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Burst or Bloom

von

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Kampf im Brunnen

Lyon‘s P.o.V

Als ich am Morgen die Augen aufschlug, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte. So war das schon immer mit mir. Ins mir steckte ein unsichtbarer Alarmknopf, der mich sofort alarmierte, wenn Gefahr drohte, etwas nicht stimmte oder etwas Schlimmes passiert war. Dieser „Gabe“, so wie sie meine Mutter immer nannte, war zeitweise wirklich nervig.

Es versetzte mich immer in einen nervösen Zustand, zumal ich ja nicht wusste was, sondern nur das etwas nicht stimmte. Ich konnte nie sagen, wem oder wo ich helfen sollte, das konnte einem schon in eine riskante Situation bringen, beispielsweise, als ein Junge sich zu sehr über die Schiffs Reling gelehnt hatte. Ich befand mich zu dem Zeitpunkt unter Deck und hatte verzweifelt nach einer Gefahr Ausschau gehalten.

Solch eine innere Stimme zu haben konnte aber auch wirklich praktisch sein. Bei Pokémon Kämpfe zum Beispiel, da wusste ich es immer sofort, wenn mein Gegner vor hatte einen kolossalen Angriff durchzuführen, um mich mit einem Zug zu besiegen. Dann konnte ich mich immer darauf vorbereiten und meine Pokémon rechtzeitig warnen. Somit hatte ich gegenüber anderen einen großen Vorteil, obwohl es ehrlich gesagt Schummeln war. Leider konnte ich diese Stimme nicht abstellen.

Und hier lag ich also. In einem stickigen, kleinen Zimmer vom Pokémoncenter indem die Luft so schwül war, dass ich bald dehydrieren würde. Was war ich auch so blöd in einer heißen Sommernacht das Fenster geschlossen zu lassen? Kein Wunder das die Luft hier einen umbringen konnte.
 

Langsam stand ich auf und schleppte mich schwitzend zu dem Fenster. Schnell riss ich dieses auf und schnappte keuchend nach Luft. Ein angenehmer Morgenwind empfing mich und kühlte meine Körpertemperatur ein wenig ab. Einmal tief durchatmen, dann ging ich wieder weg vom Fenster und konzentrierte mich auf meine innere Stimme.

Ich war mir sicher, dass keine Gefahr drohte, doch irgendetwas stimmt nicht. Diesmal war es nicht schwer zu erkennen. Ich entdeckte einen offenen Pokéball am Boden und wusste sofort was los war.

Mein liebes Lorblatt „Meg“ war mal wieder einfach getürmt. Das machte sie öfters. Lorblatt war quasi wie ein kleines Kind, das die ganze Welt für sich entdecken wollte. Sie meinte es nicht böse, sondern war einfach nur furchtbar neugierig und teilweise auch sehr frech. Sie befreite sich öfters heimlich aus ihrem Pokéball und schlich dann in der Gegend herum. Meistens kam sie dann von alleine zurück oder war leicht auffindbar, allerdings hatte Meg sich auch schon ein paar Mal verlaufen und ich musste sie sehr lange suchen.

Seufzend schnappte ich mir meine Klamotten und schlenderte in das vor weiß nur so blendende Badezimmer und genehmigte mir erst einmal eine ordentliche Dusche. Es tat gut mir den ganzen Schweiß und den Schlaf vom Körper zu waschen. Auch meine Haare konnten eine ordentliche Spülung vertragen. Danach trocknete ich meinen Körper schnell ab, schlüpfte in frische Unterwäsche und meine Kleidung. Ein oranges, dünnes T-Shirt, darüber ein kurzärmliges, weißes Hemd, das ich offen ließ, dazu meine graue Jeanshose und ein Lederarmband. Ich würde noch meine schwarzen Turnschuhe dazu anziehen, ansonsten fand ich das Outfit recht passend.

Eigentlich war es mir ja nicht so wichtig wie ich auf andere Menschen wirkte, doch seit einem gewissen – für mich sehr peinlichen – Vorfall, hatte ich beschlossen, dass ich nicht mehr wie ein Penner durch die Straßen laufen wollte. Seitdem achtete ich immer darauf passend gekleidet zu sein, auch wenn ich mir manchmal wie ein Mädchen vorkam.
 

Zufrieden verließ ich das Badezimmer wieder. Meine Haare ließ ich Luft trocknen. Sie waren ohnehin relativ kurz und immer strubbelig. Schnell schnappte ich mir meinen schwarzen Rucksack und den geöffneten Pokéball.

„Na, warte Kleine, wenn ich dich in die Finger kriege“, murmelte ich mit einem leichten Grinsen und steckte die rotweiße Kapsel wieder zurück in das vorderste Fach meines Rucksacks. Dieses hatte ich extra für all meine Pokébälle reserviert, weil ich sie so griffbereit hatte für Notfälle.

Ich schloss das Zimmer ab und ging langsam runter in die Eingangshalle, als ich einen Schrei vernahm. Mit den schlimmsten Befürchtungen rannte ich den Rest des Weges nach unten, blieb jedoch abrupt stehen, als ich Meg neben einem hübschen Mädchen stehen sah. Und mit hübsch meinte ich wirklich richtig hübsch.

Braune, lange Haare, saphirblaue Augen und eine Top Figur. Sie hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen und einige ihrer kurzen Strähnen fielen ihr ins Gesicht, die sie mit einer schnellen Bewegung, die schon fast automatisch wirkte, einfach hinter ihr Ohr strich.

Sie wirkte wie eine freundliche und herzliche Person. Sie sah aus wie …

Nein, egal wie hübsch sie war. Ich konnte sie nicht mit ihr vergleichen. Dieses Mädchen war nicht sie …
 

Die Gesichtszüge der Unbekannten waren entspannt und ruhig. Bestimmt hatte sie ein enges Verhältnis zu ihren Pokémon. Auch fiel mir ihr Igelavar auf ihrer Schulter auf. Dieses wirkte leicht wütend und misstrauisch. Sein Fell war gesträubt und es funkelte mein Lorblatt missmutig an.

Langsam schritt ich auf dieses Dreiergestell zu und konnte gerade noch die letzten Worte von dem Mädchen vernehmen.

„… Der Kleine will sicher nur spielen“, sprach sie beruhigend zu dem Feuerpokémon auf ihrer Schulter. Doch wirklich beruhigt sah das Igelavar nicht aus. Eher … eifersüchtig?

„Um ehrlich zu sein ist es eine sie und ihr Name lautet Meg“, mischte ich mich schließlich ein, um ein paar Dinge richtig zu stellen. Mein liebes Lorblatt war eine Sie und kein Er, so wie das Mädchen angenommen hatte. Letztere blickte mich leicht überrascht an.

„Oh … ähm … das wusste ich nicht“, stotterte das Mädchen mir Gegenüber und ich merkte wie sie mich genauestens musterte. Dabei errötete sie und blickte verlegen zu Boden, was mich wiederrum zum Grinsen brachte.

Süß … war das erste was mir bei ihrem Anblick einfiel.

„Deswegen habe ich es dir ja gesagt“, lachte ich, um die Kleinere ein wenig zu ärgern. Wie erwartet wurde sie nur noch röter und wich auffällig meinem Blick aus. Manchmal konnte ich echt fies sein. Ich war eigentlich einer von der netten Sorte, doch manchmal machte ich mir einfach einen Spaß daraus andere aufzuziehen und zu ärgern. Jetzt musste ich mich aber auch entschuldigen. Als ein halber Gentleman gehörte es sich so, außerdem wollte ich sie ja nicht verschrecken.
 

„Schon gut, ich ärger dich doch nur ein bisschen. Tut mir leid. Mein Name ist Lyon und es tut mir auch leid, dass Meg dich belästigt hat. Sie ist etwas ungestüm und kindisch. Ich hätte besser aufpassen sollen“, erklärte ich rasch und lächelte entschuldigend. Ich merkte wie sie sich entspannte.

„Ach was, sie hat mich nicht belästigt. Meg ist wirklich niedlich. Mein Name ist im Übrigen Mila … Freut mich sehr dich kennen zu lernen“, stellte sie sich nun selber vor und reichte mir ihre Hand. Ich ergriff diese und schüttelte sie kurz.

Mila war ein sehr hübscher Name und auch niedlich. Ein niedlicher Name für ein niedliches Mädchen.

Wie passend.
 

„Freut mich ebenfalls. Ich finde dein Igelavar auch niedlich. Hat es auch einen Namen?“, fragte ich sie neugierig und betrachtete ihren kleinen Begleiter. Vorsichtig wollte ich das Feuerpokémon streicheln, doch dieses sträubte erneut sein Fell und fauchte mich wütend an. Sofort zuckte ich zurück. Mit diesem Igelavar war nicht zu Spaßen.

„Tut mir leid, mein Freund hier ist etwas misstrauisch Anderen gegenüber, aber eigentlich ist er wirklich nett und lieb. Sein Name ist Lee“, erklärte mir Mila und streichelte ihr Pokémon. So, so. Konnte ich da eine Spur Eifersucht und Beschützerinstinkt in Igelavar‘s Augen sehen? Er war auf alle Fälle ein treuer Begleiter

„Verstehe. Na, dann ich werde mal frühstücken gehen. Mein Magen knurrt schon richtig. Und was schwelgt dir vor?“, fragte ich das braunhaarige Mädchen vor mir.

„Ich werde trainieren! Hab morgen einen Arenakampf!“, erklärte sie mir grinsend und wirkte dabei höchst motiviert. Eine Orden Sammlerin also. Ich selber bin eigentlich nur auf der Durchreise, aber ab und zu stellte ich mich auch den mutigen Kämpfen in einer Arena. Es war jedenfalls sehr bewundernswert.
 

Ich verabschiedete mich und schlenderte in Begleitung von Meg in den Speisesaal, während Mila das Pokémoncenter verließ. Ich suchte mir extra einen Platz am Fenster und guckte dann Mila hinter. Sie hatte ihr Tempo verlangsamt und schien mit ihrem Pokémon zu reden. Plötzlich drehte sie sich um und blickte in meine Richtung, doch durch den Spiegelreflex der Glasscheiben konnte sie mich nicht erkennen. Das Mädchen schüttelte lächelnd den Kopf und ging weiter. Woran sie wohl gerade gedacht hatte? Ich verfolgte sie mit meinem Blick, bis sie außer Sichtweite war.

Danach gönnte ich mir und meinem gesamten Pokémonteam, dass außer mein Lorblatt auch noch aus einem Mantax, einem Hunduster namens Max und Elektek das ich Rigga getauft, nach dem Pokémon meines Vaters, das ihm zu dem großen Sieg in der Sinnoh Liga verholfen hatte. Doch den Titel als Champion lehnte er jedoch ab. Ihn ging es immer nur im den Spaß.

Ich wollte so sein wie er. Stark, Anerkannt, Mutig, mit der Kraft jene zu beschützen die ich liebte und denen ich etwas bedeutet. Auch mein Team sollte so stark sein wie seines. Nein, sogar noch stärker und dann würde ich gegen ihn antreten und ihn besiegen. Das war mein Ziel.

Meine Partner, Freunde und ich genossen das Frühstück nach allen Zügen, als ich plötzlich ein unangenehmes Gefühl bekam. Eine schrille Alarmglocke fing leise in mir zu klingeln und wurde immer lauter. Erschrocken sprang ich auf.

Irgendjemand war in Gefahr. Mich beschlich dieses ungute Gefühl, dass es Mila selbst war die auf Gefahr rannte. Mein inneres Ich sagte das dieses Mädchen sich unbewusst in Schlamassel ritt. Verdammt, warum verspüre ich erst jetzt diese Alarmglocke? Jetzt ist Mila weg und ich habe keine Ahnung wo.
 

„Kommt zurück, meine Freunde! Wir müssen dringend aufbrechen!“ Meine Pokémon starrten mich verwirrt an, doch protestierten nicht dagegen. Danach lief ich sofort aus dem Pokémoncenter. Hatte Mila nicht erwähnt das sie trainieren gehen wollte? Denk nach Lyon, wo konnte man hier den am besten trainieren?

Ja, klar der Flegmonbrunnen! Er war berühmt für Besichtigungen und gutes Training. Da würde ich zuerst nachsehen. Das Gefühl der Gefahr ließ mich einfach nicht los und langsam machte ich mir wirklich Sorgen.

Ich beschleunigte meine Schritte und hoffte das Mila nichts passierte. Wieso war ich mir eigentlich so sicher, dass ausgerechnet ihr etwas zustoßen würde? Vielleicht war es Intuition? Und wenn ich mich getäuscht hatte und der vollkommen falschen Person zur Hilfe eilte?

Viel Zeit darüber nachzudenken hatte ich nicht mehr, denn ich war bei dem Brunnen angekommen. Der Eingang befand sich in einer Auskerbung im Erdboden. Dem Hang hinauf befanden sich eine Baumreihe die einen Art Schutzwall bildeten. Es gab nur einen Weg der von Azalea City beim Flegmonbrunnen vorbei in ein Bergwerk führte.

Der Eingang war ein tiefes schwarzes Loch indem eine Leiter steckte. An dieser kletterte ich vorsichtig runter. Das Holz der Leiter war feucht und kalt. Wenn man nicht aufpasste, konnte man leicht abrutschen. Ich konzentrierte mich, um nicht als aufgeklatschter Mus am Boden zu enden. Kaum hatte ich den Boden erreicht, konnte ich einen Schrei vernehmen.
 

„Oh nein!“ Schnell lief ich los. Ich zwängte mich durch einen dunklen Tunnel der direkt in das Herz des Brunnes führte. Kaum war ich dort angekommen stockte ich. Der Raum war groß und hatte keine bestimmte Form. Er war eine Mischung aus einem Kreis und einem Rechteck. Ein Kristallklarer See funkelte in einer Ecke. Doch das beeindruckteste ist das riesen Loch, durch das Licht hereinströmte, an der Decke. Der Tunnel, durch den ich gegangen war, führte einen an die oberste Stelle in diesen Brunnen. Man konnte auf einem schmalen Felsweg, der sich an der Mauer befand, nach unten laufen.

Der Anblick war wirklich atemberaubend, aber lange Zeit zum Staunen hatte ich nicht, da mich ein lauter Tumult der sich weiter unten abspielte, aus meinen Gedanken riss.

„Wie kann man nur so grausam sein?!“, hörte ich eine bekannte Stimme rufen. Mein Blick fiel auf Mila die mit einem entsetzten Blick drei Männern gegenüber stand. Diese trugen alle die gleiche, schwarze Uniform mit einem R auf der Brust und zwei von denen hatten sogar die gleiche Frisur. Nur der Dritte schien anders zu sein. Seine Haare waren nicht pink und kurz, sondern hatten ein merkwürdiges Türkis und standen rechts und links ab. Sie hatten ihre Pokémon rausgerufen, die Mila bedrohlich gegenüberstanden.
 

Schnell beeilte ich mich und lief den Weg nach unten, um dem braunhaarigen Mädchen zu helfen, denn diese Männer sahen nicht wie ihre Freunde aus. Während ich lief scannte ich die Pokémon der Männer ab. Ein Rettan, ein Zubat und ein Smogon. Alle drei hatten den Typ Gift, aber Zubat auch noch extra Flug. Dagegen waren Boden- oder Psychopokémon effektiv. Leider hatte ich weder das eine noch das andere. Deswegen beschloss ich mein stärkstes Pokémon einzusetzen.

„Los Rigga! Zeig ihnen, was du draufhast!“ Ich sprang die letzten Meter nach unten und landete zeitgleich mit meinem Pokémon auf dem Boden.

„Was soll denn das?! Noch jemand der sich in unsere Pläne einmischt! Egal! Mach ihn fertig Smogon. Setzt Gyroball ein!“, befahl der Mann mit dem komisch Türkisen Haar. Da Elektrotypen eine normale Wirkung auf Pokémon wie Smogon hatten, musste ich versuchen ihn zuerst fertig zu machen. Dabei setzte ich einfach auf starke Attacken.

„Vergiss es! Rigga, zeig’s ihnen mit Elektroball!“, befiehl ich meinem Pokémon. Zwei gewaltig geladene Energiebälle prallten aufeinander und explodierten. Eine leichte Druckwelle entstand und ich musste mir die Arme schützend vor die Augen legen. Dieses Smogon hatte eine ganz schöne Kraft.

Als sich der Wirbel gelegt hatte, hielt ich nach Mila Ausschau. Schnell entdeckte ich sie ein paar Meter entfernt von mir. Sie kniete am Boden und hatte ihre Arme um Igelavar gelegt, aber schien unverletzt, genau wie ihr Pokémon. Ich beeilte mich um zu ihr rüberzukommen.
 

„Alles klar? Wie ich sehe, komme ich noch rechtzeitig!“, keuchte ich außer Atem. Ich half dem Mädchen hoch und suchte ihren Körper schnell nach Verletzungen ab. Es waren keine zu sehen. Zum Glück.

„J-Ja! Aber wieso rechtzeitig? Du wusstest davon?“, fragte sie mich verblüfft. Oh, Mist ich hatte vergessen darauf zu achten meine „Gabe“ geheim zu halten. Naja, jetzt war es auch zu schon zu spät. Zudem hatte ich für lange Erklärungen ohnehin keine Zeit, denn leider hatte es unseren Gegner genauso wenig getroffen wie uns.

„Das erkläre ich dir später! Jetzt haben wir keine Zeit! Hast du ein Psycho- oder Bodenpokémon?“, fragte ich die Braunhaarige hastig. Diese nickte.

„Ja, ich habe ein Trasla.“ – „Gut, dann kümmere dich um Zubat und Rettan. Ich übernehme Smogon. Es wirkt stärker, als die anderen“, erklärte ich ihr schnell und wandte mich dann wieder zum Kampffeld. Die Verwirrung der Männer schien vorbei zu sein und jetzt funkelten sie uns wütend an.

„Rigga setzt Donnerschlag auf Smogon ein!“, rief ich meinen Pokémon zu. Mein Elektek sprang sofort los. Seine Hand ballte sich zu einer Faust um der viele Blitze aufleuchteten. Wenn ich es schaffte Smogon zu paralysieren, dann hatte ich diesen Kampf schon so gut wie gewonnen. Wenn nicht, dann bestand die Gefahr, dass er mit Gyroball oder eine andere Attacke Rigga traf und diesen wohlmöglich gegen eine Felswand warf oder schlimmeres. Dann musste ich auf ein anderes Pokémon zurückgreifen.

„Glaubst du ich lasse mich so leicht besiegen? Smogon, setzt Giftwolke ein!“, rief mein Gegner mit einem höhnischen Grinsen. Mist, das war nicht gut.
 

„Schnell Rigga! Du musst die Luft anhalten!“, brüllte ich. Mein Pokémon musste die Attacke abbrechen und konnte sich gerade noch rechtzeitig den Mund und die Nase zuhalten, als er auch schon in einen violetten Nebel eingehüllt wurde. Dieser Nebel verbreitete sich schnell in unsere Richtung und ich musste selber die Luft anhalten. Mit einem schnellen Seitenblick stellte ich fest das Mila diese Giftwolke ebenfalls bemerkte hatte. Zum Glück.

Das Mädchen kramte schnell nach etwas und zog einen Pokéball hervor. Was hatte sie vor?

„Flera, ich brauch dich Süße. Vertreib diesen Nebel!“, rief das Mädchen und achtete dabei darauf nichts von dem Nebel einzuatmen. Aus dem Pokéball kam ein Tauboga hervor und mir ging ein Licht auf. Das war eine wirklich kluge Idee.

Mithilfe von Tauboga konnten wir den giftigen Nebel vertreiben. Japsend schnappte ich nach Luft und blickte wieder zu Rigga. Er schien in Ordnung zu sein, wenn auch leicht angeschlagen.

„Gib nicht auf, mein Freund! Wir machen diesen elendigen Mistkerl jetzt fertig! Los verwende Donnerwelle!“ Das hätte ich viel früher tun sollen, damit hätten wir uns viel Ärger erspart. Donnerwelle war eine der besten Attacken von Rigga. Sie fügte zwar keinen Schaden zu, doch sie paralysierte einen und machte ihn quasi Handlungsunfähig. Danach konnte man seinen Gegner nach Herzenslust fertigmachen.
 

Für einen Moment lang kam ich mir richtig fies vor, weil ich so grob dachte, doch dann fiel mir ein, dass diese Kerle Mila angreifen wollten. Und sie schienen irgendetwas geplant zu haben, wenn ich an Milas entsetzten Ruf von vorhin dachte. Ich musste diese Kerle um jeden Preis besiegen! Nun, vielleicht nicht um jeden. Das Leben meiner Pokémon würde ich nie aufs Spiel setzten. Für niemanden, auch nicht für mich. Dafür waren sie mir zu wertvoll und wichtig.

„Smogon, setz noch einmal Gyroball ein! Ich will das du dieses Elektropokémon wegpustest!“ Aus den Gedanken gerissen blickte ich auf. Smogon machte die Donnerwellen zunichte mit seinem Gyroball, der jetzt direkt auf Rigga zuflog.

„Rigga, ausweichen und Donnerschock!“, befiel ich schnell. Mein Pokémon sprang nach rechts und rollte sich geschickt am Boden ab. Schnell war er wieder auf den Beinen und ließ Blitze um seinen Körper herum erscheinen. Mit einem kurzen Aufschrei feuerte er eine gewaltige Ladung an präzisen Strom ab.

Dieses Mal hatte Smogon nicht genügend Zeit zum Ausweichen und wurde getroffen. Es schrie einmal schmerzvoll auf und dann war der Donnerangriff auch schon vorbei. Leider hatte diese Attacke nicht gereicht, denn Smogon war zwar angeschlagen, aber leider nicht besiegt. Es war ganz schön zäh, dass musste ich ihm lassen. Bestimmt hatte es ein hartes Training hinter sich. Doch ich wollte gar nicht erst wissen was für eine Art von Training.

Erneut warf ich einen Blick zu Mila rüber, um mich zu vergewissern das es ihr gut ging, doch sie und ihre Trasla schienen die Situation vollkommen unter Kontrolle zu haben. Rettan lag K.O am Boden und Mila erteilte gerade ihrem Pokémon einen Befehl woraufhin Trasla verschwand und auf einem Felsen oberhalb von Zubat auftauchte. Die beiden waren ein richtig gutes Team. Ich würde wirklich gerne mal gegen Mila antreten. Das war bestimmt sicher spannend und …

„Hey, du Junge! Hier spielt die Musik!“ Erschrocken blickte ich wieder zu meinem Gegner und stellte geschockt fest, das Elektek verletzt war. Verdammt, ich hatte nicht aufgepasst!
 

„Rigga, bist du okay?“, fragte ich meinen Partner und erhielt ein Nicken. Okay, jetzt musste ich diese Sache endlich zur Ende bringen. Ich wusste das Smogon’s stärkste Attacke Gyroball war, also durfte ich ihm keine Chance bieten anzugreifen.

„Rigga! Setzte Ruckzuckhieb kombiniert mit Donnerschlag ein!“, rief ich meinem Freund zu. Sofort setzte dieser sich schnell in Bewegung und schien von rechts nach links förmlich zu schweben. Seine Hand ballte sich erneut zu Faust die sich elektrisch auflud.

„Du musst ausweichen, Smogon!“, rief mein Feind, doch es war schon zu spät. Rigga stand nun direkt vor Smogon und schlug ihn mit der Faust direkt ins Gesicht. Das Giftpokémon wurde zu Boden geschleudert, wo es liegen blieb.

„Ja, wir haben gewonnen! Super gemacht, Rigga! Du bist der beste!“, rief ich freudig. Rigga erfreute sich auch an unserem Sieg, nur unser Gegner wirkte ein wenig verärgert. Seine Stirn bildete Zornfalten und er rief sein Pokémon zurück.

„Nun, heute magst du gesiegt haben, Kleiner, aber lass dir eins gesagt sein: Team Rocket wirst du niemals besiegen können. Wir werden wiederkommen um dich und deine kleine Freundin zu beseitigen!“, schnauzte mich der fremde Mann an. Team Rocket? Von denen hatte ich doch schon mal was gehört.

„Wer bist du überhaupt?!“, fragte Mila ihn. Ihr Ton klang ungeduldig und wütend. Der Mann gegen den ich eben erst gekämpft hatte, schien sich zu beruhigen. Er musterte Mila genauestens und lächelte dann schelmisch.

„Ich heiße Lance und bin einer der Vier Commander von Team Rocket, meine Kleine. Ich freu mich schon auf unser nächstes Treffen und dann mach ich deinen langweiligen Begleiter fertig. Das Verspreche ich dir“, höhnte der Mann und verschwand dann mit seinen Kumpanen aus dem Brunnen. Ich blickte zu Mila. Diese wirkte leicht angewidert und geschockt.

„Der Kerl ist nicht mehr normal!“, fand sie und schüttelte sich kurz.

„Stimmt. Was wollte dieses Team Rocket eigentlich hier?“, fragte ich mich laut und blickte mich um. Im Brunnen war nichts Unauffälliges zu entdecken.

„Sie wollten die Flegmon gefangen nehmen und ihr heiliges Relikt stehlen. Zum Glück befindet sich dieses in der Mitte des Sees. In der Nacht, wenn das Mondlicht durch das Loch draufscheint, dann leuchtet dieses Relikt und schenkt den Flegmon‘s hier im Brunnen Kraft“, erklärte Mila mir. Ich war beeindruckt das sie das alles wusste.
 

„Woher …?“ – „Kurt aus Azalea hat mir das erzählt. Ich wollte mir dieses Relikt gerne anschauen. Aber jetzt muss ich erstmal Zorro in das Pokémoncenter bringen. Der Kampf hat ihn mitgenommen“, murmelte Mila und betrachtete ihren Pokéball. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich mein Elektek noch draußen hatte und dieses ebenfalls verwundet war.

„Gute Idee. Rigga muss auch verarztet werden. Lass uns gemeinsam ins Pokémoncenter gehen. Dann können wir beide uns ebenfalls ein wenig Ruhe gönnen bei einer Tasse Tee oder so.“ Mila stimmte mir zu und gemeinsam gingen wir den Felsweg nach oben zu dem Tunnel.

„Wie bist du auf den Namen Zorro für dein Trasla gekommen?“, fragte ich neugierig, um die Konversation anzuregen, damit wir nicht schweigend nebeneinander herliefen.

„Ach, ich weiß nicht genau. Irgendwie kam mir dieser Name einfach in den Sinn, als ich mein Trasla gefangen hatte. Fast so, als ob ich ihn schon ewig kennen würde.“ Mila blieb plötzlich stehen und blickte traurig zu Boden.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte ich verunsichert und stoppte ebenfalls.

„N-Nein … Ja! Also … ich will lieber nicht hier darüber sprechen.“ Damit ging sie einfach an mir vorbei. Verwunderte blickte ich ihr nach. Was sollte das den gerade? Mila war durchaus mysteriös, aber irgendwie war es genau das was sie so anziehend machte. Es reizte mich mehr über sie zu erfahren. Hoffentlich würde ich das auch. Für den Rest des Weges schwiegen wir.
 

***
 

„Keine Sorge, ich kümmere mich um eure Pokémon“, versprach Schwester Joy mir und Mila. Wir bedankten uns und beschlossen dann in ein Café außerhalb des Pokémoncenter zu gehen. Wir brauchten nicht lange um ein geeignetes Plätzchen zu finden. Auf der Veranda des Cafés ließen wir uns nieder und bestellten uns etwas zum Trinken und auch eine Kleinigkeit zu essen.
 

„Also jetzt sag mal, wieso du so passend wie ein Ritter in strahlender Rüstung aufgetaucht bist, als ich in Gefahr steckte? Durch den Kampf war ich abgelenkt und habe nicht darüber nachgedacht, aber rückblickend war dein plötzliches Erscheinen irgendwie seltsam!“, meinte Mila mit hochgezogener Augenbraue. Ertappt zuckte ich leicht zusammen. Ich hatte gehofft, dass der Kampf sie von dieser Tatsache abgelenkt hätte. Offenbar nicht.

„Naja, ich würde es Intuition nennen? Ich weiß nicht genau … ich hatte einfach ein ungutes Gefühl und das du Hilfe brauchst“, versuchte ich mich rauszureden. Mila beäugte mich misstrauisch.

„Wieso glaube ich dir das nicht?“, fragte sie mit zusammengekniffenen Augen. Ich räusperte mich nervös.

„Keine Ahnung. Vielleicht weil du kein Vertrauen in fremde Menschen fassen kannst?“, rutschte es mir heraus. Ihre Augen blitzen kurz, dann funkelten sie traurig. Sofort überkam mich ein schlechtes Gewissen. Ich wollte sie auf keiner Weise irgendwie verletzten.

„Es ist schwer Fremden zu vertrauen, wenn sie nicht ehrlich sind“, meinte das Mädchen und schmollte ein wenig. Ich stieß einen schweren Seufzer aus. Sie wollte die Wahrheit, na schön …

„Okay, okay, ich gebe mich geschlagen. Erkläre mich aber nicht dann für verrückt! Nun … du magst das jetzt vielleicht komisch finden, aber schon seit ich klein bin habe ich so eine Art … Gabe. Es klingt lächerlich und albern, doch ich kann es spüren, wenn etwas nicht in Ordnung ist oder jemand in Gefahr. Genau das hatte ich heute wieder gefühlt. Und mein Instinkt sagte mir, dass es mit dir zusammenhängt. Also bin ich dir gefolgt“, erklärte ich und versuchte dabei nicht verrückt zu klingen.

„Also bist du sowas wie ein Alarmknopf?“, fragte Mila. Ihre rechte Augenbraue war erneut hochgezogen und sie wirkte leicht skeptisch. Langsam blickte ich auf. In ihre Augen. Sie waren wirklich schön … So ein klares blau mit viel Ehrlichkeit in ihrem Blick …
 

Reiß dich zusammen, Lyon!

„So kann man es betrachten ja. Ich fühle mich nicht wie ein normaler Mensch, sondern eher wie ein … Außerirdischer …“, murmelte ich leise. Mila brach unseren Blickkontakt nicht ab. In ihren saphirblauen Augen spiegelten sich Verwirrung, Unsicherheit und … Mitgefühl aus? Sie hatte keine Angst?

„Hm, also ich kenne dich zwar erst seit heute, aber ich glaube nicht, dass du ein Außerirdischer bist. Und immerhin kannst du deine Gabe nutzen, um anderen zu helfen … So wie mir. Ich wünschte ich hätte so eine Art Gabe. Das würde mir meine Reise vielleicht erleichtern.“ Das Mädchen seufzte leicht.

Die Kellnerin kam und brachte uns unsere Bestellungen, jedoch bekam ich das nur zur Hälfte mit, denn ich war fixiert auf Mila. Ihre Reise schien ihr sehr wichtig zu sein. Erneut sagte mir mein Instinkt, dass es sich dabei um nichts Gewöhnliches handelte. Ihre Reise hatte eine größere Bedeutung. Was trug sie so Schweres mit sich?
 

„Nun, ich habe dir ein großes Geständnis gemacht, das mir zugegeben nicht sehr einfach fiel, weil ich von vielen schon als verrückt erklärt wurde. Jetzt bist du mir auch ein Geständnis schuldig. Du trägst doch irgendwas mit dir rum“, verlangte ich. Ich wollte sie eigentlich nicht zwingen mit mir zu reden, aber ich war einfach verdammt neugierig auf Geheimnisse und wollte immer alles wissen. Nicht eine meiner besten Eigenschaften, aber ich konnte mich leider nur schwer ändern.

„Ein Geständnis? Na gut, nachdem du so ehrlich zu mir warst, werde ich das auch zu dir sein. Naja … ich weiß nicht recht wie ich es sagen soll. Ich kann es ja selber kaum fassen, aber … ich habe vor ungefähr 9 Jahren mein Gedächtnis verloren.“ Ein Schweigen trat ein und ich musste die Worte erst einmal in mein Hirn sickern lassen. Sie hatte … ihr Gedächtnis verloren? Ihre ganzen Erinnerungen?
 

„Vor neun Jahren wachte ich auf dem Strand in Neuborkia auf und konnte mich an nichts erinnern. Es gab auch keine Vermisstenanzeige nach jemand der zu meinem Profil passte. Das Einzige was ich hatte war eine Kette mit meinem Namen und meinem Geburtsdatum. Zum Glück nahm mich ein freundliches Ehepaar bei sich auf und zog mich groß. Aber all die Jahre hat mich der Gedanke gequält nicht zu wissen wer ich wirklich bin. Deswegen habe ich beschlossen auf eine Reise zu gehen. Ich will herausfinden wer ich wirklich bin. Ich möchte meine Erinnerungen haben“, erzählte Mila. Das erklärte ihr merkwürdiges Verhalten im Brunnen, als ich sie nach dem Namen von ihrem Trasla gefragt hatte. Eine Welle des Mitleid ergriff mich.

„Das … Das tut mir ehrlich leid. Seine Erinnerungen zu verlieren muss hart sein … Also bist du nur auf Reise, um dein Gedächtnis wiederzufinden?“, fragte ich nochmal nach.

„Ja, das ist der Hauptgrund, aber ich dachte mir es kann nicht schaden nebenbei in den Arenas mein Können als Pokémontrainerin zu testen. Deswegen habe ich angefangen Orden zu sammeln. Wenn ich morgen gewinne, habe ich schon Zwei. Ist nicht so viel, aber immerhin etwas“, erklärte mir das braunhaarige Mädchen und lächelte mich schwach an, dann wanderte ihr Blick wieder zu ihren Händen, die sie nervös in ihrem Schoß knetete. Eine Reise also …
 

„Ich werde dich begleiten!“, sagte ich entschlossen. Überrascht blickte Mila mich an. Ihre Augen weiteten sich leicht. Kein Wunder. Ich neigte dazu andere mit meinen spontanen Entscheidungen zu überraschen.

„Aber …“ – „Nichts aber! Ich will dir helfen deine Erinnerungen wiederzufinden, außerdem war ich schon länger auf der Suche nach einer so netten und lieben Reisebegleitung. Ein bisschen Gesellschaft schadet niemanden!“, empfand ich. Mila biss sich kurz auf die Unterlippen und schien Pro und Contra abzuwiegen, doch dann fing sie auf einmal an zu strahlen. Ihr Lächeln war wirklich sehr hübsch.

„Ja, du hast Recht! Ich hätte auch gerne jemanden bei mir! Ich würde liebend gerne mit dir zusammen reisen!“, stimmte das Mädchen fröhlich zu. Nun musste ich auch lächeln.

„Gut, dann ist es beschlossene Sache. Auf eine gute Zusammenreise!“



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