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Der Ring des Nibelungen - Thors Tattúr

Kamiaso- Vorgeschichte
von

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Der Gefangene Asgards

Ein paar Tage später…

In den Gärten Walhallas saß ein alter Mann dösend unter einer Esche. Neben ihm lag ein Helm und ein mit goldenen Runen verzierter Speer aus hellen Holz, aber auch ein mit Runen bekritzeltes Blatt Pergament, welche von seiner poetischen Ader zeugte. Seine rechte Augenhöhle ruhte unter einer ledernen Augenklappe, das andere Auge war friedlich schlummernd geschlossen. Im Baum über ihn dösten zwei Raben und rechts und links von ihm döste, je ein Wolf.

„Odin, Gemahl, erwache!“

Er blinzelte müde mit dem linken Auge.

„Frigg, meine Liebe! Sei gegrüßt…" Gestützt auf seinen Speer stand er auf und trat freundlich lächelnd auf seine Gemahlin zu. Friggs goldene Augen funkelten ihren Mann wütend an.

„Wo ist Balder?! Ich habe ihn überall gesucht!!“

„Ist er nicht bei Thor und Brynhild?"

„Bei deinen Bastarden ist er nicht!! Ich fürchte er ist wieder bei diesen Jötunn, diesem Loki!!"

„He! Erstens, ich verbitte es dass du Brynhild und Thor Bastarde nennst! Zweitens, Loki ist in Ordnung. Hast du nicht bemerkt wie glücklich unser Sohn ist seitdem er Loki als Spielkamerad hat?"

„Mir gefällt das nicht, dass du ihm mit unserem Feind spielen lässt und dass du deine Bastarde so verhätschelst, besonders diese Brynhild!!"

„Ich verhätschle sie nicht! Ich liebe sie einfach, wie ein Vater seine Kinder liebt."

„Besonders Brynhild, richtig?" Sie zischte ärgerlich. „Ich hätte vielleicht, aber auch nur vielleicht, Verständnis wenn du Thor favorisiert hättest, da er dein erstgeborener Sohn ist, aber Brynhild ist ein Mädchen und ein Raufbold!! Zu ihrem Glück, hat sie noch nie die Hand gegen Balder erhoben, sonst hätte ich die meine gegen Brynhild erhoben!"

Odin lachte nur erheitert.

„Sie ist genau wie ich als ich noch in ihrem Alter war. Das ist eines was ich an ihr liebe. Aber warum diskutieren wir wieder darüber. Ich liebe Balder doch genauso viel wie Brynhild und Brynhild liebt auch ihr Brüderchen, er wird einmal ein prächtiger Gott, geliebt und bewundert von allen."

„Mir macht es nur Sorgen, dass ihm was passieren könnte. Mir wäre es lieber dieser Loki spielt nicht mehr mit ihm. Überhaupt, warum lebt er hier in Asgard? Duldet man ihn etwa auch nicht in Jötunnheim?"

„Man duldet in schon in Jötunnheim, aber ich halte ihn hier. Als Geisel."

„Als…Geisel? So wie Freya, vom Stamm der Wanen?" Frigg blickte verwirrt drein.

„Ganz genau."

„Wieso denn das?"

„Aus demselben Grund wie bei Freya. Nun sag mir Frigg, meine Liebe.", sprach Odin im gewichtigen Ton. „Wie viele Angriffe gab es, seitens der Jötunn, seitdem Loki hier lebt?"

Frigg überlegte kurz. „Keine, soweit ich weiß…"

„Genau. Denn ich habe mit den Jötunn und besonders mit Lokis Vater Farbauti eine Vereinbarung. Ich behalte seinen Sohn bei hier uns, dafür greifen die Jötunn uns nicht an. Aber nur solange es Loki gut geht, gilt die Vereinbarung."

„Soll das heißen, er ist unser Gefangener und er weiß es noch nicht einmal?"

Odin gluckste zufrieden und sein Mund kräuselte sich unterm Bart zu einem Lächeln.

„Eine kindliche und unschuldige Freundschaft hält oft länger und besser als ein blutig erzwungener Frieden. Anders als bei Freya, müssen wir Loki nicht mit Gewalt hier festhalten. Er will freiwillig bei seinen Freunden bleiben.

Farbauti ist es schon sehr schwer gefallen seinen jüngsten Sohn herzugeben, auch wenn er schon zwei erwachsene Söhne hat. Loki erinnert ihm an sein geliebtes Weib Laufey, die allerdings bei Lokis Geburt gestorben ist."

„Davon hab ich gehört. Ich habe aber auch Gerüchte gehört dass Teile von Laufeys Familie aus Muspelheim stammen sollen."

„Wenn ich mir Lokis Macht über das Feuer ansehe, scheint es zu stimmen. Wie sonst soll ein Jötunn das Feuer beherrschen."

„Er ist also das Unterpfand des Friedens zwischen Asgard und Jötunnheim…", murmelte Frigg nachdenklich.

„Ja. Dank ihm muss unser Sohn nicht die Schrecken des Krieges erleben und hat einen treuen Spielkameraden. Ist es also so schlimm dass die beiden befreundet sind?"

Frigg antwortete nicht sofort. Ihr Blick schien besorgt und entrückt. „Ich fürchte aber…", begann sie leise. „Loki könnte Balder zu gefährlichen Situationen anstacheln…"

Odin seufzte, seine Hände ruhten jetzt auf den Schultern seiner Frau.

„Du hast doch die ganzen Schwüre von allem und jedem abgelegt, warum sorgst du dich dann? Unser Sohn ist ideal geschützt."

Frigg schauderte leicht. „Ich habe einen Fehler gemacht…", flüsterte sie.

„Was?"

„Als ich vor ein paar Tagen in Manheim einen Spaziergang machte, sah ich zwei kleine Menschenkinder. Es war da Sommer und sie spielten auf einer Wiese. Dabei entdeckten sie dass da eine Linde stand, mit einer Mistel, die Beeren trug. Sofort haben die Kinder den Baum erklommen und den Mistelzweig abgebrochen. Die Beeren haben sie verspeist, offenbar dachten sie, diese seien lecker, aber diese beiden Kinder schliefen zuerst ein und waren dann tot. Die Mistel war giftig für sie!"

„Und was hat das mit Balder zu tun?"

Frigg begann auf einmal hysterisch zu weinen.

„Wenn so ein harmlos aussehender Mistelzweig Menschen töten kann, dann… dann…"

„Frigg!!" Odin hielt sie fest, sein Auge war geweitet vor Angst. „Du hast von allen den Schwur abgenommen!!"

„Eben nicht!!", schluchzte sie. „Ich habe den Mistelzweig unterschätzt!!! Ich dachte er wäre harmlos und so habe ich keinen Schwur abgenommen! Jetzt aber wo ich das mit diesen Menschenkindern gesehen habe…"

„Hast du versucht den Schwur abzunehmen?"

„Ich habe es versucht!!! Doch jeder Zweig, den ich fand, schwieg und erhörte mich nicht!! Ich habe alles versucht, aber…!!!“

„Frigg!“ Odin hielt das Gesicht seiner Frau, kurzzeitig beruhigte sie sich. „Balder sollte, jetzt wo er noch jung ist, besser nichts davon wissen, um ihn nicht zu ängstigen. Wenn er alt genug ist um es zu verstehen werden wir es ihm sagen, bis dahin müssen wir ihm davon fernhalten und uns so verhalten als sein nichts gewesen." Er nahm Frigg in den Arm.

„Es wird ihm nichts passieren…", flüsterte er ihr ins Ohr. „Das verspreche ich dir…"

„Odin… Ich habe einfach Angst um mein Kind…"

„Jede gute Mutter sorgt sich um ihre Kinder, du bist nicht die einzige…"

„ODIN!! ODIN, HILFE!!!"

Das Götterpaar blickte sich um und sah wie der kleine Loki, völlig außer sich in die Gärten stolperte.

„Wo wir grade noch von ihm geredet haben…", murmelte Frigg.

Odin wandte sich dem herbei eilenden Loki zu. Dieser fiel vor Odins Füße, wo er schnaubend liegen blieb.

„Loki, hole erstmal Luft. Was ist denn überhaupt passiert?"

„Ba…Balder…", keuchte Loki. Jetzt erst bemerkte Odin dass Loki mehrere Schnittverletzungen im Gesicht und am Körper trug, als ob er mit Messern oder Pfeilen beschossen wurden war.

„Was ist mit Balder? Wo ist er?!!"

„Die Dienerin hat ihn in sein Zimmer gebracht, er ist vorhin zusammengebrochen."

„Zusammengebrochen?! Was ist passiert?!!!"

„Ich weiß es nicht genau! Ein wütender Mob war hinter mir her, die wollten mich umbringen! Balder hat sich schützend vor mich gestellt, als er plötzlich so seltsam zu leuchten begann. Ich weiß es auch nicht was es ist, aber auf einmal hatte er Lichtblitze und Funken gesprüht, die Bäume in der Umgebung wurden niedergemäht, der Mob wurde schwer verletzt, auch ich wurde verletzt!! Balder schien dabei als ob er nicht mitkriegen würde was geschah, er war völlig weg!! Als er wieder zu sich kam, waren das Leuchten und die Blitze vergangen. Er hatte nicht mitgekriegt was er da angerichtet hat…"

„Hast du ihm gesagt was er da gemacht hat?!", schrie Odin fast Loki an.

„Nein, Herr!! Ich hab nix gesagt!! Ich habe Balder wieder hierher gebracht, vorhin beim Tor ist er zusammengebrochen. Das muss ihm eine Menge Kraft gekostet haben…"

Mit Schrecken hatte Frigg zugehört.

„Sagst du auch die Wahrheit, Laufeysson?!!"

„Herrin, glaubt Ihr etwa, ich habe mir selber diese Wunden zugefügt?!"

„MEIN SOHN!!!" Frigg war dann auf und davon.

Sie rannte einfach nur noch drauf los, fast automatisch zu dem Zimmer ihres kleinen Sohnes. Fulla, ihre Dienerin kam ihr grad entgegen.

„Herrin… Euer Sohn…“ Frigg stieß einfach Fulla zur Seite und platze in Balders Zimmer rein. Der Kleine lag in seinem Bett und rührte sich nicht.

„BALDER!!!“ Fulla ergriff ihre Herrin am Arm.

„Herrin, er braucht Ruhe!!! Loki sagte er sei vorhin vor Erschöpfung zusammengebrochen.“

Odin und Loki waren gefolgt.

„Wie geht es ihm?“, fragte Odin Fulla.

„Er ist geschwächt und muss ruhen. Ich weiß nicht was genau passiert ist, aber er braucht Ruhe.“

Frigg starrte auf das bleiche Antlitz ihres Kindes, während Odin seinen Arm um sie legte und sie zum Gehen bewegte.

„Du hast Fulla gehört. Lass ihn schlafen.“

Auch Loki warf einen besorgten Blick zu seinen Freund, ignorierte den Schmerz seiner Wunden.

„Loki! Geh besser zum Heiler und lass dich behandeln!“, sprach Odin zu ihn.

„Ähm… es geht, ich komme klar!“

„Tue besser was ich dir sage!! Nachher möchte ich dass du zu mir kommst!“

Loki guckte verdutzt, bevor er gehorsam zum Heiler ging, der seine Wunden behandelte.
 

Als er dann später zu Odin in dessen Thronsaal ging, saß der Götterkönig mit besorgtem und nachdenklichem Blick auf seinem Thron, der aus der Wurzel eines Baumes geschnitzt war und auf der Sitzfläche Wolfsfell lag. Die Raben saßen krächzend über ihn und die Wölfe saßen rechts und links von ihm und blickten Loki erwartungsvoll an.

„Ihr wolltet was von mir?“ Loki ahnte dass es was sehr ernstes war.

„Balder weiß nichts, richtig?“, sagte dieser und blickte den kleinen Jötunn, fast drohend, an.

Loki schüttelte heftig den Kopf, dass seine drei hellen Zöpfe flogen.

„Nein!“

„Du hast ihm nichts gesagt?!“

„Nein!! Was denn?“

„Schwörst du, dass du kein weiteres Wort über diesen Vorfall verlierst!!?“

Loki kamen fast die Tränen vor Angst, Odins Stimme klang auf einmal wie ein wütend knurrender Wolf.

„W…W…Wieso? Was ist los mit Balder?“

„Ich habe da so eine Ahnung. Nur du und ich wissen es, nicht einmal meine Frau weiß davon! Schwörst du nun dass du kein Wort sagst!!?“

Er wusste nicht was er zuerst sagen sollte, so tief saß die Angst.

„Schwörst du!!!??“

„J…Ja!!“

„Schwöre es auf die Runen meines Speeres!“ Er hielt ihm den Schaft des Speeres entgegen. Loki flossen jetzt die Tränen über sein Gesicht.

„I…i…i…ich schwöre…“, schluchzte er und berührte mit seiner Hand den Speer. Die Runen rund um die berührte Stelle glühten leicht auf und erloschen dann wieder. Loki zitterte und schluchzte weiter. Was war es nur, was Odin geheim halten wollte, dass er ein kleines Kind so unter Druck setzte?

„Solltest du aber doch wagen, deinen Schwur zu brechen, werde ich es durch meinen Speer merken. Dann Gnaden dir die Nornen dass dein Schicksal nicht so düster wird, wie ich es dafür am liebsten ausführen würde! Hast du verstanden, Loki Laevatein?“

„J…ja, Herr…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Zitat (Richard Wagner):

"Odin, Gemahl, erwache!" [Im Original: "Wotan, Gemahl, erwache!]

aus der Oper >Rheingold< Akt 2, Szene 2, Fricka

http://www.richard-wagner-werkstatt.com/texte/?W=Ring/ [Achtung!!! Enthält Spoiler!!!!] Komplett anzeigen

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