[M] Missing Flying Lamb
Kapitel 3: Ⓜⓘⓢⓢⓘⓝⓖ Ⓕⓛⓨⓘⓝⓖ Ⓛⓐⓜⓑ
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Der Sturm dauerte noch etliche Minuten, die ihr wie Stunden vorkamen, bevor das heftige Gewitter abflaute und die Sonne die Wolken entzwei brach. Die Wellen wurden ruhiger, der Wind war nur noch eine angenehme Brise und die Wolken verschwanden eilig. Selbst ihr inneres Alarmsystem schien sich in seinen Off-Zustand zu schalten, was sie als gutes Zeichen wertete.
„Es scheint vorbei zu sein“, merkte Sanji an, während er genüsslich an seiner bereits x-ten Zigarette paffte. „Und die Sunny ist weg“
Letzteres bereitete ihr mehr Sorgen, als der Umstand, dass auf der Insel etwas ganz und gar nicht stimmte. Wenn sie die Sunny nicht fanden, müssten sie weiter auf der Insel bleiben und hoffen, dass ihre Crew sie bald fand. Schlimmstenfalls müssten sie damit rechnen, dass ihren Freunden etwas zugestoßen war und daran wollte sie beileibe noch nicht glauben. Allerdings fiel ihr der Satz wieder ein, den der Wind mit sich getragen hatte:
Eure Freunde gehören mir. Nichts mehr wird so sein, wie ihr es kennt.
Sie hoffte wirklich, dass sie sich diesen Satz einfach nur, im Eifer des Gefechts, eingebildet hatte. Es war ja nicht so, dass die anderen diese Stimme ebenfalls gehört hatten. Nein, nur Sie.
„Wir müssen schleunigst nach den anderen suchen!“, ergriff ihr Kapitän das Wort und verließ die ‚sichere‘ Unterkunft, die der Felsvorsprung ihnen während des Sturmes gegeben hatte. Er steuerte auf die Mini-Lamb zu, befreite sie von ihrer provisorischen Befestigung und dirigierte sie zum Wasser, welches wieder die helle, blaue Farbe angenommen hatte, die einem Meer so eigen war.
Die anderen folgten Ruffys Beispiel, was sie schlussendlich auch dazu bewegte, den Felsvorsprung zu verlassen.
Diesmal war es Ruffy, der sich hinter das Steuer der Mini-Lamb niederließ und Nami setzte sich neben ihn. Die anderen beiden machten es sich, wie zuvor auch schon, auf den hinteren Sitzen bequem.
„Wir sollten einmal um die Insel fahren. Vielleicht befinden sie sich an einer Stelle, wo man sie nicht sieht oder sie suchen bereits nach uns“, richtete sie sich an ihren Käpt’n, der einfach nur nickte und die Mini-Lamb startete. „Etwas besseres fällt mir auch nicht ein“, gestand er und steuerte die Lamb auf das offene Meer hinaus. Mit all der Geschwindigkeit, die die kleine Lamb aufbringen konnte, fuhr Ruffy die Umrisse der Insel entlang.
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„Das ist schlecht. Wenn wir die Sunny nicht finden, müssen wir zur Insel zurück. Wir können ja kaum mit diesem Teil über die Grandline fahren“ Wie, um seine Worte zu bestätigen, klopfte Law mit den Fingern auf das Holz der Lamb. Man brauchte nicht zu erraten, um zu wissen, dass er von ihrer kleinen Lamb nicht sonderlich viel hielt.
„Kann ich dich um etwas bitten, Law?“, fragte sie den Allianz-Partner ihres Käpt’n zuckersüß, während sie sich zu ihm umdrehte und ihn übertrieben freundlich anlächelte. Dieser hob fragend eine Augenbraue in die Höhe – anscheinend spürte er, dass ihre Freundlichkeit nicht echt war. „Um was?“
„Halt einfach deine Klappe“ Obwohl sich ein anderer Mann vielleicht durch ihre Worte beleidigt fühlte, war Law, wie in allem, anders. Statt beleidigt zu sein, verzogen sich seine Lippen zu einem rebellischen Grinsen. Etwas darauf erwidern tat er allerdings nicht, was ihr jedoch nicht sonderlich viel ausmachte.
„Namilein, du bist so bezaubernd!“, reif Sanji dazwischen. Wenn doch nur alle endlich einmal die Klappe halten könnten...
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Nachdem Ruffy nochmals die Umrisse der Insel entlang gefahren war, mussten sie feststellen, dass die Sunny tatsächlich verschwunden war. Weit und breit war kein Schiff zu sehen, was Nami zunehmend mehr Sorgen bereitete. Natürlich konnten sie, wie sie einfach vermutete, von der rauen See weg getrieben worden sein, aber in ihrem Inneren gab es einen Teil, der wusste, dass dem nicht so war.
Schließlich dirigierte sie Ruffy wieder auf die Insel zu, wo sie die Mini-Lamb erneut am Ufer befestigten. Einfach ziellos durch die Gegend zu schippern, würde ihnen sowieso nichts bringen, zumal Law in gewisser Maßen sogar Recht behielt– mit dem kleinen Boot konnten sie unmöglich über die Grandline segeln. Sie hatten es schon vorhin kaum geschafft, die Mini-Lamb ans sichere Ufer zu segeln. Ein zweites Mal würden sie sicherlich kentern.
Die Grandline und insbesondere die neue Welt waren unberechenbar wenn es um Wetterveränderungen ging; diese Insel hier, schien sogar einen Deut schlimmer zu sein, obwohl sie nicht wusste, woran das liegen konnte.
„Wir sollten hier bleiben und ein Feuer machen – so können die anderen uns entdecken, sollten sie uns suchen. 2 von uns können sich etwas umsehen und was zu essen besorgen. Ich bezweifle zwar, dass wir hier etwas anständiges finden werden, aber immerhin eine Kleinigkeit, aus der ich was zaubern könnte“, teilte der smarte Smutje seinen Vorschlag mit.
Nami nickte zustimmend. Etwas Besseres fiel ihr auch nicht ein. Ruffy und Law schienen ebenfalls nichts dagegen einzuwenden haben, auch wenn keiner von beiden einen Mucks von sich gab. Gerade bei Ruffy wunderte es sie, schließlich hatte Sanji von essen gesprochen. Für gewöhnlich brauchte ihr Kapitän nur dieses eine Wort zu hören, um motivierend und unüberlegt durch die Gegend zu rennen.
Sanji trat einen weiteren Schritt auf sie zu und beäugte sie mit liebevolle Augen. „Ich bleibe natürlich bei dir und beschütze dich!“, säuselte er.
„Das wirst du nicht“, mischte sich nun Ruffy ein, der ebenfalls zu ihnen getreten war und sie unverfroren an ihrem Arm packte. Was ist denn jetzt los? Fing das ganze Theater zwischen den beiden schon wieder an?
Sie stöhnte genervt auf. Allmählich kam ihr wirklich der Verdacht, dass Ruffys Verhalten irgendwie von dieser Insel gesteuert werden musste. Anders konnte sie sich nicht vorstellen, warum er so...- ja, was eigentlich? Sie konnte sein Verhalten einfach nur als eifersüchtig bezeichnen, aber das war, in Hinsicht auf Ruffy, doch eher ein Ding der Unmöglichkeit. Er interessierte sich für Essen, Abenteuer und Franky – bzw. dessen roboterhafte Art. Sie hatte noch nie erlebt, dass er sich für eine Frau interessiert hätte.
Ausgenommen natürlich, diese war nicht in Fleisch ummantelt.
„Was hast du eigentlich für Probleme, du Gummifresse?!“ Sowohl Sanji, als auch Ruffy beugten sich nach vorne und drückten die Nasen gefährlich aneinander.
„Wen nennst du hier Gummifresse? Ich bin dein Kapitän. Es wird gemacht was ich für richtig halte!“
„Dann können wir ja gleich ins Meer trinken und ertrinken!“
„Was soll das denn heißen?“
„Weil du nur idiotische Einfälle hast! Du bist doch immer derjenige, der meine geliebte Nami in Schwierigkeiten bringt“
Ruffy blieb für einen Moment ungewöhnlich still, als würde er erst über diesen Satz nachdenken müssen.
Diese Gelegenheit machte Nami sich zu Nutze. Sie hob die Hände, ballte sie zur Faust und ließ diese auf die Köpfe ihrer streitenden Crew-Mitglieder sausen. Diese stürzten zu Boden und hielten sich die Köpfe.
„Jetzt reicht es aber!“, schrie sie die beiden Streithähne an. „Ich hab keine Ahnung was mit euch los ist, aber hört jetzt gefälligst auf! Wir machen das jetzt so: Law und ich durchkämmen die Gegend und suchen nach etwas zu Essen und ihr zwei bleibt hier und vertragt euch wieder. Und wenn ich wieder komme und ihr beiden streitet, dann werdet ihr meinen ganzen Zorn spüren!“
Die Tatsache, dass eigentlich nur Ruffy sich seltsam benahm, ließ sie mal außer Acht. Sanji hatte ihn schließlich ebenfalls gereizt und bevor sich dieser in seiner Wut bestätigt fühlte, hatte sie lieber beide zurecht weisen wollen.
Obwohl eine Kopfnuss noch viel zu wenig war...aber sei’s drum. So wie sie die beiden kannte, würden das für heute nicht die letzten Schläge sein.
Sanji und Ruffy gaben gemurmelte Proteste von sich, aber die beachtete sie gar nicht weiter. Stattdessen packte sie Laws Arm und zerrte ihn einfach mit sich, in Richtung des grünen Dschungels, dass ihr so unheimlich war.
Law selbst äußerte nichts und lief einfach kommentarlos mit ihr mit. Anscheinend spürte er ihre Wut und tat lieber nichts weiter, um diese noch weiter anzufechten. Schlaues Kerlchen.
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„Du hast doch keine Ahnung wo du eigentlich hin läufst, oder?“ Das war die erste Frage, die Law stellte, nachdem Nami ihn einfach mit sich gezogen hatte und sie seit ganzen 10 Minuten einfach durch die dichten Blätter und Bäume liefen, ohne auf etwas Essbares oder einfach nur Interessantes zu achten.
Sie blieb urplötzlich stehen, sodass Law beinahe in sie hineingelaufen wäre. Zumindest blieb er dicht hinter ihrem Rücken stehen, sodass sie seinen warmen Atem in ihrem empfindlichen Nacken spüren konnte. Obwohl das wahrscheinlich keine Absicht war, fragte sie sich unweigerlich, ob die ganze Insel verflucht war und selbst einen gestandenen Mann wie Law ins schwächeln brachte.
Wo war sie hier nur gelandet?
Sie seufzte. „Ja...lass uns einfach etwas zu Essen suchen“
Nami ließ seinen Arm los und begann erst jetzt, sich intensiver mit ihrer Umgebung zu beschäftigen. Die Bäume und Pflanzen, die sich hier in voller Pracht präsentierten, waren merkwürdig geformt. Da gab es Pflanzen, die groß und breit waren, deren Blüte verschiedene Formen hatten und die sogar unterschiedliche Farben aufwiesen. Dann gab es Pflanzen, die klein und schmal waren und irgendwie trostlos wirkten. Die Bäume waren nicht besser – es gab kleinere, größerer, breitere, dünnere, mit Muster, ohne Muster.
Nun ja, es wunderte sie einfach nichts mehr. Sie hatte auf den Inseln, die sie bisher besucht hatten, schon viel abnormes erlebt, da beeindruckte sie dieser Dschungel auch nicht weiter.
Zu einem Problem würde es allerdingscwerdem, da sie nicht wussten, welche Pflanzen oder Früchte sie Essen könnten. Mit Sicherheit gab es auch welche, die giftig waren oder anderweitige Krankheiten verursachten.
Vielleicht hätte sie doch lieber Sanji mitnehmen sollen.
„Die da oben sehen aus wie Kokosnüsse“, merkte der Chirurg an und zeigte mit einem Finger in die Baumkrone über ihnen, an der tatsächlich große, dicke Früchte hingen. Die sahen immerhin so aus, als könnte man sie essen.
„Aber wie kommen wir da ran?“, fragte sie ihren Begleiter, der über ihre berechtigte Frage nicht sonderlich besorgt wirkte.
Er zog sein Schwert aus der Scheide, die an seiner Hüfte befestigt war. Ein gemurmeltes Room, ein starker Hieb am Baumstamm und die Kokosnüsse stürzten von der Baumkrone ab....und rieselten direkt auf ihre Köpfe nieder.
Während sich Nami die Hände über den Kopf riss und sich schützend auf den Boden warf, blieb Law einfach ungerührt stehen. Sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber irgendwie hatte sie den Eindruck, dass er über ihr Verhalten amüsiert mit den Mundwinkel gezuckt hatte, bevor sie nur noch den braunen Boden des Dschungels anstarren konnte.
Die erwarteten Schläge trafen nicht ein, stattdessen spürte sie eine leichte Berührung an ihrer Schulter. „Du wirst nicht sterben“, ertönte die spottische Stimme ihres Begleiters.
Vorsichtig linste sie nach oben und stellte überrascht fest, dass die Kokosnüsse – sie konnte einfach nicht sagen, ob es wirklich welche waren – in der Luft hingen und nicht wie erwartet auf ihrem Kopf niederrauschten.
Natürlich. Es musste an seinem Room liegen. Soweit sie wusste, konnte er dort alles manipulieren und steuern wie er wollte. Sie wusste gar nicht, wie praktisch Trafalgar Law doch sein konnte.
Seinen spöttischen Tonfall hätte er sich allerdings sparen können.
Nami rappelte sich wieder auf die Beine und ehe Law noch irgendetwas von sich geben konnte, hatte sie ihm schon einen heftigen Hieb auf seine Brust verpasst. „Lass deine Scherze! Die stehen dir wirklich nicht, du ich-bin-mysteriös-Typ“
Law stieß erschrocken seinen Atem aus und torkelte einen Schritt zurück. Anscheinend hatte er mit einem solchen Ausbruch nicht gerechnet.
Kein Wunder – Law hatte auch nie ihre Wut in Form einer Kopfnuss abbekommen. Sie musste, wenn auch ungern, zugeben, dass Law noch einer der angenehmsten Männer war, mit denen sie gezwungen war zu reisen. Er war ruhig und behielt meistens alles für sich. Das ersparte ihm einiges.
Der Schwarzhaarige griff sich an die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte. „Warum schlägst du mich? Reichen dir Ruffy und Sanji nicht mehr aus?“
Sie grinste. „Du scheinst dich in deiner Sicherheit allmählich immer mehr zu wiegen. Das ist nun vorbei“
Er starrte sie lange an – es kam ihr vor wie Stunden – bevor sich ein hinreißendes Grinsen auf seine Lippen legte. „Ich bin nicht witzig. Ich darf mich nicht sicher fühlen. Ich werde geschlagen. So muss es also sein, wenn man verheiratet ist“
Obwohl sie ihm keine Genugtuung schenken wollte, weil er tatsächlich einmal etwas witziges gesagt hatte, musste sie lachen.
Es dauerte einige Minuten, bevor sie sich wieder gefangen hatte und mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen die Kokosnüsse von der Luft pflückte.