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Lilith & Lucifer

Teil 1
von

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„Könnten wir vielleicht kurz zu Target oder so?“

„Klar, wieso?“, will er wissen.

„Ich brauche noch etwas“

Und zwar Zahnpasta, Haargummis und... da ich ein eigenes Apartment habe, fast alles.

„Und was?“, hakt er nach und ich kann mir nicht verkneifen, die Augen zu verdrehen.

„Alles, schließlich werde ich gezwungen in ein Apartment zu ziehen, welches ich nicht haben möchte.“, scherze ich. Gut, ich scherze nicht ganz. Ich werde ja irgendwie schon dazu gezwungen. Und haben möchte ich das Apartment auch nicht. Egal wie wunderschön es ist. Ganz abgesehen von der Aussicht und das es nicht weit von meiner Arbeit entfernt ist. Und ich kann in den Central Park gehen, wann ich will.

„Das meiste ist bereits da. Alice war einkaufen.“

„Alice scheint deine Frau für alles zu sein“, sage ich leise. Mehr zu mir selbst, als zu ihm. Aber natürlich hat er das gehört.

„Fast alles“ Er lächelt und sieht mich kurz an. „Außer für Sex“ Er zwinkert mir zu und seine Hand, die er wieder auf meinen Oberschenkel hat, rutscht ein bisschen zwischen meine Schenkel. Obwohl ich eine Jeans trage, kann ich seine Hand ganz deutlich auf mir spüren.

„Aber ich muss auch nach etwas holen, also ja.“, sagt er schließlich und nimmt seine Hand weg.
 

Lucifer verschwindet irgendwann von meiner Seite, nachdem er mich gefragt hat, ob ich die Pille nehme und ich verneint habe, während ich noch dabei bin, die Haargummis zu suchen. Schließlich finde ich welche, die aussehen wie alte Telefon Kabel, aber anscheinend total In sein sollen. Die sehen aus, als würden sie nicht so schnell kaputt reißen. Hoffe ich.

Am Ende des Ganges sehe ich Lucifer und fange beinahe an zu lachen, als ich ihn mit dem Korb in der Hand sehe. Grinsend nimmt er irgendetwas heraus und wirft es mir zu. Ich fange den Gegenstand nur ganz knapp und sehe mir die Verpackung an.

„Wirklich?“ Ich verdrehe die Augen. Es sind extra große Tampons.

„Wenn schon, denn schon“.

„Du weißt schon, dass man die Dinger nicht spürt, oder?“ Ich muss mir verkneifen, nicht zu lachen.

„Echt nicht?“ Er wirkt ernsthaft überrascht. Mir steht beinahe der Mund offen. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich ihn auslachen oder mit offenen Mund ansehen soll. Der Mann, der bis vor kurzen wahrscheinlich jede Nacht eine andere Frau im Bett hatte, scheint rein gar nichts über Frauen zu wissen. Das ist irgendwie süß.

„Nein, man spürt sie nicht.“

„Wo bleibt dann da der Spaß?“

Ich starre ihn an und warte, dass er mir irgendein Anzeichen gibt, dass er das nicht ernst meint, aber nein. Das ist sein voller ernst.

„Du meinst das ernst, oder?“, will ich von ihm wissen.

„Ich kenne mich mit dem scheiß nun mal nicht aus.“, sagt er und nimmt mir die Packung wieder ab. Ich hole sie mir zurück und werfe sie in den Korb. Lucifer sieht mich an.

„Keine Sorge, ich kriege sie erst nächste Woche oder so“, beruhige ich ihn, weil ich mir genau denken kann, was er gerade gedacht hat.

Als letztes gehe ich zum Alkohol, weil ich meinen Lieblingswein holen möchte. Bevor ich es schaffe, die Flasche in den Korb zu legen, sieht sie sich Lucifer an und schüttelt mit dem Kopf.

„Was ist?“, frage ich und nehme sie ihn aus der Hand, um sie in den Korb zu legen.

Er holt von ganz oben im Regal eine Flasche herunter.

„Der ist besser.“

„Und kostet sieben Dollar? Nein, danke. Mir reicht mein vier Dollar Wein.“, protestiere ich, nehme ihn die Flasche ab und stelle sie zurück ins Regal. Dann nehme ich noch eine Flasche vom vier Dollar Wein. Plötzlich nimmt sie mir Lucifer wieder aus der Hand und holt stattdessen den anderen Wein von oben herunter.

„Wir vergleichen ihn und du entscheidest dann, welcher besser ist.“ Er lächelt mich an und das bewirkt ein komisches, angenehmes Gefühl in mir, welches ich nicht beschreiben kann, deshalb sage ich nicht nein und nicke nur.

„Gut, von mir aus.“ Mein Versuch genervt zu klingen, schlägt fehl und ich merke, wie ihn das zum grinsen bringt.

An der Kasse packen wir alles aus und ich sehe jetzt erst, was er sich mitgenommen hat. Mindestens zehn Packungen Kondome. Ich sehe ihn mit offenen Mund an und schließe ihn sofort wieder, als die ältere Frau vor Lucifer an der Kasse, mich und dann die vielen Packungen anschaut.

Lucifer lacht und tritt ganz dicht an mich heran. „Du sagtest, du nimmst keine Pille.“ Er zuckt mit den Achseln, während es an der Kasse nur langsam voran geht.

„Die reichen ja für ein ganzes Jahr.“, sage ich leise. Die ältere Frau vor uns starrt uns die ganze Zeit an. Das macht mich nervös.

„Was? Die reichen höchstens einen Monat.“ Er lacht leise und ich hebe meinen Blick an.

„Du verarscht mich doch?“ Er schüttelt grinsend den Kopf, ohne mich anzusehen.

„Wer. Zur Hölle. Hat so viel Sex?“, frage ich ganz leise und schaue unauffällig auf den Boden, weil die Frau vor uns ja vielleicht Lippen lesen kann. Ich hasse es angestarrt zu werden.

„Wir“, erwidert er. „Bald jedenfalls.“, fügt er leise hinzu und legt einen Arm um mich. Für Außenstehende könnten wir glatt wie ein Paar aussehen, dass haufenweise Kondome kauft. Ich würde darüber lachen, wäre mir das nicht ein wenig peinlich und unangenehm. Ich habe noch nie Kondome gekauft. Früher, auf der Highschool, hat das immer Joel gemacht.

Eigentlich ist es nicht außergewöhnlich, Kondome zu kaufen, aber in solch einer Menge irgendwie doch. Als wir an der Kasse dran sind, versuche ich so gut es geht, nicht rot zu werden. Selbst als die Verkäuferin erst mich unauffällig ansieht und dann Lucifer. Für meinen Geschmack, sieht sie ihn ein bisschen zu lange an. Er beachtet sie nicht wirklich. Ich nehme meine Kreditkarte aus dem Portmonee, aber Lucifer kommt mir zuvor, und reicht der jungen Verkäuferin bereits seine und schenkt mir daraufhin ein amüsiertes grinsen. Ich verdrehe die Augen, was ihn nur noch mehr amüsiert.

Auf dem Weg nach draußen schweigen wir. Ich kann fühlen, dass er mich manchmal ansieht, versuche aber so zu tun, als würde ich das nicht merken. Den Einkauf verstaut er im Kofferraum und gerade als ich einsteigen will, hält er mein Handgelenk fest.

„Wollen wir noch etwas essen fahren?“, fragt er ruhig und seine Stimme ist weich wie samt, als würde er versuchen wollen, mich zu verführen. Hätte meine Mum mir nichts mitgegeben, würde ich glatt ja sagen.

„Nein, falls du vergessen hast, meine Mum hat mir etwas mitgegeben.“ Ich deute auf die große Tüte, auf dem Rücksitz, wo das essen eingepackt ist und er scheint sich wieder zu erinnern. Dann nickt er bloß. Es ist interessant zu merken, dass er mich anscheinend doch in seiner Nähe haben will. Oder er will dich einfach nur flachlegen, Lilith.

Gerade als er mich loslassen will, sage ich was. „Und ich dachte eigentlich, wir vergleichen den Wein.“

Daraufhin grinst er. „Stimmt“, sagt er und hält mir die Autotür auf. „Aber bist du sicher, dass du mit mir Wein trinken willst?“

Er hält sich am Autodach und an der Autotür fest und beugt sich zu mir runter, um mich besser sehen zu können. Ich weiß sofort, auf was er hinaus will.

„Ja, bin ich. Wieso?“

„Weißt du noch, was ich vor letzten Samstag zu dir gesagt habe?“ Ich nicke zaghaft. Daran kann ich mich noch ganz genau erinnern. „Gut, denn ich will nicht, dass der Abend auch so endet.“

Er zwinkert mir zu und schließt dann die Autotür. Als er einsteigt, blicke ich ihn verärgert an. Das bringt ihm nur noch mehr zum grinsen, als er es so schon tut.
 

In meinem neuen Apartment angekommen, suche ich als erstes den Lichtschalter, werde jedoch nicht fündig. Lucifer findet ihn natürlich sofort und schaltet das Licht im Wohnzimmer an. Staunend sehe ich mich hier um, denn es hat sich hier einiges getan. In der Vase, auf den kleinen Glastisch vor der Wohnlandschaft, sind nun weiße Tulpen drin. Auf der Wohnlandschaft selbst, liegen Unmengen von weißen Kissen. Ordentlich aneinander gelegt. Und eine zusammengelegte, dünne und kuschelige Stoffdecke. In der offenen Küche sind die Schränke voll mit neuem Geschirr und Kochutensilien. Der Kühlschrank ist ebenfalls voll mit frischem Obst und Gemüse und vielen anderen Dingen.

„Du sollst dich hier schließlich wohlfühlen.“, meint Lucifer nur Achselzuckend und stellt die Einkaufstüte auf der Kücheninsel ab.

„Warst du das oder...“

„Alice hat das gemacht. Der Kleiderschrank ist auch voll. Sie hatte einen riesigen Spaß, dir Sachen zu kaufen, weil sie extra eine Frau besorgen musste, die ungefähr deine Größe hat.“

„Das war nicht nötig gewesen.“, brumme ich und packe mein Zeug aus der Tüte und die drei Weinflaschen.

„Doch, irgendwie schon. Obwohl ich sagen muss, dass du dich nicht mehr so komisch kleidest, wie vor zwei Wochen.“

Ich verdrehe die Augen. „Wieso habe ich das Gefühl, dass der Kleiderschrank voll mit knappen Kleidern und anderen freizügigen Sachen sein wird?“

Lucifer greift nach der Weinflasche in meiner Hand, dabei streifen seine kalten Finger meine und das sendet Stromstöße durch meinen Körper. Nicht nur ich habe das gespürt, auch er ringt kurz um Fassung, versucht aber, sich nichts anmerken zu lassen.

„Keine Sorge. Ich glaube, die Sachen werden dir gefallen.“, verspricht er und holt aus einer der Schubfächer einen Korkenzieher, um den Wein aufzumachen. Ich sehe ihm dabei zu, solange, bis mein Magen anfängt zu knurren.

„Willst du auch was essen?“

„Nein, iss du ruhig.“ Er schenkt in ein Glas meinen Wein und dann öffnet er erst die andere, während ich den Salat auspacke, mich gegen die Kücheninsel lehne und anfange ein bisschen zu essen. Mein Magen ist mir dafür sehr dankbar und ich merke schon nach dem dritten bissen, dass es mir viel besser geht, jetzt, wo ich etwas im Magen habe.

In dem anderen Glas, schenkt er nun seinen sieben Dollar Wein ein und reicht es mir.

Während ich einen Schluck nehme, kostet er von meinem Salat und wirkt erstaunt.

„Was?“, frage ich, als ich runter geschluckt habe. Zugegeben: Der Wein ist köstlich. Aber ich finde nichts außergewöhnliches an den Geschmack. Er ist süß und erfrischend. Nicht so süß wie mein vier Dollar Wein, was ein plus Punkt ist, aber meiner tut es auch.

„Der schmeckt gut.“ Er sagt es, als hätte er sich, bevor er gekostet hat, nicht vorstellen können, dass der Salat gut schmeckt. Das ärgert mich.

„Ist das so eine Überraschung?“, frage ich etwas verärgert und trinke noch einen Schluck. Dann nimmt er es mir aus der Hand, leer den Rest in einem Zug und reicht mir das andere Glas.

Er ist mir ganz dicht. Von außen versuche ich mir nicht anmerken zu lassen, was seine Nähe und sein Blick in mir auslösen. Nämlich völliges Chaos.

„Nein, du hast mich schon wieder falsch verstanden. Jetzt trink und sag mir, welcher besser ist. Und sei ehrlich“ Der Ton seiner Stimme ist dominant und ich gehorche aufs Wort und verziehe gegen meinen Willen mein Gesicht. So habe ich meinen Wein gar nicht in Erinnerungen. Vielleicht liegt es daran, weil ich vorher den anderen getrunken habe und die beiden sich vom Geschmack her anscheinend doch sehr stark unterscheiden.

Lucifer lacht bloß und erntet sich einen finsteren Blick meinerseits. „Und? Welcher ist besser?“, will er wissen und lächelt jetzt schon triumphierend. Diesen Sieg gönne ich ihn nicht. Eigentlich bin ich kein schlechter Verlierer, aber sein lächeln nervt mich unfassbar.

Ich nehme nochmal einen Schluck, in der Hoffnung, dass der besser schmeckt, als der erste und ich habe recht. Süß, leicht fruchtig, aber der Nachgeschmack ist ein wenig sauer. Lucifers Wein gefällt mir besser.

„Mein Wein ist besser“, lüge ich und reiche ihm das Glas. Ich verpasse ihn einen kleinen Stoß, damit er Platz macht und ich meinen Salat weiter essen kann.

Ich sehe ihn nicht an, als er den Wein trinkt, aber merke, wie er den Kopf schüttelt und dann das Glas abstellt.

„Lügnerin“, flüstert er mir ins Ohr, legt seine Hand genau neben meiner und umschlingt mich mit seinen anderen Arm. Mir stockt der Atem, aber ich versuche in Ruhe weiter zu essen.

„Woher willst du wissen, dass ich gelogen habe?“

„Du bist eine sehr schlechte Lügnerin.“

„Aha“, antworte ich. So ungern ich es zugebe, ich kann wirklich nicht besonders gut lügen, was daran liegt, dass ich noch nie gerne gelogen habe.

Als er mein Haar zur Seite streicht und sein Atem an meiner Haut kitzelt, weiß ich genau, was er vorhat. Er will mich verführen und sich nicht länger mit mir unterhalten, so wie ich es gern tun würde.

„Was machst du da?“, frage ich, um irgendwas zu sagen. Auf der einen Seite will ich nicht, dass er aufhört, auf der anderen Seite schon, denn der Abend ist noch so lang und ich weiß, dass er, kurz nachdem wir miteinander geschlafen habe, verschwinden wird. Komischer will ich ihn noch etwas länger in meiner Nähe haben, als höchstens 20 Minuten.

„Du riechst gut“, flüstert er.

„Das sagst du doch zu jeder?“, lache ich, dabei finde ich nichts daran witzig.

Er löst sich ein Stück von mir, um mir ins Gesicht sehen zu können.

„Mit den meisten Frauen, komme ich gleich zur Sache und mache ihnen deshalb keine Komplimente in dieser Hinsicht: Also nein.“ Er klingt etwas verärgert, bleibt aber immer noch dicht bei mir.

„Tut mir leid, wenn ich nicht wie diese Frauen bin und mich vorher lieber unterhalte, bevor ich mich von dir...“ Ich suche nach dem richtigen Wort. „Flachlegen lasse“

Ich trinke einen großen Schluck Wein, doch er nimmt es mir weg und stellt es woanders hin.

„Du verstehst alles falsch, was ich sage. So habe ich das nicht gemeint. Du riechst gut und das sage ich nicht zu jeder Frau. Jetzt nimm das Kompliment an und hör auf zu diskutieren.“

„Gut, dann danke.“

Er verdreht die Augen, aber beginnt zu schmunzeln. Ich strecke meinen Arm aus, um an mein Weinglas zu kommen. Vergeblich, denn er schiebt es noch weiter weg.

„Du willst dir doch nicht etwa Mut antrinken?“, fragt er amüsiert und jetzt verdrehe ich die Augen.

„Nein, den brauche ich nicht. Gibst du mir jetzt mein Glas?“

Er schüttelt den Kopf. „Erst wenn du bitte sagst.“

Ich betrachte ihn argwöhnisch. Ist das jetzt sein ernst? Ich strecke mich weiter nach dem Glas aus. Seine Hand umfasst plötzlich mein Handgelenk. Sein Blick ist fordernd und fest. „Sag bitte“

Wieder kommt diese dominante Seite aus ihn hervor.

„Vergiss es“ Mein Blick ist herausfordernd. Für einen kurzen Augenblick scheint er verblüfft.

„Dann gibt es auch keinen Wein.“

Meine Augen verengen sich zu zwei schlitzen.

„Bist du dir da sicher?“, frage ich nach. Seine Augen werden ebenfalls zu zwei schlitzen und er nicht bedächtig. Er lässt mein Handgelenk immer noch nicht los und sein anderer Arm ist immer noch um mich geschlungen, sodass ich mich kaum bewegen kann. Langsam beuge ich mich zu ihm vor, bis unsere Lippen sich für einen hauch berühren. Ich ignoriere das mein Herz schmerzhaft schnell gegen meine Brust pocht und hoffe auch, dass er davon nichts mitkriegt.

„Immer noch?“, frage ich leise und er nickt, ohne sich einen Zentimeter wegzubewegen oder mich loszulassen. Also küsse ich ihn, in der Hoffnung, er würde mich loslassen, weil er zu sehr abgelenkt ist. Ohne jegliches zögern erwidert er meinen Kuss. Doch statt dass er mein Handgelenk loslässt, drückt meinen Arm hinter meinen Rücken und mir entfährt ein frustriertes keuchen und er lacht.

„Glaubst du wirklich, dass ich so blöd bin?“ Er lässt meinen Arm los und schiebt mir mein Weinglas zu. „Du hast mir soeben bewiesen, dass du keinen Mut brauchst, also bitte.“ Er nickt auf das halbvolle Glas.

„Das hast du extra gemacht!“, werfe ich ihn vor und er streitet es nicht einmal ab und nickt, drückt mir nochmal einen Kuss auf die Lippen und sagt dann: „Trink schnell aus, wir müssen nämlich zwei Flaschen leeren.“, erinnert er mich. Ich löse mich von ihm und nehme den leeren Teller um ihn in die Spüle zu stellen.

„Wie viele Frauen hattest du schon?“, frage ich interessiert. Mir ist klar, dass das gar nicht zum Thema passt, aber diese Frage schwirrt mir schon eine Weile durch den Kopf.

Er kratzt sich am Kopf. „Gleichzeitig oder...?“, scherzt er und ich schlage gegen seinen Oberarm.

„Nein, das meine ich nicht...“ Obwohl mich das auch interessieren würde.

„Viele“

„Wie viele?“

„Sehr viele.“, erwidert er.

„Waren es wirklich so viele, dass du mir nicht mal eine Zahl nennen kannst?“ Ich versuche nicht allzu empört zu klingen, was sehr schwer ist, wenn man sich das mal vorstellt. Obwohl es schon leichter vorzustellen ist, wenn ich daran denke, wie lange er schon leben muss und wie unglaublich gut er aussieht.

Unschuldig zuckt er mit den Achseln.

„Gut, dann eben die andere Frage... Mit wie vielen... gleichzeitig?“ Diese Frage ist mir unangenehmer, als die davor.

Darauf hat er sofort eine Antwort.

„17“

Mein Mund steht offen. „17? Du hattest mit 17 Frauen gleichzeitig...? Oder waren da auch andere Männer?“

Im Internet habe ich so viel gelesen, dass es für mich gar nicht unmöglich scheint, dass er auf Frauen sowie auf Männer steht.

„Nur Frauen! Schwänze sind so gar nicht mein Ding“

„Hast du denn schon mal... mit einem Mann?“ , bohre ich nach.

Lucifer lacht, wird dann aber wieder ernst. „Nein und das werde ich auch niemals. Ich stehe auf voll und ganz auf Brüste und...“

Ich halte ihn den Mund zu. „Sag es nicht!“, warne ich ihn.

Er hebt seine Hände an, als wäre das ein Friedensangebot und ich nehme meine Hand weg.

„Vaginas“, sagt er. Ich rolle mit den Augen.

„Wie hast du das gemacht? Ich meine... das waren 17 Frauen und du nur ein Mann? Geht das überhaupt?“

„Ich habe ein sehr gutes Durchhaltevermögen.“, gibt er stolz Preis.

„Sicher?“, frage ich skeptisch. Seine Miene verdüstert sich und ich fange an zu lachen.

„Wenn du willst, kann ich dir beweisen, wie lang und wie oft ich in einer Nacht kann.“ Nichts an seinen Worten klingt irgendwie verführerisch. Es fragt mich das, als würde er mich gerade ganz gelassen fragen, wie das Wetter draußen. Ich beschließe, seine Frage zu ignorieren.

„Warst du schon mal verliebt?“, frage ich.

Die Frage überrascht ihn. „Nein“, antwortet er schlicht.

Ungläubig sehe ich ihn an. Er lebt schon solange auf dieser Welt, ohne sich jemals verliebt zu haben?

„Du warst wirklich noch nie verliebt?“

„Lilith...“ Er presst die Lippen zusammen.

„Das hat doch nichts mit deiner Vergangenheit zu tun?

„Doch, irgendwie schon. Und jetzt lass gut sein.“, sagt er etwas aggressiv, und ich schrecke ein wenig zurück. Er merkt, dass ich zurückgeschreckt bin und seine Miene wird etwas weicher.

„Ich war noch nie verliebt. Das ist nicht mein Ding. Und jetzt komm her“ Er streckt eine Hand nach mir aus. Zwar zögere ich kurz, gehe dann aber doch zu ihm und er presst mich sanft an sich, hebt mich hoch und setzt mich auf der Kücheninsel ab. Er presst meine Beine auseinander, damit er sich zwischen ihnen stellen kann. Wir sind jetzt genau auf Augenhöhe, sodass wir uns direkt in die Augen sehen können. Ein komisches Gefühl.

„Darf ich dir noch eine Frage stellen?“

Mir schießen zwar tausende durch den Kopf, aber die eine wird er mir vielleicht beantworten.

„Aber nur eine.“ Ich lächle und er schaut mir für einen Augenblick auf die Lippen, bevor er mir wieder in die Augen sieht.

„Warst du je einer Frau wirklich nahe?“ Die Frage klingt irgendwie dumm.

„Ich war schon sehr vielen Frauen nahe, Lilith.“

Er nimmt mich nicht für ernst.

„Du weißt, dass ich das anders meine.“

„Ja, weiß ich und nein, war ich nicht.“

„Lass mich raten: Das ist nicht dein Ding.“, äffe ich ihn nach und er berührt meine Wange. Ganz zärtlich und sogar etwas vorsichtig.

„Nein, eigentlich ist es nicht mein Ding.“, sagt er eindringlich, ohne den Blick von mir abzuwenden. Unter seiner zärtlichen Berührung fällt es mir schwer, klar zu denken, doch ich versuche es.

„Eigentlich?“ Sein Daumen streicht über mein Kinn, wodurch mir das denken und meine Konzentration noch schwerer fällt.

„Ja, eigentlich“ Diese Aussage ist so nichtssagend, wie die davor, aber er scheint auf irgendwas hinaus zu wollen. Er meint doch nicht, dass ich ihm nahe stehe oder irgendwann nahe stehen könnte? Das kann ich mir nicht vorstellen.

„Wie meinst du das?“, frage ich konkreter und hoffe, eine richtige Antwort zu bekommen.

„Wir haben uns auf eine Frage geeinigt.“, erinnert er mich, während seine andere Hand bereits wieder unter meinem Shirt ist und mich näher zu sich zieht, bis wir uns richtig nahe sind.

„Deine Antwort war sehr nichtssagend“, erkläre ich. Dann vergräbt er sein Gesicht an mein Haar und meinem Hals und ich kann hören, wie er meinen Geruch einatmet. Seine Lippen berühren eine Stelle, kurz unter meinem Ohr. Zärtlich, aber nicht so zurückhaltend, wie seine Berührungen zuvor. Genießerisch schließe ich meine Augen und lege meine Hände in seinen Nacken.

„Ich bin dir jetzt schon viel näher, als ich je einer anderen Frau war.“, gesteht er. Dieses Geständnis verursacht ein köstliches Kribbeln in meinem Bauch. Scheiße! Ich darf nicht vergessen, dass ich ihn nicht mag. Das zwischen uns wird nie mehr, als rein körperlich sein. Mich in ihn zu verlieben, wäre wahrscheinlich der größte Fehler überhaupt.

Er zieht seinen Kopf zurück und sieht mich wieder an. Ich will nicht wissen, wie verwirrt ich gerade aussehen muss.

„Wie viele Männer hattest du schon?“, fragt er mich plötzlich, wahrscheinlich um mit diesen Gefühlsduseleien aufzuhören. Ob man das überhaupt so nennen kann? Zwischen Lucifer und mir gibt es keine Gefühle. Seinerseits sicherlich nicht und meinerseits auch nicht. Jedenfalls nicht so richtig. Ich mag ihn nach wie vor nicht besonders. Auch wenn er heute etwas anders war, als sonst und ich ihn ein klein wenig mehr mag. Nur ganz minimal.

Lucifer wartet auf eine Antwort und ich habe die Frage bereits vergessen. Denk nach!

Sie fällt mir nicht mehr ein.

„Was war nochmal die Frage?“, frage ich verwirrt.

„Mit wie vielen Männern hast du schon gev... geschlafen?“, wiederholt er seine Frage.

„Zwei“ Mit ihn und mit Joel. Meine Beziehung zu Jack war ganz anders. Lucifer ist fassungslos.

„Das ist ein Scherz? Du hast dich nur von zwei Männern in deinem Leben... Das ist ein Scherz?“

„Nein, das ist mein ernst. Ich habe nur mit Joel, einem Junge aus meiner Highschool Zeit, und dir geschlafen.“ Ihm steht der Mund kurz offen. So habe ich ihn noch nie gesehen. Sprachlos.

Als er seine Stimme wieder gefunden hat, fragt er: „Und warst du schon mal verliebt?“

„Ja, auch zweimal.“ Er runzelt die Stirn. O nein „Nein! Nicht dich... Ich war mal mit jemanden zusammen, abgesehen von Joel, aber wir hatten nie Sex. Sein Name war Jack.“

Auf den Namen Jack, reagiert er komisch. „Was?“

„Nichts, ich kannte mal einen Jack. Ich kenne viele Jacks.“, sagt er. „Wie alt warst du da?“, fragt er schließlich.

„Ich war 17, fast 18.“

„Und der Typ hat dich nicht gefickt?“

„Lucifer!“

Er sieht mich entschuldigend an. „Er hat dich nie gevögelt?“

„Das Wort ist nicht besser, aber nein. Unsere Beziehung war kompliziert.“

„Ach ja? Erzähl mir, was so kompliziert war, dass er dich nie...“

„Halt einfach die Klappe, ja?“, lache ich und er beginnt zu Lächeln. „Du redest nicht über deine Vergangenheit, ich rede nicht über Jack.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sundy
2017-07-04T21:25:49+00:00 04.07.2017 23:25
Das ist typisch. Wie du mir so ich dir.


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