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Pride (abgebrochen)

von

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Adrian

Mittlerweile war es schon mehr als drei Wochen her, dass ich mit Kae gesprochen hatte.

Nachdem sie in der Orga ihre Kurse gewählt hatte, sah ich sie höchstens nur noch schlafend. Sonst ließ sie sich tagsüber nicht blicken, egal welcher Wochentag es war. Nicht mal am Wochenende hielt sie sich in der Wohnung auf, wo genau sie stattdessen war konnte ich mir aber auch nicht ausmalen. Ob sie wohl jeden Tag in den Hauptsitz ging?

So waren die Tage verstrichen, während ich mir nebenher noch ein paar heiße Nummern gegönnt hatte. Doch mich verunsicherte, dass sich der ganze Sex plötzlich anders anfühlte. Es war nicht das Gleiche wie sonst, jedes Mal hatte ich eine Spur Unbehagen in mir bemerkt.

Und auch wenn ich Kae nicht mehr so oft sah – sie hatte sich unglaublich tief in meinem Kopf festgesetzt. Egal was ich versuchte, ich konnte meine Gedanken nicht von ihr losreißen.

Das kam mir so kitschig vor, dass ich es nicht mal wahrhaben wollte.
 

Ich zuckte zusammen. Ein lautes Türknallen hatte mich unsanft aus dem Schlaf gerissen. In der Wohnung war es halbdunkel, aber es war genug Helligkeit vorhanden um grobe Umrisse zu erkennen. Ich setzte mich auf, rieb mir die Augen und versuchte zu erkennen, ob jemand in die Wohnung hereingekommen oder aus ihr herausgegangen war; die Frage beantwortete sich schnell, als ich ein röchelndes, nach Luft ringendes Wesen am Boden liegen sah.

„Oh, Fuck, doch nicht schon wieder?“, fluchte ich leise und sprang aus dem Bett, um mich zu der kläglichen Gestalt zu begeben.

„Wie kriegst du es hin, dich sooft nieder prügeln zu lassen?“, murmelte ich und ging in die Hocke. „Ich hatte zwar gehofft, dich im Wachzustand noch mal zu erleben, so allerdings nicht, Kae.“

Sie lag mit dem Rücken auf dem Boden, ihre Brust hob und senkte sich schnell. Sie atmete schwer, als würde jede ihrer Bewegungen schmerzen. „Kannst du reden?“, fragte ich sie und legte behutsam eine Hand an ihr Gesicht, um es zu mir zu drehen. Sie deutete ein Kopfschütteln an, kniff die Augen zusammen und biss sich auf die Unterlippe.

Sie brauchte mein Blut, erneut. Was sollte ich tun? Ich konnte sie auf keinen Fall einfach so da liegen lassen, und ihr dabei zusehen, wie sie langsam starb. Also entschloss ich mich dazu, ihr meinen Hals zum dritten Mal anzubieten. Was hatte ich noch groß zu verlieren? Ich dachte schon pausenlos an sie.

„Ich muss dich aber aufrichten, okay?“ Das war wieder einer dieser Momente, in denen nichts zwischen uns stand. Kein Streit, keine Vorurteile, keine Spannung, sei es sexuelle oder gereizte. Kae war auf mich angewiesen.

Vorsichtig schob ich meine Arme unter ihren Rücken und hob sie an, damit sie an meine Halsschlagader kam. Vor Schmerzen stöhnte sie auf, dass es mir fast selbst wehtat. Ohne weitere Worte oder Zögern klammerte sie sich an meinem Nacken fest, stach mit ihren spitzen Eckzähnen in mein Fleisch und löste wieder ein Gefühl ihrer Nähe aus, dass ich in diesem Moment vollends auskostete. Wochenlang hatte ich auf sie verzichten müssen, auf ihre Stimme, Berührungen und zugegeben, ihre sarkastische Art hatte ich auch vermisst. Genauso wie ihre Widerstandsleistungen, wenn ich mich an sie herangemacht hatte. Ein Großteil der Frauen, mit denen ich zutun hatte, schmissen sich mir geradewegs an den Hals. Es machte mir Spaß, Kae zu erobern, sie zu necken und am Ende doch zu meinem zu machen.

Allmählich wurde mir etwas mulmig bei den Gedanken. Ich war, was tiefere Gefühle betraf, nicht gerade bewandert. Aber was ich über Kae dachte, was ich fühlte, wenn ich bei ihr war…

Wie tief waren diese Gefühle?

Sie entfernte ihre Zähne von mir, ließ die Hände jedoch in meinem Nacken, wo sie auch noch länger hätten bleiben können. Das spärliche Licht verbot es, viel zu erkennen. Dennoch sah ich Kaes Augen, wie sie förmlich glitzerten. Wie der Mond in ihre Haare schien, und sie silbern glänzen ließen.

Moment, silbern? Kae hatte doch normalerweise rote Haare?

„Kae? Deine…“, begann ich auf ihre Frisur deutend, doch sie legte ihren Finger auf meine Lippen. „Erklär ich dir später“, flüsterte sie, und nahm den Finger wieder herunter. Sie setzte sich ein bisschen weiter auf, sodass unsere Gesichter auf etwa gleicher Höhe waren, und drückte mir einen hauchzarten Kuss auf den Mund.

Ein einfacher Kuss, ohne große Knutscherei? War das zwischen uns schon geschehen?

„Wenn du mich noch einmal entschuldigen würdest, ich habe etwas zu erledigen“, sagte sie leise und stemmte sich nach oben, stellte sich auf die Beine.

„Oh nein. Ich werde dich erstmal nicht wieder entschuldigen, Madame.“

Kae wollte gerade wieder aus der Tür spazieren, doch ich stellte mich ihr in den Weg. „Einfach vorbeikommen, von mir naschen und dann wieder abhauen, nachdem du drei Wochen lang nicht mit mir geredet hast? Süße, ich bin ja für einiges zu haben, aber für so billig lass ich mich nicht verkaufen“, stellte ich klar und sah Kae durchdringend an. „Äh, nur…“, stammelte sie und rang die Hände, guckte auf den Boden als wäre es ihr peinlich. „Was erwartest du denn?“, presste sie hervor.

Was sie erwartete, konnte ich mir denken. Sie dachte, ich wollte Sex, doch mir stand nicht danach.

„Bleib hier, erhol dich. Und erklär mir, warum du so oft und lange weg warst“, befahl ich und tastete mit einer Hand nach dem Lichtschalter hinter mir, bis ich ihn fand und betätigte. Die Beleuchtung ging an und tatsächlich, Kaes Haare waren komplett silbergrau. Ebenfalls trug sie andere Kleidung als sonst, nicht die weiten Shirts oder Skinnyjeans wie immer. Ein rotes Kleid, mit Schnüren an der Vorderseite, einem berüschten Rock, weißen Schleifen sowie schwarzer Spitze verziert umspielte ihren Körper, als wäre es für sie maßgeschneidert worden. Es hatte jedoch Risse, Löcher, Abwetzungen und einige versengte Stellen. Sie hatte anscheinend einen Kampf hinter sich.

„Zuletzt erklärst du mir dann diesen Aufzug“, fügte ich zu meinen Forderungen hinzu, nickte in Richtung ihres Kleids und studierte jeden Zentimeter ihres Körpers. Ihre Füße waren nackt und wund, an ihrem Gesicht klebte getrocknetes Blut, sie hatte Schrammen an Armen und Beinen. Außerdem sah ich noch etwas: sie war geschminkt, dunkel um die Augen, ein bisschen verwischt. Dessen ungeachtet war es das erste Mal, dass ich sie geschminkt sah.

„Ist eine längere Geschichte“, brummte sie und pfriemelte an ihrem Rocksaum herum. Alles in allem sah das Kleid verdammt teuer aus, und ich fragte mich, wo sie das Teil her hatte.

„Nur zu. Ich hab Zeit.“



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