Zum Inhalt der Seite

Lichtspiel

Armins Fallnotizen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verschwunden

“Hey, Armin, warte!” Esther hielt ihn zurück. “Ich nehme mal an, du willst zu dem Haus, wo wir den Mann mit dem Gamma gesehen haben, das ist auch eine gute Idee, denke ich, aber vielleicht solltest du deine Pokémon mitnehmen.”

“Oh. Ja. Natürlich.” Über Team Gamma hatte er seine Pokémon ganz vergessen.

“Mann mit dem Gamma?”, fragte Lukas und Armin erzählte ihm, was er in der Nähe des Hotels gesehen hatte. “Das klingt wirklich seltsam. Ich denke, das werde ich mir auch ansehen”, meinte Lukas dazu.

“Ooh, wir gehen in das geheime Geheimversteck des geheimen Team Gamma? Das klingt nach Action! Leider muss ich dich wohl mit den Bösewichten allein lassen, Karpi. Das Training ruft.” Angelina klang merklich enttäuscht.

Armin rief Zobiris zurück, Absol lag immer noch am selben Platz, Wablu musste er nur rufen und Vulnona und Kirlia fand er schließlich noch weiter abseits des Weges, schon kurz vor dem Deich. Seine Schwester Lisa fand er allerdings nirgendwo – er hoffte, dass nichts passiert war, denn mit ihrer Angst vor wilden Pokémon waren Routen nicht der beste Ort für sie. Auch Esther und Lukas hatten sie beim Einsammeln ihrer Pokémon nicht gesehen.

“Naja, wir lassen sie ja nicht allein, Angelina ist noch hier, also sollte das okay sein, glaube ich, ich denke, ich werde sie bitten, dass sie weitersucht und uns Bescheid sagt, wenn sie Lisa sieht”, sagte Esther als sie in Richtung Hotel aufbrachen.
 

Nach etwa einer halben Stunde erkannte Armin auf einem Straßenschild den Namen “Ketchumstraße” und wenig später sah er auch die ausnahmsweise ausgeschalteten Neonbuchstaben auf dem Dach des Hotel Zwirrlicht. Er versuchte sich zu erinnern, welches Haus der Gamma-Rüpel betreten hatte. Es war auf jeden Fall auf der linken Straßenseite gewesen, ein paar Häuser vor dem Hotel. Armin schlug sein Notizbuch auf und fand neben dem Gamma die Zahl 224, was zu der Hausnummer eines der Hochhäuser an eben dieser Stelle passte. Er deutete auf das besagte Haus.

“Bist du sicher, dass es da war? Die Pokémon-Pension wirkt auf mich nicht wie ein Versteck von Verbrechern”, meinte Lukas skeptisch.

“Wenn niemand seit gestern die Hausnummern verschoben hat, dann ja. Hey, das habe ich sogar mal in einem Fall erlebt, allerdings mit Zimmernummern.”

“Na gut, vielleicht wohnt der Rüpel über der Pension.”

Gerade in diesem Moment trat ein Mann aus dem verdächtigen Gebäude, das anscheinend die örtliche Pokémon-Pension beinhaltete, und näherte sich der Gruppe. Eine Gamma-Uniform trug er nicht, aber er hatte eine unheimliche Ausstrahlung und war ganz in weiß gekleidet, selbst seine langen Haare waren weiß.

“Hallo, Arthur!”, begrüßte Lukas ihn. “Das ist Dr. Arthur Feig, Professor Ulms Assistent. Er ist sozusagen mein Chef. Arthur, das sind Armin und Esther Erl.”

“Es freut mich, Sie kennenzulernen. Sind Sie zufällig verwandt mit Markus Erl?” Dr. Feigs kühle, langsame Sprechweise verstärkte seine unheimliche Ausstrahlung nur noch.

“Ja, er ist unser Vater”, antwortete Esther.

“Ich verstehe. Nun, Lukas, bist du auf dem Weg zur Pension?”

“Ja, genau, ich wollte ein paar Pokémon dort lassen, während ich in Titaneon bin. Einen schönen Tag noch, Arthur!”

Armin war erleichtert, als sie ohne Dr. Feig das Pensionsgebäude betraten.
 

Hinter dem Eingang des Hochhauses befand sich ein Treppenhaus mit einer riesigen Tafel von Klingeln und Briefkästen und einer Tür im Erdgeschoss, über der ein Schild mit rosa Herzen, verniedlichten Pikachu-Gesichtern und der Aufschrift “Pokémon-Pension” hing. Neben der Tür stand eine Restauranttafel, deren Kreideschrift Armin aus der Entfernung nicht lesen konnte.

“Vielleicht sollten wir uns mal ansehen, wer hier wohnt, der Mann von gestern könnte ja dabei sein, aber das sind etwas viele, das könnte lange dauern”, sagte Esther und ging zur Sprechanlage.

Armin wollte zuerst wissen, was auf dem Schild bei der Pension stand. “Mega-Angebot: Pokémon mit guten DVs! Supergünstig!” las er schließlich aus der Nähe. Diesen Begriff hatte er noch nie gehört, also beschloss er, die Studentin des Pokémonkampfs danach zu fragen.

“Tut mir Leid, das habe ich noch nie gehört, glaube ich, vielleicht machen wir das erst in einem späteren Semester.”

“DVs sind Werte, die die Veranlagung eines Pokémon in Bezug auf bestimmte Eigenschaften wie Angriffskraft angeben sollen. Dr. Feig hat dieses System kürzlich entwickelt. Gerade sind Pokémon mit guten DVs hier ziemlich begehrt”, erklärte Lukas.

“‘Supergünstig’ klingt für mich so, als wollten sie solche Pokémon verkaufen. Das sieht nicht gerade so aus wie die vertrauenswürdigste Pension aller Zeiten. Ich schlage vor, wir sehen uns dort mal um”, meinte Armin.

“Hey, wollten wir nicht nach Team Gamma schauen? Dachte ich?”, rief Esther hinterher, aber kurz darauf hörte er, wie sie ihm folgte.
 

Im Inneren der Pension fühlte sich Armin von den bunten Farben, den rosa Herzen und den comichaften Pokémongesichtern geradezu erschlagen. Wie ein Versteck von Team Gamma sah es wirklich nicht aus, aber auch nicht wie eine Pokémon-Pension, eher wie ein besonders kitschiger Kindergarten.

Während Esther und Lukas auf bunten Stühlen Platz nahmen und über den Nutzen von DVs in Pokémonkämpfen sprachen, stellte sich Armin in die Schlange am Schalter und versuchte, mit seinem Blick den lachenden Eneco, Pikachu und Evoli an den Wänden auszuweichen, aber es gelang ihm nicht.

Schließlich war nur noch einer vor ihm in der Reihe, der im Gegensatz zu den meisten anderen kein Geld gegen einen Pokéball eintauschte sondern nur sagte, er hätte ein Paket. Seine Stimme kam Armin bekannt vor, sie erinnerte ihn an Rays Doppelgänger, und auch die Größe passte, ebenso wie seine Angewohnheit, am Ende fast jedes Satzes “Mann” zu sagen. Das musste er sein. Der Verdächtige sagte “Bis später, Mann” zu der Mitarbeiterin am Schalter und verschwand hinter einer Tür gegenüber dem Eingang.

Armin wollte ihm gerade folgen, da sprach ihn die Mitarbeiterin an: “Sie sind das erste Mal hier, oder? Ich vergesse nie ein Gesicht. Herzlich willkommen in der Pokémon-Pension von Titaneon City! Um welchen kleinen Schatz dürfen wir uns kümmern?”

“Also, eigentlich hätte ich mehr Interesse an einem Pokémon mit guten DVs.”

“Oh, natürlich, natürlich!”, rief sie in ihrer geradezu übertrieben hohen Stimme und hüpfte so schwungvoll zum Regal, dass ihre weißen Locken umherwirbelten. Als sie zurückkam, hatte sie eine Schachtel voller Pokébälle dabei. “Was für ein Poki soll es denn sein? Vielleicht haben wir ja gerade Ihr Lieblingspoki!”

“Das … ist mir eigentlich egal. Irgendetwas Starkes.”

“Oh, da hätte ich einen Geheimtipp. Ein niedliches kleines Froxychen mit Wandlungskunst! Es kann sich in den Typ jeder Attacke verwandeln, die es einsetzt. Das erwischt sogar die Profis bei der WM kalt. Die DVs sind natürlich alle über 25.”

“Das klingt gut. Wie viel kostet das Froxy?”

“Aaalso, gute DVs, versteckte Fähigkeit, untrainiert … da wären wir bei 100.000 Pokédollar. Zahlen Sie bar?”

“Das ist mir etwas zu teuer, ich glaube, das muss ich mir nochmal überlegen. Ich komme später wieder”, sagte Armin, verließ die Schlange und berichtete den anderen von den neuen Erkenntnissen.
 

“Die verkaufen hier einfach Pokémon für einen Haufen Geld!? Das ist doch ... “, entrüstete sich Esther.

“Wo ist das Problem?”, fragte Lukas. “Auch Züchter müssen Geld verdienen.”

“Naja, erstens dachte ich, das hier wäre eine Pension, und zweitens wirkt dieser Laden für mich nicht gerade wie ein seriöser Züchter oder so, finde ich. Ich würde auch gerne mal sehen, vielleicht wäre das eine gute Idee, wo sie so viele Pokémon zum Züchten überhaupt halten, der Garten draußen sah ja ziemlich klein aus.”

“Dann tu das. Ich werde währenddessen noch mal ein Wort mit dem Doppelgänger wechseln”, sagte Armin und ging in Richtung Tür.

“Was das angeht … sehr seltsam. Ich bin mir ziemlich sicher, dass niemand ins Nebenzimmer gegangen ist, solange wir hier waren”, meinte Lukas hinter ihm, aber Armin erinnerte sich genau, dass der Verdächtige durch diese Tür gegangen war.

Im Nebenzimmer war kein Mensch zu sehen. Armin sah ein Dutzend mit rosa Herzen beklebte Glaskästen mit Eiern darin, und eine Art Laufstall, in dem zwei junge Evoli miteinander spielten, beide mit bunten Schleifen dekoriert. Das Bücherregal störte die kitschige Optik etwas, besonders sprang ihm jedoch ein Gemälde ins Auge, das neben dem Regal hing. Die Unterwasserszene war nicht grellbunt, sondern dunkelblau, und das Pokémon, das im Zentrum stand, war bis auf die leuchtend gelben Umrisse realistisch gemalt. Dieses Pokémon hatte Armin noch nie gesehen, es ähnelte einem Karpador oder Barschwa, hatte aber eine riesige Schwanzflosse, die über die Hälfte seiner Länge ausmachte.

Von Rays Doppelgänger fehlte jede Spur. Wo war er? Armin war sich sicher, dass er das Zimmer betreten und nicht wieder verlassen hatte, bevor Armin ihm gefolgt war. Dass er ihn übersehen hatte, war ausgeschlossen, immerhin gehörten Beobachtungen zu seinem Beruf. Der Verdächtige musste das Zimmer auf einem anderen Weg verlassen haben als die einzige Tür. Armin ignorierte die Kommentare von Lukas, er würde hier nur Zeit verschwenden, und untersuchte die beiden Fenster, aber die Fensterbänke sahen unberührt aus: neben den zahlreichen Blumentöpfen war wenig Platz und es war eine leichte Staubschicht zu erkennen, trotzdem sah er keine Hand- oder Fußabdrücke. Es blieb nur noch ein Geheimgang. Das seltsame Porträt war zu klein, um dahinter eine Geheimtür zu verstecken, die Rückwand des Bücherregals jedoch war groß genug und tatsächlich sah er Kratzer im Holzboden, die neben dem Regal verliefen, als sei es zur Seite verschoben worden. Er klopfte gegen die Wand und auch das Geräusch passte zu einem Hohlraum dahinter. Allerdings war das Bücherregal zu schwer, um es allein zu verschieben.

“Lukas, hilfst du mir mal? Es sieht ganz so aus, als wäre das hier ein Geheimgang!”

“Wenn du sonst nicht ruhig schlafen kannst…” Lukas griff das Regal an der anderen Seite und Armin hob und schob weiter, aber es bewegte sich keinen Millimeter. “Wahrscheinlich ist es an der Wand festgeschraubt”, meinte Lukas. Ob es festgeschraubt war oder nicht, einen Geheimgang versteckte man nicht hinter einem Regal, das zwei Menschen gemeinsam nicht verschieben konnten. Aber wenn es keinen Geheimgang gab, woher kamen dann die Kratzer und wie war der Mann verschwunden? Hatte Lukas Recht und Armins Erinnerung hatte ihn getäuscht? Die Kratzer konnten ein Zufall sein, vielleicht stammten sie von einem der Pokémon in der Pension.
 

Was auch immer der Grund für die Kratzer war, hier gab es nichts mehr zu sehen. Armin machte sich eine Notiz zum Verschwinden des Verdächtigen, dann ging er zurück in den Hauptraum, um sich mit Esther zu treffen und ihr davon zu erzählen.

“Also, ich habe den Mann auch nicht gesehen, das muss aber auch nichts heißen, denke ich, ich habe auch nicht so genau aufgepasst, ich könnte ihn schon übersehen haben. Vielleicht ist er auch sehr unauffällig reingegangen und dann genauso unauffällig wieder raus, oder so. Was ich auch sehr komisch finde, draußen im Garten sind nur vier Pokémon, ich frage mich, wo die die ganzen Eier herbekommen, die sie verkaufen, das sieht auch irgendwie so aus, als müssten sie einen Geheimraum haben.”

“Die Pension ist wirklich etwas seltsam, aber ich denke, Ray oder Team Gamma werden wir hier nicht finden. Hat sich Angelina schon wegen eurer Schwester gemeldet?”, fragte Lukas.

“Noch nicht, aber ich glaube, sie ist gerade auch etwas abgelenkt, immerhin hat sie mir vorhin geschrieben, dass Taiki jetzt auch auf der Route trainiert, und ich könnte mir vorstellen, dass sie auch zu seinen Fans gehört, zumindest ist er ja ziemlich beliebt.”

“Taiki?” Dieser Name kam Armin bekannt vor. Er schlug sein Notizbuch auf und fand ihn in der Liste der Verdächtigen. “Der Champ von Rinoa?”

“Ja, genau der. Ich weiß auch nicht, was alle an ihm finden, er ist jetzt nicht gerade der große Favorit auf den Titel, immerhin scheint er einige Pokémon nur im Kampf zu benutzen, weil er sie cool findet, und sein strategisches Wissen scheint auch nicht das beste zu sein, manchmal frage ich mich, wie er Champ geworden ist, in einem Kampf hat er--”

“Ich denke, wir sollten diese Gelegenheit nutzen, mit einem der Verdächtigen zu sprechen”, meinte Armin und machte sich auf den Rückweg zur Route 13.
 

Taikis Fangemeinde, die hauptsächlich aus Teenagern ein paar Jahre unter seinem Alter bestand, übertraf Angelinas noch in der Lautstärke des Kreischens. Nur mit Angelinas Hilfe fand Armin einen Platz ganz vorne.

Taiki passte in Größe und Figur auf das Foto von Ray und schien ebenfalls ein Interesse an der Öffentlichkeit zu haben, zumindest drückte er Armin ungefragt eine Autogrammkarte in die Hand. Armin bedankte sich so freundlich wie möglich. Er musste sich als Fan ausgeben, um einen Grund für seine Fragen zu haben.

"Ich bin ein großer Fan Ihres Staraptor. Kann ich es bitte einmal aus der Nähe sehen?"

"Natürlich!" Taiki zog einen Hyperball aus seinem Gürtel und holte ein Staraptor heraus, das neben seinem Flunkifer Platz nahm. Armin konnte keine Auffälligkeiten sehen. Es war ein ganz normales Staraptor, dem kleinen Fleck auf der Stirn nach weiblich.

"Wie lange haben Sie es schon?"

"Drei Jahre ungefähr? Ich erinnere mich noch gut daran, als ich damals bei meinem Urlaub in Kalos gegen eine Himmelstrainerin gekämpft habe, und sie dieses starke Staravia hatte ... 'Das muss ich auch haben!', dachte ich, also habe ich mir auch eins gefangen", erzählte Taiki.

"Das war doch vor fünf Jahren!", korrigierte ihn ein Fan aus der Menge.

"Können Sie auf Staraptor auch fliegen?", fragte Armin.

"Wie soll das denn gehen?" Taiki packte sein Staraptor und zog mit verzerrtem Gesicht daran, bis er das zappelnde und schreiende Pokémon tatsächlich auf Augenhöhe angehoben hatte. "Sie wiegt ja nicht mal halb so viel wie ich. Wie soll sie mich tragen?" Als er Staraptor wieder abgesetzt hatte, sah Armin zahlreiche Kratzer an seinen Armen.

"Ich glaube, man sollte als Champ vielleicht wissen, wie man ein Flug-Pokémon tragen muss", flüsterte Esther. Armin wusste es bei einem so großen Pokémon zwar selbst nicht, aber er hatte auch kein größeres Flug-Pokémon als Wablu.

"Flug-Pokémon sollen Menschen tragen? Das ist ja völlig unmöglich! Man müsste mal eine Attacke erfinden, mit der starke Flug-Pokémon genug Auftrieb entwickeln, dass sie Gewichte in die Luft heben können! Moment, das kommt mir bekannt vor. Wie wäre es mit der Attacke ... Fliegen? Neiiin, so was gibt's doch nicht", rief Angelina.

"Das geht wirklich?", fragte Taiki mit aufgerissenen Augen und offen stehendem Mund.

"Also, ein Flug-Pokémon, das stark genug für die WM ist, sollte einen Menschen eigentlich packen", antwortete Angelina.

"Cool, das muss ich mal ausprobieren."

Wenn Taikis Unkenntnis nicht gespielt war, konnte er auf seinem Staraptor nicht zur Enigmainsel geflogen sein. Für einen Champ wirkte es allerdings etwas unrealistisch, dass er nicht einmal wusste, ob sein Pokémon ihn tragen konnte. Aber wieso sollte er das vortäuschen und sich vor seinen Fans blamieren? Wenn er wirklich Ray war, vielleicht, um von sich abzulenken. Aber war Armin mit seinen Fragen so auffällig gewesen, dass Taiki ihn durchschaut hatte? Er musste noch unauffälliger herausfinden, ob Taiki sich für legendäre Pokémon interessierte. Aber wie konnte er das angehen?

"Was halten Sie vom Phantom der Düsterhöhle?", fragte Lukas.

"Ist das nicht ein Film?"

"Der Film beruht auf der Tatsache, dass Erkunder der Düsterhöhle auf dieser Route darin immer wieder Stimmen gehört und Erscheinungen gesehen haben, die meist auf einen Geist zurückgeführt wurden. Ich habe eben erst aber von der interessanten Theorie gehört, es würde sich dabei um ein verstecktes legendäres Pokémon handeln", fuhr Lukas fort. Armin erkannte, worauf er hinaus wollte. An Taikis gelangweitem Gesichtsausdruck konnte Armin ablesen, dass sein Interesse an diesem Thema gering war.

"Aber das sind doch nur Geschichten, oder? Warum soll mir das Angst machen?"

"Es wäre nicht das erste Mal, dass sich ein legendäres Pokémon in eine Höhle zurückzieht. So unwahrscheinlich finde ich das nicht."

"Ach, das ist doch auch nur ein Pokémon. Flunkifer wird damit schon fertig, oder, Flunkifer?" Er bewegte seine Hand in Richtung Flunkifers Kopf und konnte sie gerade noch rechtzeitig zurückziehen, als es sich umdrehte und mit seinen riesigen Kiefern nach ihr schnappte. "He, aufhören! Meine Hand ist kein Spielzeug! … Ich glaube, Flunkifer hat für heute noch nicht genug gekämpft. Angelina, wir sehen uns dann im Viertelfinale, wenn ich richtig gerechnet habe. Oder war es das Achtelfinale?" Taiki ging von Flunkifer und Staraptor gefolgt zum Tor am Ende des Weges.

"Also, laut meinem Turnierplan müsstet ihr eigentlich eher im Halbfinale aufeinander treffen, denke ich, vorausgesetzt natürlich, dass ihr beide so weit kommt", sagte Esther.

"Wenn der ins Halbfinale kommt, wird Karpi Weltmeister!"

"Du solltest Taiki nicht unterschätzen. Er ist immerhin Champ von Rinoa", meinte Lukas.

"Also, ich glaube, dass er legendäre Pokémon fängt, ist trotzdem eher unwahrscheinlich, ich dachte eigentlich, dass man dafür etwas mehr Wissen braucht, oder was meinst du dazu, Armin?"

Armin stimmte Esther zu, aber ohne handfeste Beweise schloss er keinen Verdächtigen aus.
 

"Hey, das ist doch Rattfratz!", unterbrach Angelina ihr Gespräch.

Armin sah in die Richtung, in die sie zeigte, und sah auf der anderen Seite des Flusses kein Rattfratz sondern seine Schwester Lisa. Endlich war sie wieder da und es schien ihr gut zu gehen - er meinte, aus ihrer Richtung ein Lachen zu hören. Aber worüber lachte sie? Sie sah nur geradeaus, ohne ihren Blick zu bewegen. Dort, entlang des Flusses, war nichts zu sehen bis auf weiteres hohes Gras, Bäume und schließlich die Hochhäuser von Titaneon City. Armin sah Lisa nicken und auch wenn er aus dieser Entfernung nichts verstehen konnte, war er sich sicher, dass sie sprach. Mit wem? Eneco stand hinter ihr. Sie sprach ihr Pokémon manchmal an, aber niemals so lange, immerhin konnte es ihr nicht antworten, und selbst wenn sie das tun würde, würde sie es dabei ansehen. Dachte sie nur laut? Sie war manchmal verträumt, aber so sehr, dass es aussah, als würde sie ein Gespräch führen? Nein, das passte nicht zu ihr.

Armin überquerte eine Brücke und ging auf Lisa zu. Als sie sich zu ihm drehte, sah er rote Stellen an ihren Armen und Beinen, die er aus der Nähe als Schrammen und Schürfwunden erkannte.

"Was ist passiert? Wo warst du?"

Lisa drehte ihren Kopf und sah nach oben. "Ähm ... ich war Steine sammeln. Dann bin ich hingefallen. Ist nicht schlimm, tut schon nicht mehr weh", sagte sie wieder zu Armin gewandt, wobei sie Blickkontakt mied.

Armin kannte seine Schwester gut genug, um zu erkennen, dass sie etwas verschwieg. "Was für Steine hast du denn gefunden?"

Zu seiner Überraschung holte sie tatsächlich ihre Sammelbox aus dem Rucksack, die bei ihrer Anreise noch leer gewesen war, und zeigte Armin einen runden gelben Stein. Zumindest was die Steine anging hatte sie offenbar doch die Wahrheit gesagt.

Auf Esthers Vorschlag ging Armin mit seinen beiden Schwestern zurück ins Hotel um Lisa zu verarzten, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass etwas mit Lisa nicht stimmte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück