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Heimliche Hoffnung

von

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Frieden

Der Gerichtsmediziner streifte sich die Latexhandschuhe von den Händen und warf sie in den Mülleimer. Er roch kurz an seinen Händen. Der Geruch erinnerte ihn an längst vergessene Zeiten. Zeiten seiner Vergangenheit. Er blickte zu dem Körper von Chris Vineyard.

Nur mit Mühe war er die gesamte Presse los geworden. Offiziell wie auch inoffiziell durfte und wollte er keinen Kommentar zu allem abgeben. Der Gerichtsmediziner sah zu seiner Assistentin.

„Wie geht es dir?“ Sie lehnte sich nach hinten und sah auf Chris Vineyard.

„Ich hoffe, ich muss das nie wieder machen“, sprach er ruhig. „Du weißt, was ich von solchen Aktion halte.“

Sie nickte, lächelte aber trotzdem. „Wir mussten das tun, Yusaku“, entgegnete sie und zog sich die Maske vom Gesicht. Der Gerichtsmediziner tat es ihr gleich.

„Ich hoffe, sie dankt es dir wenigstens.“

„Das tu ich.“

Yukiko sah zu ihrer früheren Freundin. „Sharon?“

„Yukiko“, seufzte die Angesprochene. „Von heute an heiße ich Vivian. Vivian West.“

„Und du möchtest wirklich ein komplett neues Leben anfangen?“

„Nun wo sie als tot gilt, hat sie keine andere Möglichkeit. Außer sie erklärt plausibel, warum sie ihren Tod vortäuschte“, gab Yusaku von sich. Er verschränkte die Arme und sah die Schauspielerin an.

„Macht euch um mich keine Sorgen. Ihr werdet nie wieder etwas von mir hören.“

„Sh…Vivian…“, wisperte Yukiko.

„Schon gut, Yukiko.“ Sie lächelte. „Ich kann mein Leben nun selbst in die Hand nehmen und alles tun, was ich nie tun durfte.“ Sie stand vom Platz auf. „Ihr werdet es nicht bereuen, dass ihr mir geholfen habt.“

„Ich muss ja schon sagen, es war wirklich faszinierend, wie du deinen Puls anhalten konntest.“

Vermouth zuckte mit den Schultern. „Ein Mittel der Organisation. Es verlangsamt den Puls so sehr, dass er fast nicht mehr vorhanden ist. Trotzdem bleibt man noch am Leben. Und die schminke tut ihr übliches, Agent Raymond.“ Vermouth sah zu Yukiko, anschließend zu Yusaku. „Du warst aber auch nicht schlecht, Agent Smith.“

„Es wundert mich trotzdem, dass Herr Akai darauf herein fiel.“

Vermouth verschränkte die Arme. „Das glaub ich ehrlich gesagt nicht. Ich kenne Akai schon eine ganze Weile. Dem macht man nicht so einfach was vor. Aber wahrscheinlich will er es einfach selbst glauben und nimmt meinen Tod deswegen billigend in Kauf. Und die Presse tut ihr übliches. Wie sollte er auch sonst der gesamten Welt erklären, dass ich doch noch am Leben bin. Selbst er würde nicht alles über das FBI Preis geben, nur um mich hinter Gittern zu sehen.“

„Und was hast du jetzt vor?“, wollte Yukiko dann wissen.

„Es ist besser, wenn du das nicht weißt.“
 

***
 

Du hast Jodie nicht verdient.

Annes Worte hatten große Nachwirkungen. Wenn sie gewusst hätte, wie groß sie wirklich waren, hätte sie es ihm auf Lebzeiten unter die Nase gerieben. Shuichi wusste eh nicht, warum sich Jodie mit dieser Frau abgab. Sie war…nervig und auf jeden eifersüchtig, der ein besseres Leben hatte. Bereits seit ihrem aller ersten Treffen wusste Akai, dass Anne kein guter Umgang für Jodie war. Man merkte, dass sie Jodie klein halten wollte. Merkwürdig war allerdings auch, dass Jodie zeitweise noch an der Freundschaft hing. Aber wahrscheinlich lag es daran, weil Anne die einzige Person aus Jodies Vergangenheit war, die noch lebte und die nichts mit der Organisation zu tun hatte. Ob Jodie irgendwann die Freundschaft beendete oder nicht, stand in den Sternen. Allerdings hatte Anne mit einer Sache recht gehabt. Und sie hatte selten Recht. Shuichi hatte Jodie definitiv nicht verdient.

Damals, wie auch heute nicht. Obwohl er vor Jahren ein anderer Mensch war, war schon immer eine kleine Kluft zwischen ihnen. Sie versuchten es und dass Shu ihre Liebe für den Kampf gegen die Organisation aufgab, trug seinen Teil dazu bei. Seine Gründe – so gut sie auch waren - führten zu einem tiefen Abgrund. Einem schwarzen Loch, dem er nicht entrinnen konnte.

Manchmal erinnerte er sich gern an die Zeit, aber dann wurden diese Gefühle überschattet von all dem, was er tun musste, was zwischen ihnen schief lief. Hatten sie überhaupt eine Chance? Sähe ihr Leben anders aus, wenn er den Auftrag nicht angenommen hätte? Was wäre, wenn sie beide nicht beim FBI arbeiteten? Waren die Chancen dann höher oder würden sie sich gar nicht erst kennen lernen?

Obwohl Shuichi ein guter FBI-Agent war und zu den besten seines Faches gehörte, war Jodie eine Person, die viel zu weit weg war. Sie war die Sonne. Er nur Unkraut. Er wuchs um das Schöne herum und verschwand nie.

Dabei hatte Jodie wirklich besseres verdient. Eine Familie und einen Mann, der sie liebte und ihr die Sterne vom Himmel holen würde. Sie brauchte eine Person, die ihr das Lächeln wieder zurück brachte. Ein Lächeln, welches er oft vermisste. Selbst, wenn sie ihm ein Lächeln schenkte, es war nicht das gleiche wie damals. Jodie verstellte sich, sie zwang sich dazu ihre Gefühle nach hinten zu schieben und gute Miene zu machen.

Als er Jodie mit dem Baby auf dem Arm sah, sah er auch das lang vermisste Lächeln. Es war warm und herzhaft. Lang vergessen und nun wieder da. Jodie hatte es verdient und so musste er mit den Neuigkeiten warten und nicht als schwarze Wolke auftauchen.

Am liebsten wäre er zu ihr gegangen. Wollte ihr gratulieren und anschließend aus ihrem Leben verschwinden. Es ging nicht. Sie hielt ihn fest umwickelt und ließ ihn nicht mehr los. Jodie war sein Schwachpunkt. Sie war es, die ihn schwach machte, diejenige, die ihn ablenkte.

Mit langsamen Schritten folgte er den Beiden. Er sah ihnen zu und erkannte schon bald das Viertel, in welchem Jodie wohnte. Ein leises Seufzen kam über seine Lippen. Er hatte sie verloren.

Jodie zusammen mit dem Baby zu sehen, weckte in Shuichi alte Gefühle. Melancholie. Traurigkeit. Schmerz.
 

Jodie tippelte die ganze Zeit über nervös mit ihrem Fuß auf dem Boden herum. Sie war angespannt. Eindeutig. Jodies Gefühle waren offen wie ein Buch. Jeder konnte darin lesen und dementsprechend reagieren.

Glücklicherweise musste Jodie nicht in den Außendienst und konnte sich deswegen um liegen gebliebene Akten kümmern. Meistens die von ihrem Partner. Dass Shu sich ungern um diese kümmerte, war keinem Agenten entgangen. Und trotzdem schaffte er es diese zur Deadline bei seinem Vorgesetzten einzureichen. Natürlich munkelte man, dass sich Jodie um die Akten kümmerte. Aber genau wie ihre Beziehung, wurde das Thema tot geschwiegen.

Jodie sah stumm auf die Akte. Schon lange hörte sie auf zu lesen. Sie wusste nicht einmal, um welchen Fall es ging. Die Akte war Ablenkung und sie haderte mit sich selbst.

Shuichi saß ebenfalls in dem Büro. Jodies Geräusche blendete er größtenteils aus und gab einige Suchbegriffe in die Datenbank des FBIs ein. Er las zahlreiche Berichte und war aktiv auf der Suche nach Chris Vineyard und ihrer Verbindung zum FBI. Jodie leiden zu sehen, gefiel ihm ganz und gar nicht. Und dann musste er ihr auch noch ein Versprechen geben. Eines, das kaum zu halten war. Wenn Jodies Schlussfolgerungen stimmten, lebte die Frau bereits seit Jahren problemlos in den Staaten und fiel keinem auf. Wie sollte er auch eine Frau heran kommen, die seit der Beerdigung ihrer angeblichen Mutter im Rampenlicht stand und sich der Schauspielerei hingab? Shuichi bemerkte zunehmend, wie sehr er sich verspekulierte. Damals hielt er die Situation für einfach. Aber sie war alles andere als einfach.

Das Getippel von Jodies Absätzen schien nun auch auf ihn überzugehen. Sein Körper spannte sich an und sein Bein bewegte sich nervös auf und ab. Das war nicht er. „Jodie, Herrgott nochmal“, raunte er.

Sofort hielt Jodie in ihrer Bewegung inne. „Tut mir leid“, murmelte die Agentin leise.

Shuichi seufzte leise auf. „Nein…schon gut. Ich hätte dich nicht anschnauzen sollen.“

Jodie lächelte. Zumindest unternahm sie den Versuch.

„Du scheinst heute sehr nervös zu sein.“

Sie zuckte nur mit der Schulter.

„Vielleicht sollten wir nachher in eine Bar gehen. Was meinst du?“

„Ich möchte lieber zu Hause bleiben.“

„Wir können auch in den Freizeitpark, wenn du magst. Oder wir schauen, wo es ein Stadtteilfest gibt.“

Allein das Akai solche Orte vorschlug, sollte Jodie zeigen, wie sehr er sie liebte und was er für sie tun würde. Jodie allerdings schüttelte nur den Kopf.

Akai sah sie fragend an. „Was ist denn mit dir?“

„Nichts.“

Er wusste, dass sie log. Aber dennoch besaß er so viel Feingefühl und fragte sie nicht danach. Sie würde hoffentlich selbst auf ihn zukommen, wenn sie reden wollte, sodass er weitere Begriffe in die Suchmaske am Computer eintrug.

„Ich…“

Akai sah wieder zu ihr. „Ja?“

„Ach nichts.“

Shuichi beäugte sie kritisch. Heute wirkte sie sprunghafter als sonst. Dann stand er aber auf. „Willst du auch einen Kaffee?“

„Nein, danke.“

Shuichi zog eine Packung Zigaretten aus seiner Hosentasche heraus. Die erste Zigarette steckte er sich in den Mund. Sofort spürte er Jodies prüfenden Blick. Sie mochte es nicht, wenn er rauchte. Und noch weniger mochte sie es, wenn sie im gleichen Raum war wie er. „Ich geh ja schon raus“, entgegnete er und ging raus.

Shuichi blieb nicht lange weg. Als er wiederkam, war Jodie eifrig dabei ihren kleinen Taschenkalender zu studieren. Er sah sie mehrere sekundenlang einfach nur an. „Termin vergessen?“, wollte er anschließend von ihr wissen.

Jodie schluckte und blickte zu ihm. Sie schüttelte den Kopf.

„Gott…Jodie, was ist heute nur mit dir los?“, fragte der Agent. „Wir sind in einer festen Beziehung und es ist sonst kein anderer im Raum. Du kannst doch mit mir reden.“

„Ich…ich…also ich…“

Shuichi wartete geduldig.

„Ich bin überfällig“, platzte sie damit heraus.

„Ist doch nicht schlimm.“ Akai lächelte. „Du kannst die Akten auch morgen oder übermorgen abgeben. James wird schon ein Auge zudrücken.“

Jodie seufzte. „Ich hab meine Regel nicht bekommen.“

Shuichi sah sie geschockt an. „Du willst mir sagen…du könntest…“

„Ich bin vielleicht schwanger.“

Shuichis Mund bewegte sich, aber es kam kein einziger Laut heraus.

„Ich hab mir einen Test besorgt. Aber…ich hab mich noch nicht getraut…und wollte ihn deswegen heute Abend zu Hause machen.“

„Mach ihn jetzt.“

„Shu…“

„Je eher wir es wissen, desto eher können wir uns darauf einstellen und überlegen, was wir tun.“

Jodie stand langsam auf. Sie wirkte traurig. Traurig und teilweise verängstigt.

„Hey…“ Shuichi erhob sich ebenfalls und nahm seine Freundin in den Arm. „Das ist kein Grund um so ein Gesicht zu ziehen.“ Glücklicherweise änderte sich seine Gestik und Mimik nicht. So konnte die Furcht in seinen Augen nicht erkennen. Ein Baby war das letzte, was der FBI-Agent nun brauchte. Sein Einsatz in Japan würde in wenigen Wochen starten. Aber wie sollte er diesen antreten, wenn Jodie samt Kind zu Hause auf ihn warteten? Es war schon schwer genug gewesen sie alleine zu lassen. Aber dann noch mit seinem Nachwuchs?

„Dann mach ich mal den Test“, murmelte sie und zog die Packung aus ihrer Handtasche.

Shuichi nickte und folgte ihr zur Toilette. Im Anschluss begannen die längsten zwei Minuten der Welt für die Beiden. Erst als Jodies Handy, welches sie sich als Wecker stellte, klingelte, atmete Jodie tief durch. „Es ist soweit“, sprach sie und nahm den Test in ihre zittrige Hand.

„Und?“

„Positiv.“

„Oh.“

„Ich…es tut mir leid…“, wisperte sie leise. Die Tränen konnte sie nun nicht mehr aufhalten und so war es erneut Shu, der sie tröstend in die Arme nahm. „Ich geh…morgen zum Arzt.“

„Ich komm mit.“
 

Unglücklicherweise dauerte es ganze drei Tage ehe Jodie einen Termin beim Arzt bekam. Die Zeit kam beiden Agenten ellenloslang vor und nur mühselig gingen sie sich nicht auf die Nerven. Und was war? Jodie wurde lediglich Blut abgenommen und ein neuer Termin vereinbart, der in der darauffolgenden Woche lag. Nervös saß Jodie endlich im Untersuchungszimmer. Shuichi hingegen wirkte wie die Ruhe selbst. Sobald die Tür aufging, sah sie zum Arzt. Wenn es nach ihr ging, konnte er ruhig schneller machen.

„Und?“, kam es dann von Akai.

„Es tut mir leid, Miss Starling, Mister Akai, Sie erwarten kein Kind.“

„Aber der Test aus der Apotheke war positiv“, entgegnete Jodie.

„Nun ja“, räusperte sich der Mediziner. „Ein Schwangerschaftstest aus der Apotheke ist zwar zuverlässiger als einer aus dem Drogeriemarkt, allerdings ist nichts so zuverlässig wie ein Bluttest. Und Ihr Blut weißt keinerlei Schwangerschaftshormone auf.“

„Ich bin also wirklich nicht…“

„Nein, Sie sind nicht schwanger.“
 

Schweigend verließ das Agentenpaar die Arztpraxis. Shuichi rauchte seine erste Zigarette, seitdem Jodie ihm das Rauchen aufgrund ihrer möglichen Schwangerschaft verbot. Wie ein Gentleman öffnete er ihr die Beifahrertür, rauchte zu Ende und stieg ebenfalls ein. Während er auf dem Weg zu Jodies Wohnung war, beobachtete er diese aus dem Augenwinkel. Sie kaute am Nagel ihres Daumens.

„Es ist besser so“, fing er dann an.

Sie aber schwieg.

„Hör zu, Jodie, du weißt, ich geh in einigen Wochen nach Japan. Eine Schwangerschaft wäre nicht vorteilhaft für uns.“

„Ja, ich weiß.“ Sie seufzte auf. „Und mich hat keiner nach meiner Meinung gefragt. Weißt du eigentlich wie schrecklich ich es finde, dass mein Freund einfach so zugesagt hat und mich hier alleine lässt?“

„Jodie…“

„Was? Es ist doch so. Du hast das nicht einmal mit mir abgesprochen. Wir sind in einer Beziehung. Du hättest mich wenigstens fragen können.“

„Du weißt ganz genau, dass wir nur so der Organisation näher kommen können. Und es ist schließlich auch das, was du die ganze Zeit willst“, warf er ein.

„Natürlich will ich das. Aber es gibt auch Gründe, die die Situation grundlegend ändern. Es ist eine Sache sie zu jagen, aber eine andere, wenn sich mein Freund bei ihnen einschleicht und ich nicht weiß, ob er wieder zurück kommen wird.“

Shuichi fuhr weiter. „Ich werde den Einsatz nicht absagen.“

„Das weiß ich“, raunte Jodie. „Du bist vollkommen stur.“

„Genau wie du.“ Aus dem Augenwinkel sah er zu ihr. „Ich hab dir versprochen den Mörder deiner Eltern zu verhaften. Das ist der einzige Weg.“

„Jodie…“

„Bist du eigentlich froh, dass ich nicht schwanger bin?“

Shuichi seufzte. Nun verstand er worum es die ganze Zeit ging. „Jodie.“

„Was? Ist doch so. Du hast dir eine labile FBI-Agentin ans Bein gebunden, aber zum Glück kriegst du kein Kind mit ihr.“

„Das hab ich nicht gesagt.“

„Aber gedacht.“

„Nein.“ Er wurde lauter. Viel lauter als geplant.

Jodie verschränkte die Arme vor der Brust. „Bist du froh, dass ich kein Kind von dir erwarte oder findest du es schade?“

„Ich würde lügen, wenn ich dir nun sagen würde, dass ich ein Kind mit dir will.“

„Halt bitte an.“

„Jodie.“

„Halt an, Shu. Ich muss hier raus.“

„Du reagierst über, Jodie. Und du weißt, dass ich das nicht so mein, wie du nun denkst. Wir müssen uns nun einmal um die Organisation kümmern. Sie sind unsere oberste Priorität.“ Er blickte zu ihr. Jodie wischte sich ihre aufkommenden Tränen aus dem Gesicht. Er brachte sie zum Weinen. Und er hasste es. „Wenn du schwanger gewesen wärst, wäre ich nicht nach Japan gegangen“, entgegnete er dann.

„Und hättest mir deswegen Vorwürfe gemacht.“

Akai seufzte. „Schließt du aus, dass wir uns irgendwann dafür gehasst hätten? Ich könnte der Agent sein, der die Organisation zur Strecke bringt.“

Jodie schwieg.

„Jetzt sag doch was.“

„Willst du überhaupt Kinder?“

„Jodie…“ Warum brachte sie ihn nur in eine solche Situation.

„Ich meine nicht mit mir. Ich meine…willst du überhaupt Kinder.“

„Ehrliche Antwort?“

Sie nickte.

„Nein. Ich will keine Kinder.“
 

Und was war jetzt? Jetzt wünschte er sich, dass Jodie damals wirklich schwanger gewesen wäre. Alles wäre anders gekommen. Er wäre nie nach Japan gegangen, hätte nie die Organisation dingfest gemacht, aber er wäre mit Jodie zusammen, hätte eine kleine Familie gegründet. Mit Hund, Haus und Hoffnung.

Shuichi ging weiter. Mit seinem Auftrag in Japan war alles schief gelaufen, was nur schief laufen konnte. Könnte er die Zeit zurück drehen, hätte er alles anders gemacht, hätte sich auf das Berufen, was wichtig war. Nun war es dafür zu spät. Ein Teil von ihm wünschte sich, dass Jodies Herz immer noch im gehörte, dass sie sich nach ihm sehnte und ihn vermisste. Er wünschte sich auch, dass das Baby in Jodies Armen von ihm wäre. Ein kleiner Akai, der sie Mut und Hoffnung schöpfen ließ.

Da Shuichi nicht an Zufälle glaubte, war die Wahrscheinlichkeit, dass er heimlich Vater geworden war, schwindend gering. Der Agent seufzte und wurde durch das Klingeln seines Smartphones aus den Gedanken gerissen. Er wischte über das Display und öffnete seinen E-Mail Eingang.

Der Bericht war endlich da. Shuichi öffnete die E-Mail und lud den Anhang herunter. Er überflog die wenigen Seiten der PDF-Datei und leitete diese anschließend an James weiter. Chris Vineyards Tod wurde offiziell bestätigt. Und obwohl er sein Versprechen nicht halten konnte, so wusste er, dass die Frau endgültig aus Jodies Leben verschwinden würde. Jodie war frei. Nach so langer Zeit verschwanden die Wolken. Und trotzdem hatte es einen fahlen Beigeschmack. Beruflich gewann Shuichi. Privat verlor er alles.
 

***
 

Erschöpft ließ sich Jodie auf das Sofa sinken. Reiji weinte die ganze Zeit über und erst als er zu Hause in seinem Bett lag, wurde er ruhig. Dass er Shiro nicht leiden konnte, war offensichtlich und es war ein guter Grund um den Chinesen nicht wieder zu sehen.

Dennoch war Jodie ein wenig überrascht, dass Anne nicht wenige Sekunden nach der Rückkehr nach Hause, auf ihrer Matte stand und alle Informationen haben wollte.

Jodie schloss ihre Augen. Sie wollte schlafen. Einfach nur schlafen. Schlafen und Vergessen. Mittlerweile wusste Jodie, dass ihr Ex-Freund seit einigen Tagen in den Staaten war. James ließ die Bombe während ihrer Verabredung platzen. Die Kurzmitteilung war allerdings ihr geringstes Problem. Viel eher musste sie verschleiern, was sie dabei empfand.

Warum kam Shu sie nicht besuchen? Wollte er sie nicht sehen? Erfuhr er von ihrer Kündigung? Hielt er sie für schwach? Wusste er von Reiji und war enttäuscht? Hasste er sie? Shuichi wollte keine Kinder und nun würde sie es sein, die ihn vor vollendete Tatsachen stellte. Sie, die ihn nicht informierte und über seinen Kopf hinweg entschied. Obwohl es mitunter ein Aspekt war, den Jodie die ganze Zeit über mit bedachte, konnte sie nicht anders handeln. Und mit dem Wissen, welches sie gerade jetzt besaß, würde sie jederzeit genau so handeln.

Jetzt sah die Situation anders aus. Jetzt war die Zukunft, an die sie die ganze Zeit dachte, da. Sie konnte nach vorne blicken und wieder hoffen. Vielleicht konnten sie irgendwie eine Familie sein. Glücklich und zusammen. Und selbst wenn sie nicht zusammen waren, waren sie immer durch Reiji miteinander verbunden.

Langsam döste Jodie ein. Erst das Klingeln an ihrer Haustür ließ sie hochschrecken. War er es? Jodie erhob sich. Ohne Angst und Sorge lief sie zur Tür und riss sie auf…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2016-04-10T17:38:58+00:00 10.04.2016 19:38
Vermouth lebt also doch noch
Ja, komisch, dass Akai es einfach so glaubt
Aber auch das Argument, das er es eben glauben will, macht Sinn
Die Situation gerade ist ja echt verfahren. Shu denkt er hat keine Chance mehr und die auch nicht mehr verdient, während Jodie nur auf ihn wartet, er aber nicht kommt
Weil ich wage zu bezweifeln, dass das Akai an der Tür ist *an eine gewisse Anne denk*
Der Flashback war gut und genau richtig
Das konnte echt nur in einem Desaster enden...
Hoffentlich bekommen sie dennoch die Kurve
Antwort von:  Varlet
17.04.2016 13:55
danke für deinen Kommi,
ja, ich dachte, Vermi geht nicht so einfach Hopps und Shu glaubt es auch nicht so einfach, außer er möchte es glauben.

Mal sehn, wann die beiden endlich die Kurve bekommen und wie sie sich überhaupt wirklich begegnen udn was bei ihrem Gespräch raus kommt^^


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