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Eine Nacht im Labor

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zum Hörbuch:
https://youtu.be/p4MDUiJQpvw
und
https://soundcloud.com/eineleserhia/baymax-nachts-im-labor-von-grauw0lf

Mit vielen Dank an die gute Rhia für diese tolle Arbeit :) Komplett anzeigen

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Nächtliches Treiben

"Zu langsam."

Murmelte Gogo vor sich hin, während sie ihren Blick über das Rad schweifen ließ. Sie wusste nicht, wo sie noch an Gewicht sparen sollte, ohne auf wichtige Komponenten verzichten zu müssen. Wie sie es auch drehte und wendete, ihr Kopf war leer gefegt.

Ich brauche eine Pause

Dachte sie sich, legte die Hände in ihren Nacken und lehnte sich gegen die Lehne des Stuhls. Das Labor war längst von allen verlassen worden und, als sie zur Uhr blickte, wusste sie auch warum. Es war bereits kurz nach elf. Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie die Zeit vergangen war.

"Gogo?"

Die Stimme Honey Lemons drang an ihr Ohr und sie wandte den Kopf zu ihr. Dort stand sie fertig zum Gehen in der Türschwelle und blickte sie fragend an, ehe sie fortfuhr.

"Es ist schon spät, willst du nicht auch langsam los?"

Kurz dachte sie darüber nach, doch entschied sie sich dagegen.

Sie nickte mit dem Kopf, blies ihre Kaugummi Blase auf und ließ sie platzen.

"Danke Honey. Aber ich denke, ich bleibe noch ein paar Minuten hier und versuche, dieses Gewichtsproblem zu lösen."

Mit einem Wink verabschiedete Gogo sich und wandte sich wieder ihren Notizen zu.

Die Zeit verging und aus Minuten wurde eine Stunde, dann zwei, dann drei. Ihre Kaugummis waren auch beinahe aufgebraucht und die Kaffeemaschine sponn auch bereits. Ihre Nerven lagen blank. Im Augenwinkel sah sie ein Flackern von außerhalb des Fensters und genervt musste sie feststellen, dass es zu regnen begonnen hatte.

"Na großartig."

Entfuhr es ihr. Jetzt durfte sie im Regen nach Hause fahren. Gottlob war morgen Samstag und sie würde ausschlafen können. Lustlos kratzte sie mit dem Bleistift über das Papier und sah sich ihr Fahrrad an, wie es über ihrer Werkbank hing. Sie könnte versuchen, den Elektromagneten ein wenig zu verkleinern, doch wusste sie durch ihre Berechnungen, dass sie schon fast am Limit war. Noch etwas weniger und die Räder würden bei der Fahrt einfach abfallen. Allerdings fiel ihr auch etwas anderes nicht ein und so wollte sie es wenigstens versuchen. Kurz an Wasabis Tisch vorbeigelaufen und den Schraubenzieher geschnappt. Er war ja nicht hier, um sich darüber aufzuregen und wenn sie es wieder ordentlich an seinen Platz zurückbringen wird, würde es ihm wahrscheinlich nicht einmal auffallen. Schnell noch das Hinterrad entfernt, das Bike von der Aufhängung gelöst und es konnte losgehen. Doch die Schraube saß fest, zu fest. Das fehlte ihr jetzt noch. Sie warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen den Schraubenzieher. Sie quietschte und knarzte und dann gab die Schraube nach. So ruckartig, dass Gogo sich nicht mehr halten konnte und mit voller Wucht auf den harten Boden auftraf.

"Au! Verdammt!"

Brüllte sie durch das ganze Labor. Zuerst diese Verspannungen im Nacken und jetzt auch noch der rechte Arm, mit dem sie aufgekommen war. Sie könnte ausrasten. Voller Wut griff sie nach dem Schraubenzieher und pfefferte diesen quer durch den Raum. Mit einem lauten Krachen landete das Stück Metall schließlich wieder und ließ ein lautes Echo von sich, das sich wie Wellen ausbreitete und langsam abebbte. Gogo atmete tief durch und genoss für einen kurzen Moment die Stille, die ihr Ausbruch hinterließ. Doch hörte sie stattdessen etwas anderes. Ein leises Quietschen wie von Gummi, das sich dabei gleichsam wie Schritte anhörte. Sie drehte sich zur Quelle des Geräusches um und vor ihr stand der große, weiße, mit niedlicher Optik versehene Roboter.

"Guten Tag. Ich bin Baymax, dein..."

"Schon gut Baymax, ich weiß wer du bist."

Unterbrach Gogo den Roboter.

"Auf einer Skala von eins bis zehn. Wie bewertest du..."

Fing dieser an.

"Baymax, was machst du hier? Solltest du nicht bei Hiro sein?"

Fuhr sie ihm wieder ins Wort und sah ihn skeptisch aus dem Augenwinkel an.

"Hiro sagte, dass die Stromrechnung für das Aufladen meiner Batterien die Kapazität Tante Cass‘ sprengen würde. Deshalb brachte er mich zum Aufladen hierher."

Gogo antwortete nicht, stattdessen blies sie ihre Kaugummiblase auf und ließ sie wieder platzen. Was er sagte, ergab durchaus Sinn, doch wusste sie nicht, wie viel Energie Baymax wahrscheinlich verbrauchen würde. Doch wenn sie darüber nachdachte, was er eigentlich in ihren Einsätzen so alles leistete, kam sie zu dem Schluss, dass es wohl beachtlich sein müsste.

"Ich scanne dich jetzt.“

Unterbrach der Roboter ihren Gedankengang.

"Das wird nicht nötig sein."

Erwiderte sie.

"Scan abgeschlossen."

Sie rollte mit den Augen und stemmte die Hände in die Hüften.

"Diagnose: Du hast eine leichte Prellung am rechten Unterarm. Zusätzlich ist dein Hormonhaushalt durch das ganze Koffein durcheinander geraten und durch zu langes Sitzen hast du nun Verspannungen im Nacken und Schulterbereich."

Nicht übel

Musste sie eingestehen. Er lag mit allem richtig.

"Ich empfehle für die Prellung eine Creme für die Haut, für den Hormonhaushalt genügen Schlaf und für die Verspannungen eine kräftigende Massage."

Eine Creme für die Prellung würde nicht nötig sein und für den Schlaf würde sie schon sorgen, doch eine Massage wäre genau das, was sie nun brauchen würde. Vielleicht würde das ihre Gedanken wieder in Schwung bringen.

"Kennst du dich mit Massagen aus?"

Der Roboter hob den Finger.

"Ich beherrsche über zehntausend verschiedene medizinische Verfahren, worunter auch Massagen für Entspannung und Lockerung der Muskeln fallen. Bitte setz dich."

Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie ergriff den nächstbesten Stuhl in Reichweite und setzte sich mit der Rückenlehne an ihre Brust darauf. Sofort spürte sie die kalten, aber zarten Vinylfinger des Roboters, die sanft ihre Schultern massierten. Gott, tat das gut und ihr entfuhr ein leichter Seufzer. Das musste sie öfter machen lassen und sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass es doch ganz praktisch wäre, wenn Hiro ihn öfter zum Laden im Labor ließe, wenn sie mal wieder länger arbeitete. Sofort entspannte sie sich und merkte, wie ihre Muskeln es ihr gleich taten.

" Das tut so gut."

Entfuhr es ihr mit einem weiteren Seufzer. Ihre Augenlider wurden bereits schwer und nur mit Mühe konnte sie sich wach halten. Die Minuten vergingen für sie auch viel zu schnell. Als der Druck an ihren Schultern nachließ, war sie beinahe eingeschlafen.

"Warum hörst du damit auf, Tadashi?"

Fragte sie schlaftrunken, als sie bemerkte, was sie gerade gesagt hatte. Schlagartig war sie wach, als sie Baymax hinter sich sagen hörte

"Deine Neurotransmitterwerte zeigen einen deutlichen Anstieg an. Du bist glücklich, doch bin ich Baymax, nicht Tadashi."

“Ich weiß, ich weiß.“

flüsterte sie leise.

“Ich registriere einen plötzlichen Abfall deiner Neurotransmitterwerte. Sollte ich etwas falsch gemacht haben, so tut es mir leid.“

Nein

dachte sie resigniert.

Du hast nichts falsch gemacht

Sie seufzte und erhob sich.

“Danke Baymax.“

Sagte sie und ließ ihre Schultern kreisen.

“Das hat gut getan. Ich denke, ich mache mich dann jetzt wieder an die Arbeit.“

Sie hatte zwar keine neuen Ideen bekommen, aber die Verspannung im Nacken war tatsächlich weg. Doch dafür brauchte sie jetzt eher Ablenkung von ihren Gedanken. Sie lenkte ihre Schritte in die Richtung, in die sie den Schraubenzieher geworfen hatte und fand ihn unter einem der zahlreichen Schreibtische. Zum Glück hatte sie nichts getroffen. Zurück am Fahrrad versuchte sie sich noch einmal an der lästigen Schraube, nur brauchte sie diesmal wesentlich weniger Kraft um sie endgültig zu lösen. Als sie den begehrten Elektromagneten dann schließlich endlich auf ihrem Schreibtisch liegen hatte, war ihr die Lust am Arbeiten vergangen. Immer wieder drifteten ihre Gedanken ab.

Es war einer der ersten Tage in dem Labor gewesen, als sie ebenfalls wie ausgebrannt war und einfach keine Ideen zustande brachte. Der einzige Gedanke war, dass es etwas mit Geschwindigkeit zu tun haben sollte. An diesem Tag saß sie auch bis spät da und es war Tadashi gewesen, der sie gefragt hatte, ob sie nicht langsam nach Hause gehen wolle. Als sie dies ebenfalls verneinte, war er zu ihr rübergekommen.

„Woran arbeitest du eigentlich?“

Hatte er gefragt. Gogos einzige Antwort war ein schiefer Blick gewesen.

„Ich verstehe.“

Hatte er gelacht und ihr eine Stange Kaugummis hingelegt.

„Hier, das hilft beim Denken.“

Die Wochen darauf verbrachten sie beide einige Zeit zusammen im Labor, da auch er ständig Nachtschichten einschob, um mit seinem Roboterexperiment weiterzukommen. Mit der Zeit waren auch die anderen dazugekommen. Fred, Wasabi und Honeylemon, doch manchmal genoss sie es auch einfach, alleine mit ihm im Labor zu sein. Sie vermisste diese Zeit.

Ein leises Quietschen riss sie aus ihren Gedanken und als sie sich umdrehte, stand Baymax hinter ihr.

„Kann ich dir vielleicht behilflich sein?“

Gogo sah ihn fragend an, dann lächelte sie schwach, als sie sich an die unzähligen Fehlversuche erinnerte, mit denen der ältere Hamada zu kämpfen gehabt hatte.

„Tadashi hat wirklich eine Menge Arbeit in dich investiert.“

„Er sagte immer wieder, ich würde einmal einer Menge Menschen helfen.“

Sie wusste nicht ganz, was sie antworten würde, daher brachte sie nur ein knappes Ja heraus. Wenn sie so darüber nachdachte, war das hier eigentlich eine der wenigen Gelegenheiten, sich Baymax einmal etwas näher anzusehen.

Während sie ihn sich so ansah, fragte sie sich, ob Baymax seinen Schöpfer genauso vermisste wie sie, doch kam sie zu dem Schluss, dass ein Roboter, den man nicht einmal beleidigen konnte, auch nicht befähigt sein konnte, so etwas wie Verlust und Trauer zu empfinden.

„Tadashi.“

murmelte sie geistesabwesend.

„Tadashi ist hier.“

antwortete der Roboter und riss sie erneut aus ihren Gedanken.

„Wie meinst du das?“

fragte sie ihn und als Antwort erschien ein Film auf seiner Brust. Er zeigte eines der unzähligen Videoprotokolle, die Tadashi während seiner Arbeit an Baymax aufgenommen hatte. Allen voran seine Fehlversuche. Der Roboter erhob erneut den Finger und sagte

„Tadashi hat auch eine Aufnahme für dich anfertigen lassen.“

Gogo sah ihn ungläubig an.

„Was meinst du damit?“

fragte sie ihn neugierig. Ein kurzes Flackern und wieder erschien Tadashi auf dem Bild. Er schien etwas nervös, kratzte sich den Nacken, als er sprach.

„Hey Gogo. Arbeitest du wieder die ganze Nacht durch?“

Er seufzte.

„Nein das ist dämlich. Was anderes.“

er atmete kurz durch und fing an

„Guten Abend Gogo, ich habe mich gefragt, da du die ganze Nacht wahrscheinlich wieder an deinem Rad arbeiten wirst, ob du nicht Lust hättest eine Pizza zu bestellen. Hast du Hunger? Also ich schon.“

Er lachte nervös in die Kamera, ehe er wieder den Kopf hängen ließ.

„Oh Gott, sie bringt mich um. Baymax, zeig mir bitte mal was du aufgenommen hast.“

Als das Video endete flüsterte sie

"Du warst schon echt ein seltsamer Kerl Tadashi."

Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab und nur mit Mühe konnte sie sich davon abhalten, den Arm nach dem Hamada auszustrecken. Es stimmte sie traurig und glücklich zugleich, ihn so enthusiastisch bei der Arbeit zu sehen.

„Sag mal, hast du noch mehr Videos von Tadashi?“

Als die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster brachen, betrat Honeylemon in aller Frische das Labor. Das erste, was sie sah, war ihre Freundin, wie sie in ihrem Stuhl eingeschlafen war, laut schnarchend, und Baymax, der ihr gegenüberstand und auf dessen Brust ein Bild prangte. Erst beim näheren Hinsehen erkannte sie, dass es sich um eine Aufnahme von Tadashi handelte. Sie musste schmunzeln, als sie Gogo so friedlich schlafend sah, mit einem seligen Gesichtsausdruck.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2015-07-06T13:07:10+00:00 06.07.2015 15:07
Hey ◠‿◠

XD das war süß. ein wirklich niedliches OS. Die Idee das Baymaxx im Labor ist und Gogo tröstet mit ein paar Videos von Tadashi und das Gogo endlich mal etwas entspannung findet hat mir sehr gut gefallen. Auch die art wie du Tadashi geschrieben hast war toll. Es hat sich richtig gut der grundgedanke von ihm abgesetzt, das er gern menschen Hilft und wie er das alles mit Baymaxx programiert und gespeichert hat ... ja, irgendwie lebt er schon in Baymaxx weiter.

(¯`°v°´¯) . CuCu,
. (_.^._) . Jyorie
Antwort von:  jyorie
06.07.2015 15:09
Ps. das beide Geschichten von dir Baymax heißen ist ein bisschen irritierend auf den ersten Blick, wenn man deine FFs anklickt. Den Untertitel sieht man auf der Übersicht (http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/875574/) nicht. Daher könnte es wie eine Fortsetzung wirken.
Antwort von:  GrauW0lf
06.07.2015 15:37
Hey, so sieht man sich wieder^^

Ja hab das Problem hoffentlich mit dem Zusatz gelöst.
Danke für den Hinweis :)
Antwort von:  jyorie
06.07.2015 16:30
jipp :D so sieht man sich wieder :D

na ja, ich kann dir ja schlecht Vorschriften machen, schau doch einfach mal selbst auf den Link, wie deine Geschichten angezeigt werden.

Ich dachte halt als Tipp und damit du mehr "wiedererkennungswert" hast mit deinen Geschichten, das man vielleicht den Untertitel mit in den Titel, oder als Titel selbst nimmt. Weil viele Leser schon bei dem Titel entscheiden, ob sie eine Geschichte lesen oder aussortieren. Und bei dem Fandom Baymax die Geschichte einfach "Baymax" zu nennen, sieht nicht für jeden nach Crativität aus. (Die Untertitel sieht man ja leider nicht in der Übersicht).
Antwort von:  jyorie
06.07.2015 16:32
wie gesagt, ist nicht bös gemeint, oder das ich dir reinreden möchte.

Würde mich freuen wenn du hier auch ein paar Leser findest :D


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