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Ein unerfüllter Wunsch

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Kapitel 7: Orangenduft

Zu Shikamarus Glück lief ein schneller Song. Er konnte einen Sicherheitsabstand zu Temari halten, der Berührungen auf ein Minimum reduzierte und das war ihm mehr als recht.

Sie tänzelten umeinander herum, bewegten sich nach Lust und Laune und er musste zugeben, dass es fast ein bisschen Spaß machte. Einen Punkt gab es allerdings, der ihm die Sache verleidete: Er musste seine Frau zwar nicht anfassen, aber sie sah in ihrem engen, roten Kleid und mit der eleganten Hochsteckfrisur immer noch extrem heiß aus.

In seinem Mund sammelte sich Speichel an und er schluckte ihn herunter.

Und wie gottverdammt heiß sie aussah! Kleider und Röcke trug sie im Alltag auch, doch von ihrem sonst eher rigorosem Auftreten war keine Spur mehr zu sehen. Sie konnte ihm nicht weismachen, dass sie nicht wusste, was sie nach der langen Durststrecke in ihm auslöste. Sie provozierte ihn mit voller Absicht!

Er kaute auf seiner Unterlippe herum. Warum ließ er sich das von ihr gefallen? Er war so ein Depp.
 

Die letzten Töne des Liedes verstummten. Ein Augenblick herrschte Ruhe, dann kündigten ruhige Pianoklänge eine Ballade an. Genau das hatte ihm gefehlt!

Shikamaru fasste seinen Tisch ins Auge. Er musste nur schnell genug sein und –
 

Temari klammerte sich an seinen Arm. »Du willst doch nicht etwa gehen?«

»Von einem Tanz war die Rede«, sagte er. »Ich habe mein Soll erfüllt.«

»Wenn du das ernsthaft als Tanz bezeichnest, solltest du die Definition des Wortes mal nachschlagen.«
 

Er knurrte in Gedanken. Natürlich gab sie sich damit nicht zufrieden. Hätte er sich an ihrer Stelle auch nicht. Verdammt!
 

»Diese langsamen Tänze sind nichts für mich«, argumentierte er rasch. »Ich werd mich wie ein Idiot anstellen.«

»Na, und?«, erwiderte sie und zuckte die Achseln. »Wir haben eben schon wie die letzten Volldeppen ausgesehen und ich bin alles andere als eine begnadete Tänzerin.«

»Siehst du, also lassen wir es besser gleich.«

»Nichts da!«

»Ich trete dir bloß auf die Füße!«

»Das Risiko nehme ich in Kauf.«

»Wenn es dich beruhigt, übernehme ich die Führung.«

»Du meinst, wie sonst auch?«

Temari verpasste ihm einen Klaps auf den Nacken und ging nicht weiter auf seine Bemerkung ein. »Drei Minuten zum Takt der Musik zu wackeln, bringen dich nicht um«, sagte sie und verschärfte ihren Tonfall: »Ich hingegen bin in der Lage, dir was wenig Nettes anzutun.«
 

Ha, als ob sie das nicht schon die ganze Zeit über tat! Sie setzte ihren wundervollen Körper in Szene und forderte seine Hormone bis zum Letzten heraus! Was war daran bitteschön nett? Das war pure Folter und er hatte nicht die geringste Chance, ihr zu entkommen, wenn er nicht riskieren wollte, dass sie gleich morgen früh ihre Ehe annullieren ließ.

Shikamaru schloss die Augen, nahm ein paar tiefe Atemzüge und rief sich Mirais verschmiertes Gesicht in Erinnerung, den Gestank, als sie sich weinend in seine Arme geworfen und es an seinem T-Shirt abgewischt hatte.

Schaudernd rümpfte er die Nase und stellte sich der größten Herausforderung, die sich ihm seit dem letzten Krieg in den Weg stellte.
 

---
 

Temari platzierte seine Hände auf ihrer Hüfte und warf ihre um seine Schultern. Shikamaru versuchte, ihren Orangenduft zu übertünchen, indem er unablässig an Mirais Missgeschick dachte.

Sie setzte sich in Bewegung und er folgte ihren Schritten. Langsam drehten sie sich umeinander, er mit geschlossenen Lidern und dem widerlichen Bild vor Augen, das ihn von einer Dummheit abhielt.

Note um Note verstrich, Geigen und Streichinstrumente stimmten ein und trieben das Lied unweigerlich voran und auf den Höhepunkt zu.
 

Eine Minute noch, dachte er erleichtert, dann hatte er es geschafft und erfolgreich diesem dummen, menschlichem Trieb widerstanden. Eine verdammte Minute noch, bis seine Frau hoffentlich genug hatte und ihn in Ruhe ließ, bis sie zu Hause waren.
 

Zu Hause …

Der rettende Grashalm, der ihn vor dem Ertrinken bewahrte, verschwamm vor seinem geistigen Auge. Shikamaru klammerte sich an ihm fest und sein Wille war stark, doch es geschah etwas, das nicht auf seiner Rechnung gestanden hatte.

Temari zog ihn ganz nah an sich und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. Der wunderbare Geruch ihres Parfüms, die Nähe zu ihr, die Wärme ihres Körpers, der sich an seinen schmiegte, überwältigte ihn wie eine Sturmflut. Der Halm riss und schickte ihn auf eine Reise in die tiefsten Abgründe seines Seins.

Er fluchte innerlich, öffnete die Augen und analysierte die Umgebung. Als er das Ziel – es war eine offenstehende Tür hinter dem Vorhang, durch die vor und während der Aufführungen die Darsteller kamen – ausgemacht hatte, steuerte er unauffällig auf sie zu. Er behielt die anderen Paare im Blick und als er sich sicher war, dass es niemand sehen würde, führte er Temari, die noch keinen Schimmer zu haben schien, mit einer Drehung hindurch in die Dunkelheit des Vorraumes. Rasch hob er sie auf einen Tisch, der in einer Ecke stand und als sie sich irritiert von ihm löste, schnitt er ihr jeglichen Protest ab, indem er seinen Mund auf ihren presste und sie küsste.

Zuerst erwiderte sie seinen Kuss, doch als seine Hand ihr Knie entlangstrich und unter ihr Kleid fuhr, packte sie ihn mit der einen am Handgelenk und drückte mit der anderen gegen seine Brust, sodass er gezwungen war, von ihr abzulassen.

Dies gelang ihr allerdings nur kurzzeitig. Er verlagerte seinen Angriffswinkel, brachte sie zum Liegen und küsste sie abermals. Noch perplex von seiner ungewohnt offensiven Reaktion ließ sie es einen Moment lang zu, dann stieß sie fester als beim ersten Mal zu. Sie brachte ihn nicht einmal zum Taumeln, ermöglichte sich jedoch so viel Freiraum, dass sie ihre Arme zwischen sich und ihm platzieren konnte, sodass sie gegen jeden weiteren Angriff gewappnet war.

Die Ernüchterung in seinem Blick rief ihr schlechtes Gewissen hervor. Und so gern sie ihm auf der Stelle nachgeben hätte, tat sie es nicht.
 

»Nebenan sind mehr als zwanzig Leute«, setzte Temari ruhig zum Sprechen an. Ihre Augen huschten zur Halle herüber. »Und die Tür ist auch offen.«

»Ich mach sie zu«, entgegnete Shikamaru und huschte zu ihr herüber.

»Meinst du, niemand wird bemerken, dass wir nicht da sind?«

»Ist mir egal«, gab er zurück und griff zum Türknauf.

»Mir«, sagte sie mit Nachdruck, »ist es aber nicht egal. Ich möchte nicht, dass alle Gäste über uns tuscheln, weil du nicht bis nach der Feier warten konntest.«
 

Er hielt in der Bewegung inne und starrte an den Türrahmen. Es war egal, was er heute anging: Alles war zum Scheitern verurteilt. Jetzt war er sogar verheiratet und konnte immer noch nicht Sex haben, wann er wollte, obwohl seine Frau wie er Lust darauf hatte. Das Leben konnte so ungerecht sein.
 

»Es sind nur ein paar Stunden«, fuhr sie aufmunternd fort. »Du hast es seit heute Nachmittag ausgehalten, dann überbrückst du die Zeit bis nachher doch mit links.«
 

Er wusste, dass es ein absoluter Reinfall werden würde, wenn er sich auf ihre Vertröstung verließ. Wenn es nicht ihre Müdigkeit war, kam irgendetwas anderes dazwischen. So war es immer, wenn sie auf einer Feier gewesen waren.

Shikamaru vergrub die Hände in seinen Hosentaschen, wandte sich um und ging wortlos an ihr vorbei.
 

Sie sprang vom Tisch auf. »Wo willst du hin?«
 

Er stoppte vor der Tür, an der ein Schild mit einem blauen Männchen und der Aufschrift Umkleide befestigt war und stieß sie auf.
 

»Nirgendwohin«, murrte er, ohne sie anzusehen. »Ich brauch ’ne kalte Dusche.«
 

Bevor sie etwas erwidern konnte, verschwand er in dem Raum und warf die Tür hinter sich zu.
 

---
 

Temari kehrte in die Festhalle zurück. Es gefiel ihr nicht, dass sie ihn sich selbst überließ und ihre Hochzeitsfeier für ihn komplett verdarb. Dennoch war es die einzige Möglichkeit, die ihr blieb, wenn sie dumme Sprüche und Kommentare für die nächsten Jahre vermeiden wollte.

Sie bahnte sich einen Weg zwischen den Paaren hindurch zu ihrem Tisch, an dem niemand saß, ließ sich auf ihren Stuhl fallen und seufzte. Sie hätte ihm zu gerne diesen Gefallen getan, aber welches frisch getraute Ehepaar trieb es schon auf der eigenen Feier heimlich in irgendeiner Rumpelkammer? Das war eine erbärmliche Erinnerung an eine Hochzeitsnacht.

Ein selbstironisches Grinsen huschte über ihre Lippen. Wenn sie Shikamaru noch länger schmoren ließ, ruinierte sie seine Erinnerung an den Abend für den Rest seines Lebens – und er ihre mit seiner schlechten Laune gleich mit. Das war noch erbärmlicher, als eine schnelle Nummer in einer Umkleide zu schieben. Fakt war, dass sie nicht nur für ihn, sondern auch für sich die Feier rettete, wenn sie nachgab. Und was war ihr wichtiger? Dass die Leute nichts zu tuscheln hatten oder ein zufriedener Mann?
 

Sie bemerkte, wie Ino auf sie zusteuerte und sich auf den freien Platz neben sie warf. Ihre Trauzeugin litt vom ausgelassenen Tanzen noch unter Schnappatmung, ihr Gesicht war rot und ihr Make-up, auf das sie viel Wert legte, hatte sich um die Augen herum selbstständig gemacht. Sie schnappte sich eine unbenutzte Serviette, fächelte sich mit ihr kühle Luft zu und setzte das zufriedenste Lächeln auf, das Temari je bei ihr gesehen hatte.
 

»Hab ich dir schon gesagt, dass diese Feier großartig ist?«, japste sie. »Die Hochzeit von Naruto und Hinata war ein Totentanz dagegen.«

»Ach, übertreib nicht.« Sie winkte ab. »So schlecht war es bei den beiden auch nicht. Die Musik war das Problem.«

»Die war echt seltsam.« Ino nickte. Sie linste zu Sai herüber, der sich am Buffet ein Glas Wasser nach dem anderen eingoss und ihre Miene bekam einen verträumten Touch. »Ich hätte nie gedacht, dass er so ein begnadeter Tänzer ist. Die Darsteller aus diesen Tanzfilmen können gegen ihn einpacken.«

Temari schmunzelte. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich Tanzstunden bei ihm genommen.«

»Verkehrt wäre es nicht gewesen«, flachste sie. »Aber in dem Gewusel hat außer Shikamarus Mutter eh keiner auf euch geachtet. Und sie ist wahrscheinlich nur froh, dass ihr Sohn so eine tolle Frau wie dich abbekommen hat.«
 

Sie setzte ein Lächeln auf, um Ino weiszumachen, dass sie sich geschmeichelt fühlte, obwohl sie dieses Kompliment nicht verdient hatte. Wenn sie eine tolle Frau wäre, würde sie ihrem Mann nicht aus Imagegründen den Tag ihrer Hochzeit vermiesen. Und wenn es nur um Sex ging, den er nach der langen Wartezeit wirklich verdiente.
 

»Es geht mich zwar nichts an«, Ino näherte sich ihr und senkte die Stimme, »aber was ist heute Abend mit Shikamaru los? Ihr steckt nicht schon in der ersten Ehekrise?«

»Nein.« Temari versuchte, überzeugend zu klingen und leierte sich rasch eine Ausrede aus dem Kreuz. »Ihm geht’s nicht so besonders. Ich glaube, das Stück von Yoshinos Zuckerkuchen, das er vorhin gegessen hat, ist ihm nicht gut bekommen.«

Ihre Trauzeugin überlegte hin und her und bestätigte ihre Aussage mit einem Nicken. »Jetzt da du es erwähnst …«, begann sie, »Ich hab mich auch nicht wohl gefühlt, nachdem ich davon hatte.«
 

Temari tippte eher darauf, dass es ihr schlechtes Gewissen war, weil ihr innerer Kalorienzähler ausgeschlagen hatte, behielt den Gedanken aber für sich.
 

»Ist er Spazieren gegangen?« Ino warf ihr einen erwartungsvollen Blick zu und sie fühlte sich zu einer weiteren Lüge genötigt.

»Ja, er hofft, dass es an der frischen Luft besser wird.«

»Und ich hoffe für euch beide, dass es klappt.« Ihre Trauzeugin zwinkerte ihr zu.
 

Temari Augenbrauen zuckten nach oben, doch sie verhinderte in letzter Sekunde, belustigt auszusehen. Ein spontaner Geistesblitz hatte sie getroffen.
 

»Wegen der Hochzeitsnacht, meinst du?«, gab sie zurück und runzelte die Stirn. »Die wird heute sowieso nichts.«

Ino schaute sie voller Mitgefühl an.

Da sie nicht riskieren wollte, dass ihre Trauzeugin diese Information falsch interpretierte, flüsterte sie: »Mein Zyklus ist durch den Stress der letzten Monate etwas durcheinander. Schlechtes Timing.«

»Ach, herrje!«, entgegnete sie bestürzt. »Ihr beide tut mir leid. Was ist denn eine Hochzeit, bei der man sich nicht auf die Hochzeitsnacht freuen kann?«

Sie zuckte die Achseln. »Halb so wild. Wir holen es in ein paar Tagen nach.« Temari legte eine Pause ein, dann senkte sie abermals die Stimme. »Apropos: Hast du zufällig etwas für den Notfall?«

»Leider nicht«, antwortete Ino, »aber eine hier leidet bestimmt mit dir mit.«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte nicht, dass sich das hier herumspricht.«

»Das kann ich verstehen.« Sie nickte. »Wenn man von meiner Hochzeit redet – die hoffentlich irgendwann kommen wird –, möchte ich auch nicht als arme Braut abgestempelt werden, die ihre Tage hatte … Soll ich für dich fragen?«

»Danke«, sagte Temari, »aber ein kleiner Spaziergang nach Hause kommt mir nach dem Essen ganz recht.« Und da sie nicht wusste, ob Ino dieses Argument ausreichte, ergänzte sie: »Bei der Gelegenheit kann ich mir gleich eine Schmerztablette einwerfen.«

»Mach das. Ich halte hier die Stellung und passe auf, dass niemand den Saal auseinander nimmt.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und nickte selbstsicher. »Wenn jemand nach dir fragt, sage ich, dass du dein Make-up zu Hause vergessen hast.«

»Danke, bis später!«
 

Temari fischte ihre Tasche unter dem Tisch hervor, stand auf und steuerte auf den Vorderausgang zu, entschied sich in letzter Sekunde um und machte einen Abstecher zu Kankurou. Doppelt hielt besser, wenn man dieser Redensart Glauben schenken konnte.

Ihr Bruder stand am Buffet. Er hatte Daumen und Zeigefinger an sein Kinn gelegt, hielt in der anderen Hand einen großen Teller und seinen Stirnfalten nach zu urteilen, überlegte er angestrengt, was er sich als Zwischenmahlzeit gönnen sollte.

Sie tippte ihm auf die Schulter und er fuhr erschrocken zu ihr um.
 

»Schleich dich nicht so an!«, murrte er. »Oder willst du deinen Hochzeitstag jedes Jahr in Suna verbringen, weil du mich mit ’nem Herzinfarkt ins Grab gebracht hast?«

»Überdramatisch wie eh und je«, seufzte Temari und kam ohne weitere Umschweife auf den Punkt: »Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich eine Weile weg bin.«

»Wie lange?«

Ein Achselzucken. »Eine halbe bis Dreiviertelstunde.«

Seine rechte Braue wanderte nach oben. »Weil?«

»Mich hat ein gewisses Problem –«

Er hob die Hände und brachte seine Schwester zum Schweigen. »Spar dir die Infos und verschwinde.«

»Nur wenn du mir einen Gefallen tust.«

Kankurou pickte sich ein paar Garnelen im Teigmantel aus einer Schale. »Kommt drauf an«, murmelte er.

»Könntest du die Leute unterhalten, falls es unruhig werden sollte? Du übst dich doch seit einer Weile an ein paar Sketchen.«

Er schürzte die Lippen und stierte seine Schwester an. Das zusammen mit seiner stacheligen Frisur – seine Kapuze hatte er wie seine lila Schminke im Schrank gelassen – erinnerte er sie an einen glotzenden Kugelfisch. »Warum sorgt dein werter Ehemann nicht für ein bisschen Entertainment?«

»Siehst du ihn denn?«, fragte sie.

Sein Blick schweifte flüchtig durch den Raum, als würde es ihn ohnehin nicht interessieren und er winkte ab.

»Okay«, sagte er, »ich mach’s, falls es nötig sein sollte.«

»Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann!« Sie fiel ihn mit übertriebener Dankbarkeit um den Hals.

»Was tut man nicht für seine einzige Schwester«, murrte er und befreite sich aus ihrer Umarmung. »Und jetzt hau ab!«
 

Sie warf ihm ein Lächeln zu und verschwand durch die Eingangstür auf den breiten Korridor. Verstohlen sah sie sich nach unerwünschten Zeugen um, schlich an der Küche und den Toiletten vorbei und bog links in den nächsten Gang ab. Sie folgte ihm und stieß an seinem Ende an die zwei Türen, die in die Umkleiden führten. Sie drückte die Klinke der Linken herunter und öffnete sie einen Spalt breit, blickte sich um, um sicherzugehen, dass sie nicht beobachtet wurde und betrat den Raum. Die Luft roch abgestanden, als wäre ein paar Tage nicht gelüftet worden. Sie verdrängte diesen unwichtigen Eindruck und hielt nach ihrem deprimierten Mann Ausschau.

Sie fand ihn in der hinteren Ecke des Raumes. Mit auf den Knien gestützten Ellenbogen saß er vorgebeugt auf einer Bank und starrte ins Leere.
 

»Wolltest du nicht kalt duschen gehen?«, scherzte sie.

Der kleine Spaß prallte an Shikamaru ab. »Nicht wirklich«, murmelte er tonlos. Seine Augen huschten zu ihren und betrachteten sie ohne Ausdruck. »Was machst du hier?«

Sie zog eine Braue hoch. »Hast du gar keine Idee?«

»Nein, deshalb frage ich«, gab er zurück. »Aber falls du vorhast, mich zurück zur Feier zu schleifen, muss ich dich enttäuschen.«

Temari trat auf die Tür zu, die zum Nebenraum der Halle führte, schenkte ihrem Mann ein Lächeln, das er nicht quittierte und drehte den Schlüssel im Schloss um.

Seine Miene regte sich nicht. »Wenn du mich hier einschließen möchtest, nur zu«, sagte er tonlos. »Damit tust du mir eher einen Gefallen. Dann muss ich mich wenigstens nicht zwingen, gut gelaunt auszusehen.«

»Wenn du dich vorhin schon dazu gezwungen hast, ist das ordentlich daneben gegangen«, erwiderte sie. »Du bist ein grauenhafter Schauspieler.«

»Was für ein Pech.«
 

Er gähnte demonstrativ, lehnte sich zurück an die Wand und beobachtete seine Frau, wie sie mit prüfendem Blick aus dem Fenster schaute. Ihre Hand ging zur Jalousie und ließ sie herunter, bis das Licht durch die vielen Speichen gefiltert in den Raum fiel. Im Anschluss durchstöberte sie den Schrank, zog Handtücher und mehrere Bademäntel heraus und warf sie auf den Boden.
 

»Was soll das werden?«, fragte Shikamaru, ohne wirkliches Interesse an einer Antwort zu haben.

Temari ging zu der Tür zurück, durch die sie gekommen war. »Wonach sieht es denn aus?« Sie schloss sie ebenfalls ab und wandte sich mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihm um.

Er hielt ihrem Blick stand und deutete ein Schulterzucken an. »Nach absoluter Verwirrtheit«, erwiderte er und obwohl nichts in ihrem Gesicht darauf schließen ließ, setzte er nach: »Du hast getrunken, oder?«

»Nein, das hebe ich mir für später auf.« Ihre linke Hand fuhr auf ihren Rücken. »Zuerst muss ich verhindern, dass wir uns gegenseitig den Abend versauen.«
 

Die Worte »Dafür ist es eh zu spät« waren auf dem Weg zu seinem Mund, doch als er beobachtete, wie sie den Reißverschluss ihres Kleides herunterzog, vergaß er sie auf der Stelle. Sie streifte sich einen der Träger von den Schultern und hielt beim zweiten inne.

Ihre Brauen wanderten höher und zusammen mit ihren Lippen, auf denen ein sachtes Lächeln stand, schlich sich ein auffordernder Ausdruck auf ihr Gesicht.
 

Temari wartete kurz ab, dann fragte sie: »Soll ich das allein erledigen oder möchtest du mir helfen?«
 

Shikamaru löste sich aus seiner Erstarrung und obwohl er daran dachte, dass die Möglichkeit bestand, dass ihm seine Frau einen üblen Streich spielte oder er in einem wunderbaren Traum gefangen war, sprang er auf, stürzte zu ihr herüber und zog sie an sich. Er küsste sie, schickte seine Hände auf Wanderschaft, atmete ihren Orangenduft tief ein – und stellte fest, dass es weder ein Scherz noch ein Traum war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Majaaaa
2015-09-25T15:04:17+00:00 25.09.2015 17:04
Das Kapitel war super und auch sehr lustig. Temari hat eine gute Entscheidung getroffen und Shikamarus Reaktion war super. Mach weiter so
Antwort von:  Rabenkralle
28.09.2015 09:58
Dankeschön, es freut mich, dass es dir gefallen hat. :)

Liebe Grüße,
Rabenkralle


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