Zum Inhalt der Seite

Über Katzen und Krähen

Oneshot-Sammlung
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Operation: Tsukishima (Sequel zu Kapitel 2)

Schritt 1
 

Kuroo hielt sich selbst für einen ausgesprochen fairen und geradlinigen Menschen – auch wenn er sicher war, dass Kenma und Yaku ihm mehr oder weniger lautstark widersprechen würden – aber manche Dinge verlangten einfach nach einer guten alten Intrige. Abgesehen davon, dass er einen ganzen Berg großartiger Eigenschaften besaß, war Kuroo auch ein Meister der Beobachtung und der daraus resultierenden und möglich gemachten Manipulation. Selbstverständlich war er viel zu anständig, um diese Beobachtungsfähigkeiten zu niederen Zwecken einzusetzen, aber seine aktuelle Mission verlangte nach harten Maßnahmen.
 

»Oi, Sawamura«, sagte er am vorletzen Tag ihres gemeinsamen Trainingscamps zum Kapitän von Karasuno. Sawamura blickte ihn erwartungsvoll an. Viele Leute würden sicher sagen, dass Sawamura ein Fels in der Brandung war, unerschütterlich, verlässlich… Und natürlich hatten sie damit vollkommen Recht. Aber selbst ein Fels in der Brandung wurde irgendwann von eben jener Brandung abgetragen… oder konnte mit einem Hammer in der richtigen Größe zerschlagen werden.
 

»Hast du Brille-kuns Handynummer?«, fragte er lässig.
 

Sawamaru blinzelte verwirrt und seine Augen huschten automatisch durch die Halle, in der überall vollkommen erschöpfte Volleyballspieler herumstanden oder lagen. Die einzige Ausnahme waren selbstredend Hinata und Kageyama, die sich wegen irgendetwas – wahrscheinlich Volleyball, deduzierte Kuroo mit seiner einzigartigen Beobachtungsgabe – lautstark beharkten.
 

»Du meinst Tsukishima?«
 

Kuroo nickte und pustete sich eine Strähne Haar aus dem Gesicht. Sawamura runzelte die Stirn und Kuroo setzte sein gewinnendes Lächeln auf.
 

»Wenn du seine Nummer willst, solltest du ihn danach fragen«, gab Sawamura zurück. Kuroo notierte sich mental, dass seine Art von gewinnendem Lächeln bei Sawamura nicht anschlug. Umso besser, dass er wusste, welche Art von Lächeln Sawamura beeindruckte.
 

Er lehnte sich lässig gegen die Wand hinter ihnen und verschränkte die Arme im Nacken. Sein Blick suchte und fand einen gewissen Drittklässler, der sich gerade mit einem Handtuch den Schweiß vom Gesicht wischte und einen großen Schluck Wasser trank.

»Du solltest es Sugawara einfach sagen«, meinte Kuroo beiläufig und beobachtete belustigt, wie Sawamuras Gebaren sich von null auf hundert veränderte. Er wirkte plötzlich nicht mehr besonders felsig, sondern sah eher panisch aus. Mehr wie ein Kaninchen vor der Schlange.
 

»Was?«
 

»Du weißt schon. Die Gefühle. Ihr werdet schließlich nicht ewig auf eine Schule gehen… es wäre so traurig, wenn ihr euch aus den Augen verliert«, sagte Kuroo und seufzte dramatisch. Sawamura sah aus, als hätte Kuroo ihm gerade ein Messer an die Kehle gehalten.

»Woher…?«, knurrte er sehr leise und Kuroo lachte leise.
 

»Ich bin einfach ein aufmerksamer Beobachter«, sagte Kuroo und bemühte sich bescheiden zu klingen, was ihm grandios misslang. Sawamura sah weniger beeindruckt und mehr missmutig aus.

»Wehe, du sagst ihm irgendwas!«, sagte Sawamura und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Kuroo lachte und winkte ab.
 

»Ach! Ich würde niemals… aber du weißt ja, wie das ist. Im Eifer einer Abschlussfeier kann einem schon mal das ein oder andere rausrutschen. Ich hoffe natürlich, dass ich mich zusammenreißen kann.«
 

Sawamura starrte ihn eine ganze Minute fassungslos von der Seite an. Kuroo war klar, dass Sawamura gerade die Erleuchtung darüber aufging, dass er erpresst wurde, auch wenn erpressen so ein harten Wort war, dass Kuroo es eigentlich lieber nicht verwenden würde. Er gab Sawamura einen sanften Schubs in die richtige Richtung. Und diese Richtung hieß Tsukishima Kei.
 

»Na schön«, zischte Sawamura und stapfte zu seiner Sporttasche hinüber, kramte darin herum und holte sein Handy hervor. Kuroo – auf alles vorbereitet, wie üblich – hatte seines bereits zur Stelle und legte einen neuen Eintrag an. Brille-kun. Erwartungsvoll blickte er Sawamura an, der ihm einen sehr finsteren Blick zuwarf und dann anfing, ihm die Handynummer von Tsukishima zu diktieren.
 

Kuroo speicherte den neuen Eintrag zufrieden mit sich, der Welt und Sawamuras allzu offensichtlichen Gefühlen für Sugawara Koushi. Schritt eins der Operation Tsukishima Kei war erfolgreich abgeschlossen.
 

Schritt 2
 

»Oi, Kenma! Kann ich mir dein Handy ausleihen?«
 

Kenma sah nicht von seinem Nintendo auf.
 

»Nein.«
 

Kuroo fühlte sich sofort missverstanden und ungerecht behandelt. Er schnaubte.
 

»Aber wieso nicht? Vertraust du mir nicht?«, fragte er und wenn Kenmas Blick ihm mitteilte, dass er unnötigerweise schmollte, dann ignorierte er die Wahrheit dieser Botschaft geflissentlich.
 

»Nicht mit meinem Handy.«
 

Kuroo seufzte. Er kaute ein wenig auf seiner Unterlippe herum und verschränkte die Arme vor der Brust. Kenma drückte auf Pause und blickte ihn von der Seite an.
 

»Ist es wegen dieser Sache, die du mit diesem Tsukiyama am Laufen hast?«, fragte Kenma und klang genauso unbeteiligt wie immer, aber die Tatsache, dass er sein Spiel auf Pause gestellt hatte, verriet Kuroo, dass Kenma auf seine eigene verschwommene Weise Anteil an Kuroos Leben nahm. Er war augenblicklich gerührt von Kenmas Zuwendung.
 

»Tsukishima«, verbesserte er automatisch. Kenma zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder seinem Spiel zu.
 

»Tsukishima. Ist es wegen dem?«, wollte er wissen. Kuroo beugte sich zu Kenma herüber und schaute ihm eine Weile beim Spielen zu. Er würde ungern zugeben, dass seine SMS-Versuche bislang nicht so fruchtbar gewesen waren, wie er sich das ursprünglich vorgestellt hatte. Natürlich war ihm eigentlich klar, dass Tsukishima eine harte Nuss war… aber so hart?
 

»Ja, ok. Es ist wegen Tsukishima«, gab Kuroo schließlich zu. Schließlich war Kenma einer seiner besten Freunde. Kenma antwortete mit etwas mehr Schweigen, dann drückte er erneut auf Pause, legte tatsächlich seinen Nintendo zur Seite und sah Kuroo hinter dem üblichen Vorhang seiner langen Haare an.
 

»Du bist verknallt.«
 

»Auf keinen Fall!«
 

Mehr Schweigen und ein leicht unfokussierter Blick. Kuroo schnaubte und verzog das Gesicht.
 

»Na schön.«
 

»Du solltest es ihm einfach sagen.«
 

»Bist du wahnsinnig? Außerdem hab ich es schon durch die Blume gesagt!«
 

Kenma schien einen Augenblick lang darüber nachzudenken, ob Kuroo Tsukishima wirkliche Blumen geschickt hatte. Dann seufzte er und seine Finger krochen schon wieder in Richtung Nintendo.
 

»Was wolltest du mit meinem Handy?«, fragte er schließlich. Kuroo brummte.
 

»Dem Chibi schreiben«, antwortete er pflichtschuldig. Kenma sah ihn für seine Verhältnisse beinahe streng an. Es erinnerte Kuroo an den resignierten Blick, den Kenma immer dann aufsetzte, wenn er für Haiba pritschen sollte und das gefiel Kuroo überhaupt nicht. Er hatte mit Haiba sehr definitiv nichts gemeinsam und stellte sich sicherlich auch nicht so blöd an, wie Haiba mit Schmetterbällen!
 

»Und was wolltest du Shoyo schreiben?«
 

Kuroo fragte sich, wann er Kenma das letzte Mal so viel am Stück hatte sprechen hören. Er war richtig gerührt angesichts all der Fürsorge. Allerdings wand er sich nun wegen der Antwort, die er geben musste. Kenmas Finger fanden seinen Nintendo.
 

»Ich will, dass der Chibi ihm einen Erdbeerkuchen vor die Tür stellt!«, platzte er schließlich heraus und Kenmas Finger hielten inne. Er sah Kuroo an und Kuroo hätte schwören können, dass er ein belustigtes Funkeln erkannte. Dann kramte Kenma tatsächlich sein Handy hervor und begann zu tippen. Kuroo wollte ihm über die Schulter schauen, aber Kenma hielt das Handy außer Reichweite. Dann steckte er es zurück in seine Hosentasche, griff nach seinem Nintendo und fuhr mit seinem Spiel fort.
 

»Der Erdbeerkuchen wird geliefert«, murmelte Kenma. Kuroo war erstaunt ein deutliches Ziehen in der Magengegend zu verspüren. Er wollte lieber nicht fragen, was Kenma Hinata geschrieben hatte. Immerhin hatte er – wenn auch nicht wie ursprünglich geplant – Schritt zwei der Operation erfolgreich beendet.
 

Schritt 3
 

»Warum genau willst du dir so einen Berg Yen von uns leihen?«
 

»Du hast doch hoffentlich nichts Kriminelles gemacht, Kuroo-san!«
 

»Natürlich nicht!«
 

»Kuroo braucht das Geld für ein Zugticket.«
 

»Kenma!«
 

»Was denn?«
 

»Wen genau willst du denn besuchen, Kuroo-san? Hast du etwa eine geheime Freundin, von der wir nichts wissen?«
 

»Sowas in der Art.«
 

»Er will sich mit Tsukishima-san von Karasuno treffen.«
 

»KENMA!«
 

»Was? Kuroo-san! So einen Kuhgeschmack hätte ich dir nie im Leben zugetraut! Dafür bezahl ich nichts!«
 

»Sei nicht bescheuert, Taketora-san! Du kriegst das Geld ja wieder!«
 

»Na schön…«
 

»Dann viel Glück, Kuroo-san.«
 

»Ja, tu nichts, was wir nicht auch tun würden!«
 

»…«



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Junshin
2022-11-17T11:20:54+00:00 17.11.2022 12:20
Hach~ hab ja schon mehrfach betont wie toll ich deine Umsetzung der Charaktere finde. Hab Kuroos Stimme bei jedem Satz im Ohr! Es passt einfach 100Prozent!
Von:  kikoxd
2017-04-18T10:28:03+00:00 18.04.2017 12:28
So...da ich nur Tsukki so toll finde, les ich gerade nur die Teile mit ihm....und ...aaaahhhh ich will mehr!
Viel mehr!
Von:  Soichiro
2017-03-06T18:41:40+00:00 06.03.2017 19:41
Hey ^-^

Das hier ist meine erste FF, die ich zu dieser Serie lese und ich bin froh, dass ich mich für diese entscheiden habe. Das nenne ich einen sehr guten Start xD
Ich habe den OS zu den Beiden und das hier in einem Rutsch gelesen und ich musste wirklich lachen :D
Du triffst sowohl das Hauptpairing als auch die Anderen wirklich super und daher mach das Lesen auch wirklich unheimlich viel Spaß!

Ich könnte Kuroo einfach nonstop feiern...der Kerl hat wirklich eine sehr spezielle Selbstwahrnehmung, um es mal etwas harmlos zu formulieren xD
Die Erspressung lasse ich ihm auch ausnahmsweise mal durchgehen. Daichi tut mir schrecklich Leid, aber da heiligt der Zweck eben mal die Mittel ;)
Das Gespräch mit Kenma war auch eindeutig ein kleines Highlight. Es passte einfach so perfekt zu den Beiden. Und es war zu süß wie du beschrieben hast, dass Kenma zumindest auf seine Art und Weise wirklich an der Gefühlswelt seines Kumpels interessiert ist. Echt zu genial xD
Generell finde ich gut, dass du das hier sozusagen dem OS noch angefügt hast...wirklich eine sehr gute Idee :D

Wie du siehst bin ich wirklich total begeistert! ^-^
Antwort von:  Ur
06.03.2017 20:12
Hey!
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar :) Ich freu mich sehr, dass dir meine kleinen Oneshots gefallen haben und hoffe, du findest noch mehr tolle HQ!! FFs ^-^ Ich feiere Kuroo auf jeden Fall mit dir, ich hab ihn sehr lieb :D
Von:  Hatschepueh
2016-06-04T10:27:04+00:00 04.06.2016 12:27
Ich bin mal wieder sprachlos vor Begeisterung. Die beiden sind momentan mein Lieblingspairing und zusammen mit deinem Schreibstil ist es einfach nur göttlich. Ich hät aber doch zugern gewusst was Kenma Hinata jetzt genau geschrieben hat das er sich da so sicher war das der Kuchen geliefert wird. Das einzige was mich leicht traurig macht ist das der Besuch nicht nochmal beschrieben wurde aber auch so ist es toll.
Von:  Puppenspieler
2016-06-03T22:46:35+00:00 04.06.2016 00:46
Oh Gott. xDDDDDDDD Ich musste so sehr lachen!!! Kuroo hat mal überhaupt keine verzerrte Weltsicht oder so. Nein nein, er ist edelmütig, nett, freundlich, wunderbar und aufrichtig, und viel zu großmütig und ehrbar, um seinen grandiosen Intellekt jemals dazu zu nutzen, zu unlauteren Methoden zu greifen... und ich bin sicher, es hat ihm das Herz gebrochen, dass er es wegen Tsukishima doch tun musste. T^T
Oh, so tragisch.
SO TRAGISCH.
...
Nicht.
Ich kann nicht mehr. :'D Das ist so unglaublich herrlich, ich geh kaputt. xDDDDD Kuroo ist einfach gnadenlos gut getroffen, und seine Gedankenwelt ist absolut wunderschön zu lesen. *^* Traumhaft!

Und Daichi tut mir Leid! D: Mit so etwas erpresst zu werden ist nun wirklich nicht nett. Ich hoffe, er zahlt es Kuroo irgendwann mal heim - womit auch immer. û__u""" Ich fürchte fast, so ein schmierig- ich meine, ehrbarer und aufrichtiger Mensch wie Kuroo lässt sich wohl nicht so einfach erpressen. Hach.
Tragisch!

Ich mag es, wie entsetzt sein Team darauf reagiert, dass er sich so viel Kohle leihen will. xD Und dass Tora mal einfach gar nicht approved, dass Kuroo sich mit dem Feind verbrüdert. û___u Sehr gut. Eigentlich gehört das ja auch bestraft, so betrachtet.

Awwww~ Der OS ist einfach nur herrlich!*^* Ich bin begeistert! ♥


Zurück