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Psiana aus der Gegenwelt

von

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Eifersucht?

Wir hatten Jubelstadt schon hinter uns gelassen. Eine schöne Gegend ist das hier. Hannah und ich schwiegen uns seit ein paar Minuten an. Keiner wusste irgendwie worüber man reden sollte. Ich brach eine banale Frage vom Zaun.
 

„Sag mal, woher kanntest du eigentlich das Restaurant? Und wieso musstest du nicht zahlen?“

„Ich war schon sehr oft dort. Die Rechnung geht auf meinen Dad, so wie immer. Der Kellner weiß nur nicht, dass ich kurz vor dem Ausstieg bin.“
 

Sie lächelte kurz, aber damit war das Thema auch schon wieder abgehakt.

Wir beschlossen an einem kleinen Tümpel kurz Rast zu machen. Nur fünf Minuten oder so. Ich rief Psiana aus seinem Ball. Ich drehte mich von Hannah weg, da sie den Pokéball nicht erkennen sollte.
 

<Na endlich Mal, wurde auch Zeit.>

„Ähm, hallo. Du bist immer noch ein Pokémon. Außerdem sagtest du, du wüsstest nicht, ob du auf meiner Reise mit mir telepathieren kannst.“

<Ich werde meine telepathischen Ausuferungen in Grenzen halten, doch das musste eben gesagt werden.>

„OK, wenn du meinst. Du wirst mich nun außerhalb des Balles begleiten.“

„Nathaniel? Führst du Selbstgespräche oder hast du einen imaginären Freund mit dem du gerade sprichst?“

„Nein, nein. Man soll doch mit seinen Pokémon sprechen. Und da Psiana mein neuestes Pokémon ist, müssen wir eine starke Bindung aufbauen, das ist alles.“
 

Ich weiß nicht, ob sie mir diese Geschichte abnehmen würde, doch es klang doch ganz plausibel, oder? Hannah grinste nur etwas. Was sie mir genau damit sagen wollte weiß ich nicht. Auch Psiana stellte, wie vorher angesagt, seine Telepathie ein. Psiana und ich starrten auf diesen kleinen See. Hannah suchte gerade in einem Gebüsch nach Beeren, als auf dem See der gleiche lila Strudel entstand, der Tornupto und mich vor ein paar Tagen in der Verlorenen Höhle eingesogen hat, nur diesmal hatte er keinen Sog, sondern aus ihm entwich eine leichte Brise. Giratina lugte aus dem Strudel hervor. Ich sah es nur unglaubwürdig an, während Psiana das Hüpfen und Tollen nicht lassen konnte. Nach nur knappen zehn Sekunden verschwand Giratina samt dem Strudel wieder. Genau in diesem Augenblick kroch Hannah aus dem Gebüsch hervor. Ich drehte mich um und sah sie mit der gleichen Miene an, mit der ich auf den See geblickt hatte.
 

„Nathaniel, ich hab hier … ähm, ist was?“, fragte sie geschockt, als sie meinen Gesichtsausdruck sah.

„H … hast, hast du das gesehen?“, stotterte ich entgeistert.

„Was gesehen?“

„Na das …“
 

Psiana stieß mit dem Kopf gegen mein Bein. Es rief meine Erinnerung wieder auf den Plan. Ich hatte versprochen, es keinem zu sagen. Ich ließ mir schnell etwas anderes einfallen.
 

„Ach, ich dachte nur kurz Ho-Oh wäre vorüber geflogen, doch es war nur ein Ibitak.“

„Wenn es weiter nichts ist, dann können wir doch weiter, oder? Wir sind in ein paar Tagen am Erzelingen-Tor. Vielleicht schaffst du’s diese Woche noch zu kämpfen.“

„Das wäre nicht schlecht. Auf Geht’s!“
 

Auf dem Weg zum Erzelingen-Tor wurde es wieder stiller. Wir lauschten den Geräuschen, die die Natur zu bieten hatte. Nun ja, eigentlich lauschte nur Hannah und Psiana, ich machte mir Gedanken, wieso Giratina in diesem See aufgetaucht ist. Vielleicht wollte es nur nach Psiana sehen, wie es ihm ginge und was es so tat. Hm, mit dieser Erklärung versuchte ich mich zu begnügen. Eine andere und zudem noch logische Erklärung fiel mir nicht ein.
 


 

Wir passierten schon bald das Tor, das uns in die Kohlestadt brachte. In der Höhle hielt sich Hannah stets hinter mir und schaute ängstlich umher. Ich hätte etwas mehr erwartet von einer Top Team Rocket Spezial Agentin, wenn auch jetzt nur noch Ehemaligen.

Aber der Höhlenpfad war leicht zu passieren. Immerhin war es normalerweise ein viel genutzter Weg, um auf die andere Seite des Gebirges zu gelangen. Heute war es recht leer, wobei ich das schlecht beurteilen konnte, ich benutzte den Weg schließlich zum ersten Mal.
 

Nachdem wir wieder Tageslicht erblickten bot sich uns ein wunderbarer Ausblick. Noch auf einer kleinen Anhöhe stehend, überblickten wir die ganze Stadt, auf der Suche nach einem Pokémon-Center und der Arena. Schwer waren sie nicht zu finden, Erzelingen war ja auch nicht all zu groß.

Unser erstes Ziel war natürlich das Pokémon-Center. Ich fragte gleich Schwester Joy, ob heute noch Arenakämpfe angeboten wurden. Leider erteilte sie mir eine Absage, doch ich könne jetzt schon zur Arena gehen und einen Termin für Morgen ausmachen lassen. Das ließ ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen. Ich gab Hannah bescheid. Ich würde schnell alleine dort hin gehen, Hannah wartete hier und bezog derweil unser Zimmer. Psiana ließ ich auch hier, es hatte es sich bereits auf einem Sessel in der Lobby gemütlich gemacht.
 

Der Termin mit Veit, dem Arenaleiter war ausgemacht, doch ich vergaß die Zeit etwas und streifte durch die Stadt. Das Museum, die großen Minen, alles was es eben in der kleinen Bergbaustadt zu sehen gab. Nach einer Weile ging ich zurück ins Center, um dort etwas völlig Unerwartetes zu sehen.

Dwayne war hier aufgekreuzt. Er saß mit Hannah in der Lobby. Nein, richtig müsste es heißen, sie saß auf seinem Schoß in der Lobby. Ich musste kurz schmunzeln, wieso auch immer, und versuchte mich dann an ihnen vorbei zu schleichen und auf unser Zimmer zu gehen. Psiana hat meine Ankunft natürlich gespürt und schwang sich mit einem beherzten Sprung aus dem Sessel und lief mir hinterher. Hannah sah wie sich Psiana aus dem Staub machte. Sie sah anscheinend noch kurz meinen Rücken, als sie der lila Katze nachsah.

Hannah sprang auf, lief zum Flur und hoffte mich dort anzutreffen. Doch weder ich noch Psiana waren zu sehen. Da sie meinte, sie hätte sich nur eingebildet, dass ich gekommen wäre, konnte sie ohne weitere Gewissensbisse wieder mit Dwayne quatschen, was mir in diesem Moment auch nur recht war.
 

Wir hatten uns ein Zimmer mit zwei Betten gemietet. Sie hatte sich das Bett neben dem Fenster, links von der Tür zur Dachterrasse geschnappt. Also blieb mir nur das Bett auf der rechten Seite. Doch das wäre mir sowieso lieber gewesen, denn unser Zimmer war unterm Dach, somit war auf meiner Seite ein Dachfenster, durch des ich perfekt in den Himmel sehen konnte, ohne mich zu verrenken. Ich musste einfach nur im Bett liegen.

Ich bin ein nachdenklicher Mensch, der gerne in den Sternenhimmel sieht, Wolken stundenlang nachsehen könnte und Sonnenuntergänge liebt. Die konnte ich mir jeden Tag am Kap Kante ansehen. Doch ich war auch so gestrickt, jede kleinste Handlung anderer Menschen zu analysieren und zu deuten. Somit musste ich jetzt erst Mal über das gerade Gesehene philosophieren. Aber wieso soviel Zeit mit Analysen verschwenden, wenn das eigene Pokémon alles mit verfolgt hat und es mir auch noch genauestens schildern konnte? Doch als wir es uns auf dem Bett zusammen gemütlich gemacht hatten, weigerte sich Psiana mir irgendetwas des Gesprächs zu beschreiben. Meine Streicheleinheit endete abrupt.
 

<Es ist nichts, was du jetzt schon wissen musst. Es wird der Zeitpunkt kommen, an dem sie dir alles selbst beichten wird. Außerdem kann ich dir jetzt nichts mehr erzählen.>

„Beichten? Der Zeitpunkt wird kommen? Du kannst mir nichts mehr erzählen? Wieso …?“
 

Die Tür ging auf und Hannah kam hereinspaziert, so als wäre nichts gewesen. Wahrscheinlich erwartete sie mich hier gar nicht.
 

„Was? Du auch hier? Wie bist du hier herein gekommen? Ich hab dich gar nicht durch den Eingangsbereich laufen sehen“, ihre Verblüffung über meine Anwesenheit stand ihr ins Gesicht geschrieben.

„Du hattest ja auch etwas mit Dwayne zu klären, oder?“, gab ich mit unüberhörbaren Unterton wieder.

„Oh. Du hast es also gesehen, was? Ja, wir haben nur miteinander gelabert, wie das halt so ist.“

„Sah mir nach ziemlich vertrautem Gelaber aus, so wie ihr da gesessen wart.“

„Ach, so war das nun auch nicht. Bewerte das nicht über.“

„Naja, dafür, dass du ihm vor ein paar Tagen noch fast an die Gurgel gesprungen wärst, ist das aber eine ziemlich komische Wendung.“

„Nathaniel, bitte. Du verstehst es eh nicht“, sagte sie trotzig.

„OK gut, lassen wir es bleiben.“
 

Hannah verschwand vorerst im Badezimmer. Während ich weiter aus meinem Dachfenster in den roten Abendhimmel blicke. Kein einziges Mal hatte ich mich zu ihr umgedreht, ich starrte fortwährend nur aus dem Fenster. Zu komisch kam mir plötzlich alles vor. Erst dieser Dwayne, dann das Rocket-Geständnis und dann nochmal Dwayne.
 

Ich beschloss die letzten Sonnenstrahlen für einen kleinen Trainingskampf zu nutzen, vielleicht fand sich jemand im Pokémon-Center der auch noch Lust hatte zu kämpfen. So war das Zimmer wieder leer, als Hannah frisch geduscht aus dem Bad kam.

Ich blieb wieder viel länger als geplant draußen. Drei Kämpfe konnte ich noch bestreiten. Drei Mal stampfe Psiana seinen Gegner in den Boden, und das mit Attacken, die ich niemals erwartet hätte. Psiana gab mir telepathisch vor welche Attacken es beherrschte, nur eine wollte es mir noch nicht sagen. Psiana ist mir etwas zu geheimnisvoll. Aber ich war trotzdem von Psianas Stärke beeindruckt. Ein Austos besiegte Psiana mit nur einer Psychokinese. OK, keine all zu außergewöhnliche Attacke für ein Psiana, doch ein Impergator erlag einer Blitzkanone und ein Schwallboss wurde letztlich mit einem Nassschweif zur Strecke gebracht. Während den Kämpfen musste Psiana keinen einzigen Treffen einstecken. Dennoch schien Psiana mein Lob nicht zu reichen. Es wollte noch besser sein. Es hatte den Anschein, Psiana war auf sich selbst sauer, da es Impergator und Schwallboss nicht mit einer Attacke, so wie Austos besiegt hatte. Wenn der Anspruch schon so hoch lag, wollte ich nicht wissen, wie das nach ein paar weiteren Kämpfen aussah.
 

Ich begab mich zurück in unser Zimmer. Als ich hereinkam war Hannah schon im Bett, schlief aber noch nicht.
 

„Na, noch nicht eingeschlafen?“, sagte ich ohne jeglichen Ausdruck. Vor ein paar Stunden hätte ich ihr dabei noch zugegrinst und hätte eine fröhliche Antwort erwartet. Stattdessen ging ich ohne eine Rückmeldung zu erhalten ins Bad und zog mich um. Ich musste mir selbst eingestehen, dass diese Aktion etwas hart war, aber ich wollte die von Psiana angedeutete Erklärung, oder wie Psiana meinte ein Geständnis hören. Von was auch immer. Doch ich hörte nur ein „Nein“ und sonst nichts.

Erst als ich ins Bett stieg gab ich ein „Gute Nacht“ dazu, welche mir ebenso gewünscht wurde. Nun blickte ich einfach nur noch in den Sternenhimmel, während ich mein lila Kätzchen streichelte, bis ich einschlief.



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