasmus. "Hats denn wirklich so weh getan, wie immer behauptet wird?"

Jamie schnaufte.

"Weiß nicht. Frag ihn. Nicht mich."

Cari runzelte die Stirn und stützte den Kopf mit der Hand ab.

"Wie?"

Ein feines Lächeln umspielte Jamies Lippen.

"Ich habe ihn gefickt...und es war-"

"Du hast was?"

Cari glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. Abermals drohte sein Bild von Jamie einzustürzen. Doch der Sänger blieb ganz cool.

"Klar hab ich", meinte er gleichgültig. "Ist das denn so komisch?"

Der Drummer lachte gehässig auf.

"Natürlich ist das komisch...ich meine, du als Top...hallo, irgendwas stimmt da nicht."

Jamie wurde nun misstrauischer.

"Was soll daran nicht stimmen?"

Cari legte sich seine Worte in aller Ruhe zurecht. Vor lauter Wut und Verachtung konnte er seinen Sarkasmus nun erst recht nicht mehr zurückhalten.

"Der Typ im Bus gestern Nacht", setzte er genüsslich an, "der war nichts anderes als eine kleine Arschfickschlampe. Willig, notgeil und bereit, jedem seinen süßen Hintern zur freien Verfügung zu überlassen. So einer wie du, der ist niemals top."

Fies grinste er Jamie mitten ins Gesicht, denn es wurde Zeit, die Machtverhältnisse klarzustellen und mit Missverständnissen aufzuräumen. Der Sänger, der eben noch fast müde wegen der langen Nacht gewirkt hatte, war nun putzmunter und stemmte sich sogar hoch, stützte sich auf seine Arme.

"Hackts jetzt?", wollte er mit gerunzelter Stirn wissen. "Was geht dich die Scheiße überhaupt an? Du hast mich nicht haben wollen, also kann ich vögeln, wie und mit wem ich will."

Er fiel wieder zurück auf sein Kissen, und dann war Cari mit einem Satz plötzlich über ihm. Ganz nah brachte er sein Gesicht an jenes des anderen. Jamie stockte fast der Atem, weil er ihn so sauer, aber zugleich auch lüstern anfunkelte.

"Ganz falsch gedacht, Schätzchen", raunte Cari, der die Trümpfe in seiner Hand wähnte. Die ausgeprägte Alkoholfahne seines Freundes ignorierte er großzügig. Wenn man es mit einem Schnapspralinchen wie Jamie zu tun hatte, dann gehörte dieser Duft schließlich mit zum Gesamtpaket. "Du bist kein Top. Du bist niemandes Top. Und genauso wenig jemandes Bottom. Du bist mein Bottom, klar? Nur meiner."

Jamie schnappte irritiert.

"Ab-aber-"

Die nachfolgenden Worte wurden von Caris Mund erstickt, welcher sich hart auf Jamies presste. Ein paar Augenblicke brauchte der Sänger, um sich an die Situation zu gewöhnen, doch als ihm gewahr wurde, dass er hier gerade mit seinem Freund, dem heißesten Kerl auf Erden, herumknutschte, schloss er die Augen und küsste ihn begierig gegen.

Warum zum Teufel war es nicht schon früher dazu gekommen? Wieso hatte Cari sich nur so albern angestellt, als Jamie sich ihm regelrecht an den Hals geworfen hatte? Mann, der Sänger wusste doch ganz genau, dass sein Freund in Sexualitätsdingen ganz genauso tickte wie er. Wegen ihm hatte er sich auch extra geoutet. Und war schließlich mit diesem Typen mitgegangen, der in Wahrheit einfach nur scheußlich zu ficken gewesen war. Doch offenbar war es das wert gewesen, denn die Sache hatte Caris Eifersucht entfacht. Und eben diese bescherte Jamie nun wilden, rabiaten Sex, den er unbedingt noch einmal im nüchternen Zustand erleben wollte. Und nach einer Mütze Schlaf in Caris Armen.

Resounding Dreams

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Watch Your Mouth

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Keep Quiet

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Virtual Reality

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Making Matters Worse

Making Matters Worse

 

 

Allmählich begannen sie zu frösteln. Kein Wunder, waren die schwedischen Frühlinge doch meist noch recht kühl. Insbesondere in den Nächten benötigte man noch wenigstens eine Lederjacke, zumindest, wenn man längere Zeit an der frischen Luft verbringen wollte. Tim, Rikki und Cari jedoch hatten es nicht darauf angelegt, und trotzdem standen sie nun hier in der Kälte. Eigentlich hatten sie sich nach der Aftershowparty nur schnell in ihren Bus verziehen wollen - dass sie nun vor dem verschlossenen Fahrzeug standen, hatten sie nicht eingeplant.

"Super, Mann", beklagte Tim sich und rieb sich die schon leicht geröteten Arme - solche Temperaturen hielt selbst ein kräftiger Kerl wie er nicht auf nackter Haut aus. "Wenn ich den Wichser in die Finger bekomme..."

Rikki, der noch einmal gegen die Tür gedonnert hatte, mit vollem Karacho, hielt nun resigniert inne.

"Ich dreh dem den Hals um, ehrlich." Er blickte verächtlich auf das Fahrzeug. "Shit, der vergnügt sich dort drin, während wir hier halb verrecken."

"Falls ich mir die Beine amputieren lassen muss, mach ich ihn fix und fertig."

Tim und Rikki warfen Cari einen mitleidigen Blick zu. Der arme Kerl hatte es von ihnen drei eindeutig am schlimmsten getroffen, trug er zu dem Netzshirt doch nicht mehr als kurze Hosen.

Tims Hand landete auf der zitternden Schulter seines Kumpels.

"Mach dir warme Gedanken, mh?", schlug er scherzhaft vor, aber Cari lächelte daraufhin nur gequält. Warme Gedanken. Er konnte noch nicht mal mehr einen normalen Gedanken fassen, weil ihm fast der Arsch abfror, im wahrsten Sinne des Wortes. Er fühlte sich im Moment mehr wie ein Eiszapfen als wie ein Drummer, der zu irgendwelchen feuchten Träumen in der Lage war.

Wenn er noch irgendetwas empfand, dann höchstens Wut auf Jamie. Jamie, dieser kleine, verfickte Arsch, der mal wieder den Weiberheld hatte heraushängen lassen müssen. Dass die Frauen auf ihn flogen, war klar und überhaupt nicht verwunderlich bei der Optik und dem Flirtverhalten ihres Kumpels. Aber wieso hatte er Spaß auf ihre Kosten haben müssen? Denn genau so war es. Das konnte er nicht abstreiten. Dieser verfluchte Mistkerl...

 

Als Cari gerade darüber nachdachte, ein paar Liegestütze zu machen, um wenigstens seine Muskeln warm zu halten, rumorte es im Inneren ihres Tourbusses. Wenig später wurde die Tür entriegelt und zwei Personen kletterten aus dem Fahrzeug.

Zum einen handelte es sich dabei um Jamie, zum anderen um dessen reizenden Fick. Nur mit Mühe konnte Cari sich einen dummen Spruch verkneifen. Dann aber besann er sich darauf, dass die Dame ja nichts dafür konnte. Niemand konnte Jamie widerstehen. Er war sogar derart begehrt, dass ein paar weibliche Fans ihm schon einmal Geld für Sex angeboten hatten.

Das Schlimme aber war, dass Cari das absolut nachvollziehen konnte. Als er diese witzige Story gehört hatte, hatte er noch gedacht, dass er wohl dasselbe tun würde, wenn ihn einmal ein besonders heftiger Anflug von Verzweiflung packte. Er mochte nicht wirklich schwul sein, doch Jamie hatte es ihm dennoch irgendwie angetan. Aber wie dem auch sei - im Moment hätte er ihm liebsten eine reingehauen.

"Oh, der Romeo ist schon fertig", stellte Tim höhnisch fest und packte ihren feinen Herrn Sängerknaben zugleich bei den Haaren, um ihn von der Treppe zu zerren. Niedlich, wie er dabei das Gesicht verzog, fand Cari. Wirklich ganz entzückend.

Jamies Damenbegleitung guckte etwas verwundert aus der Wäsche, machte sich aber schnell aus dem Staub, als sie bemerkte, dass die Kumpels des Sängers ein Hühnchen mit diesem zu rupfen hatten. Sie wurde hier offensichtlich nicht mehr gebraucht. Typisch Mann, typisch Rockstar - nach dem Sex wurde man weggeworfen wie ein altes Spielzeug. Sie hätte es sich denken können, aber der Schmerz übermannte sie nun dennoch. Wie dumm sie nur gewesen war, sich Hoffnungen zu machen.

Sie schob sich hektisch an Cari vorbei und verschwand fast rennend in der Nacht. Der Drummer sah ihr dezent verächtlich nach, während er sich fragte, ob Jamie es ihr ordentlich besorgt hatte. Aber seine Gedanken lösten sich auf, so wie Tim und Rikki ihren Sänger in die Mangel nahmen.

"Boah, Mann, ich will halt auch mal meinen Spaß!", hörte er gerade Jamie sich verteidigen. "Im Hotel kann man ja nicht, da hab ich ja nen Zuschauer."

Sein Blick heftete sich auf Cari, dessen Augen sich prompt verschmälerten. Wie verachtend Jamie diesen letzten Satz gesagt hatte! Cari war wirklich drauf und dran, seinem Freund die hübsche Fresse zu polieren. Er bettelte schließlich geradezu darum.

"Trotzdem, das war ne echte Kumpelschwein-Nummer", befand Rikki mürrisch und musterte Jamie rügend. "Benutz mal erst dein Hirn und dann deinen Schwanz, ja? Wir sind hier fast umgekommen in der Kälte, und besonders er-"

Der Bassist deutete mit der Hand in Caris Richtung, aber Jamie schnitt ihm das Wort ab.

"Mann, ich kanns nicht ändern, okay?" Als Krönung der Dreistigkeit griff der Sänger nun in seine Hosentasche und steckte sich anschließend eine Zigarette zwischen die Lippen, während er gelassen weiterredete. "Der wirds überleben, oder ist der so ein Mädchen?"

Für diesen Spruch sollte es Rache geben. Cari wollte gerade mit wutentbranntem Blick nach vorne preschen und sich seinen Kumpel schnappen, aber Tim hielt ihn am Arm fest.

"Das bringt nichts", erklärte er dem Drummer, der seinen Kopf allmählich wiedererlangte, Jamie aber trotzdem noch immer sauer anblickte.

Er glaubte, dass es schon etwas gebracht hätte, ihn sich mal vorzuknöpfen. Okay, dem Bandfrieden hätte eine solche Aktion sicherlich geschadet, aber deshalb konnte man sich doch nicht alle Frechheiten gefallen lassen!

 

Genüsslich rauchte Jamie seine After-Sex-Zigarette, weshalb Rikki den Kopf schüttelte.

"Du könntest ohne zu sündigen keinen Tag leben, was?" Offenbar hatte der Bassist sich schon wieder entspannt, im Gegensatz zu Cari, der noch auf eine Gelegenheit wartete, seinem Sänger eins auszuwischen. Irgendwann würde sich ihm schon eine bieten, da war er sich ganz sicher.

Jamie lachte auf.

"Natürlich könnte ich, aber ich hab keinen Bock drauf."

"Ja, ja, das sagt sich so leicht", konterte Tim überlegen grinsend, aber Jamie schlug sofort zurück.

"Kommt, ihr seid doch selbst nicht besser", meinte er, was natürlich heftig abgestritten wurde.

"Wer hat denn hier jeden Tag eine andere am Start?", argumentierte Rikki, woraufhin Jamie einlenken musste.

"Okay, Punkt für dich, aber ihr trinkt und raucht dafür doppelt so viel wie ich, ihr Suchtis. Ihr könntet ohne doch keinen Tag leben, ach, was sag ich, eine Stunde wäre schon zu viel."

"Gut." Tim trat zu ihm vor und hielt ihm die Hand hin. "Wir machen ne Wette. Wer es am längsten schafft, auf Sex, Alk und Zigaretten zu verzichten, bekommt die Zigarettenration für einen ganzen Monat von den anderen bezahlt."

"Cool", befand Jamie und schlug ein. Dann schaute er rüber zu Cari. "Bist du auch dabei?"

Der Drummer hatte die Szene die ganze Zeit über zähneknirschend beobachtet, nun aber nickte er schweigend.

Die Jungs besiegelten ihre Abmachung somit. Ab nun würden sie auf jegliche Genussmittel zu verzichten versuchen, aber das Schicksal sollte es ihnen nicht gerade leicht machen. Schon am nächsten Tag sollten sie auf die Probe gestellt werden, denn die Mitglieder von Hardcore Superstar, die momentan mit Sister auf Tour waren und nicht das Geringste von der Wette der anderen ahnten, schlugen vor, nach dem Gig in einem Stripclub weiter zu feiern. Ablehnen konnte keiner von ihnen, denn das hätte sicherlich merkwürdige Fragen aufgeworfen. Schließlich stand doch jeder auf halbnackte Frauen.

 

So fanden die Vier sich schon bald in jenem Establishment wieder.

Neidisch schaute Jamie Jocke und seinen Mannen dabei zu, wie diese sich zugleich einen feinen Jack bestellten und ihn sich johlend hinter die Binde kippten. Oh Mann, dieser Abend würde verdammt hart werden, dachte er und fühlte sich wie eine Pussy, als er sich einen Orangensaft bestellte. Zum Glück gab es für Cari auch nichts anderes. Tim und Rikki hatten sich schon verzogen. Wahrscheinlich hatten sie die Wette schon verloren, wer weiß. Aber immerhin hatte er ja noch einen Leidensgenossen, auch wenn dieser kaum mehr ein Wort mit ihm seit gestern Nacht gesprochen hatte. Mann, diese kleine Zicke sollte sich mal wieder einkriegen! Wo waren wir denn hier, im Kindergarten?

Ja, wahrscheinlich waren sie das, denn so kam Jamie sich vor, als er an seinem Saft nuckelte und dabei Caris Blick suchte. Doch dieser wich jedes Mal aus. Der Sänger wurde nun eh durch einen kräftigen Schlag auf seinen Rücken abgelenkt.

"Mensch, was ist denn mit euch los?", lachte Jocke, und auch die anderen grinsten breit. "Seid ihr auf dem Gesundheitstrip, oder was?"

Der ältere Sänger musterte den Saft in Jamies Glas, als hätte er noch nie zuvor ein Getränk dieser Art gesehen. Und Jamie war es leid, sich zu erklären, noch ehe er überhaupt etwas gesagt hatte.

"Leckt mich doch", brummte er nur und blickte prompt hoch zu der Dame, die gerade vor sie an die Stange getreten war. Jamie erwiderte das Lächeln, welches sie ihm zuwarf und ignorierte Caris missbilligenden Blick. Der war ja nur neidisch, was eigentlich verwunderlich anmutete. Cari war doch eigentlich auch nicht von schlechten Eltern, wieso hatte der denn nicht auch jede Nach eine andere Frau? An Angeboten konnte es ihm schließlich nicht mangeln. Manchmal fragte Jamie sich, ob etwas mit dem Drummer nicht stimmte...

Aber jetzt galt seine Aufmerksamkeit nur der leichtbekleideten Dame an der Stange, genau wie die der anderen Kerle. Jocke, Adde und die anderen pfiffen und johlten, so wie sie ihr ohnehin schon knappes Top auszog und ihren sinnlichen Tanz selbstbewusst weiterführte.

Cari wusste, dass sie ziemlich genau Jamies Typ entsprach. Okay, man konnte nicht wirklich behaupten, dass der Sänger einen festen Typ hatte, nahm er doch Brünette sowie Blonde mit, aber dennoch hatte sich etwas herauskristallisiert, was er am liebsten mochte. Die meisten Mädels, die er mochte, besaßen keine sonderlich femininen Gesichter, so verrückt dies auch klingen mochte. Die wenigsten hatten zudem große Brüste gehabt, einige verfügten sogar über eine recht muskulöse Statur. Mit allzu viel Weiblichkeit konnte Jamie also nichts anfangen. Das hatte Cari alles schon genau beobachtet. Und die Stripperin war eine, die Jamie hätte gefallen können.

Da Cari nach wie vor recht angesäuert war wegen der gestrigen Nummer, wollte er Jamies Begeisterung etwas trüben.

"Auch Blickficken ist schon ficken", raunte er dem Sänger zu. "Pass besser auf, dass du nicht gleich am ersten Tag verlierst."

Jamie sah ihn daraufhin genervt an.

"Ich werd dir schon beweisen, dass ich mich beherrschen kann", erwiderte er genervt, nippte an seinem Orangensaft, schob ihn anschließend aber angewidert beiseite.

Cari verschränkte triumphierend die Arme vor der Brust. Nun, da würde er aber mal gespannt sein. Jamie, der nichts anbrennen ließ, wollte ihm zeigen, dass er sich beherrschen konnte. Das klang fast zu schön, um wahr zu sein. Das schaffte der Kerl doch nie im Leben!

Gut, dass die Stripperin auch Interesse an Jamie zu haben schien, wenn auch vielleicht nur dieses gespielte, das die Damen ihren Kunden stets entgegenbringen mussten. Immer wieder erwischte Cari seinen Kumpel sowie die Dame dabei, wie sie sich gegenseitig vielsagende Blicke zuwarfen, und jedes Mal hoffte er, dass Jamie schwach werden würde. Wenn er sich offen an sie heranmachte, dann würde die Wette für ihn als verloren gelten.

 

Zunächst aber hatte er dazu noch keine Möglichkeit. Jetzt nämlich ließ die Dame noch ein paar Hüllen fallen, dieses Mal in Form ihres BHs. Jocke und die anderen gerieten komplett außer sich, und als Jamie ebenfalls in die Hände klatschte, rollte Cari genervt mit den Augen und stützte den Kopf mit der Hand ab.

Jamies Machoseite war einfach nur schrecklich mit anzusehen. Ja, Cari fand sie regelrecht ekelhaft. Klar, er selbst stand auch auf Frauen, aber sein Interesse an Brüsten hielt sich in dieser Nacht in Grenzen, denn er musste ja Jamie im Auge behalten. Jamie, dem die Dame sich nun auf ihren High Heels näherte, um nur für ihn zu tanzen.

Cari gab dem Barmann ein Zeichen, dass er einen Drink wollte, aber nun brauchte er wirklich einen Schnaps. Egal, ob er die Wette somit verlor. Dieser popelige Orangensaft verschlechterte seine Stimmung schließlich nur noch weiter.

Jamie bemerkte gar nicht, dass Cari sich einen Jack einflößte. Viel zu beschäftig war er mit seinem gierigen Geglotze auf die Titten der Lady. Cari meinte sogar, sehen zu können, wie seine Augen funkelten.

In diesem Moment beschloss der Drummer, dass er alles dafür tun würde, dass Jamie die Wette nicht gewann. Dieser kleine Pisser hatte es in seiner Notgeilheit nicht verdient, als strahlender Sieger aus der Sache hervorzugehen.

Er plante seinen Schachzug, während die Lady Jamie immer verrückter zu machen versuchte. Letzten Endes saß sie sogar auf seinem Schoß, aber zu Caris Erstaunen dachte Jamie gar nicht daran, sie anzugrabschen. Er schaute sie an, ja, mit einem milden Lächeln im Gesicht, aber auf Tuchfühlung gingen lediglich die Jungs von Hardcore Superstar. Mann, wie sie geiferten! Was für ein ekelhaft gieriger Haufen! Cari hätte allenfalls so gesabbert, wenn Jamie für ihn gestrippt hätte. So beschissen dieses kleine Luder war, so scharf war es auch. Am liebsten hätte er den Sänger gestern Nacht noch so gefickt, wie er ihn verabscheute. Auf die harte Tour und ohne irgendwelche Gnade...

 

Jocke sowie die anderen schienen Jamies Zurückhaltung ebenfalls ziemlich seltsam zu finden. Cari meinte, gehört zu haben, wie Jocke ihn grinsend etwas gefragt hatte, das wie 'Bist du schwul oder was?' geklungen hatte.

Mit einem müden Schmunzeln im Gesicht beobachtete Cari, wie Jamie daraufhin leicht verlegen wurde. Eigentlich hätte er es vehement abstreiten müssen, aber das tat der Sänger nicht.

Vielleicht stimmte ja doch etwas nicht mit ihm. Man konnte ja nie wissen. Und er bumste nur jede Nacht eine andere, weil ihn kein Abenteuer mit einer Frau wirklich befriedigte.

Es wurde Zeit, das herauszufinden. Mit ein wenig Alkohol intus würde Cari schon den Mumm dafür aufbringen, da war er sich sicher.

 

 

Sie blieben noch eine ganze Weile, doch als die Betrunkenenspäße der anderen den nüchternen Jamie zu langweilen begannen, schlug Cari vor, abzuhauen. Auch er hätte keinen Bock mehr und wollte nur noch in sein Bett. Der Sänger nahm ihm das ab, und Cari musste dreckig grinsen.

Pah, als ob er müde gewesen wäre. Nun fing ja der Spaß erst richtig an. Gut, gelogen hatte er jedoch nicht - ins Bett wollte er tatsächlich. Dass er dies mit Jamie zu teilen beabsichtigte, musste er ihm ja nicht auf die Nase binden.

Er würde das schon noch früh genug erfahren.

 

Der Sänger war heilfroh, als er endlich die Tür hinter sich zu machen konnte. Auch Cari würde ihm nach einem Tag wie diesem wahrscheinlich auf die Nerven gehen, aber er war immer noch besser als Jocke und die anderen, die sich ohnehin etwas zu weit in seine Intimsphäre vorgewagt hatten. Er hasste es von ganzem Herzen, gefragt zu werden, ob er schwul war. Selbst dann, wenn es scherzhaft gemeint war. Es ging einfach niemanden etwas an, und er wollte darauf auch nicht antworten. Punkt.

Erschöpft zog er sich sein Shirt aus und pfefferte es in die Ecke.

"Ey, es gibt echt nichts Schlimmeres, als mit Besoffenen abzuhängen, wenn man selbst nüchtern ist", stellte Jamie fest und bückte sich hinab zu seinen Schuhen. Dass er damit dem auf dem Bett lümmelnden Cari einen netten Blick auf seinen Hintern gewährte, bemerkte er gar nicht. Der Drummer aber legte zufrieden den Kopf schief und grinste dreckig in sich hinein. So etwas Hübsches durfte man auf keinen Fall ungefickt lassen, überlegte er. Das wäre einer Verschwendung gleichgekommen.

"Dafür schlägst du dich aber ziemlich wacker", befand Cari, welcher vorsorglich auch schon mal sein Shirt auszog und sich Jamie oben ohne präsentiert hätte, hätte dieser mal seine verdammten Treter in Ruhe gelassen. "Ich hätte vermutet, du knickst heute gleich ein."

Da richtete Jamie sich auf, warf sein Haar zurück und schmunzelte Cari über seine Schulter hinweg an.

"Ich bin halt kein Alkoholiker so wie du."

Ach, das kleine Miststück war also wieder frech. Das stand ihm sehr gut, Cari mochte das. Lieben Jungs wohnte schließlich keinerlei Reiz für ihn inne. Er brauchte jemanden, den er bändigen und zähmen konnte. Und dafür war Jamie ohne Frage genau der Richtige.

Zeit, sich ein wenig vorzuwagen, beschloss Cari und erhob sich, näherte sich dem nichtsahnenden Jamie.

"Dass du auf Alkohol verzichten kannst, das war mir schon klar", erwiderte er bereits mit etwas Laszivität in der Stimme. Er stellte sich hinter den Sänger. "Aber dass du es ohne Sex auch nur einen einzigen Tag aushalten würdest..."

"Also, das ist ja nun wirklich ein Kinderspiel", lachte Jamie leise, während Cari bei dem Anblick von seinem nackten Rücken, über welche die lange, schwarze Haarpracht fiel, die Lippen aufeinanderpresste. "Ich bräuchte einen ganzen Monat keinen Sex, wenn es sein muss. Es ist nur ein netter Zeitvertreib, mehr nicht."

Wie interessant.

"Ach, ist das so?" Cari überwand auch die letzten paar Zentimeter, die sie noch trennten und schmiegte sich von hinten an seinen Freund. Dieser versteifte sich ein wenig vor Verwunderung. "Das klingt ja, als würde Sex gar keines deiner Grundbedürfnisse sein."

"Was- was soll das werden?", stammelte Jamie, aber Cari ließ sich gar nicht davon beirren. Behutsam legte er seine Hände auf Jamies Hüften.

"Das klingt, als würdest du gar nicht wissen, wie geil guter Sex sein kann. Jemand sollte es dir zeigen..."

Entschieden schob Jamie seine Hände auf die des anderen.

"Verpiss dich, du bist besoffen", forderte er, aber nur leise und mit wenig Nachdruck. Genauso wenig dachte er daran, Caris Finger von sich zu schieben. Nein, er verharrte so, und Cari glaubte, eine Gänsehaut zu sehen, die sich auf Jamies Armen ausbreitete.

Wie schön. Ob ihm das wirklich gefiel?

"Der Stripperin konntest du ja mühelos widerstehen", flüsterte Cari gegen den Hals seines Freundes. "Aber was ist, wenn ich versuche, dich zu verführen?"

Zum Test schob er nun seine rauen Finger über Jamies Oberkörper, berührte sanft dessen Bauch, dann die breite, glatte Brust. Begehren lag in seinen Streicheleinheiten. Er spürte, wie verkrampft Jamie war. Ganz normal für den Anfang. Sein kleines Köpfchen musste sich erst ausschalten, damit er es genießen konnte.

Jamie war derart angespannt, dass er sogar den Atem anhielt. Was tat Cari da nur? Was sollte das werden? Träumte er mal wieder nur feucht von ihm oder war das Ganze tatsächlich echt?

Ein rasendes Ziehen breitete sich in seinen Lenden aus und drohte, seinen Verstand auszulöschen. Das ging ihm alles ein wenig zu schnell. Damit hätte er nicht gerechnet. Damit hätte er nie im Leben gerechnet. Dass Cari ihn jemals so anfassen würde...ausgerechnet Cari. Der Mann, in den er sich schon vor Ewigkeiten verguckt hatte, fasste ihn an! Ob er ihn nur verarschen wollte? Tausend Sachen gingen Jamie gleichzeitig durch den Kopf, als Cari seine Hand wieder an ihm abwärts gleiten und sie schließlich auf seinen Pistolentattoos ruhen ließ. Sein Unterleib drohte zu explodieren. Das war so unerträglich erregend! Er benahm sich wie ein notgeiles Flittchen, verdammt. Und das nur wegen Cari...

"Na los, sag schon, dass du nicht willst", hauchte Cari lüstern, während er seine Finger quälend langsam immer weiter abwärts schob, bis die Kuppen den Bund seiner Hose berührten. "Wenn du die Wette lieber gewinnen möchtest und scharf auf die Ration Zigaretten bist, brauchst du nur deinen süßen Mund aufzumachen und ich lass dich in Ruhe, okay?"

Doch Jamies Kehle wollte kein einziger Laut entweichen. Gebannt sah er dabei zu, wie die eine von Caris schönen Händen in seine Brustwarze kniff, während die andere sich nun endgültig in seine Hose verirrte. Und sie schob sich zugleich auch forsch unter die zweite Lage Stoff...

Jamie stöhnte vor Überraschung heiser auf, als Cari ohne Umschweife seinen Schwanz packte und ihn in seiner warmen Hand rieb. Oh Gott, oh Gott, oh Gott...sein Hirn wurde allmählich leer. Das fühlte sich einfach zu gut an! Und fast noch besser war, dass sein Arsch nun auch noch direkt gegen Caris Becken gedrückt wurde. Und verdammt, der Typ hinter ihm war genauso hart wie er selbst! Er spürte es an seiner Pobacke, weshalb er seinen Hintern noch absichtlich ein wenig bewegte. Allmählich ließ er sich fallen...

 

So leicht war es also, Jamie zu verführen. Cari hatte mit mehr Widerrede gerechnet, aber offenbar war Jamie viel zu verzweifelt, um auch nur versuchen zu können, seinen Freund abzuweisen. Er war bereits hart gewesen, als Cari nach seinem Glied gegriffen hatte, und er nahm sogar noch an Volumen zu, so wie er ihn mit gekonnten Fingern massierte. Inzwischen keuchte er ohne jede Hemmungen mit in den Nacken gelegtem Kopf. Er sah so wunderschön und zugleich so unglaublich heiß aus, wie er sich seinem Freund mit geschlossenen Augen hingab und einfach nur noch fühlte, wie das Verlangen die Oberhand über seinen ausgehungerten Körper gewann.

Cari zögerte nicht und beküsste den Hals Jamies, leckte über seine empfindliche Haut in diesem Bereich und saugte schließlich sanft an dem kleinen, zarten Ohrläppchen seines Freundes. Alles an ihm war so schön und so süß, dass Cari ihn nun mehr denn je um jeden Preis haben wollte. Und Jamie wollte es mit Sicherheit auch. Nicht umsonst war er längst Wachs in den Händen seines gutaussehenden Freundes.

Zeit, alles auf eine Karte zu setzen.

"Soll ich dich vögeln, mh?", raunte Cari ihm mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ins Ohr. "Willst du es mal richtig besorgt bekommen?"

Jamie nickte, wahrscheinlich ohne nachzudenken, und Cari musste grinsen. Nun hatte er seinen kleinen Macho also herumgekriegt. Heute Nacht würde er sich nur für Cari interessieren und für niemanden sonst. Er würde seine Aufmerksamkeit fesseln, aber nicht nur diese.

Zufälligerweise trug der Sänger heute mal wieder die silbernen Handschellen an seinem Gürtel, welche Cari mit geschickten Fingern löste. Jamie konnte sich denken, was er vorhatte, aber trotzdem machte er bereitwillig mit, denn er wollte das. Das alles glich für ihn dem Paradies, in das er sich zuvor nicht hatte zu flüchten getraut. Er hatte versucht, sich mit Frauen von seiner wahren Sexualität abzulenken, aber es war ihm stets nur mehr schlecht als recht gelungen. Die Abenteuer waren zwar passabel gewesen, aber hinterher hatte er immer das Gefühl gehabt, als hätte ihm etwas gefehlt. Dass es heute anders war, wunderte ihn kein Bisschen.

 

Cari drückte erst eines seiner Handgelenke hinter seinen Rücken und fixierte es mit einer der Schellen, dann verfuhr er ebenso mit dem anderen. Schließlich wurde Jamie bewusst, dass er seine Hände nicht mehr bewegen konnte, aber anstatt dass es ihn in Panik versetzte, blickte er lauernd über seine Schulter hin zu Cari. Dieser trug noch immer sein verführerisches Lächeln auf den Lippen und hatte schon eine genaue Vorstellung davon, wie er mit Jamie verfahren wollte.

"Mitkommen, Junge", zischte er harsch und packte seinen Freund bei der Kette, die die Handschellen verband und zog ihn rückwärts zu seinem Bett. "Hinlegen. Auf den Bauch."

Jamie tat, wie ihm befohlen, spielte er bei dem Spiel doch aus nichts anderem als freien Stücken mit. Seine Position hatte schließlich so viel von Hingabe, aber er vertraute seinem besten Freund blind und blickte dem Kommenden gierig entgegen, als Cari sich über seine Beine hockte und ihm die Hose vom Hintern zerrte.

Nun konnte der Spaß also beginnen. Dass er die Wette in dieser Nacht verlor, kümmerte ihn nicht im Geringsten, denn er hatte etwas viel besseres bekommen als eine Zigarettenration für einen ganzen Monat.

Er hatte Caris Lovedoll sein dürfen. Ja, so hatte er ihn tatsächlich genannt. Und er wollte immer wieder so genannt werden, auf jeden Fall...

Former Lover

Former Lover

 

 

Leider ließen sich Unfälle nicht immer vermeiden. Trotz aller Vorsicht konnte es passieren, dass man sich durch irgendeinen dummen Zufall verletzte.

Okay, von einem dummen Zufall konnte man in diesem Falle nicht unbedingt sprechen. Schließlich hätte Tim sich denken können, dass er mit Alkohol im Blut keine sonderlich guten Stunts auf dem Skateboard hinlegen würde. Aber womöglich hatte er einfach nur nicht nachgedacht in seinem angedüdelten Leichtsinn. So also war es schließlich passiert - plötzlich hatte ihn die Schwerkraft höchstpersönlich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und ihn auf schmerzhafte Weise spüren lassen, dass man sich besser ins Bett legen sollte, wenn man einen über den Durst getrunken hatte. Die größte Rüge aber war jene, dass Tim sich bei diesem Unfall ausgerechnet den rechten Arm brach. Ein schlimmes Schicksal für einen Gitarristen, welcher eigentlich bald mit seiner Band auf Tour gehen sollte.

Doch wie er es auch drehte und wendete: er würde für eine halbe Ewigkeit nicht mehr aus diesem Gips herauskommen. Was natürlich extrem beschissen war. Auf der anderen Seite aber hatte es zu einer Reihe erfreulicher Begebenheiten geführt, wie Tim in sich hineinschmunzelte, als er den kleinen Blondschopf erblickte, welcher gerade in seine Wohnstube eintrat. Denn die Geschichte war mit seinem dummen Unfall noch längst nicht zu Ende erzählt gewesen, nein, hier begann sie in Wirklichkeit erst: Bei der Suche nach einem Ersatzgitarristen, der möglichst schon ein wenig vertraut mit einigen der Songs war. Denn die Band war nicht gewillt gewesen, eine komplette Tour abzusagen, nur weil der doofe Tim unbedingt hatte den Asphalt küssen müssen.

So hatte es nicht allzu lange gedauert, bis Cari, Jamie und auch Tim einstimmig beschlossen hatten, Rikkis Freund für diesen Job heranzuziehen. Tim musste zugeben, dass er Dani, einen seiner beiden Vorgänger, nur von Bildern her kannte und noch nie persönlich getroffen hatte, was aber kein Problem für ihn darstellte. Er erklärte sich gerne dazu bereit, Dani anzulernen. Der einzige, der davon nicht ganz so begeistert gewesen war, war Rikki. Zuerst hatte Tim keine Ahnung gehabt, warum dem so war, aber als der kleine, quirlige und ziemlich freche Blondschopf ihm dann vorgestellt wurde, wusste Tim ziemlich genau, vor was sich Rikki fürchtete. Oh Mann, kein Wunder, dass er Dani vor ihm versteckt hatte. Er hätte dies an seiner Stelle wohl auch getan, denn wie auch Rikki stand er ziemlich auf derart aufgeschlossene Blondinen. Deswegen war es fein, dass er ein wenig Zeit mit Dani verbringen durfte. Dem Kleinen schien es ebenfalls recht zu sein, und Tim dachte nun darüber nach, dass man ihm trotz seines Fehltrittes einen Engel geschickt hatte. Das Schicksal konnte ihn also doch nicht hassen.

 

Wie an so ziemlich jedem Nachmittag gingen sie die einzelnen Songs durch, welche für die Tour relevant sein würden. Allerdings wurde Tim sehr schnell klar, dass Dani längst nicht so konzentriert und eifrig bei der Sache war wie die Tage zuvor. Wenn er etwas nicht gleich hinbekam, gab er schnell auf, außerdem fluchte er ziemlich viel und verzog sich ständig zum Rauchen auf den Balkon. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht, überlegte Tim, während er die Rückseite des Kleinen von der Ferne her musterte. Als er sich wieder zu ihm in die gute Stube gesellte, beschloss Tim, seinen neugewonnenen Kumpel prompt darauf anzusprechen.

Dani schnappte sich schweigend die Klampfe und spielte noch einmal verbissen die Akkorde von My Enemy durch, während Tim sich räusperte und zu sprechen anfing.

"Alles klar bei dir?"

Anstatt er ihm jedoch offen Rede und Antwort stand, nickte Dani nur stumm, sich offenbar noch immer angestrengt auf sein Spiel konzentrierend.

Okay. Klar, dass Dani ihm nicht das Herz ausschüttete, schließlich waren sie doch mehr nur Kollegen als wirkliche Freunde. Damit sich eine Freundschaft entwickeln konnte, musste man sich dann doch ein wenig länger kennen als sie beide es taten. Die pure Not hatte sie zusammengeführt und nicht etwa irgendwelche Sympathien.

Aber dennoch wollte Tim noch nicht locker lassen. Er bekam nämlich das Gefühl nicht los, dass er etwas mit Danis schlechter Laune zu tun hatte. Deshalb würde er ihm so lange auf den Zahn fühlen, bis er endlich den Mund aufmachte. Oder ihm auch noch den anderen Arm brach. Der Kleine konnte nämlich ziemlich aggro werden, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Aber Tim mochte es, wenn kleine, süße Kätzchen die Krallen ausfuhren. Und vor allen Dingen, wenn sie auch noch bestritten, niedlich zu sein.

Schließlich versemmelte Dani einen Akkord und fluchte ungehalten los.

"Mann", stöhnte Tim und schüttelte den Kopf. "Wenn wir was Ordentliches auf die Reihe bekommen wollen, müssen wir miteinander sprechen."

Dani starrte unbeeindruckt auf den Boden. Wenn er gewusst hätte, wie knuffig das Profil seines Gesichtes anmutete...Tim hätte beinahe wieder geschmunzelt, aber das hätte zur Lösung ihres Problems auch nicht viel beigetragen, also verkniff er es sich. Verdammt, er musste Dani mal ein wenig ernster nehmen und in ihm nicht nur eine kleine, süße Nascherei sehen...ups. Ha, Gottseidank waren die Gedanken frei...

"Hat es irgendwas mit mir zu tun?"

Er ging direkt aufs Ganze, und obwohl er hätte schwören können, dass er damit ins Schwarze treffen würde, schüttelte Dani den Kopf.

"Nein...ach, vergessen wirs einfach."

"Raus mit der Sprache, sonst kannst du auch gleich nach Hause gehen."

Tim schalt sich innerlich für diesen Satz. Denn wenn er etwas überhaupt nicht wollte, dann war es, weniger Zeit mit Dani verbringen zu können als eigentlich anberaumt. Viel zu gern schaute er den kleinen Sonnenschein an, weidete sich an seiner zartbitteren Ausstrahlung, die ihn Rikki ein wenig beneiden ließ. Warum hatte ihr Bassist so einen süßen Schnuckel abbekommen, während er noch immer alleine war? Das Leben war doch nicht fair...

Dani zögerte noch ein wenig, doch dann rollte er mit den Augen und gab sich geschlagen. Sein Rücken prallte gegen die Sofalehne.

"Ich hab Stress mit Rikki."

"Stress mit Rikki?", wiederholte Tim perplex. "Aber doch nicht wegen mir...oder?"

Der Kleine verzog ablehnend das Gesicht.

"Quatsch. Seine dämliche Eifersuchtsmasche hat er sich zum Glück sonst wohin gesteckt. Aber nun...ach, so eine Scheiße aber auch." Sein Blick wanderte rastlos durch den Raum, ehe er schließlich resigniert seufzte. "Ich bin echt blöd. So richtig blöd, weißt du?"

"Wieso das denn?" Tim ging es allmählich auf den Kranz, dass er ständig irgendwelche Fragen stellte, aber Dani war halt jemand, den man alles aus der Nase ziehen musste. "Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber-"

"-wir sind nun quasi Kollegen, ich weiß schon", ergänzte Dani missmutig seinen Satz und fuhr sich mit der Hand durch das hellblonde Haar. "Aber die Geschichte ist wirklich peinlich. Für mich." Er maß Tim mit durchdringendem Blick. "Verstehst du?"

"So Pärchensachen sind doch immer irgendwie peinlich." Er wollte Dani aufmunternd auf die Schulter klopfen, aber das funktionierte leider nicht, weil sein rechter Arm Matsch war. "Aber mir kannst du es ruhig erzählen. Ich versprech dir auch, es bleibt unter uns."

Dani dachte offenbar über dieses Angebot nach. Dabei musterte er Tim die ganze Zeit über prüfend, was sich dieser nur zu gerne gefallen ließ. Von solch himmelblauen Augen wurde er schließlich gern angesehen, und wahrscheinlich würde er nie wieder derart intensiv von Dani wahrgenommen werden. Er genoss den Augenblick also schon insgeheim. Aber auch dieser sollte nicht ewig währen, und so kam es, dass Dani schließlich einen kleinen, rascheligen Beutel hervorholte, der Tim zuvor gar nicht aufgefallen war. Zu sehr war er wohl beschäftigt gewesen mit dem Laben an seiner süßen Gesellschaft, pardon, an seinem Kollegen auf Zeit. Kein Wunder, dass ihm die Welt um sich herum am Arsch vorbeiging.

Dani öffnete den Beutel ein wenig und schaute in ihn hinein. Tim konnte allerdings nicht sehen, was sich darin befand.

"Ich wollte Rikki überraschen", erklärte Dani und schloss die Tüte wieder. "Aber die Überraschung ist gehörig an den Baum gegangen. Boah, ey, ich hätte nie gedacht..."

Nun war Tim Feuer und Flamme für die Tüte. Verdammt, wieso hatte er sie nicht bemerkt, als Dani auf dem Balkon gewesen war? Da hätte er sicherlich einen unbemerkten Blick in sie werfen können. Aber nun war dieser Zug wohl abgefahren. Zumindest jener, der es ihm ermöglich hätte, heimliche Sache zu machen. Nun konnte er Dani nur noch direkt darauf ansprechen.

"Mit was wolltest du ihn denn überraschen?", fragte Tim also nach und schielte immer wieder auf die Tüte. "Mit dem, was du dort im Beutel hast?"

Dani nickte.

"Ja...aber da er es eh nicht leiden konnte, werde ich es nach unserer Session hier zurückgegen gehen. Der Laden hat hoffentlich noch offen."

"Nicht so voreilig." Tim rückte nun näher an Dani heran. "Vielleicht kann ich ja was mit dieser Überraschung anfangen?"

Damit hatte er sich recht weit aus dem Fenster gelehnt, und das, obwohl er sich in Danis und Rikkis Pärchenangelegenheiten eigentlich nicht hatte einmischen wollen. Zum Schluss provozierte er dann wirklich noch Stunk zwischen den beiden, und dieser wiederum hätte den Bandsegen mächtig schief hängen lassen. Dani war für ihn tabu, auch wenn er das gar nicht gerne einsah.

So wie er sich noch ein wenig weiter vorbeugte, um einen Blick in das Tütchen zu erhaschen, raffte Dani es eilig zusammen. Scharf musterte er Tim.

"Du kannst damit ganz bestimmt erst recht nichts anfangen", tönte er, und Tim hörte aus seiner Stimme ganz genau heraus, dass er seine Worte nicht so meinte, wie er sie sagte. Offenbar hätte Tim doch etwas damit anfangen können. Dani wollte ihm die Überraschung aber dennoch oder gerade deshalb nicht zeigen.

"Das ist fies", nörgelte Tim und ärgerte sich darüber, dass er die Arme nicht vor der Brust verschränken konnte. "Nun hast du mir schon den Mund wässrig gemacht und dann lässt du mich hängen." Er musterte Dani unzufrieden. "Machst du das mit allen Männern so?"

Oje, was sagte er da nur?

Aber zum Glück fasste Dani es ganz gut auf. Er grinste sogar schelmisch.

"Ich bin halt ein kleines Arschloch", gab er selbstzufrieden zu, was ihn nur noch anbetungswürdiger aussehen ließ. Dieses niedliche, runde Gesicht, die großen Augen und dazu das süße Näschen - Tim wollte auch mal von Dani überrascht werden! Zumal er die Überraschung im Gegensatz zu Rikki geliebt hätte, da war er sich inzwischen tausendprozentig sicher.

"So, so, wir armen Männer." Tim warf den linken Arm in die Luft. "Wir bekommen solche kleinen Luder in unser bisexuelles Lager eingeschleust. Womit haben wir das verdient?"

"Ach komm, wir Männer sind doch alle Schweine."

Mit einem Satz war Tim wieder näher gekommen und sah erst den Beutel an, dann legte er einen bittenden Ausdruck in seinen Blick.

"Wenn ich zugebe, dass ich ein Schwein bin, darf ich dann mal gucken, was du dort im Beutel hast?"

Dani gab ein Geräusch von sich, das Tim an einen sterbenden Elch erinnerte, aber gerade, als Tim sich darüber amüsieren wollte, landete der Beutel auch schon in seinem Schoß.

"Na los, dann guck schon rein", forderte Dani ihn auf, als er vor Überraschung keine Anstalten machte, den Inhalt des Beutels zu erkunden. "Aber wehe, du sabberst, klar?"

Oh, das musste ja etwas sehr Schönes sein, was sich in dem Beutel befand. Tim war ganz aufgeregt, so wie er die Öffnung des Beutels vergrößerte. Schließlich gelang es ihm einen Blick auf den Inhalt zu werfen. Erst sah er nur etwas Rot-Schwarzes, offenbar irgendwelche Kleidungsstücke, doch so wie er in der Tüte wühlte, stellte er fest, dass das eben nicht nur irgendwelche Kleidungsstücke waren.

Ach du lieber Herr Gesangsverein. Er zog überrumpelt die Augenbrauen empor, so wie er einen Teil des Inhaltes dieser wahren Wundertüte herausholte und in der Hand hielt. Gierige Blicke musterten das gar hübsche Wäschestück. Doch plötzlich wurde es ihm entrissen.

"Nun ist aber gut", schimpfte Dani, stopfte alles zurück in den Beutel und setzte sich letzten Endes sogar auf diesen drauf. "Ich hab genau gewusst, dass du so reagieren würdest. Ach Mann, hättest du es nicht scheiße finden können und Rikki gut? Verkehrte Welt, echt mal."

Tim schüttelte noch immer recht verwirrt den Kopf. Sein Kopfkino hatte auf Hochtouren zu rattern begonnen, und es kostete ihm einige Mühe, das imaginäre Bild von Dani, der dieses kleine Höschen trug, aus seinen Gedanken zu verbannen.

"Du, sag mal", raunte er Dani zu. "Hat Rikki denn überhaupt Augen im Kopf? Scheiße, der Mann muss doch komplett blind und blöd sein."

Dani hob die Schultern.

"Was weiß ich. Entweder er steht nicht auf so...na ja, Transenzeug, oder aber es sah wirklich doof aus an mir."

Tim war bereits drauf und dran, zu protestieren, aber im letzten Moment überlegte er es sich anders. Manchmal war ein spitzer Mann gleichzeitig ein ziemlich kreativer Mann. Sein Mundwinkel zuckte verheißungsvoll, so wie er mit seiner Schulter gegen die Danis stieß.

"Hey, wie wäre es, wenn du dir eine zweite Meinung diesbezüglich einholst?", schlug er nicht ganz ohne Hintergedanken vor. "Ich kann dir bestimmt sagen, ob du gut damit aussiehst oder eher nicht."

Dani musterte ihn dafür ziemlich skeptisch, und Tim ahnte bereits, dass er ablehnen würde. Um seine Chancen ein wenig zu erhöhen, setzte er sein liebstes Lächeln auf und sah Dani erwartungsvoll in die Augen. So lange, bis dieser sich vollkommen entnervt schauend geschlagen gab. Stöhnend erhob er sich, packte grob den Beutel und marschierte mit diesen in Richtung Flur.

"Kann ich mich im Bad umziehen?", murrte er, und Tim nickte zufrieden.

"Aber natürlich", erlaubte er und lehnte sich lässig zurück, als Dani aus dem Zimmer verschwunden war.

Er vermutete, dass das, was er gleich zu sehen bekommen würde, ziemlich interessant anmutete. Dieses kleine, schwarze Höschen jedenfalls hatte ihm schon einen feinen Vorgeschmack geliefert.

Eigentlich hätte er sich besser zusammenreißen müssen, aber irgendeiner musste ja Danis Selbstvertrauen bezüglich seines Aussehens in Reizwäsche wieder aufbauen. Rikki war ja selbst Schuld - hätte er Dani nicht verschmäht, hätte dieser ihm nun keine Modenschau liefern müssen.

 

Danis Umkleiden dauerte ein Weilchen, aber als Tim gerade ungeduldig werden wollte und Angst hatte, der Kleine könnte sich heimlich verpisst haben, schwang auch schon die Wohnzimmertür auf und Dani lehnte sich lässig gegen den Rahmen. In der Hand hielt er eine Zigarette, von der er einen tiefen Zug nahm. Während er den Rauch gelassen ausblies, kreuzte er die Beine in Höhe der Knöchel und warf Tim einen wenig beeindruckten Blick zu.

"Und, was sagt der Experte?"

Der Experte sagte erstmal gar nichts, weil der Experte viel zu sehr mit Starren beschäftigt war. Ehrlich, er wusste gar nicht mehr, wo ihm der Kopf stand! Selbst das Atmen vergaß er, und inzwischen hatten sich sogar Speicheltröpfchen in seinen Mundwinkeln gebildet, weil er einfach nicht mehr den Kiefer zusammenbekam. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und seine Augen wären aus den Höhlen gesprungen und geradewegs an Danis Beinen hochgerollt. Oh Shit, er sah aber auch umwerfend aus in diesen schwarz-rot-geringelten Strümpfen, die mit Haltern und einem Gürtel um seine Hüften befestigt worden waren. Passend dazu gab es für Tim jenes, schwarzes Höschen zu sehen, dessen Front ein rotes, satanisches Kreuz zierte. Tja, das Kreuz markiert wohl den unheiligen Schatz, überlegte Tim mit einem angetanen Schmunzeln.

Dani erwartete gar keine Antwort. Er betrat nun den Raum, stolzierte zu Tims Vergnügen ein wenig herum und präsentierte sich ihm von allen Seiten. Keine Frage, insgeheim machte es dem kleinen Luder auch Spaß, Tim den Kopf zu verdrehen. Er musste es einfach genießen, von wenigstens einem Mann begehrt zu werden.

"Leider hab ich keine passenden Schuhe dazu", erklärte er, während er sich auf den Zehenspitzen drehte, damit der andere ihn bewundern konnte. "High Heels wären dann doch ein wenig zu viel des Guten gewesen, glaube ich. Ich bin ja kein Mädchen, Mann."

"Ach, scheiß auf Schuhe", winkte Tim ab. "Es ist alles genau richtig so. Mach dir keine Gedanken."

Das meinte er auch genau so, wie er es sagte. Fakt war, dass er sich gar nicht mehr an dem kleinen Blondinchen satt sehen konnte. Der vornehmlich schwarze Stoff ließ seine vornehm blasse Haut fast weiß wie Porzellan wirken, und die Tatsache, dass sein Outfit eine Kombination aus sexy und zugleich ziemlich süß darstellte, machte das Gesamtbild nur noch reizvoller. Dani hatte wirklich ein Händchen bewiesen bei der Auswahl dieser hübschen Wäsche, und Tim wäre deshalb fast vor Ehrfurcht vom Sofa geglitten und vor ihm auf die Knie gegangen. Wirklich, man konnte diesen jungen Mann in seinem niedlichen, punkigen, verspielt-verruchten Dress nur anbeten. Nun war Tim wirklich so weit, dass er Dani alles gegeben hätte, was er wollte. Schon vorher hatte er sich ein klitzeklein wenig in ihn verguckt, aber nun spürte er, wie ein nicht zu bändigendes Tier in ihm erwachte. Und daraus machte er noch nicht mal einen Hehl, weshalb Dani sicher genau sehen konnte, wie sich seine Augen verschmälerten und regelrecht dunkel wurden, während er ihn lüstern betrachtete.

"Wie bitte schön kann Rikki dazu Nein sagen?", echauffierte Tim sich. Seine Blicke huschten an Dani auf und ab. "So was würde jeden geneigten Mann einfach nur rasend machen."

Dani schmunzelte nur gefällig und wandte Tim dann seine Rückseite zu.

"Zumal das Ganze ja noch ein kleines Geheimnis hat..."

Sagtes und zog seine Pobacken so weit auseinander, dass Tim in Erfahrung bringen konnte, um was es sich bei jenem kleinen Geheimnis handelte.

Das Höschen war wohl für Frauen gemacht worden, denn Männerunterwäsche, die im Schritt offen war, hatte Tim noch nie zuvor gesehen. Und das, obwohl sich dies auch für süße Jungs hervorragend eignete. Schließlich konnte man dank des verlockenden Schlitzes prompt an jenen Teil des Körpers heran, der für ein wenig Liebe unter Männern in den meisten Fällen essenziell war. Und das ganz ohne dieses hübsche Outfit ausziehen zu müssen.

So wie Tim sah, was der Clou des verruchten Höschens darstellte, konnte er nicht mehr an sich halten. Dani war ganz ohne Frage wie ein lebendig gewordenes Geschöpf aus seinen feuchten Träumen, weshalb es ganz klar war, dass er von der einen auf die andere Sekunde endgültig den Verstand verlor. Lange hatte er sich zurückgehalten, lange dem Kleinen nur hinterhergegeifert, aber irgendwann war eben Schluss mit lustig.

"Komm her und lass mich das richtig wertschätzen", knurrte der nun ziemlich erregte Mann gefällig und lockte Dani mit dem Finger seiner gesunden Hand zu sich. "Du hast es ja eh darauf angelegt, dass ich geil werde, Schneckchen, also mach schon die Beine breit."

Nun also lernte Dani Tim von seiner verdorbenen, kompromisslosen Seite kennen. Und das Schlimme an der Sache war, dass er sich fest auf die Lippe beißen musste, weil es ihm gefiel, wie Tim mit ihm umsprang. Dieses Verhalten hatte er sich auch von Rikki gewünscht, aber der hatte ihn ja verschmäht.

In Tims Augen war der Kerl selbst schuld. So ein Goldstück wie Dani musste man sich verdient haben, man musste es vergöttern und loben und in sein versautes Herz schließen. Und wenn es sich einem dann auch noch so offen anbot, musste man als gesunder Kerl mit einem Faible für Jungs einfach zuschlagen.

Als Dani sich zu Tim umdrehte und sich ihm näherte, wussten beide, was sie nun von dem anderen brauchten. Und dass die Nummer in hemmungslosen Sex ausarten würde, hatte Dani sich eigentlich von Anfang an gedacht. Ja, er hatte es provoziert, weil er enttäuscht von seinem Freund gewesen war, und nun dachte er ohnehin nicht mehr über das nach, was er tat. Zumal das Erlebnis mit Tim keines von der Sorte war, welches man schon aus Prinzip im Nachhinein bereute. Dass es so gut sein würde, mit einem Typen zu schlafen, der einen Gipsarm hatte, hätte er vorher nicht vermutet, aber als er nachher vollends befriedigt nach Hause ging, wusste er, dass es sich gelohnt hatte.

Die Gewissensbisse setzten erst ein, so wie er daheim auf Rikki traf.

"Wir müssen reden", erklärte dieser seinem Freund schuldbewusst und zog ihn prompt am Arm mit sich in die Wohnstube. Der verdatterte Dani stolperte hinter ihm her und nahm anschließend mechanisch auf der Couch Platz. Den Beutel mit den Dessous, die er wegen seines Erfolgserlebnisses nun doch behalten wollte, versteckte er hinter dem Sofakissen. Rikki wollte er das Höschen sowie die Strümpfe nicht mehr zeigen, was einen ganz bestimmten Grund hatte. Und dieser Grund war nicht, weil Rikki das Zeug nicht mochte.

Sein Freund haderte offenbar noch ein wenig mit sich. Die Hände presste er zwischen die Knie, dann gab er sich einen Ruck.

"Ich wollte mich bei dir entschuldigen und etwas klarstellen", gab er leise zu. "Es war scheiße von mir, dich so abzuservieren."

"Mh", brummelte Dani, aber Rikki war noch nicht fertig.

"Du denkst jetzt bestimmt, dass ich nicht darauf stehe, wenn du Dessous trägst, aber das stimmt nicht. Im Gegenteil..." Er seufzte resigniert. "Es ist nur...meine Ex hatte dasselbe Höschen. Genau dasselbe. Und das hat mich halt...etwas durcheinander gebracht."

Oh Mann. Dani schlug sich stöhnend die Hand vor die Stirn. So war das also! Verflucht, wieso hatte er nicht warten können, bis Rikki ihm das Warum und Weshalb für sein Verhalten erklärt hatte? Dann wäre es doch niemals so weit gekommen, und er hätte niemals mit Tim...

Inzwischen lag ihm die Reue wie ein Stein im Magen. Er konnte noch nicht einmal angemessen auf Rikkis Worte reagieren. Und das, obwohl sein Freund ihn nun so hoffnungsvoll und lieb anlächelte.

"Also, verzeihst du mir?"

"Ist schon gut", äußerte Dani ein wenig zu kühl und schickte schnell ein recht gequältes Lächeln hinterher. Zum Glück schien Rikki dies zu besänftigen. Er bemerkte nicht, dass etwas bei Dani nicht stimmte. Vielleicht, weil er es nicht bemerken wollte. Weil er hoffte, dass sich nun alles wieder einrenken würde. Und genau das wollte Dani ja auch. Dass nichts mehr zwischen ihnen stand. Aber da war ja noch sein Fehler.

Aus Rikkis Erleichterung erwuchs nun etwas anderes. Etwas, das Dani an Tims Blick erinnerte, als er sich diesem präsentiert hatte.

Rikki rückte noch ein wenig näher zu ihm und fuhr verspielt mit dem Zeigefinger seinen nackten Arm auf und ab.

"Ähm...würdest du die Dessous vielleicht noch einmal tragen?", fragte er vorsichtig nach und suchte verstohlen Danis Blick. "Ich hatte ja nun genügend Zeit, mich mit dem, was ich gesehen habe, anzufreunden...und nun würde ich es gerne noch einmal ausgiebig bewundern dürfen..."

Dani schluckte und suchte nach einer Ausrede. Dabei drückte er sich heimlich enger gegen das Sofakissen.

"T-tut mir leid, aber...ich hab die Sachen schon zurückgegeben...", murmelte er betreten, woraus Rikki ihm allerdings auch keinen Strick drehte.

"Okay", sagte er entschlossen und schmiegte sich an seinen süßen Freund, stupste mit der Nase gegen sein Kinn. "Dann gehen wir morgen eben neue kaufen...zusammen..."

So verlockend wie das auch klang, Dani konnte sich nicht so recht darauf freuen. Zu große Scheiße hatte er angerichtet. Dennoch lächelte er tapfer und ließ den nun ziemlich übermütigen Rikki Besitz von seinem Körper nehmen, hoffend, er würde nicht bemerken, dass er selbst nicht richtig bei der Sache war und es ungehindert genießen konnte.

Aber er konnte es Rikki nicht sagen. Wahrscheinlich, weil er ein feiges Schwein war. Allerdings konnte er sich auch nicht darauf verlassen, dass Tim auf ewig dicht halten würde. Der Typ musste nur mal wieder besoffen sein, dann wäre er womöglich mit ihrem Geheimnis herausgeplatzt.

Er musste also selbst etwas unternehmen. Jedoch wusste er noch nicht, was. Aber das Schicksal sollte ihn schon in die richtige Richtung drängen.

 

Am nächsten Tag hatte er die Dessous kurzerhand in den Wäschekorb gepfeffert, in der Hoffnung, Rikkis wachsamen Augen würden sie entgehen. Gewaschen musste das Zeug nämlich unbedingt werden, und so verkündete er, dass er sich heute um den Haushalt kümmern würde, Rikki könnte ja den Tag nutzen, um sich ein wenig zu entspannen.

Allerdings ging sein Plan nicht auf. Gerade, als er die Wäsche der Maschine übergeben wollte, stand Rikki hinter ihm und hatte ein kleines, schwarzes Höschen mit einem roten, satanischen Kreuz am Finger baumeln.

"Wie erklärst du mir bitte das?"

Er deutete auf zwei weiße Fleckchen, und da wusste Dani, dass der Augenblick der Wahrheit gekommen war.

"Ich war nach unserem Streit doch bei Tim", tuschelte er verschämt, "und weil ich die Klamotten dabei hatte, um sie anschließend umzutauschen, hab ich sie ihm halt mal...vorgeführt."

Hart schluckte er, nicht mehr in der Lage seiend, Rikki in die Augen zu sehen. Verschämt kniete er vor der Waschmaschine. Die Beichte hatte nicht dafür gesorgt, dass er sich besser fühlte, im Gegenteil.

"Du machst nun Schluss, oder?", hakte er vorsichtig nach, als Rikki ewig keinen Ton von sich gab. "Ich könnte das verst-"

Mit einem Mal wurde er auf die Füße gerissen und im nächsten Moment blickte er in Rikkis teuflisch glühende Augen. Er wollte wissen, was denn nun abging, aber anstatt es ihm zu erklären, ließ Rikki Taten sprechen.

Und so endete das ganze Dilemma darin, dass Dani die Strafe für seine Notgeilheit ans Bett gefesselt ausbaden musste.

Besser hätte es ihn wahrlich gar nicht treffen können, darüber war er sich im Klaren. Rikki war schon echt eine coole Sau. Er war nur noch gespannt, auf welche Weise er Tim für ihren Fehltritt bestrafen würde...

Final Round

Final Round

 

 

Seufzend fügte Jamie sich in sein Schicksal. Wieso konnte er dem Gebettel seines Bruders auch nie widerstehen? John schien irgendetwas an sich zu haben, dem man partout nichts entgegensetzen konnte. Wahrscheinlich war es sein Hundeblick gewesen, der Jamie ein Okay entlockt hatte. Oder auch die geschwisterliche Zuneigung, die sie beide verband. Ganz sicher aber hatten Jamie nicht seine Argumente überzeugt. Denn er hatte trotz Johns Überredungsversuchen die ganze Sache für eine absolut beschissene Idee gehalten. Aber sein Bruder hatte schließlich auch gut reden - nicht er würde an diesem Abend die Songs vortragen, welche so ziemlich das Intimste darstellten, was seine Seele je ausgespuckt hatte. Jamie bereute es sogar, sich überhaupt dazu überreden gelassen zu haben, die Lieder, welche er in schaflosen Nächten geschrieben hatte, aufzunehmen. Wären sie in irgendeiner Schublade verrottet, hätte er nun nicht vor diesem Problem gestanden.

So, wie Jamie mit den Augen rollte und aufhörte, sich zu verteidigen, schlang sein doofer Bruder fest die Arme um ihn und drückte ihn an sich.

"Danke Mann, die Jungs hätten sonst keine Vorband an diesem Abend gehabt. Du hast ihnen echt den Arsch gerettet."

Das mochte wohl stimmen, hatte die eigentliche Vorband doch kurzfristig abgesagt, weil den Sänger ein kleiner Schnupfen plagte oder so. Ersatz fand sich eben auch in einer musikbegeisterten Stadt wie Stockholm nicht so einfach. Jeder zweite Typ unter vierzig schien hier zwar in einer Band zu spielen, aber die Chance, spontan einen Auftritt zu absolvieren, nahm dann keiner wahr. Typisch. Jamie war somit der Retter in letzter Sekunde. Er würde das Ding schon rocken, irgendwie.

Egal, Scheiß drauf, dachte er sich also plötzlich und straffte die Schultern, nachdem sein Bruder ihn endlich losgelassen hatte. Die Leute, an die seine intimen Songs adressiert waren, würden ohnehin nicht anwesend sein. Rikki war heute Abend bei Dani, Martin hatte mal wieder mit Crashdiet zu tun und Cari wollte ebenfalls irgendetwas mit seiner Freundin unternehmen, wie er mitbekommen hatte. Jamie konnte also in aller Ruhe seine Abrechnungen mit diversen Kumpels vortragen. Niemand würde sich in den Lyrics wiedererkennen. Und bei einem gewissen Song konnte man immer noch annehmen, er würde von einem Mädchen handeln. Einem ganz besonderen Mädchen.

 

Wenige Stunden später gehörte die Bühne nur noch ihm und seinem Bruder, der die Akustikgitarre zupfen würde, während Jamie seine Songs vortrug. Zugegeben, sie mochten alle fast dieselbe Melodie aufweisen, aber dies war eben ein Projekt, welches ausschließlich durch die Texte der Lieder lebte. Ob den Leuten das gefallen würde, bezweifelte Jamie, so wie er in die erwartungsvollen Gesichter starrte, die zu den beiden Männern auf der Bühne emporschauten. Viele von ihnen gerieten allmählich in Partystimmung, was die Bierflaschen in ihren Händen und an ihren Lippen verrieten. Ein Akustikset als Einheizer würde deshalb als ein voller Griff ins Klo enden. Jamie hatte es seinem Bruder ja zu verklickern versucht, aber der hatte sich ja nicht von seinem Plan abbringen lassen. Wie immer. Dieser bescheuerte Sturkopf. Nun würde er schon sehen, was er davon hatte.

Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Jamie sich auf einer Bühne tatsächlich fehl am Platz. Dennoch wollte er das Ganze nun ordnungsgemäß durchziehen. Buhrufe würde er getrost ignorieren, zumindest nach außen hin. Nach innen aber hätte es ihm schon geschmerzt, wenn man sein Herzblut mit Füßen trat. Nichtsdestotrotz kam er sich wie eine dumme Parodie seiner selbst vor, als er zum Mikro griff und sich räusperte.

Ganz der Profi begrüßte er die Menge und ließ sich nichts von seinem schlechten Gefühl anmerken. Wie immer gab er sich tough und selbstbewusst, denn das war das einfachste in Situationen wie diesen. Das Zeigen von Gefühlen brachte einen meistens ohnehin nicht weiter. Er hatte es oft genug miterleben dürfen, auch abseits der Bretter.

Die ersten Akkorde seines Songs über Rikki erklangen und er stieg nach der Augen-zu-und-durch-Methode mit ein. Zum Glück handelte es sich bei dem Lied um eines mit einem eher witzigen Text, sodass hin und wieder gar Gelächter an sein Ohr drang. Beim Martin-Lied schunkelten ein paar angetrunkene Typen sogar im Rhythmus, wofür Jamie ihnen ein anerkennendes Nicken schenkte. Er hätte schließlich nicht erwartet, dass das Publikum die ganze Sache so gut aufnehmen würde. Aber offenbar hielten sie die ganze Nummer wirklich für eine Art Witz - in der Tat nahm Jamie sich selbst auch nicht wirklich ernst, und John erst recht nicht. Allerdings würde der letzte Song nicht halb so heiter wie die beiden davor anmuten, und er würde auch der intimste für Jamie sein. Ein Lied, in welches er seine ganzen angestauten und nie ausgesprochenen Gefühle gesteckt hatte, sollte den Abschluss bilden, und Jamie schloss die Augen, um sich ganz in den Song fallen zu lassen, während John der Gitarre sehnsüchtige Klänge entlockte. Diese wurden bald schon eins mit seinem Gesang, der fast anklagend durch den Club hallte.

Und nein, er handelte ganz sicher nicht von einem Mädchen, denn ein Mädchen wäre nie in der Lage gewesen, ihm solch Freude zu schenken und gleichzeitig so ein Leid zuzufügen. Er besang das Zerissenheitsgefühl, das seine Seele bevölkerte, an jenem Tag, an dem er hatte beginnen müssen, all das zu vermissen, was dieser besondere Mensch ihm geschenkt hatte. Die Worte verließen von ganz allein seine Lippen, und er musste das Ganze nur erneut durchleben, die Wut, den Hass, aber auch diese zarte Liebe, für die er sich heute noch verdammte. Aber er hatte sie ja unbedingt berühren müssen, diese schöne Rose, und natürlich hatte er sich alsbald an den Dornen gestochen, naiv und hungrig, wie er gewesen war. Doch da dies kein Song über sich selbst war, trauerte er viel mehr den Nächten hinterher, den Nächten zu zweit, welche ihn bis zum Morgengrauen in Zärtlichkeit gehüllt hatten. Nie würde er vergessen, wie es sich angefühlt hatte, von diesen Händen berührt und von diesen Lippen geküsst zu werden. So waren die Gefühle für diesen Mann ein wenig ausgeufert, weil in seinem Herzen kein Platz mehr gewesen war für einen weiteren Bruder. Und weil auch in dem Herzen des anderen keine reine Bruderliebe für ihn hauste, egal, wie oft er dies auch bestritten hatte. Doch Jamie wusste mehr über ihn als es ihm lieb war. Jamie hatte es nächtelang spüren dürfen, dieses unglücksselige Biest, welches sich die meiste Zeit gut zu verstecken wusste, obwohl es doch existierte. Nicht umsonst verglich er es mit dem Monster vom Loch Ness. Nicht umsonst sang er diesen Song. Denn hätte keine Hoffnung mehr zwischen den Zeilen mitgeschwungen, so hätte er keine Motivation gehabt, dieses Lied zu schreiben.

Der letzte Akkord verklang, und Jamie hielt das Mikro noch ein wenig näher an seine Lippen, um dann in die andächtige Stille, die nun im Saal herrschte, fünf Worte zu hauchen.

"Cari, I miss you so."

Applaus brandete auf, so wie er ehrfürchtig vor seinen eigenen Emotionen den Kopf abwendete und zu Boden starrte. Die Reaktionen des Publikums waren ihm egal geworden. Was zählte war nur dieses Lied und das, was es jedes Mal, wenn er es sang, in ihm auslöste.

Der Drang, nun einfach abzuhauen, sich zu verziehen, wurde übermächtig, und so verschwand er ohne ein Wort des Abschiedes in den Schatten, ließ seinen Bruder allein zurück.

Was er brauchte war nun ein wenig Zeit für sich, um wieder zur Besinnung zu kommen und diesem süßen Albtraum zu entkommen, der durch dieses Lied wieder all seine Gedanken bevölkerte. Nein, er brauchte nicht nur ein wenig Zeit für sich - was er am dringendsten brauchte war ein ordentlicher Schnaps, der ihn zurück in die Realität holen würde. Oder auch noch tiefer in den Abgrund trieb. Wer wusste schon, wie er sich im Rausch fühlen würde? Hauptsache, er tat etwas. Irgendetwas.

 

Mit nach wie vor gesenktem Kopf schlängelte er sich durch die umherstehenden Menschen und ignorierte jene beflissen, die versuchten, ihn auf seinen Auftritt anzusprechen. Er war hinüber, verdammt noch mal, er konnte jetzt nicht irgendwelche Fragen beantworten oder gar fröhlich in Kameras lächeln. Klar, er hasste sich selbst dafür, dass er sich so hängen ließ und nicht wie sonst immer sein Poker Face aufsetzte, doch irgendwann war selbst sein Limit erreicht und er schaffte es nicht mehr, eine Rolle zu spielen.

Mit hastigen Schritten schleppte er sich in Richtung Bar, wurde aber plötzlich von jemandem am Arm festgehalten. Alle Alarmglocken begannen in seinem Kopf zu schrillen, Wut brandete auf. Wer zum Teufel wagte es, ihn zu begrabschen?

Darauf gefasst, diesem penetranten Arschloch die Fresse zu polieren, hob er den Kopf. Seine Hand ballte sich bereits zur Faust und sie entspannte sich auch nicht wieder, als er direkt in die ihn besorgt anschauenden Augen jenes Mannes blickte, der gerade der alleinige Herrscher über seine quälenden Gedanken war.

Trotz der Wut machte sich nun auch blankes Entsetzen in ihm breit. Er sah, wie Caris Lippen sich bewegten, aber er verstand kein Wort von dem, was er sagte.

Er hatte Angst. Angst, dass er den Song über sich gehört haben könnte. Angst, dass er sich nun mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen hatte. Dass er dafür geradestehen musste.

In diesem Moment blieb ihm nur noch die Flucht. Er wollte losrennen, aber Caris Griff um seinen Arm war zu fest, seine Fingernägel bohrten sich in sein Fleisch. Vor Frustration schrie er los, begann sich zu winden, so lange, bis er an einen warmen Körper gedrückt wurde, der seine Angst ein wenig erstickte. Aber nur ein wenig.

"Ist ja gut", hörte er nun eine allzu vertraute Stimme beruhigend auf ihn einreden, während er in diesen Armen ein Stück Ruhe fand, egal, ob er das wollte oder nicht. "Mann, du bist ja ganz durcheinander. Alles ist gut, Jamie. Alles ist gut."

Nach wie vor atmete er hektisch, aber es wurde besser. So wie immer alles besser wurde, wenn Cari in seiner Nähe war und sein Herz zu hoffen begann. Keuchend presste er seinen Kopf an den Hals seines Freundes und schloss die Augen. Das Gedankenkarussell hörte auf, sich zu drehen. Er kam runter. Aber das sollte nicht bedeuten, dass er Cari irgendein Sterbenswörtchen über seinen Song erzählen würde. Das hatte dieser Typ sich ohnehin nicht verdient.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit beendete Cari die Umarmung, schaute aber Jamie noch immer prüfend an, während die Hände auf seinen Schultern ruhten.

"Bist du jetzt wieder okay?"

Was? Jamie glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. Ein verächtliches Schnauben entwich ihm.

"Ja klar, mir gehts prima!", verkündete er und breitete mit einem gespielten Grinsen die Arme aus. "Da oben auf der Bühne, da hast du doch gerade eben den glücklichsten Menschen auf der Welt gesehen."

Cari schaute ein wenig irritiert drein.

"So war das doch gar nicht gemeint", versuchte er den aufgebrachten Jamie zu beschwichtigen, welcher dieses Mal seiner Berührung wie ein scheues Tier auswich. Sein dabei durch und durch anklagender und tiefgreifend verletzter Blick erschreckte Cari. So hatte er Jamie noch nie gesehen. "Ich wollte doch nur-"

"Schön." Jamie grinste noch immer, aber man sah deutlich, dass dieses Lächeln aus nichts anderem als Verachtung gemacht war. "Dann weißt du ja nun, wie es so in mir aussieht und was ich so über dich denke. Viel Spaß damit. Du darfst nun lachen."

Caris Geduld wurde durch Jamies bitteren Sarkasmus mächtig auf die Probe gestellt, doch er versuchte, sich zu beherrschen. Wenn nun auch noch er austickte, würde ihnen beiden nicht geholfen sein.

"Jamie." Er streckte abermals die Hand aus, zog sie aber zurück, als er sich darauf besann, wie negativ sein Freund auf seine Berührungen reagierte. "Ich...ich wusste doch nicht, dass du...heute Abend so ein Lied vorträgst. Ich wollte dich doch nur überraschen. Außerdem...brauchst du dich doch nicht zu schämen deshalb. Ich-"

"Sorry, ich muss weg", verkündete Jamie plötzlich und machte sich schon wieder daran, Hals über Kopf zu flüchten. Allerdings kam er auch dieses Mal nicht weit, denn Cari war schneller. So einfach wollte der Drummer sich schließlich nicht abservieren lassen. So konnten sie unmöglich auseinander gehen. Ihre Freundschaft war ins Wanken geraten, das wusste er ganz genau, und das war nicht erst heute passiert durch diesen Vorfall. Er spürte, dass sie ein für alle Mal etwas klarstellen mussten, bevor er Jamie noch ganz verlor. Und das, obwohl auch sein Kopf voll von allen möglichen Gedanken war, jetzt, wo er diesen Song gehört hatte, in welchem er sich sofort wiedererkennen konnte.

Voller Bestimmtheit drehte er Jamie an der Schulter herum und hielt seinem trotzigen, provokanten Blick tapfer stand. Er lief somit Gefahr, dass der gereizte Sänger ihm mitten ins Gesicht spuckte, aber das war ihm egal. Nichts war so wichtig wie das, was er ihm mitteilen wollte.

"Jamie, lass uns über alles reden."

Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Cari, so etwas wie Einsicht in dem Blick seines Freundes glimmen zu sehen, aber schnell verschwand diese wieder hinter der undurchdringlichen Maskerade aus Hohn.

"Es gibt nichts zu reden", keifte Jamie, dessen Körper schon wieder zuckte in dem Wunsch, endgültig abzuhauen. Inzwischen klang er fast verzweifelt. "Lass mich endlich in Ruhe, ich will nach Hause."

"Okay, aber dann begleite ich dich", bestimmte Cari. "In dem Zustand lass ich dich nicht alleine. Du bist total drüber, merkst du das eigentlich nicht?"

Der Sänger erwiderte daraufhin gar nichts. Zu Caris Erleichterung aber sagte er auch nichts Gegenteiliges, als er mit ihm nach draußen ging und ihn in sein Auto einsteigen ließ.

 

Jamies Schweigen war nach wie vor eines aus der Bockigkeit heraus geborenes, und hätte Cari nicht ganz andere Dinge im Kopf gehabt, hätte er sicherlich geschmunzelt über diesen sturen Esel, der neben ihm auf dem Beifahrersitz hockte und reglos geradeaus starrte. Oh Mann, Jamie war echt schwierig, vor allen Dingen, weil er nie über seine Gefühle sprach und immer gute Miene zum bösen Spiel machte, aber Cari musste sich eingestehen, dass er selbst auch nicht viel besser war. Er war Profi darin, unangenehme Dinge einfach zu verdrängen und sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Und weil Jamie eben genauso undurchschaubar war, kam es vor, dass Cari ihn manchmal falsch behandelte. Auch wenn er es niemals böse meinte. Auf keinen Fall hätte er Jamie jemals mutwillig verletzt. Dafür lag er ihm eindeutig zu sehr am Herzen.

 

Er machte sich daran, in eine Parklücke direkt vor Jamies Haus einzubiegen, doch da begann Jamie plötzlich etwas zu murmeln.

"Wir fahren zu dir. Können ja noch ein Bier zusammen trinken."

Cari schaute ihn verwundert an, leiste aber natürlich keine Widerrede. Eigentlich hatte er fest angenommen, dass der andere nun allein sein wollte nach all dem, was ihm an diesem Abend widerfahren war, aber so konnte man sich täuschen. Jamie änderte seine Meinung hin und wieder recht schnell, und vielleicht hatte er nun eingesehen, dass es vernünftig war, über alles in Ruhe zu reden. Auch wenn es manchmal wehtat.

 

Zum Glück hatten die beiden Männer in Caris Wohnung sturmfrei. Wenn seine Freundin nicht kurzfristig für die Nachtschicht eingeteilt worden wäre, hätten sie das Biertrinken besser in Jamies Wohnung verlegt, aber so würden sie die ganze Nacht ungestört sein.

Der Sänger nahm zugleich ohne nachzufragen auf der Couch im Wohnzimmer Platz, wissend, dass er sich bei Cari stets ganz wie zu Hause fühlen durfte. Wahrscheinlich traf das auch auf eine Situation wie diese zu. Zumal Cari gar nicht sauer oder irritiert wirkte. Jamie konnte also hoffen, dass er ihn trotz des dämlichen Liedes nicht abservieren würde. Und so wie er in das ihn anlächelnde Gesicht seines Freundes blickte, als er ihm eine kühle Bierflasche reichte, meinte er zu wissen, dass sich alles zum Guten wenden würde.

Oh Mann, als ob das Leben ein verdammtes Märchen gewesen wäre...

 

Jamie vermutete, dass sich ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen breit machen würde, so wie Cari sich neben ihn setzte, seine Flasche köpfte und anschließend ein paar gierige Schlucke hinunterstürzte. Eigentlich wollte er dieses Gespräch überhaupt nicht, hatte er doch keine Kraft dafür, aber irgendwie musste der Scheiß ja mal aus der Welt geschafft werden. Sonst würde er noch in fünfzig Jahren zwischen ihnen stehen, und das wollte er auf keinen Fall.

Lange musterte er Cari, sich dabei verbietend, ihn allzu sehr zu bewundern, dann begann er einfach zu sprechen. Was hatte er schließlich noch zu verlieren?

"Ich würde auch gerne so locker damit abschließen können wie du."

Cari senkte die Bierflasche und sah ihn dezent verwundert an, wodurch Jamie sich dazu berufen fühlte, einfach weiterzusprechen.

"Tja, aber mir geht das eben nicht am Arsch vorbei." Er hob die Schultern, dabei hilflos lächelnd. "Ich denke jeden verdammten Tag daran...und daran, was hätte daraus werden können..."

Offenbar wollte Cari etwas dazu sagen, denn sein Mund öffnete sich mehrmals, nur um sich gleich wieder zu schließen. Ja, Jamie wäre an Caris Stelle auch nichts eingefallen. Die Lage war für ihn sicherlich genauso blöd. Doch er war ja derjenige gewesen, der hatte reden wollen. Über damals. Über ihr erstes Mal, das sie mit Siebzehn gemeinsam erlebt hatten. Über die nachfolgenden Wochen, in denen sie von außen betrachtet so etwas wie ein Paar gewesen waren. Über all die Nächte, die so schön gewesen waren, dass Jamie gar nicht anders konnte, als sie zu vermissen. Sie und die damit einhergegangenen Gefühle. Verdammt, er hatte Caris zärtliche Seite kennenlernen dürfen, und zudem wusste er nun, dass er ein fantastischer Liebhaber war. Dem Höhepunkt in seinen Armen näher und näher zu kommen, das war einfach unvergleichlich gewesen. Ein Gefühl, das ihm keine der Frauen nach ihm hatte schenken können.

Beschwichtigend hob er die Hände, als er ein wenig aus diesen Gedanken auftauchte.

"Denk jetzt aber ja nicht, dass ich mit dir zusammen sein will", erklärte er hektisch. "Es ist total okay, dass...sich die Zeiten geändert haben, ja? Ich bin gerne dein Kumpel-"

"Jamie, du musst dich nicht erklären." Caris Blick wurde weich, ja fast schon zärtlich, aber auch irgendetwas Wehmütiges glaubte Jamie darin zu erkennen. "Ich tue es ja auch nicht. Du weißt selber genau, weshalb ich das irgendwann nicht mehr konnte."

"Ja ja", murmelte Jamie, der nun den Blick senkte. "Weil du Johanna kennengelernt hast. Weil du eigentlich nicht auf Männer stehst."

Cari fasste nun den Mut, um seine Hand auf Jamies Knie zu legen.

"Nein, das stimmt so nicht ganz", revidierte er die Worte des anderen, was diesen verwundert aufschauen ließ. "Ich habe auf dich gestanden. Ich habe auf einen Mann gestanden."

"Nur hast du ihn nicht geliebt." In Jamies Augen blitzte ein bitterer Schalk auf. "Bloß gut, ich dich nämlich auch nicht."

Sorge ließ Cari die Stirn runzeln. So oft wie Jamie beteuerte, dass er keine tiefer greifenden Gefühle für ihn hegte, versuchte er sicher nur, sich selbst etwas vorzumachen. Dabei hatte Cari schon damals etwas ganz anderes bei Jamie wahrgenommen. Etwas, das hauptsächlich dafür verantwortlich gewesen war, dass er das Verhältnis beendet hatte.

Er hatte gespürt, dass Jamie auf dem besten Weg gewesen war, sich in ihn zu verlieben. Seine Augen hatten bei ihrem letzten Mal nicht mehr lügen können. Allerdings war dieses letzte Mal auch für Cari der beste Sex gewesen, den sie je gehabt hatten. Das letzte und das beste Mal...und man sollte doch schließlich aufhören, wenn es am schönsten war, oder?

 

Sie schwiegen eine ganze Weile. Jamie knaupelte angespannt an seinem Lippenpiercing herum, während Cari sich inzwischen irgendwie ratlos an seiner leeren Bierflasche festhielt. Irgendwann blickte der Sänger ganz ohne Scheu in seine Richtung.

"Und, wie fandst du eigentlich das Lied?"

Er klang dabei, als erwartete er kein positives Resümee, aber Caris Antwort sollte ihn überraschen.

"Es war auf traurige Weise wunderschön", erwiderte er mit vor Ehrfurcht leiser Stimme, und Jamie suchte in seinen Augen nach einer Spur Ironie, welche er jedoch ums Verrecken nicht fand. Dafür entdeckte er etwas, das ihm so vertraut war, das ihn so sehr an früher erinnerte. Etwas, das ihm immer das Gefühl vermittelt hatte, angekommen zu sein. Heimgekehrt zu sein.

"Ehrlich?", hakte er überflüssiger Weise nach, aber anstatt dass Cari nickte, erhob er sich plötzlich und kramte in einer Schublade herum. Als er sich wieder zu Jamie auf die Couch gesellte, hielt er zwei schwarze Kerzen in der Hand. Eine steckte er in die Öffnung von Jamies Bierflasche, die andere in die seiner eigenen. Aus seiner Hosentasche pfriemelte er ein Feuerzeug, mit dessen Flamme er die Dochte entzündete. Kurz darauf wurde der Raum in ein weiches, gemütliches Licht getaucht.

"Auch ich kann romantisch sein", schmunzelte Cari seinem Freund ins Gesicht, der das Lächeln nur halbherzig erwiderte, da er viel zu sehr damit beschäftigt war, fasziniert das Spiel der Schatten und des Lichtes in den Augen seines Freundes zu beobachten. Alles an ihm war wieder so unaussprechlich schön, genau wie damals. Doch auch in der Zeit dazwischen hatte er nie aufgehört, schön in Jamies hingerissenen Augen zu sein. Der Sänger hatte es nur nie mehr zugelassen, sich dies so offen einzugestehen. Aber in dieser Nacht wollte er es wenigstens vor sich selbst zugeben. Genau, wie er wollte, dass seine Seele endlich von jenem Schmutz bereinigt wurde, welcher ihn schon jahrelang quälte.

"Weißt du, was mir am meisten zu schaffen macht?" Seine Stimme war nun ebenfalls leiser geworden, aber Cari konnte ihn gut verstehen, da er direkt neben ihm saß, sein Oberschenkel und sein Oberarm an dem des anderen. "Dass wir uns nie wirklich voneinander verabschieden konnten. Dass das, was zwischen uns war, einfach von heute auf morgen aufgehört hat zu sein. So, als hätte man eine Kerze ausgeblasen."

Behutsam legte Cari den Arm um seine Schultern und zog seinen Freund näher an sich heran. Dieser lehnte sich bereitwillig an ihn, und gemeinsam betrachteten sie voller Hoffnung die brennenden Kerzen. Ob sie denn ein Symbol darstellten, fragte Jamie sich. Oh, er wünschte es sich so sehr. Er wünschte es sich mehr als alles andere auf der Welt, musste er überwältig feststellen.

"Jamie...du wirst für immer mein Prinz bleiben, verstehst du?" Cari hielt sein Kinn gegen den Kopf seines Freundes gelehnt. "Die Zeit wird daran nichts ändern. Genauso wie keine Frau das kann. Es wird nie einen anderen Mann für mich geben. Du bist der Einzige, den ich je so nahe an mich herangelassen habe."

Auch Cari spürte es nun, dieses Kribbeln in seiner Magengegend. Seine Finger streichelten sacht über den nackten Oberarm Jamies, in dem aufkeimenden Wunsch, ihn überall berühren zu können, diesen wundervollen Mann, nach dem er sich noch immer so sehr sehnte. Nein, es hätte ihm noch nicht einmal genügt, ihn zu streicheln und zu liebkosen - er wollte am liebsten mit ihm verschmelzen und machen, dass er nie wieder traurige Lieder über ihn singen musste. Jamie durfte nicht mehr traurig wegen ihm sein. Was war er denn für ein Freund, wenn er ihn unglücklich machte?

Der schöne Sänger drehte nun den Kopf und schaute ihn mit halb geschlossenen Lidern an. Man musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, nach was der junge Mann sich nun verzehrte. Stumm flehten seine Blicke Cari an, ihn noch einmal, nur einmal zu küssen, und der Drummer verstand ihn, so wie er ihn damals schon ohne Worte verstanden hatte.

Der Kuss katapultierte sie in die Vergangenheit zurück, in eine Zeit der Unbeschwertheit, in der alle Probleme fern gewesen waren und sie sich dafür so unglaublich nah. Sie waren jung gewesen, sie hatten noch nicht viel von der Liebe gewusst, und doch hatten sie sich begehrt, wie Jugendliche es eben taten, wild und ungestüm und ohne einen Gedanken an das Morgen. Und noch immer schmeckten Caris Lippen nach dieser grenzenlosen Freiheit und Geborgenheit, die Jamie so vermisst hatte, als hätte er ein Bein verloren. Er ließ sich von seinem Freund umfangen, und doch war es nicht intensiv genug, es dürste ihm nach mehr. Wenn man einmal angefangen hatte zu essen, dann wollte man nicht mehr damit aufhören, bis man satt war. Und Jamie würde lange nicht satt sein. Viel zu lange hatte er hungern müssen, um dass ihm ein einziger Kuss gereicht hätte.

 

Cari wusste, dass er seinen Freund nicht gehen lassen durfte, bis er nicht mit einem durch und durch zufriedenen Lächeln neben ihm lag. Deshalb löste er sich von ihm, um kurzerhand die Kerzen auszupusten und sich dann zu erheben. Auffordernd streckte er Jamie die Hand hin, welche er voller funkelnder Begierde im Blick ergriff. Als sie gemeinsam in das angrenzende Zimmer taumelten und sich gemeinsam auf das Bett fielen ließen, wusste Jamie, dass sich sein Herzenswunsch in dieser Nacht erfüllen würde. Dass Cari ihn ihm erfüllen würde. Dass es so sein würde wie damals. Dass er sich heute in Ruhe von ihm verabschieden konnte, während er auf seinem Schoß saß und sich in seiner Ekstase an ihn klammerte. Ein letztes Mal würde er für ihn schreien und es dann gut sein lassen. Für immer. Weil er sich einreden würde, dass es funktionierte, einem Gefühl wie der Liebe Gute Nacht zu sagen.

Vortex Of Fate

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

What I Say Goes

What I Say Goes

 

 

Dani war es allmählich leid. Wenn es etwas gab, das er wirklich aus tiefstem Herzen hasste, dann war es das Gefühl, verfolgt zu werden. Und dabei spielte es auch keine Rolle, wer ihm auf den Fersen war - sogar seinem eigenen Bruder konnte dies etwas Unheimliches verleihen.

Seit Dani zu Hause aufgebrochen war, befand sich Togge in etwas Abstand hinter ihm, guckte aber deshalb ganz genauso dämlich drein wie der Kleinere von beiden. Nun, das Ganze war sicher nicht mehr als ein großer Zufall und bestimmt keine böse Absicht, aber Dani fand die Situation dennoch gruselig. Er versuchte es damit, einen Schritt schneller zu gehen, aber schon die nächste rote Ampel bremste seine Schritte und sorgte dafür, dass Togge schließlich sogar aufholte. Auch das gefiel allen beiden ganz offenbar nicht. Der Größere straffte angespannt die Schultern, zog sich sein rotes Halstuch zurecht, welches Dani stets an diese kleinen Hündchen erinnerte, die von Herrchen oder Frauchen ein solches verpasst bekamen, der Niedlichkeit wegen, und schaute voller Absicht in eine andere Richtung. Doch die Ignoranz konnte Dani auch nicht davon abhalten, seinen werten Bruder nun zur Rede zu stellen. Er hatte noch genügend Zeit dazu, war doch eben erst für die Autos grün geworden. Betont lässig kreuzte der Gitarrist die Beine auf Höhe seiner Knöchel.

"Na?" Es klang ungemein abfällig. "Stalkst du mich jetzt schon?"

"Laber keinen Scheiß, Mann." So etwas ließ selbst ein Sunnyboy wie Togge nicht auf sich sitzen. "Ich weiß noch nicht mal, wohin du gehst."

In seiner Stimme schwang etwas mit, das Dani davon überzeugte, dass er tatsächlich keinen blassen Dunst hatte. Jahrelang hatte er schließlich Zeit dazu gehabt, herauszufinden, welche Anzeichen seinen Bruder als Lügner identifizierten.

Nun, er wusste es wirklich nicht, befand Dani. Ansonsten hätte er wahrscheinlich ganz anders reagiert. Hätte sich darüber amüsiert, dass Dani ein Date mit einem Mann hatte. Togge war niemand, der mit Homosexualität nicht klarkam, aber so wie Dani ihn kannte, hätte er sich dennoch einen Spaß daraus gemacht und ihn gehörig aufgezogen. Schließlich bot sich ein solches Abweichen von der Norm doch geradezu an, dass man mit dem Finger darin herumbohrte. Insbesondere dann, wenn man selbst nicht wirklich viel mit Typen anfangen konnte. Zumindest hatte Dani noch nie mitbekommen, wie Togge einem Kerl hinterhergesabbert hatte. Selbst sein verdammter Browserverlauf war verdammt unverdächtig gewesen - Dani hatte ihn selbstverständlich schon des Öfteren gecheckt, einfach, weil er neugierig gewesen war und nicht, weil er einen Verbündeten suchte, mit dem er sich über seine feuchten Träume austauschen konnte. Okay, ja, womöglich war er sogar der größere Stalker von ihnen beiden. Man projizierte seine negativen Eigenschaften schließlich immer auf andere Leute.

Inzwischen war die Ampel auf grün gesprungen, und der Gitarrist setzte seinen Weg fort. Togge folgte ihm mit etwas Verzögerung, denn ganz offenbar behagte es ihm noch immer nicht, dass er nun abermals hinter Dani herdackeln musste. Verflucht noch eins, wieso konnte der andere nicht endlich irgendwo abbiegen?

"Du verfolgst mich ja immer noch", bemerkte Dani, allerdings mehr im Scherz und schaute über seine Schulter hinweg zu seinem Bruder, welcher nur angepisst mit den Augen rollte.

"Ich muss halt in die Stadt", seufzte er und holte schließlich zu Dani auf, legte ihm die Hand auf den Rücken. "Wenn du auch in die Stadt musst, können wir das Spielchen ja beenden und zusammen gehen."

Das gefiel dem Gitarristen allerdings weniger. Entschlossen schüttelte er Togges Hand ab.

"Nee, danke."

Prompt stahl sich ein strahlendes Lächeln auf Togges Gesicht. Eines von der Sorte, dem Frauen oder auch geneigte Männer ganz sicher nicht widerstehen konnten. Schließlich war Danis Lächeln, wenn er denn mal eines für jemanden übrig hatte, genauso anbetungswürdig. Ihre Eltern hatten es ganz richtig gemacht, als sie sich nach Dani für noch ein zweites Kind entschieden hatten, zumindest objektiv betrachtet. Mit schönen Genen durfte man schlicht und ergreifend nicht geizen. Und wenn das hieß, dass Dani sich nun mit seinem albernen Bruder abplagen musste, dem ganz sicher eine Frechheit auf der Zunge lag. Und so war es dann auch.

"Bist wohl in geheimer Mission unterwegs?", zog er ihn auf und rückte abermals sein Tüchlein gerade, während er schuldbewusst die Schultern hob. "Na gut, ich ja eigentlich auch..."

Dani hatte natürlich längst festgestellt, dass sein Bruder heute besonders strahlte, und dass daran nicht nur das rosa Rouge auf seinen Wangen und der ebenso rosige Lippenstift schuld waren. Auch seine Augen funkelten wie bei einem frisch gefickten Eichhörnchen, denn Vorfreude war ja bekanntlich immer die größte Freude.

Dani musterte ihn eine ganze Weile, während sie nun doch nebeneinander liefen, ehe er sich sein Urteil erlaubte.

"Meine Glaskugel sagt, dass du heute noch flachgelegt wirst", behauptete er letzten Endes, was Togge ganz erschrocken aus der Wäsche gucken ließ.

"Ähm...woher...?"

"Meine Glaskugel", beeilte Dani sich trocken zu erwidern, verzog den Mund jedoch zu einem Grinsen, wofür Togge mit seinem Arm gegen den des anderen stieß und die Nase rümpfte.

"Bäh, du hast mich durch deine Glaskugel beim Vögeln gesehen? Du altes Schwein."

Dani prustete los.

"Jep, und zwar mit nem Kerl."

Das, was als blanker Scherz gemeint war, um Togge ein wenig zu ärgern, verursachte mit einem Mal angespanntes Schweigen seitens des Größeren sowie ganz rote Ohren. Kein Wunder also, dass Dani die Augen aufriss, Togge an seiner Lederjacke packte und stehen blieb.

"Nee, echt jetzt? Du gehst zu nem Kerl?"

Togge riss sich eingeschnappt los und stiefelte zielstrebig davon.

"Geht dich gar nichts an."

Dani jedoch setzte ihm hastig hinterher.

"Ey, wenn es dich beruhigt", rief er, wurde aber wieder leiser, als er seinen Bruder eingeholt hatte und sich beeilte, mit ihm Schritt zu halten, "ich bin auch grad auf dem Weg zu nem Date mit nem Kerl."

Der Gitarrist erwartete, dass Togge ihn nun beleidigt anschwieg, weil er sein kleines Geheimnis ausversehen gelüftet hatte, aber dem war überraschenderweise nicht so. Ein sarkastisches Grinsen erwuchs auf seinem Gesicht.

"Anscheinend stimmt es doch, dass alle Schweden beidseitig befahrbar sind."

"Ist doch gut", meinte Dani und schmunzelte ebenfalls breit. "Gut für uns. Umso mehr Auswahl gibt es und umso weniger Enttäuschungen durch olle Hetenmänner."

Das meinte er tatsächlich so, und sein Bruder verstand. Und das, obwohl sie beide momentan eigentlich gar nicht aus der riesigen Auswahl schöpfen wollten. Schließlich interessierte sie lediglich ein bestimmter Kerl, und dieser saß zu diesem Zeitpunkt in seiner Stammkneipe, allmählich etwas ungeduldig werdend. Der Blick auf die Uhr verriet ihm jedoch, dass er noch nicht Gefahr lief, versetzt zu werden, aber dennoch fühlte er sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Schließlich hatte er einen ziemlich dummen Fehler begangen, weil er mal wieder besoffen irgendwelche SMS hatte herausschicken müssen. Dass er anschließend zu feige gewesen war, um das Missverständnis zu klären, verstand sich von selbst. Rikki jedoch hatte sein Stillschweigen damit gerechtfertigt, dass er andernfalls mindestens eine Person verletzt hätte. Schließlich kam es einem Korb gleich, wenn man jemandem mitteilte, dass ein Date doch nicht stattfand.

Allerdings war das, was er hier verzapft hatte, auch nicht die feine englische Art. Obwohl seine perverse Seite das Ganze als äußerst angenehm empfand und sich sogar die Hände rieb, als er seine beiden Jungs die Kneipe betreten sah. Mit dem Anflug eines Schmunzelns, welches von Unbehagen, aber auch einer seltsam prickelnden Vorfreude rührte, sah er den Unglauben, der in Danis Blick schwelte sowie die Irritation, mit der Togge sich in der Location umsah, offenbar auf der Suche nach ihm. Um es ihm leichter zu machen, hob er kurz die Hand, woraufhin sich sein Blick jedoch auch nicht aufklarte, genauso wenig wie Danis. Oh Shit, dachte Rikki im Stillen, als die beiden Süßen auf ihn zugestiefelt kamen. Wahrscheinlich würde er nun gleich seinen Kopf verlieren. Aber das würde es wert sein, wie sich ihm prompt erschloss, als die Buben an seinem Tisch standen und ihn dezent aufgebracht beäugten.

"Guten Abend, ihr atemberaubend schönen Männer", grüßte er die Brüder schnell, bevor die ihn mit ihrer Schimpftirade besehen konnten. Außerdem hatte er seiner Bewunderung nun einfach Luft machen müssen - Dani und Togge sahen unglaublich aus in ihren süßen Rockerklamotten und mit ihren geschminkten Gesichtern. Am liebsten hätte er ihnen beiden zur Begrüßung ihre goldigen Fressen abgeleckt und anschließend zu Satan gebetet, dafür, dass er solche niedlichen, kleinen oder auch nicht so kleinen Engelchen auf die Erde hinaufgeschickt hatte. Verflucht, ja, nun bereute er es wirklich nicht mehr, dass er fälschlicherweise nicht nur Dani eine SMS geschickt hatte, sondern auch gleich noch dessen Bruder. Zumal es ja nicht so war, als ob mit Togge noch nie etwas gelaufen war - nur wusste Dani das nicht. Togge war echt putzig, trotzdem er fast so groß war wie Rikki selbst, aber sein jungenhafter Charme brachte sein dreckiges Herz jedes Mal zum Schmelzen. Dani hingegen, sein kleiner Dani, sein Mäuschen, den er heute eingeladen hatte, um ihn sich ins Bett zu locken, besaß ein ganz anderes Temperament, gab meistens den Ton an und war trotzdem durch und durch Genießer. Die beiden waren ziemlich verschieden, und genau das machte den Reiz für Rikki aus. Obwohl er sagen musste, dass selbst der knuffige, liebe Togge heute ziemlich auf Krawall gebürstet war, und das sicher nicht ohne Grund.

"Was soll das denn?", blaffte der Blonde den anderen Bassisten an und reckte sein Kinn provokant nach vorne. "Wenn du drauf aus bist, uns zu verarschen, dann sags gleich."

Ehe Dani nun auch noch auf ihn losgehen konnte - oh Mann, wenn der Kleine gewusst hätte, wie putzig es aussah, wenn er wütend war - fiel Rikki ihm schnell ins Wort.

"Ich will euch nicht verarschen", stellte er klar, was Dani ein verächtliches Schnauben entlockte, von dem Rikki doch jedoch nicht beirren ließ. "Setzt euch doch erstmal. Ich bestell euch ein Bier."

"Damit du währenddessen aussuchen kannst, wer dir besser gefällt, mh?", stänkerte Togge, pflanzte seinen Arsch aber doch auf die Couch, Rikki direkt gegenüber und legte die Hände auf den Tisch, während Dani neben ihn rückte und mit einstimmte.

"Oder musst du uns erst ausprobieren, damit du dir ein Urteil erlauben kannst?"

Rikki derweil blieb ganz gelassen und winkte dem Barmann zu, damit dieser dem Brüdergespann, welches in einer Situation wie dieser wie Pech und Schwefel zusammenhielt, ein Bierchen brachte. Dann wandte er sich schmunzelnd an die beiden Blondinen.

"Also, eure Küsse haben mich bereits überzeugt, deswegen seid ihr ja hier." Er hatte sie provoziert, die ungläubigen Blicke, die die beiden nun tauschten, schließlich wollte er, dass auch zwischen ihnen ein wenig Ärger aufflammte. Allerdings gab er sich ganz unschuldig. "Nun guckt euch doch nicht so böse an. Ich hab hier niemandem etwas weggenommen."

Dani deutete empört auf Togge.

"Du hast...schon mit ihm...?"

"Nicht gefickt." Rikki schüttelte den Kopf. "Wie gesagt, nur mal unverbindlich geknutscht." Er lächelte dem Größeren versonnen zu. "Diese pinken Lippen laden doch förmlich dazu ein - kein Mann kann denen widerstehen."

Inzwischen wurden den Jungs ihre Getränke gebracht, die sie sich unison herunterstürzten. Rikki war es recht. Wenn sie erstmal ein paar Promille im Blut hatten, würden sie sich schon nicht mehr so genieren. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg.

"Trotzdem scheiße", muffte Dani und knallte sein Bierglas auf den Tisch. "Dass du auch noch meinen Bruder..."

Rikki lehnte sich zu ihm vor.

"Bist du verknallt in mich?"

Dani riss die Augen auf.

"Ich?" Er lachte auf. "Vergiss es."

Daraufhin konnte Rikki sich entspannt zurücklehnen.

"Na also. Und du?" Sein Blick richtete sich auf Togge. "Sind bei dir Gefühle im Spiel?"

Der Größere der beiden Brüder nahm es gelassener, auch wenn er ebenfalls schlecht gelaunt wirkte.

"Nie im Leben könnte ich mich in nem Kerl verknallen."

"Also." Rikki breitete die Arme aus. "Dann können wir doch auch ein Date zu dritt haben, ohne, dass irgendeiner seine scheiß Eifersucht auspacken muss. Oder?"

Die Blondinen schwiegen unentschlossen, was den Schwarzhaarigen genervt mit den Augen rollen ließ.

"Nun hört auf, euch wie kleine Mädchen zu benehmen. Ihr seid doch Jungs, oder?"

"Als ich das letzte Mal nachgeguckt habe, sah es ganz danach aus", erwiderte Togge trocken, fast gelangweilt mit seiner tiefen Stimme. Seine Körperhaltung - den Kopf in die Hand gestützt - war ebenfalls unerfreulich gleichgültig.

"Dito", stimmte Dani ihm nach wie vor pissig zu, aber darüber ärgerte Rikki sich ganz und gar nicht, im Gegenteil. Schließlich wusste er schon, wie er die beiden Pussys ein wenig aufrütteln konnte.

"Das glaub ich erst, wenn ich es selber gesehen habe", stellte er in den Raum und lockte Dani mit dem Finger zu sich her. "Komm mal zu mir, Spätzchen."

"'Spätzchen' sagst du zu mir auch immer", beschwerte Togge sich. "Sind wir für dich überhaupt Individuen?"

"Was denkst du denn?" Rikki lächelte süßlich. "Du bist für mich eher der kleine Sonnenschein, der ständig lächelt, während Dani auch mal so seine Lauen hat und dann seine Krallen ausfährt." Er warf dem Kleineren einen Kuss zu. "Wenn du einen Schmollmund ziehst, würd ich dich jedes Mal am liebsten an Ort und Stelle flachlegen."

Erstaunlicherweise sorgte diese Bekenntnis dafür, dass der Kleine ein wenig auftaute, was sich darin äußerte, dass er sich erhob und sich schließlich direkt vor Rikki aufbaute. Die Hände unschuldig hinter dem Rücken und auf den Fersen wippend, schaute er den anderen erwartungsvoll an.

"Du wolltest mich doch auf mein Geschlecht hin kontrollieren", erinnerte er ihn mit dem Anflug eines spitzbübischen Grinsens, das Rikki mal wieder verriet, was für ein kleiner Teufel dieser entzückende Bub doch in Wirklichkeit war. Nun reckte er auch noch sein Becken nach vorn, und Rikki lief schon förmlich das Wasser im Mund zusammen, so wie er den Schritt des Kleinen sah, der sich unter dem engen, dehnbaren Stoff der Leggings abzeichnete. Eigentlich wusste er schon jetzt ganz genau, was sich in seiner Hose befand, aber wenn man schon so ein verlockendes Angebot erhielt...

Ebenfalls grinsend schaute er Dani in die Augen, welcher seine Worte noch immer nicht zu bereuen schien, der Entschlossenheit, die in seinem Blick lag, nach zu urteilen. Deshalb ließ der Bassist sich nicht zweimal bitten, schnappte den Gummibund von Danis Leggings und zog ihn so weit von seinem Körper weg, dass es ein leichtes war, einen Blick in seine Hose zu erhaschen.

Sekundenlang starrte er voll offensichtlicher Gier, die Togge sich die Hand vor die Stirn schlagen ließ, auf das, was Dani zu bieten hatte, ehe er die Hose losließ und sie sich wieder an Danis schlanken Körper schmiegte. Der Kleine lachte und rieb sich die Eier.

"Du notgeiler Wichser hast mir auf den Schwanz gesabbert", stellte er fest und suchte nach dem Blick seines Bruders. "Der Kunde ist echt richtig pervers."

"Und du bist echt richtig männlich", stellte Rikki raunend fest und streichelte die schmalen Hüften seines vor ihm stehenden Häschens. Am liebsten hätte er ihn nun zu sich herangezogen und seine Wange an dessen Schritt gerieben, aber im Moment interessierte er sich doch mehr für den teilnahmslosen Togge, der sein Bierglas gelehrt hatte und herzhaft rülpste, so, wie es sich für einen Rüpel eben gehörte.

"Du bist dran", verkündete Rikki, um den anderen nun auch aus der Reserve zu locken, aber der schnaubte nur und winkte ab.

"Ach komm, du stehst doch voll auf meinen Bro, zisch mit ihm ab."

Etwas verwundert schaute Rikki an Dani empor, dann lächelte er aber wieder Togge an.

"Da hast du recht", erwiderte er mit dem Anflug eines Lächelns. "Aber das heißt nicht, dass du mich nicht ebenso sehr reizt."

"Mh."

Togge klang wenig überzeugt, was Rikki überhaupt nicht schmeckte.

"Lächel lieber für mich, das macht dich viel hübscher, als du ohnehin schon bist."

Und tatsächlich - ein kleines, aber feines Schmunzeln brachte seine rosigen Wangen zum Strahlen und zauberte ein Funkeln in seinen Blick. Komplimente zogen eben immer, auch bei Jungs.

"Na also", befand Rikki zufrieden und winkte ihn abermals zu sich heran. "Und jetzt komm her, ich will endlich wissen, ob du wirklich den Größeren hast." Er zwinkerte Dani zu. "Bei ihm hier ist ja eher alles klein und süß..."

Dani erwiderte dies mit gefletschten Zähnen und einem darauffolgenden, amüsierten Schmunzeln - es war also gar nicht so schwierig, die beiden Brüder von sich zu überzeugen. Dazu mussten sie noch nicht einmal wirklich betrunken sein. Ein Hormonrausch genügte völlig.

Togge rückte also an Danis Stelle. Auch er trug enge, schwarze Leggings, darüber allerdings noch eine zerschnittene, pink-schwarz-gestreifte Strumpfhose - der Junge hatte offensichtlich ein Faible für diese nuttige Farbe. Dani stand da eher auf schwarz oder rot, was ihm auch ausgezeichnet stand, schließlich war er wie gesagt Rikkis kleiner Teufel. Togge hatte es offenbar noch nicht auf die dunkle Seite verschlagen, was aber nicht bedeutete, dass er nicht auch mächtig verdorben war. Man musste diese Eigenschaft lediglich wachkitzeln. Und das tat Rikki, indem er ohne zu zögern einen Blick in Togges Hose warf. Er trug keine Unterwäsche, genau wie Dani, weshalb man die Form seines Schwanzes schon durch die zweite Haut hindurch hatte erahnen können. Er fragte sich, ob Mädchen das auch so handhabten, dass sie ohne Slip zu einem ersten Date kamen. War es denn nicht selbst verpönt, bei einem solchen zu knutschen? Er hatte in seiner Schulzeit mal so etwas aufgeschnappt und es für schwachsinnig befunden. Offenbar teilten die beiden blonden Brüder seine Meinung.

 

"Mh. Aha."

Diebisch grinsend lehnte Rikki sich zurück, nachdem er gesehen hatte, was ihm quasi schon gehörte. Dani und Togge musterten ihn neugierig.

"Und, wer hat nun mehr?"

Rikki schüttelte ungläubig den Kopf.

"Das wisst ihr nicht? Habt ihr denn noch nie nen Schwanzvergleich gemacht?"

"Nee." Togge grinste und schielte zu Dani. "Er hatte immer Schiss, dass er verliert."

"Verlierer gibts bei so was nicht", verkündete Rikki überzeugt. "Ich jedenfalls mag euch alle beide, und ich schlage vor, dass wir jetzt zum Auto gehen."

Das kam plötzlich, weshalb Dani und Togge zunächst ein paar fragende Blicke tauschen mussten. Würde der Bruder sich darauf einlassen? Schließlich konnten sie sich beide denken, wieso Rikki es nun plötzlich so eilig hatte und mit ihnen allein sein wollte. Konnten sie das tatsächlich genießen, wenn der eigene Bruder anwesend war?

Rikki jedoch ließ ihnen keine Zeit, nachzudenken, sondern stand auf, warf ein paar Münzen auf den Tisch und legte dann die Hände auf die Rücken seiner beiden Häschen, um sie in Richtung Tür zu schieben.

"Wenn ihr noch Durst habt, ich hab noch paar Schnäpse im Auto", versuchte er sie mit einem verheißungsvollen Schmunzeln zu locken, aber die Brüder folgten ihm ohnehin schon, war doch keiner von beiden gewillt, auf eine Nacht mit Rikki zu verzichten. Sie versprachen sich viel von ihm und seinen Liebhaberkünsten und beschlossen, schlicht und ergreifend alles auf sich zukommen zu lassen. Vielleicht würde es ja sogar ganz geil werden, dachte Dani im Stillen. Er würde tatsächlich noch einen Schnaps brauchen, aber wenn er besoffen war, würde er es wahrscheinlich tatsächlich interessant finden, Rikki dabei zuzusehen, wie er mit Togge zugange war. Die Lust hatte seine anfängliche Eifersucht erfolgreich zu verdrängen gewusst. Außerdem hatten ihnen ihre Eltern schon früher stets gepredigt, dass Brüder gefälligst miteinander teilen sollten.

 

Zunächst aber staunten die Jungs nicht schlecht, als Rikki sie zu einem alten, irgendwie schäbigen, aber doch protzigen, roten Cabrio führte.

"Ach, das ist also dein Abschleppwagen", erkannte Togge zugleich und grinste. "Mann, Riot, das ist echt offensichtlich, wozu der dient."

"Also, mich beeindrucken da aber eher andere Sachen", meinte Dani vieldeutig und zwinkerte Rikki zu, der schmunzelnd eine Schnute zog.

"Du hast lieber große Schwänze als große Autos, was?"

Dani schnippte mit den Fingern und zeigte auf Rikki.

"Hey, du hast es erfasst."

Während sie allesamt ausgelassen lachten, schwang Rikki sich hinter das Steuer und sah aus den Augenwinkeln, wie sowohl Dani als auch Togge Anstalten machten, sich der Beifahrerseite zu nähern.

"Setzt euch am besten hinten rein", schlug er vor. "Damit ihr nicht doch noch eure Schwänze vergleichen müsst, um herauszufinden, wem der Platz hier bei mir gebührt."

Für den Spruch erntete er die Mittelfinger der beiden, allerdings wurde sich gehorsam auf den Rücksitz gepflanzt. Kaum, dass die Brüder bequem saßen, ließ Rikki den Motor an und fuhr aus der Parklücke. Schließlich wollte er nicht riskieren, dass ihm seine Häschen noch im letzten Moment davonhoppelten. Erst, als sie sich schließlich in voller Fahrt befanden, konnte er das Gefühl, gleich zwei Jungs in einer Nacht klargemacht zu haben, wirklich genießen. Immer wieder warf er seinen kleinen Trophäen durch den Frontspiegel einen verstohlenen Blick zu und stellte jedes Mal aufs Neue fest, wie unglaublich er sich darauf freute, die beiden endlich auszupacken und zu vernaschen. Solche blonden Süßigkeiten fand er so schnell nicht wieder, auch wenn Schweden von hübschen Jungs nur so wimmelte. Für bisexuelle oder auch schwule Kerle war dieses Land das reinste Paradies. Er liebte es nicht zuletzt deswegen so sehr, hier zu leben.

 

Als er gerade an einer roten Ampel hielt und die Zeit nutzte, um seinen beiden Mitfahrern einen erneuten Blick via Spiegel zuzuwerfen, begann Dani plötzlich zu nörgeln.

"Sind wir bald mal da? Mir ist langweilig."

Togge, der sich eben noch die Lippen mit seinem pinken Gloss nachgezogen hatte, machte nun ebenfalls ein missmutiges Gesicht.

"Mir auch. Das Fahren nervt."

"Sorry, es dauert noch ein bisschen", entschuldigte Rikki sich, konnte sich aber ein schäbiges Grinsen partout nicht verkneifen, so wie er die beiden Kerlchen musterte, war ihm doch plötzlich ein Gedanke in den Sinn gekommen, wie ihn nur sein Schwanz hätte diktieren können. "Ihr könntest ja ein bisschen knutschen, um euch die Zeit zu vertreiben. Vielleicht ists dann nicht mehr so langweilig."

Eher würde ihm dann nicht mehr so langweilig sein, dachte er im Stillen, während er auf eine Reaktion seitens der Blondinen wartete. Die guckten jedoch nur ziemlich verdattert aus der Wäsche, sodass Rikki weiterredete.

"Wie viele Schnäpse braucht ihr denn, damit ihr das machen würdet?"

Doch da zuckte Dani bereits mit den Schultern und packte Togge an seinem Shirt, um sich zu sich heranzuziehen. In dieser Nacht taten sie ja ohnehin schon Dinge, die weit über ihren Horizont hinausgingen, weshalb es darauf nun auch nicht mehr ankam. Ihre Hemmungen hatten sie wohl in der Bar vergessen, oder aber Rikki hatte sie ihnen höchstpersönlich abgenommen, um nun auf seine Kosten zu kommen. Togge und Dani waren natürlich nicht so blöd, um nicht zu wissen, weshalb Rikki ihnen diesen seltsamen, perversen Vorschlag unterbreitet hatte, und da es sie ebenfalls ziemlich spitz machte, wenn sie Rikki aufgeilen konnten, begannen sie nun tatsächlich, sich lächelnd sanfte Küsse auf die Lippen zu drücken. Natürlich vergewisserten sie sich ständig, dass Rikki ihnen auch zusah, was dieser selbstverständlich tat. Er checkte sogar erst, dass die Ampel inzwischen grün war, als sich ihr Hintermann durch Hupen beschwerte, dass er nicht losfuhr. Ungestüm fuhr der Wagen an, während Dani befand, dass der Kuss mit seinem Bruder bei weitem nicht so unangenehm war, wie er angenommen hatte. Dessen Lippen waren ganz weich und zart und schmeckten nach dem Lipgloss.

"Togge schmeckt nach Erdbeeren", verkündete Dani belustigt und schaute aufmerksamkeitssuchend in den Frontspiegel, nur um dort direkt in Rikkis entschlossene, dunkle Augen zu blicken.

"Dann leck ihn ab, wenn du das so geil findest, Süßer."

Der Gitarrist lachte in sich hinein, und noch mehr lachte er, als der grinsende Togge zur gleichen Zeit wie er seine Zunge rausstreckte und sich die Spitzen unbeabsichtigt trafen. Der wilde Dani, der ja oftmals schon fast dominante Züge bei solchen Spielchen an den Tag legte, legte kurzerhand seine Hand um das Kinn seines Bruders und beeilte sich, ihm dann mit flinker Zunge den Mund abzulecken, was den Größeren zu Gelächter, Gequieke und zusammengekniffenen Augen animierte. Letzten Endes war es auch wieder Dani, der sich regelrecht auf seinen Bruder stürzte und ihm unverblümt die Zunge in den Mund schob.

Rikkis Blick entging ihm nicht, der die Belohnung für sein Tun war und ihm einen Platz in seinem Bett sicherte. Dann schlossen die beiden Jungs die Lider und küssten sich lange und innig, dabei stets im Hinterkopf behaltend, dass sie das nur für ihren Zuschauer taten. Es mochte irre seltsam sein, solche Dinge mit dem Bruder zu veranstalten, aber irgendwie war es auch schon wieder witzig - und jeder musste dem anderen zugutehalten, dass er gut küsste.

Als sie sich dann wieder voneinander lösten, wischten sie sich die besabberten Münder ab und rümpfen angewidert die Nase, während sie sich anlachten, denn so recht wollte keiner der beiden den Speichel des Bruders an seinen Lippen wissen, zumindest jetzt nicht mehr. In diesem Moment fiel ihnen auch auf, dass das Auto gar nicht mehr fuhr, aber auch, dass sie gar nicht vor Rikkis Haustür standen, sondern mitten auf irgendeinem Parkplatz, in vollständiger Dunkelheit.

Ehe sie irgendwelche Fragen stellen konnte, drehte Rikki sich zu ihnen um und sah sie voll unverhohlenem Begehren an.

"Bis nach Hause ist es zu weit", flüsterte er verschwörerisch und grinste. "Viel zu weit nach der Nummer, die ihr abgezogen habt. Und, wars denn geil?"

Sie wussten, was Rikki hören wollte, weshalb sie gleichsam nickten. Rikki war damit natürlich zufrieden.

"Also hat es euch auch so scharf gemacht wie mich?"

Anstatt abermals zu nicken, schob Dani seine Hand vorwitzig zwischen die Beine seines Bruders und betatschte dessen Schwanz. Kurz schimpfte sein Verstand deshalb mit ihm, aber dann war dieser wieder so weit weg wie eh und je, und nur noch Rikki zählte, der sich angemacht über die Lippen leckte und Dani verrucht ansah.

"Soll ich dir mal zeigen, wie dein Brüderchen abgeht, wenn ich es mir vorknöpfe?"

Das war es, was Dani insgeheim schon vorhin ziemlich interessiert hatte. Diese Fantasie mochte pervers sein, wie sie wollte, aber er bekam sie einfach nicht mehr aus dem Kopf, weshalb er Rikki ein bestätigendes Lächeln schenkte. Noch im selben Moment kam der Schwarzhaarige zu ihnen nach hinten, drängte sich zwischen die Blondinen und zog Togge auf seinen Schoß. Amüsiert schaute Dani dabei zu, wie rabiat Rikki mit ihm umging, wie er ihm die Oberbekleidung vom Leib zerrte und dann unverhohlen seinen Schwanz aus der Hose befreite, der daraufhin vorwitzig und tatsächlich ziemlich hart über den Gummibund linste. Noch spannender zu sehen aber war, wie Togge sich vergaß, als Rikki ihn umfing und seinen Hals küsste, dann wieder seine Lippen und dabei sein Becken gegen das des anderen drückte. Immer wieder taten sich Togges Lider einen Spalt weit auf und er lächelte Dani verträumt an, bis irgendwann tatsächlich Worte über seine Lippen kamen.

"Kümmer dich um meinen Bruder", murmelte er in Rikkis Ohr. "Er wird sonst wieder eifersüchtig."

Unverzüglich drehte Rikki sich mit Togge auf dem Schoß zu Dani und strich ihm etwas tapsig über die Wange.

"Das wäre dumm, Spätzchen. Ich hab dich doch ganz genauso lieb wie deinen schnuckeligen Bruder."

Dani, der natürlich auch nie um seine Flirtkünste verlegen war und wusste, wie er Rikki um den kleinen Finger wickeln konnte, sah aus großen Hundeaugen zu ihm empor.

"Dann zeig es mir." Er nestelte an seiner Hose herum und schließlich schamlos zog den Bund so weit herunter, dass er Rikki seine intimsten Stellen zur Schau stellen konnte.

Selbstverständlich war das Bitte genug, denn solche unverblümten Einladungen hätte wohl ein jeder Mann verstanden. Togge glitt halb von seinem Schoß, während Rikki abtauchte und sein Gesicht zwischen den Schenkeln des zweiten Bruders vergrub. Prompt warf Dani den Kopf zurück und genoss diesen unheimlich guten Blowjob an der frischen Luft, im Schutz der Nacht, in der Freiheit. Aber genau wie Togge zuvor musste auch er immer wieder nach seinem Bruder schauen, um dessen Reaktionen zu checken. Und als er ihn erwischte, wie er ihm keck mitten ins Gesicht grinste, hielt er ihm träge den Mittelfinger entgegen, bevor er überlegen zurückgrinste.

"Na, neidisch?"

Ehe Togge zu einer Antwort ansetzen konnte, hatte Rikki ihm schon den Arm um die Hüften gelegt und zog ihn näher zu sich heran, bis er direkt neben Dani saß, mit heruntergelassenen Hosen. Rikki kniete sich vor die beiden und funkelte sie hungrig an.

"Ich weiß, was wir machen könnten, damit keiner von euch beiden mehr eifersüchtig auf den anderen sein muss."

Kaum, dass er das ausgesprochen hatte, hielt er auch schon ihre beiden Schwänze in einer Hand und drückte sie aneinander, nur um anschließend seinen Mund darüber zu stülpen.

Togge und Dani seufzten gleichsam auf und rutschten noch ein weniger tiefer in ihre Sitze. Ja, das war ein Kompromiss, mit dem sie sehr gut leben konnten.

So stand einer geilen und heißen Sommernacht nichts mehr im Wege, in welcher sie den Rat ihrer Eltern, stets alles mit dem Bruder zu teilen, artig befolgten. Manchmal sollte man eben doch auf Mama und Papa hören. Die wussten hin und wieder tatsächlich am besten, was gut für einen war.

Allerdings beschlossen Dani und Togge, als sie am nächsten Morgen ohne Hosen in Rikkis Abschleppwagen aufwachten, diese Nacht als ihr Geheimnis zu belassen. Schließlich waren sie schon große Jungs, und Mama und Papa hätten sich sicherlich nicht so erfreut wie Rikki über ihre frivole Nummer gezeigt...

Testing Skills

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Unexplained Intentions

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Over And Over Again

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Trouble And Strife

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Awesome Trio

Awesome Trio

 

 

Zugegeben, Dani und Rikki hielten sich beide nicht für die besten Gitarristen auf Erden. Hin und wieder mochten sie zwar alle beide irgendwelchen Höhenflügen erliegen bedingt durch ein besonderes Erfolgserlebnis wie das Erschaffen eines tollen Riffs, aber alles in allem gab es immer Dinge, an denen sich noch feilen ließ.

Und dennoch machte es ihnen ziemlich viel Spaß, jenem Singer-Songwriter-Contest als Zuschauer beizuwohnen und sich über das Untalent einiger Kandidaten zu amüsieren. Hätte dieses Event nicht ausgerechnet in ihrer Lieblingskneipe stattgefunden, sie hätten sich jedoch wahrscheinlich nicht erst die Mühe gemacht, einen weiten Weg auf sich zu nehmen, nur um sich irgendwelche Männer und Frauen anzuschauen, die eher langweilten als unterhielten.

Dani zumindest gähnte bereits, als der erste Kandidat seinen etwas müßigen Applaus empfing und mit seiner Klampe abdampfte. Gegen gute Akustiksets hatte er nicht das Geringste einzuwenden, aber diese Darbietung war alles andere als gut gewesen, weshalb er Rikki auch einen etwas argwöhnischen Blick zuwarf, während dieser noch klatschte.

"Hat dir der Dreck etwa gefallen?", sprach er gegen den moderaten Krach an, und Rikki sah zu ihm herüber, hörte allerdings noch immer nicht auf zu applaudieren.

"Ich bin nur höflich", erklärte er mit einem schalen Lächeln. "Der arme Kerl kann doch nichts dafür, dass er nichts Besseres auf die Reihe bekommt."

"Ach, du und deine guten Manieren immer." Dani entfloh ein Seufzen, ehe er seinen Kopf an die Schulter seines Freundes lehnte und wenig enthusiastisch das erwartete, was auf der kleinen, eher improvisierten Bühne noch folgen mochte. "Du hast auch für jeden Scheiß Verständnis."

Rikki legte nun den Arm um Dani und schenkte ihm ein wissendes Lächeln.

"Genau das ist es doch aber, was du an mir magst."

Dani erwiderte darauf nichts, denn es gab dem einfach nichts hinzuzufügen. Es gab schließlich beinahe nichts, was Dani an seinem Freund störte, zumindest jetzt hatte er noch keinen solchen Aspekt an ihm entdecken können. Klar, manchmal nervte seine Vernunft, genauso oft, wie er sie schätzte, denn einer von ihnen beiden musste ja dafür sorgen, dass sie nicht in arge Schwierigkeiten gerieten. Und da Dani sein Temperament oftmals nicht so recht zu zügeln wusste, benötigte er jemanden an seiner Seite, der ihn, den kleinen Wildfang, zähmte. Und dafür hätte sich wohl niemand besser als Rikki geeignet. Ja, er konnte sagen, dass alles gut so, wie es war.

Erst, als der nächste Musiker die Bretter betrat, erwachte er aus seinen Gedanken bezüglich seiner Beziehung zu Rikki. Denn nun war er ziemlich beschäftigt damit, seine Augen zu gebrauchen, begann der Abend doch plötzlich doch ganz unterhaltsam zu werden. Schließlich wirkte dieser Kerl, welcher ebenfalls eine Gitarre bei sich trug, nicht halb so langweilig wie sein Vorgänger. Dani registrierte zunächst die engen, an den Knien zerrissenen Jeans sowie die silberne Kette, die an seinem Nietengürtel angebracht war, ehe er sich für die derben Stiefel interessierte sowie die Lederjacke. Das I-Tüpfelchen stellte aber wohl der schwarze Cowboyhut auf seinem Haupt dar. Dani mochte es nicht gemerkt haben, aber von der einen auf die andere Sekunde hatte sich seine komplette Aufmerksamkeit auf diesen Mann fokussiert. Dafür aber hatte Rikki Notiz von den offensichtlichen Gefühlsregungen seines Freundes genommen. Unbewusst hatte Dani den Kopf gehoben und rang Rikki ein Schmunzeln ab, da seine Blicke an nichts anderem mehr klebten als an dem Musiker. Es war niedlich, wenn Dani von etwas oder jemandem derart eingenommen wurde. Er wirkte dabei wie ein kleiner Junge mit seinen großen Augen und den vor Erstaunen leicht geöffneten Lippen. Aber 'unschuldig' war kein besonders gutes Wort, um Danis Charakter zu beschreiben, oh nein...

"Was für eine Überraschung", bemerkte Rikki, nachdem der Mann mit der Gitarre sich auf den bereitgestellten Hocker gepflanzt hatte und seine Gitarre auf seinem Schenkel ruhte. "Ein bekanntes Gesicht."

Kurz löste Dani seinen Blick von dem Musiker und schaute verwundert zu seinem Freund.

"Du kennst den Typen?"

Rikki nickte daraufhin.

"Das war dein Nachfolger an der Klampfe", erklärte er ihm. "Aber er ist schon vor vielen Jahren wieder aus der Band ausgestiegen."

"Stimmt." Dani rieb sich nachdenklich das Kinn. "Irgendwie kam er mir auch gleich bekannt vor."

"Du magst es vielleicht nicht sehen, da sein Gesicht durch die Hutkrempe im Schatten liegt, aber er ist ganz attraktiv", informierte Rikki seinen Freund beiläufig, da er der Meinung war, dass Dani das wissen wollte. "Hat ein Lippenpiercing. Und ein Nostril. Und vielleicht trägt er sogar noch den Undercut. Als er bei Sister ausgestiegen ist, hatte er eigentlich nicht mehr viel mit diesem Style zu tun, weshalb es mich echt wundert, dass er wieder so punkig rumläuft."

"Aha." Dani wirkte noch immer ziemlich verwirrt und zog eine Augenbraue empor. "Und du erzählst mir das alles, weil...?"

Rikkis verschwörerischer Blick traf auf seinen, während sich die Lippen des Bassisten zu einem breiten Grinsen ausbreiteten.

"...weil ich sehe, dass du ihn nicht ganz übel findest."

Am liebsten hätte Rikki laut aufgelacht, so wie er bemerkte, dass Danis Wangen mit einem Mal glühend rot wurden. Es brachte auch nichts, dass er schnell sein Gesicht abwandte und dezent peinlich berührt in eine andere Richtung schaute. Rikki hatte die verräterische Farbe längst gesehen. Und er labte sich daran, denn es geschah nicht oft, dass Dani sich für irgendetwas schämte.

"Gar nicht wahr", verteidigte er sich trotzdem etwas kleinlaut und mit recht belegter Stimme. "Das bildest du dir bloß ein."

"Aber Dani." Rikki war so frei und legte neuerlich den Arm um seinen Freund, um ihn gnadenlos an sich zu ziehen. "Ich hab doch Augen im Kopf. Deine Blicke vorhin haben mir verraten, dass du Lestat für den schönsten Mann im Raum hältst."

"Das stimmt doch gar nicht!" So wie er schon fast sauer auffuhr, warfen die um sie herum sitzenden Leute ihn missgestimmte Blicke zu, woraufhin er mit gedämpfterer Stimme fortfuhr. Doch auch ein Zischen verfehlte seine Wirkung keineswegs. "Du bist für mich der schönste Mann im Raum, Rik! Und niemand anderes." Sein Blick senkte sich reumütig. "Tut mir echt leid, falls es anders ausgesehen hat..."

"Gut, dann hältst du Lestat eben für den zweitschönsten Mann", fasste Rikki zusammen. Inzwischen hatte Lestat begonnen, seinen ersten Song zu spielen, was Dani aber wohl gar nicht so recht mitbekam, da er so sehr mit sich zu hadern hatte. Dabei brauchte er dies doch gar nicht zu tun! Rikki wollte nicht, dass er sich für seine Gefühle schämte, weshalb er schon behutsamer seinen Arm um seine Schultern legte. "Das ist okay, Süßer. Du musst es nicht leugnen, nur weil du Angst hast, ich könnte dir dafür böse sein. Denn das bin ich nicht."

Dani schaute nun verwundert zu ihm auf.

"Nicht?"

"Nö." Guter Dinge begutachtete Rikki Lestat, welcher in seinen Song vertieft schien. Er musste sagen, dass er seine Sache wirklich nicht übel machte. Schon bei Sister hatte er mit seinen guten Songwriterqualitäten brilliert. Einen Hit wie 'Would you love a creature' würde wohl außer ihm niemand zustande bekommen. "Du darfst ruhig noch andere Männer neben mir sexy finden. Denn so lange du nur mich liebst..."

"Das tue ich", beeilte Dani sich zu sagen und legte seine Hand bekräftigend auf Rikkis Unterarm. Für einen Augenblick lang sahen die beiden Männer sich an, ehe Danis Blick wieder in die Ferne schweifte. "Trotzdem...ich will nichts von ihm. Ich will von niemandem etwas außer von dir."

Im Grunde stimmte das sogar - Dani hatte an keinem anderen Kerl derart großes Interesse wie an Rikki. Nur bei seinem Anblick bekam er dieses Kribbeln im Bauch und dieses aufregende Herzklopfen, und das war es auch, was Rikki zu etwas ganz Besonderem für ihn machte. Doch leider gab es in seinem Universum eben doch noch andere Männer - aber nicht etwa solche, die so besonders für ihn waren wie sein Freund. Es passierte ihm allerdings hin und wieder, dass er sich auf animalische Weise für den ein oder anderen gutaussehenden Kerl interessierte. Und einer von dieser Sorte war ohne Frage Lestat. Dani hatte sofort gespürt, wie dieser seine Lendengegend ansprach und dieses böse Tier in ihm weckte, welches sich danach verzehrte, etwas Spaß mit diesem wildfremden Kerl zu haben. Und das, obwohl Rikki ihm auch im Bett alles gab, was er brauchte. Mann, er würde es wohl auch nie lassen können. Niemand würde ihm diese Macke austreiben können, nicht einmal Rikki.

Was dieser natürlich wusste. Er kannte seinen Freund besser, als dieser glaubte, zumal sie hin und wieder gemeinsam Kerle abcheckten, genauso wie Frauen. Einfach, weil es Spaß machte, Menschen zu bewerten und die Unterschiede ihrer Geschmäcker zu erkunden. So stand Rikki doch eher auf alles, was klein und süß war, egal, ob männlich oder weiblich, und Dani mochte vor allen Dingen große, schlanke Männer mit dunklen Haaren und diversen Piercings oder Tattoos. Und das war gut so. Kein Grund also für Rikki, eifersüchtig zu werden. Denn nur die Gefühle zählten - und nicht das, wonach sich der Schwanz sehnte.

Er wusste, dass Dani nicht die volle Wahrheit gesagt hatte. Er sah es in den Augen seines Freundes, wann immer er es sich erlaubte, Lestat bei seinem Spiel zuzuschauen. Pure Abenteuerlust funkelte in seinem Blick, was Rikki zudem erzählte, dass heute alles ein wenig anders war als sonst, wenn sie in einem Straßencafé saßen und die Passanten beobachteten.

Dani wollte diesen Kerl. Er wollte ihn nicht nur anschauen, nein, er verzehrte sich nach einer gewissen Körperlichkeit, und das, obwohl er diesem Mann noch nicht einmal ins Gesicht gesehen hatte. Offenbar hatten ihm bereits seine Statur, sein Klamottenstil sowie seine männlichen Hände genügt, um ihn wuschig zu machen. Oh, Rikkis kleiner Dani - was für ein Schlingel er doch war. Der Bassist kam aus dem Schmunzeln partout nicht mehr heraus und setzte stets schnell sein Pokerface auf, wann immer Dani ihm abschätzend ins Gesicht sah. Offenbar hatte er bemerkt, dass Rikki etwas im Schilde führte. Nur was, das sollte er noch nicht sofort erfahren. Rikki jedoch hatte längst für sich entschieden, dass er Lestat nach dem Ende der Veranstaltung fragen wollte, was er denn mit seinem Freund angestellt hatte...

 

Lestat sollte den Wettbewerb für sich entscheiden, was Rikki wie auch Dani kein bisschen verwunderte. Der strahlende Sieger nahm seinen Pokal entgegen und schenkte den Zuschauern zum Dank für den Applaus einen Luftkuss, und dieses Mal klatschte sogar Dani mit, lange und ausgiebig. Rikki stieß an seiner Stelle einen huldigenden Pfiff aus, was dafür sorgte, dass Lestat kurz genau in ihre Richtung schaute. Prompt blitzte Erkennen in seinen Augen auf, doch der Moment währte nicht lange. Wenige Augenblicke später war Lestat schon mit erhobener Gitarre davongerauscht und in der Dunkelheit verschwunden.

"Ich geh mal aufs Klo", meinte Dani beiläufig, so wie es für ihn nichts mehr zu gucken gab und erhob sich.

"Mach mal", stimmte Rikki dem zu, welchem das ganz gelegen kam. "Ich hol mir derweil ein Bier."

Damit hatte er noch nicht einmal geflunkert, denn es zog ihn tatsächlich zur Bar. Dass an dieser auch gerade Lestat hockte und sich einen Schnaps gönnte, konnte ja genauso gut ein dummer Zufall sein...

 

War es allerdings nicht. Rikki hatte es natürlich nur darauf angelegt, seinem ehemaligen Bandkollegen zu begegnen. Schließlich musste er ein Hühnchen mit ihm rupfen - wobei Dani davon nichts mitbekommen sollte. Das Ganze würde auf eine Überraschung für ihn herauslaufen - vorausgesetzt, Lestat spielte mit. Woran Rikki allerdings keine sonderlich großen Zweifel hegte, war sein ehemaliger Kumpel doch schon früher immer für einen geilen Spaß zu haben gewesen. Er bezweifelte, dass aus Lestat ein erwachsener Langweiler geworden war. Spießigkeit passte schlichtweg nicht zu ihm. Und welcher Schwede war schon ein Kind von Traurigkeit? Noch nicht einmal Rikki, der trotz seinem Sinn für Vernunft hin und wieder doch einmal über die Stränge schlug...

So nahm er den Hocker neben Lestat für sich ein, orderte in aller Ruhe ein Bier und beäugte dann den Mann mit dem Cowboyhut.

"Na, altes Haus?", grüßte er ihn mit einem freundlichen Lächeln. "Lange nicht gesehen und doch wiedererkannt. Und das, wo du wieder innen wie auch außen Rockstar bist."

Lestat wirkte nicht im Geringsten verwundert über die Begegnung, schließlich hatte er Rikki samt seines blonden Anhängsels vorhin im Publikum schon ausgemacht. Dass er nun mit ihm anstoßen wollte, hatte er sich bereits gedacht.

"Ich hatte mal ne Phase, während er ich geglaubt habe, erwachsen werden zu müssen", erklärte er Rikki ohne Umschweife und drehte sein Schnapsglas auf dem Tresen. Er wirkte beinahe ein wenig nachdenklich, allerdings auch dezent distanziert; etwas, das Rikki nicht so recht in den Kram passte, schließlich sollte sein Vorhaben auch glücken. "Aber das war Unsinn. Ich bin wieder der alte."

Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen, welches Rikki erwiderte. Vielleicht wurde der Kerl doch ein bisschen zugänglicher. Falls nicht, würde er es spätestens nach zwei, drei Schnäpsen sein.

"Ich kann also annehmen, dass du keine Spaßbremse geworden bist?"

Rikki musterte ihn prüfend mit schiefgelegtem Kopf, was Lestat nur dazu animierte, sein Glas, in welchem eine goldgelbe Flüssigkeit funkelte, in die Höhe zu heben.

"Seh ich so aus, Mann? Ich hab das Saufen ganz bestimmt nicht verlernt."

"Und das Vögeln?"

Lestat lachte lauthals auf aufgrund dieser unerwarteten Frage und klopfte Rikki kameradschaftlich auf die Schulter.

"Was soll denn dieser forsche Scheiß? Mann, natürlich weiß ich noch, wie man vögelt, ich bin schließlich keine hundert!" Nun war es jedoch an ihm, süffisant zu grinsen und Rikki abschätzend anzuschauen. Das Eis schien somit gebrochen, trotz der langen Zeit, in welcher die beiden sich aus den Augen verloren hatten. "Und was ist mit dir? Noch alles fit im Schritt?"

Es war tatsächlich fast wie früher - über Themen weit unter der Gürtellinie hatten sich alle Bandmitglieder schon immer gern unterhalten. Daran merkte Rikki noch deutlicher, dass Lestat im Grunde noch immer einer von ihnen war.

"Natürlich", verkündete der Bassist guter Dinge und nippte an seinem Bier, Lestat dabei nicht aus den Augen lassend. "Alles fit und gesund, so wie es sein sollte."

"Freut mich." Das nahm Rikki dem anderen sogar ab, denn es klang aufrichtig. "Und das, obwohl du doch inzwischen unter der Haube bist, oder?"

Interessant - Lestat lenkte das Gespräch ganz von allein in die Richtung, die Rikki ohnehin einschlagen wollte. Besser konnte es gar nicht mehr werden, zumal die Chemie zwischen den Männern stimmte. Eine gute Voraussetzung für das weitere Verfahren des gewieften Bassisten.

"Gut beobachtet." Rikki schenkte seinem Kumpanen ein vielsagendes Schmunzeln, was Lestat auf die gleiche Manier erwiderte.

"Der kleine Blonde, welcher erst bei dir war, mh?"

"Korrekt."

Der ehemalige Gitarrist zog eine Schnute und wirkte zu Rikkis Zufriedenheit gewissermaßen interessiert.

"Glückwunsch", sagte er jedoch, anstatt gleich in irgendein vermeintliches Fettnäpfchen zu treten. "Er ist süß."

Rikki hob eine Augenbraue.

"So, findest du?"

Prompt machte Lestat eine hektische, abwehrende Geste.

"Also, versteh mich nicht falsch, ich mein ja nur-"

"Schon in Ordnung", versuchte Rikki ihn mit gelassener Stimme zu beschwichtigen. "Du kannst es ruhig zugeben. Ich weiß, das ist schwierig, Dani hat es ja auch geleugnet, dass er dich ziemlich faszinierend findet." Er schaute Lestat direkt ins Gesicht. "Aber seine Augen haben mir die Wahrheit verraten."

Wie erwartet wirkte Lestats Miene, als würde er nicht so recht wissen, wovon Rikki redete. Doch der Bassist half seinem ehemaligen Kollegen nur zu gern auf die Sprünge.

"Ich bin eigentlich nur hergekommen, um dich zu fragen, was du mit meinem Freund gemacht hast." Salopp tätschelte er die Schulter des anderen. "Du hast ihm ziemlich den Kopf verdreht, weißt du?"

"Was?" Lestat blickte regelrecht schockiert aus der Wäsche. "Das wollte ich nicht, wirklich..."

"Wie gesagt, es ist schon in Ordnung", wiederholte Rikki warm seine Worte. "Du sagst, du findest ihn auch niedlich?"

"Also..." Lestat suchte hektisch den Boden ab. Offenbar hatte Rikki ihn nun doch in Verlegenheit gebracht, was bei einem Kerl wie Lestat kein allzu leichtes Unterfangen darstellte. "Was ich von ihm gesehen habe, war in der Tat niedlich, ja..."

"Gut." Rikki klang nun entschlossener denn je. "Dann hättest du Bock darauf, ihn mit mir gemeinsam zu vernaschen?"

Während Lestat aufgrund dieser Frage fast vom Schemel kippte, musste Rikki feststellen, dass er tatsächlich nicht den geringsten Zweifel an seinem Vorhaben hegte. Er war ohnehin niemand, der sonderlich viel mit solch lästigen Gefühlen wie Eifersucht anfangen konnte, aber dies war selbst für ihn ziemlich gewagt. Um ehrlich zu sein hatte er jedoch schon ein paar Mal mit dem Gedanken gespielt, einen anderen Kerl ins Boot zu holen um sich daran ergötzen zu können, wie dieser seinen genauso schnuckeligen wie nimmersatten Freund fickte, doch bisher war dies nur ein Hirngespinst geblieben. Bis eben Lestat auf der Bildfläche erschienen war, gleich einem Wink des Schicksals. In dieser Nacht sollte es passieren, und nur dass Rikki bedingungslos an die Liebe seines Freundes glaubte machte dieses abenteuerliche Unterfangen möglich.

Blieb nur noch die Herausforderung, Lestat seine Hemmungen zu nehmen.

"Du machst Witze", behauptete der Vampirprinz und deutete passend dazu ein Lächeln an, welches jedoch erstarb, so wie Rikki den Kopf schüttelte.

"Nein, keineswegs", erklärte er ihm und beugte sich weiter zu ihm vor, um ihn aus großen Augen gewinnend anzusehen. "Wir würden uns beide sehr freuen, wenn du einer heißen Nacht zustimmen würdest."

Zugegeben, Lestat schnappte ziemlich dümmlich aussehend nach Luft und wusste gar nichts mehr zu sagen, aber das musste er auch nicht - Dani hatte die Verrichtung seines Geschäftes inzwischen beendet und stand plötzlich hinter den beiden Männern, aus dem Nichts erschienen wie ein Geist. Und mit einer Miene, als könnte er kein Wässerchen trüben.

"Redet ihr von mir?"

Anstatt ihm diese Frage zu beantworten, begann Rikki, die beiden anderen sich einander bekannt zu machen.

"Mein Schatz, das ist Lestat. Lestat, das ist Dani." Und mit einem wissenden Schmunzeln fügte er raunend hinzu: "Dein heimlicher Groupie."

Rikki sah, dass Dani ihm am liebsten widersprochen hätte, doch er blieb still und lächelte dafür verhalten, so wie er Lestats Hand nahm.

"Freut mich", meinte der Cowboy seinerseits mit einem waschechten Casanovalächeln und nahm nun sogar den Hut ab, wodurch Dani endlich seine Gesichtszüge in voller Pracht bewundern konnte. Der Gesamteindruck seiner Statur hatte nicht zu viel versprochen - dieser Mann entsprach wirklich genau Danis Ansprüchen. Trotz Make Up wirkte er alles andere als feminin, und seine beiden Piercings sowie sein Undercut verliehen ihm etwas ungemein Wildes, Ungezähmtes. Der Blonde musste sich eingestehen, dass er auf ihn stand, auf diese unanständige Weise, für die er sich verurteilte. Schlimmer aber noch war, dass Lestat ihn ebenfalls so vielsagend anschaute. Vielsagend und irgendwie - lüstern.

Rikki drängte sich von hinten gegen Lestat und flüsterte ihm irgendetwas ins Ohr, von dem Dani nicht wusste, was es war, aber das darauffolgende Nicken des ihm noch Fremden hatte etwas sehr Entschlossenes. Im nächsten Moment schon hatte Lestat seine behandschuhten Hände auf seine Wangen gelegt und musterte sein Gesicht nun in aller Ausgiebigkeit.

"Ich werde Rikki heute Nacht dabei helfen, es dir richtig zu besorgen", säuselte er süßlich mit einem schiefen Schmunzeln im Gesicht, was dafür sorgte, dass Dani das Blut in den Adern gefror. Obwohl er kaum mehr zu atmen in der Lage war, huschte sein Blick hin zu Rikki, der ihn fast mit demselben Ausdruck in den Augen wie Lestat anlächelte.

"Lass es ruhig zu", ermutigte er seinen Freund. "Sieh es als kleines Geschenk meiner Liebe an dich. Und als Vertrauensbeweis."

Dani wusste, dass er wohl noch etwas Zeit würde brauchen, bis er sich mit dem Gedanken angefreundet hatte, gleich zwei solche tollen, gutaussehenden Männer als Spielgefährten zur Verfügung gestellt zu bekommen. Noch erschien ihm die komplette Situation unwirklich, und sie tat es selbst dann noch, als sie zu Dritt ihre Wohnung betraten und zugleich das Schlafzimmer ansteuerten, während er links und rechts einen Mann an der Hand hatte. Nein, es war nicht so, dass es sich für ihn falsch anfühlte, ganz und gar nicht - schließlich gehörte solch eine Begebenheit zu seinen geheimen feuchten Träumen. Aber es war dennoch sehr seltsam, dass Rikki tatsächlich dazu bereit war, ihn zu teilen.

So lange er denken konnte, wurde er diese Gedanken nicht los. Doch dann packte sein Freund ihn und pinnte ihn auf die Matratze, und ab da verabschiedete sich sein Verstand und machte ganz und gar dem Platz, was schon vorhin danach gestrebt hatte, endlich an die Oberfläche driften zu dürfen.

Doch es war nicht so, dass er nichts mehr von dem wahrnahm, was um ihn herum passierte; im Gegenteil, er registrierte sogar den auffordernden Blick, den Rikki Lestat zuwarf, während er noch immer Danis Hände auf die Matratze gedrückt hielt. Er bemerkte, dass die beiden ein eingespieltes Team waren und sich blind verstanden.

Es bedurfte keinerlei Worte; schon bald waren da zwei Paar Hände auf seiner bloßen Haut und zwei heiße Münder, die sich über seinen Körper hermachten. Ihre Lust offenbarte sich in dem Rhythmus ihrer Atemzüge und dem harten Fleisch, das er schon bald zu spüren bekam. Zwei Schwänze waren es, die sich gegen seine Oberschenkel drückten, und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er diese beiden Prachtstücke sich am liebsten gleichzeitig in ihn treiben gespürt, aber nicht jede geile Fantasie ließ sich so einfach umsetzen. Es genügte ihm zudem schon, seinem geliebten Rikki in die Augen sehen zu können, während Lestat sich über seinen Schoß beugte und ihn nach bestem Wissen und Gewissen verschlang.

Jegliche Hemmungen waren erloschen, und auch das sah Rikki in dem Blick seines Freundes, welcher es so sehr genoss, das Objekt der Begierde zweier Männer zu sein. Ja, er konnte behaupten, dass er es schier liebte, zu sehen, wie ein anderer Kerl seinem Liebsten so große Lust bescherte. Vielleicht machte ihn der Gedanke an, dass Dani den Hals schlichtweg nicht vollbekam und er gar nicht genug Schwänze um sich herum versammeln konnte. Vielleicht aber war es auch das bloße Bild, welches sich ihm bot. Denn es war einfach nur herrlich mit anzusehen, wie der ebenfalls hemmungslos gewordene Lestat schon bald über das Blondinchen kam und es ohne irgendwelche Restbedenken fickte, während Dani Rikkis Hand ganz fest hielt.

Doch es reichte dem Bassisten nicht, den bloßen Zuschauer zu mimen. So führte er das zu Ende, was Lestat begonnen hatte und befriedigte seinen Freund oral, wodurch Dani eine unwiderstehliche Doppelstimulation erfuhr und kaum mehr wusste, wie ihm geschah.

So etwas hatte er noch nie erlebt, und wahrscheinlich würde er so etwas auch nie wieder erleben. Aber noch währte der Augenblick, noch hielt ihn seine grenzenlose Erregung in festem Griff aufgrund dieser beiden Teufel, die sich an ihm labten und ihm die Hölle heiß machten.

Noch konnte er ihn genießen, wodurch er Rikki zu tiefstem Dank verpflichtet war, da dieser allein ihm dieses Erlebnis ermöglicht hatte. Allerdings war er dazu nur in der Lage gewesen, weil er wusste, dass er auf Danis Liebe blind vertrauen konnte.

Covered In White

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Cursed Aura

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hope Brings Despair

Hope Brings Despair

 

 

Hübsche Mädels gab es ganz ohne Frage überall auf der Welt. Natürlich stachen insbesondere die schwedischen Frauen aus der Masse der holden Weiblichkeit hervor, und dies auch rein objektiv betrachtet, nicht nur Rikkis Meinung nach. Fast jeder stand auf Blondinen, egal, wie heftig der betreffende Mann es auch zu bestreiten vermochte. Denn schwedische Frauen waren nicht nur blond, nein, sie verfügten auch über attraktive Gesichtszüge und ein strahlendes Lächeln.

Dies mochte auch einer der Gründe sein, weswegen Rikki seine Heimat ziemlich vermisste, wenn er gerade durch die Weltgeschichte gondelte und jeden Tag in einer anderen Stadt mit seiner Band abstieg. Nichts und niemand konnte ihm schließlich jene blonden Schönheiten ersetzen. Allerdings änderte er seine Meinung diesbezüglich hin und wieder - immer dann, wenn er in den Clubs anderer Länder ebenfalls auf nett anzusehende Damen stieß. Hübsche Frauen gab es eben reichlich, was er auch bei einem Bier in einer tschechischen Kneipe feststellen durfte. Hübsche Jungs hingegen waren rar gesät, und deshalb glichen diese auch vierblättrigen Kleeblättern - selten und deshalb so unendlich kostbar. Als Bisexueller mit einem Faible für fast feminine Schönheit hatte man es eben nicht immer leicht.

Aber dieser Abend war auch nicht dafür prädestiniert, um bisexuell zu sein. Schon seit einiger Zeit nämlich hingen Rikkis verstohlene Blicke an diesem niedlichen Mädel mit den brauen Locken und dem ziemlich knappen Minirock. Bisher schien sie noch keinerlei Notiz von ihrem Verehrer genommen zu haben - vielleicht, weil ihre Freundinnen sie zu sehr von ihrem Umfeld ablenkten, oder aber auch, weil sie gar kein Interesse an Kerlen hatte, zumindest nicht in dieser Nacht. Dies jedoch hätte Rikki äußerst bedauert. Denn er dürstete nahezu nach einem kleinen Abenteuer, nachdem er seit Tourbeginn abstinent gelebt hatte. Wie lange reisten sie nun schon durch Europa? Zwei Wochen, vielleicht sogar drei. Zeit für ihn also, jemanden aufzureißen.

 

Er liebäugelte noch mit dem Gedanken, einfach zu der Schönen hinüberzugehen und sie anzusprechen, als sich ein schwarzgekleideter, junger Mann aus der Menge der Feiernden schälte, förmlich aus dem Nichts kommend und mit einem Lächeln auf ihn zuschritt. Rikki bemerkte in dessen Blick, dass er ihn zu kennen schien, weshalb der Bassist ins Grübeln kam, wo er diesem Gesicht schon einmal begegnet sein könnte. Er kam allerdings nicht drauf, denn der größte Anteil seiner Aufmerksamkeit gebührte noch immer der schönsten Frau im Saal. Jedoch löste er seinen Blick widerwillig von ihr, als der Bekannte-Unbekannte sich zu ihm gesellte.

"Du auch mal hier?", laberte er ihn prompt an, auf Englisch, was Rikki darauf brachte, dass es sich bei dem Kerl nicht um einen Schweden handelte. Ganz kurz davor war er, des Rätsels Lösung zu finden.

"Ja", erwiderte er, auch wenn er am liebsten gefragt hätte, wer dieser Typ war. Doch obwohl er zugegeben ganz gut aussah, so schweiften seine Blicke abermals in die Ferne und seine Gedanken ebenfalls. "Prag ist ganz cool, muss ich sagen."

"Ich weiß, ist ja auch meine Heimat."

Rikki sah dem Kerl nun direkt in die Augen. Nach wie vor umspielte ein feines Lächeln das schmale Gesicht des Typen, der nur minimal kleiner war als er selbst und zudem eine ähnliche Statur wie er sein eigen nannte. Man konnte fast sagen, dass er derselbe Typ war wie Rikki. Und somit eigentlich nicht der Fall des Bassisten...

"Ach Gott, klar!" Nun fiel es Rikki plötzlich wie Schuppen von den Augen und er schlug seinem Gegenüber genauso übermütig wie kameradschaftlich auf die Schulter. "Du bist Touby, oder? Touby Line, oder?"

"Lane", berichtigte der andere mit einem etwas frechen Schmunzeln. "Schön, dass du dich sogar noch halbwegs an mich erinnerst, wo wir damals im Paunchy Cats doch eher Konkurrenten als Freunde waren."

Wow, Paunchy Cats...das war 2008, als vor acht langen Jahren - kein Wunder, dass Rikki ziemlich staunte, da Touby sich im Grunde nicht sonderlich verändert hatte. Im Gegensatz zu ihm. Seit ein paar Jahren war sein Style etwas gedeckter und er glich nicht mehr einer Glamrockpüppi. So ein flamboyantes Aussehen überließ er anderen.

"Der ganze Zwist war unsinnig", konstatierte Rikki nun locker, während er mit den Augen schon wieder nach seinem Mädchen suchte. "Wir haben beide in kleinen Vorbands gespielt und an Größenwahn gelitten."

"Genau, ihr wart damals auch ziemlich scheiße, nicht nur wir." Touby nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche und bemerkte nun Rikkis Blick, der angestrengt über die Menschenmenge glitt. "Suchst du jemanden?"

"Nein, nein", wehrte Rikki prompt ab, wohl wissend, dass Touby ihm dies nicht ganz abnehmen würde. Und so war es schließlich auch - so wie Rikki seine Angebetete entdeckte, blieb auch Toubys Blick an dieser kleben und ein anerkennender Pfiff kam über seine Lippen.

"Heißes Luder, huh?"

"Na ja..."

Rikki lächelte verschämt, obwohl er keinerlei Grund dazu hatte. Er war ein alter Aufreißer und machte selten einen Hehl aus seinen Frauengeschichten, aber wenn jemand seine geheimen Machenschaften von sich aus aufdeckte, dann gefiel ihm das gar nicht. Ebenso wenig gefiel es ihm im Augenblick, dass Touby ihm mit der flachen Hand die Brust tätschelte. Fast so, als wären sie beste Kumpels. Aber er erinnerte sich nur zu gut daran, dass der Kerl, der damals noch ein Junge gewesen war, schon früher dazu geneigt hatte, etwas aufdringlich zu werden. Insbesondere bei ihm...

"Sprich sie doch mal an", schlug Touby vor, welcher nun so nahe bei ihm stand, dass die Wärme seines Körpers auf Rikki abstrahlte und sein Atem seine Wange kitzelte. "Was hast du denn zu verlieren? Nichts, also."

"Dazu müsste ich mich in den gackernden Hühnerhaufen drängen", gab Rikki zu bedenken. "Irgendwie habe ich darauf keinen Bock."

Just in diesem Moment allerdings löste sich das von Rikki auserwählte Mädchen von seinen Freundinnen, um an der Bar per Fingerzeig neue Drinks zu ordern. Das war auch der Augenblick, in dem Touby Rikki einen festen Schubs in den Rücken gab.

"Tipp von nem Tschechen", flüsterte ihm jedoch ins Ohr, nachdem er ihn paradoxerweise wieder am Arm zurückhielt. "Begrüß sie mit 'Hey, Hajzl!'. Darauf stehen die meisten Frauen."

Rikki hatte natürlich keine Ahnung, was dieses witzig klingende Wort bedeuten sollte, aber ihm blieb auch keine Zeit, um sich danach zu erkundigen. Touby drängte ihn regelrecht vorwärts, und er hatte schließlich keine andere Wahl mehr, als sich der Schönen zu nähern.

Sein Lächeln wirkte etwas unbeholfen, so wie sie ihn endlich bemerkte. Aus der Nähe betrachtet war sie sogar noch hübscher als aus der Distanz - ihre Haut wies einen leichten Goldschimmer auf, was ihr einen südländischen Touch verlieh. Und ihre Augen waren dunkel und groß. Ganz zu schweigen von ihrer Oberweite, weshalb Rikki es nicht verhindern konnte, dass seine Blicke kurz in ihren offenherzigen Ausschnitt fielen. Doch dann sah er ihr direkt in die Augen und brachte mit einem gewinnenden Lächeln die beiden von Touby vorgeschlagenen Worte hervor.

"Hey, Hajzl..."

Für einen Augenblick geschah gar nichts. Dann erst wurden die ohnehin schon großen Augen der Dame noch größer und ein fassungsloser Ausdruck erwuchs auf ihrem Gesicht, der im Bruchteil einer Sekunde in nichts anderes als Empörung umschlug.

Hastig wirbelte sie herum, sodass ihre langen Locken ihm ins Gesicht peitschten und machte sich eilig davon, nur um den armen Rikki, der nicht wusste, was er falsch gemacht hatte, mit ungläubiger Miene stehen zu lassen.

Hatte er dieses seltsame Wort so verkehrt ausgesprochen? Oder wieso hatte sie so heftig reagiert?

Das nächste, was er in seiner Verwirrung tat, war, sich zu Touby herumzudrehen. Der Kerl lehnte noch immer an der Wand, einen Fuß gegen eben jene gestemmt und trug ein breites, schadenfrohes Grinsen im Gesicht, als er Rikki mit seiner Bierflasche zuprostete.

Rikki beschlich ein böser Verdacht. So begnügte er sich nicht damit, den anderen von weitem frohlocken zu lassen, sondern kam mit großen Schritten auf ihn zu und baute sich mit ärgerlichem Blick vor dem noch immer grinsenden Kerl auf.

"Du hast mich verarscht, Mann!", brüllte er ihn an und packte ihm am Kragen, um ihn kurz zu schütteln und ihm das Grinsen aus der Visage zu wischen, was ihm kurzzeitig auch gelang, stand Touby die Überraschung doch ins Gesicht geschrieben. "Du hast mich voll verarscht; du beschissener Blödmann!"

Touby nahm es allerdings gelassen. Als Rikki ihn aus seinem Griff entlassen hatte, richtete er sich seine Bandana, die er um die Stirn trug und hielt dem sauren Blick des anderen stand.

"Was bist du auch so vertrauensselig?", warf er Rikki nach wie vor amüsiert vor. "Du kennst mich doch, ich vermassel anderen gerne die Tour."

"Du tust gerade so, als wären wir alte Kumpels!", fuhr Rikki ihn an, auch wenn er merkte, dass es nichts brachte, Touby zu maßregeln. "Dabei kann ich mich kaum an deine Fresse erinnern."

"Komm schon, Rik." Der andere tätschelte ihm den Arm und Rikki sah das verschwörerische Funkeln in seinem Blick. "Du hast damals sogar mit mir rumgeknutscht. Entweder du warst so besoffen, dass du dich tatsächlich nicht mehr daran erinnern kannst, oder aber du willst dich nur nicht mehr erinnern."

Rikki schwieg beleidigt. Natürlich konnte er sich noch an jene Begebenheit erinnern, aber er hatte keine große Lust dazu, sich die Situation ins Gedächtnis zu rufen. Denn viel zu lange danach hatten ihn Jamie und die anderen damit aufgezogen, dass er mit dem tschechischen Loser rumgemacht hatte. Er bereute es, trotzdem der Kerl wahrlich nicht schlecht geküsst hatte. Ganz und gar nicht schlecht.

"Komm mal wieder runter", meinte Touby, als Rikki nur noch stocksteif dastand und mit den Zähnen knirschte. "Das ist doch nun auch kein Weltuntergang. Wie wärs, wenn ich dich zur Entschädigung auf ein Bier einlade?"

"Fünf Biere wären angebracht", murmelte Rikki, folgte Touby aber dennoch zu einer kleinen Sitzecke, wo sie es gemütlicher hatten, und das, obwohl der Bassist noch nicht einmal wusste, ob er überhaupt Zeit mit diesem Mann verbringen wollte. Aber Touby war einer, der einem schlichtweg keine andere Wahl ließ. Und der stets bekam, was er wollte.

 

Da Rikki noch immer einen ziemlich betrübten Eindruck machte aufgrund seines geplatzten Sexunterfangens, als sie sich an ihrem ersten gemeinsamen Bier festhielten, versuchte Touby ihn abermals aufzumuntern.

"Hey, ich sag dir was."

Rikki hob mäßig neugierig den Blick.

"Tschechische Frauen sind nicht gerade empfehlenswert. Sei froh, dass das mit ihr nichts geworden ist."

"Und das soll ich dir glauben, ja?"

"Ja." Touby schmunzelte, während er seine Bierflasche auf dem Tisch drehte. "Halte dich lieber an mich."

Was sollte denn das für eine krumme Tour werden?

"Ach, und tschechische Jungs sind besser als tschechische Frauen?"

"Nicht unbedingt", relativierte Touby mit zuckenden Mundwinkeln. Inzwischen waren seine Ärmel hochgerutscht, und Rikki konnte einen Blick auf seine tätowierten Arme erhaschen. Etwas, das er damals noch nicht besessen hatte, was ihm allerdings sehr gut stand. "Aber ich küsse schließlich ganz gut, weshalb ich vielleicht die bessere Wahl bin als diese Trulla."

"Ja", verkündete Rikki in sarkastischem Ton. "Und du bist vor allen Dingen viel niveauvoller. Schon klar."

"Nein, nein." Touby schüttelte den Kopf und sah Rikki dann direkt an. "Niveauvoller bin ich bestimmt nicht, im Gegenteil. Ich würde eher sagen, dass ich ganz genauso billig sein kann wie diese Weiber, weißt du?"

Nun hatte er doch noch mächtig Eindruck bei Rikki geschindet, denn mit dieser Offenbarung hätte der Bassist wohl am wenigsten gerechnet. Schließlich gab es im Grunde niemanden, der sich selbst auf diese Weise hinstellte. Niemanden außer Touby natürlich. Was diesen Touby ziemlich speziell machte. Er mochte eigentlich nicht Rikkis Typ sein, aber dieser mochte den frechen Charme des Kerls und auch die Tatsache, dass er kein Allerweltsgesicht sein eigen nannte. Und wahrscheinlich konnte ihn niemand auf diese zugleich bittende wie selbstbewusste Art und Weise ansehen wie er es tat.

Obwohl Rikki ziemlich viel an Touby gefiel, so beschloss er aber dennoch nicht auf dessen Worte einzugehen, denn das hatte er sich nicht verdient. Zudem beschäftigte den Bassisten noch etwas ganz anderes.

"Was heißt dieses 'Hajzl' denn nun wirklich?"

Anstatt Touby ihm jedoch eine eindeutige Antwort zukommen ließ, lächelte er ihn nur geheimnisvoll an.

"Finds doch raus..."

Rikki rollte genervt mit den Augen.

"Und wie soll ich das machen? Darauf, das Internet nach einem tschechischen Wörterbuch zu durchforsten, habe ich nun ehrlich keinen Bock."

Doch das brauchte er auch nicht, denn er hatte ja Touby. Touby, der sich nun zu ihm vorbeugte und dem irritierten Rikki drei einfache, englische Worte gegen die Lippen hauchte.

"Fuck my Hajzl..." Mit einem Schmunzeln zog der Tscheche sich zurück und schaute Rikki mit erwartungsvoller Miene an. "Na? Was könnte das sein, mh?"

Rikki konnte es kaum fassen, wie ungeniert dieser Kerl sich an ihn heranschmiss. Inzwischen war ihm klar geworden, wieso er die brünette Schönheit hatte ausstechen wollen - um selbst einen Stich bei ihm zu landen. Und nun konnte der Bassist sich auch denken, mit was er die Dame begrüßt hatte. Wie peinlich...aber nun zählte nur noch Touby und Rikkis Wille, ihn noch ein wenig hinzuhalten.

"Beschreib es mir genauer", meinte er gefasst. "Vielleicht errate ich es dann."

Touby ging lasziv grinsend gerne darauf ein.

"Es ist heiß und eng und bisexuelle Männer lassen es sich wesentlich lieber penetrieren als heterosexuelle Frauen." Er legte den Kopf schief. "Es ist ein Teil meines Körpers, welchen du unbedingt kennenlernen solltest."

"Du nimmst den Mund ja ganz schön voll", bemerkte Rikki, musste nun aber ebenfalls keck schmunzeln. "So was wie Schamgefühle kennst du nicht, oder?"

"Nicht, wenn mir ein Kerl gegenübersitzt, von dem ich genau weiß, dass er mich gut vögeln würde."

Hiermit hatte der Tscheche also den Beweis erbracht, dass er wirklich ziemlich billig war und sich nicht davor schämte, anderen Kerlen regelrecht seinen Arsch zur freien Verfügung darzubieten. Bei einer Frau hätte Rikki ein solches Verhalten wohl nicht zu erwarten brauchen - und das, obwohl er dieser Tour ziemlich viel abgewinnen konnte.

Hübsche Mädels mochte es überall auf der Welt geben, aber derart unerschrockene Jungs, die zudem auch noch gut aussahen, waren ein rares Gut. Etwas, das man sich nicht einfach entgehen lassen konnte, wie Rikki dachte, als er seine Beute an der Hand aus dem Club führte, um ein wenig allein mit ihr zu sein.

Last Day On Earth

Last Day On Earth

 

 

Wenn die Dunkelheit sich allmählich über die schneebedeckten Bäume legte war dies für Jamie jedes Mal ein fast magisches Ereignis. Er liebte die freie Natur, und wenn er in dem Moment ein Teil von ihr sein konnte, als sie sich schlafen legte, dann bedeutete es ihm wirklich viel. Mit der Dunkelheit kam auch diese ein wenig unheimliche Ruhe, die nur ab und an von den Rufen eines Käuzchens durchschnitten wurde. Um diese Uhrzeit waren die meisten Skifahrer oder Wanderer bereits in ihren Hütten, genossen wahlweise einen kräftigen Schnaps oder einen Kakao und ließen den Abend geruhsam ausklingen. Und das war gut so, denn Jamie mochte jene Augenblicke, in welchen er keiner Menschenseele begegnen musste. Wäre Cari nicht zugegen gewesen, er hätte sich womöglich wie der einzige Mensch auf Erden gefühlt. Doch sein bester Freund saß direkt neben ihm und teilte sein die Nacht bewunderndes Schweigen, während sie langsam in der Gondel der Seilbahn in Richtung Tal tingelten.

"Das ist echt der beste Urlaub seit Langem", meinte Jamie irgendwann leise, jedoch ohne Cari anzuschauen. Zu sehr faszinierte ihn der Ausblick, der sich ihm bot. Zudem war von seinem Freund unter den dicken Winterklamotten ohnehin nicht viel zu sehen. Er war dick eingemummelt, genau wie Jamie selbst, denn diesen Temperaturen ließ sich nicht auf andere Weise trotzen.

"Ich dachte immer, du magst eher Wärme, Sonne und Meer."

Cari schaute Jamie ebenfalls nicht an. Denn dort oben, an diesem klaren, kalten Winterhimmel hingen ein paar vereinzelte, auf sie hinabfunkelnde Sterne, die ihnen kein Licht zu spenden vermochten, aber für eine gewisse Gemütlichkeit inmitten der Finsternis sorgten. Sofern man von Gemütlichkeit sprechen konnte, wenn man wie die beiden Freunde auf einer harten Gondelbank hockte und fürchtete, sich den Arsch abzufrieren.

"Stimmt, ich bin eher jemand für einen Griechenlandurlaub", erwiderte Jamie. "In Schweden ist es schließlich das ganze Jahr über kalt, da will man nicht noch seinen Urlaub hier verbringen." Er machte eine kurze Pause, in der er abermals die Schönheit der ihn umfangenden Natur in sich aufsog. "Aber das hier bekommst du nicht in Griechenland und auch nicht in Spanien. Das bietet einem nur Schweden. Und es ist schön. Verdammt schön."

Den ganzen Tag über waren die beiden Männer auf ihren Snowboards bergab gerast und ganz bestimmt nicht nur einmal im Schnee gelandet, mit dem Gesicht voran. Das hatte zwar keinem von ihnen etwas ausgemacht, aber sie trotz allem ziemlich ermüdet. Deshalb sehnte sich Cari gewissermaßen nach seinem Bett. Oh, er durfte gar nicht darüber nachdenken, ansonsten wurde der Wunsch nach einer weichen, warmen Schlafgelegenheit übermächtig.

"Wir sollten das nächstes Jahr wiederholen", fuhr Jamie fort, der noch nicht halb so schläfrig wie sein Freund wirkte. "Unbedingt."

"Du willst nochmal einen Doppelpärchenurlaub machen?", hakte Cari recht überrascht nach und musterte nun doch erstaunt den dick eingepackten Jamie, von dessen Gesicht man kaum mehr sah als die Augen, in denen sich nun sein Unverstehen zeigte.

"Warum denn nicht?"

"Weil Nina vielleicht nicht begeistert davon ist? Hast du sie denn schon mal gefragt?"

Jamie wandte das Gesicht ab.

"Wer weiß, was bis nächstes Jahr überhaupt so passiert ist."

"Ach, meinst du, sie könnte dann bereits deinen kleinen Jamie austragen?"

Beinahe erschrocken schaute Jamie seinem Freund in die Augen, um die herum sich kleine Lachfältchen gebildet hatten. Als sich Skepsis in den Blick Caris mischte, bemühte er sich rasch um einen etwas weniger panischen Gesichtsausdruck.

"Keine Ahnung", sagte er dazu schnell, so gleichgültig klingend wie möglich. "Man wird seh-"

Das letzte Wort blieb ihm jäh im Hals stecken, als ein kräftiger Ruck durch die Gondel fuhr, in welcher sie saßen. Gerade so konnte Jamie sich an einer der Streben festhalten, um nicht direkt von der Bank geschleudert zu werden. Cari erging es nicht viel anders, doch dieser klammerte sich nicht nur an eine Strebe, sondern hatte auch Jamie an seinem Anorak gepackt, damit dieser sich nicht verletzte. Als sich ihre heftig klopfenden Herzen wieder allmählich beruhigten, mussten sie gleichsam eine Feststellung machen.

"Wir bewegen uns nicht mehr", äußerte Jamie schließlich das, was auch Cari dachte und blickte aufgebracht aus dem Fenster, um einen Blick auf die restlichen Gondeln zu werfen. Auch diese verharrten in Stillstand.

"Shit, die haben das Teil abgestellt!", fluchte Cari und schaute sich hektisch um. "Was machen wir denn nun?"

Jamie schien seine Frage gar nicht für bare Münze zu nehmen.

"Alles nur, weil du unbedingt noch eine Abfahrt machen musstest", warf er seinem Freund vor und funkelte ihn ärgerlich an. "Bestimmt ist es inzwischen Mitternacht oder sogar noch später."

"Wärst du mal schneller gelaufen und hättest dich nicht diese dämliche Schneeballschlacht angezettelt, hätten wir es auch noch geschafft."

Sauer blickte Cari in eine andere Richtung und verschränkte die Arme vor der Brust. Jamie und Konfliktsituationen, das passte in den seltensten Fällen zusammen. Man konnte einfach nicht mit ihm diskutieren - er musste immer gleich unsachlich werden. Und schreckte nicht davor zurück, einem Vorwürfe zu machen. Nun gut, das wäre vielleicht kein Problem gewesen, hätte Cari nicht ganz ähnlich in dieser Beziehung getickt. Oftmals keiften sie sich schrecklich an und zielten immer weiter unter die Gürtellinie ihres Konkurrenten, wenn ihnen etwas gegen den Strich ging. Nur um sich dann urplötzlich in die Arme zu fallen und sich zu zeigen, dass es eigentlich keine Rolle spielte. Dass sie es eigentlich gar nicht darauf abgesehen hatten, den anderen zu verletzen. Dass sie sich nur über sich selbst ärgerten.

Doch heute passierte nichts dergleichen. Niemand schoss scharf mit Worten, denn die Situation wusste beide eindeutig zu verunsichern. So wie Panik in Cari aufflammen wollte aufgrund seines Kopfkinos, rief er sich zur Ruhe, atmete tief durch und wandte sich dann an Jamie.

"Wie wärs, wenn wir die Bergrettung anrufen?"

"Wenn du Empfang hast..."

Den hatte Cari freilich genauso wenig wie Jamie, was der Sänger wusste. Abermals machte sich Ratlosigkeit breit. Ratlosigkeit, aber vor allen Dingen auch Sorge. In Jamies Falle äußerte sich diese Nervosität darin, dass er begann, angespannt an seinem Schal zu knabbern, was Cari stets an das Verhalten eines Kleinkindes erinnerte. Gottseidank war dies aber auch das einzige, was Jamie von einem Kleinkind behalten hatte. Ansonsten war er ein richtiger Kerl, der mit Cari mühelos mithalten konnte.

Leider genügte es ihnen im Moment auch nicht, richtige Kerle zu sein. Das Problem ließ sich schlichtweg nicht lösen. Nicht vor morgen früh.

"Gut, dann können wir also die ganze Nacht hier drin sitzen", fasste Cari missmutig zusammen und schaute Jamie an. So wie er diesen an seinem Schal lutschen sah, rollte er mit den Augen und zog ihm das Ding aus dem Mund.

"Ey!", echauffierte Jamie sich daraufhin und zog ein so empörtes Gesicht, dass Cari sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. "Das beruhigt mich!"

"Baby-Jamies Stresskompensationsmethoden."

Für diesen Spruch musste er es sich gefallen lassen, dass Jamie ihm die Mütze barsch bis über die Augen zog. Es war wirklich abstrus, wenn er näher darüber nachdachte - gerade eben noch hatten sie sich beinahe in die Wolle gekriegt, und jetzt alberten sie schon wieder fast ausgelassen herum. Ihn beschlich das Gefühl, das mit Jamie an seiner Seite alles halb so schlimm war und sich alles überdauern ließ. Selbst eine Winternacht in einer Seilbahngondel in mehreren Metern Höhe.

Lange war den Männern jedoch nicht nach irgendwelchen Spielereien zumute - Jamie hockte schon bald wieder schweigend da und drehte angestrengt Däumchen, wobei Cari ihm zusah. Denn gewissermaßen wusste ihn die Gleichmäßigkeit dieser Tätigkeit ebenfalls zu beruhigen.

Mit einem Mal stoppte Jamie und schaute Cari dafür bedeutungsschwer in die Augen.

"Und was, wenn wir in dem Ding abstürzen?"

Der Drummer runzelte die Stirn.

"Meinst du, es ist so baufällig?"

Jamie hob die Schultern.

"Man kann nie wissen."

Jamie war ein Idiot. Er wandte Stimulierungstechniken an, die ihn beruhigen sollten, aber im Gegenzug streute er mit Worten Panik. Cari zumindest vermutete, dass kein Däumchendrehen mehr seine angespannten Nerven zu beruhigen gewusst hätte. Der Gedanke daran, was alles passieren konnte...

"Okay", sagte er schließlich düster. "Falls irgendetwas zu knacken beginnt, springe ich lieber gleich runter, als auf das Unglück zu warten."

Als hätte er es mit seinen Worten heraufbeschworen, drang ein Knirschen an die Ohren der beiden Männer, das sie erschrocken die Augen aufreißen ließ. Im nächsten Moment erhob sich Cari.

"Das wars dann wohl..."

Ein Griff an seine Jacke hielt ihn von seinem Vorhaben ab, welches er ohnehin niemals in die Tat hätte umsetzen können. Denn er mochte sein Leben eigentlich recht gern. Er mochte die Tatsache, dass er dieses Leben mit dem besten Freund verbringen durfte, den man sich wünschen konnte. Nie und nimmer hätte er das freiwillig weggeworfen. Der Tod hätte ihn schon von selbst holen müssen, wenn er ihn wollte.

Als er sich zu Jamie umdrehte, starrte dieser ihn panisch an.

"Nicht!", flehte er ihn an. "Ich brauche dich noch."

"Wenn wir ohnehin gleich abstürzen, brauchst du mich nicht mehr."

Caris Worte hatten kälter und abgebrühter geklungen, als er es selbst bezweckt hatte. Am liebsten hätte er sich bei Jamie dafür entschuldigt, als dieser betrübt die Lider senkte, Caris Jacke jedoch sicherheitshalber nicht losließ. Selbst dann nicht, als der Drummer wieder neben ihn auf die Bank rückte und ihm tröstend eine behandschuhte Hand auf die Schulter legte.

"Wir könnten theoretisch auch zusammen springen", schlug er vor. "Falls es dir damit besser ginge."

"Nun hör doch auf, an Selbstmord zu denken!" Jamie hielt sich nun nicht mehr zurück und brüllte seinen Freund verzweifelt an. "Wir packen das schon. Irgendwie."

Cari musste leise lachen.

"Du hast doch damit angefangen, Horrorgeschichten zu erzählen."

"Na und", murmelte der Sänger in seinen Schal. "Deshalb musst du dich noch längst nicht umbringen."

Jamie hatte natürlich Recht. Selbstmord war keine Lösung, selbst in scheinbar ausweglosen Situationen nicht. Denn solange man an seinem Leben hing, solange hegte man auch Hoffnung darauf, dass alles wieder gut wurde. Und so erging es gerade dem Drummer: Er hoffte, dass alles wieder ins Lot kam. Dass sie gerettet wurden. Oder irgendwie die Nacht überdauerten. Gemeinsam. Wäre er allein gewesen, hätte er sich wahrscheinlich tatsächlich zu einer Dummheit hinreißen lassen. Aber nicht, wenn Jamie neben ihm saß, ganz egal, wie entmutigt dieser auch aussehen musste. Wie entmutigt und betrübt.

"Ist dir kalt?", fragte Cari nach einer Weile des angestrengten Grübelns nach und erntete daraufhin ein gleichgültiges Schulterzucken von Jamie.

"Ich werde es überleben."

"Wir könnten uns aneinander kuscheln", schlug Cari arglos vor, wofür er einen äußerst erstaunten Blick von Jamie erntete. Noch immer hingen einzelne Schneekristalle an seinen langen Wimpern, und ihm fiel auf, dass die Kälte auch seine langen Haare regelrecht vereist hatte. Silberne Strähnen standen ihm überraschend gut. Besser zumindest als Cari.

"Sorry, war ja nur ein Vorschlag", beeilte der Drummer sich zu sagen, als Jamie ihn eine halbe Ewigkeit aus großen Augen anschaute. "Musst mir deswegen nicht gleich an die Gurgel springen."

Jamie ließ es gut sein. Das Erstaunen erlosch in seinen Augen und machte einer fast melancholischen Ruhe Platz. Einer Verletzlichkeit, die Cari verriet, dass Jamie irgendetwas durch den Kopf ging, das sehr eng mit seinem Herzen verbunden war. Ein Gedanke, so intim und gleichzeitig so abwegig, das er ihn noch nicht einmal selbst wahrhaben wollte. Angesteckt von dieser schwermütigen, ja fast sehnsüchtigen Stimmung kam Cari eine Frage in den Sinn.

"Was würdest du eigentlich noch einmal tun wollen, bevor du stirbst?"

Jamies Blicke irrten durch die Nacht, suchend nach den rechten Worten, die er jedoch nirgends fand. Nicht da draußen und nicht in sich selbst. Es gab nur diese falschen Worte, die er eigentlich um keinen Preis der Welt aussprechen wollte. Doch sein Blick, der sich schließlich an Caris Augen heftete, verriet seinem Freund bereits so viel. So viel, dass es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Wahrheit war. Ein kleiner Schritt, so schwer zu gehen und so voller Bedeutung. Jamie nämlich kannte die Antwort auf Caris Frage nur zu gut, denn ein Gedankenexperiment dieser Art war ihm alles andere als fremd. Er war ein grüblerischer Mensch, der das ein oder andere Mal über seinen oder auch den Tod eines anderen nachgedacht hatte. Und in dem Zuge hatte ihm sein Herz längst erzählt, was es sich sehnlichst wünschte, bevor es ein für alle Mal zu schlagen aufhören würde.

"Ich würde dich gern einmal küssen", hörte Jamie sich sagen, während ihm vor Aufregung leicht schwindelte und eine in ihm eine ungekannte Hitze aufstieg, die von Scham aber auch Leidenschaft rührte und die noch heftiger zu brennen begann, so wie sein Blick sich auf Caris Lippen senkte.

Ja, er wollte das. Er meinte jedes Wort, das er eben ausgesprochen hatte, ernst. Ganz egal, wie unsicher er sich auch fühlte, jetzt, wo er sein Herz vor Cari offengelegt hatte. Er war nun sensibler als sonst, was auch der Drummer ahnte, weshalb er nach den richtigen Worten in seinem so verwirrten Kopf suchte.

"Jamie, ich...wir werden nicht sterben heute Nacht", wisperte er und streckte die Hand aus, um endlich, endlich eine der vereisten Strähnen seines Freundes zu berühren, auch wenn er ihre Kälte derer unter seinen behandschuhten Fingern nicht spüren konnte. "Wir werden befreit werden, ganz bestimmt."

"Vor ein paar Minuten noch hast du nicht so optimistisch geklungen", erwiderte der Sänger und sah Cari bedeutungsschwer an. "Sonst hättest du mir auch nicht so eine Frage gestellt."

Kaum merklich presste der Drummer die Lippen aufeinander. Er wusste partout nicht, wie er reagieren sollte in Anbetracht von Jamies besonderem Wunsch, von dem er nie gedacht hätte, dass sein Freund ihn hegte. Er wusste, dass Jamie ihn mochte, sehr mochte sogar, aber so...auf diese Weise?

"Was wäre denn dein letzter Wunsch?", fragte Jamie alsbald behutsam nach, genauso mutig wie unsicher klingend. "Falls du so einen hast."

Cari mochte ein ebenso nachdenklicher Mensch sein wie Jamie, aber den Gedanken an eine Situation wie diese hatte er stets erfolgreich verdrängen können. Deswegen hegte er auch keinen Wunsch. Zumindest keinen, den er schon vor ein paar Tagen, Wochen oder gar Monaten gekannt hatte. Erst jetzt, ganz spontan, keimte eine Sehnsucht in ihm auf, die regelrecht aus ihm heraussprudelte.

"Ich würde meine letzten Minuten am liebsten mit dir verbringen", offenbarte er seinem besten Freund und legte seine Hände auf dessen Schultern, während er ihm schon sekundenlag ohne zu blinzeln in die Augen schaute. "Denn vielleicht...werden wir dann gemeinsam wiedergeboren. Zur gleichen Zeit, am gleichen Ort. Das würde ich mir wünschen. Mehr als alles andere."

Im nächsten Moment versuchte Cari verzweifelt, seinen Blick von Jamies Gesicht abzuwenden, denn er wollte es nicht sehen, das Glitzern in den Augen seines Freundes. Er wollte nicht mit derartigen Gefühlen behelligt werden. Der Gedanke daran, Jamie zu Tränen gerührt zu haben, kam ihm äußerst befremdlich vor, ja beinahe beängstigend. Aber nicht lange, denn dann war da Jamies Hand, die sich auf seine Wange legte, und Jamies Gesicht, das sich langsam seinem näherte. Der schöne Sänger hielt die Lider gesenkt, denn für ihn gab es nur noch die Lippen seines Freundes, so verlockend weich und warm in dieser eiskalten Winternacht, in welcher sie die letzten Menschen auf Erden waren.

Auch wenn Cari gewollt hätte, er hätte ihm seinen Wunsch nicht abschlagen können. Er konnte dem Wissen schlichtweg nicht mehr widerstehen, dass Jamie seine Nähe spüren wollte, auf eine der intimsten Arten, weshalb er sich automatisch zu ihm vorlehnte und behutsam mit geschlossenen Augen mit seinen Lippen nach denen des anderen tastete. So wie sie etwas sehr zartes, weiches berührten, krallten sich Jamies Finger fest in seine Jacke.

Wie ein elektrischer Stromschlag fuhr das Gefühl durch den Körper und das Bewusstsein Jamies. Nein, nicht nur dieses wundervolle Gefühl war es, sondern auch die Gewissheit, dass es Caris Lippen waren, die seine sanft liebkosten, so vorsichtig, als wäre Jamie ein wertvolles Juwel, das bei zu viel Grobheit jäh zerbrach. Doch im Gegenzug erwiderte der Sänger den Kuss ebenso achtsam. Allerdings nicht, weil er befürchtete, dass Cari sonst kaputt ging, sondern weil sie sich erst auf diese Weise kennenlernen mussten und die ganz spezielle Intimität zwischen ihnen nur langsam wuchs. So erkundeten sich ihre Münder sacht, fast zärtlich, während die beiden Männer sich an die Empfindungen gewöhnten, die sie sich gegenseitig schenkten. Es mochte im ersten Moment seltsam anmuten, seinen besten Freund zu küssen, aber seltsam hieß nicht schlecht. Auf absurde Weise fühlte es sich sogar richtig an, fast so, als hätte diese Form der Nähe schon immer zu ihrer Freundschaft gehört, ohne je ausgelebt zu werden.

Es war schön. Wunderschön. Und aus der Schönheit wurde ein Übermut ohne Gleichen, so wie Jamie Mut bewies und es wagte, seinen Mund leicht zu öffnen und mit seiner Zunge über die empfindliche Unterlippe seines Freundes zu gleiten.

Überwältigt aufgrund dieses sinnlichen Gefühls umfing Caris Hand Jamies Hinterkopf, während sein Körper sich näher an den des anderen schob, um in seiner Wärme Zuflucht zu suchen. Die kleine Barriere namens Hemmung, die eben noch vor zwischen ihnen gestanden hatte, existierte nicht mehr länger, und da es sie nicht mehr gab, konnten sie sich immer offener einander hingeben. Jamies Lippen schmeckten nach Schnee, Kälte und Vertrauen, und so wie Cari mit seiner Zunge über sie glitt, dauerte es nicht lange, bis er gegen den ein wenig feuchten, weichen Muskel des anderen stieß. Anstatt jedoch auszuweichen, begannen die beiden Spitzen sich träge zu umkreise, bis sie sich in einer stummen Absprache in Jamies Mundhöhle zurückzogen, um dort ihr Spiel weiterzuspielen, allerdings wesentlich forscher und übermütiger. Sie tanzten einen wilden Reigen, schmiegten sich verlangend aneinander, während die beiden Männer sich fest im Arm hielten und immer wieder sehnsüchtig in den Kuss brummten in ihrem Verlangen nach mehr, so viel mehr. Der Duft des jeweils anderen betörte sie genauso wie der süße Geschmack des Speichels, der sich vermischte und ihre Lippen benetzte.

Umso feuchter der Kuss anmutete, desto heftiger kribbelte es in Jamies Lenden. Nur er selbst wusste, dass er mehr auf Männer stand als auf Frauen. Dementsprechend groß war seine Lust auf die Nähe und Zärtlichkeit eines Kerls, und er drängte sich ganz nah an seinen Freund heran, als dieser ihn derart verlangend küsste, dass der atemlose Sänger kaum mehr mithalten konnte. Doch er wollte das Gefühl nicht mehr missen, hatte seine Zunge doch in der Caris ihren liebsten Spielgefährten gefunden. Aber als er schließlich schwer nach Atem rang, löste sein Freund sich von sich aus von ihm, allerdings nur so weit, dass sich ihre Münder noch immer fast berührten.

Und als sie sich daraufhin tief in die Augen sahen, verrieten sie sich ohne jedes Wort, was passieren würde, wenn sie wieder frei waren.

Wenn sie nackt auf dem Schaffell vor dem knisternden Kamin in der warmen Hütte lagen, würde es wieder nur sie beide geben. Nur sie und ihre Gefühle. Und nichts sonst.

Unkept Promises

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Painful Realisation

Painful Realisation

 

"I was born to tell you I love you

And I am torn to do what I have to

To make you mine

Stay with me tonight"

 

 

Das Läuten seines Handys holte Jamie allmählich aus dem Schlaf. Es dauerte allerdings eine Weile, ehe er wach genug war, um überhaupt zu realisieren, was gerade passierte. Zunächst hatte sich der nervige Klingelton in seine Träume eingeschlichen und war in die Geschichte eingesponnen worden, welche sein Hirn ihm erzählte, doch so, wie er langsam zu sich kam, stellte er fest, dass sein Mobiltelefon tatsächlich Krawall verursachte. Mitten in der Nacht. Minutenlang.

Seine erste Maßnahme, das Teil zum Stillschweigen zu bewegen, bestand darin, das eingehende Gespräch schlichtweg abzublocken. Anschließend erfüllte Stille den Raum, was Jamie innerlich aufseufzen ließ, war er schließlich noch ziemlich schlaftrunken und sehnte sich noch nach ein wenig Ruhe. Morgen würde ein anstrengender Tag ins Haus stehen, für den er fit sein musste. Die Presse wartete darauf, ihm sowie dem Rest der Band ein paar Fragen zu ihrem neuen Album zu stellen.

Jedoch war das Handy nur für ein paar einzelne Sekunden verstummt - alsbald begann es abermals, mit einer Durchdringlichkeit seinen Klingelton abzuspielen, dass Jamie glaubte, ihm müsse der Kopf platzen. Kein Wunder also, dass er schließlich äußerst wutentbrannt nach seinem Gerät grabschte, um noch grimmiger Tims Namen auf dem Display zu lesen. Er wappnete sich dafür, ihm eine mächtige Tirade zu halten, während er den Balken mit dem Daumen zur Seite zog und sich anschließend das Teil ans Ohr hielt. Er würde dafür sorgen, dass Tim es bereute, ihn um diese Uhrzeit anzurufen.

"Bist du noch ganz bei Trost?", brüllte er seinen Kumpel prompt an, ohne sich mit Begrüßungsfloskeln aufzuhalten. "Was fällt dir ein, mich mitten in der Nacht mit einer derartigen Penetranz anzurufen, dass-"

"Verflucht, halt die Fresse, Anderson!", schallte es ihm mit einer seiner Tonlage ebenbürtiger Entschlossenheit entgegen, was Jamie so nicht erwartet hätte. "Oder ist dir dein Schönheitsschlaf wichtiger als dein bester Freund?"

"Mein bester Freund?" Jamie reagierte äußerst verwirrt. Er wusste lediglich, wen Tim mit bestem Freund meinte, war doch allseits bekannt, wer von den Bandmitgliedern ihm am nächsten stand. "Hör auf, in Rätseln zu sprechen, Mann. Was ist mit Cari?"

Eine nagende Unruhe beschlich ihn, denn schließlich sprach ein nächtlicher, dringender Anruf eine eindeutige Sprache. Ihm wurde prompt klar, dass es sich dabei um nichts Gutes handelte. Dass Tim schlechte Neuigkeiten hatte.

Vor Furcht zog sich ihm der Magen zusammen. Vor Furcht konnte er kaum mehr atmen.

"Cari hatte einen Unfall mit seinem Auto", haspelte Tim atemlos. "Es scheint ziemlich schlimm zu sein..."

Jamie hatte das Gefühl, als würde sein Herz aufhören müssen, zu schlagen. Die ganze Situation erschien ihm so irreal, wie aus einer schlechten Soap in die Realität verfrachtet. All seine Sinne waren wie eingefroren und sein Geist wirkte wie in Watte gepackt. Da waren nur diese ihre Kreise ziehenden, schrecklichen Vorahnungen sowie dieses furchtbare Gefühl, keine Macht zu besitzen, aber dafür eine übergroße Portion Angst. Nichts weiter als Angst.

"In-in welchem Krankenhaus liegt er?", brachte Jamie gerade noch so mit seinem letzten Fünkchen Verstand über die Lippen. Zu seinem Glück war Tim noch in der Leitung, der ihm den Namen der Klinik nannte und im selben Zug auch Etage sowie Zimmernummer. Kaum, dass er alle wichtigen Informationen erhalten hatte, ließ Jamie das Handy auf seine Bettdecke sinken. Er hatte noch nicht einmal aufgelegt, doch das spielte im Moment keine Rolle. Hellwach und gleichzeitig wie ferngesteuert wuselte er durch den Raum, auf der Suche nach Shirt und Hose, um dann kaum angezogen in seine Schuhe zu schlüpfen und zur Tür zu hasten. Im letzten Augenblick schnappte er sich noch seinen Schlüssel, ehe er die Treppe heruntereilte.

Als ihn vor dem Haus die Nacht umfing, wurde ihm klar, wie aufgelöst er war. Wie sein Atem in der kühlen Luft flirrte. Die Ungewissheit fraß ihn auf. Was war mit Cari? War er schwer verletzt? War er bei Bewusstsein?

Würde er...sterben?

Die letzten Worte, die seinen Kopf fluteten, waren es, die ihn dazu beflügelten, einfach nur zu rennen. Irgendwann hielt er instinktiv ein Taxi an, welches ihn ohne Umschweife zur Klinik brachte. Der Taxifahrer konnte von Glück reden, dass Jamie noch ein paar einzelne Kronen in seiner Hosentasche fand, die er ihm hastig in die Hand drückte. Anschließend sprang er aus dem Auto und stürmte auf die Klinik zu.

Grellweißes Licht blendete seine die Dunkelheit gewohnten Augen und sorgte dafür, dass er fast gegen eine Glastür gerannt wäre. Er schaffte es aber schließlich doch unbeschadet zum Fahrstuhl - das Problem war nur, dass dieser ewig brauchte, um im Erdgeschoss anzukommen.

"Blödes Mistding, beeil dich!", fluchte er und schlug mit der Hand ungeduldig auf die Knöpfe, die dazu gedacht waren, den Aufzug zu ordern. Natürlich brachte ihm dies auch nicht viel und es dauerte noch ein paar quälende Sekunden, ehe die Fahrtstuhltüren sich vor ihm auftaten.

Mit bebenden Fingern wählte er das vierte Geschoss an. Abermals wäre er beinahe durchgedreht in Anbetracht der Gemächlichkeit, die der Aufzug an den Tag legte. In Zeitlupe schlossen sich die Türen, und dann setzte er sich endlich in Bewegung. Allerdings für Jamies Geschmack noch immer zu langsam. Hätte er nicht begonnen, nervös an seinem Lippenpiercing zu knaupeln und hin und wieder seinen Daumennagel zu bearbeiten, er wäre wahrscheinlich schon längst durchgedreht vor Sorge um seinen schwerverletzten Freund. Nur selten dachte er so intensiv daran, was dieser für ihn war wie in diesem Moment. Ihm wurde bewusst, dass man das, was man liebte, erst so richtig zu schätzen lernte, wenn man fürchtete, es zu verlieren. Er war mit Cari durch dick und dünn gegangen, hatte jedes beschissene Problem mit ihm gemeinsam gemeistert, und sie waren es auch gewesen, die die Band nach wie vor am Leben hielten. Cari war immer da, nicht immer körperlich, aber in seinen Gedanken. Man konnte stets auf ihn zählen, und genauso konnte er auf Jamie zählen. Dass er plötzlich nicht mehr da sein sollte...diese Vorstellung allein machte den Sänger schier krank. Er beschäftigte sich viel mit dem Tod, aber daran, dass sein bester Freund irgendwann sterben würde und dies vielleicht sogar in jungen Jahren, daran hatte er nie zu denken gewagt. Denn hätte er Cari verloren, hätte auch ein Teil seiner selbst nicht länger existiert. Ein für sein Glück wichtiger Teil wäre ausgelöscht geworden, und Jamie zweifelte daran, dass er selbst hätte weitermachen wollen, wenn seine bessere Hälfte ihr Leben verlor.

Er wäre Cari gefolgt, an den Ort, an den er kam, wenn er von ihm ging. Er wäre ihm überall hin gefolgt. Im Leben, wie auch im Tod. Nur um nicht allein zu sein. Nur um ihn nicht vermissen zu müssen.

 

Seine Sicht verschwamm allmählich, doch so, wie sie es tat, ermahnte er sich selbst zur Besonnenheit.

Cari würde es gut gehen. Cari war ein starker, tapferer Mann. Und deswegen musste auch Jamie ein starker, tapferer Mann sein. Das Wort 'Aufgeben' existierte weder in seinem noch in dem Wortschatz des anderen.

Cari würde es schaffen.

 

Die Fahrstuhltüren glitten endlich auf und so, wie sie sich weit genug geöffnet hatten, dass Jamie sich durch sie hindurchschlängeln konnte, schob er sich ins Freie und hetzte den Flur entlang, dabei den Blick auf die Nummernschilder an den Türen gerichtet.

421, 422, 423...424.

Er hielt mit heftig donnerndem Herzen inne, schluckte die Angst, die ihn flutete, so gut es ging herunter und klopfte zaghaft an die Tür. Er konnte kein 'Herein' vernehmen, aber trotzdem drückte er die Klinke herunter und trat dann vorsichtig ein.

Der Raum dahinter lag in Dunkelheit; nur das Mondlicht, das sanft durch das Fenster fiel, ließ ihn erkennen, dass das Bett an der hinteren Wand nicht leer war. Cari hatte offenbar ein Einzelzimmer bekommen, was Jamie gelegen kam. In diesem intimen Moment brauchte er keinen Zuhörer.

 

"Cari", wisperte er leise und näherte sich dem Bett, um seinen Hintern vorsichtig auf die Matratze zu schieben. "Cari, bist du wach?"

Er erblickte dessen Hand, die reglos auf der Bettdeckte ruhte. Aus ihrem Rücken ragte eine Nadel samt einem dünnen Schlauch. Jamie fürchtete, dass er irgendeinen Schaden anrichten könnte, wenn er seine Hand nun in seine nahm, weshalb er es bleiben ließ. Vielleicht ließ er es auch bleiben, weil er bislang nie die Hand seines Freundes gehalten hatte. Cari sollte nicht denken, dass er...

Zumindest sollte er es heute nicht denken. Nicht jetzt, wo er so krank war und Aufregung Gift für ihn war.

"Jamie." Ein schwaches Krächzen drang an das Ohr des Sängers, woraufhin dieser nach dem Gesicht seines Freundes suchte. Und da fand er es, dieses Glitzern zweier Augen in der Finsternis, welches er genauso deutlich erkennen konnte wie den weißen Verband um den Kopf seines Freundes. "Sch-schön dass du da bist. Auch wenn es mitten in der Nacht ist."

Vor Erleichterung machte sich ein breites Lächeln auf Jamies Gesicht breit. Cari konnte sprechen. Es ging ihm nicht gut, aber er konnte immerhin sprechen. Er war bei Bewusstsein. Er war bei ihm. Und er würde es für immer bleiben.

Jamie war froh, dass Cari im Dunkeln nicht sehen konnte, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. Aber er konnte sicher hören, wie seine Stimme zitterte, als er seine Hand genauso sacht wie bekräftigend auf seinen Arm legte und sich ein wenig zu ihm herabbeugte.

"Natürlich bin ich da", flüsterte er. "Ich kann dich doch nicht allein mit den heißen Krankenschwestern lassen."

Er hatte das Gefühl, als würden Caris Mundwinkel dezent zucken aufgrund seines Scherzes, aber er war sich nicht sicher. Vielleicht bildete er es sich nur ein. Denn die Illusion hielt nur so lange, bis die Sorge sich wieder vermehrt in seine Gedanken einschlich.

"Was machst du denn für Sachen, Mann?", fragte er leise. "Du hast mir einen riesengroßen Schreck eingejagt. Ich dachte schon, du bist-"

In anderen Situationen hätte Cari sicher das fehlende Wort ergänzt, aber in dieser jedoch schwieg er diesbezüglich. Offenbar hatte er ebenfalls Respekt vor dem Tod entwickelt. War er ihm doch näher gekommen, als Jamie vermutete.

Offenbar ging es ihm inzwischen wieder so gut, dass er sogar aus eigener Kraft die kleine Nachttischlampe anknipsen konnte. So wie Jamie ihm im Schummerlicht ins Gesicht schaute, machte er große Augen. Sehr große Augen.

"Soll ich das Licht wieder aus machen?", hakte Cari nach wie vor recht schwach klingend nach. "Du willst mein entstelltes Gesicht bestimmt nicht sehen, mh?"

Es stimmte, Cari sah ziemlich mitgenommen aus. Seine rechte Wange war eine einzige Schramme, seine Lippe war aufgeplatzt und genäht worden, genau wie seine Augenbraue. Aber er war noch an einem Stück. Immerhin das.

"Das ist nicht so schlimm", beeilte Jamie sich zu sagen, der noch immer Caris Arm mit beiden Händen hielt. "So furchtbar siehst du nun auch wieder nicht aus."

"Das wage ich zu bezweifeln", meinte Cari und grinste schmerzverzerrt. Natürlich hatte er Recht. Hätte Jamie nicht gewusst, dass es sich bei diesem lädierten Kerl um seinen besten Freund handelte, er hätte ihn vermutlich noch nicht einmal erkannt. Aber was spielte das schon für eine Rolle?

"Hauptsache, du siehst so blendend wie immer aus." Träge legte sich Caris von der Kanüle verschonte Hand auf Jamies Arm. Die beiden Männer sahen sich nun direkt in die Augen, und Jamie musste seine Meinung revidieren - mittels eines Blicks in Caris Augen hätte er seinen Freund immer und überall wiedererkannt. Denn diese hatten nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt. Von ihrer Aufrichtigkeit, mit der sie Jamie stets anzusehen pflegten. Mit einer Zuneigung und Freundlichkeit, die wohl nur Cari für ihn übrig hatte. Nicht einmal seine eigene Freundin hatte ihn je auf diese Weise angesehen. Oder vielleicht hatte sie es doch - nur hatte er es nie erkennen können.

"Wie ist das denn überhaupt passiert?", erkundigte sich Jamie nun. "Tim meinte, du hättest einen Autounfall gehabt..."

"Stimmt." Auf einmal wirkte Cari verschlossen, ja regelrecht bekümmert. Er wandte den Blick ab. "Ich hatte einen Autounfall."

"Und wieso? Ist irgendein Idiot wieder zu schnell gefahren?"

"Nein...also, ich weiß nicht. Vielleicht. Aber im Grunde ist es meine Schuld." Seine langen Wimpern warfen Schatten auf seine Wangen, als er die Lider verschämt senkte. "Ich bin besoffen gefahren. Eins Komma Acht Promille. Plötzlich war da der Baum vor mir. Und dann hat es auch schon gekracht."

"Oh Sch..."

Ein flaues Gefühl füllte Jamies Magen, so wie sein Kopf Bilder zu Caris Erzählung entwickelte. Cari, wie er mit voller Fahrt mit dem Baum kollidierte. Wie er nach vorn geschleudert wurde. Wie die Frontscheibe splitterte und sein schönes Gesicht zerschnitt.

Er klammerte sich noch ein wenig fester, flehender an Caris Arm. Fast so, als fürchtete er, dass er doch noch von ihm ging, wenn er ihn jetzt losließ.

"Es wird alles wieder gut", versuchte Jamie ihm Mut zu machen. "Das einzige, was bleiben wird, ist die Lektion, die du gelernt hast." Er presste angespannt die Lippen aufeinander. "Bitte, fahr nie wieder betrunken Auto. Mir zuliebe."

Cari jedoch ging nicht auf seine Worte ein. Irgendetwas schien noch immer auf seinem Herzen zu lasten. Irgendein dunkles Geheimnis, von dem er abwägte, ob er es Jamie anvertraute oder besser nicht.

Schließlich setzte er doch zu sprechen an.

"Beinahe wäre nicht mehr alles wieder gut geworden", gestand er seinem Freund leise, während er es noch immer nicht schaffte, ihn anzusehen. Aus Scham. Aus Schuld. "Als es gekracht hat, da...dachte ich, dass es das nur war. Dass es vorbei ist."

Jamie schwieg betroffen, obwohl er am liebsten etwas gesagt hätte, um Cari etwas von seinen schlimmen Gefühlen und Erinnerungen zu nehmen, aber es gelang ihm nicht. So wartete er, bis sein Freund fortfuhr.

"Man sagt doch immer, dass das ganze Leben an einem vorbeirauscht, kurz bevor man stirbt", meinte Cari unsicher klingend. "Und das stimmt. Ich hatte bereits diesen Flashback." Ein bitteres Lächeln zuckte über sein verwundetes Gesicht. "Ich sah mich als kleines Kind im Zoo, ich sah meine Mutter...und ich erlebte noch einmal jenen Augenblick, in dem ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Und du warst hartnäckig, Jamie. Du bist nicht mehr verschwunden. Du hast mich angelächelt. Und dann hast du plötzlich gesprochen und mir gesagt, dass ich nicht gehen könnte, weil ich etwas Wichtiges vergessen habe."

Jamie wünschte sich nun verzweifelt, dass er seine Sonnenbrille mitgenommen hätte, denn er hätte sie sich nun sehr gerne aufgesetzt, um seine Tränen vor Cari zu verbergen. So blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, als sich ihm in diesem sensiblen Moment auszuliefern. Da nun ohnehin nichts mehr eine Rolle spielte, wagte er es sogar, seinem Freund in die Augen zu sehen.

"Ich war dein Schutzengel?", hakte er mit brechender Stimme nach, nur um feststellen zu dürfen, dass Caris Augen ebenfalls verdächtig glitzerten.

"Das bist du doch sowieso, immer", erwiderte er mit dem Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht, welches wohl unbeschwert wirken sollte, aber Jamie viel eher mitten ins Herz traf. Denn seine Worte stimmten. Jamie würde Cari beschützen, ganz egal, was dies für Konsequenzen für ihn selbst mit sich brachte. "Aber deine Botschaft an mich war eine andere. Jamie, du hast mir um ehrlich zu sein den finalen Arschtritt verpasst."

Jamie hob seinen fragenden Blick.

"Inwiefern?"

Ein paar geschlagene Sekunden antwortete Cari nicht. Er schwieg, und es war ein nachdenkliches Schweigen voller Bedeutungen, die in der Luft hingen, ehe seine Lippen Worte formten.

"Du hast mir eingebläut, dass ich meiner großen Liebe endlich sagen sollte, was sie mir bedeutet."

Jamie, der auf die Bettdecke starrte, anstatt seinem Freund in die Augen zu sehen, nahm sich dessen Worte nicht an. Schließlich betrafen sie ihn nicht, und schließlich weckten sie ein kleines, aber sehr empfindliches Stechen in seiner Brust. Ein Stechen, das ihn stets dann ereilt hatte, wenn er mit ansehen musste, wie Cari ein Mädchen küsste oder es mit einem Blick besah, den Jamie am liebsten für sich allein gepachtet hätte.

"Wieso rufst du sie nicht einfach an?", schlug Jamie vor und stellte wütend fest, dass er äußerst verletzt klang. "Es ist zwar mitten in der Nacht, aber du solltest ihr ohnehin mitteilen, dass du einen Unfall hattest."

Caris Hand, die eben noch bewegungslos auf seinem Arm geruht hatte, schob sich nun unter seine Finger und verschränkte sie zärtlich mit seinen eigenen. Verwundert ob dieser Geste hob Jamie nun doch den Kopf und sah seinem Freund ins Gesicht. Nur um feststellen zu dürfen, dass er das perfekte Spiegelbild zu dem darstellte, was er selbst für ihn empfand.

"Jamie", sagte er mit belegter Stimme und einem Flackern im Blick. "Meine große Liebe bist du. Nur du allein, und niemand sonst."

Heiße Gänsehaut rieselte über den ganzen Körper Jamies. Im ersten Moment glaubte er, sich verhört zu haben, doch so wie die Info in seinem Hirn ankam und er sich bewusst wurde, dass Caris Worte genauso echt waren wie dessen Gefühle, saß er nur noch da, mit vor Fassungslosigkeit offenem Mund und erbarmungslosen Tränen in den Augen, die seine Wangen herunterrannen. Er sah Caris Gesicht nur noch durch einen Schleier, aber das spielte keine Rolle, als er ihm behutsam bedeutete, zu ihm zu kommen und ihm seine Nähe zu schenken.

Als Jamie seinen Freund zum ersten Mal in seinen Armen hielt, mit der Gewissheit, dass dieser ihn auch liebte, tränkte er dessen Nachthemd mit seinen Tränen aus Glück. Er weinte leise an seiner Brust, bis er vor Erschöpfung und Erleichterung einschlief, und dann war es Cari, der über seine Träume wachte, wie ein Engel aus Fleisch und Blut.

Quick To React

Quick To React

 

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Ich will nur, dass Du weisst, / wie oft ich Briefe an Dich schreib / und sie wieder zerreiss / und dass ich Dich liebe und so'n Scheiss

 

____                                                                                                                                                                         ____

 

Eigentlich stellte Cari keine sonderlich großen Erwartungen an seinen Briefkasteninhalt. Für gewöhnlich fanden sich nur lästige Rechnungen zwischen uninteressanten Werbeprospekten und kostenlosen Wochenzeitschriften. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass er auch heute nur hastig in den Kasten griff und den ganzen Stapel herauszog, der neu eingetrudelt war, um ihn flüchtig durchzuschauen. Da er Tim und Rikki im Schlepptau hatte, die bereits darauf warteten, dass er endlich fertig wurde, ließ er sich noch weniger Zeit mit seiner Poststudiererei als sonst. Wie erwartet fiel ihm eine bekloppte Rechnung auf, hier gar eine Mahnung, aber was war eigentlich das hier?

"Mann, jetzt komm endlich mal aus dem Arsch!", stöhnte Tim, laut dem Cari bereits viel zu viel Zeit vertrödelt hatte. "Deine Liebesbriefe kannst du auch später noch lesen."

"Ja", ergänzte Rikki mit dem Anflug eines Schmunzelns. "Vielleicht haben sie sich nachher sogar noch vermehrt."

Liebesbriefe, die Zellteilung vornahmen und sich somit vervielfältigten? Cari fand den Gedanken ziemlich absurd und hätte seine Kumpels in einer anderen Situation wohl gefragt, ob sie bereits einen im Tank hatten, aber im Moment kümmerte ihn nur dieser blütenweiße Brief ohne nennenswerten Absender. Ja, auf dem Umschlag mochte in großer, ausladender Handschrift 'Für Cari' stehen, aber das musste gar nichts heißen. Oder aber es hieß sehr viel.

"Was ist das?" Rikki machte einen langen Hals, um einen Blick auf das zu werfen, über dem Cari verstummt war. "Ein Liebesbrief vom Zollamt?"

"Ha, du mit deiner Fahrweise kriegst sicherlich ständig Liebesbriefe vom Zollamt."

"Wohl eher Erpresserbriefe", berichtigte Cari den feixenden Tim, während die Neugier gewann und er jenen mysteriösen Brief prompt öffnete. "So viel Kohle, wie die schon von mir geschluckt haben..."

"Wenn du auch ständig solche teuren Fotos machen lassen musst, du eitler Schönling..."

Cari blieb die Erwiderung auf diese Worte schuldig, denn obwohl er ohnehin ahnte, dass es sich bei dem Brief entweder um eine sehr böse oder sehr seltsame Nachricht handeln musste, machte er vor Überraschung ziemlich große Augen, so wie er den gefalteten A4-Zettel aus dem Umschlag zog. Stirnrunzelnd betrachtete er die handschriftlich verfassten Worte.

"Was denn?" Selbst Rikki zog nun dezent beunruhigt eine Augenbraue in die Höhe. "Sag bloß, jemand hat Jamie entführt und will nun Lösegeld für ihn."

"Ach, so ein Quark...", nuschelte Cari, der den Blick nicht mehr von dem Brief abwenden konnte, was Tim jedoch nicht davon abhielt, noch einen Spruch zu reißen.

"Fraglich, ob wir für den kleinen Pisser Lösegeld zahlen werden."

"Oh Shit." Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ Cari den Brief sinken. Ein erleichtertes, ja regelrecht belustigtes Lächeln wuchs auf seinem Gesicht. "Ich frag mich echt, was das nun wieder soll."

"Was?"

Damit hielt er seinen Kumpels den Brief hin, woraufhin diese sich auf ihn stürzten wie hungrige Hyänen und noch gieriger zu lesen begannen.

 

Lieber Cari,

 

Eigentlich liegt mir so was überhaupt nicht. Das hier ist wohl mein gefühlt zwanzigster Versuch, etwas Brauchbares zustande zu bekommen...doch was ist bei so was eigentlich brauchbar?

Ich weiß es selbst nicht. Deswegen komme ich einfach schnell zur Sache, damit ich es endlich hinter mir habe und nicht länger hadern muss.

Cari, ich habe gemerkt, dass ich etwas für dich empfinde. Etwas, das ich besser nicht empfinden sollte. Du sollst wissen, dass ich mir das nicht ausgesucht habe. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, ich hätte mich niemals auf diesen Unsinn eingelassen. Und dann hätte ich dir auch diesen katastrophalen Brief nicht schreiben müssen. Wirklich, ich schäme mich dafür. Ich schäme mich eigentlich für kaum etwas, aber das hier ist mir äußerst unangenehm. Besonders unangenehm ist es mir, dass ich eigentlich nur über mich spreche, obwohl es hier eigentlich doch um dich gehen sollte. Um das, was du für mich bist. Schon immer.

Ich liebe dich, Cari. Es mag befremdlich klingen, aber genauso klingt es auch schön. Ich tue es nicht freiwillig, aber ich mag es einerseits. Kann man gegenüber der Liebe auch so etwas wie ein Stockholm-Syndrom entwickeln? Falls ja: Here I am.

Bitte glaube nicht, dass ich jetzt etwas von dir erwarte. Ich will eigentlich nur, dass du weißt, dass ich in manchen Nächten nicht mehr schlafen kann, weil ich an dich denken muss. Dann fange ich an, jedes kleine Detail deines Verhaltens mir gegenüber zu analysieren, in der Hoffnung, dass ich etwas entdecke, das mir beweist, dass du mich auch gern hast, auf diese Weise. Okay, ich würde mir das schon wünschen. Natürlich würde ich es mir wünschen. Jeder wünscht sich, dass seine Gefühle erwidert werden. Aber ich kann es nun mal nicht erzwingen.

 

Du hältst mich nun sicherlich für einen Idioten, und das bin ich auch. Aber du bist einfach nur wunderschön und zugleich irre sexy, wie soll man da nicht zu einem schwanzgesteuerten Vollidioten mutieren?

 

Nun, am liebsten würde ich diesen Wisch nun auch wieder zerreißen, und vielleicht mache ich es ja auch noch. Falls ich so wahnsinnig bin und es nicht tue: Ich bin zu feige, um meinen Namen zu nennen.

 

In Liebe,

Dein Verehrer

 

Bereits während des Lesens hatten Tim und Rikki immer wieder verstohlen glucksen müssen, doch so wie sie Cari den Zettel wieder in die Hand drückten, lachten sie sogar relativ offen und relativ lauthals, was Cari zunächst etwas ärgerlich auf sich bezog.

"Danke fürs Auslachen", grummelte er. "Als ob ich was dafür könnte, dass ich solche Post bekomme."

"Klar kannst du da was dafür", entgegnete Tim breit grinsend. "Wieso musst du auch so unverschämt gut aussehen?"

"Klar." Cari starrte ihn ohne zu blinzeln böse an. "Und wenn ich einen kurzen Rock trage, bin ich dann automatisch zur Vergewaltigung freigegeben oder was?"

"Nun reg dich ab", versuchte Rikki ihn zu beschwichtigen und tätschelte ihm die Schulter. "Wahrscheinlich stammt der Brief von irgendeinem durchgeknallten Fan-"

"-der mich Mark-Chapman-like abknallt, wenn ich seine Gefühle nicht erwidere?"

Cari kannte seine paranoide Ader bereits zur Genüge, und er wusste deshalb auch, dass sie ihm oftmals ziemlichen Unsinn zuflüsterte. Nicht jede Person, die einem anderen Liebesbriefe schrieb, war ein kaltblütiger Killer, der abdrehte, wenn er einen Korb bekam. Im Grunde klangen die Worte des Briefschreibers gar nicht wie jene eines brutalen Mörders. Viel eher machte er auf Cari einen verunsicherten Eindruck. Offenbar kämpfte er seit einiger Zeit mit Selbstzweifeln.

"Vielleicht hat dir ja auch ein hübsches Mädchen geschrieben", stellte Tim weitere Vermutungen an, denen Cari jedoch sofort den Wind aus den Segeln nehmen konnte.

"Ein schwanzgesteuertes Mädchen?" Er verzog schmerzlich das Gesicht. "Ich glaube nicht, dass ich mich an einem Mädchen mit Penis erfreuen könnte..."

"Vielleicht kommt er aber auch von Jamie." Caris Blicke hefteten sich genauso erschrocken wie jene Tims auf den Bassisten, der sich deshalb verpflichtet sah, zumindest die Schultern zu heben und seine Meinung zu verteidigen. "Was denn, kann doch sein. Seine Handschrift ist-"

"Nie im Leben würde Jamie mir so was schreiben." Cari hatte sich ein wenig zurückgezogen und pfriemelte nun den Brief zurück in den Umschlag. Vor allen Dingen tat er es deshalb, weil er somit niemanden mehr anschauen musste. In diesem Moment konnte er niemanden der beiden anblicken. "Das sieht Jamie überhaupt nicht ähnlich."

"Und wenn der Brief von Jamie wäre?" Rikki legte den Kopf schief und maß Cari neugierig. "Einfach mal angenommen. Was würdest du dann machen?"

Dir auf die Fresse hauen, erwiderte Cari in Gedanken, während ihm keine Antwort auf die Frage einfiel, die keine Ausflucht dargestellt hätte. Schließlich konnte er seinen Kumpels unmöglich gestehen, dass er wohl ziemliches Herzklopfen bekommen hätte, wenn Jamie ihm auf diese Weise seine Gefühle gestanden hätte. Er hätte bereits Herzklopfen bekommen, wenn Jamie ihm überhaupt etwaige Gefühle gestanden hätte, ganz egal, auf welche Weise. Denn ein klein wenig fühlte er sich wie der Verfasser des Briefes. Auch er konnte in manchen Nächten nicht schlafen, weil er an den schönen Sänger denken musste und sich ganz und gar in den Fantasien verlor, in denen er ihm ganz nah war und ihm Zärtlichkeiten schenkte...

"Gar nichts würde ich machen", sagte er schließlich bestimmt und stopfte den Brief, der kaum mehr in den Umschlag passen wollte, letzten Endes mit roher Gewalt hinein. "Vergesst den Scheiß. Irgendjemand wird sich einen Scherz erlaubt haben, das ist alles."

Zum Glück bohrten Tim und Rikki nicht weiter nach und vergaßen das Schreiben tatsächlich recht schnell über einem Bier und dem ein oder anderen Schnaps. Auch Cari zwang sich, nicht länger über den mysteriösen Brief nachzugrübeln, brachte ihm dies doch ohnehin null Punkte ein. Dadurch würde er auch nicht ergründen können, wer ihm solch bizarre Zeilen geschrieben hatte. Irgendwann wollte er es auch gar nicht mehr wissen.

 

Erst, als er am nächsten Mittag noch recht schlaftrunken und verkatert das Altpapier herunterbringen wollte, kam er ihm wieder in den Sinn. Allerdings nur vage, war er noch zu kaputt, um sich an irgendwelchen Gedanken festzubeißen. Gerade noch so hatte er es geschafft, jeglichen Papiermüll zusammenzusuchen, wobei ihm auf seiner Suche der Brief aufgefallen war, der noch immer wartend auf der Flurgarderobe lag. Ein letztes Mal hatte er einen Blick auf die Adressierung geworfen, dann war der Brief bei dem restlichen Altpapier gelandet und zur Tonne abtransportiert worden.

Nun öffnete Cari den Deckel derselben und wollte den Sack hineinheben, als er die Präsenz einer Person hinter sich wahrnahm. So wie er sich irritiert herumdrehte, erblickte er zu seiner Überraschung Jamie, welcher sich gerade nach etwas bückte, das er wohl unbemerkt verloren hatte.

Er erkannte, dass es der Brief war.

Gerade wollte Cari zu einer unbeschwerten Begrüßung ansetzen und seinem Freund mitteilen, dass er aufgrund seines Termins gestern eine Menge Spaß verpasst hatte, als der Sänger sich erhob, den Briefumschlag in der Hand und Cari schweigend anschaute. Aus Augen, die von einer tiefen Verletzung erzählten, die er jedoch zu verschweigen versuchte.

"Der sollte wohl auch mit in den Müll, nehme ich an", mutmaßte er und nickte bitter mit zusammengepressten Lippen, als Cari keine Reaktion zeigte. "Gut, dann weiß ich nun wenigstens, woran ich bin." Er warf den Brief achtlos in die Mülltonne. "Hab mir ja eh keine wirklichen Hoffnungen gemacht."

Cari verfolgte das Geschehen, als würde er lediglich Beobachter sein, aber nicht wirklich daran teilnehmen. Sein Blick hielt sich lange an dem Brief fest, wie er da in der Mülltonne lag, einsam und ungeliebt, da, wo Cari ihn vor ein paar Minuten ohnehin noch haben wollte. Aber nun schlich sich langsam eine unglaubliche Vorahnung in seine Gedanken. Etwas, das ihm schier die Sprache raubte, aber auch dafür sorgte, dass er Jamie anschaute, mit sich öffnenden und wieder schließenden Lippen, die etwas sagen wollten, aber nichts sagen konnten.

"Ich hoffe mal, du kannst den Scheiß wenigstens schnell vergessen", hörte er Jamie sagen, doch seine Worte drangen nur wie durch eine Watteschicht zu ihm durch. "Wenn ich deshalb noch meinen besten Freund verliere, kannst du mich gleich mit in die Mülltonne stopfen."

Der Sänger versuchte seinen Schmerz mit einem tapferen Lächeln zu verdrängen, und in diesem Moment wachte Cari endlich aus seiner Trance auf und begriff, was gerade geschah.

"Ich-ich hab deine Schrift gar nicht erkannt", brachte er stammelnd hervor, während Jamie ihn ohne irgendeine Gefühlsregung im Blick anschaute. Nur die Herbstsonne brachte seine grünen Augen zum Schimmern, was so wunderschön aussah, dass Cari am liebsten...

"Weil du sie nicht erkennen wolltest", stellte Jamie bestimmt fest und biss angespannt auf sein Piercing. "Du hast nicht wahrhaben wollen, dass ich etwas für dich empfinden könnte. Weil du es nicht erwiderst. Natürlich tust du es nicht. Du bist ja auch eine Hete und-"

"Jamie, ich..." Er brach ab, weil die Gefühle so heftig über ihn hereinbrachen, dass sie sein ganzes Denken beherrschten. Dafür ließ er den Müllsack wie von fremder Hand gelenkt los und machte dann einen Schritt in Jamies Richtung, dann noch einen. Bis er direkt vor ihm stand und so überwältigt von seinem wundervollen Freund war, dass er einfach die Arme um ihn schlang und ihn fest an sich drückte.

"Wenn ich gewusst hätte", nuschelte er gegen seinen Hals, um einen klaren Gedanken ringend in all den Empfindungen, die ihn zu übermannen drohten. "Wenn ich gewusst hätte, dass der Brief von dir ist..."

Er spürte, wie Jamies Finger sich bei diesen Worten in sein Shirt krallten, und genauso spürte er auch die seine Halsbeuge sanft kitzelnden Wimpern, als sein Freund die Lider schloss, erleichtert darüber, an dem Ort angekommen zu sein, nach dem sein Herz sich sehnte.

"Ich liebe dich."

Jamies Atem, der diese Worte formte, traf warm und feucht auf Caris Haut, und er bekam sie auf genau dieselbe Weise zurück.

"Ich liebe dich auch."

Ein Hauch auf seine kühle Wange, gefolgt von einem Kuss auf jene, einem Kuss, der ihm verriet, dass jenes Gefühl, welches die Herzen der beiden Männer erobert hatte, für immer währen würde.

Als Cari sein Gesicht in den langen, schwarzen Haaren seines Freundes vergrub, vermutete er, dass er sich an deren Duft nach den letzten goldenen Septembertagen und reifen, roten Äpfeln auf ewig zurückerinnern würde. Denn den Tag, an dem man die Liebe fand, vergaß man nie mehr.

Dominant Player

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Lot More Time

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Following Orders

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Anything And Everything

Anything And Everything

 

 

Eine Liebe, die mich schützt und mich berührt.

Eine Liebe, die mich in mein Leben führt.

Keine Zeile würd’ beschreiben, wie’s mir geht.

Das ist das einzige was fehlt.

 

 

*

 

 

Dass sich irgendetwas ganz Besonderes ereignet haben musste, war Cari spätestens dann klar, als Jamie mit einer Weinflasche und einem kleinen Lächeln auf den Lippen aus der Küche zurückkehrte. Noch immer hatte er keine Anstalten gemacht, Cari endlich aufzuklären über das, was passiert war; dafür glitt sein geheimnisvoll funkelnder Blick immer wieder verstohlen über seinen Freund, als weidete er sich an dessen Erwartungsfreude. Als würde er die Situation vollends auskosten wollen, um schließlich genüsslich reinen Tisch zu machen.

Nachdem er die beiden Weingläser mit eben diesem verheißungsvollen Lächeln gefüllt hatte, das ihn auf seine Weise und durch Caris Augen hindurch so hinreißend schön machte, überreichte er seinem Freund einen der Schwenker, während er den zweiten bei sich behielt. Vielleicht war es nur der warme Schein der Tischlampe, der seinen Blick erhellte und regelrecht strahlen ließ. Vielleicht aber strahlte er auch von innen, einfach, weil er glücklich war. Und nun sollte Cari endlich den Grund für die Einladung erfahren. Den Grund, weswegen sie nun hier saßen und Wein tranken und Jamie der bezauberndste Kerl überhaupt war mit diesen selig lächelnden Augen.

"Gibt es gute Neuigkeiten?", wollte Cari endlich wissen, um seiner Neugierde ein Ende zu bereiten. Ehe Jamie jedoch mit der Sprache herausrückte, ließ er verträumt dreinschauend sein Weinglas gegen das seines Freundes stoßen. Und dann richtete er seinen so warmen, von Glück erfüllten Blick auf Cari.

"Ich werde Vater."

Drei Worte, vorgetragen mit einem Lächeln, das von einer tiefen Zufriedenheit zeugte, aber gleichzeitig auch von Liebe und Zärtlichkeit.

Die Nachricht erfüllte auch Cari mit einem freudigen Kribbeln, denn er wusste ganz genau, wie lange Jamie und seine Freundin bereits versuchten, ein Kind zu bekommen. Seit ungefähr einem Jahr arbeiteten sie an ihrem kleinen, süßen Projekt, und nun endlich sollte es Früchte tragen. Cari als sein bester Freund gönnte ihm dieses unbeschreibliche Glück natürlich von ganzem Herzen. Jamie liebte Kinder, und damit, schon bald sein eigenes in den Armen zu halten, würde für ihn ein langgehegter Wunsch in Erfüllung gehen. Das war ganz gewiss, denn Cari sah es nun wieder in dem fröhlichen Lachen Jamies, welches sich auf sein Gesicht stahl, als er ihn beglückwünschte und seine Freude teilte, wie er es immer tat, denn sie waren beste Freunde und ihre Seelen sich so ähnlich, als würden sie nur zusammen ein großes Ganzes ergeben. Nun war es Jamie, der sich in der Wärme aalte, die in Caris grünen Augen lag und die von einer Zuneigung erzählten, die er nur bei ihm fand. Eine Zuneigung, die so weit über eine normale Freundschaft hinausging, aber auch mit keinem anderen Wort treffend zu beschreiben war. Es war schlichtweg tief, was sie füreinander empfanden. So tief, dass sie sich an manchen Abenden am liebsten genauso nahe gekommen wären wie ihre Seelen es bereits waren. Es gab keine Grenzen, keine Bürden. Nicht in ihren Herzen.

 

"Doch das ist noch nicht alles", deutete Jamie nach einem kurzen Moment an, in welchem sie einfach nur die Gefühle genossen hatten, die in ihren Bäuchen prickelten. "Das Beste kommt erst noch. Das Beste für dich."

Fragend riss Cari seine Augen auf, die Jamie nun groß und unwissend musterten. Der Sänger jedoch ließ sich davon nicht hetzen, sondern lächelte wieder nur zärtlich und nahm dann behutsam Caris Hände in seine. Und das, obwohl seine Finger nicht annährend so warm war wie sein Blick, wusste er doch nicht, ob er das Richtige tat. Ob er in die richtige Richtung ging. Oder in die falsche.

Immerhin wich Cari nicht vor der ungewohnten, aber intimen Berührung zurück. Es erstaunte ihn zwar, dass er tatsächlich erkennen durfte, wie beschützend Jamies Hände sein konnten, wie liebevoll und gleichzeitig wie zaghaft, wenn sie nicht recht wussten, was sie tun sollten. Aber er ließ ihn gewähren, strich gar mit dem Daumen wie zufällig über Jamies tätowierten Handrücken und versuchte sich krampfhaft einzuprägen, wie es sich anfühlte. Wie es sich anfühlte, auch körperlich mit ihm verbunden zu sein. Mit dem Menschen, den er genauso liebte wie sich selbst. Und sogar noch mehr.

Es kostete Jamie ebenso viel Überwindung, Cari in dieser bedeutungsschwangeren Situation in die Augen zu schauen, aber schließlich tat er es. Tat es, weil es sein musste. Weil er seine Seele sehen wollte, wenn er ihm die nächsten Worte offenbarte.

"Wir haben beide nicht viel mit der Kirche am Hut", begann er, und seine Stimme war leise und weich zugleich, genau wie das, was sie empfanden, wenn sie einander nah waren. "Aber ich wünsche mir dennoch, dass du der Patenonkel des Kleinen wirst."

Cari stockte förmlich der Atem, so wie er dies hörte, und seine Lippen öffneten sich vor Überraschung einen Spalt weit.

"Ich?" Er sah Jamie unverwandt an, ehe seine Mundwinkel ergriffen zu zucken begannen. "Das...das ist ja..."

"Dann wäre der Kleine auch ein bisschen dein Kind", erwiderte Jamie und senkte nun doch ein wenig die Lider, denn in diesem Augenblick war sein Herz verletzlicher denn je. "Unser Kind. Ein Zeugnis dessen, wie wichtig du mir bist..."

Seine Wimpern warfen zarte Schatten auf seine hohen Wangenknochen, und an dieses Detail würde Cari sich wohl auf ewig erinnern können, genau wie an die Tatsache, dass Jamies Wange genau in seine Hand passte, als er sie sanft umfing und sein Gesicht zurück in seine Richtung drehte. Und nun, wo er das Flackern in den verletzlichen Augen seines Freundes sah, wusste er, dass all die Wärme, die in seinem Blick glühte, aus seinem Herzen kam. Und er wusste auch, dass es niemanden gab, den er in diesem Moment mehr brauchte als Jamie. Denn es gab niemanden, der hätte schöner sein können als sein bester Freund, sein Seelenverwandter, nicht an diesem Abend, nicht in dieser Nacht. Er erschien ihm wie ein Wunder, ein kleines Wunder, welches nur seine Augen sahen, da es nur für seine Augen bestimmt war. Er sehnte sich danach, sich in die Wärme Jamies zu stehlen und von ihr zu zehren, die Zuneigung in sich aufzusaugen, die der andere für ihn empfand, und so näherte er sich ihm vorsichtig, rückte zu ihm heran.

Jamie schloss geruhsam die Augen, so wie der andere seine Stirn gegen die seine lehnte. Als er einatmete, umspielte der vertraute Duft seines Freundes sanft seine Nase und betörte unwillkürlich seine Sinne, die nach ihm suchten, so sehr suchten, als Cari mit der Spitze seiner Nase über den Nasenrücken Jamies fuhr, bis sich zärtlich beide Spitzen anstubsten. Denn ihre Seelen brauchten diese Liebkosung in diesem Moment, benötigten die Nähe, benötigten die Liebe, die sich zwischen ihnen ausbreitete und alle Grenzen überwand.

Cari war versucht, etwas zu sagen, aber es gab nichts, was er hätte sagen können. So ließ er seine Hände sprechen, die sich achtsam aber gleichzeitig sehr bestimmt in Jamies Nacken legten. Seine Fingerspitzen erkundeten dieses Wunder, das Jamie genauso für seine Hände wie für seine Augen war, strichen über die kleinen Härchen und glitten empor über seinen Haaransatz in seine schwarze Pracht, um sich von ihr einhüllen zu lassen. Und seine Lippen begehrten ihn ebenso sehr, strichen langsam, ja fast träge über die des anderen, bis sich ihre Münder synchron öffneten, um sich der Vereinigung hinzugeben. Es gab nichts anderes mehr, mittels dem sie sich ihre tiefe Freundschaft hätten beweisen können. Wenn kein Wort der Welt mehr beschreiben konnte, was man empfand, musste man seine Hände und Lippen sprechen lassen, in der Hoffnung, dass sie dazu in der Lage waren, die Seele des anderen zu berühren und ihm die Liebe zu vermitteln, die auf seinem Herzen lastete. So lange schon, so heftig und so vernachlässigt wie ein ungeliebtes Kind, das nie hätte geboren werden dürfen.

 

 

Scheiße, ich bin so verwirrt.

Scheiße, was ist bloß passiert

das hier kann keiner nachvollzieh‘n.

 

 

In dieser Nacht fand Jamie die Geborgenheit in den Armes und den Küssen seines Freundes, und er fand die Liebe in dessen Augen, aber auch eine tosende Lust. Diese war es wahrscheinlich auch, die ihn aus seinen Kleidern riss und gegen den bereits nackten Leib des Menschen zog, mit dem er so lange schon auf einer gewissen Ebene eins war, ohne dass es ihm genügt hatte.

So wie sie sich verzweifelt aneinanderschmiegten, erst auf der Couch und dann schließlich in Jamies Bett und ein Knäuel aus Armen und Beinen bildeten, suchten sie verzweifelt nach dem Ende für ihr Verlangen, suchten danach auf der Haut des jeweils anderen, jedoch ohne es je zu finden, denn der Sehnsucht ein Ende zu bereiten war ebenso aussichtslos wie zwei Liebende voneinander zu trennen zu versuchen. Ihre Freundschaft kochte über, und sie zerrte an ihren Leibern, drängend und gewissenlos. Jede Umarmung, jedes gänzliche Umschlingen des anderen mit dem eigenen Körper war nicht genug; umso mehr sie sich in sich selbst verloren, desto heftiger schwelte der Wunsch in ihnen, mit dem Freund zu verschmelzen. Und auch, wenn sie sich nicht vorranging aus Lust einander hingaben, sondern aus bloßer Zuneigung, der sie nicht mehr Herr werden konnten, gab es nur eine Möglichkeit, sich annähernd so unglaublich nahe zu kommen und den Grund ihrer Herzen zu berühren.

Sie schliefen miteinander, und schon bald erfüllte das raue Stöhnen der Männer den Raum, die zusammen in den Höhepunkt finden wollten in ihrem Wahnsinn aus Körperlichkeit und unbenennbarer Liebe. Das, was sie spürten, umso heftiger sie sich liebten, war eine Lust, die nicht nur ihre Geschlechtsteile in Aufruhr versetzte; es war eine Lust, die tiefer ging, in ihren erhitzten Leibern schwelte wie ein Dämon, der ausgetrieben werden wollte. Ein Dämon, der jedoch schwer hervorzulocken war, aber in dem Moment, in dem es ihnen gelang, mit einer derartigen Heftigkeit entwich, dass es all ihre Gedanken und Sorgen auslöschte. Es gab nur noch das Gefühl, und es gab zwei Münder, zu einem stummen, fassungslosen Schrei geöffnet, als die Erregung endlich mit einer Explosion erstarb. Schließlich blieb nur noch der Schweiß auf ihrer Haut zurück - und natürlich das pure Glück in den Augen der beiden, die es nach so vielen Jahren annähernd geschafft hatten, sich so nahe wie nötig zu kommen.

 

Sie lagen noch immer eng beieinander, als bereits der Morgen zu grauen begann, mit ineinander verschränkten Fingern und den Spuren des jeweils anderen in und auf sich. Es würde ihnen schwer fallen, sich jemals wieder voneinander zu lösen und dann auf ewig voneinander zu lassen, aber noch war es nicht so weit. Noch klopfte Caris Herz ganz nah an Jamies, und dessen Körper gehörte nur seinen begehrenden Lippen und Fingern, die es einfach nicht schafften, sich an der Schönheit des Körpers seines Freundes sattzusehen. Immer wieder gab es neue Details zu erkunden, und immer wieder entdeckte er eine Stelle, so sensibel, dass er abermals die Lust in dem anderen zu entfachen wusste, um sie zu befriedigen, Mal um Mal, bis es endlich vollends still in ihnen war. So still, dass sie glaubten, die Gedanken des anderen hören zu können. Und auch, wenn sie so eng miteinander verbunden waren, dass ein Blick in die Augen des Freundes genügte, um ihre Seelen miteinander flüstern zu lassen, so gab es dennoch Worte, die Cari laut in die endgültige Ruhe dieser Nacht sagte.

"Ich kann es kaum erwarten, den Kleinen im Arm zu halten und in die schönen Augen seines Papas zu schauen."

Er nahm Jamies Hand und küsste verehrend seine Fingerspitzen, jede einzelne, während er in die Augen seines Freundes blickte, in denen er jene erwiderte Liebe sah, wie er sie gewiss nie wieder in den Augen eines Menschen finden würde.

 

 

Bitte lass mich nie wieder allein

du bist mein Gegenstück.

 

Play Along

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Questioning Authority

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No Value

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Ten Seconds

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Moonlit Temptress

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Opposite Direction

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Wake Up Call

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First Strike

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In The Wake Of Destruction

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Beautiful Sight

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One Day

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Plunge Into The Unknown

Plunge Into The Unknown

 

 

Freilich gab es keinerlei Vergleich zu einem Silvester in Stockholm. Dort bot sich schließlich die Möglichkeit, das Spektakel um Mitternacht und weit darüber hinaus inmitten der freien Natur zu genießen. In den Himmel steigende Raketen, die die Kunde über das neue Jahr weit in die Welt hinaustrugen, ließen sich von einem Hotelzimmerfenster aus wesentlich schlechter beobachten. Aber damit konnten Jamie und Cari leben - in dem gerade erst angebrochenen Jahr würde es wieder eine Silvesternacht geben, die sie dann hoffentlich wieder zu Hause verbringen konnten. Die Musik ging jedoch vor, und deshalb genossen sie den Neujahrsmorgen so gut es ging fernab von Zuhause - natürlich mit einem Bier in der Hand.

 

"So ein junges Jahr und so alte Marotten."

Keiner der beiden wusste mehr so recht, an dem wievielten alkoholischen Getränk sie sich bereits festhielten; Fakt war lediglich, dass ihre werten Bandkollegen bereits in ihren Betten schlummerten und Sänger und Drummer die einzigen Verbliebenen in der Welt der Wachen waren.

Jamie bemerkte, dass Cari ihm einen amüsierten Blick zuwarf, so wie er die Flasche abermals an seine Lippen setzte und einen großen Schluck zu sich nahm. Dann ließ er sie sinken, wobei auch seinen Mund ein Lächeln umspielte.

"Ich würde mir niemals vornehmen, mit der Trinkerei aufzuhören", erklärte er seinem Kumpel, welcher trotz der späten Stunde, der Strapazen der vorangegangen Tage und dem übermäßigen Alkoholkonsum noch erstaunlich fit aussah. "Das wäre Schwachsinn. Ich würde vielleicht zehn Minuten ohne Bier leben können. Und vielleicht fünf ohne Jack."

Jamie wusste genau, dass es seinem Freund in dieser Beziehung nicht anders ging. Der Alkohol war sein Verbündeter. Der Teufel, dem er seine Seele bei einem Pakt verschrieben hatte. Deswegen sagte er auch nichts dazu. Aber er blieb dennoch beim Thema.

"Hast du denn überhaupt irgendwelche Vorsätze für das neue Jahr?"

Jamie gluckste versonnen.

"Ich habe mir vorgenommen, etwas Neues auszuprobieren." Er knibbelte an dem Etikett seiner Flasche herum. "Was, das weiß ich noch nicht..."

"Komm mit mir zum Bungeejumping", schlug Cari trocken vor, doch das ließ Jamie nur lachen und abwehrend die Hände heben.

"Nee, danke, stirb du mal lieber alleine."

Ungerührt hob der Drummer die Flasche an seine Lippen, über die vorher aber noch ein herzliches 'Angsthase' kam. Dafür erntete er einen Faustschlag gegen den Oberarm, welcher dafür sorgte, dass er die Hälfte seines Bieres fast über sein Shirt vergoss. Aber selbst das hätte ihn nicht gekümmert. Genauso wenig wie es Jamie kümmerte, dass sein Freund ihn einen Angsthasen nannte. Cari durfte das. Denn Cari würde es wohl nie schaffen, dass Jamie sich ernsthaft von ihm beleidigt fühlte. Es gab schlichtweg nichts, was an der Gewissheit, dass der Drummer ihm zugeneigt war, zu rütteln vermochte.

"Und du?", wollte Jamie nach einer kleinen Weile des Schweigens wissen, in dem sie nur dem Zischen der aufsteigenden Raketen da draußen zugehört hatten. "Hast du irgendwelche noblen Vorsätze? Willst du vielleicht versuchen, weniger zu fluchen?"

Cari tippte sich als Erwiderung darauf förmlich empört an die Stirn.

"Seh ich so aus?" Er lachte auf. "Nee, nee, du. Ich habe ein viel zu großes Herz für Schimpfworte. Mein Vorsatz ist ein anderer."

"Und der wäre?" Jamie musterte ihn neugierig, denn er war wirklich gespannt darauf, was sein Kumpel im Schilde führte. Bislang hatten sie nie auch nur im Ansatz versucht, ihr Leben auf eine andere Weise zu gestalten als sie es immer zu tun pflegten, weshalb das Ganze äußerst interessant anmutete.

Cari machte keinen großen Hehl aus seinem Vorsatz.

"Ich will in diesem Jahr nur noch kurze Hosen tragen", verkündete er gelassen. "Scheißegal, wie kalt es auch ist. Und da das neue Jahr bereits begonnen hat..."

Er vervollständigte den Satz nicht, zumindest nicht mündlich. Stirnrunzelnd schaute Jamie ihm dabei zu, wie er sich zu seiner unausgepackten Reisetasche begab, eine ganze Weile in ihr kramte und sich anschließend breit grinsend wieder erhob - mit einer Schere in der Hand.

"Du willst mir jetzt aber nicht die Haare damit abschneiden", kam Jamie seinen Taten reichlich besorgt zuvor, was Cari jedoch nur ein abfälliges Schnauben entlockte.

"Dummbratze", nannte er ihn kopfschüttelnd und kniff anschließend in die Hose, welche er trug, um den ersten Scherenschnitt in Höhe seines Oberschenkels zu setzen.

"Oha", kommentierte Jamie interessiert und rülpste herzlich mit einem Lächeln auf den Lippen. "Wenn du dir dabei mal nicht ins eigene Fleisch schneidest mit deinen drei Promille. Also, ich hab keinen Bock, den Notarzt anzurufen. Wenn du blutest wie eine Sau, lass ich dich liegen und verrecken, nur, dass du es weißt."

Er sollte allerdings sehr bald seinen Mund halten, denn inzwischen hatte Cari sich das erste Hosenbein komplett abgeschnitten. Zwar ziemlich schief, aber das juckte Jamie wahrscheinlich noch wesentlich weniger als den Drummer selber - denn das, was zum Vorschein kam, war eindeutig nicht von schlechten Eltern. Weshalb Jamie ein unverhohlener Pfiff der Anerkennung entwich.

"Mein lieber Schwan, du hast strammere Schenkel als meine Freundin!", posaunte er mit einem leicht lasziven Lächeln auf den Lippen. Derweil war auch das zweite Hosenbein Flöten gegangen und lag nutzlos auf dem Boden - während Cari mit knackig kurzen Hotpants im Raum stand und sich grinsend mit beiden Händen selbst auf die Arschbacken klatschte.

"Ich hab ja auch keine Zellulite", meinte er. "Bei mir ist alles jung und knackig."

"Perverse Drecksau", kommentierte Jamie den Auftritt und die Worte seines Freundes, während er ihm äußerst dunkle, begehrende Blicke zuwarf. "Wenn Martin dich so sieht, schickt er dich auf den Strich, du notgeile, kleine Nutte."

Jamies reizte sich mit seinen eigenen Worten, die er für Cari bereithielt, regelrecht auf. Schlimm genug, dass sein Freund wirklich extrem ansehnliche, schlanke Beine besaß, die außerdem mit einigen Tätowierungen versehen waren, aber am meisten setzte ihm der Fakt zu, dass Cari sich seine Hosen wirklich verboten kurz geschnitten hatte. Sonst reichte der Stoff wenigstens noch bis zur Hälfte seiner Oberschenkel, doch heute entblößten sie fast seine Arschbacken - und der dreckige Bastard trug noch nicht einmal eine Unterhose unter dem allmählich ausfransenden Fetzen.

"Wenn Martin mich so sieht, will er mich ficken", behauptete Cari und stolzierte so gut er es in seinem Suff noch konnte auf Jamie zu, bis er direkt vor seinen Knien zum Stehen kam. Prompt umfassten Jamies übereifrige Hände seine nackten Schenkel und streichelten sie begehrlich.

"Das würde ich nie zulassen", versicherte er seinem Freund und schmunzelte zu ihm empor, um dann wieder auf seine Beine zu schauen und sich angetan über die Lippen bei diesem Anblick zu lecken. "Ich könnte dich selbst direkt auffressen, dich und deine knackigen Beine." Voll Ehrfurcht in seinem Hunger knetete er die strammen Muskeln. Alles an diesem Kerl war einfach nur fest und zum Anbeißen gedacht. "Wenn ich könnte, ich würde deine Beine vögeln. Ohne Scheiß."

Trotzdem Jamie ihn noch begrabschte und Cari dem nicht einmal abgeneigt war (oder vielleicht genau deswegen) ließ er sich nun auf den freien Platz auf dem Bett neben ihm sinken, stützte sich lässig auf seine Unterarme und zog eine Schnute.

"Du kannst sie doch vögeln", verkündete er vollkommen gleichgültig, als würde er über eine Selbstverständlichkeit sprechen. "Meine Schenkel machen sich bestimmt gut um deinen Schwanz. Falls du überhaupt noch einen hochkriegst..."

"Bei dir immer, Mann", schnurrte Jamie, der immer aufdringlicher geworden war und fast gar nicht mehr seine Finger von dem plötzlich so begehrten Freund lassen konnte. Er glich in seinen alkoholumnebelten Augen einem Sexgott, und zwar von Kopf bis Fuß - doch nichts ließ sich mit diesen traumhaften Schenkeln vergleichen, die man einfach nur gierig kneten wollte. Männerschenkel waren in Jamies Augen der Ausgleich für weibliche Brüste. Nur leider gab es kaum Kerle, die derart ansehnliche Beine ihr Eigen nannten. Cari stellte da eine Ausnahme dar - so wie er in vielen Fragen eine Ausnahme darstellte.

So hätte ihn wohl niemand seiner Freunde mit einem abenteuerlustigen Grinsen bei den Armen gepackt und auf sich gezogen und ihm anschließend eine Gleitgeltube in die Hand gedrückt. Er wartete regelrecht darauf, dass Jamie sich an ihm gütlich tat, schließlich kam er dabei auch selbst auf seine Kosten. Wann hätte er auch sonst Jamies nackten Hintern quasi direkt vor der Nase gehabt? Der Sänger kniete alsbald voller Tatendrang über ihm, während er ihm die Rückseite zuwandte und schmierte die Innenseite von Caris Schenkel mit reichlich Gleitgel ein. Die Hosen hatte er bereits zu den abgeschnittenen Hosenbeinen auf den Boden geworfen. Denn wer brauchte in solch einer Situation noch Hosen?

"Ich fühl mich wie eine perverse Ratte", meinte Jamie amüsiert, so wie er aus dem Vorbereiten von Caris Beinen ein regelrechtes Ritual des Genusses machte. So intensiv dieses Fleisch anzupacken in der Gewissheit, sich gleich zwischen es zu treiben, das setzte seinem Verstand ziemlich zu. "Aber im positiven Sinne."

"Scheiß auf pervers", meinte Cari nur, der es sich nicht nehmen lassen konnte, Jamies Arschbacken zu packen und etwas auseinanderzuziehen. "Das hier ist die neue Erfahrung, die du in diesem Jahr sammeln wolltest, und jetzt genieß sie gefälligst, du alter Drecksack."

Das ließ der glucksende Jamie sich nicht zweimal sagen. Sein Schwanz war alsbald relativ hart, so wie er ihn eine Weile lang angewichst hatte, was aber auch der Tatsache geschuldet war, dass Cari mit seinem vorwitzigen Zeigefinger die Innenseiten seiner Pobacken streichelte. Und dies tat er noch immer, als Jamie Caris angewinkelte Beine packte und sein Glied zwischen sie zwängte.

"Hoi, das flutscht schön", verkündete er vergnügt und bewegte seine Hüften wonnevoll gleich noch etwas hastiger, musste er hierbei doch kaum Rücksicht walten lassen. Körperöffnungen waren da wesentlich sensibler als Caris sexy Schenkel.

Cari währenddessen kaum aus dem Grinsen partout nicht mehr heraus, denn es war ziemlich scharf mitanzusehen, wie Jamies kleine, hübsche Pobacken sich in den Stößen anspannten. Und gleichzeitig machten ihn das Gefühl und die Gewissheit ziemlich an, dass Jamies Schwanz sich da gerade an den Innenseiten seiner Oberschenkel rieb. Sie waren noch nie derart intim miteinander geworden, denn sie hätten nie vermutet, dass sie auch im Bett so gut harmonierten. Aber offenbar fanden sie ihr seltsames Spiel beide ziemlich geil, denn nicht nur Jamie keuchte immer schwerer, sondern auch Cari, der seine Hose geöffnet und seinen eigenen Schwanz an die frische Luft geholt hatte, um ihn sich zu massieren. Seiner Lust wurde immer dann mächtig Nachschub verpasst, wenn Jamies Eier über seinen Handrücken strichen, aber auch die Geräusche, die sein Freund von sich gab, ließen ihn nicht kalt.

"Hast du Spaß, Kleiner?", wollte Cari nach einer Weile des stummen Zusammenspiels wissen, während dem Jamie seines seltsamen Fetisches frönte.

"Und wie", erwiderte er schnaufend und legte genüsslich den Kopf in den Nacken, so wie Cari mit purer Absicht seine Oberschenkelmuskulatur anspannte. "Oh, du geiles Stück..."

Doch Jamie war ein nicht minder geiles Stück. Im Eifer des Gefechtes genügte es ihm nicht mehr, sich an der nackten Haut seines Freundes zu reiben und so sorgte er dafür, dass ihn die raue, derbe Jeansshorts umgab, welche er nicht minder begehrte wie die bloßen Beine Caris.

Er kam augenblicklich ächzend auf das Bettlaken und die knappe Hose seines Freundes. Und Cari folgte ihm wenig später, stellten die abgehakten Laute Jamies doch eine Stimulation ohne gleichen für ihn dar und ließen seine Lust unerträglich werden, so sehr, dass er sich vergaß.

 

"Das war geil", gestand Jamie ihm später, als sie schlaff in ihrem Doppelbett lagen und nicht mehr recht wussten, welcher Teufel sie gerate geritten hatte und wo ihr Verstand nur abgeblieben war. "Ich hatte zwar schon besseren Sex, aber das war dennoch ein denkwürdiges Erlebnis."

"Ich muss zugeben, dass ich auch lieber Körperöffnungen ficke als Oberschenkel. Oder Achseln. Oder Armbeugen", pflichtete ihm Cari mit etwas Schalk in der Stimme bei und strich ihm genauso neckend wie zärtlich über den Arm. "Aber wenn man so auf Beine abfährt..."

"Dein Körper ist einfach hot." Jamies Blick wirkte beschwörend, als er den Caris einfing. "Ich könnte meinen Schwanz auch an deinem Bauch oder deinem Gesicht reiben - ich würde wahrscheinlich ausflippen."

Cari schmeichelten Jamies Worte irgendwie. Das Gefühl, derart begehrt zu werden, ließ ein erneutes Kribbeln in seinen Lenden wachsen, doch er spielte seinem Freund dennoch nicht in die Karten.

"Das ist der Alkohol", meinte er deshalb und drehte sich auf den Rücken. "Nur der Alkohol."

"Ich glaub dir kein Wort."

Cari jedoch reagierte nicht mehr. Selbst als Jamie ihm die Wange tätschelte, in der Hoffnung, ihn am Einschlafen zu hindern, öffnete der Idiot die Augen nicht wieder.

So drehte sich auch Jamie um und schloss die Lider. Er würde Cari schon noch früh genug beweisen, dass er dessen Körper auch nüchtern unwiderstehlich fand und dass man nicht alles dem Alkohol in die Schuhe schieben konnte.

 

Hidden Agenda

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Während ich die Kusszene schrieb, lief passenderweise D'espairsRays 'PIG'. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Lestat steht zwar nur bedingt im Mittelpunkt, aber trotzdem hat er sich gefreut, endlich auch mal nen Stich landen zu dürfen. ;) Vielleicht bekommt er auch irgendwann mal was Detaillierteres auf den Leib geschneidert. Die Zukunft wird es zeigen... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Projekt war letzten Endes der Push, die Story endlich in Angriff zu nehmen. Das kursive Zitat stammt davon. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Mal habe ich mich eines Zitates aus dem Waisenhaus bedient.

Mal schauen, ob der nächste OS wieder etwas versauter wird... ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Dinge, die man schreibt, wenn einen der Verstand verlassen hat, sind immer die ehrlichsten.
Dennoch...wer hat meinen Verstand gesehen und gibt ihn mir zurück?

Lyrics: Lumaraa - Mein Bruder
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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  CharlieBlade1901
2016-08-04T22:10:02+00:00 05.08.2016 00:10
Geht es im nächsten teil mit Riki weiter oder mit Mister ich heirate meine Freundin und ficke im Hintergrund meinen besten Freund den ich eigentlich liebe aber zu stur bin es zu erkennen.

Das hass ich so an Männern, wollen die Dinge nicht wahr haben wir sie sind und versuchen es best möglich zu verhindern obwohl sie wissen wie die Dinge stehen.
Antwort von:  Anemia
05.08.2016 10:56
Ich weiß noch nicht, mit wem es im nächsten One Shot weitergeht. Das entscheidet sich dann erst ganz spontan. Zumal ich im Moment an einem anderen Projekt arbeite.
Von:  CharlieBlade1901
2016-07-31T19:24:59+00:00 31.07.2016 21:24
Halt stopp moment, dann ist Jamie die ganze Story über Jungfrau gewesen und hatte eigentlich gar nie mit Cari geschlafen?
Oder hab ich was falsch verstanden.
Und noch was wenn ich wüsste dass die feste Freundin meines Freundes in dem ich ja verliebt bin eifersüchtigt auf mich ist obwohl ich gar nichts mache, warum geh ich dann nicht zu ihm und sage es ihm?
Antwort von:  Anemia
01.08.2016 07:52
Ja, das Ganze soll im Rückblick wie ein Traum wirken. Wo dieser Traum beginnt und wo er endet, spielt keine große Rolle und ist jedem selbst überlassen.

"Und noch was wenn ich wüsste dass die feste Freundin meines Freundes in dem ich ja verliebt bin eifersüchtigt auf mich ist obwohl ich gar nichts mache, warum geh ich dann nicht zu ihm und sage es ihm?"
Frag das mal die Charaktere, haha. :D Ich bin kein Beziehungsexperte, und im Grunde tut dieses Detail nicht sonderlich viel zur Sache...in dieser Geschichte habe ich dies nicht hinterfragt, aber womöglich tue ich es ja an anderer Stelle. Kommt immer auf den Plot an. Bei dieser Story hätte es eindeutig den Rahmen gesprengt, wenn ich darauf auch noch eingegangen wäre. Aber interessant, auf was Leser so achten. :D


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