Zum Inhalt der Seite

Tausend blutige Splitter

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hockey Homo und all seine Charaktere gehören der wundervollen Yaa.
Seit dem Yaa dieses Bild von Carter im Krankenhaus auf Twitter gepostet hat, hat es mir in den Fingern gekribbelt. Jetzt habe ich es endlich mal geschafft, das niederzuschreiben.
Das Kapitelcover ist dementsprechend das Artwork von Yaa und ist nicht von mir gezeichnet worden. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tausend blutige Splitter

Kacheln an der Decke, glatte Tapete an den Wänden, den Boden kann er nicht sehen. Ein Beutel mit Flüssigkeit, Schläuche die in seinem Handrücken enden und in weiter Ferne eine Tür. Er will aufstehen, sich anziehen und in die Schule gehen, aber er weiß, dass ihm all diese normalen Dinge über Nacht entrissen wurden. Es ist nichts mehr so, wie es gestern war. Dieser unwirkliche Morgen ist nun seine Gegenwart. Die Vergangenheit liegt tot auf einem dunklen Spielplatz. Verloren. Unsichtbar. Tausend blutige Splitter, die ihm tief ins Fleisch schnitten, als die Seifenblase zerplatzte.
 

Die Wirklichkeit ist ein Krankenhauszimmer, doch statt sterilem Weiß entdecken Carters Augen schmutzige Grautöne. Er fühlt sich genauso unrein, wie die Farben des Raumes, in den man ihn gesteckt hat. Die Luft ist verdreckt, er atmet den Sand ihrer Schuhe, die feinen Partikel, welche von ihren Sohlen aufgewirbelt werden, die hasserfüllten Worte, die sie ihm ins Gesicht spucken. Sein Hals schnürt sich zusammen und plötzlich ist die Bettdecke zu schwer, sie erdrückt ihn, presst seinen Brustkorb in die Matratze und er will sie abstreifen. Carter gräbt seine Zehen in den Stoff, winkelt seine Beine an und keucht, weil seine Gliedmaßen Fremdkörper sind, die ihm nicht gehorchen. Weil sich Kompressen in seine Muskeln graben und ihm die Bewegungsfreiheit rauben.

 

Aber die Decke gleitet von seinem Torso und für einen Moment fühlt er sich erleichtert. Bis er die Schatten auf seinen Oberschenkeln sieht. Er krallt seine Hand in das Hemd, welches man ihm angezogen hat. Diese Hand sieht so unwirklich aus, sein gesamter linker Arm passt nicht zum Rest seines Körpers, er ist eine Lüge, ein winziger Rest des alten Carters, der er nie wieder sein kann. Er versucht seinen Kopf zu neigen. Seine Ohren rauschen, als er das Hemd immer höher zieht, um zu sehen, was man ihm angetan hat, was die Ärzte aus ihm gemacht haben, nachdem Till…
 

Seine Haut ist ein achtlos angefertigtes Aquarell. Da ist so viel Rot, so viel Blau und Grün und Braun und so viele weiße Bandagen, die im Vergleich zu den dunklen Flecken viel zu hell leuchten. Sie winden sich um seinen Körper, halten diese demolierte Hülle zusammen, während sein Innerstes leise zerfällt.
 

Seine linke Hand zuckt, als er sich an den ersten Schlag erinnert, an das Ziehen in seinem Unterkiefer, an die Ungläubigkeit. An den ersten blutigen Splitter in seiner rosaroten Welt. Seine Augen brennen, als die Bilder der letzen Nacht ihn überfluten, ihn mit sich reißen und ertränken. Wie hat er sich nur so in ihm täuschen können? Wie konnte er sein Herz so leichtfertig an jemanden verschenken, für den er wertlos ist? Wie kann man nur so dumm sein?
 

Carter nimmt einen zittrigen Atemzug. Er schließt die Augen und hofft, dass die Medikamente stark genug sind, um auch seinen seelischen Schmerz zu betäuben. Zumindest bis er eines Tages wieder auf eigenen Beinen stehen kann und sein Herz aufhört, so unsagbar weh zu tun.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ShikiKabojashi
2016-07-13T13:58:58+00:00 13.07.2016 15:58
Mit gefällt die Art wie du ins Detail gehst. Gefällt mir sehr gut!


Zurück