Zum Inhalt der Seite

Gahiji

Das Ende der blutroten Sonne
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
OMG, ich habe es endlich geschafft. Das Kapitel ist fertig und es ist viiiel länger geworden als beabsichtigt.
Ich hoffe ich habe es nicht zu langweilig gestaltet.
Allen viel Spaß beim lesen. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

5 jaar – 5 Jahre

Schon seit Stunden beobachteten sie das Tor der kleinen Stadt am Rande der Wüste. Viele Pilger und vor allem Händler reisten ein, sowie aus, doch ihr Ziel war noch immer nicht erschienen.

Die vermummten Gestalten fingen an zu Grummeln, sie waren alle des Wartens leid. Seufzend versuchte die vorderste Person auf der Erhöhung eine bequemere Position einzunehmen. Auch ihr dauerte alles zu lang. Sie waren nun schon drei Tagen hier.

"There!" alle Aufmerksamkeit folgte dieser Aussage. Aus der Stadt trat ein etwas pummeliger und kleingewachsener Mann. Sein Schnurrbart kringelte sich an den Enden. Das Erkennungsmerkmal, endlich hatten sie ihn.

"Don't forget our orders. We just need to follow him for a while, checking what he is up to and then..."

"Yes, we know already. So shut up, he is leaving." blitzschnell waren die Gestalten verschwunden und hinterließen nur noch Schatten.
 

Ein eiskalter Wind wehte durch die Dünen, als der kleine Mann sich seinen Weg durch den Sand bahnte. Fröstelnd zog er seine Kleidung näher an seinen Körper. Kälte war in der Wüste kein guter Bote.

Der Instinkt des Mannes schlug bei jeder Böe Alarm. Irgendetwas war nicht in Ordnung, irgendetwas Unheilvolles lag in der Luft. Dennoch musste er weiter, er wurde erwartet und musste seine Aufgabe vollenden. Nur noch ein Hügel, noch ein Sandkörnchen und er würde den Treffpunkt erreichen. Sein Kontaktmann wartete bereits auf ihn, wippte ungeduldig auf den Fußsohlen hin und her.
 

"Sasch. Hey Sasch." flüsterte der Dicke außer Atem und weiße Schleier traten ihm aus dem Mund.

"There you are. It took you long enough. Well?" etwas gereizt klopfte er dem Anderen auf die Schulter.

"I got it. But before I give it to you I want your word. Promise me that your superior will give me the power to control this town. I want to be the richest, i want slaves and many girls i can..."

"Hold your tongue! My chef said you can get anything you want in return for the opium."

“Okay, that’s good…very good. But why do you need it anyway?”

“That’s none of your concern!” Sasch, der Kontaktmann, streckte erwartungsvoll seine Hand aus. Verschmolzen mit den Schatten der Dünen, lauschten die Gestalten jedem einzelnen Wort.
 

Eine unscheinbare Handbewegung, ein leises rascheln und kurze Augenblicke danach verschwanden zwei der Vermummten, tauchten hinter den Beiden Männern, mit gezückten Dolchen an deren Kehlen, wieder auf.

Erschrocken keuchte Sasch, als dem Dicken ohne mit der Wimper zu zucken die Arteria carotis* aufgeschlitzt und er achtlos zu Boden geworfen wurde. Sandkörner färbten sich, das Rot breitete sich aus, schlängelte sich wie viele Arme auf ihn zu, drohten ihn zu greifen und in den Abgrund zu ziehen. Sein Körper bebte, kalter Schweiß rann ihm die Stirn hinab. Der Mann hinter ihm gluckste hämisch.
 

„Well, well. You know what’s going to happen to you if you aren’t telling us about your conspiracy.”

“I would rather die than…”

“Ts,Ts!” kopfschüttelnd verstärkte die Gestalt den Druck der Klinge und brachte Sasch erfolgreich zum Schweigen.

„Enough, we’re not going to kill him…yet. Let’s take him with us. Now go.”

“Yes.” synchron verbeugten sie sich und verschwanden miteinander im Nichts. Auch der letzte Anwesende machte sich zum Aufbruch bereit, warf allerdings einen schnellen Blick auf den leblosen Körper. Der Tote war das reinste Aushängeschild für Egoismus, Geiz, Respektlosigkeit und viele andere Sünden der Menschheit. Er hatte es nicht anders Verdient.
 

Dicht aneinander, in Reih und Glied standen sie in einem Zelt ihrem Anführer gegenüber. An vorderste Stelle der Gefangene, bibbernd und schweißdurchnässt ließ man ihn unter studierenden und ernsten Augen zappeln.
 

„Hm…“ eine Augenbraue wurde forschend nach oben gezogen. Die Atmosphäre hing so schwer und elektrisierend über ihren Köpfen, dass man sie hätte zerschneiden können. „Take him to the prisoners tent. He won’t tell us anything like that. You stay here. Everyone else can leave, your duty is fulfilled.” innerhalb eines Wimpernschlages war die Anwesenheit der Gruppe in dem Zelt getilgt.
 

Der Anführer setzte sich auf eines der Kissen, welche auf einem Teppich am Ende des Raumes lagen. Nun waren sie nur noch zu zweit, die Anspannung ließ nach, ihre Körperhaltung lockerte sich und die Luft war wieder leicht wie eine Feder. Tief atmete der Sitzende einmal ein, nutzte den Moment der Ruhe, um sie zu genießen bevor diese verging.
 

„Sir Baas?“ mit einer angenehmen Tonlage fragte der letzte Anwesende nach Aufmerksamkeit.

„Hm.“ ein zustimmendes brummen entfloh Baas. „ Let us talk in your language, i need to practice it some more after all.“ ein knappes Nicken war seine Antwort. Er bedeutete, mit einer fordernden Handbewegung, dem Stehenden näher zu kommen.
 

“Jahi, wie lange bist du nun hier um nicht zu wissen, dass ich es nicht leiden kann mit jemanden zu reden der sein Gesicht verdeckt hat? Nimm deine Verschleierung ab und setz dich zum mir. Wir müssen ein paar Dinge klären.“ verstrubbelte schwarze Haare entflohen dem Gefängnis aus Stoff, Nase, Mund und Kinn kamen nach und nach zum Vorschein.
 

Seine Sachen in der Hand behaltend setzte sich der Junge auf ein Kissen vor Baas.

Musternd blickte er sein Gegenüber an. Er war ein Mann gehobenen Alters von stattlicher Statur und starkem Charakter. Die grau silbernen Haare trug er Stilvoll in einem Sidecut und seine Falten, sowie Narben unterstrichen die Ernsthaftigkeit seiner Person. Nicht umsonst war er noch immer das Oberhaupt der Siedlung.

Ein erwartungsvolles funkeln legte sich in die Augen des Alten, seine Gesichtszüge wurden etwas weicher und freundschaftlich klopfte er dem Schwarzhaarigen auf die Schulter, lachte dabei leicht.
 

„Captain der schwarzen Reiter, ich erwarte einen Bericht der momentanen Situation und Erkenntnisse.“ von der Ausgelassenheit war schlagartig nichts mehr zu spüren, viel mehr wurde es kalt und konzentriert. Traditionell verbeugte sich Jahi, dabei setzte er sich auf seine Knie, legte die Hände übereinander auf den Boden und seine Stirn darauf. Einige Sekunden herrschte Stille, bis das rascheln von Kleidung die Luft durschnitt und sie sich wieder einander in die Augen blickten.
 

„Sir, der Händler entpuppte sich nicht als Drahtzieher, wir haben ihn aber eliminieren müssen. Er führte uns allerdings zu unserem jetzigen Gefangenen, welcher anscheinend auf den Namen Sasch hört. Womöglich hat er die Kontakte, die wir benötigen, um den Hintergrund zu dem Missbrauch von Opium herausfinden zu können.“

„Er könnte also etwas mit den Todesfällen in unseren Reihen zu tun haben?“ der Schwarzhaarige schüttelte verneinend seinen Kopf.

„Dieser Mann ist nur eine kleine Maus, die von einem Löwen getrieben wird. Um etwas aus ihm heraus zu bekommen, müssen wir zuerst seinen Geist brechen.“ nachdenklich fuhr sich der Graue mit der Hand durch seinen vollen Bart.

„Dann soll die Folter ab morgen beginnen. Ich werde es unserem Besten auftragen und du wirst ihm zur Seite stehen.“

„Wie ihr wünscht.“ eine leichte Verbeugung folgte und erneut wurde ihm herzlich auf die Schulter geklopft. Die Stimmungsschwankungen des Mannes würde Jahi wohl nie verstehen.
 

„Junge, ich wusste schon damals, dass viel in dir steckt. Du hast es wirklich weit gebracht. Mach weiter so und du wirst irgendwann mehr führen als eine kleine Gruppe von Attentätern.“

„Sir, euch gebührt mein Dank, da ihr mich aufgenommen habt.“ Mürrisch verzog der Grünäugige das Gesicht. Er erinnerte sich nur ungern an diese Zeit zurück, an das harte Training, an die vielen Erniedrigungen.
 

Fünf Jahre waren seit dem Kampf mit dem Hühnen vergangen. Damals schob sich das Gesicht von Baas in sein Blickfeld und eine Klinge an seine Kehle.
 

„Now... that was an interesting fight. You seem to have some talent, boy.” grinsend fuhr er mit dem Metall auf und ab. Jahi’s Hals bebte vor Aufregung, sein Atem entkam ihm stoßweise. Er war sich sicher, jetzt würden sie ihn töten.

Doch der Junge wurde grob am Oberarm gepackt, auf die Beine gezogen und dem Nächstbesten in die Arme geworfen. Kraftlos sackte er gegen den fremden Körper, konnte sich nur mit dessen Unterstützung aufrecht halten.
 

„Take him to an empty tent, give him some food and water. You need to watch him, don't let him run around freely. He needs to learn our tongue, teach him. When he is ready we will speak again.“ der Wind trug Baas laute Stimme durch die ganze Siedlung. Von Ohr zu Ohr flog sein Wort, jeder konnte es hören und musste ihm folgen.

„Yes. But if i may ask one more thing? Why do you want to keep him?“ fragend schaute der Mann, welcher Jahi in seinen Armen hielt, den Alten an.

„Hm, i think he will be useful in the future.“ damit wandte er sich ab, ging seines Weges.

„Oh......“ entkam es dem Anderen leise. Wirklich überzeugt war er von diesem Argument nicht, doch der Anweisung durfte er sich nicht widersetzen. Also wanderte er wortlos zu dem einzigen leeren Zelt im gesamten Lager. Es war klein, aber ausreichend für seinen zukünftigen Bewohner.

Mit einem kräftigen Stoß wurde Jahi in seine Residenz befördert, landete mit allen vieren auf dem Boden und keuchte leicht. Der Fremde trat auf ihn zu, hockte sich, drehte sein Gesicht zu ihm und starrte ihn an. Keine Miene verzog er, wie versteinert verblieben sie so einige Sekunden.
 

„My name is Koji.“ erschöpft blickte der Junge ihn ratlos an. Der Mann schien dies deuten zu können und zeigte mit seiner freien Hand auf sich.

„My-name-is-Koji!“ wiederholte er langsam.

„K-o-j-i?“

„My goodness, he got it. You definitely need to learn our language, i will be your teacher. We are starting tomorrow so prepare yourself…Ha, as if you understood that.” leises rascheln war zu hören als er dem Schwarzhaarigen Beine und Arme fesselte und ihn alleine ließ.
 

Die ersten zaghaften Sonnenstrahlen tauchten die Wüste in ein rotes Sandmeer, überstrahlten die Siedlung und regten jeden Schlafenden zum Aufstehen an. Laut wurde der Zugang von einem Zelt aufgeschoben, gleisendes Licht drängte sich durch jeden Spalt und blendete den Liegenden. Mürrisch regte er sich und setzte sich auf, wobei er seine Augen rieb. Mit zusammengekniffen Augen schaute er der Sonne und einem Schatten entgegen.

Wie versprochen kniete Koji in der Zeltöffnung, hatte duzende Bücher und Schreibutensilien parat. Ab diesem Tag begann der Unterricht. Am Anfang hatte Jahi Schwierigkeiten den Lerneinheiten zu folgen, doch nach und nach, wie es beim Lernen normalerweise üblich ist, verbesserte er sich. Innerhalb von zwei Wochen verstand er bereits den gröbsten Teil und es wurde ihm bewusst, dass die Einwohner ihm nichts antun würden. Nachdem er diese Erkenntnis getroffen hatte, nahm ihm Koji endlich die Fesseln ab, glücklicher hätte er in diesem Moment nicht sein können.
 

Allgemein war er dem etwas Älteren sehr dankbar. Dieser erwies sich, überraschender Weise, als guter und geduldiger Lehrer. Er hetzte ihn nicht, sprach immer ruhig mit ihm und gab ihm, bei richtigen Antworten, fast immer eine Belohnung. Wenn man den Zwanzigjährigen genau betrachtete war er mit seiner dezent muskulösen 1,75 m hohen Statur, seinen rostbraunen Schulterlangen Haaren und den rehbraunen Augen ein richtiger Schönling, sowie Herzensbrecher. Die Reaktionen der weiblichen Bevölkerung auf den Rothaarigen konnte man fast als beängstigend bezeichnen. Sobald dieser in das Blickfeld eines Mädchens geriet, fing sie regelrecht an hysterisch zu werden und wie Geier schwärmten mehr und mehr um ihn herum.

Jahi hingegen wurde Verachtung und Gelächter entgegengebracht. Seitdem er die Möglichkeit hatte frei herumzulaufen, war er oft mit Koji zusammen unterwegs und spürte die sehr eindeutigen Blicke auf sich ruhen. Wie kleine Nadeln bohrten sie sich in die Haut, wurden durch das ständige Tuscheln verstärkt. Jeden Tag geschah dasselbe und jeden Tag musste er sich beherrschen, durfte es nicht an sich heran lassen. Es gelang ihm mehr oder minder recht.
 

An einem wunderschönen Morgen lief er allein durch die kleinen Gässchen, genoss jeden Sonnenstrahl bis er die ersten zeigenden Finger sah und das darauf folgende Geflüster.

„Look, he’s still here! Why didn’t Baas sell him?”

“Maybe because he’s too ugly? We wouldn’t have gotten any money for him.”

“Haha, good one. But did you see him working or anything like that? He is definitely dragging us down…we should ask Baas if we could kill him and sell his meat.”
 

Schockiert blickte der Schwarzhaarige zu der kleinen Gruppe. Seine Hand ballte sich angespannt zur Faust, schmerzhaft pressten sich seine Fingernägel in die weiche Haut. Er verstand nicht weshalb sie ihn so verachteten, nie hatte er ihnen etwas angetan. Der Blicke leid, wandte er sich ab, er würde es ihnen Beweisen…er würde besser als alle anderen werden.
 

Einige Zeit verging und als der Schwarzhaarige die Fremdsprache weitestgehend gemeistert hatte widmeten sie sich, nach Anordnungen von Baas, einem ganz anderen Training. Koji führte ihn eines Tages auf das kleine abseitsgelegene Übungsgelände, auf dem die Krieger dicht an dicht ihre Fähigkeiten verfeinerten und sich gegenseitig auf die Füße traten.

Männer, sowie Frauen kämpften gegeneinander oder alleine und benutzten dabei die unterschiedlichsten Waffen. Vor Begeisterung glitzerten grüne Augen, wie gebannt beobachtete er die Flinken Bewegungen, das Geschick und Talent der trainierenden.
 

„Jahi, it’s time for you to join them!“ bekräftigend legte sich die Hand des Rothaarigen auf seine Schulter. Nun weniger begeistert blickte der Junge in braune Irden.

„Do i really need to do that? I don’t think it will suit me…“ lautes, herzhaftes Lachen ertönte und ihm wurde kräftig auf den Rücken geschlagen, sodass er drohte hin zu fallen.

„Boy, you don’t even realize your potential, do you? Bwuhahaha, don’t worry, I will be your teacher again.” ein schelmisches Grinsen zierte das wohlgeschwungene Lippenpaar.

„…Uhu…In that case i need to say my thanks to everyone and tell them that i am going to die. Murdered by some bum. Sigh…” der Grünäugige sah zu, dass er schnell seine Beine in die Hand nahm. Er rannte auf das Gelände zu und lachte dabei leicht vor sich hin. Ein wenig verdutzt blickte der Andere ihm hinterher.

„H…Hey! Take THAT back!“ etwas gemächlicher setzte Koji sich in Bewegung, lief Jahi mit einem zufriedenen Lächeln nach.
 

Augen blitzten wie Feuer auf, flammende Auren wehten um sie herum, setzten kleine Kiesel in Bewegung, die Muskeln waren zum Zerreißen gespannt und ihre Körperhaltung zeugte von reiner Aggressivität. Sie standen sich gegenüber, abschätzend und jeweils auf den Zug des anderen wartend. Es war das erste Mal, dass sie miteinander kämpfen würden, ohne Waffen, für den Anfang nur reiner Kampfsport.
 

Auf dem Boden flackerten ihre Schatten, Hitze stieg auf und erschwerte ihre Atmung. Jahi stellte sich auf eine ordentliche Tracht Prügel ein. So gut er konnte ahmte er die Kampfstellung des Rothaarigen nach, zu mehr war er gar nicht fähig, da Koji der Ansicht war, dass direkte Erfahrungen besser als Trockenübungen seien. Ein Fingerzucken gab seinem Gegner den Anlass sich in Bewegung zu setzen, nicht zu schnell aber auch nicht zu langsam kam er auf den Jungen zu und verpasste ihn eine Salve an Schlagtechniken. Sie waren präzise und schwer und einige durchbrachen seine Deckung, sodass seine Lippe platzte und ihm Blut aus der Nase lief.
 

Röchelnd wischte der Schwarzhaarige mit dem Ärmel über sein Gesicht. Er hatte nicht eine Gelegenheit erwischen können, um einen Gegenstoß auszuführen. Machtlos war er ihm ausgeliefert und viel Zeit zur Erholung blieb ihm ebenfalls nicht. In einem hohen Tempo folgten die nächsten Angriffe, diesmal kamen auch Fußtechniken zum Einsatz, welche ihn in die Rippen und an die Schläfe verpasst wurden. Taumelnd setzte Jahi einige Schritte zurück. Es musste doch eine kleine Lücke, ein Schwachpunkt auszumachen sein.

Tief Atmete er einmal aus und ein, konzentrierte sein ganzes Wesen auf seinen Gegner, stellte sich mit einer flinken Bewegung wieder in die Grundstellung zurück und beobachtete mit scharfen Augen die kleinste Regung. Diese neue Gelassenheit wurde mit einer hochgezogenen Augenbraue belächelt.
 

Bei der nächsten Attacke konnte der Schwarzhaarige besser ausweichen, abblocken und parieren. Er hatte mit einem Mal das Gefühl, als ob alles in einer geringeren Geschwindigkeit geschehen würde, seine Augen nahmen jeden Luftzug haargenau wahr und seine Schritte passten sich seiner Körperhaltung perfekt an. Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde eröffnete sich ihm die gewünschte Chance. Geschickt wich er dem kommenden Schlag zu seinem Kopf aus und platzierte seinen Eigenen präzise auf die rechte Gesichtshälfte seines Gegenübers. Jahi war sich sicher, dass er ihn wenigstens dieses eine Mal treffen würde.

So schnell wie ihm dieser Gedanke gekommen war, verflüchtigte er sich allerdings wieder. Koji reagierte auf diese Aktion mit ebenfalls so viel Geschick, wie bei seinen anderen Techniken und blockte mit seiner freien Hand zur Seite ab. Nur der leichte Windzug, der durch rotes Haar wehte zeugte von einen guten Konter. Ein breites und zufriedenes Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Braunäugigen. Lachend durchwuschelte er die schwarze Haarpracht und stellte sich dabei wieder normal hin.
 

„Well, well, i am impressed. Good job! But now let’s call it a day. Let us meet here tomorrow.” mit einem festen Händedruck verabschiedeten sie sich voneinander und gingen ihre getrennten Wege.
 

Seufzend schob Koji die Zeltplane zur Seite während er seine Unterkunft betrat. Der Tag war anstrengender gewesen als er gedacht hatte. Niemals kam in ihm die Vermutung auf, dass der Junge so ein Talent besaß und bereits jetzt konnte er seine Erwartungen kaum zügeln. Noch voller Euphorie, griff er mit kribbelnden Fingern nach einer schmutzigen kleinen Schale in der hintersten Ecke des Zeltes. Sachte Wellen bildeten sich auf der trüben Oberfläche ihres Inhaltes als er sie auf den Boden stellte. Langsam fuhr er mit den Fingern durch das kühle Nass, angenehm umspielte die Flüssigkeit jeden Zentimeter seiner Haut. Wie gebannt beobachtete der Rothaarige eine Weile das treiben, bis seine Bewegung zum Erliegen kam und sich sein Antlitz in der Fläche wiederspiegelte. Verwirrt schaute er es sich an.

Seine Fingerspitzen fanden ihren Weg zu seiner rechten Wange, ihm war nicht bewusst gewesen dort einen blauen Fleck zu haben…
 

Tage, Wochen und Monate, gefüllt mit hartem Training, vergingen und Jahi mauserte sich von einem dürren Balg zu einem adretten jungen Mann. Seine eingefallenen Wangen füllten sich, seine dürre Statur bekam leichte Ansätze von Muskeln. Auch die Bewohner der Siedlung bekamen diese Veränderung mit, tuschelten und zeigten weniger mit den Fingern auf ihn. Mehr und mehr wurde er mit Respekt und Bewunderung behandelt, doch einige Böse blicke blieben.
 

Eines Abends, als der Vollmond sein kaltes Licht unheilvoll auf die Zelte scheinen ließ, die Hyänen heulten und alles andere in einer Totenstille lag, musste der Schwarzhaarige unter Atemnot aus seinem Schlaf erwachen. Schockgeweitete Augen blickten dem gleißenden Licht des Mondes entgegen, vor dem sich ein verschwommener Schatten drängte. Jedes noch so leise Geräusch vervielfachte sich, seine Wahrnehmung war zum Zerreißen gespannt und als er das Rascheln von Kleidung vernahm zuckte der Junge zusammen.

Mit seiner Panik ringend, versuchte Jahi gegen den auf ihn wirkenden Druck anzukämpfen, sich zu befreien, doch verstärkte er dadurch nur die Wirkung seines Gefängnisses. Überdeutlich bekam er seine Machtlosigkeit zu spüren als ihm langsam, von einem kehligem Raunzen begleitet, seine Hose vom Gesäß gestriffen wurde.
 

„Hn, be a good boy and let me rape you.“ lüstern wurde ihm dieser Satz ans Ohr geflüstert.
 

Eine kalte Hand fuhr den Schwarzhaarigen über den Hintern, streichelte und massierte das runde Fleisch. Tränen sammelten sich in grünen Irden, Übelkeit überwusch seinen gesamten Körper und der Luftmangel nahm ihm Teilweise das Bewusstsein.

Bevor er sich der schwarzen Endlosigkeit übergab, kratzte er seine letzten Kräfte zusammen und bäumte sich gegen seinen Peiniger auf. Ein letztes aggressives Knurren drang eine seine Ohren, danach hörte und fühlte er nichts mehr. Vermutlich hatte er diesen Kampf nicht gewonnen.
 

Am nächsten Morgen weckten Jahi hektisches Rufen und Getrampel. Langsam und desorientiert setzte er sich auf. Die Augen geschlossen haltend rieb er seinen Hals, dieser brannte und wie flüssige Lava durchfuhr ihn der Schmerz. Erschrocken fuhr er zusammen als er plötzlich an beiden Schultern gepackt und geschüttelt wurde.
 

„Jahi! Jahi! What happened?“ nun war der Junge doch gezwungen seine grünen Kristalle preiszugeben. Mit offenem Mund und geweiteten Augen blickte Koji ihm entgegen. Leicht legte der Angesprochene seinen Kopf schief.
 

„What do you mean?“ anscheinend Sprachlos deutete der Rothaarige zur Seite, wo ein Körper in einer Blutlache lag.

„I…I don’t know…“
 

Es dauerte lange bis die Aufregung um dieses Ereignis zur Ruhe kam. Nie wieder wurde der Schwarzhaarige mit zu wenig Respekt behandelt oder erneut überfallen. Als alles seinen normalen Verlauf nahm, er seine Kampfkunst verbesserte und verfeinerte, kamen die ersten kleinen Aufträge und Beförderungen.
 

Jahi kämpfte sich Jahr für Jahr voran, wurde der Beste unter den Kriegern der Siedlung und saß nun, fünf Jahre nach seiner Ankunft, als Anführer einer Einheit seinem Boss gegenüber.
 

„Sir Baas, wenn sie mich jetzt nun entschuldigen würden? Es waren lange Tage.“

„Ja, geh nur und ruh dich aus.“ der Schwarzhaarige verbeugte sich ein letztes Mal zum Abschied, stand auf und verließ das Zelt. Bevor er allerdings sich zur Nachtruhe begab, machte er noch einen Abstecher zu dem Gefangenen. Mit scharfen Augen beobachtete er ihn. Irgendetwas an diesem Mann kam ihm komisch vor. Es umgab ihm eine merkwürdige Aura, die Jahi kannte und vor langer Zeit schon Mal verspürt hatte. Sie ähnelte dem alten Greis, den er damals in seiner Wohnung tötete.
 

Sanft und unberechenbar glitzerten die Sterne am Firmament. Es herrschte beängstigende Stille auf der höchsten Stelle nicht weit entfernt von der Siedlung. Die Umhänge der zwei schwarzen Gestalten regten sich sacht im Wind.

„Meister, sie haben meinen Diener.“ flüsterte der Eine panisch.

„Du Trottel! Ist das nicht derselbe Ort? Ich sagte dir doch du sollst sie im Auge behalten.“

„Aber Meister, sie waren die ganzen Jahre ruhig und um die letzten Ausschreitungen hatte ich mich Persönlich gekümmert.“ demütig kroch ein Schatten vor dem anderen auf dem Boden, bat um Vergebung.

„Ich gebe dir eine letzte Gelegenheit dich zu beweisen. Nicht ein Fehler wird geduldet. Kümmre dich um diese Angelegenheit.“ keine Reaktion abwartend verschwand die Gestalt und ließ die andere allein zurück.

„…Jawohl…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, dass wars mal wieder.
Freue mich wie immer über Kommentare und Kritik.
Bis zum nächsten mal.

Arteria carotis= Halsschlagader

(Ich werde mir Mühe geben, dass es diesmal schneller geht) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Saynaya
2016-04-13T14:03:57+00:00 13.04.2016 16:03
Eine wirklich spannende Story!! Und ein schöner Schreibstil!
Mir gefällt es allerdings nicht, dass die Zeitsprünge so schnell aufeinander gefolgt sind. Vielleicht wäre es besser gewesen. Seinen ersten Mord und seine Festnahme komplett in ein Kapitel zu verfrachten und das als Prolog zunutzen. So wären die Ereignisse besser voneinander abgegrenzt und stiften keine Verwirrung. Danach wäre der Teil mit dem Auftrag schöner gewesen, wenn er länger geworden wäre und die Erklärung, wer er ist, und was in den letzten Jahren passiert ist, später gekommen wäre. Auf diese Weise hätte mehr Spannug und eine düstere Stimmung, die zu der Geschichte denke ich gut passt, aufgebaut werden können.
Das ist aber natürlich nur meine Meinung.
Ich freu mich wenns weiter geht und bedanke mich für den Lesestoff!!
Antwort von:  Thanatos_Incarnate
13.04.2016 17:05
Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.
Es sit immer interessant andere Sichtweisen und Meinungen zu hören, da sich jeder etwas anderes denkt, wenn er Sachen schreibt oder liest.
Natürlich habe ich meine eigenen Bewegründe die Story so geschrieben zu haben, wie sie momentan ist. Ivch persönlich wollte mich nciht zulange mit einer überflüssigen Entwicklung aufhalten, die für den Rest der Geschichte nicht unbedingt bedeutend ist.

Für meinen Teil war ich der Ansicht, dass ich den Übergang von Gegenwart zur Vergangenheit klar dargestellt habe. Ist er wirklich so verwirrend?

LG A.T.
Von:  Kamikazegirl_Kyo
2016-04-13T09:29:35+00:00 13.04.2016 11:29
Also ich weiß gar nicht was du hast, ich fand das Kapitel sehr spannend!
Ich mag ja wie schon gesagt längere Kapitel, die auch mal etwas ausschweifender sind. Bei deinem Schreibstil hat man gleich das Gefühl, dass man mittendrin in der Geschichte ist, weil du alles so gut beschreibst (ich wünschte, ich könnte das so).
Bin echt gespannt wie es weitergeht. ...
<3
Antwort von:  Thanatos_Incarnate
13.04.2016 17:01
Danke Liebes,
nun du kennst es ja selber, dass das eigene Empfinden immer anders ist.
Es freut mich riesig, dass dir mein Schreibstil gefällt. :*


Zurück