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rubatosis

Femslash Oneshot-Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das hier ist ein Beitrag für CharleyQueenss Wettbewerb #GiveElsaAGirlfriend! Ich hab mich für ein Disney/Hogwarts-Crossover entschieden ;) Komplett anzeigen

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Merida x Elsa (Disney's Brave/Frozen)

Blaubeermuffins des Schicksals
 


 

»… und wie sie immer rum stolziert, das ist doch nicht zum Aushalten. Und ich schwöre dir, sie poliert ihr dummes Schulsprecherinnenabzeichen jeden Tag mindestens drei Mal!«
 

»Ähm, Meri…?«
 

»Und wenn sie Quidditch spielen könnte… wofür sie sich natürlich zu schade ist, weil der Wind ihre Frisur ruinieren würde! Wahrscheinlich verbringt sie die ganzen Spiele damit, ihre Haare zu flechten. Wenn man das überhaupt Haar nennen möchte, es könnten auch versilberte Spaghetti sein… Jedenfalls wäre sie sicher Mannschaftskapitänin und würde sich besser fühlen als alle anderen!«
 

»Merida…«
 

»Glaubst du, sie würde hysterisch anfangen zu kreischen, wenn man in ihren Gemeinschaftsraum schleicht und all ihr Makeup klaut?«
 

»Ok, es tut mir Leid, aber ich muss es dir jetzt einfach sagen! Ich glaube, du bist Hals über Kopf verschossen!«
 

Merida hielt mitten in ihrer empörten Geste inne. Ihre Augen richteten sich auf Mulan, die vor ihr in einem der knautschigen Sessel im Gemeinschaftsraum der Gryffindors hockte und sie aus ihren schmalen, braunen Augen musterte. Der Gesichtsausdruck ihrer besten Freundin schwankte zwischen Entschlossenheit und Resignation.
 

Es fühlte sich an, als wäre Meridas Inneres ein prall gefüllter Luftballon gewesen und als hätte Mulan gerade mit einer spitzen Nadel hinein gepiekt. Merida hörte förmlich, wie die Luft zischend entwich und der Ballon auf dem Boden zusammenschrumpfte. Sie ließ langsam ihre Hände sinken und starrte Mulan noch einige Sekunden lang schweigend an, dann holte sie Luft, um sich zu beschweren. Aber Mulan ließ ihr keine Gelegenheit dazu. Sie streckte hastig die Hand aus – mit der unverwechselbaren Geschwindigkeit der Sucherin – und legte sie auf Meridas Lippen, um sie am Sprechen zu hindern.
 

»Du redest seit mindestens zwei Jahren über nichts anderes mehr, weißt so ziemlich alles, was es über Elsa zu wissen gibt und starrst sie dauernd an, als wären deine Augen an ihr festgeklebt. Ich dachte nur, ich sollte dir die Wahrheit sagen, bevor ihr von der Schule abgeht und du sie dann vielleicht nie wieder siehst«, erklärte Mulan bedächtig und ließ ihre Hand sinken. Dann stand sie auf, griff nach ihrer Tasche und wuschelte Merida noch einmal durch ihre wilden roten Locken, bevor sie die Treppe zum Mädchenschlafsaal hinauf verschwand.
 

Merida sackte in sich zusammen und starrte hinüber zur Treppe, als könnte sie Mulan so dazu zwingen zurück zu kommen und ihre Worte zu wiederrufen. Aber alles Starren half nichts, Mulan lag vermutlich gemütlich eingekuschelt in ihrem Himmelbett mit den roten Samtvorhängen und schlummerte sanft vor sich hin, während sie ihre beste Freundin mit einem geplatzten Ballon und einer Art Wirbelsturm zurückgelassen hatte, in den sich die entwichene Luft aus besagtem imaginären Ballon eindeutig verwandelt hatte.
 

Was für ein ausgemacht Blödsinn.
 

Verschossen. In Elsa Arendelle alias Hogwarts‘ Schulsprecherin, Musterschülerin, Slytherin-Prinzessin sondergleichen und Dorn in Meridas Augen seit sie sich das erste Mal gesehen hatten. Lächerlich!
 

Aber wie es einmal mit Gedanken war, die sich plötzlich im Gehirn breit machten, als gehörte ihnen jede Windung und jede Zelle dort, blieben Mulans Worte in Meridas Kopf hängen und hämmerten von innen munter gegen ihre Schädeldecke. Ein Chorus aus Irrlichtern trällerte bestens gelaunt und fiepsig »Verschossen in Elsa, verschossen in Elsa, verschossen in Elsa!« und Merida hatte nicht übel Lust, ihre Ausgabe von Quidditch im Wandel der Zeiten aus dem Fenster oder wahlweise in den Kamin zu pfeffern.
 

Sie warf einen Blick nach draußen, dann auf die Kuckucksuhr in der Ecke neben dem Kamin und dann beschloss sie, dass eine Stunde vor Bettruhe ausreichte, um noch einmal auf ihren Nimbus 2001 zu steigen und sich die elenden Gedanken aus dem Kopf pusten zu lassen. Auf ihrem Besen zu fliegen, half Merida eigentlich immer gegen schlechte Laune und nagende Gedanken und so fischte sie ihren Besen aus dem Schlafsaal – Mulan schlummerte tatsächlich bereits tief und fest, oder sie tat zumindest so – und verließ den Gemeinschaftsraum, um sich unten auf den Ländereien auf ihren Besen zu schwingen. Die Abendluft war angenehm kühl und roch nach Tannennadeln. Hinten in Hagrids Hütte brannte Licht und die Sonne war noch nicht ganz untergegangen. Genau das richtige Wetter für einen ausgiebigen Flug.
 

Merida wartete nicht, bis sie das Quidditchfeld erreicht hatte, sie schwang ihr Bein über den Besenstiel und stieß sich direkt vor der großen Treppe vom Boden ab, um in die Luft zu sirren. Der Wind pfiff ihr ums Gesicht und zerzauste ihre Haare noch mehr, als sie es ohnehin schon waren. Hier oben war alles herrlich klein und das Leben schien immer ein wenig weiter entfernt, als hätte sie eine andere Welt betreten. Merida hatte nicht übel Lust, ihren Besen quer über die Ländereien und darüber hinaus brausen zu lassen, aber sie hatte keine Lust schon wieder Nachsitzen aufgebrummt zu bekommen – so wie letztes Mal, als sie Blaubeertörtchen aus der Küche geschmuggelt hatte und dabei leider von Filch ertappt worden war – und so begnügte sie sich mit ein paar Runden um das Quidditchfeld, über den See und einen Ausläufer des Verbotenen Waldes.
 

Merida versuchte sich daran zu erinnern, wann diese Rivalität mit Elsa eigentlich genau angefangen hatte, aber sie konnte sich nicht so recht erinnern. Tatsächlich wusste sie nicht einmal, ob man überhaupt von einer Rivalität sprechen konnte, denn die meiste Zeit über ging Elsa nicht auf ihre Schnippeleien ein und hatte oftmals nur ein dünnes Lächeln für Meridas Unsinn übrig, den sie meistens im Zaubertrankunterricht veranstaltete, den sie all die sieben Jahre auf Hogwarts immer mit Elsa hatte durchleiden müssen. Mulans entschlossenes Gesicht vor Augen geriet Merida ins Grübeln darüber, wieso sie immer gerade im Zaubertrankunterricht so einen Unsinn anstellte und nicht in ihren anderen Fächern.
 

Weil Zaubertränke ein scheußliches Fach war, das verboten gehörte – und in dem Elsa übrigens und ganz selbstverständlich herausragende Noten hatte. Weil sie Professor Snape nicht leiden konnte. Mulans mentales Bild schüttelte resigniert den Kopf. Merida konnte die Stimme ihrer besten Freundin hören und sie sagte:
 

»Weil du ihre Aufmerksamkeit wolltest, Dummerchen.«
 

Merida wäre beinahe seitlich vom Besen gerutscht, als die Erkenntnis über diese Tatsache ihr entgegenschlug wie ein besonders dicker Ast der peitschenden Weide. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Das alles musste ein schrecklicher Irrtum sein. Erstens einmal war Elsa unausstehlich, arrogant und so fürchterlich prinzessinnenhaft, dass sich Merida die Zehennägel kräuselten, wenn sie darüber nachdachte. Und außerdem war Elsa ein Slytherin. Wo käme man denn hin, wenn plötzlich die Kapitänin der Gryffindor-Quidditchmannschaft mit der Slytherin-Schulsprecherin… Nein! Gryffindor und Slytherin, das passte genauso wenig zusammen wie Merida und Elsa. Soviel stand fest und das würde sie Mulan beweisen.
 

*
 

»Ok, ich hab nachgedacht«, eröffnete sie am nächsten Morgen die Unterhaltung mit Mulan, sobald diese ein Auge geöffnet hatte.
 

»Hmpfg«, machte Mulan und Merida konnte es ihr nicht verübeln, sie waren für gewöhnlich beide Langschläferinnen und Mulan brauchte morgens immer mindestens eine halbe Stunde Ruhe, bevor sie ansprechbar war. Merida schätzte das sehr an ihrer besten Freundin, weil es ihr genauso ging und sie auf diese Art sehr entspannt durch die vielen frühen Morgen kamen. Aber heute war sie schon seit über eine Stunde wach, weil sie nicht mehr hatte schlafen können – und das hatte sicherlich nichts mit einem recht grafischen Traum zu tun, den sie über eine gewisse Slytherin-Schulsprecherin gehabt hatte und von dem sie Mulan niemals erzählen würde.
 

»Ich werde dir«, und an dieser Stelle fügte sie ein mentales ‚und mir‘ hinzu, »beweisen, dass ich kein kleines bisschen in Elsa verschossen bin. Ich werde zwei Wochen lang nicht über sie reden, sie nicht ansehen und sie überhaupt einfach ignorieren!«
 

Mulan gab ein verschlafenes Stöhnen von sich und vergrub sich unter ihrem Kopfkissen, doch Merida ließ sich davon nicht entmutigen. Sie würde ihr Schicksal ändern! Jawohl! Und wenn sie Elsa lang genug ignorierte, dann würde sich sicherlich herausstellen, dass all diese komischen Gefühle eigentlich gar nicht da waren. Oder zumindest nicht von Dauer. Sie gratulierte sich zu ihrer brillanten Idee. Zugegebenermaßen wäre es noch praktischer, wenn sie einfach einen Zaubertrank hätte, den sie in einen Kuchen packen und verspeisen könnte, um ihre Gefühle abzustellen, aber Merida war zu schlecht in Zaubertränke und hätte sich vermutlich bei diesem Versuch vergiftet. Also musste sie ihr Schicksal auf andere Weise in die Hand nehmen.
 

*
 

Meridas Plan klappte ganze drei Tage lang hervorragend. Zugegebenermaßen war es eine kleine Umstellung, sich nicht mehr jeden Tag bei ihrer besten Freundin über Elsa zu beklagen und Elsa hinter ihrem Rücken Grimassen zu schneiden – meistens zur Belustigung der anderen anwesenden Gryffindors – aber sie meisterte die Aufgabe mit einem großen Aufwand an Disziplin. Dann machte ihr Professor Snape einen Strich durch die Rechnung.
 

»Sie werden heute in Zweiergruppen versuchen den Trank Felix Felicis herzustellen. Da ein Teil der Klasse zweifellos unfähig ist, werde ich die Gruppen so zusammenstellen, dass die Wahrscheinlichkeit für tödliche Unfälle minimiert wird.«
 

Merida stöhnte leise. Manchmal fragte sie sich, wieso sie Zaubertränke für ihren UTZ überhaupt belegt hatte und wie um alles in der Welt sie die nötige ZAG-Prüfung bestanden – und dann auch noch gut bestanden – hatte, aber Tatsache war, dass sie zwei linke Hände hatte, wenn es ans Mischen von Zaubertränken ging. Und ein komplizierter Zaubertrank wie der Felix Felicis würde unter ihrer Aufsicht wahrscheinlich explodieren und dann würde sie niemals die Genugtuung erleben, Mulan bewiesen zu haben, dass sie sich kein Stück für Elsa interessierte…
 

»Miss DunBroch und Miss Arendelle. Um den Schaden so gering wie möglich zu halten«, sagte eine kalte Stimme direkt neben ihr und Merida blinzelte einen Augenblick lang, dann schaute sie zum Tisch schräg gegenüber. Ein Paar sehr blauer Augen blickte ihr direkt entgegen und eigentlich hatte Merida ihre eigens erstellte Wette mit sich und der eher unfreiwillig beteiligten Mulan schon verloren, aber Merida befand, dass das definitiv nicht ihre eigene Schuld war.
 

»Selbstverständlich muss der Zaubertrank, wenn er korrekt gebraut wurde, sechs Monate lang ziehen und ist dementsprechend nicht zu gebrauchen, nachdem sie Ihre ersten vermutlich kläglichen Versuche bei mir abgeliefert haben. Allerdings kann man bereits nach kurzem Köcheln feststellen, ob die Herstellung erfolgreich war, oder nicht. Die Zutaten finden Sie im Schrank, das Rezept auf Seite 284. Damit Sie sehen, wie weit entfernt vom korrekt gebrauten Trank Sie sich bewegen, habe ich Ihnen dieses Fläschchen zur Ansicht mitgebracht. Sollte irgendjemand es anrühren, wird er oder sie es bereuen. Machen Sie sich an die Arbeit!«
 

Meridas Blick huschte zu der Phiole, die Snape kurz in seinen blassen Fingern gehalten hatte und die nun vorne auf dem Tisch stand, wo sie fröhlich golden vor sich hin glitzerte. Eine Idee formte sich in ihrem Kopf und sie wusste, dass Mulan die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde, wenn sie Legilimentik beherrschen und in Meridas Kopf schauen würde.
 

»Ist es in Ordnung, wenn wir deinen Kessel benutzen?«, ertönte eine ruhige Stimme direkt neben ihr und Meridas latent kriminelle Gedanken verpufften wie Rauchwölkchen, als sie sah, wer mit ihr gesprochen hatte. Elsa stand direkt neben ihr am Tisch und es ärgerte Merida, dass sie kleiner war als Elsa.
 

Wahrscheinlich war Elsa ihr eigener Kessel zu schade für Meridas klägliche Versuche, diesen elenden Zaubertrank zu brauen. Wenn sie ein wenig Felix Felicis hätte, dann würde sich ihr Schicksal ganz schnell ändern, da war sie sich sicher.

»Von mir aus«, brummte sie missgelaunt und stellte ihren Kupferkessel etwas zu heftig auf den Tisch. Elsa musterte sie kurz von der Seite, dann seufzte sie kaum hörbar und entschwebte in Richtung Zutatenschrank. Merida war beinahe ein wenig erstaunt darüber, dass Elsa sie nicht vorschickte, weil sie sich ihre zarten Fingerchen nicht schmutzig machen wollte.
 

Merida machte sich daran, ein Feuer unter ihrem Kessel zu entzünden und kramte ihren Zauberstab sowie ihre Drachenhauthandschuhe aus ihrer Tasche. Sie hatte jetzt schon drei Mal das Pech gehabt, sich sehr hässliche Blasen zuzuziehen, weil sie irgendeine ätzende Flüssigkeit über ihre Finger gekippt hatte. Im nächsten Moment tauchte Elsa wieder auf und stellte einige Zutaten auf den Tisch vor ihnen.
 

»Wenn du die Murtlaptentakeln schon mal klein schneidest, könnte ich mit dem Pferderettich anfangen«, sagte Elsa. Ihr höflicher Ton ging Merida auf die Nerven. Sie schnappte sich das eingelegte Murtlap und drehte den Glasbehälter auf, um es herauszufischen und die anemonenartigen Tentakel auf dem Rücken abzulösen und zu schneiden. Wahrscheinlich wollte Elsa nur testen, ob sie irgendwelche Probleme mit schleimigen Seetieren und deren Tentakeln hatte. Ha! Sie hatte vor nichts Angst und ganz sicher auch nicht vor Tentakeln. Sie sah missmutig zu, wie Elsa mit ihren feingliedrigen Fingern den Rettich sorgfältig zerstampfte und ihn in das mittlerweile kochende Wasser warf.
 

Sie fühlte sich kribbelig und blickte auf. Elsa betrachtete sie mit leicht schief gelegtem Kopf und zu ihrer grenzenlosen Empörung spürte Merida, wie sie rot anlief. Aber sie würde definitiv nicht wegsehen. Mit fest zusammengepressten Zähnen und gerunzelter Stirn starrte sie zurück und es passierte etwas ganz und gar Unglaubliches. Auf Elsas blassen Wangen zeichnete sich ebenfalls ein rosa Schimmer ab und sie sah wieder hinunter auf den Kessel.
 

So ging es die ganze Doppelstunde lang. Elsa las das Rezept, gab leise, höfliche Anweisungen und Merida reichte ihr die geschnitten, gemahlenen oder ausgepressten Zutaten, damit Elsa sie in den Kessel werfen konnte. Zwischendurch starrten sie sich an und Merida stellte zufrieden fest, dass sie jedes dieser Blickduelle gewann und Elsa zuerst die Augen abwandte. Zehn Minuten vor Ende der Stunde fiel ihr ein, dass sie einen grandiosen Plan hatte, der ihrem Schicksal, das Elsa definitiv nicht beinhaltete, etwas auf die Sprünge helfen würde. Und so schlenderte sie unter dem Vorwand, ihre Handschuhe abspülen zu wollen, nach vorne in Richtung Pult. Snape war gerade damit beschäftigt, über Mulans missratene, nach einer Mischung aus Benzin und Pferdemist riechenden Mixtur zu lästern und eigentlich wäre Merida ihr gern zu Hilfe geeilt, aber stattdessen tauschte sie flink wie ein Wiesel das Fläschchen auf Snapes Tisch mit einem identischen aus, das ebenfalls goldene Flüssigkeit enthielt, und ließ den Felix Felicis in ihre Tasche gleiten.
 

Nur, weil sie miserabel in Zaubertränke war, hieß das nicht, dass sie nicht in Verwandlung und Zauberkunst ganz hervorragend war. Bis Snape feststellte, dass in dem Fläschchen nichts weiter als Egelsamensaft war, den sie golden eingefärbt hatte, würde wohl einige Zeit vergehen. Merida wusch ihre Handschuhe und beglückwünschte sich innerlich dazu, dieses meisterhafte Kunststück vollbracht zu haben. Und zu ihrer Überraschung erklärte Snape am Ende der Stunde, dass ihr Zaubertrank aussah, als könnte man ihn sechs Monate zum Reifen stellen. Natürlich war Merida klar, dass dies eigentlich Elsas Verdienst war, aber dass sie nichts in die Luft gejagt oder verschüttet hatte, war eines Eigenlobes wert.
 

Allerdings nagte die Tatsache an ihr, dass sie nun wegen Elsa zum ersten Mal seit zwei Jahren eine gute Note in Zaubertränke bekommen würde – was Snape sicherlich nicht bedacht hatte und es würde Merida nicht wundern, wenn ihm noch ein Grund einfiel, sie doch schlecht zu benoten. Aber im Moment konnte sie sich damit nicht herumschlagen. Ohne Elsa zu danken oder sie noch einmal anzusehen, rauschte sie aus dem Kerker, bevor Snape doch schon früher auffiel, dass sein Felix Felicis nur noch golden eingefärbter Egelsamensaft war.
 

*
 

»Du hast WAS?«
 

Mulan war in ein kreischendes Flüstern verfallen, nachdem Merida ihr stolz berichtet hatte, was sie heute in der Doppelstunde Zaubertränke bewältigt hatte. Merida hob beschwichtigend die Hände.
 

»Mulan, du bist ein Gryffindor, schon vergessen?«
 

»Mutig ist nicht gleichzusetzen mit lebensmüde!«
 

»Es hat doch alles ganz hervorragend geklappt!«
 

»Es ist definitiv nicht hervorragend! Woher weißt du denn auch, dass Snape nicht irgendeinen magischen Diebstahlschutz in das Fläschchen eingebaut hat und jetzt schon längst weiß, dass du es gestohlen hast?«
 

Merida biss sich auf die Unterlippe. Darüber hatte sie in der Tat noch nicht nachgedacht. Aber wenn dies so war, dann war es jetzt ohnehin zu spät und sie hatte keine Gelegenheit mehr, es rückgängig zu machen. Also konnte sie auch einfach das beste aus der Situation machen.
 

»Wenn deine Mutter wüsste–«
 

»Pscht«, sagte Merida und legte Mulan die Hand auf den Mund. Ihre Freundin sah sehr missbilligend aus, aber Merida fand, dass Mulan sich kaum beschweren konnte, da Mulan diesen Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte. Sie standen ganze zehn Sekunden so da und schließlich seufzte Mulan.
 

»Ich frage mich manchmal, was ich eigentlich in Gryffindor zu suchen habe«, brummte Mulan und warf sich in einen nahe stehenden Sessel. Merida verdrehte die Augen.

»Besonders abenteuerlustig bist du jedenfalls nicht«, gab sie zurück und umfasste mit ihren Finger das kleine Fläschchen in ihrer Umhangtasche. Einen Moment lang zögerte sie.
 

»Willst du trotzdem dabei sein, wenn ich es trinke?«, fragte sie dann. Mulan schaute zu ihr auf und Merida war immer sehr beeindruckt, wie ihre beste Freundin so viele Gedanke durch ihre Augen zum Ausdruck bringen konnte. Sie sagten: »Du bist total bescheuert, dass du diesen Trank nehmen willst, um ein Problem zu lösen, dass überhaupt nichts mit Glück zu tun hat und überhaupt ist es eigentlich nur ein Problem, weil du es zu einem machst!«. Merida ignorierte diese Blickbotschaft geflissentlich.
 

»Na schön! Aber nur, um zu sehen, dass du keinen Blödsinn anstellst!«, sagte Mulan mit einem Augenrollen. Merida grinste zufrieden und sie stiegen gemeinsam die Treppe zum Schlafsaal empor, der Gott sei Dank leer war. Merida kramte das Fläschchen aus den Tiefen ihres Koffers, in dem sie es wohlweißlich versteckt hatte und entkorkte es vorsichtig. Der Gedanke, dass Snape vielleicht gar nicht wirklich den echten Zaubertrank zur Ansicht mitgebracht hatte, sondern dass es irgendeine Furunkellösung war, die sie als Schuldige ausweisen würde, huschte kurz durch ihren Kopf, aber Merida wäre nicht Merida – und eine stolze Gryffindor-Schülerin – wenn sie sich von so etwas unterkriegen lassen würde.
 

Also roch sie kurz an dem offenen Fläschchen, holte tief Luft und setzte an, um einen bemessenen Schluck davon zu trinken – sie würde wohl kaum einen ganzen Tag Glück brauchen, um ihr Problem zu lösen. Einen Moment lang passierte gar nichts, dann langsam aber sicher, überkam Merida ein berauschendes Gefühl von Selbstsicherheit und unbegrenzten Möglichkeiten. Es fühlte sich an, als könnte sie einfach alles schaffen, was sie sich in diesem Augenblick vornahm. Vielleicht würde sie sogar ein Ohnegleichen in Zaubertränke bekommen, wenn sie sich jetzt in diesem Moment an ihren Aufsatz für nächste Woche setzte. Aber dafür hatte sie den Trank nicht genommen.
 

Ihr Problem mit Elsa zu klären, erschien ihr nun plötzlich nicht mehr schwierig, sondern kinderleicht. Sie atmete tief ein, straffte ihre Schultern und grinste Mulan zufrieden an. Mulan musterte sie misstrauisch, als würde sie erwarten, dass Merida jeden Augenblick Tentakeln aus der Nase wachsen würden. Merida kicherte bei dem Gedanken daran.
 

»Wie fühlst du dich?«, erkundigte sich Mulan vorsichtig. Merida streckte sich und atmete entspannt aus.
 

»Fantastisch! Einfach fantastisch!«
 

Mulan verengte ihre Augen.
 

»Und? Was ist der Plan?«
 

Merida dachte kurz darüber nach und lauschte in sich hinein, um dem Rat von Felix zu folgen. Der Zaubertrank schien immer einen kleinen Teil des Weges vor ihr zu erleuchten. Sie nickte zufrieden.
 

»Ich werd mal runter zu den Hufflepuffs gehen«, sagte sie bestens gelaunt und wandte sich in Richtung Tür. Mulans Hand auf ihrer Schulter hielt sie abrupt zurück.
 

»Was? Was willst du denn bei den Hufflepuffs? Du wolltest doch mit Elsa reden!«
 

Merida zuckte mit den Schultern.
 

»Ich hab einfach das Gefühl, dass ich bei den Hufflepuffs richtig bin. Weißt du, was ich meine?«
 

»Nein!«
 

Merida lachte. Mulan sah wirklich besorgt aus, deswegen tätschelte Merida ihr das glatte, schwarze Haar und wandte sich dann erneut zum Gehen. Diesmal hielt ihre beste Freundin sie nicht auf, aber sie folgte ihr die Treppe in den Gemeinschaftsraum hinunter.

»Bist du sicher, dass das Felix Felicis war und nicht irgendwas… anderes?«, zischelte sie Merida zu. Merida schüttelte den Kopf und strahlte Mulan beruhigend an, allerdings schien ihre gute Laune eher das Gegenteil zu bewirken. Aber Merida hatte keine Zeit sich weiter um den Gemütszustand ihrer besten Freundin zu kümmern, die hatte eine dringende Verabredung mit… nun. Mit irgendjemandem, der bei den Hufflepuffs wohnte.
 

Es waren noch zwei Stunden bis zur Sperrstunde, also hatte sie genügend Zeit, um sich mit Felix auf den Weg zur Lösung des Problems zu machen. Sie grüßte einige Ravenclaws auf dem Weg nach unten, aber abgesehen von dieser Schülertraube traf sie niemanden. Als sie unten in Richtung des Gemeinschaftsraums der Hufflepuffs abbog, kam ihr der Gedanke, dass es nett wäre, einen kleinen Abstecher in die Küche zu machen und so blieb sie vor dem Gemälde mit der Obstschale stehen und kitzelte die Birne, wie sie es schon so viele Male zuvor getan hatte, um leckere kleine Kuchen, Törtchen und Eclairs zu stibitzen.
 

Als sie eintrat, bot sich ihr der vertraute Anblick des hohen Kellergewölbes mit all den Töpfen und Pfannen an den Wänden und einer Menge wuselnder Hauselfen, die Geschirr abwuschen und bereits jetzt Vorbereitungen fürs Frühstück trafen. Einige von ihnen begrüßten Merida freundlich und sie bekam prompt ein paar Blaubeermuffins angeboten, von denen sie sich dankend einen in den Mund schob, bevor sie sich interessiert umblickte und schließlich von Felix einen Stupser in Richtung Herd bekam.
 

Nachdem sie um einen der großen Tische herumgetreten war, erblickte sie in der Tat ein Mitglied des Hauses Hufflepuff. Anna Arendelle hatte es sich auf dem Steinfußboden gemütlich gemacht, in einer Hand einen dicken Wälzer über Kräuterkunde, in der anderen einen ebensolchen Blaubeermuffin wie den, den Merida gerade genüsslich verspeiste. Als sie Merida hörte, blickte Anna erschrocken auf, aber Merida winkte nur beruhigend ab und ließ sich neben Anna nieder. Sie hatte sich noch nie großartige Gedanken darüber gemacht, wie es wohl sein musste, die kleine Schwester von jemandem wie Elsa zu sein. Merida hatte noch nie mit Anna geredet, aber Elsas kleine Schwester wirkte eigentlich immer sehr viel zugänglicher als Elsa. Sie spielte ebenfalls kein Quidditch, war eine mittelmäßige Schülerin und hatte eine recht enge Beziehung zu ihrer Schwester, aber das war alles, was Merida über Anna wusste.
 

»Hallo«, sagte Merida immer noch bestens gelaunt und nahm einen weiteren Muffin von einem vorbei eilenden Elfen entgegen, von dem sie prompt abbiss. Anna sah sehr ertappt aus.

»Ich wusste nicht, dass noch andere Leute hierher kommen«, sagte sie nervös lächelnd und klappte sorgsam ihr Buch zu.
 

»Oh, ich bin dauernd hier. Ich liebe Kuchen. Und am besten schmeckt er nachts«, erklärte Merida und hielt zur Erklärung ihren angebissenen Muffin hoch. Anna lächelte unsicher.
 

»Du bist doch… Merida, oder? Aus der Quidditchmannschaft von Gryffindor?«
 

Felix flüsterte Merida zu, dass Anna sehr genau wusste, wer sie war, aber sie schwieg diesbezüglich und nickte einfach nur freundlich.
 

»Und du bist die kleine Schwester von Elsa, nicht?«, erkundigte sich Merida. Anna zuckte zusammen und machte so nur noch mehr den Eindruck, als hätte Merida sie bei irgendetwas ertappt.
 

»Ja«, piepste Anna und rutschte unruhig auf dem Steinboden hin und her. Merida hatte keine Zeit, um auf Annas Unwohlsein Rücksicht zu nehmen, deswegen fuhr sie – von Felix Felicis ermutigt – fort.
 

»Es muss ganz schön schwer sein, so eine ältere Schwester zu haben. Ich habe drei kleine Brüder, weißt du? Wenn die irgendwann alt genug sind, um nach Hogwarts zu gehen, werde ich Gott sei Dank schon nicht mehr hier sein«, erklärte sie im Plauderton. Anna spielte mit ihrem Umhangsaum herum und nahm zögerlich einen Muffin entgegen, den Merida ihr reichte. Man bekam einfach alle zwei Minuten ein neues Stück Gebäck von einem Hauselfen gereicht.
 

»Es ist nur schwer, weil ich in nichts so gut bin wie sie. Aber ansonsten… sie ist wirklich eine tolle Schwester. Und sehr nett«, sagte Anna und linste zu Merida hinüber. Felix flüsterte ihr, dass es an dieser Stelle angebracht war, zu schweigen.
 

»Aber du magst Elsa nicht besonders, oder? Glaube ich. Also, das geht mich natürlich eigentlich gar nichts an! Aber… sie hat sowas mal erwähnt. Ähm… eigentlich hat sie das schon öfter erwähnt und sie weiß gar nicht, was genau sie dir eigentlich getan hat. Aber ist ja auch egal. Ich glaube jedenfalls, dass sie dich ziemlich gut leiden kann. Weil du ihr als einzige immer Kontra gibst und nicht vor ihr kuscht. Aber ja… Wie auch immer. Wenn du sie nicht magst, dann ist das natürlich deine Sache und ich sollte einfach… die Klappe halten…«
 

Merida biss in ihren Muffin.
 

Ich glaube jedenfalls, dass sie dich ziemlich gut leiden kann.
 

Ein sehr seltsames und warmes Gefühl machte sich in ihr breit. Sie fragte sich, ob das ebenfalls eine Nebenwirkung von Felix Felicis war. Felix stupste sie an und Merida hörte, wie ihre Zunge Worte formte, die ihr Starrsinn definitiv nicht abgesegnet hatte.
 

»Wow, wirklich? Ich dachte immer, sie kann mich nicht ausstehen!«
 

Anna schüttelte hastig den Kopf.
 

»Sie ist nicht so gut darin, auf Leute zuzugehen, weißt du? Ich glaube, du schüchterst sie ein bisschen ein«, erklärte Anna und knabberte mit leicht geröteten Wangen an ihrem Muffin herum. Merida dachte kurz über Annas Worte nach. Einerseits war diese Information sehr unerwartet, andererseits spürte Merida etwas stolz bei dem Gedanken, dass sie die große, unnahbare Elsa einschüchterte. Felix flüsterte ihr zu, dass es doch nett wäre, mit Elsa über diese Tatsache zu sprechen. Merida musste Felix zustimmen. Das würde ihr Problem sicherlich aus der Welt schaffen. Sie rappelte sich auf und streckte sich.
 

»Vielleicht sollte ich dann auf sie zugehen«, sagte Merida in nachdenklichem Ton und Annas Gesicht leuchtete auf.
 

»Wirklich? Ich glaube, das würde ihr wirklich viel bedeuten! Ich wollte ihr gleich noch einen Muffin vorbei bringen, aber vielleicht kannst du das dann ja einfach machen? Sie sitzt meistens hinten in einem der leeren Klassenzimmern, damit sie da in Ruhe Hausaufgaben machen kann!«
 

Und schon sah sich Merida mit noch mehr Muffins ausgestattet und wurde von einer begeistert schnatternden Anna in Richtung Ausgang begleitet. Merida hörte kaum, was Anna alles vor sich hin brabbelte, sie balancierte die Muffins so gut es ging und fand sich im nächsten Moment vor dem Gemälde mit der Obstschale wieder. Felix stupste sie in Richtung der Klassenzimmer und Merida setzte einen Fuß vor den anderen. Sie hatte eine ganze Weile bei Anna gesessen und hatte keine Ahnung, wie lange die Wirkung des Zaubertranks noch anhalten würde, aber noch fühlte sie sich im Reich der unbegrenzten Möglichkeiten. Sie musste nicht lange suchen, bis sie das richtige Klassenzimmer gefunden hatte, denn Felix erhellte immer noch ein kleines Stück des Weges vor ihr und als sie die Tür geöffnet hatte und Elsa dort sitzen sah, machte ihr Herz einen sehr beeindruckenden Hüpfer. Das Gefühl kannte sie für gewöhnlich eher von Sturzflügen beim Quidditch.
 

Elsa saß über einen dicken Wälzer gebeugt, dessen Titel Merida nicht sehen konnte. Zwei Kerzen erhellten ihren Tisch und sie hatte einen elegant geschwungenen Adlerfederkiel in der Hand. Als Merida eintrat, blickte sie auf und Merida wusste, dass sie eigentlich Anna erwartet hatte, denn im ersten Moment umspielte ein sanftes Lächeln ihren Mund, das ihr dann buchstäblich aus dem hübschen Gesicht fiel, als sie Merida erblickte. Eine trotzige kleine Stimme in Merida sagte ihr, dass Anna sich geirrt haben musste und dass dieser Gesichtsausdruck eindeutig nicht davon sprach, dass Elsa sie gut leiden konnte, aber die Rotschimmer auf den blassen Wangen sagte etwas anderes.
 

Merida fühlte sich sogar noch berauschter als vorhin, als sie den Felix Felicis zum ersten Mal gespürt hatte. Sie atmete einmal tief durch und marschierte dann zu Elsas Tisch hinüber, ließ sich schwungvoll auf der Tischkante nieder und stellte Elsa einen Muffin auf ihren Aufsatz – der, wie sie nun sah, für Verwandlung war.
 

»Anna hat gesagt, ich soll dir einen Muffin zur Stärkung vorbei bringen«, sagte Merida und war erstaunt, wie lässig ihre Stimme klang, obwohl ihr Herz ihr eindeutig gegen den Kehlkopf drückte. Sie war sich noch nicht ganz sicher, wie Felix auf diese Art ihr Problem lösen wollte, aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als den kleinen Stupsern zu folgen.
 

»Hat sie das?«, sagte Elsa und klang reichlich verwirrt, griff zögerlich nach dem kleinen Kuchen und knibbelte mit ihren schlanken Fingern ein wenig davon ab. Allerdings zögerte sie, bevor sie es sich in den Mund steckte.
 

»Keine Sorge, ich hab nichts da rein gemischt«, sagte Merida und hob abwehrend die Hände. Tatsächlich schien Elsa für einen kurzen Augenblick lang so etwas gedacht zu haben, denn nach Meridas Versicherung hob sie das kleine Stück Gebäck an die Lippen und schob es sich in den Mund. Ihre Lippen zuckten und verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Angesichts des Muffins. Merida war sehr bemüht, das nicht irgendwie sympathisch zu finden, aber sie scheiterte kläglich. Sie hätte schwören können, dass Felix es ihr schwer machte, Elsa scheußlich zu finden.
 

»Habt ihr euch in der Küche getroffen?«, erkundigte sich Elsa und ihre Stimme klang so unsicher, dass Merida nicht umhin konnte, Annas Worte endlich ernst zu nehmen. Elsa sah tatsächlich eingeschüchtert aus und Merida fühlte sich richtiggehend beflügelt davon.
 

»Ja. Ich hab sie da noch nie vorher getroffen, dabei bin ich dauernd in der Küche. Ich glaube, sie mag Blaubeermuffins noch mehr als ich«, überlegte Merida laut und biss in einen weiteren Muffin. Ihre Mutter wäre empört angesichts der Tatsache, wie viel süßes Gebäck Merida in sich hinein stopfte, aber da Hogwarts dankenswerter Weise ein Internat war, musste sie sich mit den seltsamen Vorstellungen ihrer Mutter nicht herumschlagen.
 

Elsa knabberte eine Weile lang schweigend an ihrem Muffin herum und schien darüber nachzudenken, was sie sagen konnte. Merida konnte es ihr nicht verübeln. Bislang hatte sie nichts anderes als Feindseligkeit von Meridas Seite aus erfahren und nun brachte Merida ihr aus heiterem Himmel einen Blaubeermuffin.
 

»Ich wollte mich noch mal für die Zaubertrankstunde heute bedanken. Könnte sein, dass ich zum ersten Mal eine gute Note bekomme«, sagte sie beiläufig und biss erneut von ihrem Muffin ab. Elsa aß natürlich kleine, vornehme Bisschen und sah sogar beim Kauen noch elegant aus. Elsa schaute verwundert blinzelnd zu ihr auf, als hätte sie definitiv keinen Dank erwartet. Auch Merida hatte keinen Dank von sich selbst erwartet, deswegen konnte sie Elsa ihre Verwunderung nicht übel nehmen.
 

»Gern geschehen«, sagte Elsa leise und sah zu, wie Merida ihr letztes Stück Muffin in den Mund steckte und genüsslich kaute. Merida spürte, wie die Wirkung des Zaubertranks allmählich nachließ, da sie nicht mehr wirklich wusste, was sie als nächstes tun sollte, oder wohin ihr Weg sie führte. Dementsprechend überrumpelt war sie auch, als Elsa zögerlich die Hand ausstreckte und ihr mit einem ihrer schlanken Finger über die Wange strich.
 

»Krümel«, sagte Elsa erklärend und der Rotton auf ihren Wangen wurde dunkler. Merida spürte, wie ihre Kehle sehr trocken wurde und sie hörte Mulans Stimme in ihrem Kopf.
 

Ok, es tut mir Leid, aber ich muss es dir jetzt einfach sagen! Ich glaube, du bist Hals über Kopf verschossen!
 

Der letzte Rest von Felix Felicis schien angesichts dieser Erinnerung heftig und zustimmend zu nicken und ihr einen letzten, heftigen Stoß in die Richtung der Lösung ihres Problems zu geben, was Merida dazu veranlasst, Elsas Hand zu schnappen, bevor diese sich wieder außerhalb ihrer Reichweite befand. Elsa starrte ihre Hände an. Merida starrte Elsa an.
 

»Ich hasse dich nicht wirklich«, platzte Merida heraus. Elsa blinzelte erneut und hob den Blick. Diese Tatsache laut auszusprechen, fühlte sich an wie ein Verrat an ihr selbst, aber wenn sie schon eine stolze Gryffindorschülerin war, sollte sie wohl auch keine Angst vor der Wahrheit haben. Oder ihren eigenen Gefühlen. Mulan wäre sicherlich stolz auf sie.
 

»Oh«, sagte Elsa. Merida spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.
 

»Ähm… ich dich auch nicht?«, gab Elsa mit leicht fragendem Unterton zurück. Ihre Hände hingen immer noch etwas umständlich halb in der Luft und Merida ließ Elsas Hand nun hastig los.
 

»Schön«, sagte sie und hörte selbst, wie krächzend ihre Stimme klang. Elsa stand abrupt auf und Merida zuckte merklich zusammen. Sie wollte sich über Elsas perfekt sitzende Frisur aufregen, über die glatte, makellose Haut, die eleganten Finger und die Tatsache, dass Elsa größer war als sie. Aber alles, was ihr Gehirn hervorbrachte, war die Erkenntnis darüber, wie blau Elsas Augen waren, wie hübsch sie eigentlich war und wie bescheuert Merida sich fühlte, weil sie seit Monaten über nichts anderes geredet hatte, als Elsa, ohne zu merken, was das eigentlich bedeutete.
 

»Ich wäre bereit, dir… morgen oder so… wieder einen Muffin zu bringen«, sagte Merida und war sehr bemüht, lässig zu klingen. Elsas Mundwinkel zuckten.
 

»Ich würde mich sehr über einen Muffin freuen«, sagte sie. Merida hätte schwören können, dass ihre Gesichter sehr viel näher beieinander waren als noch vor einigen Sekunden.
 

»Irgendwelche Allergien?«
 

Elsa schüttelte den Kopf. Sie starrten sich schon wieder an, aber dieses Mal verlor Merida und schaute zuerst wieder weg. Elsas blaue Augen waren definitiv zu nah.
 

»Ich hoffe, dir ist klar, dass Schüler und Schülerinnen in den Küchen eigentlich nichts zu suchen haben? Es könnte ein Plan sein, um dir Punkte abziehen zu dürfen«, murmelte Elsa. Merida schnaubte.
 

»Ich hab keine Angst vor dir«, entgegnete sie und sie meinte es auch so. Elsa lachte leise.
 

»Deswegen mag ich dich«, flüsterte sie und Meridas Gehirn setzte aus. Plötzlich war ein sehr weiches Paar Lippen auf ihren und Elsas blaue Murmelaugen waren geschlossen und Meridas Herz führte einen wilden Galopp auf.
 

»Deswegen mag ich dich.«
 

Das war definitiv nicht die Lösung des Problems, die sie von Felix Felicis erwartet hatte. Aber jetzt, da sie Elsa küsste und sich vielleicht auch ein wenig in ihrem Umhang festkrallte und den Geruch nach Apfel und Pergament einatmete, der von Elsa ausging, befand sie, dass sie sich nicht beschweren konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  CharleyQueens
2016-10-22T13:39:45+00:00 22.10.2016 15:39
Hey Ur <3,
 
Jetzt komme ich endlich mal dazu deinen Beitrag zu lesen und zu kommentieren. Es hat mich wirklich sehr gefreut, etwas zu Merida/Elsa zu lesen und dann auch noch im Hogwarts-AU. Schon mal ein großes Herz für dich! ♥♥♥
Zuerst einmal mag ich es, dass du Merida und Mulan zusammen nach Gryffindor gesteckt hast und dass die beiden dann auch noch beste Freundinnen sind, hat mir wirklich sehr gefallen. Ich mag die beiden zusammen als beste Freundinnen. <3
Und generell mag ich, dass wir uns bei sehr vielen Dingen gleichen - Mulan und Merida in Gryffindor und beide als Quidditch-Spielerinnen, Elsa als Slytherin-(Prinzessin).
Ich mag auch, dass Merida, wenn sie Zeit zum Nachdenken braucht, sich auf ihren Besen schwingt, sowie sie sich im Film ja immer auf ihr Pferd geschwungen hat. Und auch die ganzen anderen Gemeinsamkeiten mit dem Film. So viel Liebe zum Detail. <3
Bei Meridas Vorhaben war doch ziemlich schnell klar, dass der nicht klappen wird. Ein Hoch auf Snape, der die beiden näher bringt, xDD. Und als dann das Wort "Felix Felicis" auftauchte, war irgendwie klar, wohin das Ganze führt.
Ich mag es, wie du die Wirkung des Felix Felicis dadurch darstellst, dass Merida etwas vollkommen anderes machen will als ihr ursprünglicher Plan. So wie es schon im 6. HP-Band war.
Annas Auftritt war wirklich süß. Und wie sie dann Merida erklärt hat, dass Elsa sich fragt, ob sie ihr etwas getan hat und dass sie Merida eigentlich ganz gern leiden kann, war definitiv mein Lieblingsmoment. Meridas Gesichtsausdruck muss göttlich gewesen sein.
 
Ich mochte es generell sehr, wie du die Beziehung zwischen Elsa und Merida dargestellt hast - das Merida nicht wahr haben will, dass sie in Elsa verschossen ist und sie deswegen nicht ausstehen kann und das Elsa so absolut keine Ahnung hat, was sie Merida eigentlich getan hat und diese auch mag, weil sie die einzige ist, die ihr Kontra bietet.
An Rechtschreibung und Grammatik hab ich jetzt nichts zu meckern und auch der Lesefluss war fließend. Ich mag deinen Schreibstil und fand es wirklich toll etwas zu Elsa/Merida zu lesen. Und auch die Auftritte von Mulan und Anna haben Spaß gemacht.
Danke dir für deine Einsendung.
 
MfG, Chrysalis
Antwort von:  Ur
22.10.2016 21:01
Awww, vielen Dank! Ich hatte total viel Spaß, den OS für dich zu schreiben und die ganzen kleinen Film-Sachen einzubringen, wie die Blaubeermuffins und das mit dem Besen ^.^ Freut mich, dass dir das aufgefallen ist und dir gefallen hat! Und das mit dem Felix Trank hab ich auch extra aus dem Buch übernommen :D Danke auch für die KT, ich freu mich wirklich sehr, dass du den OS mochtest <3
Von: Karma
2016-09-18T19:18:38+00:00 18.09.2016 21:18
Oh, wie niedlich! Du hast alle sehr passend getroffen - Mulan, Anna und natürlich Merida und Elsa. Wirklich sehr süß.
<3
Antwort von:  Ur
19.09.2016 17:47
Das freut mich zu hören :) Danke für dein liebes Feedback! <3
Antwort von: Karma
21.09.2016 13:27
Gern geschehen.
^___^


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