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Persephone und Hades

Eine Liebesgeschichte aus der Griechischen Vergangenheit wird nun in die Gegenwart versetzt
von
Koautor:  Daelis

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Der Gott der Schmiede und der Gott der Unterwelt

Metall klirrte, als es auf anderes Metall traf. Ein mächtiger Hammer rauschte hinab auf ein glühendes Stück Eisen. Lodernde Hitze herrschte in der Schmiede, die sein zweites Zuhause war – sah man von dem kleinen Raum ab, den er sein eigen nannte. Kein Wunder, dass er sich – wenn nicht hier – bei seiner Ehefrau, der Schönsten der Göttin, der Liebesgöttin Aphrodite aufhielt, die just in diesem Moment in seine Schmiede trat. Vergessen waren sein Schmiedehammer und die halbfertige Klinge auf dem großen, dunklen Amboss.
 

Mit einem Lächeln trat er an seine Geliebte heran, schlang die Arme um sie und hielt sie sacht fest, achtsam, ihr nicht weh zu tun, wirkte sie doch besonders neben ihm und seiner Stärke, zerbrechlich und zart. „Meine geliebte Aphrodite.“ Seine Stimme klang rau und hart, wie es auch seine Haut war von der harten Arbeit, die es bedeutete, die Blitze zu schmieden, die der Göttervater höchstpersönlich als Waffe führte.

Erst lächelte er noch, doch als er hörte, worum es ging, wurde sein Blick wieder ernst und seine Worte rarer. Ohnehin war Hephaistos kein besonders gesprächiger oder wortgewandter Geselle, was oft dazu führte, dass man ihn gar für dumm hielt, was er keineswegs war.
 

„Es stimmt, ich stehe Zeus treu, doch meine oberste Treue wird immer dir gelten.“ Er wusste selbst, wie ironisch es war, denn nicht aus Liebe, sondern weil Zeus sie zwang, hatte ihn Aphrodite geheiratet, hereingelegt durch eine List, glaubte sie doch Ares zu ehelichen. Erst später verstand sie, dass nicht der Kriegsgott der Stärkste war und hatte ihn heiraten müssen. Ein Mann, den man kaum als 'schön' bezeichnen konnte. Und sie, die Schönste.

„Ich stehe auf deiner Seite, gleich welche es ist.“ Oh ja, es war ironisch, denn er, er liebte sie über alle Maßen – gleich, ob sie wunderschön war oder nicht. Er liebte sie um ihretwillen – vielleicht sogar als einziger auf der ganzen Welt.
 

„Wenn du dich Menschen schützen möchtest, ist dir meine Hilfe gewiss.“ Er wusste, wie wichtig diese sein konnte. Oder vielmehr: Wie wichtig ihr Fehlen sein konnte. Ohne ihn würden dem Göttervater in seinem Zorn bald die Blitze ausgehen und es war nicht schwer zu erahnen, dass er davon alles andere als angetan wäre. Kein Wunder, waren sie doch seine mächtigste Waffe und legendär.

Aufmerksam lauschte er der Bitte seiner geliebten Schönheit und nickte ohne zu zögern. Nicht einmal um der Waffe willen, die er lieber schmieden als besitzen und schwingen wollte, als allein um seiner Liebe willen, die er so bedingungslos für sie empfand. Wie unerreichbar war sie ihm oft erschienen, seine Schöne, doch heute war sie zu ihm gekommen – eine Bitte auf den Lippen. Vielleicht zum ersten Mal in ihrer gemeinsamen Zeit. Er würde sie nicht enttäuschen.
 

Eine Frage allerdings gab es noch zu klären, fand er. „Was willst du mit einer solchen Waffe?“ Gerade er wusste, wie wichtig es war, dass ein solch gefährliches Artefakt nicht in die falschen Hände gelangen durfte – zum Beispiel in die des Kriegsgottes, der selbst mit normalen Waffen erheblichen Schaden anzurichten vermochte. Er selbst würde es nicht wagen, eine solche Waffe gegen ein lebendes Wesen zu schwingen, aus Furcht etwas zu zerstören, das er nie wieder würde gut machen können. Schmiedegott hin und her, war er doch von eher sanftem Gemüt.
 

Anderswo hatte auch der Gott der Unterwelt nicht lange gefackelt und sich daran gemacht, sich weiter über diese ominöse Grotte zu informieren. Ausgerüstet mit der Eulenfeder, die ihm die weise Athene gegeben hatte, fühlte er sich zumindest der letzten Herausforderung gewachsen. Doch es blieben die anderen.
 

Ein Ungeheuer der Tiefe mit einem Herz kälter als die See, die es bewohnt.

Ein Pfad, schwer zu begehen und doch der einzige, mit Blut der Zoll zu entrichten.

Ein Ton so hell, dass er die Sicht vor dem Offensichtlichen abzulenken versteht, bis die Stunde schlägt.
 

Wieder und wieder wiederholte er diese Worte in Gedanken, um sie sich einzuprägen. Er würde kämpfen müssen, das war klar. Er würde bluten, leiden müssen, auch das war klar – doch welches Leid könnte größer sein als das, seine Liebste und ihrer beider Spross zu verlieren? Die Antwort fiel ihm leicht: Keines. Er fürchtete keine der beiden Prüfungen, denn er war stark, entschlossen und zu jedem Opfer bereit, das von ihm verlangt werden konnte, solange Persephone und ihr ungeborenes Kind nur in Sicherheit wären.
 

Nachdenklich sah Hades auf die Feder, die ihm Athene gegeben hatte und fuhr mit den Fingerspitzen über den kühlen Silberschaft. Das Rätsel bereitete ihm Kopfzerbrechen.

Was sollte das mit dem Klang? Ein heller Klang, der von dem ablenkt, was er suchte – bis die Stunde schlägt? Natürlich dachte er sofort an eine Uhr, die zu einer bestimmten Zeit schlug, doch die bestimmte Zeit war schon allein eine Vollmondnacht, um in die Grotte zu gelangen. Wie sollte er wissen, welches der rechte Moment war, in dem der helle Ton die Stunde schlug und nicht länger ablenkte?

So wie er Athene kannte war die Antwort längst in dem Rätsel enthalten, doch nicht umsonst galten ihre Rätsel als schier unlösbar. Er schüttelte den Kopf. Dafür hatte er keine Zeit. Er musste aufbrechen. Die Zeit zerrann nur so unter seinen Fingern und er wollte keine weitere vergeuden, schon gar nicht damit, über etwas zu grübeln, während er schon handeln konnte, um überhaupt so weit zu kommen, dass es eine Rolle spielte.
 

Gleich am nächsten Tag brach Hades auf, bereits, kurz vor Mitternacht, mit einer Klinge aus purem Silber gerüstet, an der Oberfläche der Welt zu erscheinen, um die Grotte zu betreten und sich der ersten Prüfung, einem Ungeheuer aus der Tiefe zu stellen. Er ahnte, welches Kreatur sich ihm entgegen werfen würde und dass es ein harter Kampf würde. Doch wenn es einem Menschen gelingen könnte, dann konnte es auch ihm gelingen. Entschlossen trat er des Nachts in das silberne Mondlicht und schritt auf die Grotte zu, deren Position er schnell genau hatte ausmachen können. Verborgen in jeder anderen Nacht und dunkel lag sie vor ihm.



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