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"Die Zukunft kann man am besten voraussagen, wenn man sie selbst gestaltet." FF-Sammlung

von

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Nur die Götter wissen wohin

Das Buch war alt, zerfleddert und unglaublich teuer. Und doch faszinierte es die junge Frau. Was wohl in ihm stand? Ob es schon viele Schlachten erlebt hatte? In welchen Ländern wurde es zurate gezogen? Wer benutzte es?

Aufgeregt nahm sie das Werk in die Hand. Fühlte den Einband, bewunderte es trotz des Alters und den Makel, welche die Jahre hinterlassen haben. Gerade wollte sie einen Blick hineinwerfen, da packte der Buchhändler die Frau grob am Arm. „Das ist nichts für dich, Weib!“, blaffte der Mann sie an und schleifte sie zur Türe. Verwirrt wollte sie sich erklären, entschuldigen. Doch der Buchhändler hörte nicht auf sie.
 

„Armes Herzchen. Dem alten Griesgram fehlt es an Güte. Hier nimm noch ein Stück.“ Mütterlich goss die Wirtin Robin Tee ein. Genüsslich biss die junge Frau in das Stück Gebäck. Der leicht herbe Geschmack des Gebäcks liess sie das Geschehene albern erscheinen. Während die Wirtin weiterhin über den Buchhändler schimpfte, genoss Robin den Tee. Ob sich so die Adeligen fühlten? Tee und Kuchen, was gab es Schöneres? Ausserdem fehlte es ihr an nichts. Sie war gesund, konnte arbeiten. Sogar lesen und schreiben beherrschte sie. Robin lächelte und nahm einen grossen Schluck Tee. Das Wirtshaus war fast leer. Ausser der Wirtin und ihrem Mann, der mit ein paar Freunden Karten spielte, waren noch zwei andere Gäste hier. Ein Pärchen aus einem fremden Land. Vielleicht ein junges Paar, frisch vermählt? Suchten ihr Glück in der Ferne. Robin kicherte leise, als sie die Zwei beobachtete.

Plötzlich überkam Robin eine tiefe Traurigkeit. Seit dem Tod ihrer Mutter reiste sie umher, ohne Ziel. Hatte sie noch eine Familie? Mutter sprach nie über Vater, wurde wütend, wenn sie nach ihm fragte. „Ich verdiene das nicht. Ihr seid so gütig zu mir“, sprach Robin leise. Sie schob den halbleer gegessenen Teller zur Seite. Die Wirtin, die gerade darüber philosophierte, weshalb der Buchhändler so mürrisch geworden war, blickte verwundert zu der jungen Frau.

„Was sagst du da, Herzchen? Du bist ein so aufgewecktes, fröhliches Mädchen. Du kannst so lange unser Gast sein, wie du möchtest.“

„Das ist nett. Verzeiht, ich wollte Euch nicht betrüben.“

Langsam stand Robin auf. Der Blick der Wirtin wanderte zu ihrem Mann, der fragend zu ihnen sah. „Ach, die unruhige Jugend“, murmelte er und sah Robin nach, die das Wirtshaus verliess.
 

Die frische Luft tat ihr gut. Die junge Frau seufzte tief. Die traurigen Gedanken verblassten. Da sass sie nun am Wegesrand. Dieses Dörfchen fehlte es an nichts. Es war schön hier. Doch Robin wollte die Welt sehen. Reisen, Menschen kennenlernen. Robin kramte in ihrer Tasche, die sie immer bei sich trug. Ein Geschenk ihrer Mutter. Niemals würde Robin sich von ihr trennen, egal wie verschliessen die Tasche aussah. Liebevoll pflegte Robin das Geschenk, flickte die Löcher und Risse.
 

„In Ordnung, wo schicken mich die Götter dieses Mal hin?“ Robin hatte die Karte vor sich ausgebreitet und schloss die Augen. Ihr Finger schwebte in der Luft. Der Wind strich über ihre Haare, die sie heute nicht zum Zopf trug. Einen Moment hielt sie inne, atmete tief durch und stiess dann ihren Zeigefinger hinunter.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Bild war meine Inspiration zu der Geschichte:
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