Sasuke & Sakura
„Also…“, ich starrte auf meinen Teller und verzog das Gesicht, als mein Blick sich auf die Nudelsuppe richtete. Dabei war mein fast schon angeekelter Ausdruck nur ihm gerichtet: Sasuke Uchiha. Ich schnalzte missbilligend mit der Zunge und rührte die Brühe um, nur um einen Moment nicht meine Gedanken um ihn kreisen zu lassen. „Wie machst du das?“
Er hob eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen und verschränkte in seiner typischen Uchiha-Manier die Arme vor der Brust. Er schenkte mir einen skeptischen Blick und ich widerstand dem Bedürfnis, ihn mein Glas Wasser ins Gesicht zu kippen. Ich rollte mit den Augen und lehnte mich im Stuhl zurück. „Sag schon. Was genau sagst du?“
„Was auch immer mir in den Sinn kommt“, erwiderte er monoton. „Training mit Naruto, eine Mission oder ein Treffen mit einem meiner Genin. Es findet sich immer etwas.“
Ein überraschter Laut verließ meine Kehle. „Aber du hast gar keine Genin.“
„Das wissen die doch nicht.“ Seine Mundwinkel zuckten amüsiert, was mich nur den Kopf schütteln ließ. Wie bekam er das hin? Noch vor einem Tag sprangen mir förmlich die Herzen aus den Augen, wann immer ich ihn auch sah und nun? Alles was mir aus den Augen sprang, war Ekel. Na gut, nicht komplett. Aber das musste Sasuke ja nicht wissen.
„Das ist… du bist ekelerregend“, brachte ich über meine Lippen.
„Ja, ich weiß“, antwortete er und in jedem seiner Worte triefte nur der Sarkasmus, „ich fühle mich auch wirklich schrecklich dabei.“
Und ohne noch etwas beizufügen, genehmigte er sich etwas von seiner Nudelsuppe. Ich verfluchte die Minute, in der Naruto tatsächlich unser wöchentliches Treffen bei Ichiraku’s abgesagte; und das fünf Minuten bevor wir uns hier überhaupt eingefunden hatten. Ohnehin war es allein Narutos Schuld, dass ich von Sasukes Frauengeschichten außerhalb Konohas gehört hatte. Was musste er auch gestern betrunken an meine Tür klopfen? Warum auch immer sich das überhaupt bei den Kerlen so eingebürgert hatte… nach jeder erfolgreichen Mission gab es einen Männerabend. Ich pustete genervt die Strähnen aus meinem Gesicht und schob den Teller von mir.
Naruto wusste doch was ich für diesen bescheuerten Uchiha empfand. Ich weiß, er war nicht ganz Herr seiner Sinne, aber sonst ist er doch auch immer rücksichtsvoll. Wäre er doch einfach zu Hinata, aber nein… er befürchtete ja, sie sei sauer, weil er etwas zu viel intus hatte.
„Wenn ich es recht bedenke, bin ich froh, dass zwischen uns nie etwas gelaufen ist. Ich wäre nur eine von Vielen gewesen, die du nachts um zwei Uhr verlassen hättest. Arme Dinger.“
Er stieß ein leises Lachen aus und genehmigte sich einen Schluck Wasser. „Warum regst du dich so auf? Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun.“
Ich sog die Luft ein. „Doch, Sasuke. Das hat sehr wohl etwas mit mir zu tun. Wir sind Team 7, ganz egal was passiert ist. Wir sind eine Familie. Wir gehen auf Missionen und du, was machst du? Du beschmutzt unser Image“, ich schnaufte verärgert. „Das und der Fakt, dass du schäbig mit den Frauen umgehst und sie wie Objekte benutzt – und ich bin auch eine Frau.“
Sasuke grinste hämisch. „Ich behandle dich doch nicht falsch, oder?“
Ich hasste es, das er selbst beim Sitzen größer war als ich und nun auf mich hinab sah. Verdammter Uchiha. Und sowieso, warum war er überhaupt so gesprächig?
„Das tut jetzt nichts zur Sache.“
Amüsement blitzte in seinen Augen auf. „Ich hab bisher keine Beschwerden gehört. Also, wo ist das Problem?“
„Weißt du, die Beschwerden kannst du ja auch gar nicht mitkriegen. Wenn du so schnell abhaust. Du lässt dich danach ja nicht mehr blicken. Du verschwindest, sobald deine Liebschaft unter der Dusche ist. Sie kann sich ja da nicht mehr groß beschweren.“ Ein siegessicheres Grinsen erschien auf meinem Gesicht, als er genervt ausatmete.
„Ich bin ziemlich sicher, dass sie alle eine großartige Zeit haben.“ Er lächelte süffisant und verdammt nochmal, mein Körper reagierte darauf. Die Röte auf meinen Wangen war bis Sunagakure zu sehen. Ich biss mir auf die Zunge.
„Ach, wirklich? Wie kannst du dir da so sicher sein?“
„Ich weiß es nicht. Weißt du es denn?“
„Weil sie“, ich stoppte und tippte nervös mit dem Finger auf die Tischplatte. Das war definitiv nicht unbedingt die Art an Gespräch, die ich mir zwischen uns vorgestellt hatte. Mich gingen seine One Night Stands ohnehin überhaupt nichts an. Irgendwie kam es über mich. Wahrscheinlich lag es an der netten Bedienung, die ganz offensichtlich Interesse an ihm hatte. Da erlag ich dann plötzlich meiner Wut im Bauch. Sonst würde ich nie und nimmer ein solches Gespräch führen – mit Uchiha.
„Hn.“
Mistkerl!
Ich brummte. „Was, wenn sie“, ich errötete noch mehr.
„Was? Sie es nur vorgetäuscht haben?“ Er klang verärgert.
Ich warf meine Arme unschuldig in die Luft und hob beide Augenbrauen an. „Hey, es ist möglich.“
„Du bist verrückt.“ Seine Mimik verriet mir, dass ich in diesem Moment besser den Mund hielt und nichts mehr hinzufügte, aber so schnell gab ich nicht nach. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und versuchte seinem Blick standzuhalten. Ein Schauer überkam meinen Rücken. Dieser intensive Blick ließ selbst meine Zehen kribbeln.
„Warum bin ich verrückt?“, fragte ich ihn mit engelsgleicher Stimme. Falls seine Laune noch schlechter werden konnte, dann geschah es in diesem Augenblick. Sasuke lehnte sich zurück und schüttelte seine Mähne. „Die meisten Frauen haben schon mindestens einmal im Leben den Höhepunkt vorgespielt“, fuhr ich fort-
„Aha“, war sein geistreicher Kommentar. Es glimmte für eine Millisekunde tatsächlich eine Art Aufgeben an, aber schon beim nächsten Augenaufschlag war es verpufft. Natürlich. Ich rollte meine Augen. Er war ein Uchiha. Und die gaben nicht auf. Meine große Liebe runzelte die Stirn und ich war fast schon gewillt, selbst klein bei zu geben, damit es nicht noch ausartete, als er bereits seinen Mund öffnete, um zum Gegenschlag auszuholen.
„Mit mir haben sie es jedenfalls nie vorgetäuscht.“
Ich pustete die Luft aus meinen Lungen. „Stimmt, hatte ich ja fast vergessen. Du bist ein Uchiha.“
Er warf mir seinen mörderischen Sasuke-Blick zu und ein Schauder überkam mich. „Was soll das heißen?!“
Gut, ich hätte vielleicht nicht seinen Clan miteinbringen dürfen. Wenn er mich nicht schon vorher hasste, dann war es genau jetzt der Moment, an dem seine Gefühle sich absolut ins Negative verzerrten.
Ich schnappte mir mein Glas und nippte daran. Etwas Zeit schinden war nie verkehrt. „Nichts. Ich meine, das bist du. Du und dein Ego. Dein Uchiha-Stolz. Du willst es nicht wahrhaben, dass Frauen das durchaus auch mal vortäuschen und dass das sicher auch bei dir einmal der Fall war. Die Möglichkeit besteht. Krieg das einfach nur in deinen Sturkopf und fertig.“
Naruto würde mir anerkennend zunicken, würde er diese Konversation mitverfolgen. Auch wenn dieses Gespräch niemals aufgekommen wäre, wäre der blonde Chaot überhaupt anwesend gewesen.
„Du denkst also, ich kann das nicht unterscheiden?“ Wieder ein Augenrollen meiner Wenigkeit. Uchiha wusste immerhin alles.
„Nein. Kannst du nicht.“
Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich Sasuke fassungslos sehen konnte. Er fuhr mit seiner rechten Hand durch sein schwarzes Haar und ließ einen aufgebrachten Laut über seine Lippen kriechen. Und dann fing er an mich zu ignorieren! Einfach so. Das Essen war plötzlich interessanter als ich. Sasuke Uchiha hasste die Nudelsuppe. Er kam nur her, weil Naruto immer wieder darauf bestand. Was war jetzt also an der Brühe interessante?
Das würde er mir büßen. Ich war kein kleines Mädchen mehr, das er so einfach ignorieren konnte. Ich biss mir kurz auf die Lippen, während meine innere Stimme meinen aufkeimenden Mut bejubelte.
„Mmmh“, hauchte ich leise. „Ahh.“
Sasukes Aufmerksamkeit war binnen Sekunden wieder zu hundert Prozent auf mich gerichtet.
Wieder ließ ich ein leises Stöhnen über meine Lippen wandern.
Seine Augen weiteten sich und mit fast schon besorgter Stimme fragte er, ob alles ok sei.
Ich beachtete seine Frage nicht und keuchte, während ich mir durch mein leicht gelocktes Haar fuhr. Meine Zunge glitt über meine Lippen. „Ohh.“ Ich sog die Luft ein und knabberte an meiner Unterlippe.
Seine Augen blitzten gefährlich, als er seinen Löffel beiseite legte. Ich wusste, er würde sich hierfür rächen, aber ich ließ mich nicht bremsen.
„Mhm“, japste ich etwas lauter. Sasuke starrte mich beschämt an und schielte zu den anderen Besuchern. Meine Finger griffen nach der Tischkante, als ich ein hörbares Einatmen von mir gab. Den Blicken der anderen war ich mir durchaus bewusst und dieser Fakt beflügelte mich nur umso mehr.
„Sakura.“
Er versuchte mich zu stoppen. Verständlich, er stand nicht unbedingt gerne im Mittelpunkt.
„Mmmm.“
„Sakura.“
„Uhhh… oh, jaa.“
„Sakura!“
Ich stöhnte noch lauter, schloss meine Augen und hauchte seinen Namen.
Ganz deutlich spürte ich seinen durchdringenden Blick auf mir. Tausend Ameisen krabbelten über meinen Rücken. Meine Hände wurden zu Fäusten, ich bog meinen Rücken und ließ erneut seinen Namen über meine Lippen kriechen. Langsam öffnete ich meine Augen und betrachtete seine starre Miene, die ganz langsam zu bröckeln schien.
„Das reicht, Sakura.“
„Oh, jaa! Sasuke!“ Meine Hände fuhren über meine Brüste und zur Seite, bis sie auf meinen Knien zum Stoppen kamen. „Hör nicht auf, Sasuke! Oh Gott, ja! S-Sasuke. Ah, mhmm.“
Ich legte meine rechte Hand auf meine Brust, die sich schnell hob und senkte, schüttelte erneut mein rosa Haar und fächerte mir mit meiner linken Hand Luft zu. Ein Lächeln zierte mein Gesicht und ich wisperte leise ein „Das war unglaublich“.
Ich irrte mich ganz sicher nicht, was die kleine Röte auf seinen Wangen anging. Zufrieden mit mir selbst schnappte ich mir meinen Löffel und tauchte ihn in meine Suppe. Am liebsten hätte ich jetzt mit einem Glas Sekt darauf angestoßen, dass ich der Grund dafür war, dass er sprachlos vor mir saß. Das Tuscheln der anderen Gäste ignorierte ich absichtlich. Es war ohnehin mal wieder Zeit, dass Konohas Klatsch und Tratsch mit etwas Neuem gefüttert wurde.
„Sakura?“ Seine Stimme klang etwas rau, als er sie endlich wiedergefunden hatte. „Lass uns gehen.“
Ich protestierte, als er mich am Arm packte und bereits vom Stuhl hoch zog: „Aber, hey, ich bin noch nicht fertig!“
„Wie schade“, knirschte er.
Gut, er hatte Grund genug sauer auf mich zu sein. Ich habe ihn blamiert, seiner Würde beraubt und… verärgert. Aber das war es mir alles wert. Seine Rache konnte doch wenigstens bis nach dem Essen warten.
Sasukes Griff verfestigte sich und er schob mich ungeduldig an den anderen vorbei. „Hey, was soll das?!“, fragte ich bissig.
Ein süffisantes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und ließ Schmetterlinge in meinem Bauch aufgeregt herum flattern. Er beugte sich zu meinem Ohr.
„Lass uns sehen, ob du es wirklich vortäuschen kannst.“