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Babylon-6 - 02

Gegner im Dunkel
von

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Der Überfall

Im Kommandoraum seines Trägerraumschiffs beobachtete Galen Kilrain fasziniert die Auswirkungen dessen, was durch ein unfassbares Aggregat auf dem Experimentalschiff im Weltall verursacht wurde. Optisch war die Strahlung, die vom Experimentalschiff abgegeben wurde, nicht zu erkennen. Nur auf den Anzeigen der Energieortung zeichnete sie sich als eng gebündelte Wellenlinie ab, die sich an einem fernen Punkt des Weltalls konzentrierte.

Dann geschah es.

Zuerst war es nur ein fast unsichtbares Flirren gewesen, doch dann schien sich das Weltall vor dem Verband zu verflüssigen. Für einen Moment fragte sich Kilrain, was wohl mit seinem Verband passieren würde, falls sie in den Bereich der Anomalie geraten würden. Im nächsten Moment konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe und harrte dem, was den Wissenschaftlern ihrer Organisation zufolge nun passieren sollte. Er musste nicht lange warten, denn schon wenige Momente später begann der Weltraum partiell in einem düsteren Rot aufzuglühen. Wenig später wurde aus dem Rot ein grelles Weiß, um bereits im nächsten Moment wieder zu verblassen.

Der Weltraum lag gleich darauf so schwarz wie eh und je vor ihnen.

Galen Kilrain rieb sich die gepeinigten Augen und blickte hinaus ins Weltall. Gleichzeitig wurde ihm von der Ortungsstation gemeldet: „Sir, die sieben Kreuzer befinden sich treibend im Normalraum. Unsere wissenschaftlichen Hexenmeister hatten Erfolg!“

„Den Jäger den Angriffsbefehl erteilen“, donnerte Kilrains tragendes Organ durch die Hochstimmung im Kommandozentrum des Trägerschiffes.

Der Angriffsbefehl ging umgehend heraus und Kilrain verfolgte mit Hilfe der Ortungsbildschirme, wie die Jäger den Befehl umsetzten. Nur einer der Kreuzer erhielt die Gelegenheit zwei ungezielte Schüsse aus seinen Partikelkanonen abzugeben. Dann hatten die Streitkräfte Kilrains die Lage unter Kontrolle. Der nächste Befehl des Iren ließ nicht lange auf sich warten. „Invasions-Shuttles starten!“

Diese Invasions-Shuttles waren eine Weiterentwicklung der ursprünglichen recht plumpen Invasionskapseln, wie sie noch in den 60er Jahren dieses Jahrhunderts zum Einsatz gekommen waren. Diese Shuttles besaßen Magnet-Landeschoren und einen Teleskop-Tunnel im Bodenbereich. Er wurde an ein Objekt angekoppelt wobei sich eine Ringschweißvorrichtung innerhalb weniger Sekunden selbst durch mehrere Meter Panzerstahl brennen konnte. Diese Vorrichtung benötigte jedoch so viel Energie, dass die Invasions-Shuttles unbewaffnet und ohne Verteidigungskapazität waren, darum konnten sie erst dann zum Einsatz kommen, wenn die Abwehr des Feindschiffes, das erobert werden sollte, niedergekämpft war.

Größer als normale Erd-Shuttles konnten diese Invasions-Shuttles, zusätzlich zur Steuerungs-Crew, bis zu fünfzig schwer bewaffnete Soldaten aufnehmen. Kilrain war nicht gewillt unnötige Risiken einzugehen und so hatte er befohlen, dass zwei solcher Shuttles pro Kreuzer eingesetzt werden sollten, die zusammen genügend Söldner absetzen konnten um eine deutliche Überzahl an Bord der überfallenen Schiffe herzustellen.

Auf den Bildschirmen beobachtete Kilrain den Verlauf der Aktion. Innerhalb von nur zwei Minuten dockten die Shuttles an den ihnen zugewiesenen Kreuzern an, ohne dass sie daran gehindert wurden. Auf einem der Ortungsschirme nahm der Ire die Energieausbrüche zur Kenntnis, als die Shuttles die Panzerungen der Kreuzer aufschweißten. Kilrain wusste, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, bis die sieben Kreuzer unter der Kontrolle seiner Truppen stehen würden. Und keines der Schiffe war dazu in der Lage gewesen noch einen Notruf abzusetzen. Alles lief genau so ab, wie Grant es geplant hatte. Und er, Galen Kilrain hatte diesen Plan exzellent durchgeführt, das würde selbst Cameron Grant einsehen müssen. Sein Ansehen würde zweifellos weiter steigen durch diesen Erfolg, dessen war er sicher. Kilrain konzentrierte sich schnell wieder auf das Hier und Jetzt. Er versuchte, sich vorzustellen wie sich die Übernahme der Kreuzer momentan gestaltete.

 
 

* * *

 

Im Kommandozentrum der KLOTHO fand Commander Hrrurfuhruhurr langsam wieder zu seiner nüchternen Handlungsweise zurück. Nachdem ihm klar geworden war, dass die sieben Kreuzer unweigerlich in die Hände von Fremden fallen würden überfiel ihn eine geradezu unheimlich Sachlichkeit. Sich besinnend gab er den Befehl: „Alle Log-Einträge und Sprung-Koordinaten löschen. Danach werden wir sicherheitshalber die Datenträger unbrauchbar machen.“

Der Kommandant wandte sich zu Lieutenant Connally und sagte heiser: „Irgendwie muss der Generalmajor auf BABYLON-6 erfahren, was hier passiert ist, Lieutenant. Benutzen sie die Lüftungsschächte um sich zu verstecken. Danach versuchen Sie, den Hangar zu erreichen. Dort steht noch ein altes Lande-Shuttle, das mit dem Schiff außer Dienst gestellt werden sollte. Geben Sie Ihr Möglichstes um unbemerkt von Bord zu fliehen.“

Eireene Connally versuchte zu widersprechen, doch in den Augen des Commanders erkannte sie, dass er auf seinem Befehl bestehen würde, da er im Grunde folgerichtig war. Es passte der jungen Frau nur nicht, wie ein Feigling den Rückzug anzutreten. Doch welche Wahl blieb ihr?

„Aye, Commander“, murmelte sie darum und sie beeilte sich eines der Lüftungsgitter, das sich etwa auf Schulterhöhe befand, zu lösen.

Hrrurfuhruhurr, der ihr half in den engen Schacht der Luftversorgung zu klettern wünschte ihr viel Glück und befestigte das Gitter hinter ihr, kaum dass sie im Schacht verschwunden war.

Die blonde Frau hatte trotz ihrer schlanken Gestalt, kaum Platz in dem Lüftungsschacht, um sich bewegen zu können und so robbte sie mehr schlecht als recht vorwärts. Es war warm hier drinnen und sie begann zu schwitzen. Außerdem stieg ihr Staub in die Nase, der ein unangenehmes Kribbeln verursachte. Außen Hui – innen Pfui, schoss es ihr durch den Sinn.

Als sie eine Kreuzung erreichte ruhte sie sich für einen Moment mit geschlossenen Augen aus und sie versuchte sich zu orientieren. Sie kam zu dem Schluss, dass sie sich nach links wenden musste und danach – und daran wollte sie jetzt noch gar nicht denken – nach unten. Die Chance beim Abstieg in die Tiefen des Raumschiffes abzuschmieren waren nicht gerade gering, denn innerhalb dieses Schachtsystems gab es so gut wie keine Vorsprünge, die sie würde nutzen können.

Hinter sich hörte sie, wie aus weiter Ferne, eine dumpfe Explosion. Offensichtlich hatten die unbekannten Invasoren das Schott zum Kommandozentrum gesprengt. Sie hoffte inständig, dass der Commander und seine Untergebenen dabei nicht zu Schaden gekommen waren. Bei dieser Überlegung kam ihr der fürchterliche Gedanke, dass der Gegner möglicherweise nicht darauf erpicht war, die Besatzungen am Leben zu lassen und ein Gefühl der Übelkeit machte sich in ihr breit, das ihre Handlungsbereitschaft und ihr Denken zu lähmen drohte.

„Weiter!“, puschte sie sich selbst und sie spürte dabei wie sich ihre Augen mit Tränen zu füllen begannen, ohne dass sie es hätte verhindern können. Sie wischte sich trotzig über die Augen und schob sich dann mühsam weiter vorwärts. Fetzen von Schreien und herrisch erteilten Kommandos drangen flüchtig an ihr Ohr. Oder bildete sie sich das nur ein?

Eireene Connallys Knie und Ellbogen begannen bereits zu schmerzen, als sie vor sich den nach unten führenden Kanal entdeckte. Zu ihrem Glück führte von dort auch ein weiterer Schacht nach rechts. Als sie ankam gönnte sie sich eine kurze Pause und atmete einige Male tief durch. Das beruhigte sie gleichzeitig. Dann schob sie sich vor und blickte in die Tiefe, wobei sie glaubte ihr Herz würde aussetzen, bei der Vorstellung dort hinab zu klettern. Das Ende musste mindestens einhundert Meter unter ihr liegen, eher noch mehr, und sie spürte wie ihre Hände feucht wurden. Sie an den Ärmeln ihrer Uniform abwischend schob sie sich vorsichtig in den linken Schacht, bis ihre Beine soweit frei waren, dass sie sie voran in den nach unten führenden Schacht schieben konnte. Danach schob sie sich langsam zurück.

Die Blondine glaubte, ihr Herz würde aussetzen, als sie einige Zentimeter abrutschte. Doch schnell hatten die Sohlen ihrer Schuhe einen Halt gefunden, als sie sich wie ein Bergsteiger im Schacht verkeilte. Erleichtert stieß sie die Luft aus dafür entstand in ihrem Magen ein Grummeln, das sie normalerweise mit Volldampf zur nächsten Toilette rennen ließ, als sie langsam, sich mit Händen und Füßen gegen die Wandung des Vertikalschachtes stemmte, in die Tife rutschte. Sie beruhigte sich wieder etwas, nachdem sie gemerkt hatte, dass sie genügend Halt fand um nicht hilflos im Schacht nach unten abzurutschen. Vorsichtig begann sie damit, sich tiefer gleiten zu lassen, wobei die Gedanken durch ihren Kopf peitschten: Was zur Hölle mache ich hier eigentlich? Das ist doch Selbstmord!

Stück für Stück arbeitete sich die Blondine tiefer, und sie war schon beinahe etwas sorglos, als sie sich, nach einer schier endlosen Zeitspanne, nur noch etwa drei Meter über dem Grund des Vertikalschachtes befand. Einen halben Meter tiefer passierte es. Sie rutschte mit beiden Händen weg und panisch bewegte sie ihre Beine, wobei sie endgültig den Halt verlor. Unterwegs schlug sie mit der rechten Schulter und der Schläfe gegen die Wandung des Schachts, bevor sie unsanft unten ankam. Leise aufstöhnend blieb sie einen Augenblick lang liegen und bewegte dann vorsichtig ihre Beine. Ein schmerzhaftes Ziehen durchlief ihren Knöchelbereich, allerdings schien es sich lediglich um eine Prellung zu handeln, da der Schmerz relativ schnell nachließ. Ihr Schädel brummte und ein zyklisches Ziehen kam von ihrer Schulter. Als sie sich an die rechte Stirn packte bemerkte sie mit Erschrecken, dass sie blutete. Es schien jedoch nur ein oberflächlicher Riss in der Haut zu sein. Trotzdem zwiebelte es ganz ordentlich. Vermutlich sah sie momentan geradezu gemeingefährlich aus, dachte sie grimmig.

Eireene Connally überlegte sich, in welche Richtung sie sich nun wenden sollte. Es gab zwei Möglichkeiten. Bei dem Sturz hatte sie die Orientierung verloren. Die Chance in die richtige Richtung zu krabbeln stand 50:50. Sie entschied sich für den Schacht in dessen Richtung sie lag und kroch langsam los. Nach einer Weile spürte sie ihre Schmerzen nicht mehr so stark, und mit neu erwachender Hoffnung bewegte sie sich zielstrebig voran. Noch war man ihr offensichtlich nicht auf die Schliche gekommen.

Die blonde Frau erreichte das Ende des Schachte und sah vor sich das Gitter, hinter dem hoffentlich der Gang lag, der zum Nottreppen-System führte, über welches sie den Hangar dieses Kreuzers zu erreichen gedachte. Die Lifts waren vermutlich längst deaktiviert worden. Aber selbst wenn nicht wollte sie vermeiden einen so leicht zu überwachenden Weg zu nutzen.

Vor dem Gitter wurde der Schacht etwas breiter und mühsam gelang es Eireene Connally, sich in dem engen Schacht zu drehen. Mit den Füßen stieß sie das Gitter auf und sie schob sich langsam aus dem Schacht heraus.

Auf dem Boden des sich anschließenden Raumes angekommen wollte sie befreit aufatmen. Im nächsten Moment nahm sie eine schattenhafte Bewegung wahr, und sie war im Begriff sich umdrehen. Doch bereits einen Augenblick später erhielt sie einen fürchterlichen Schlag auf den Kopf, der ihr bewusstes Denken löschte.

Über ihr blickte ein Mann in schwarzer Kluft, mit einem Omega-Zeichen auf der linken Brustseite zu ihr hinunter und meinte spöttisch: „Das hättest du einfacher haben können, Baby.“ Dann bückte er sich, warf sich die bewusstlose Frau über die rechte Schulter und marschierte aus dem Raum, in Richtung des Inhaftierungstrakts des Kreuzers, wo er und seine Spießgesellen bereits alle anderen Besatzungsmitglieder dieses Schiffes eingesperrt hatten.

 
 

* * *

 

Gepeinigte Schreie gellten durch die Gefängniszelle und Eireene Connally realisierte erst einen Moment später dass sie es gewesen war, die geschrien hatte. Momentan hing sie mehr im unerbittlichen Griff der beiden kräftigen Männer als dass sie stand, während ein Dritter auf sie einschlug. Direkt, nachdem sie wieder zu sich gekommen war, hatten diese drei Männer ihre Zelle betreten, ihr Uniformjacke und Hemd ausgezogen, und dann den Sport-BH vom Leib gerissen, den sie darunter getragen hatte. Danach war sie an den Armen nach oben gezwungen worden. Einer ihrer Peiniger hatte ihr immer wieder in den Magen geboxt und sie ins Gesicht geschlagen ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen. Flehend blickte sie ihr Gegenüber an.

Der grobschlächtige Mann musterte sie amüsiert betatschte ihre Brüste und schlug erneut zu. Dann endlich stellte er seine erste Frage. „Sag uns, wo der Sektor liegt, von dem ihr die sieben Raumschiffe abgeholt habt, du Flittchen. Die Navigationslogbücher habt ihr ja gelöscht.“

Eireene Connally hätte es dem Mann nicht sagen können, selbst wenn sie gewollt hätte. Weder Sie noch sonst jemand aus den Überführungscrews kannte die galaktische Position. Jene die sie kannten waren aus Sicherheitsgründen mit an Bord der neuen Kreuzer geblieben. Eine nicht unberechtigte Maßnahme, wie sich nun herausgestellt hatte. Also schwieg sie.

Erneut schlug der Mann zu und etwas schien in ihrem Gesicht zu explodieren. „Ich weiß es nicht“, wimmerte sie halb besinnungslos.

Ein fürchterlicher Hieb traf sie erneut in der Magengegend, trieb ihr die Luft aus den Lungen, und zusammengekrümmt hing sie im Griff ihrer Peiniger. Im nächsten Moment flog ihr Kopf von einer Seite zur anderen, als der Fragesteller sie wütend mehrmals rechts und links ohrfeigte. Ihre Lippe platzte auf und die Welt begann sich um sie herum zu drehen. Sie merkte kaum, dass die beiden Männer, die sie bisher festgehalten hatten, sie zu Boden fallen ließen. Wie durch Watte hörte sie, wie die Männer zum Schott der Zelle schritten und einer der Männer leise meinte: „Scheint so, als wüsste die Kleine wirklich nichts.“

„Das werden unsere Gedankenakrobaten herausfinden“, erwiderte einer der anderen beiden Männer höhnisch.

Die am Boden liegende, leise wimmernde Frau bekam unterbewusst mit, dass die Männer ihre Zelle verließen. Ihre Magengegend und ihr Gesicht schienen in Flammen zu stehen. Zu schwach, um sich zu erheben, blieb Eireene Connally eine ganze Weile auf dem Boden liegen und wartete darauf, dass die Schmerzen abnahmen. Tränen, vor Pein und vor Scham, rannen über ihre Wangen. Die drei Männer waren kaum eine halbe Stunde lang in ihrer Zelle gewesen, doch diese kurze Zeit war ihr wie eine Ewigkeit erschienen.

Nach einer Weile stemmte sie sich schließlich schluchzend hoch und tastete sich, auf alle Vieren kriechend, zur Pritsche, auf der ihre Sachen lagen. Mit unbeholfen wirkenden Bewegungen schlüpfte sie in ihr Uniformhemd und schloss es mit mechanischen Handgriffen. Danach kletterte sie auf die Pritsche, rollte die Jacke als Kissen zusammen und ließ sich ächzend zurücksinken. Die Arme zitternd um ihre Magengegend geschlungen atmete sie, mit geschlossenen Augen tief durch und stöhnte leise auf. Dabei tröpfelte die Erinnerung an das, was zwei der drei Männer gesagt hatten wieder in ihr Gedächtnis.

Gedankenakrobaten.

Ein schrecklicher Verdacht kam der misshandelten, jungen Frau. Konnte es im Bereich des Möglichen liegen, dass Telepathen diese Piratenbande unterstützten? Im ersten Moment erschien ihr dieser Gedanke zu verrückt, doch immer drängender machte sich genau dieser Verdacht in den Gedanken der blonden Frau breit. Was sonst sollten ihre Peiniger mit diesem Wort gemeint haben?

Eireene rief sich ins Gedächtnis, was sie über den Telepathen-Krieg wusste, der im Jahr 2265 zur Auflösung des PSI-Corps geführt hatte. Eine Telepathin selbst – Lyta Alexander – hatte diesen Krieg ausgelöst. Nach diesem Krieg waren viele Telepathen in den Militärdienst eingetreten. Von den übrigen wusste man zumindest wohin sie sich gewandt hatten. Das zumindest war bisher angenommen worden, doch die aktuellen Geschehnisse riefen Zweifel in der jungen Frau wach, ob dies wirklich den Tatsachen entsprach. Eine ganze Reihe von ihnen schien untergetaucht zu sein und nun traten deren Kinder auf den Plan, wie es schien, denn Eireene glaubte nicht, dass es jene Telepathen waren, die damals von der Erde flohen, die nun erneut zum Schlag gegen ihre ehemalige Heimat ausholten, wie es den Anschein hatte.

Langsam ließ das Zittern ihres Körpers nach und der Schmerz ebbte zu einem dumpfen Druck im Hintergrund ab. Sich die Tränen weg wischend starrte die Frau eine Zeitlang gegen die Zellendecke, wobei sie sich fragte, was aus ihren Kameraden geworden war. Lebten sie noch? Wurden sie genauso brutal misshandelt, wie sie? Die wirren Gedanken in ihrem Kopf bildeten ein buntes Kaleidoskop. Irgendwann gelang es Lieutenant Connally wieder, wie ein Offizier der Erdstreitkräfte zu denken, und eine Frage trat in den Vordergrund: Was war das für eine Organisation, die in der Lage war, sieben Kreuzer der Erd-Allianz zu überfallen? In logischer Konsequenz stellte sich ihr gleich darauf eine weitere Frage: Woher hatten diese Unbekannten überhaupt davon erfahren, wo und wann sie sich der Schiffe bemächtigen konnten, und vor allen Dingen: Wie hatten sie es angestellt, sieben Kreuzer aus dem Hyperraum zu holen?

Vor den Augen der jungen Frau entstand ein Bild des Horrors, denn ihr war klar, dass es sich hier keinesfalls um gewöhnliche Piraten handeln konnte, wie es die Raiders gewesen waren, auch wenn man sich Jäger bedient hatte, wie sie einst von den Raiders benutzt worden waren. Nein, hier waren andere, weitaus gefährlichere Mächte am Werk, doch das Bild blieb vorerst noch verschwommen und unfertig. Nur eins wurde Eireene Connally ganz deutlich bewusst: Einer aus den Crews der Kreuzer musste überleben und entkommen, damit diesen Verbrechern rechtzeitig Einhalt geboten werden konnte. Doch wie sollte das gehen. Sie und alle anderen waren gefangen auf diesem Schiff – und auf den übrigen Kreuzern würde es wohl kaum anders aussehen.

Die Blondine bewegte sich und erneut brandete Schmerz in ihrem gepeinigten Körper auf. Um sich abzulenken begann sie fieberhaft, eine Möglichkeit zur Flucht zu suchen. Der ursprüngliche Plan mit dem Shuttle war nicht verkehrt gewesen. Die Frage war jetzt: Wie konnte sie aus ihrer Zelle hinaus und in das Shuttle hinein gelangen – möglichst ohne, dass dies zu früh auffiel und man sie wieder einsperrte? Je länger sie sich darüber das Gehirn zermarterte, desto aussichtsloser erschien ihr der Gedanke an Flucht. Vermutlich würde sie schon bald tot sein.

 
 

* * *

 

Galen Kilrain verschloss den Gürtel seiner Hose und blickte kalt auf die hübsche, nackte Frau hinunter, die auf dem weißen Laken lag. Beide Arme zur Seite ausgestreckt, so als würde sie ihn einladend dazu auffordern noch einmal zu ihr zu kommen. Es hätte nicht der Tatsache bedurft, dass sich ihre makellosen Brüste nicht hoben und senkten um zu erkennen, dass sie nicht schlief, sondern tot war, denn ihre gebrochenen Augen starrten, weit aufgerissen und noch immer jenen ungläubigen Ausdruck beinhaltend, der verriet, dass ihr Tod scheinbar unerwartet gekommen war, leblos zur Decke des Raumes. Ein langsam länger werdender Blutfaden, der von ihren Lippen über ihre Wange lief, zeugte davon, dass er sie halb besinnungslos geschlagen hatte. Erst danach hatte er sich an ihr vergangen und daran ergötzt, wie ihre Augen dabei beinahe aus den Höhlen gequollen waren – an dem leeren Blick der dunklen Augen, als er endlich von ihr abließ, und die Ungläubigkeit darin, als er sie gleich danach, langsam und qualvoll, erdrosselte. Noch fast zwei Minuten lang hatte sie apathisch Widerstand geleistet, hatten ihre Arme und Beine gezuckt, bis ihr Körper endlich für immer Entspannung gefunden hatte. Dabei war er geistig bei ihr geblieben – fast zu lange um sich nicht zu verlieren, doch gerade das war der Kick daran gewesen. Ein fast ätherischer Ausdruck lag nicht zuletzt deswegen momentan auf seinem Gesicht.

Kaum hatte er sich von der Toten abgewandt, als der Türmelder einen Besucher ankündigte.

„Herein!“, rief der Telepath unwirsch und er blickte, etwas ungehalten wegen der Störung dieses Moments, zum Schott. Es war sein Stellvertreter, der den Auftrag von ihm erhalten hatte, den weiblichen Lieutenant zu verhören, der einen Fluchtversuch unternommen hatte. Einer seiner Vertrauten, ein Telepath, hatte sie rechtzeitig aufgespürt und unschädlich gemacht.

„Nun, Jarolin, was haben Sie zu berichten? Hat sie geredet?“

Die Miene von Sen Jarolin nahm seinen Worten den Sinn vorweg: „Ich habe die Kleine halbtot geschlagen, Sir – leider ohne an die erforderlichen Informationen zu gelangen. Ich bin sicher, dass sie nichts weiß. Welcher Idiot hat, bei der Erstürmung des Kommandozentrums, eigentlich den Navigator des Schiffes erschossen?“

„Unwichtig“, grollte Kilrain. „Um den Trottel habe ich mich bereits gekümmert.“

Das sadistische Grinsen des Iren sagte Jarolin, was dieser unter gekümmert verstand. Fragend blickte er Kilrain an. „Soll ich vielleicht nochmal...?“

„Nein!“, unterbrach Kilrain sein Gegenüber. „Sagen Sie Laurent Garnier Bescheid, dass er dieses Miststück telepathisch auseinandernehmen soll. Entweder wird er die Informationen erhalten, oder aber er bestätigt uns, dass die kleine Schlampe wirklich nichts weiß.“

Jarolin wollte bereits kehrtmachen, doch die Stimme des Iren hielt ihn zurück. „Wenn Sie gerade auf dem Weg sind, Jarolin: Sorgen Sie dafür, dass ein paar Leute diesen... Abfall... im Schlafraum entfernen, verstanden?“

Jarolin nickte knapp. „Verstanden, Sir.“



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