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Red Apples

Ein Apfel trug an allem Schuld
von

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Blass wie der Tod war er, denn er selbst war der Tod

Kapitel 4 | Blass wie der Tod war er, denn er selbst war der Tod
 

„Kaffee?“ Amy schüttelte stumm den Kopf und warf ihrem Gegenüber einen finsteren Blick zu. Soichiro Yagami selbst seufzte daraufhin nur und schenkte sich selbst eine Tasse nach. Diese Mädchen würde ihn noch zur Verzweiflung bringen. Seit beinahe einer Stunde versuchte er sie nun zu verhören, doch abgesehen von einige Flüchen und Beschwerden hatte sie noch kein Wort von sich gegeben. Er räusperte sich noch einmal und stellte seine Tasche auf den niedrigen Tisch vor sich.

„Also, ich frage noch ein letztes Mal: Wer bist du? Wie alt bist du, woher kommst du? Wir wollen endlich deine Personalien aufnehmen! Was machst du in Japan? Was hast du mit Ichin Kojiyama zu tun? Und letzte Frage: Was weißt du über Kira!?“ Es störte ihn nicht nur, dass das Mädchen einfach keine Antworten gab...es strengte ihn auch über alle Maßen an, das ganze Verhör in englisch durchführen zu müssen. Für einen Moment schien die Brünette zu überlegen, dann seufzte sie geräuschvoll.

„Wenn ich antworte, komm‘ ich dann endlich hier ‘raus?“ Soichiro starrte sie für einen Moment vollkommen perplex an.

„Du....du sprichst japanisch...? Und das auch noch im Dialekt...ist das Osaka Dialekt?“

„Ich dachte, das mit diesem Kira wäre‘ die letzte Frage?“ Beinahe hätte er seine Kaffeetasse umgeworfen. Wenn dieser Ryuzaki seinen Hintern nicht bald hierher bewegte, würde er noch verrückt werden. Den Umgang mit Schwerverbrechern war er ja gewöhnt...aber diese Teenagerin brachte ihn noch zur Weißglut!

„Wenn du alle meine Fragen beantwortest und wir keinen Verdacht hegen, dass du mit Kira in Verbindung stehst, dann darfst du gehen, ja.“
 

Bis jetzt hatte Amy einfach geschwiegen. Sie hatte darauf gewartet, dass Lily sie irgendwie hier heraus holte oder auf ein Wunder gehofft...oder darauf, dass Soichiro einfach irgendwann aufgab und zu dem Entschluss kam, dass sie keine Verbrecherin, sondern einfach nur stur, war. Zudem hatte sie sich erst einmal überlegen müssen, was sie sagen sollte...sie wollte ja nicht in der Klapse landen. Mittlerweile ging ihr dieses ganze Verhör aber schon mehr als nur auf die Nerven: Der Stuhl war unbequem, die Luft im Raum stickig und sie hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen.

„...gut. Mein Name is‘ Amelia Singer, ich bin 19, komme aus Heathrow, London. Ich bin als Tourist in Japan, weil ich das Land mag...nunja, zumindest mocht‘ ich es, bis sie mich einfach entführt haben...“ Sie warf dem Mann einen vorwurfsvollen Blick zu, den er jedoch weitgehend ignorierte. „Was diesen Kojiyama angeht, hab‘ ich keine Ahnung, wer der Kerl ist. Ich hab‘ den Zettel am Boden gefunden und da ich keine Kanji lesen kann, hab‘ ich jemanden gefragt, ob er sie mir übersetzen kann...ich konnte ja nicht ahnen, dass man mich gleich verschleppt, nur weil ich neugierig bin.“

„Hast du einen Ausweis dabei, der deine Personalien bestätigt? Warum hast du auf Englisch nach den Kanji gefragt, obwohl du doch offensichtlich japanisch sprichst?“

„Mein Japanisch is‘ nicht das beste, oder verständlichste...ich bin ein ziemlicher Fußballfan und habe viele Interviews mit den Spielern von Cereco Osaka gesehen,“ der Teil war nicht einmal gelogen, „und hab‘ ihren Akzent wohl ziemlich stark angenommen. Tokyoter sehen einen ziemlich schräg an, wenn sie so angesprochen werden, also rede ich lieber englisch. Was meinen Ausweis angeht; ich hab‘ nur ‘nen Spaziergang gemacht, da hab‘ ich für gewöhnlich überhaupt nichts dabei. Das nächste Mal informieren sie mich einfach, bevor sie mich in einen Wagen zerren, dann bereit‘ ich mich vor.“

„Warum hast du nicht gleich angegeben, dass du japanisch sprichst? Es hätte die Befragung erheblich vereinfacht.“

„Sie haben nicht danach gefragt.“ Soichiro unterdrückte einige äußerst unschöne Ausdrücke, konnte aber ein Seufzen nicht zurückhalten.

„Gut...und was weißt du über Kira? Hast du etwas mit ihm zu tun?“ Amy zuckte unbeteiligt mit den Schultern.

„Nicht viel, ich hab‘ in der Zeitung von dem Kerl gelesen, das war’s dann aber auch schon.“ Der Mann beäugte sie misstrauisch. Sie machte nicht den Anschein, als würde sie lügen...aber konnter er ihr trauen? “Kann ich jetzt gehen?“ Soichiros Handy klingelte, kaum hatte sie zu Ende gesprochen und er warf einen Blick auf das Display, ehe er den Kopf schüttelte.

„Nein, zuerst will dich noch jemand sehen.“ Er nahm seine Tasse und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.

„Hey was soll das denn jetzt!?“ Amy protestierte lautstark, wurde aber einfach ignoriert. Soichiro indes war erleichtert, freute sich geradezu...L würde schon rausbekommen, ob sie die Wahrheit sagte.
 

Es dauerte eine gefühlt Ewigkeit bis die Tür zum Verhörraum sich endlich wieder öffnete. Amy seufzte erleichtert, ihr war geradezu langweilig geworden...sie hoffte nur, Lily erging es im Moment besser, als ihr. Neugierig blickte sie zu der Person die durch die Tür trat...und war nicht unbedingt verwundert von dem Anblick der sich ihr bot. Ein schlaksiger, junger Mann mit schwarzen Haaren, einer Haltung die jeden Ortophäden zum weinen gebracht hätte, aschfahler Haut und dunklen Ringen unter den Augen. L Lawliet, wer auch sonst.

Er sagte kein Wort, sondern musterte sie nur mit unergründlichem Blick. Nach einer Weile löste er seinen Blick und ging geradewegs auf die Kaffeemaschine zu. Er schenkte sich einige Tropfen ein und füllte die Tasse bis zum Rand mit Zuckerwürfeln, dann ging er auf den Stuhl ihr gegenüber zu und kauerte sich darauf hin. Eine ganze Weile saßen die beiden so da und starrten einander schweigsam an, bis Amys Ungeduld endlich Überhand nahm und es ihr zu blöd wurde.

„War’s das jetzt? Kann ich geh’n? Der Typ vorher sagte, mich will noch jemand sehen. Das haben Sie jetzt wohl getan, wenn Sie wollen, können sie auch’n Photo machen, dann haben Sie länger was davon.“

„Amelia Singer?“ L neigte den Kopf leicht zur Seite und musterte sie nach wie vor mit neutralen Gesichtsausdruck. Sie nickte misstrauisch. „Ich bin Ryuzaki.“ Er wartete kurz, doch sie hatte nicht vor, irgendetwas zu erwidern. „Du weißt, warum du hier festgehalten wirst?“

„Nicht wirklich. Ich weiß nur , dass man mich hier schon weiß Gott wie lange, über so ‘nen Serienkiller ausfragt und ich keine Ahnung hab‘ warum.“ L nickte kurz und rührte nachdenklich seinen Zucker um.

„Man verdächtigt dich Kira, oder zumindest aber einer seiner Komplizen zu sein.“ Amy blickte ihn verdutzt an.

„Wie bitte?“

„Ichin Kojiyama wurde exakt fünfzehn Minuten bevor du mit dem Zettel auf dem sein Namenskanji steht, gesichtet wurdest, umgebracht.“ Amys Augen weiteten sich schockiert.

„Oha...armer Kerl,“ war alles, was sie sagen konnte.

„Ich denke, jetzt verstehst du, warum du unter dringendem Tatverdacht stehst. Wir hatten diese Gegend überwacht, weil wir Kira dort vermuteten...“

„Schon klar, und die Aussage ‘den Zettel hab‘ ich auf der Straße gefund’n‘ hört sich nach ‚ner billigen Ausrede an...aber...wenn ich dieser Kira wäre, wie dumm wär‘ ich dann einen Zettel mit dem Namen meines letzten Opfers herumzutragen? Wenn ich ein irrer Killer wäre, würde ich den doch nicht überall herumzeigen! Was hätte ich überhaupt davon? Mal abgesehen davon, kann ich keine Kanji schreiben...“

„Das Ganze könnte aber auch ein durchdachter Trick sein.“ L’s Gesichtsausdruck hatte sich in keinster Weise verändert, doch er legte seinen Löffel beiseite.

„Ich war’s aber trotzdem nicht....“ Amy seufzte kurz und schmollte etwas vor sich hin, ehe L wieder sprach.

„5 Prozent.“

„Hä?“

„Die Wahrscheinlichkeit, dass du Kira bist liegt bei 5 Prozent.“

„...und das heißt?“

„Das heißt,“ er hob seine Tasse und leerte sie bis auf das letzte Zuckerkorn. „...dass du jetzt gehen kannst. Aber lass uns eine Kontaktadresse da, und sei dir bewusst, dass wir dich nicht so bald aus den Augen lassen werden. Am besten wäre auch, wenn du vorerst nicht ausreist, nur um irgendwelchen Verdächtigungen entgegenzuwirken.“ Haha, nicht, dass sie das gekonnt hätte.

„Na endlich...genügt meine Handynummer?“ L nickte. „Geht klar, aber nur unter der Bedingung, dass der Kerl mit dem Afro mir mein Handy wiedergibt, das könnte sonst ein Problen sein.“ Der blasse Detektiv nickte erneut und verließ kurz den Raum. Wenige Sekunden später kam er wieder zurück und drückte Amy das kleine Klapphandy in die Hand. Sie nickte höflich und ein Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus. „Danke. Ihr Japaner seid wohl doch keine so üblen Typen...auch wenn ihr einfach irgendwelche Touristen entführt.“ L’s Mundwickel zuckten ein bisschen und Amy nahm das mal als ein Lächeln.

Eilig folgte sie L danach auf den Flur.

Weit und breit war sonst niemand zu sehen, doch auf halbem Weg zu dem, was Amy als Ausgang erahnte, kam ihnen plötzlich jemand entgegen.

„Und, wie sieht es aus, Ryuzaki?“ Light Yagami. Mit einem freundlichen Lächeln erkundete er sich bei L wohl nach ihrer Befragung.

„Bloß 5 Prozent, wir lassen sie vorerst gehen.“ Das „vorerst“ gefiel der Brünetten überhaupt nicht. Light seinerseits nickte kurz, dann besag er das Mädchen genauer...und schien überrascht zu sein?

„Warte mal....du bist doch Amy?“ Diesmal war Amys schockiertes Gesicht nicht gespielt.

„Ehrm...ja, ich...woher?“ Lights Lächeln war nach wie vor freundlich, aber das Mädchen ahnte nichts Gutes. Hoffentlich ging es Lily gut!

„Ich habe vorher deine Schwester Lilyette getroffen, sie hat mir deinen Namen verraten. Nunja, es sieht so aus, als hättest du eure kleine Wette gewonnen.“ Amy hattte nicht die geringste Ahnung, wovon er redete...aber das musste sie ihm ja nicht unter die Nase reiben. Sie setzte also eins schadenfrohes Lächeln auf.

„Haha, hab‘ ich mir schon gedacht. Sie glaubt mir ja nichts.“

„Auch wenn das Ganze mehr von mir, als von ihr ausging.“

„Das ist reine Ansichtssache...entschuldige übrigens, dass wir dich mitreingezog’n haben.“ Worum es auch ging, der erste Satz passte immer und sich höflich zu entschuldigen konnte auch nie verkehrt sein.

„Ihr Beiden kennt euch?“ Oh verflucht. L zeigte es zwar nicht offen, aber es war klar, dass sein Misstrauen geweckt worden war. Die beiden Verdächtigen im Fall Kira kannten sich...das war nicht gut.

„Wir sprechen gerade zum ersten Mal miteinander,“ antwortete Amy ihrer Meinung nach wahrheitsgemäß. Den Fernseher anzubrüllen war eigentlich ein Monolog und konnte kaum als Gespräch gewertet werden.

„Das kann ich bestätigen, ich habe sie erst einmal gesehen und das auch nur aus der Distanz. Ich habe vorher mit ihrer Schwester gesprochen, daher kenne ich ihren Namen.“ Amy nickte bestätigend und L schien sich etwas zu entspannen...ein Rest von Neugierde blieb aber in seinen Augen.

Sie sagten zwar beide die Wahrheit, aber einige andere Dinge mussten ihm wirklich suspekt vorkommen. Nicht nur dass sie sich duzten, Light hatte sie auch noch beim Spitznamen genannt. Was den ersten Punkt anging, Amy hatte nun einmal die Angewohnheit Leute in ihrem Alter zu dutzen, L hatte sie nur nicht gedutzt weil er älter war, sowie etwas angsteinflößend... und auch Light fand es wahrscheinlich lächerlich jemanden zu siezen, den man schon beim Spitznamen nannte. Sie schlussfolgerte, dass Lily ihm ihren vollen Namen also nicht gesagt hatte, sonst hätte er bestimmt den verwendet....zumal er von ihr als „Lilyette“ sprach, obwohl sie ihm bestimmt „Lily“ angeboten hatten.

Außerdem war ihr neu, dass der Name ihrer Freundin überhaupt „Lilyette“ war...aber es erfüllte seinen Zweck, damit konnte er lange versuchen, sie ins Death Note zu schreiben. Gut war auch, dass sie bei einem länger zurückliegendem Gespräch einmal vereinbart hatten, den Nachnamen „Singer“ zu verwenden, wenn sie denn einmal in Schwierigkeiten stecken würden.

L schien aber im Moment nicht vorzuhaben, weiter nachzufragen, denn er nickte nur kurz.
 

„Nun denn....“ Light drehte sich wieder nach Amy um. „Komm mit, ich bringe dich hinaus, ich wollte ohnehin gerade gehen.“ An L gewandt fuhr er fort. „Dann brauchst du dich nicht zu bemühen...wie ich dich kenne, hast du bestimmt viel zu tun.“

„Überaus aufmerksam von dir, danke.“ Light bedeutete Amy ihm zu folgen und sie verabschiedte sich noch kurz von L. Gemeinsam gingen sie endlich zum Ausgang und Lawliet blieb alleine zurück
 

Mit nachdenklichem Ausdruck blickte er den Beiden hinterher.

„Wahrscheinlichkeit, dass Light Yagami Kira ist; 35 Prozent.

Wahrscheinlichkeit, dass Amelia Singer Kira ist, oder mit ihm in Verbindung steht; 45 Prozent.“ Er holte ein Bonbon aus seiner Hosentasche und schob es sich mit einem leichten Lächeln in den Mund. „Bald habe ich dich...Kira.“



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