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Lust'n'Needs II

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das war nicht geplant, und es hätte vielleicht auch nicht sein dürfen. Aber ich brauchte spontan ein Ventil. Komplett anzeigen

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Anything And Everything

Anything And Everything

 

 

Eine Liebe, die mich schützt und mich berührt.

Eine Liebe, die mich in mein Leben führt.

Keine Zeile würd’ beschreiben, wie’s mir geht.

Das ist das einzige was fehlt.

 

 

*

 

 

Dass sich irgendetwas ganz Besonderes ereignet haben musste, war Cari spätestens dann klar, als Jamie mit einer Weinflasche und einem kleinen Lächeln auf den Lippen aus der Küche zurückkehrte. Noch immer hatte er keine Anstalten gemacht, Cari endlich aufzuklären über das, was passiert war; dafür glitt sein geheimnisvoll funkelnder Blick immer wieder verstohlen über seinen Freund, als weidete er sich an dessen Erwartungsfreude. Als würde er die Situation vollends auskosten wollen, um schließlich genüsslich reinen Tisch zu machen.

Nachdem er die beiden Weingläser mit eben diesem verheißungsvollen Lächeln gefüllt hatte, das ihn auf seine Weise und durch Caris Augen hindurch so hinreißend schön machte, überreichte er seinem Freund einen der Schwenker, während er den zweiten bei sich behielt. Vielleicht war es nur der warme Schein der Tischlampe, der seinen Blick erhellte und regelrecht strahlen ließ. Vielleicht aber strahlte er auch von innen, einfach, weil er glücklich war. Und nun sollte Cari endlich den Grund für die Einladung erfahren. Den Grund, weswegen sie nun hier saßen und Wein tranken und Jamie der bezauberndste Kerl überhaupt war mit diesen selig lächelnden Augen.

"Gibt es gute Neuigkeiten?", wollte Cari endlich wissen, um seiner Neugierde ein Ende zu bereiten. Ehe Jamie jedoch mit der Sprache herausrückte, ließ er verträumt dreinschauend sein Weinglas gegen das seines Freundes stoßen. Und dann richtete er seinen so warmen, von Glück erfüllten Blick auf Cari.

"Ich werde Vater."

Drei Worte, vorgetragen mit einem Lächeln, das von einer tiefen Zufriedenheit zeugte, aber gleichzeitig auch von Liebe und Zärtlichkeit.

Die Nachricht erfüllte auch Cari mit einem freudigen Kribbeln, denn er wusste ganz genau, wie lange Jamie und seine Freundin bereits versuchten, ein Kind zu bekommen. Seit ungefähr einem Jahr arbeiteten sie an ihrem kleinen, süßen Projekt, und nun endlich sollte es Früchte tragen. Cari als sein bester Freund gönnte ihm dieses unbeschreibliche Glück natürlich von ganzem Herzen. Jamie liebte Kinder, und damit, schon bald sein eigenes in den Armen zu halten, würde für ihn ein langgehegter Wunsch in Erfüllung gehen. Das war ganz gewiss, denn Cari sah es nun wieder in dem fröhlichen Lachen Jamies, welches sich auf sein Gesicht stahl, als er ihn beglückwünschte und seine Freude teilte, wie er es immer tat, denn sie waren beste Freunde und ihre Seelen sich so ähnlich, als würden sie nur zusammen ein großes Ganzes ergeben. Nun war es Jamie, der sich in der Wärme aalte, die in Caris grünen Augen lag und die von einer Zuneigung erzählten, die er nur bei ihm fand. Eine Zuneigung, die so weit über eine normale Freundschaft hinausging, aber auch mit keinem anderen Wort treffend zu beschreiben war. Es war schlichtweg tief, was sie füreinander empfanden. So tief, dass sie sich an manchen Abenden am liebsten genauso nahe gekommen wären wie ihre Seelen es bereits waren. Es gab keine Grenzen, keine Bürden. Nicht in ihren Herzen.

 

"Doch das ist noch nicht alles", deutete Jamie nach einem kurzen Moment an, in welchem sie einfach nur die Gefühle genossen hatten, die in ihren Bäuchen prickelten. "Das Beste kommt erst noch. Das Beste für dich."

Fragend riss Cari seine Augen auf, die Jamie nun groß und unwissend musterten. Der Sänger jedoch ließ sich davon nicht hetzen, sondern lächelte wieder nur zärtlich und nahm dann behutsam Caris Hände in seine. Und das, obwohl seine Finger nicht annährend so warm war wie sein Blick, wusste er doch nicht, ob er das Richtige tat. Ob er in die richtige Richtung ging. Oder in die falsche.

Immerhin wich Cari nicht vor der ungewohnten, aber intimen Berührung zurück. Es erstaunte ihn zwar, dass er tatsächlich erkennen durfte, wie beschützend Jamies Hände sein konnten, wie liebevoll und gleichzeitig wie zaghaft, wenn sie nicht recht wussten, was sie tun sollten. Aber er ließ ihn gewähren, strich gar mit dem Daumen wie zufällig über Jamies tätowierten Handrücken und versuchte sich krampfhaft einzuprägen, wie es sich anfühlte. Wie es sich anfühlte, auch körperlich mit ihm verbunden zu sein. Mit dem Menschen, den er genauso liebte wie sich selbst. Und sogar noch mehr.

Es kostete Jamie ebenso viel Überwindung, Cari in dieser bedeutungsschwangeren Situation in die Augen zu schauen, aber schließlich tat er es. Tat es, weil es sein musste. Weil er seine Seele sehen wollte, wenn er ihm die nächsten Worte offenbarte.

"Wir haben beide nicht viel mit der Kirche am Hut", begann er, und seine Stimme war leise und weich zugleich, genau wie das, was sie empfanden, wenn sie einander nah waren. "Aber ich wünsche mir dennoch, dass du der Patenonkel des Kleinen wirst."

Cari stockte förmlich der Atem, so wie er dies hörte, und seine Lippen öffneten sich vor Überraschung einen Spalt weit.

"Ich?" Er sah Jamie unverwandt an, ehe seine Mundwinkel ergriffen zu zucken begannen. "Das...das ist ja..."

"Dann wäre der Kleine auch ein bisschen dein Kind", erwiderte Jamie und senkte nun doch ein wenig die Lider, denn in diesem Augenblick war sein Herz verletzlicher denn je. "Unser Kind. Ein Zeugnis dessen, wie wichtig du mir bist..."

Seine Wimpern warfen zarte Schatten auf seine hohen Wangenknochen, und an dieses Detail würde Cari sich wohl auf ewig erinnern können, genau wie an die Tatsache, dass Jamies Wange genau in seine Hand passte, als er sie sanft umfing und sein Gesicht zurück in seine Richtung drehte. Und nun, wo er das Flackern in den verletzlichen Augen seines Freundes sah, wusste er, dass all die Wärme, die in seinem Blick glühte, aus seinem Herzen kam. Und er wusste auch, dass es niemanden gab, den er in diesem Moment mehr brauchte als Jamie. Denn es gab niemanden, der hätte schöner sein können als sein bester Freund, sein Seelenverwandter, nicht an diesem Abend, nicht in dieser Nacht. Er erschien ihm wie ein Wunder, ein kleines Wunder, welches nur seine Augen sahen, da es nur für seine Augen bestimmt war. Er sehnte sich danach, sich in die Wärme Jamies zu stehlen und von ihr zu zehren, die Zuneigung in sich aufzusaugen, die der andere für ihn empfand, und so näherte er sich ihm vorsichtig, rückte zu ihm heran.

Jamie schloss geruhsam die Augen, so wie der andere seine Stirn gegen die seine lehnte. Als er einatmete, umspielte der vertraute Duft seines Freundes sanft seine Nase und betörte unwillkürlich seine Sinne, die nach ihm suchten, so sehr suchten, als Cari mit der Spitze seiner Nase über den Nasenrücken Jamies fuhr, bis sich zärtlich beide Spitzen anstubsten. Denn ihre Seelen brauchten diese Liebkosung in diesem Moment, benötigten die Nähe, benötigten die Liebe, die sich zwischen ihnen ausbreitete und alle Grenzen überwand.

Cari war versucht, etwas zu sagen, aber es gab nichts, was er hätte sagen können. So ließ er seine Hände sprechen, die sich achtsam aber gleichzeitig sehr bestimmt in Jamies Nacken legten. Seine Fingerspitzen erkundeten dieses Wunder, das Jamie genauso für seine Hände wie für seine Augen war, strichen über die kleinen Härchen und glitten empor über seinen Haaransatz in seine schwarze Pracht, um sich von ihr einhüllen zu lassen. Und seine Lippen begehrten ihn ebenso sehr, strichen langsam, ja fast träge über die des anderen, bis sich ihre Münder synchron öffneten, um sich der Vereinigung hinzugeben. Es gab nichts anderes mehr, mittels dem sie sich ihre tiefe Freundschaft hätten beweisen können. Wenn kein Wort der Welt mehr beschreiben konnte, was man empfand, musste man seine Hände und Lippen sprechen lassen, in der Hoffnung, dass sie dazu in der Lage waren, die Seele des anderen zu berühren und ihm die Liebe zu vermitteln, die auf seinem Herzen lastete. So lange schon, so heftig und so vernachlässigt wie ein ungeliebtes Kind, das nie hätte geboren werden dürfen.

 

 

Scheiße, ich bin so verwirrt.

Scheiße, was ist bloß passiert

das hier kann keiner nachvollzieh‘n.

 

 

In dieser Nacht fand Jamie die Geborgenheit in den Armes und den Küssen seines Freundes, und er fand die Liebe in dessen Augen, aber auch eine tosende Lust. Diese war es wahrscheinlich auch, die ihn aus seinen Kleidern riss und gegen den bereits nackten Leib des Menschen zog, mit dem er so lange schon auf einer gewissen Ebene eins war, ohne dass es ihm genügt hatte.

So wie sie sich verzweifelt aneinanderschmiegten, erst auf der Couch und dann schließlich in Jamies Bett und ein Knäuel aus Armen und Beinen bildeten, suchten sie verzweifelt nach dem Ende für ihr Verlangen, suchten danach auf der Haut des jeweils anderen, jedoch ohne es je zu finden, denn der Sehnsucht ein Ende zu bereiten war ebenso aussichtslos wie zwei Liebende voneinander zu trennen zu versuchen. Ihre Freundschaft kochte über, und sie zerrte an ihren Leibern, drängend und gewissenlos. Jede Umarmung, jedes gänzliche Umschlingen des anderen mit dem eigenen Körper war nicht genug; umso mehr sie sich in sich selbst verloren, desto heftiger schwelte der Wunsch in ihnen, mit dem Freund zu verschmelzen. Und auch, wenn sie sich nicht vorranging aus Lust einander hingaben, sondern aus bloßer Zuneigung, der sie nicht mehr Herr werden konnten, gab es nur eine Möglichkeit, sich annähernd so unglaublich nahe zu kommen und den Grund ihrer Herzen zu berühren.

Sie schliefen miteinander, und schon bald erfüllte das raue Stöhnen der Männer den Raum, die zusammen in den Höhepunkt finden wollten in ihrem Wahnsinn aus Körperlichkeit und unbenennbarer Liebe. Das, was sie spürten, umso heftiger sie sich liebten, war eine Lust, die nicht nur ihre Geschlechtsteile in Aufruhr versetzte; es war eine Lust, die tiefer ging, in ihren erhitzten Leibern schwelte wie ein Dämon, der ausgetrieben werden wollte. Ein Dämon, der jedoch schwer hervorzulocken war, aber in dem Moment, in dem es ihnen gelang, mit einer derartigen Heftigkeit entwich, dass es all ihre Gedanken und Sorgen auslöschte. Es gab nur noch das Gefühl, und es gab zwei Münder, zu einem stummen, fassungslosen Schrei geöffnet, als die Erregung endlich mit einer Explosion erstarb. Schließlich blieb nur noch der Schweiß auf ihrer Haut zurück - und natürlich das pure Glück in den Augen der beiden, die es nach so vielen Jahren annähernd geschafft hatten, sich so nahe wie nötig zu kommen.

 

Sie lagen noch immer eng beieinander, als bereits der Morgen zu grauen begann, mit ineinander verschränkten Fingern und den Spuren des jeweils anderen in und auf sich. Es würde ihnen schwer fallen, sich jemals wieder voneinander zu lösen und dann auf ewig voneinander zu lassen, aber noch war es nicht so weit. Noch klopfte Caris Herz ganz nah an Jamies, und dessen Körper gehörte nur seinen begehrenden Lippen und Fingern, die es einfach nicht schafften, sich an der Schönheit des Körpers seines Freundes sattzusehen. Immer wieder gab es neue Details zu erkunden, und immer wieder entdeckte er eine Stelle, so sensibel, dass er abermals die Lust in dem anderen zu entfachen wusste, um sie zu befriedigen, Mal um Mal, bis es endlich vollends still in ihnen war. So still, dass sie glaubten, die Gedanken des anderen hören zu können. Und auch, wenn sie so eng miteinander verbunden waren, dass ein Blick in die Augen des Freundes genügte, um ihre Seelen miteinander flüstern zu lassen, so gab es dennoch Worte, die Cari laut in die endgültige Ruhe dieser Nacht sagte.

"Ich kann es kaum erwarten, den Kleinen im Arm zu halten und in die schönen Augen seines Papas zu schauen."

Er nahm Jamies Hand und küsste verehrend seine Fingerspitzen, jede einzelne, während er in die Augen seines Freundes blickte, in denen er jene erwiderte Liebe sah, wie er sie gewiss nie wieder in den Augen eines Menschen finden würde.

 

 

Bitte lass mich nie wieder allein

du bist mein Gegenstück.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Dinge, die man schreibt, wenn einen der Verstand verlassen hat, sind immer die ehrlichsten.
Dennoch...wer hat meinen Verstand gesehen und gibt ihn mir zurück?

Lyrics: Lumaraa - Mein Bruder
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