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Chaotisches Familienzusammentreffen

von

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Das Desaster beginnt

Kapitel 2: Das Desaster beginnt
 

Yo war der erste der seine Sprache wieder gefunden hatte. Zugegeben, das ganze lief nicht so wie er es sich vorgestellt hatte, doch es würde schon irgendwie gut gehen, da war er sich sicher. Aus diesem Grund versuchte er zumindest die Stimmung der Anwesenden etwas aufzumuntern.

„So schlimm ist es jetzt auch nicht.“

„Überhaupt nicht. Das einzige was passieren kann ist, dass Kino meine Geister in die Geisterwelt verbannt.“

„Zu dem Punkt würde ich jetzt mal sagen, dass jemand wie du wissen müsste wie er das verhindern kann, oder etwa nicht.“

Hao erwiderte daraufhin nichts, dafür konnte sich Okami nicht zurückhalten und wendete sich gedanklich an ihren Schützling.

„Wo sie Recht hat, hat sie leider Recht…"

„Aber trotzdem drei Gegner im Auge zu behalten ist nicht ohne, besonders wenn es sich bei diesen Gegnern um Mikihisa, Kino und Yomei handelt."

//Stimmt da wären mir Ren und Co. doch deutlich lieber. Die sind zwar impulsiv, aber zumindest vorhersehbar. Plus ich bin mir nicht mal sicher, auf welche Seite Anna dann stehen würde und von Keiko will ich gar nicht erst anfangen.\

Spirit of fire nickte daraufhin nur. Ihm war die Situation auch nicht wirklich geheuer.

„Wie auch immer. Fürs erste solltest du dich etwas im Hintergrund halten…“

Weiter kam Keiko nicht da sie in dem Moment die Haustür zuschlagen hörte. Intuitiv hatte Hao seine Teleportationskräfte genutzt um schnellstmöglich von der Küchentür wegzukommen. Kurz darauf tauchte er hinter Anna wieder auf, wobei seine Hand reflexartig zum Griff seines Schwertes fuhr und dort für den Moment ruhen blieb. Keiko war von dieser schnellen Abfolge so irritiert dass sie nur kurz zu Hao blickte. Im selben Moment kam der Neuankömmling auch schon durch die Tür wobei er dabei fast in den Spirit of Fire gerannt wäre. Völlig erschrocken stolperte dieser mit einem erstickenden Schrei zurück und landete unsanft auf dem Boden.

„Manta?“

Für einen Moment hing der Name in der Luft, dann war es für Keiko zu viel und sie fing an zu lachen. Die Situation war einfach zu komisch um real zu sein.
 

Selbst die beiden Spirits of Elements schienen derweil um Fassung zu ringen. Die beiden schienen die Situation äußerst amüsieren zu finden. Manta währenddessen hatte sich von dem Schreck erholt, wagte jedoch noch nicht etwas zu sagen und Hao. Hao schien trotz der Recht harmlosen Situation nicht zu wissen ob er seine Kampfhaltung aufgeben sollte oder nicht.

„Entspann dich oder hast du wirklich Angst vor einem einfachen Menschen.“

Eigentlich hatte Keiko vor die Situation mit diesem kleinen Spruch aufzulockern, doch Haos anschließender Blick machten ihr klar, dass er diese Art von Scherz ganz und gar nicht zum Lachen fand. Insgeheim war sie sich sogar sicher, dass jeder andere nach so einem Kommentar seinen Kopf verloren hätte. Bei diesem Gedanken schüttelte Keiko nur bedauernd den Kopf. Mit etwas Glück konnte sie ihren Mann und ihre Eltern davon abhalten einen riesen Aufstand wegen Haos Anwesenheit zu machen, doch ihre Überzeugungskunst würde auf taube Ohren stoßen, wenn Haos Verhalten weiterhin auf Angriff programmiert war. Mit diesen Gedanken nahm sie eine der fertigen Teetassen und hielt sie diesem entgegen.

„Hier der beruhigt die Nerven.“

„Und was lässt dich glauben dass ich meine Nerven beruhigen müsste.“

„Wie wäre es mit der Tatsache, dass deine Hand immer noch auf deinem Medium ruht. Also nimm schon und komm runter.“

Für einen Moment sah er Keiko prüfend an, bevor er nachgab und ihr die Tasse mit der Hand abnahm die er eigentlich benutzte, um sein Medium zu führen. Eine Reaktion die Keiko erwartet hatte und welche sie erleichtert durchatmen ließ. Zumindest für den Moment allerdings hatte sie das dumpfe Gefühl, dass dieser selbst die harmlos aussehende Teetasse in ein Medium verwandeln konnte, wenn es hart auf hart kam.
 

Mit diesen Gedanken teilte sie die anderen vollen Teetassen aus ehe sie sich neben Anna setzte und vorsichtig einen Schuck nahm.

„Gut da das jetzt geklärt ist. Wen habt ihr beiden noch eingeladen?“

Diese Worte waren eindeutig an Anna und Yo gerichtet, wobei letzterer nur unwissenden mit den Schultern zuckte. Eigentlich wollte er die Gelegenheit nutzen um Hao besser kennen zu lernen und damit meinte er nicht den skrupellosen Feuerschamanen, welchen er bei Schamanenturnier begegnet war. Denn mittlerweile war ihm klar geworden, dass das eine Fassade war, die dieser sich selbst aufgebaut hatte. Nein er wollte viel mehr die Version von Hao kennen lernen, die nicht verbissen an irgendwelchen irrationalen Ideen festhielt. Denn dass es diese Version von seinem Bruder gab wusste er und sein Verhalten zu seinen Schutzgeistern war der beste Beweis den er haben konnte. Dennoch war er sich nun nicht mehr so sicher ob es eine gute Idee war, den heutigen Tag zu wählen.

„Na ja ich dachte es würde Yo mal gut tun seine Familie wieder zu sehen ohne dass die Welt um ihn herum unter geht. Und was Manta betrifft. Nachdem er so oft bei uns ein und aus geht schien er meines Erachtens einfach dazuzugehören…“

Bei dieser sachlichen Aussage zuckte Anna nur leicht mit den Schultern. Sie hatte sich nicht wirklich etwas bei dem ganzen Gedacht, was in gewisser Weise schon etwas Ungewöhnliches war.

„…aber ansonsten erwarten wir niemanden mehr.“

„Du meinst außer vielleicht Ren. Wäre ja nicht das erste Mal nach dem Turnier, dass er überraschend vorbei kommt.“

Auf Mantas Worte hin nickte Anna nur, bevor sie etwas missmutig etwas hinzufügte, was selbst Haos Stimmung noch weiter in den Keller brachte.

„Du meinst bei unserem Glück entschließen sich Yos Freunde alle dazu ihm heute einen Besuch abzustatten.“

„Sollte das der Fall sein bringt mich bitte vorher um. Die ganze Bagage auf einen Haufen ertrage ich nicht noch einmal.“

„Oh ich schätze in dem Fall kannst du dich an Kino und Yomei wenden, die beiden werden dir diesen Wunsch liebend gerne erfüllen.“

„Das Anna, glaube ich dir aufs Wort.“

Mehr sagte Hao nicht dazu. Und auch Anna sah keinen Sinn darin etwas zu erwidern. In gewisser Weise bedauerte sie den Feuerschamanen. Erst war Yo ihm solange auf die Nerven gegangen bis dieser zugestimmt hatte hier her zu kommen und dann das. Andererseits hatte er diese Entwicklung auch verdient.
 

Manchmal war das Leben einfach nur ein Witz. Da entschloss man sich einen Trip auszusetzen um gewissen Personen auszuweichen nur um dann festzustellen, dass man ihnen anderorts begegnete. Das stellte sich doch zwangsläufig die Frage wer hier eigentlich wessen Schicksal strickte. Nach seiner derzeitigen Meinung war es jemand, der ihn überhaupt nicht leiden konnte. Wobei Yomei, Kino und Mikihisa schienen sich auch nicht wirklich beliebt gemacht zu haben, immerhin konnte er sich vorstellen, dass die Situation für diese ebenso schlimm war wie für ihn.

„Also hab ich das jetzt richtig verstanden. Anna hat Yos gesamte Familie eingeladen und Yo hat Hao eingeladen?“

„Naja eingeladen ist irgendwie das falsche Wort dafür, aber im Groben und Ganzen stimmt es."

Noch ehe Manta etwas auf den Kommentar des Feuergeistes etwas erwidern konnte, kam ein pink haariges Mädchen durch die Tür.

„Kino und Yomei lassen ausrichten, dass sie sich noch etwas in der Stadt umsehen.“

„Sag nicht, sie wollen auch hier ihre elenden Elementarfallen aufstellen.“

„Hao? Was machst du denn hier?“

„Das Tamara, kann selbst ich dir gerade nicht wirklich verraten.“

Mit diesen Worten wendete sich Hao wieder seine Teetasse zu. Unter normalen Umständen wäre der Tee darin mittlerweile eiskalt, doch er wurde ja nicht ohne Grund als Feuerschamane bezeichnet und da war es für ihn ein leichtes den Tee warm zu halten.

„Sag mal, Tamara. Wie gut sind meine Eltern eigentlich gerade gelaunt.“

„Na ja, sie haben sich etwas mit Mikihisa gestritten…“

„Ernsthaft? Worüber?“

Für einen Moment blickte Tamara irritiert zu Hao. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie nicht wusste ob sie ihm antworten sollte oder nicht. Zu ihrem Glück schritt Keiko ein ehe sie die falsche Wahl treffen konnte.

„Ich glaube nicht dass dich das etwas angeht.“

Zugegeben ihre Stimme war in diesem Moment schroffer als sie es geplant hatte, doch vielleicht war genau dass die Richtige Strategie.
 

Sie wusste, dass Hao Aktionen unberechenbar war. Bei ihm konnte man nie wissen woran man gerade war. Mal ließ er sämtliche Beleidigungen an sich abprallen ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und dann gab es Momente in denen er einfach austickte. Wobei es nicht so war, dass er aufhörte zu denken, wie andere in einer vergleichbaren Situation. Es ließ sich nicht zu vorschnellen und unüberlegten Handlungen bewegen. Im Gegenteil bevor er dies tun würde strafte er seinen Gegenüber mit einem finsteren Blick und schwieg. Und genau das war das gefährliche an ihm. Denn wer diese Warnung nicht verstand durfte sich nicht wundern, wenn er in den nächsten Sekunden in Flammen stand. Und auch wenn sie gerade dem drohenden Blick des Feuerschamanen ausgesetzt war so ignorierte sie ihn. Nicht weil sie ihn nicht ernst nahm, sondern weil sie das Gefühl hatte, als würde Hao versuchen auszutesten wie weiter er gehen konnte und die erste Grenze hatte sie ihm gerade gesetzt.

„Ich fass es nicht, diese alten Sturköpfe.“

„Um was es auch immer ging, es ist eskaliert.“

Keiko konnte nicht so schnell reagieren wie Mikihisa in den Raum getreten war. Fast gleichzeitig viel sein Blick auch schon auf Hao. Was als nächstes passierte ließ die Miko sprachlos zurück. Binnen Sekunden waren die Schutzgeister ihres Mannes an seiner Seite und griffen an. Die restlichen im Raum konnten noch gerade zur Seite springen, während Hao, welcher bis eben mit Anna an dem Tisch saß, mittels Teleportation auf Abstand ging. Dass hatte zur Folge, dass der Angriff den Stuhl in tausend Stücke zerfetzte, dem eigentlichem Ziel jedoch kein Haar krümmte.
 

Anna hatte sich derweil keinen cm von der Stelle bewegt. Der Angriff war auch so ohne Schwierigkeiten an ihr vorbeigeflogen. Insgeheim versuchte sie jedoch tief durchzuatmen und bis 10 zu zählen, damit wenigstens sie in dieser Situation die Nerven behalten konnte und nicht ausfallen wurde, denn nachdem was sie gerade beobachte war dass das letzte was sie jetzt brauchten.

„Sag mal geht’s noch?“

Hao war derweil wieder aufgetaucht und sah sich das Geschehen fassungslos an. Wäre er nur eine Sekunde langsamer gewesen, hätte der Angriff ihn erwischt. Und es sollte nicht der letzte Angriff gewesen sein, denn dadurch, dass sich dessen Geistkontrolle sich verstärkte konnte er zwei Sachen deutlich erkennen. Ersten Mikihisas Laune war so auf dem Tiefpunkt, dass er sich nicht so einfach beruhigen ließ und zweitens dass er momentan nicht wirklich über die Konsequenzen seiner Reaktion nachdachte. Zugegeben es war nicht sein Problem, lediglich die Angriffe konnten ein Problem werden und er war nie jemand gewesen, der sich ohne Gegenwehr angreifen ließ. Und als wäre es das natürlichste auf der Welt wich er schon dem nächsten Angriff aus, welcher daraufhin aus dem Fester entfloh.

„Du hast Recht, Keiko. Eine Eskalation ist ausgeschlossen wenn sich die betreffenden ihres Alters entsprechend benehmen, aber wie du siehst haben sie das Vernunftalter eines Erwachsenen noch lange nicht erreicht.“

Mit diesen Worten nahm Anna einen weitere Schluck von ihrem Tee. Zumindest hatte sie das vorgehabt, doch dann stellte sich nüchtern fest, dass die Hälfte ihrer Teetasse nicht mehr existierte und somit auch kein Tropfen des Tees enthielt. Eine Tatsache die ihr nun auf einem Schlag klar machte wie nah Mikihisas Angriff ihr letzten Endes doch gekommen war. Wenn sie jemand jetzt gefragt hätte, wieso sie nicht ausgewichen war, dann wäre die entsprechende Antwort nun eindeutig. Weil sie verrückt war, denn sie kannte Haos Kräfte und hätte dieser den Angriff nur umgelenkt und wäre nicht ausgewichen, hätte dieser möglicherweise mehr erwischt als nur ihre Tasse.

Während Anna noch versuchte ihren leichten Schock abzuschütteln, hatte sich Keiko ohne Kommentar an ihren Mann und Hao gewandt. Insgeheim konnte sie nur den Kopf um ein solches unreifes Verhalten schütteln, doch sie sollte noch früh genug rausfinden, dass es noch wesentlich schlimmer kommen konnte.

„So jetzt reicht’s aber. Du willst ärger. Bitte!“

Mit diesen Worten flammte Hao Furyoko in so einer Intensität auf, dass sich Keiko sicher war, dass Yomei und Kino es selbst in Izumo hätten spüren können. Demnach blieb es ihnen wahrscheinlich jetzt wo sie in Tokio waren nicht verborgen. Was jedoch als nächstes passierte ließ sie völlig geschockt zurück. Anstatt einen Angriff zu starken, war Hao plötzlich verschwunden, nur um hinter Mikihisa wieder aufzutauchen. Kurz darauf wurden beide vom Feuer umschlossen und waren weg.

„Was war das?“

„Ich glaub Hao hat den Kampf nach draußen verlegt. Besser so, sonst zerlegen die beiden uns noch die Wohnung.“

Mit diesen Worten war Anna aufgestanden und verließ die Küche. Es war nie klug sich zwischen die beiden Asakuras zu stellen aber dass hieß nicht, dass sie diese einfach so gewähren lassen konnte, nicht als Hausherrin.

„Sag mal, wann hat Hao eigentlich Geistkontrolle erschaffen.“

„Ich würde mal sagen nach seiner Teleportation … oder während… das ist bei ihm immer schwer zu sagen.“

Keiko konnte nicht leugnen, dass sie die Situation mehr als bizarr fand. Eigentlich hielt sie Yo für jemanden, der ohne zu überlegen in einen Kampf eingriff. Doch dieses Mal schien er nicht mal ansatzweise darüber nachzudenken.
 

In diesem Moment glitten ihre Gedanken wieder zu Hao. Sie hatte es belustigend gefunden, dass dieser auf Mantas Auftauchen so defensiv reagiert hatte. Nun jedoch wusste sie wieso. Die Gefahr eines unerwarteten Angriffes war allgegenwertig, weshalb er sich keine Unachtsamkeit leisten konnte. Insgeheim fragte sie sich wie er die letzten Jahre durchgestanden hatte ohne dem Wahnsinn zu verfallen, wobei andere würden diese Tatsache widerlegen. Immerhin strebte Hao nach einer reinen Schamanenwelt. Schnell schüttelte sie den Kopf. Das Ganze war ihr einfach zu hoch. Aus diesem Grund ließ auch sie die Küche hinter sich und ging in den Garten. Und wie erwartet fand sie die kämpfenden dort und auch Anna stand an der Eingangstür und betrachtete die Kämpfer eingehend.

„Falls es dich beruhigt. Hao kämpft nicht mit voller Kraft. Ansonsten würde er mehr offensiv kämpfen.“

„Wie kommst du darauf.“

„Weil er im Sternenheiligtum auch so gegen uns gekämpft hat. Erst als Yo wieder zu sich gekommen war hat er das erste Mal wirklich von selbst angegriffen ohne dass jemand ihm zu nahe gekommen war. Davor hatte er unsere Angriffe nur zerschlagen und einen Gegenschlag auf den Angreifer gestartet. Allerdings muss ich dazu sagen, dass er zu dem Zeitpunkt komplett den Verstand verloren hatte. Und bevor du fragst, ich weiß nicht wirklich was sich seitdem geändert hat nur eines, er scheint irgendwie ausgeglichener zu sein.“

„Und ziemlich angespannt!“

„Wenn er es nicht wäre, wäre er schon längst in der Geisterwelt. Du darfst nicht vergessen, dass die Hälfte der Schamanenwelt ihn Tod sehen möchte, wobei es größtenteils seine eigene Schuld ist, aber das ändert nichts an der Tatsache.“

Dem konnte Keiko nicht wiedersprechen, auch wenn sie der Meinung war, dass Anna in dem Punkt leicht untertrieben hatte. Dennoch sagte sie nichts dazu, stattdessen fiel ihr Blick ebenfalls auf die Kämpfer.
 

Es stimmte was Anna gesagt hatte. Hao bewegte sich kaum von der Stelle, sondern zerschlug die Angriffe nur an Ort und Stelle, als würde er den lieben langen Tag nichts anderes machen. Das verwunderliche war nur dass sein zweiter Schutzgeist unbeteiligt danebenstand, als würde er nichts mit dem Kampf zu tun haben. Entweder war sich Hao sicher, dass er auch mit einem Schutzgeist gegen die beiden Geister ihres Mannes bestehen konnte oder die drei planten etwas. Mit einem Mal wurde ihr Blick auf eine riesige Feuerwand gelenkt, die genau neben Mikihisa auftauchte. Dieser wich intuitiv zurück, doch in genau diesem Moment nahm sie eine Reaktion von Haos zweiten Schutzgeist war und auf einmal verstand sie.

„Vorsicht…“

Weiter kam sie nicht, da es schon zu spät war. Der Boden wölbte sich in dem Moment als ihr Mann einen Schritt zurückwich. Er konnte in diesem Moment noch so gute Reflexe haben, es hätte nichts daran gehindert, dass er ins Stolpern geriet. Ohne weitere Warnungen fand er sich auf dem harten Boden wieder und sah verdutzt zu der Wurzel, welche sich an die Erdoberfläche gekämpft hatte und sich nun langsam wieder ins Erdinnere zurückzog.

„Das musste jetzt sein, nicht?“

Annas Worte zerschnitten die Stille und zogen jedermanns Aufmerksamkeit auf sich. Hao zuckte daraufhin nur die Schultern und gab einen dementsprechenden Kommentar ab.

„Er hätte damit rechnen müssen.“

Diese Selbstverständlichkeit der Worte ließen Keiko den Kopf schütteln. Insgeheim fragte sie sich ob dieser Kampf wirklich ernsthafter Natur war oder ob Hao ihren Mann nur in die Schranken weisen wollte. Besonders die Tatsache, dass sich Mikihisa nur die Erde von den Sachen klopfte und Hao keinen weiteren Blick schenkte ließ sie doch etwas an ihrem Verstand zweifeln.

„Gut, da ihr euch ja anscheinend wieder beruhigt habt, können wir ja wieder rein gehen.“

„Nur wenn ihr mir eine Frage beantwortet. Wer…“

„Denk dreimal nach.“

Für einen Moment fürchtete Keiko schon, dass ein weiterer Kampf zwischen den beiden ausbrechen würde, doch Mikihisa drehte Hao überraschenderweise den Rücken zu.

„Halt dich aus meinen Gedanken raus, sonst kriegen wir richtig Schwierigkeiten miteinander.“

Bei diesen Worten hob Hao nur defensiv die Hände, doch das anschließende Grinsen machte allen deutlich, dass er Mikihisas Drohung kein bisschen ernst nahm.
 

Als sie zurück in der leicht ramponierten Küche ankamen erwartete sie schon ein über beide Ohren grinsender Yo.

„Na Kampf beendet.“

„Scheint dich ja nicht zu wundern.“

Yo antwortete nicht auf den Kommentar seines Bruders immerhin war zu dem Thema alles gesagt worden.

„Schön dass ihr beiden euch mal wieder blendend versteht. Aber jetzt zu einem anderen Punkt. Wie komm ich zu der Ehre.“

„Na ja eigentlich ist das eher Zufall….“

„Anna und Yo haben sich nicht abgesprochen wen sie einladen.“

„Yomei und Kino werden sich freuen. Die sind jetzt schon nicht zu ertragen und wenn sie erfahren dass er hier ist wird ihre Laune nur noch schlechter.“

„Das lässt darauf schließen, dass es bei eurem Streit um mich ging, richtig?“

„Nimm dich nicht zu wichtig Hao.“

„Ich frag doch nur?“

„Als ob du es nicht schon längst wissen würdest wenn du es wolltest. Entweder weißt du es schon, was jedes weiteres Wort sinnlos machen würde, oder du unterlässt es meine Gedanken zu lesen weil…“

„Weil ein gewisser Herr es mir gerade untersagt hat!“

„Du erwartest nicht wirklich, dass ich dir diesen Grund abkaufe, oder? Immerhin tust du sonst auch nicht dass was man dir sagt…aber nur um die Probe zu machen, wie wäre es…“

„Vergiss es. Ich werde meine Schutzgeister bestimmt nicht in die Totentafeln sperren nur weil du es von mir verlangst.“

Bei diesen Worten wusste Mikihisa nicht ob Hao gerade wirklich seine Gedanken gelesen hatte oder ihn einfach nur zu gut kannte. Es spielte auch keine wirkliche Rolle, da der Feuerschamane soeben seinen eigenen Worten widersprochen hatte.
 

Eine Situation die selbst dieser relativ schnell erkannt hatte und sich nur mit verschränkten Armen gegen die Wand hinter ihm legte.

„Scheint wohl als hätte ich dieses Mal gewonnen.“

„Anfängerglück.“

Mikihisa konnte bei dem Gegenkommentar nicht anders als sich kurzzeitig zu Fragen wie Alt der Junge vor ihm war. Zugegeben in diesem Leben würde er in wenigen Monaten 16 werden und zu diesem Alter würde das Verhalten durchaus passen. Doch wenn man sich die Tatsache vor Augen führte, dass er schon zwei Leben, demnach eine Zeitspanne von mindestens 70 Jahren, hinter sich hatte, war ein solches Verhalten mehr als unangebracht.

„Mach mich nicht älter als ich bin.“

„Wie war das jetzt mit dem Gedankenlesen?“

Hao zuckte daraufhin nur die Schulter. Es war für ihn leichter die Gedanken anderer zu lesen, als sie allesamt abzublocken. Was nicht hieß, dass es sein Leben einfacher macht. Ab und an war es ein Vorteil doch kamen zu viele Gedanken aufeinander, so war es schlimmer als inmitten einer Schamanenvollversammlung zu stehen, die sich entschlossen hatte wild durcheinander zu reden, sodass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte.

„Ihr beide seit schrecklich, wisst ihr das.“

„Na zumindest haben sie aufgehört zu kämpfen und reden wieder miteinander.“

„Beschrei es nicht, Yo. Beschrei es nicht.“

Anna wusste aus Erfahrung, dass das schlimmste nicht überstanden war immerhin fehlten noch zwei Personen, die die derzeitige Situation wieder eskalieren lassen konnte. Aus diesem Grund versuchte sie wenigstens die bereits Anwesenden zur Ruhe zu bewegen, wobei Keiko ihr eine große Hilfe war.
 

Sie wusste nicht wieso, doch aus irgendeinem Grund hatte sie einen guten Einfluss auf Hao, oder es lag daran, dass der Feuerschamane keine Lust auf einen weiteren Kampf hatte.

„Gut, kommen wir zurück zum Thema. Yomei und Kino. Was glaubst du wann die beiden hier auftauchen.“

Noch ehe Mikihisa etwas sagen konnte, meldete sich plötzlich Hao zu Wort. Doch seine Antwort hätte sie wenn sie ehrlich war am liebsten ignoriert. Nicht weil sie nicht hilfreich war, sondern weil es wahrscheinlich die Wahrheit war. Aus diesem Grund konnte Anna bei diesem Kommentar nicht anders als sich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. Womit hatte sie das verdient.

„Ich würde mal sagen in diesem Moment!“

„Na dann haben wir das schlimmste ja gleich hinter uns.“

Aufgrund dieser Worte kassierte Yo einen einheitlichen finsteren Blick von der Gruppe, doch das ließ das Grinsen auf seinem Gesicht nicht verschwinden.

„Irrenhaus!"

Das war der einzige Kommentar den Spirit of fire und Okami gleichzeitig abgaben und der bewirkte, dass sich ein leichtes Lächelns auf Haos Gesicht schlich. Oh ja ohne seine Schutzgeister würde er hier mit Sicherheit durchdrehen.

„Wie recht du hast.“

Mehr konnte Hao nicht sagen, da in diesem Moment die Haustür aufging und kurz darauf wieder ins Schloss viel. Wohlwissend dass die beiden Neuankömmlinge mindestens genauso ein großes Theater machen würden wie Mikihisa nur wenige Minuten zuvor, entschied er sich so viel Abstand von der Tür zu nehmen wie es ging, ohne zu nah an der Wand zu stehen. Dass er aus diesem Grund direkt neben Mikihisa stand war ein Risiko, allerdings konnte er dieses deutlich besser kalkulieren als alles was Yos Großeltern ihm entgegen werfen konnte. Zumindest hoffte er das. Denn allein der Anblick der beiden, als sie ihn bemerkten war alles andere als vielversprechen.
 

Insgeheim hatte Hao damit gerechnet, das gleich die Hölle losbrechen würde, doch alles was vor ihm lag war ein eisernes Schweigen Jedenfalls für den ersten Moment. Ein Moment in dem die Welt hätte unter gehen können und keinen der Anwesenden hätte es interessiert. Dann jedoch platzte es auf einmal aus Kino heraus und ihre Worte waren schärfer als das schärfeste Schwert und sprühten nur so vor Hass.

„Du?“

„Meisterin Kino, schön sie wiederzusehen.“

Obwohl Haos Stimme keinerlei Unterton erkennen ließ, kassierte er bei diesen Worten nur einen eiskalten Blick. Zugegeben vielleicht war es keine gute Idee sie so anzusprechen, besonders da sie es genau gegenteilig Verstand wie er es eigentlich meinte. Und insgeheim bezweifelte er dass die anderen es anders verstehen würde als Kino. Lediglich eines wusste er und zwar dass jeder der Anwesenden eines wusste. Wenn ein einfacher Blick reichen würde um jemanden qualvoll zu Grunde gehen lassen, dann war es dieser. Er jagte selbst Anna einen grauenhaften Schauer über den Rücken, obwohl dieser eindeutig an Hao gerichtet war. Dieser jedoch ließ sich davon nicht einschüchtern oder zumindest ließ er sich das Ganze nicht anmerken.

„Was hat er hier zu suchen!“

„Ein nicht einkalkulierter Zufall?!“

Anna hätte bei diesen Worten auch genauso gut übers Wetter reden können, denn ihr Tonfall war ruhig und ließ sie recht locker wirken. Zumindest für die meisten Beobachter, doch Hao konnte ihre innere Unruhe deutlich spüren.

„Erwartest du etwa dass ich dir das glaube.“

„Es ist die Wahrheit, Meisterin Kino.“

Bei diesen Worten viel ihr Blick zu Hao. Insgeheim befürchtete sie, dass er irgendeinen dummen Spruch zum Besten geben würde, denn wenn man es genau nahm, war es kein wirklicher Zufall. Man konnte es als Zufall bezeichnen, dass alle Asakura sich momentan in dieser Küche aufhielten doch Haos Anwesenheit war mehr Yos Werk als das des Zufalles.
 

Allerdings schien Hao genug Verstand zu besitzen um zu wissen wann er sich zurückhalten musste, denn das einzige was er bei ihren Blick erwiderte war ein knappes Nicken. Es wirkte fast so als wollte er ihr mitteilen, dass er nichts gegen ihre Aussage einzuwenden hatte. Zu ihrem Bedauern schien auch Kino diese kurze nonverbale Verständigung mitbekommen zu haben, was die derzeitige Situation nicht gerade erleichterte.

„Dafür versteht ihr beide euch etwas zu gut für meinen Geschmack.“

„Das ist doch…“

Wenn Anna Frustration ihn jemals die Sprache verschlagen hatte, dann in diesem Moment und es war der ungünstigste den sie hätte wählen können.

„…absurd.“

Eigentlich wollte Hao ihr damit nur etwas auf die Sprünge helfen, doch ihre Gestik sagte deutlich dass er das umgehend unterlassen sollte. Sie brauchte nicht noch mehr Ärger mit Kino. Sie würde ohnehin ein Wunder brauchen damit Kino sich wieder abregte. Allerdings schien Kino nicht im Traum daran zu denken Hao einen weiteren Blick zu schenken und auch seine kleine Hilfestellung schien sie nicht mitbekommen zu haben. Oder sie blendete Hao lediglich erfolgreich aus. Eine Tatsache, die Hao dazu veranlasste sich irritiert an Mikihisa zu wenden, wobei sein Blick weiterhin auf Kino gerichtet war.

„Sie ignoriert mich.“

„Wäre es dir lieber wenn sie dir irgendetwas entgegenwirft?“

„Nein, aber…“

Für einen Moment konnte Mikihisa ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Hao war jemand, der mit Hass und Wut umgehen konnte. Doch die Tatsache, dass Kino ihren Unmut über seinen Aufenthalt mit Anna ausdiskutierte und ihm keinen weiteren Blick würdigte, brachte ihn aus dem Konzept. Er konnte es dem Feuerschamanen daher nicht verübeln, dass dieser zum ersten Mal nicht wirklich wusste wie er reagieren sollte oder in dem Fall wie er am besten auf seine gestellte Frage antworten sollte.
 

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So das war's wieder. Ich hoffe es hat euch gefallen. Das 3. und letzte Kapitel dieser Kurz-FF werde ich Anfang Juni hochladen. Bis dahin wünsche ich euch einen schönen weiteren Mai und hoffentlich schönes Wetter.
 

Misato



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