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Babylon-6 - 03

Gegenangriff
von

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Der Angriff

Im Kommandozentrum der EAS SHERIDAN standen Generalmajor Hayes und Captain Esposito neben einander und blickten sich mit gleichermaßen entschlossener Miene an, als sie, nach der zweiten Meldung von der NE´VAR, kurz vor dem Einsatz standen.

Nach der ersten Meldung vor mehr als siebzehn Stunden hatte Lynden B. Hayes seine Kampfgruppe-Epsilon umgehend alarmiert und war, abzüglich zweier NOVA-KLASSE Zerstörer und zweier ALPHA-II-KLASSE Kreuzer, die zur Sicherung von BABYLON-6 zurückgeblieben waren, an Bord des Flaggschiffs mit dem Verband losgeflogen. Zunächst in Richtung von Grendolla-VII. Dort hatte er, weit außerhalb des Systems, den Verband aus dem Hyperraum fallen lassen. Es passte dem Generalmajor gar nicht, doch er durfte die Anwesenheit seines Verbandes unter keinen Umständen preisgeben, so lautete der noch immer stehende Befehl der Erdzentrale.

Hayes hatte in den letzten Stunden versucht etwas zu schlafen, doch mehr, als drei Stunden unruhigen Halbschlafes waren nicht dabei herumgekommen. Dem entsprechend war er gelaunt, als endlich die zweite Nachricht des Narn-Kreuzers eintraf. Außerdem war er vor der Alarmierung des Verbandes durch G´Rykas Nachricht einmal mehr dabei unterbrochen worden, mit Commander Zaizewa über etwas zu reden, dass ihm nun schon seit einiger Zeit auf der Seele lag, und das frustrierte ihn momentan zusätzlich. Ihm war, als habe sich irgendeine übergeordnete Macht gegen ihn verschworen und würde jedes mal, wenn er das besagte Thema bei Zaizewa anschnitt, damit beginnen ihr perfides Spielchen mit ihm zu treiben.

„Queralin, das liegt ganz hübsch weit Draußen, Sir“, riss Esposito den General aus seinen Überlegungen. Scheinbar abwesend kratzte sich der Spanier dabei am Kinn.

„War doch zu erwarten“, gab Hayes knurrig zurück und setzte sich in den Kommandantensessel, was der Captain wohlwollend vermerkte. „Ohne die zufällige Begegnung der NE´VAR mit den gestohlenen Schiffen hätten wir lange nach diesen Verbrechern suchen können, bevor wir sie dort gefunden hätten. Unglaublich, diese Narn dreht sich hingegen nur einmal um, und schon taucht sie dort auf, wo die gestohlenen Kreuzer zum Angriff ansetzen.“

Esposito machte ein fragendes Gesicht. „Glauben Sie, dass...?“

„Nein!“, fuhr Hayes, der ahnte, was der Spanier zu fragen gedachte, dem Captain in die Parade. Meine Menschenkenntnis sagt mir, dass diese G´Ryka keine Verräterin ist. Wir haben einfach unglaubliches Glück, dass ein seltsames Schicksal Lieutenant Connally hat überleben lassen, und dass sie G´Ryka auf ebenfalls ungewöhnliche Art und Weise begegnete.“

Espositos Miene verriet, dass er selbst nicht so sehr davon überzeugt war.

Hayes, der es bemerkte erlaubte sich ein flüchtiges Schmunzeln und erklärte nachsichtig: „Kriegsglück nutzt man, Captain, aber man hinterfragt es nicht.“

„Wurde das zu Ihrer Zeit an der Akademie gelehrt?“, erkundigte sich Esposito launig.

„Nein, das ist die Art von Erfahrungswert, die den Unterschied zwischen einem Captain und einem General ausmachen“, konterte Hayes trocken. Danach wurde er übergangslos ernst und fragte mit etwas angehobener Stimme: „Wie lange werden wir noch bis Queralin brauchen, Captain?“

Es sprach für Esposito, dass er sofort wieder bei der Sache war. „Noch zwei Minuten, Sir. Unsere Jagd-und Jagdbomberpiloten sind in höchster Alarmbereitschaft und brennen auf den Einsatz, wie mir Commander Sterling versichert hat.“

„Wir halten uns an die Regeln der Kriegsführung“, mahnte Hayes obwohl er sicher war, dass Commander Melanie Sterling die ihr untergebenen Piloten und Pilotinnen bereits dahingehend instruiert hatte. Hayes wusste jedoch, wie schnell aus einem Kampfeinsatz persönliche Rache werden konnte. Er erinnerte sich unbewusst daran, wie sehr er viele Jahre lang alle Telepathen gehasst hatte, für das Verbrechen eines einzelnen von ihnen. Erst vor wenigen Wochen war ihm bewusst geworden, wie töricht dies gewesen war, und das ausgerechnet durch eine Telepathin. Erst sein Aneinandergeraten mit Commander Irina Zaizewa hatte ihm vor Augen geführt, wie dumm sein Hass auf alle Telepathen, nur weil sie Telepathen waren, gewesen war.

Hayes riss sich von diesen Gedanken los, als der Navigator der SHERIDAN meldete, dass der Verband noch zehn Sekunden vom Ziel entfernt war. Mit einer schnellen Geste gab er Esposito zu verstehen, dass er dessen Erwiderung, dass Melanie Sterling die Situation im Griff haben würde, registriert hatte. Auch er spannte sich nun spürbar an. Hayes konnte nicht sagen warum, aber ein seltsames Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Er hatte während seiner bisherigen Dienstzeit stets versucht, nicht zu viel auf solche Gefühle zu geben da sie im Kampf ablenkend sein konnten. Andererseits hatte ihn die Erfahrung gelehrt, dass solche Gefühle mitunter ihre Berechtigung hatten.

Der Verband von insgesamt dreizehn Kriegsschiffen verließ den Hyperraum und die gewohnte, sternengesprenkelte Schwärze des Weltalls breitete sich vor dem Generalmajor auf dem Hauptbildschirm des Kommandozentrums aus. Um ihn und Esposito herum verfiel die Besatzung der weitläufigen Zentrale des Trägerschlachtschiffs in betriebsame Hektik. Nur Augenblicke später meldete der Zweite Offizier, der per Kommunikator mit allen Stationen des Kommandozentrums in Verbindung stand, da Melanie Sterling im Moment das Kommando über die Trägerwaffen inne hatte, mit tragender Stimme: „Sir, wir habe einhundert Millionen Kilometer außerhalb des Queralin-Systems den Hyperraum verlassen. Wir schließen zur NE´VAR auf und werden den Kreuzer in etwa zwei Minuten erreicht haben. Lieutenant Connally meldet soeben, dass sechs der sieben gestohlenen ALPHA-KLASSE Kreuzer den vierten Planeten des Systems, der laut unseren Sternenkarten den Eigennamen Merakan trägt, angesteuert haben. Einer der Kreuzer, die AGLAIA, ist nach ihren Angaben von der NE´VAR zerstört worden.“

Hayes dankte und wechselte einen schnellen Blick mit Esposito, bei den letzten Worten des Zweiten Offiziers.

Der nickte mit einem Anflug von Anerkennung und meinte trocken: „Wie der Vater, so die Tochter, hat es den Anschein. Mit der Dame werde ich keinen Streit anfangen, General.“

„Da der ALPHA-Kreuzer ohnehin verschrottet werden sollte, haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, erwiderte Hayes in einem Anflug von Zynismus. „Die Narn scheinen da eine ziemlich schlagkräftige Schiffsklasse entwickelt zu haben. Ich weiß momentan noch nicht, ob ich das begrüßen oder besser verfluchen sollte.“

„Im Augenblick wäre die NE´VAR eine willkommene Verstärkung für uns.“

Hayes machte ein nachdenkliches Gesicht. „Kein schlechter Gedanke, Captain, allerdings werde ich sie nicht in die vorderste Front beordern.“

Der General wandte sich spontan an den Kommunikationsoffizier: „Lieutenant, antworten Sie der NE´VAR, dass ich das Schiff als Nachhut einsetzen möchte. Miss G´Ryka soll mit Ihnen in Kontakt bleiben und sich hinter unseren Verband einreihen. An den Verband geben Sie die Anweisung in loser Angriffsformation aufzufächern, die WARLOCK-Zerstörer etwas vorgeschoben am Rand der Formation. Sobald sie steht, werden wir erneut in den Hyperraum gehen und zehn Millionen Kilometer vom vierten Planeten entfernt in den Normalraum zurückfallen.“

Der Lieutenant bestätigte und beeilte sich, die Anweisungen an die Schiffe des Verbandes weiterzuleiten.

Inzwischen hatte Captain Esposito mit Commander Sterling Kontakt aufgenommen und in knapper Form davon unterrichtet welche Taktik Hayes zu verfolgen gedachte und gab zusätzlich die Anweisung, alle Jäger und Jagdbomber des Trägerschlachtschiffs sofort zu starten, sobald der Rücksprung in den Normalraum erfolgt war. Nachdem Commander Sterling bestätigt hatte wandte sich der Südländer zum Generalmajor und meldete volle Einsatzbereitschaft des Schiffes.

Kurz darauf bekam der Zweite Offizier vom Kommunikationsoffizier die Meldung, dass der Verband die von Hayes erteilten Befehle bestätigt hatte. Als auch der Taktische Offizier seine Klarmeldung gegeben, und bestätigte, dass alle Schiffe die vorgeschriebenen Positionen eingenommen hatten, gab der Kommandeur den Befehl in das System einzufliegen.

Dreizehn Kriegsschiffe der Erd-Allianz samt Jagdeskorte und ein Narn-Kreuzer schickten sich an, in das Queralin-System einzufliegen um die sechs gestohlene Kriegsschiffe der Erde, und die Mörder ihrer Besatzungen, zu stellen…

 
 

* * *

 

Die NE´VAR flog einige zehntausend Kilometer hinter der Kampfgruppe-Epsilon und scannte die Umgebung – besonders den Bereich direkt hinter dem Kampfverband. Doch die empfindlichen Instrumente des Narn-Kreuzers fingen, nach wie vor, lediglich die Signaturen der sechs ALPHA-KLASSE Kreuzer auf, die sie bis zu diesem System verfolgt hatte.

In der Zentrale stand G´Ryka vor ihrem Sitz und verlagerte in regelmäßigem Abstand das Gewicht von ein Bein auf das andere. Etwas an der Situation gefiel ihr nicht. Bereits in ihrer Jugendzeit hatte sie gelernt, dass viele Dinge im Universum oft anders waren, als sie zunächst zu sein schienen. Ihr Vater hatte ihr gegenüber diese Tatsache von Zeit zu Zeit erwähnt, und während ihrer Zeit als Mitglied des Kha´Ri hatte sich diese Lehre nur allzu oft bestätigt. Vor wenigen Augenblicken hatte sie Isani Mbane und ihre beiden Flügelpiloten vor der NE´VAR ausschwärmen lassen, damit sie notfalls unangenehme Überraschungen von dem Kreuzer fernhalten konnten.

Währenddessen näherten sich die vierzehn Kriegsschiffe unaufhaltsam dem vierten Planeten des Systems, eine Wüstenwelt die über eine Sauerstoffatmosphäre verfügte, die es humanoiden Lebensformen erlaubte sich längere Zeit dort ohne Atemmaske bewegen zu können. Auch wenn nach einer Weile eine gewisse Kurzatmigkeit einsetzen konnte. Inzwischen hatte sich erwiesen, dass die sechs noch aktionsfähigen, gestohlenen Erdkreuzer über einem bestimmten Bereich des Planeten in Stellung gegangen waren.

G´Ryka vermutete an dem betreffenden Punkt des Planeten einen Stützpunkt, sonst konnte sie sich keinen Grund vorstellen, weshalb sich die Kreuzer dorthin zurückgezogen hatten. Wenn sie mit dieser Vermutung Recht hatte, so würde es dort zweifellos auch planetare Verteidigungsstellungen geben, die ungünstigstenfalls dem Kampfverband übel zusetzen konnten. Die Narn hoffte in diesem Fall, das Generalmajor Hayes die Lage richtig einschätzen würde. Er hatte zwar einen kompetenten Eindruck auf sie gemacht, aber dieser Eindruck musste nicht zwangsläufig stimmen.

Als sich der Verband nur noch fünftausend Kilometer vom Planeten entfernt befand fächerten die voran fliegenden Jäger und Jagdbomber der Kampfgruppe-Epsilon auf und schwenkten auf die sechs ALPHA-KLASSE Kreuzer ein.

Gerade, als G´Ryka sich fragen wollte, worauf der Feind wartete eröffneten die sechs Feindschiffe ein mörderisches Abwehrfeuer aus ihren Partikelkanonen und Raketenabschussrohren. Vor dem Anfliegenden Verband entstand ein Gewirr aus rötlich leuchtenden Kampfstrahlen und die ersten Explosionen der Raketensprengköpfe leuchteten in der Schwärze des Weltalls auf.

Bereits im nächsten Moment registrierten die Energiescanner der NE´VAR einen massiven Energieanstieg auf dem Planeten. Dort wurden unverkennbar Systeme hochgefahren, die in den Kampf über Merakan mit eingreifen sollten.

Doch bevor dies geschah war die SHERIDAN in Feuerreichweite des Planeten und die Zentrale-Besatzung des Narn-Kreuzers kam in den grausigen und gleichzeitig faszinierenden Genuss, das Trägerschlachtschiff in Aktion zu erleben.

Während die Geleitschiffe der SHERIDAN sich um die sechs Kreuzer zu kümmern begannen und mit ihren gewaltigen Geschützen in den Kampf eingriffen feuerte das Flaggschiff des Verbandes ihre mächtigen Fusionsraketen ab. Zusätzlich feuerten die beiden starren, in Flugrichtung installierten, überschweren Partikelgeschütze und die sechs schweren Turmgeschütze an den Bug-Panzerschilden und an den Seiten der beiden Raketenbehälter auf die Planetenoberfläche hinunter. Gleichzeitig hielten die verbleibenden 16 mittleren Geschütze anfliegende Feindjäger in Schach.

Nachdem bereits zwei der gestohlenen Kreuzer dem Partikelfeuer von Hayes´ Verband zum Opfer gefallen waren, meinte G´Ryka grimmig: „Wenn nicht bald etwas passiert, dann kann der General diese Aktion als Spaziergang in sein Tagebuch ansehen.“

Bereits die gesamte Zeit über war ihr ungutes Gefühl nicht geschwunden, und als sich wenige Minuten später zwei Hyperraumfenster weit über der Kampfgruppe-Epsilon öffneten, da sah die Narn diese Gefühle bereits bestätigt. Doch lediglich zwei kapitale Schiffe, die der Narn seltsam anmuteten, mit drei Startringen für Jagdmaschinen, verließen den Hyperraum um in den Kampf über dem Planeten einzugreifen. Offensichtlich war diese Verstärkung in einem verzweifelten Versuch, die Abwehr des Planeten rechtzeitig zu verstärken, in Marsch gesetzt worden, doch dazu erschienen sie, nach G´Rykas Einschätzung zu spät auf dem Plan.

Diese Einschätzung sollte sich bald schon als richtig herausstellen.

Sowohl die Delta-Jäger, wie auch deren Trägerschiffe, die dem Design nach von Raiders gelenkt wurden, erlitten nach einem kurzen aber erbitterten Kampf die restlose Vernichtung, was überwiegend der Tatsache geschuldet war, dass sich der Gegner nicht einmal dann ergeben wollte, als die Lage bereits hoffnungslos für ihn geworden war.

Während im Weltall über Merakan die letzten Feindschiffe verglühten blieben auf dem Planeten nur rauchende Trümmer des Feindstützpunktes übrig.

Der Generalmajor würde zweifellos Landetrupps zu der Oberfläche senden und dort Nachforschungen anstellen, auch wenn die Spuren mehr als dürftig ausfallen dürften, nach einem derart mörderischen Bombardement.

Als für G´Ryka feststand, dass der Gegner besiegt war, ließ sie die drei FRAZI-Jäger ihres Kreuzers zurückrufen. Danach ließ sie eine Verbindung zur SHERIDAN herstellen.

Als das Konterfei des Generalmajors auf dem Bildschirm erschien, grüßte G´Ryka knapp und fragte ohne Einleitung: „Wird die NE´VAR in diesem Sektor noch benötigt, Generalmajor, oder kann ich mein Schiff endlich Kurs auf den nächsten Handelsposten nehmen lassen? Einige der Duftstoffe in den Lagerräumen der NE´VAR halten nicht ewig müssen Sie wissen, und ich benötige dringend den Erlös zur weiteren Instandsetzung meines Schiffes.“

Hayes grinste beinahe jungenhaft als er seufzend erwiderte: „Sie können die Formation verlassen, Miss G´Ryka. Hier wird sich in absehbarer Zeit nichts Weltbewegendes mehr ereignen. Aber denken Sie an unseren Pakt und halten Sie weiterhin die Augen und Ohren auf. Unsere Gegner werden noch mehr in der Hinterhand haben, als nur diesen einen Stützpunkt und eine Handvoll gestohlener ALPHA-Kreuzer, fürchte ich.“

Die Narn legte ihre Fäuste vor die Brust und verneigte sich leicht. „Das denke ich auch. Ich bedanke mich vorerst und melde mich, sobald wir etwas Ungewöhnliches erfahren.“

Der Generalmajor nickte zur Erwiderung knapp und schloss das Gespräch mit den Worten: „Passen Sie auf sich und auf Ihre Crew auf – es sind gute Leute und ich würde sie alle gerne wiedersehen, Miss G´Ryka.“

Gleich darauf wurde die Verbindung unterbrochen und die Narn befahl, dass die NE´VAR umgehend das System verlassen sollte sobald die drei Jäger des Kreuzers an Bord waren.

Zwei Minuten später bestätigte der Taktische Offizier, dass die drei schweren FRAZI-Jäger wieder an Bord gelandet waren. Sie hatten während der Schlacht nicht in das Geschehen eingegriffen und in einem Anflug von Ironie dachte G´Ryka daran, dass dieser Umstand die senegalesische Führerin des kleinen Jagdverbandes der NE´VAR vermutlich wurmte.

Wenig später steuerte Drenis die NE´VAR aus dem System heraus und der Kreuzer verschwand kurz darauf in den Hyperraum wobei die Narn-Kommandantin inständig hoffte, dass der nächste Handelsposten wenigstens so lange intakt blieb, bis sie ihre verdammte Ladung endlich gelöscht hatte.

 
 

* * *

 

Im Kommandozentrum der EAS SHERIDAN gab Generalmajor Hayes die Anweisung bewaffnete Landetrupps zusammenzustellen und mit Atmosphären-Shuttles auf dem Planeten zu landen um die Überreste des feindlichen Stützpunktes zu untersuchen. Hayes gab sich zwar nicht der übertrieben starken Hoffnung hin, dort unten noch brauchbare Hinweise zu finden, doch vielleicht hatte man ja, wider Erwarten, Glück.

Zwischenzeitlich nahm er die Meldung von Fernando Esposito zur Kenntnis, dass es lediglich zum Verlust von sieben Jägern der STARFURY-KLASSE und vier Jagdbombern der THUNDERBOLT-KLASSE gekommen war.

Nach einer Weile kamen auch die Meldungen der Großkampfschiffe herein und der Spanier sagte zu Generalmajor Hayes: „Einer der WARLOCK-Zerstörer ist mittelschwer beschädigt worden, einer der neuen ALPHA-II-Kreuzer hat ein paar leichte Schäden davongetragen, und der Rest hatte den üblichen Kleinkram abbekommen, den wir in weniger als einem Tag wieder instandsetzen können. Darüber hinaus haben wir eine Handvoll Feindpiloten gefangen nehmen können. Zumeist jene, die nicht die Gelegenheit hatten sich selbstmörderisch auf unsere Schiffe zu stürzen, nachdem ihre Jäger beschädigt wurden. Verdammte Fanatiker. Alles in Allem war dieser Einsatz eine sehr erfolgreiche Aktion würde ich sagen, Sir. Auch deshalb, weil die Verstärkung unserer Gegner viel zu spät hier war.“

Hayes nickte zustimmend und erklärte: „Sie mögen Recht haben, Captain. Ich wünschte mir nur, wir hätten eine ungefähre Ahnung, wie stark unser Feind insgesamt ist. Vielleicht haben wir einen Schlag gelandet, der uns Zeit verschafft, vielleicht aber auch nur einen Nadelstich setzen können. Diese Ungewissheit macht mich verrückt. Die wichtigste Regel im Krieg lautet: Kenne deinen Feind – aber genau diese Kenntnis fehlt uns momentan noch zu einem großen Teil.“

Esposito nickte zustimmend. Dann wechselte der Spanier das Thema und meinte: „Sir, Sie haben sich etwas Ruhe verdient und sollten versuchen etwas Schlaf zu bekommen. Ich bleibe auf dem Posten und unterrichte Sie, sobald wir etwas wichtiges durch unsere Landeteams erfahren.“

Zur gelinden Überraschung des Captains widersprach Hayes ausnahmsweise nicht seiner Empfehlung sich auszuruhen sondern er nickte und gab zurück: „Sie haben Recht, Captain. Lassen Sie die Hälfte der Schiffe auf Distanz zum Planeten gehen und Außensicherung fliegen. Ich rechne zwar nicht ernsthaft damit, dass noch mehr Gegner hier auftauchen werden, aber man weiß ja nie.“

Damit verließ Hayes das Kommandozentrum des Trägerschlachtschiffes.

Auf seinem Weg durch die Gänge der SHERIDAN tauchten vor seinem geistigen Auge die Gesichter von drei Frauen auf. Zuerst das von G´Ryka, der Narn, die ihn durch ihr selbstbewustes Auftreten, aber auch durch ihre kämpferische Qualität, beim Zusammentreffen der NE´VAR mit den sieben gestohlenen Kreuzern, beeindruckt hatte. Danach das von Lieutenant Eireene Connally, die nur knapp ihren Häschern entkommen war, mit Hilfe der Narn. Schließlich drängte sich das Abbild von Commander Irina Zaizewa in den Vordergrund und unbewusst seufzte der Grauhaarige leicht. Er hoffte es irgendwann zu schaffen ein bestimmtes Thema mit ihr zu besprechen, ohne dass ihm der nächste Einsatz dabei erneut in die Quere kam. Er fragte sich, wohin sein Weg, gemeinsam mit der Russin, zukünftig führen würde.

Als er schließlich sein Quartier betrat verdrängte er all dies und suchte seinen Schlafraum auf. Er spürte eine bleierne Müdigkeit und er brauchte dringend ein paar Stunden Schlaf, alles Weitere hatte diese paar Stunden ganz bestimmt Zeit.



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