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Dieser Moment

Sasuke x Sakura
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Frohe Weihnachten euch allen. :) Komplett anzeigen

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Es gab nicht Vieles, das Sasuke Uchiha wirklich mochte. 

Bälle und zweckmäßige Abendveranstaltungen gehörten auf jeden Fall nicht dazu.

Die laute Musik des Orchesters am anderen Ende des Saals auf der Bühne, das schrille Lachen und die angeregten Gespräche, vermischten sich zu einer unerträglichen Geräuschkulisse. Es war schrecklich.

Sasuke stand an einem, mit weißen und blauen Blumen geschmückten, Stehtisch und machte sich nicht einmal mehr die Mühe interessiert zu wirken. Das hatte er in den letzten drei Stunden getan und irgendwann musste es mit der Imagepflege auch einmal gut sein. 

Zumal er da war, um den Vertriebsbereich einer Firma am Leben zu erhalten und die Verkaufszahlen zu steigern und nicht, weil er besonders gut auf dem Gebiet des Smalltalks war. Er mochte diese Art von Unterhaltungen nicht einmal. Also konnte man sich vorstellen, wie widerspenstig er das hier alles tat. Wäre es nicht ein persönliches Anliegen seiner Mutter gewesen und der Zwang einer anderen Dame, hätte er sich wahrscheinlich nicht einmal die Mühe gemacht, aufzutauchen. Zumal dieser Weihnachtsball nur deshalb stattfand, um den westlichen Kunden entgegen zu kommen und die Offenheit des Unternehmens zu unterstreichen. Es reichte doch wohl, dass sie erstklassige Ware lieferten, oder? Natürlich kannte er die Antwort. Kunden brauchten Honig um den Mund, um sich auch gerne fest zu binden. Sie mussten am Bauch gestreichelt werden. Absolut überflüssig.

Sasuke seufzte leise und ließ sein halb leeres Sektglas in den Händen hin und her wandern. Er blickte über die Menschen hinweg und fragte sich, ob es möglich wäre unauffällig zu verschwinden?

Natürlich wusste er, dass er nicht einfach gehen konnte. Schließlich war er nicht alleine hier und sollte er plötzlich verschwinden, bräuchte er nächste Woche gar nicht erst zur Arbeit kommen. 

Er stellte das Glas ab, löste seinen Griff um dessen Hals und er sah zur Tanzfläche, um die er von Anfang an einen großen Bogen gemacht hatte. Nicht, weil er kein guter Tänzer war. Sondern eher, da er in seiner Jugend von seiner Mutter zu den verschiedensten Tanzkursen geschickt worden war, um sich auf internationalen Veranstaltungen nicht zu blamieren. 

Es war von Anfang an klar gewesen, wohin sein Weg später führen würde und deshalb hatte er seit je her gelernt, wie er sich richtig zu verhalten hatte. Und genau das konnte er nicht ausstehen. 

Was wahrscheinlich auch der Grund dafür war, wieso er sich zu jeder freundlichen Geste, zu jedem geschäftlichen Gespräch zwingen musste. Anders als sein Bruder.

»Die Zeit geht auch nicht schneller herum, wenn Sie nur dastehen und jedem Menschen, der an Ihnen vorbei geht, böse Blicke zuwerfen.« 

Sasuke sah langsam zur Seite, um der Frau, die ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte, zu mustern. Ihre langen, rosa Haare hatte sie zu einer komplizierten Hochsteckfrisur gebunden, die mit zwei Holzstäbchen gehalten wurde. Es war ungewöhnlich sie geschminkt zu sehen und normalerweise trug sie auch nie bodenlange Kleider. Aber der weiße Stoff passte überraschenderweise gut zu ihren hellen, grünen Augen.

»Hn.« Mehr sagte er dazu nicht.

Würde sie ihm einfach erlauben endlich nachhause fahren zu dürfen, wären sie alle dieses Problem los. Er hätte es einfach fordern können, allerdings war sie nicht der Typ dafür nachzugeben und eins hatte er durch ihre Zusammenarbeit auf jeden Fall gelernt: Sie war hartnäckiger als er. 

Und es war absolut unmöglich ihre Bevormundungen oder Ermahnungen zu ignorieren – er hatte es versucht. Drei Monate. Nicht machbar. Und gerade für ihn war es eine Qual. Er konnte es einfach nicht ausstehen, wenn jemand sich einbildete über ihn bestimmen zu wollen. Vor allem, wenn diese Person auch noch erfolgreich damit war.

»Ich finde Ihre Mutter hat mit dieser Gestaltung des Saales wirklich wundervolle Arbeit geleistet.« Sakura wandte strahlend ihren Kopf in alle Richtungen. In solchen Momenten, wenn sie so friedlich und fast noch jugendhaft aussah, fragte er sich wirklich, wie sie es schaffte, dass er ihren Anweisungen gehorchte. Er folgte ihrem Blick, konnte jedoch nicht erkennen, woran sie ihre Aussage fest machte.

Es war winterlich gestaltet, Flocken hingen von der Decke, farblich passten die Blumen, Stoffe und sonstigen Dekorationen zusammen. Das war aber auch zu erwarten gewesen. Seine Mutter war schließlich niemand, der halbe Sachen machte. Eine Koryphäe auf diesem Gebiet eben.

»Ich muss Morgen noch etwas machen.« Sakura sprach es nicht an, also musste eben er den ersten Schritt machen. Sasuke war es an sich ja schon unangenehm, so richtig darauf zu warten, bis sie ihm ihr 'Okay' gab, aber derart mit einem Zaunpfahl zu winken, war wirklich noch grotesker für ihn. 

»Haben Sie den Leuten zugehört, die sich mit Ihnen unterhalten haben?« Sie überging seine Anspielung.

»Ja.« Und er hatte auch mehr Hände geschüttelt, als er jemals hätte zählen können und wusste nun, wie intelligent die Tochter des hiesigen Abgeordneten war – auch, wenn ihm nicht klar war, was ihm solch eine Information bringen sollte. Menschen sprachen nur unglaublich gern über die Dinge, auf die sie stolz waren, selbst, wenn es nicht ihr eigener Verdienst war. 

»Aber Sie müssen mich nicht ständig kontrollieren.« Manchmal hatte er das Gefühl sie war nicht seine Assistentin, sondern seine Anstandsdame, die penibel genau darauf achtete, dass er sich auch wirklich so verhielt, wie es von ihm erwartet wurde (er konnte sich nur an keine Passage in ihrem Arbeitsvertrag erinnern, in der dieses Aufgabenfeld aufgelistet worden war).

»Und haben Sie auch jemanden zum Tanzen aufgefordert? Sich aktiv beteiligt?«

Diese Frau trieb ihn noch in den Wahnsinn. 

»Nein. Ich tanze nicht.«

»Und genau darum muss ich Sie eben doch ständig kontrollieren«, erwiderte Sakura augenzwinkernd und nahm einen Schluck aus ihrem Sektglas, bevor sie weitersprach.

»Sie wollen doch nicht, dass es so wirkt, als würde Ihnen nichts an Ihrer eigenen Veranstaltung liegen«, erklärte sie gelassen und grinste ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Hn.« Ehrlich gesagt …

»Gut, lassen Sie es mich anders formulieren: Es muss ja nicht jeder wissen, dass Sie sich nicht für Ihre eigenen Veranstaltungen interessieren. Nichts ist wichtiger als den Menschen, die Ihnen Geld geben, zu zeigen, wie unersetzlich und unglaublich wertvoll sie sind. Außer vielleicht Ihre Mitarbeiter gut zu behandeln.«

Sie strich sich eine rosa Haarsträhne, die sich im Laufe des Abends aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst hatte, hinters Ohr und blickte zur Tanzfläche, auf der sich so viele Menschen befanden, dass es fast ein Kunststück sein musste, sich nicht gegenseitig unbeabsichtigt anzurempeln und so zu Fall zu bringen – Domino mit echten Menschen schien plötzlich hochinteressant.

»Ich tanze nicht«, wiederholte er seine Worte und sah Sakura dabei direkt in die Augen. Bei eigentlich jeder Person, die ihm bis heute begegnet war, funktionierte sein Blick, weil er einfach von Haus auf dominant wirkte, aber Sakura schien das alles überhaupt nicht zu interessieren. Sie erwiderte ihn einfach.

»Suchen Sie sich jemand Nettes aus, gehen Sie auf die Tanzfläche und lassen es drei Minuten über sich ergehen. Danach dürfen Sie nachhause fahren.«

Naruto hatte ihn einst ausgelacht, als er mitbekommen hatte, wie Sakura ihn herumkommandierte, ohne, dass er etwas dagegen tat, aber wie gesagt – sie war hartnäckiger als er.

Sakura hatte etwas an sich, dass man nicht erklären oder beschreiben konnte. Aber selbst wenn sie nur einen freundschaftlichen Ratschlag aussprach, empfand man es als Befehl, dem man auf jeden Fall nachkommen musste. Am besten sofort.

Was Naruto, dieser Trottel, ein paar Wochen später ebenfalls zu spüren bekommen hatte. Er hatte sie aus Scherz gefragt, wie er seine Haare schneiden lassen sollte und lief nun mit einer Kurzhaarfrisur herum, die sie ihm vorgeschlagen hatte. Etwas, gegen das er sich jahrelang mit Händen und Füßen gewehrt hatte.

»Also?« Sakura sah ihn abwartend an, legte ihre Hände auf den Tisch und blickte sich schließlich nach einer möglichen Tanzpartnerin um. Anscheinend unbewusst, bewegte sie ihre schmalen Finger auf und ab.

»Ich hoffe Sie können tanzen.« Wie er darauf gekommen war, wusste er nicht, aber wenn sie ihn schon dazu zwang, war das doch nur gerecht, oder?

Sakuras Miene erfror für eine Sekunde und ihre Lippen öffneten sich vor Überraschung ein Stück. 

Seine Absicht war ganz sicher nicht gewesen, sie zum Schweigen zu bringen oder gar in eine Eissäule zu verwandeln, aber es war doch ein recht angenehmer Nebeneffekt – wenigstens gewann er so einmal gegen sie. Ein seltener Moment.

»Ähm ...«, begann sie und wenn er es durch das gedämmte Licht richtig erkannte, wurde sie ein wenig um die Nase herum rot. Sie räusperte sich.

»I-ich denke schon.«

Sasuke streckte ihr seine Hand entgegen, die sie zögernd annahm, gemeinsam gingen sie durch die Menschenmasse und betraten so die Tanzfläche. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sie dort einen Platz fanden, um sich bewegen zu können, ohne bei jedem Schritt einen Ellenbogen in den Rippen spüren zu müssen.

Sasuke mochte Berührungen nicht sonderlich, aber durch die jahrelangen, aufgezwungenen Tanzkurse wusste er, wie er seine Abneigung dagegen überspielen konnte und legte fast automatisch seine Hand auf ihren schmalen Rücken, wobei er die Knochen ihrer Wirbelsäule unter dem Stoff spüren konnte.

Nachdem sie ihre eine Hand auf seine Schulter und die andere in seine gelegt hatte, begannen sie sich im Takt der Musik zu bewegen. Sakura starrte angestrengt auf ihre Füße.

»Sie vertanzen sich nur noch schneller, wenn Sie ständig nach unten schauen«, flüsterte Sasuke ihr zu und sie schaute verlegen auf.

»Ich mach das nicht so häufig.«

Ihre Finger krallten sich plötzlich fest in sein Schulterblatt und Sasuke wäre vor Überraschung beinahe auf ihren Fuß gestiegen, fing sich in letzter Sekunde und tanzte unbeeindruckt weiter. Sie musste nicht wissen, dass er gerade das Gefühl gehabt hatte, sie würde ihm das Schlüsselbein brechen. Aber diese ungewohnte Unsicherheit bei ihr zu sehen, war seltsam.

Unbewusst rutschte seine Hand ein wenig weiter nach unten, drückte sie enger an sich und er sah ihr dabei tief in die Augen. 

So nahe stand er selten Menschen. Er brauchte einen gewissen Raum zwischen sich und einer anderen Person. Die Tanzfläche war bereits grenzwertig, aber Sakuras Nähe war ihm unangenehm. 

Sie duftete nach Pfirsich und ihre grünen Augen schimmerten in diesem künstlichen Licht fast ein wenig. 

Sasuke hatte schon viele Frauen in seinem Leben gesehen, mit einigen von ihnen tanzen müssen und auch Sakuras Äußeres war ihm nicht unbekannt, doch in diesem Moment … 

Vielleicht lag es an seiner Abneigung gegenüber dieser ganzen Situation und dass sie es dennoch mit nur wenigen Worten geschafft hatte, ihn dazu zu bringen. Irgendetwas hatte sie an sich.

Sie glitten über die Tanzfläche und Sasuke musste nicht einmal an die einzelnen Schritte denken, um sie durch die anderen Paare zu führen, ohne diese zu streifen.

Sakuras Selbstbewusstsein nahm von Sekunde zu Sekunde zu und die Unsicherheit verschwand von ihrem Gesicht, während der feste Griff auf seiner Schulter sich lockerte.

Er mochte tanzen nicht sonderlich, hielt von den westlichen Schritten fast noch weniger, aber in diesem Moment machte es ihm sogar fast ein klein wenig Spaß. Etwas, was er Sakura sicher niemals erzählen würde. Sonst kam sie noch auf die dumme Idee ihn zu einem weiteren Kurs zu schicken oder ihn von nun an jedes Mal zum Tanzen zu nötigen.

Die Musik endete, er löste ihre Berührungspunkte und ging einen Schritt zurück, sah nun nicht mehr nur ihr Gesicht und schwieg kurz.

»Vielleicht sollten wir Platz machen«, schlug Sakura schließlich vor, die aus nicht näher erklärbaren Gründen schwer atmete. Sasuke nickte.

Sie schoben sich durch die Menge von der Tanzfläche und Sasuke war froh, dass unterwegs niemand auf den Gedanken gekommen war, ihn zu fragen, ob sie nicht Partnerwechsel machen wollten oder so etwas in der Art. Er nickte unterwegs ein paar Geschäftspartnern und seinem Bruder zu, der mit drei Vorstandsmitgliedern dastand und sich unterhielt.

Sakura ging nur ein paar Schritte hinter ihm. Wahrscheinlich mit einem hochkonzentrierten Blick, genau, wie bei der Arbeit, wenn sie zu einem Meeting gingen. Sie war eine herausragende, kompetente Assistentin. Trat selbstsicher auf und wusste ganz genau was zu tun war. Vielleicht hatte ihre Unsicherheit beim Tanzen ihn deshalb überrascht und sie in diesem Moment so anders wirken lassen.

Sie betraten das Foyer, holten sich ihre Wintermäntel und verließen schließlich das Hotel, welches die Firma für den heutigen Abend angemietet hatte.

Draußen war es kalt. Schnee fiel nur langsam und tänzelnd vom Himmel, der Gehweg war dennoch mit einer dicken, weißen Schicht überzogen. Es musste wohl vor nicht allzu langer Zeit etwas heftiger geschneit haben. Vereinzelt fuhren Autos vorbei und ihre Scheinwerfer erleuchteten die Umgebung für eine Sekunde, bevor die Dunkelheit zurückkehrte. Ansonsten spendeten nur die vereinzelten Laternen spärlich Licht.

»Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend«, sagte Sakura plötzlich und deutete ein Verbeugung an.

»Wie kommen Sie heim?« Sasuke beobachtete ein paar Flocken, die sich in ihren Haaren verfingen und dann langsam schmolzen. Der Kragen ihrer dunkelroten Winterjacke ging so weit hoch, dass er den unteren Teil ihres Gesichtes verdeckte, aber Sasuke war sich sicher, dass sie lächelte. Sie lächelte meistens, wenn sie miteinander sprachen. Ob aus Höflichkeit oder wirklicher Sympathie, wusste er nicht.

»Ich werde mir ein Taxi rufen«, antwortete sie nach ein paar Sekunden nachdenklich.

»Soll ich Sie mitnehmen?«

»Ich wohne außerhalb der Stadt, Sie müssten einen ziemlichen Umweg fahren. Das geht schon.« 

Er wusste, wo sie wohnte. Schließlich hatte er das Gespräch zwischen ihr und seiner Mutter zu Beginn seiner Einstellung mitbekommen und hatte sich danach drei Wochen lang anhören dürfen, in was für einer traumhaften Gegend sie lebte – von seiner Mutter, nicht von ihr.

Also ja, ihm war der Umweg durchaus bewusst, allerdings traute er den Taxifahrern in dieser Stadt nicht sonderlich. Er kannte den Verkehr in der Stadt und gerade, wenn es schneite, hatte man das Gefühl, dass sich bei manchen ein Schalter umlegte.

»Das wäre kein Problem«, fuhr er fort und seine Stimme ließ keinerlei Widerspruch zu. Das Problem daran war nur, diese Art hatte bei ihr noch nie gewirkt.

»Nein, wirklich. Das müssen Sie nicht. Ich ruf mir ein Taxi und lass mich nachhause fahren.«

Sasuke seufzte und fuhr mit den Fingern über seine Stirn. 

»Würden Sie bitte einfach mitkommen?« ,Bevor Sie mich noch wütend machen?’, fügte er in Gedanken hinzu und wenn nicht gerade sein bester Freund vor ihm stand, war es wirklich schwer ihn aus der Ruhe zu bringen. Selbst für sie.

Sakura öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich darauf wieder und nickte stumm.

Hatte er es gerade geschafft, sie zum zweiten Mal an diesem Abend zum Schweigen zu bringen? Und noch viel wichtiger: So etwas, wie einen Sieg einzufahren?

Was genau hatte er getan? Er wusste es nicht mehr, aber dies war nun sowieso unwichtig.

Sie gingen zu den Parkplätzen, die sich am linken Ende des Hotels befanden und schwiegen sich an, während sie einstiegen und er aus der Lücke fuhr. 

Sasuke mochte Schnee, der sich auf dem Asphalt festsetzte, nicht sonderlich, weil man nie wissen konnte, ob sich darunter eine Eisfläche befand, die einem die Räder zur Seite zogen, aber deshalb ließ er seinen Wagen trotzdem nicht langsamer fahren. 

Er wollte heim und Sakura sicher auch.

»Vergessen Sie nicht, Sie haben am Montag um neun eine Besprechung mit Ihrem Bruder.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. Es gab außer ihr wohl niemanden, der selbst um so eine Uhrzeit und nach einem solchen Tag noch über die Arbeit sprechen wollte. Nicht einmal er selbst.

»Hn.«

»Und mit den Abteilungsleitern um fünfzehn Uhr wegen der Einführung des neuen Produktes.«

Er starrte auf die schneebedeckte Straße vor sich, die das Licht der Straßenlaternen und seiner Scheinwerfer zurückwarf. Der Schnee fiel nach wie vor gemächlich gen Boden. 

»Ich muss übrigens noch hinzufügen, dass Sie sich vielleicht lieber die Tochter eines Gastes zum Tanzen hätten aussuchen sollen.« 

Sasuke drehte überrascht seinen Kopf zu ihr. 

»Ich denke nicht, dass das jemanden interessiert«, antwortete er ruhig, konnte es aber nicht glauben, was sie da gerade gesagt hatte. Nahm sie ihm diesen kleinen Zug übel? Eigentlich sollte er derjenige sein, der sie nun darüber aufklären musste, nicht jedes Mal die Anstandsdame zu spielen.

»Da gebe ich Ihnen Recht, aber es kann nur von Vorteil für Sie sein. Verbindungen sind schließlich ...«

»... das Wichtigste«, beendete Sasuke ihren Satz, ohne seine Stimme zu heben und doch mit einem gewissen Nachdruck. Sie hatte eindeutig zu viele politische Dramaserien gesehen oder den falschen Fortbildungskurs für Firmenführung besucht. Auf jeden Fall konnte er diese ganzen Aussagen heute wirklich nicht länger ertragen.

»Es tut mir leid.« Sakura zwirbelte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern herum und Sasuke sah, wie sie gedankenverloren aus dem Fenster blickte.

Das war dann das dritte Mal an diesem Abend. Und begonnen hatte es in dem Moment, als er sie zum Tanzen aufgefordert hatte. Eine Sache, die sich im Nachhinein als recht nützlich herausstellte, ihn selbst aber nach wie vor irritierte.

Unwillkürlich tauchte ihr Gesicht, nah an dem Seinen wieder auf. Er konnte den Pfirsichduft in seiner Nase riechen und ihren warmer Körper durch den Stoff hindurch auf seinen Händen …

Ablenkung beim Autofahren war nicht gut. Zumal er Ablenkungen an sich nicht mochte.

Keiner von ihnen sagte zu dem Thema noch etwas und dank der späten Stunde, kamen sie recht zügig ans andere Ende der Stadt und schließlich aus dieser hinaus. 

Sasuke hielt am Straßenrand eines dreistöckigen Gebäudes, das von einer großzügigen Grünfläche umgeben war, die, wie auch die Straßen, Bäume und Laternen, nun von Schnee bedeckt war. 

»Vielen Dank.« Sakura sah ihn zum ersten Mal, seit er sie so unhöflich unterbrochen hatte, direkt an.

»Wir sehen uns am Montag«, sagte er, sie nickte und öffnete die Tür. Kalter Wind wehte in das Auto und nahm ein paar Schneeflocken mit hinein, die sofort schmolzen, als sie den Stoff des Sitzes und das Plastik der Ablage berührten. Sakura stieg schnell aus und schloss die Tür hinter sich.

Öffnete diese aber noch einmal einen Spalt breit.

»Gute Nacht. Schlafen Sie gut.«

»Gute Nacht.«

Sie ging ins Haus.

Er sah ihr nach und seufzte tief.

Es gab nicht Vieles, das Sasuke Uchiha wirklich mochte. 

Sakura Haruno gehörte allerdings dazu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hunter25
2016-01-01T15:25:40+00:00 01.01.2016 16:25
Eine wirklich schöne Geschichte :)
Ich find's gut, wie du Sasuke und Sakura dar stellst. In ihrer Persönlichkeit und dem Charakter.
Ich finde auch gut, dass du, wie Manga3 schon erwähnt hat, kein übertriebenes Ende mit Küssen oder gar mehr draus gemacht hast. So kann man sich eine "Fortsetzung" der beiden ganz gut selbst vorstellen :)

Frohes Neues! Und hau ruhig mehr von solchen Geschichten raus.

~ Hunter
Antwort von:  Goetterspeise
01.01.2016 21:21
Hey, danke für deinen lieben Kommentar. :)
Freut mich, dass dir die Handlung und die Darstellung der Charaktere so gut gefallen hat.
Und ich wünsche dir auch ein gesundes, neues Jahr. ^^

Liebe Grüße!
Antwort von:  Hunter25
02.01.2016 11:11
vielen Dank :)
Von:  Manga3
2015-12-26T15:39:36+00:00 26.12.2015 16:39
Das war ein so süßer One-Shot, vor allem der Rahmen der Geschichte ist sehr gelungen! Ich finde es sehr gut, dass du am Ende keinen Kuss erzwungen hast, so bleibt es offener und die Charaktere OOC
Antwort von:  Manga3
26.12.2015 16:42
ups, zu früh abschickt :D ...so bleibt es offener und die Charaktere verhalten sich nicht OCC.
Frohe Weihnachten! :-)
Antwort von:  Goetterspeise
26.12.2015 20:22
Danke für den Kommentar :) und an einen Kuss am Ende hatte ich nicht einmal gedacht. Und wie es aussieht, zum Glück :D Aber stimme zu, wäre zu früh und unpassend gewesen.

Liebe Grüße und schöne Weihnachten! (wenns noch nicht zu spät ist) :)
Von:  y257x
2015-12-24T16:27:04+00:00 24.12.2015 17:27
Eine wirklich schöner One-Shot ^^
Frohöliche Weihnachten XD

Antwort von:  y257x
24.12.2015 17:28
.......und auch gleich beim ersten Wort vertippt...... Ein nicht eine ^^"
Trotzdem schöne Weihnachten XD
Antwort von:  Goetterspeise
25.12.2015 14:30
Danke dir.
Und frohe Weihnachten :D
Von:  Tini1996
2015-12-24T15:43:29+00:00 24.12.2015 16:43
Ein sehr schöner OneShot, hat mir sehr gefallen
weiter so, frohe weihnachten auch dir :)
ganz liebe Grüße Christin.
Antwort von:  Goetterspeise
25.12.2015 14:29
Dankeschön für den Kommentar. Freut mich, dass es dir gefallen hat. :)

Liebe Grüße. :)


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