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Thousand Years

von

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Moonlight

Keuchend öffnete Kagome die Augen und blickte sich irritiert um. Sie war auf einer Lichtung, umzäunt von alten, knorrigen Bäumen. Noch immer hing der leichte Duft von gerösteten Mandeln in der Luft und mit ihm kehrten auch ihre Erinnerungen zurück. War das alles nur ein Traum? Aufmerksam beobachte der Baumgeist jede ihre Regungen, bevor er sich ihrer endlich erbarmte und zum sprechen ansetze. „Es gibt mehr, als nur diese eine Zeitebene, Miko Kagome. Das was du gesehen hast, war eine von ihnen. Jene, die sich dein Herz herbeigesehnt hat.“
 

Seine Tonlage, die Art, wie er mit ihr sprach, ließen sie stutzen. Er verschwieg ihr etwas. Ein entscheidendes Detail. „Was ist geschehen?“ Stille kehrte ein. Sie wog schwer wie Blei und schnürte ihr die Luft ab. „Dein Tod.“ Traurig senkte sie den Blick, das Lächeln auf ihren Lippen war ebensolcher Natur. Gab es denn wirklich nur diese beiden Wege? Entweder sie oder ein Teil ihrer Freunde? „Warum hast du...“ - „Warum ich dir dieses Leben aufzeigte? Das habe ich nicht. Es war einzig und allein deine Entscheidung diesen Weg zu bestreiten. Sag, ist deine Trauer wirklich so groß, das du dich ohne Bedenken für Inuyasha opfern würdest?“
 

Kagome brauchte nicht lang zu überlegen. Ihre Antwort war klar. Dann jedoch dachte sie an ihre Familie, an ihre Freunde, an all das, was sie an dieses Leben band und ihr Entschluss geriet ins wanken. „Gibt es denn keine Möglichkeit...“ - „...Inuyasha zu retten? Die Zeit zurück zudrehen?“ Hoffnungsvoll blickte sie ihn aus trüben, braunen Augen an. Wäre es ihm gegönnt seufzen zu können, so hätte er dies nun wohl getan. „Tod und Zeit sind sehr widerspenstige Elemente....“ Und wieder hörte sie deutlich heraus, das dies nicht alles war, was er ihr zu sagen hatte. Tod und Zeit... Ein Gedanke manifestierte sich in ihrem Kopf.
 

Es war nicht unmöglich, dieser Elemente mächtig zu werden. Hieß das dann auch, das es durchaus noch Hoffnung gab? „Du denkst richtig und doch wird es dir nicht möglich sein zu ändern, was einst geschah und was noch geschehen wird. Nicht ohne die Hilfe derer, die sind und die einst waren.“ Was hatte das zu bedeuten. Kaum wollte Kagome diese Frage laut aussprechen, merkte sie, das Bokusenō nicht mehr da war. Nur ein leiser Nachhall seiner Stimme klang in merkwürdig verzehrt in ihren Ohren wieder.
 

„Nur der Mond kennt Antwort auf deine Fragen...“
 


 

Bokusenō sprach vom Mond, so als wäre er eine Geister ähnliche Erscheinung, die ihr den rechten Weg weißen würde. Dabei war der Mond nichts weiter als ein Planet, der, von der Sonne beleuchtet, des Nachts das Himmelszelt erstrahlen ließ. Er hatte kein Herz, das ihn leben ließ. Er hatte keine Seele, die ihn fühlen ließ. Und erst recht hatte er keinen Mund, der ihn sprechen ließ. Und doch – sie stritt es nicht ab – übte der Mond schon immer eine gewisse Anziehungskraft auf sie aus.
 

Wie viele Nächte hatte sie schon damit zugetan ihm ihr stilles Leid zuzuflüstern? Es war für sie, als würde er jedes Wort verstehen. Warum sollte er ihr dann nicht auch antworten können, fragte sie sich heimlich, und blickte hinauf zu den abertausenden Sternen, bevor ihr Blick erneut zu dem Mond schweifte, der so nah erschien und doch meilenweit entfernt war. Zögerlich, gar schon ehrfürchtig streckte sie die Hand nach ihm aus, so als wollte sie ihn berühren, zart über seine Narben streicheln. Und doch, egal wie sehr sie sich auch darum bemühte, so war er doch unerreichbar für sie.
 

Sollte es das gewesen sein? Warum offenbarte er sich ihr nicht, nun, wo sie seinen Rat wohl am dringendsten benötigte? Warum hüllte er sich weiterhin in eisiges Schweigen und ließ sie mit all ihrem Kummer zurück? Lautlos perlte eine silbern schimmernde Träne über ihr bleiches Gesicht. „Was tust du hier, Miko?“ Ein Zittern erfasste Kagome, als sie kalte Stimme vernahm, die Sesshōmarus eisige Präsenz noch um ein vielfaches verstärkte. Was tat sie hier? Würde er es verstehen, wenn sie sich ihm erklären würde? Würde er sie für eine Närrin halten, weil sie einfach nicht los lassen konnte?
 

„Ihr würdet denken, ich sei töricht, würde ich Euch mein Leid offenbaren.“ Kagome sah ihn nicht an, wandte ihm weiterhin den Rücken zu, doch konnte sie sich bildhaft vorstellen, wie er nun wohl eine Augenbraue anhob. Fast hätte sie gelächelt, würde ihr nicht die Kraft zu solch emotionalen Reaktionen fehlen. „Erkläre dich.“ Ihr Blick war weiterhin dem Mond zugerichtet, jedoch nahm sie aus dem Augenwinkel wahr, wie Sesshōmaru sich neben sie stelle, seinen Blick ebenso gen Himmel richtete. „Ihr hörtet sicherlich von der Vernichtung des Juwels und davon, das Inuyasha Kikyo in den Tod folgte. Habt Ihr Trauer empfunden, als Ihr davon erfuhrt?“
 

Vielleicht war es wagemutig Sesshōmaru eine solche Frage zu stellen, aber statt das er sie angriff, wie man es wohl geglaubt hätte, blieb er ruhig neben ihr stehen. Lediglich sein Körper spannte sich für kurze Zeit an, bis er seine gewohnte Haltung zurückgewann. „Trauer...“ Nachdenklich flüsterte er dieses Wort in die Winde, welche es sanft hinfort trugen. Und zum ersten Mal erkannte Kagome so etwas wie Menschlichkeit in Sesshōmarus Zügen. „Derartige Gefühlsregungen sind mir fremd. Dennoch kam ich nicht umhin, Seiner still zu gedenken.“
 

Diese Worte erstaunten sie, hieß es doch, dass Sesshōmaru Inuyasha nun endlich, nach all den Jahren, als einen Teil der Familie akzeptiert hatte, obwohl er nur ein Hanyou war. Glücklich verzog Kagome ihre Mundwinkel zu dem Ansatz eines Lächelns, welches nach viel zu langer Zeit auch wieder ihre Augen erreichte. „Glaubt Ihr, er hat nun endlich seinen Frieden gefunden?“ Wieder schien der Lord der westlichen Ländereien genau über ihre Frage nachzudenken und wieder zog einige Zeit ins Land, bevor er ihr Antwort gab. „Ich glaube, er hat seinen Weg gewählt. Doch welchen wirst du erwählen, Kagome?“
 

Welchen Weg sie erwählen wird? Diese Frage verwirrte sie. Hatte er sie vielleicht durchschaut? Wusste er, wie es in ihrem Inneren aussah? Sah er gar die Leere, die in ihrem Herzen inne wohnte? In einem Moment der Unklarheit, die von ihrem Geist Besitz ergriffen hatte, blickte sie geradewegs in das Angesicht des Dämons, der sie stets in ihrem Alpträumen heimgesucht hatte. Dieses Mal jedoch war der Traum kein schlechter. Dieses Mal spürte sie keine Furcht. „Als ich hier her kam, in diese Zeit, die nicht meine eigene war und der ich mich doch so verbunden fühlte, dachte ich, in einem Traum gefangen zu sein.“
 

Lächelnd ließ sie all die Geschehnisse der Vergangenheit Review passieren, vor ihrem inneren Auge abspielen, wie als wären es die letzten Momente ihres Lebens. „Wisst Ihr, was der Nachteil an Träumen ist? Irgendwann erwacht man und stellt fest, das es nichts gibt, was einen ewigen Bestandteil hat.“ Ihr Lächeln, welches noch immer auf ihren Lippen verweilte, passte nicht in Zusammenhang mit der trübseligen Tonlage, die ihre Stimme angenommen hatte. Nichts war mehr übrig von dem taffen Mädchen, was er einst kennen gelernt hatte.
 

„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“ Ihre Mundwinkel sackten herab, als sie den Blick wieder abwandte, stattdessen den Boden unter ihren Füßen musterte, der von Stein und Geröll überzogen war. Kein einziger Grashalm hatte sich an dieses trostlose Stück Erde verwirrt. „Kennt Ihr die Antwort nicht bereits, Sesshōmaru-sama?“ Durchaus kannte er die Antwort und doch, oder gerade deswegen, wollte er es von ihr hören. Sie sollte es aussprechen. Einmal nur und gleichzeitig einmal zu viel. Er gab es nicht gerne zu, würde auch nie jemanden an diesem Gedanken teilhaben lassen, aber zum allerersten mal in seinem langjährigen Leben empfand er so etwas wie Mitleid. Das es ausgerechnet dieses Menschenmädchen betraf, damit hätte er nie gerechnet.
 


 

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als die Dunkelheit plötzlich brach. Erstaunt sah sie auf. Wurde es bereits schon wieder Tag? Nein, es war nicht die Sonne, die ihre Strahlen auf die Erde entsandte. Es war der Mond, der heller den je erstrahlte und auf einmal so viel näher erschien. Nun kam es fast der Realität gleicher ihn berühren zu können. Erneut streckte sie die Hand danach aus. Nur wenige Zentimeter. Und wieder versagte sie. „Ich dachte irgendwann darüber hinweg zu kommen, bis ich jede Nacht von diesen Träumen heimgesucht wurde, die es mir umso schwerer gemacht haben, mich von hier fern zuhalten.“
 

Leicht verlagerte Kagome ihr Körpergewicht nach hinten und legte anschließend den Kopf in den Nacken, um einen besseren Blick auf die Sterne erhaschen zu können, die wie kleine Glühwürmchen um die Wette funkelten. „Wenn Ihr mich nun fragen würdet, warum ich hier bin, so könnte ich Euch keine Antwort darauf geben. Würdet Ihr mich stattdessen nach dem Universum befragen, so würde meine Antwort lauten: Das es so viele Dinge gibt, die weder ein menschliches noch ein dämonisches Auge je erblickt haben. Vielleicht ist das mein Weg. Woher soll ich mir dessen bewusst sein?“
 

Sie sprach vom Universum, ohne sich gewahr zu sein, dass es nichts gab, was ihm in seiner Größe nachstand. Dennoch verstand er den verborgenen Teil ihrer Aussage. Ebenso konnte er ihre Angst sehen, sie sogar riechen. Was versprach sie sich von ihrem Vorhaben? Er wurde aus ihr einfach nicht schlau. „Inuyasha und Ich hatten schon immer unterschiedliche Prinzipien, doch eines hatte er mir stets voraus.“ Erstaunt richtete Kagome ihre Aufmerksamkeit auf den Dämonenlord, wartete voller Ungeduld auf die Ausführung seiner Worte, die auch sobald erfolgte. „Ein menschliches Herz. - Anfangs dachte ich, es würde ihn schwach machen, bis ich begriff, das genau das Gegenteil der Fall war. Es war seine stärkste Waffe. Viel stärker noch als Tessaiga.“
 

Seine Worte ergaben einen Sinn, den sie sich nicht erklären konnte. War es nicht so, das Sesshomaru die Menschen gerade wegen ihrer Schwäche und deren Gefühle verachtete. Was hatte ihn nur dazu bewogen seine Meinung zu überdenken?
 

War es der Regen, der sanft über ihr Gesicht perlte?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lilia24
2016-02-29T14:24:00+00:00 29.02.2016 15:24
Du hast doch mal wieder selbst übertroffen mit diesem kapi. Es ist einfach nur der Hammer und man kann richtig fühlen wie kagome sich fühlt.
Supi,hoffe du lässt Uns nicht wieder zu lange warten;)
Von:  Rinnava
2016-02-28T16:22:30+00:00 28.02.2016 17:22
ein gutes kapi


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