Zum Inhalt der Seite

Die Reise eines Engels

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein ungewöhnliches Date (Annas Sicht)

„Wir bleiben erst mal bis Morgen hier.“, sagte Kratos trocken.

„Ehrlich! Toll! Dann sind wir ja fast einen ganzen Tag hier!“, schrie ich fröhlich.

Wir hatten Iselia erreicht und wollten uns hier noch etwas ausruhen, bevor wir die Menschenfarm angriffen. Das kam auch echt gelegen. Nach dem ewigen Bergsteigen beim Ossa-Pfad und dann die verdammt heiße Wüste von Triet. Ok es waren interessant Orte und ich mochte sie irgendwie, aber hier war es angenehm. Iselia war von viel Grün umgeben. Die Luft war kühler als in Triet. Außerdem waren die Leute hier sehr nett. Leider musste Noishe außerhalb des Dorfes bleiben. Er würde die Bewohner sonst nur erschrecken.

„Wollen wir nicht mal spazieren gehen oder so?“, fragte ich Kratos, der mich darauf ungläubig ansah. War an der Frage was komisch?

„Wir reisen doch die ganze Zeit. Und jetzt willst du noch spazieren gehen?“, sagte er.

Das ergab zwar Sinn aber ich wollte ja nicht einfach nur spazieren gehen.

„Na ja ich meinte, dass wir beide Zeit zusammen verbringen können. Du weißt schon.“, entgegnete ich lächelnd.

„Wir verbringen doch ständig Zeit zusammen.“

Oh Mann. Er verstand es echt nicht. Man könnte meinen er verkaufte mich für blöd, aber ich wusste, dass er es nicht besser wusste. Mir war bereits aufgefallen, dass Kratos wohl vorher noch nie in einer Beziehung war. Besonders Körperkontakt war scheinbar ungewohnt. Er erschrak immer, wenn ich ihn umarmte oder küsste. Wahrscheinlich musste ich das immer erst anmelden, aber das vergaß ich meist. Auch ging die Initiative eher von mir aus. Klar den ersten Schritt hatte er gemacht, aber mehr kam da auch nicht. Manchmal umarmte er mich zaghaft, aber küssen oder mit mir kuscheln, tat er fast nie. Wir waren zwar erst seit einer Woche zusammen, aber das waren ja wohl keine großen Dinge.

Vielleicht führten Engel solche Beziehungen aber auch gar nicht. Vielleicht lief das bei denen ja irgendwie anders ab. Kratos war ja kein Mensch so wie ich. Er sah so aus und benahm sich auch meist so, aber er war ein Engel.

„Lass uns doch mal ausgehen. Ein Date, wenn du verstehst, was ich meine. So etwas machen Pärchen.“, erklärte ich.

Kratos wurde leicht rot und sah verlegen nach oben. Das war total süß. Das machte er öfter, wenn ich ihn auf das Thema ansprach.

„Also was sagst du? Wir können auch schön gemütlich etwas essen.“, rief ich.

„Mhm.“, kam als Antwort. Dabei nickte Kratos leicht.

„Du könntest auch ruhig mehr sagen.“, bat ich verärgert. Warum musste ein Plappermaul wie ich an so einen schweigsamen Kerl geraten.

„Was soll ich denn sagen.“, fragte er nun allen Ernstes. Selbst blödes Gebrabbel über das Wetter wäre mir recht gewesen. Aber was tut er?

Ich seufzte. „Du könntest mir zum Beispiel ein Kompliment machen. Das letzte Kompliment war vor einer Woche. Sag doch mal so was. Wie du bist sehr schön oder so.“, laberte ich darauf los. Hoffentlich fiel dem Engel dazu was ein. Ich wollte zwar nicht mit Kompliment überhäuft werden, aber das mein Freund mir wenigstens ab und zu mal was nettes sagte, war ja wohl zu erwarten.

„Du bist sehr schön.“

Ich fiel fast nach vorne um. Das war jetzt irgendwie klar.

„Sag mal fällt dir nichts Besseres ein. Was findest du toll an mir? Warum liebst du mich? Sag mir das!“, forderte ich.

Kratos sah wenig begeistert aus. Über solche Themen konnte er echt nicht sprechen. Wenn es um Kampfstrategien, Taktiken oder unsere nächsten Reiseziele ging, konnte er Romane erzählen. Zumindest für seine Verhältnisse. Aber über sich oder seine Gefühle. Kein Wort. Vielleicht mal ein paar Satzbruchstücke, wenn es hoch kam.

„Ich…ehm… was magst du denn an mir?“, kam als Gegenfrage.

„Vergiss es. Du bist zuerst dran. Was gefällt dir an mir?“

Kratos schien zu überlegen. Jetzt wirkte er zwar nicht mehr so ganz verlegen, aber er war auch nicht so ruhig wie sonst.

„Du bist schön.“, sagte er nun und drehte sich weg. Er glaubte wohl damit sei es gegessen. Aber da hatte er falsch gedacht.

„Typisch Mann. Ihr achtet immer nur aufs Äußere. Da muss es doch noch mehr an mir geben, was dir gefällt. Und wenn es nur die Tatsache ist, dass ich schön bin, dann erklär das genauer.“, forderte ich.

„Du gibst wohl nie Ruhe.“, meckerte Kratos genervt.

Ich kicherte und schüttelte den Kopf.

„Also…“ Nun überlegte der Rothaarige erneut. Ob er sich wieder eine Ausrede einfallen ließ. Wundern würde es mich ja nicht.

„Also zunächst bist du immer so fröhlich. Deine Gesellschaft ist sehr angenehm. Außerdem mag ich dein Kichern. Es ist irgendwie ansteckend. Was mich aber am meisten an dir beeindruckt ist, dass du sehr stark bist. Du hast schon alles Mögliche durchgemacht, bist aber trotzdem lebensfroh und gibst dich nicht auf. Es gibt nicht viele Menschen, die das können. Außerdem ist es irgendwie niedlich, wenn du dich aufregst.“

Ich sah Kratos geschockt an. Hatte er gerade mehr als drei Sätze über mich formuliert. Es waren, glaube ich, sogar acht. Das was er sagte, schmeichelte mir schon irgendwie. Das hatte noch nie jemand über mich gesagt. Sonst beschrieben mich die meisten Leute mit „Nervig, aufgedreht, dümmlich, Plappermaul“ und sonst irgendetwas.

Ich wurde leicht rot. Dass er so von mir dachte, freute mich wirklich.

„Du kannst richtig süß sein, Kratos.“, schwärmte ich, worauf ich den Engel umarmte.

Die Umarmung kam wohl wieder etwas plötzlich, da Kratos leicht zusammen zuckte. Er umarmte mich aber trotzdem vorsichtig.

„Also wollen wir jetzt was essen. Ich habe einen Bärenhunger!“, meinte ich und wollte gerade in den Shop laufen. Allerdings hielt mich Kratos fest.

„Erst bist du dran. Was magst du an mir?“

Ich sah ihn perplex an. Na toll. Da hatte ich ja was angefangen.

„Ich muss erst was essen, sonst sterbe ich!“, jammerte ich. Dass die Leute mich schon anstarrten, war mir recht egal.

Kratos blieb eisern und ließ mich nicht los.

Ich versuchte ihn mit all meiner Kraft mit zu ziehen, aber es gelang mir nicht. Waren alle Engel so stark? Dank des Expheres war ich stärker als jeder Mensch, ob Mann, ob Frau, den ich je begegnet war. Aber Kratos hatte keine Mühe mit meiner Kraft.

Er zog mich nun zu sich ran, sodass ich mit dem Rücken an ihn gedrückt war. Seinen Mund bewegte er nun ganz nah an mein Ohr. Ich wurde leicht rot, durch Kratos Nähe. Wenn er das doch mal machen könnte, um mir nah zu sein. Nein er wollte nur was wissen.

„Ich höre.“, forderte er.

„Du bist gemein!“, motzte ich.

„Tolle Eigenschaft. Du magst mich, weil ich gemein bin und weiter.“

„Weil du ein dreckiger Engel bist!“, fauchte ich.

„Wie nett. Und was noch?“

Ich seufzte. „Also mal ehrlich, Kratos. Muss ich dir das wirklich erklären? Das ist doch offensichtlich.“

„Für mich nicht.“, antwortete er und ließ mich los.

Ich drehte mich zu ihm um. „Zum einen siehst du mal wahnsinnig gut aus. Ich wette fast alle Frauen finden dich sehr attraktiv. Das kann dir doch nicht entgangen sein.“

Kratos antwortete mit seinem typischen „Mhm“. Sein Blick verriet mir, dass ihm diese Tatsache durchaus bewusst war.

„Außerdem bist du ein starker Schwertkämpfer. Du bist stark und mutig. Zudem bist du auch noch schlau und besonnen. Am wichtigsten ist aber, dass du nett und gutherzig bist. Du bist einfach perfekt.“, beschrieb ich Kratos nun völlig begeistert.

Er sah nicht begeistert aus. Stattdessen sah er bedrückt zu Boden.

„Ich bin nicht gutherzig.“

Völlig verblüfft sah ich ihn an. Was hatte er auf einmal?

„Doch das bist du. Immerhin befreist du die ganzen Gefangenen, kämpfst gegen die Desians und du hast mich gerettet. Schon mehr als einmal.“, meinte ich.

Kratos seufzte nur und sah nach unten. Er war ab und zu mal so schwermütig. Allerdings wusste ich nicht warum. Er redete nicht mit mir darüber. Ich konnte ihn aber auch nicht zwingen.

Ich musste ihn aufheitern.

„Los komm was essen. Wenn man was ist isst, ist man gleich fröhlicher.“, sprach ich und zog an Kratos Arm. Er folgte mir seufzend.

Wir gingen in den Laden. Hier gab es auch so eine Art Gasthaus.

„Also was nehmen wir? Wie wäre es mit Geschnetzelten?“, fragte ich ungeduldig. Ich hatte wirklich Hunger und der Duft von Essen machte es nicht gerade besser. Das Gasthaus hier war recht gut besucht. Es kamen wohl auch viele Reisende nach Iselia. Immerhin war der Tempel von Martel in der Nähe. Der Ort an dem der oder die Auserwählte das Orakel empfing.

„Geschnetzeltes ist gut.“, sprach Kratos und setzte sich.

Ich bestellte zwei Portionen. Dann beobachtete ich die Leute hier.

„Hey habt ihr gehört. Die Menschenfarm in Palmacosta.“, hörte ich einen Mann am Nebentisch labern. Ich sah ihn interessiert an.

„Alle Gefangenen wurden befreit. Wahnsinn oder.“

Unsere Taten sprachen sich also herum.

„Sieh ihn nicht so an, Anna. Das ist zu auffällig.“, ermahnte mich Kratos leise. Ich sah ihn an und grinste. „Du bist doch nur eifersüchtig, weil ich einen anderen Mann anstarre.“, ärgerte ich ihn. Allerdings hatte es nicht den gewünschten Effekt. Der Rothaarige blieb völlig unbeeindruckt und sah mich nur fragend an.

„Dann eben nicht. Ah unser Essen!“, schrie ich, als der Kellner uns bediente. Ich nahm die Gabel und fing an zu essen. Als ich zu Kratos sah bemerkte ich, dass er mich beobachtete.

„Ist was?“, fragte ich mit vollem Mund. Ich schluckte erst mal mein Essen runter.

„Nichts. Es ist nur interessant wie du isst oder vielmehr dein Essen hinunterschlingst.“, gab der Engel provokant von sich.

„Ich schlinge nicht! Ich habe nur Hunger!“, maulte ich ihn an.

//Ach verdammt Anna. Er will dich doch nur ärgern und du fällst wieder darauf rein. Bleib einfach ruhig und ignorier den Deppen!//

„Wo isst du das nur alles hin? So wie du isst, müsstest du aussehen wie eine Tonne.“, rief Kratos.

„Wer ist hier eine Tonne!“ //Ruhig Anna, ganz ruhig.// „Ich muss essen damit ich kräftig bleibe.“, meckerte ich.

„Aha dann futterst du alles in deinen Exphere? Auch eine Möglichkeit.“

„Iss du besser selbst erst mal bevor du irgendwelche Kommentare loslässt!“, fauchte ich und stopfte mir den Rest vom Teller in den Mund. Kratos hatte erst die Hälfte seines Essens zu sich genommen.

„Ich genieße mein Essen.“, murmelte er und nahm einen Bissen.

„Ich auch!“, schnaubte ich.

Als er fertig war, sprang ich auf. „Jetzt können wir spazieren.“

Kratos seufzte. „Du hast gerade gegessen. Vielleicht sollten wir uns erst ausruhen. Nach dem Essen soll man ruhen.“

„Oder Tausend Schritte tun. Also komm schon. Wir sehen uns das Dorf an. Vielleicht finden wir außerhalb einen kleinen See wo wir schwimmen können, du und ich.“

Kratos wurde sofort rot. „Mal langsam Anna.“, mahnte er mich.

Ich kicherte. Sein Blick war einfach einmalig. „Was denn? Zusammen Körperhygiene betreiben ist doch was tolles.“, neckte ich ihn.

„Vielleicht später mal. Für so was ist es noch zu früh.“, blockte Kratos ab. Er ging nun nach draußen.

„Aber warum denn? Du magst es wohl nicht, wenn ich so ganz nah bei dir bin.“, sprach ich und umarmte Kratos innig. Dabei küsste ich ihn leicht am Hals.

Ich bemerkte wie eine Gänsehaut bekam. Das war immer effektiv.

„Hör auf damit!“, schimpfte Kratos.

Ich sah ihm ins Gesicht. Er versuchte wütend zu wirken. Allerdings waren seine Wangen rot. Außerdem sah er recht verunsichert aus. Alles in Allem so gar nicht wie Kratos.

„Was habe ich denn gemacht?“, fragte ich ganz unschuldig. Dabei begann ich leicht zu grinsen.

„Das weißt du genau!“

Kratos drehte sich weg. Ich kicherte leicht. Er war einfach zu süß, wenn er so war.

„Ich möchte aber trotzdem gerne etwas baden. Der Sand von Triet klebt mir immer noch auf der Haut und in den Haaren.“, bemerkte ich. Früher hätte ich wohl einen riesigen Aufstand gemacht, wenn ich so schmutzig wäre, aber jetzt störte es mich weniger. Ich war schlimmeres gewöhnt.

„Hier ist ein kleiner Tümpel in der Nähe. Wir können ja dahin gehen.“, schlug Kratos vor. Gesagt getan. Der Tümpel von dem Kratos gesprochen hatte, war wirklich nicht sehr weit. Wir brauchten nur ein paar Minuten. Schon waren wir da.

Mein innerstes sprang förmlich vor Freude. Wie sehr ich Wasser doch liebte. Es war so schön kühl, sauber, geschmeidig. Ja Wasser war einfach das Beste.

„Ich warte hier. Geh du ruhig in Ruhe baden.“, meinte Kratos. Dabei lehnte er lässig und mit geschlossenen Augen an einem Baum.

„Du solltest auch baden. Es wird dir gut tun.“, sprach ich. Allerdings kannte ich seine Antwort bereits: „Nein Danke.“

Typisch Kratos. Er war einfach zu ernst und auch zu verklemmt. Zwar ärgerte er mich manchmal, aber das war auch schon der einzige Spaß, den er verstand.

„Sei nicht immer so. Komm schon. Hör mal auf mich. Dir wird es bestimmt gefallen.“, versuchte ich ihn zu überzeugen.

Kratos rührte sich nicht. Nicht mal seine Augen öffnete er. „Nein ich möchte nicht baden, Anna. Ich werde mich nachher etwas waschen, aber mehr nicht.“

Ich schnaubte und packte seinen Arm. Nun versuchte ich ihn zum Wasser zu zerren. Natürlich erfolglos. Jeden hätte ich problemlos ins Wasser schmeißen könne, aber nicht Kratos. Warum war er nur so stark. Immerhin hatte ich meinen Exphere. Das Ding verlieh mir echt viel Kraft, aber aus irgendeinem Grund war der Rothaarige trotzdem kräftiger.

Zumindest musste er sich ganz schön dagegen stemmen.

„Anna lass das!“, fauchte er.

„Nein. Ich will, dass du schwimmen gehst.“, entgegnete ich. Allerdings musste ich dann doch aufgeben. Kratos ließ sich nicht überzeugend. Dann eben nicht. Er würde ja sehen, was er verpasste.

Ich hingegen rannte fröhlich ins Wasser. Meine Klamotten ließ ich gleich an. Die waren genauso wenig sauber, wie der Rest von mir.

Es war ein herrliches Gefühl. Endlich wurde ich den Sand los. Ich spürte, das kühle, klare Wasser auf meiner Haut. Ich tauchte ab und entspannte mich. Wie angenehm es doch war so im Wasser zu gleiten.

Als ich wieder auftauchte, bemerkte ich, dass Kratos sich wusch. Er saß am Ufer und betrieb „Katzenwäsche“. So würde ich es bezeichnen. Ich ging zu ihm.

„Du solltest ganz rein kommen. Das Wasser ist herrlich.“, schwärmte ich.

Kratos schüttelte nur kurz den Kopf.

„Spielverderber!“, brüllte ich und spritze ihn nass.

Er sah mich nicht gerade zufrieden an. „Lass es Anna!“, drohte er.

„Warum sollte ich? Halt mich doch auf!“, reizte ich ihn und spritzte erneut. Dabei musste ich kichern.

Zunächst geschah nichts, aber dann überrumpelte mich der Rothaarige einfach. Er stand einfach vor mir und schuppte mich ins Wasser.

Hustend sah ich ihn an. Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Kratos stand vor mir im knietiefen Wasser.

„Blödmann!“, meckerte ich und setzte zum Sprung an. Kratos blieb unberührt stehen. Auch als ich ihn erreicht hatte, schien ihm die Wucht des Sprunges zunächst nichts auszumachen. Dann merkte ich aber wie er zu Straucheln begann. Der Sand im Wasser gab nach und so verlor Kratos allmählich die Balance. Er fiel mit mir ins Wasser.

Nun lag ich kichernd auf ihn. Kratos Anblick war einfach zum Schießen. Seine Haare waren patschnass und hingen runter. Trotzdem gab es immer noch ein paar Haarsträhnen, die nach oben zeigten. Seine Haare hingen nass in seinem Gesicht und verdeckten nun gänzlich sein linkes Auge.

Kratos funkelte mich nun böse an. Wahrscheinlich hätte ich weglaufen sollen, aber ich konnte nicht vor Lachen.

Der Engel packte mich, stand auf und schmiss mich ins Wasser.

Als ich wieder auftauchte, schüttelte er sich. Seine Haare standen nun in alle Richtungen ab. Ich spritzte ihn erneut nass.

„Na warte!“, schimpfte er und spritzte zurück. Ich war völlig überrascht. Kratos machte mit bei meinem Spiel. Kratos! Der sonst so zurückhaltende und coole Schwertkämpfer planschte mit mir im Wasser. Ich bekam ihn doch langsam dahin wo ich ihn wollte.

Ich spritzte zurück und wir beide lieferten uns eine Wasserschlacht. Man konnte nicht sagten, wer von uns beiden gewann. Am Ende schmiss Kratos mich am Ufer in flaches Wasser. Er lehnte sich über mich, sodass ich mich nicht bewegen konnte. Der Rothaarige lächelte mich an. Das tat er nur sehr selten. Es stand ihm aber sehr gut.

Kratos küsste mich. Meine Wangen wurden ganz heiß. Das kam auch nicht wirklich oft vor. Dazu war er recht leidenschaftlich. So hatte er mich noch nie geküsst. Ich genoss es einfach nur. Sein Körper war warm, obwohl wir im Wasser waren. Seine Nähe war sehr angenehm. Kratos küsste mich nun am Hals. Dabei war er aber nicht gerade zögerlich wie sonst. Er war ziemlich leidenschaftlich. Sogar etwas wild?

Ich stand nun bestimmt völlig in Flammen. Mein Herz raste und mir war etwas schwindelig.

Was machte er da nur mit mir? Es war doch nicht, dass erste mal dass mir jemand so nah kam. Im Gegenteil. Ich hatte eigentlich schon mehr mit einem Mann gemacht als das. Trotzdem war es völlig neu für mich. Ganz anders. Das mit Kratos war schon etwas Besonderes. Ich merkte, dass das mit ihm mehr als nur eine Liebelei war. So wie er mich küsste, bedeutete ihm das auch mehr. Das war mir jetzt klar. Wir brauchten nicht über unsere Gefühle sprechen, um zu wissen was der andere fühlte. Kratos Berührungen sagten mehr als Worte.

Und nein mehr passierte zwischen uns am See nicht. Es blieb beim Küssen. Danach hatten wir uns etwas zum Trocknen hingelegt. Jetzt waren wir auf dem Weg zurück nach Iselia.

Ich hüpfte fröhlich neben Kratos her. Ich war einfach glücklich. Irgendwie kam ich mir zwar schon kindisch vor mich so zu benehmen, aber was soll’s.

„Wo nimmst du nur deine Energie her? Beim Wandern hast du meist nicht so viel Elan.“, bemängelte Kratos.

„Päh! Ich lass mich nun mal nicht gerne von einer Ecke Sylvarants in die nächste scheuchen!“, konterte ich.

„Oh entschuldige, dass ich die Dame so sehr antreibe.“, neckte mich Kratos. Er schien auch gute Laute zu haben. So ausgelassen war er selten.

„Ja. So etwas macht ein Gentleman nicht. Du könntest mich zum Beispiel tragen.“, warf ich ihm vor.

„Bisher hast du das immer abgelehnt.“, erwiderte der Engel.

Da hatte er Recht. Ich mochte es nicht wie ein schwächliches Kind behandelt zu werden. Ich konnte sehr gut auf mich aufpassen. Na ja meistens zumindest.

„Vielleicht würde es mir manchmal aber gefallen.“, sprach ich.

„Okay.“, meinte Kratos. Plötzlich nahm er mich hoch und trug mich. Er hielt mich wie ein Ehemann seine Braut. Bei dem Gedanken musste ich irgendwie kichern.

Ich wehrte mich diesmal nicht und kuschelte mich an ihn. Seine Klamotten waren noch nass. Trotzdem war es gemütlich. Er trug mich bis ins Gasthaus. Dort setzte er mich ab.

„Wir sollten schlafen gehen. Ich für meinen Teil bin auf jeden Fall müde. Immerhin hatte ich Nachtwache.“, rief er.

„Wenn du mich auch mal Wache halten lassen würdest, hättest du das Problem nicht.“, schimpfte ich.

„Das eine Mal als du es probieren wolltest, bist du schon nach kurzer Zeit eingeschlafen.“, erwiderte der Rothaarige.

Daran erinnerte ich mich. Noishe hatte mich echt bei Kratos verpetzt. Es war aber nun mal schrecklich langweilig die ganze Nacht nur die Umgebung anzustarren. Da musste Noishe dann halt weiter machen.

„Wie auch immer. Ich geh dann mal nach oben.“, sprach er und ging.

Ich beschloss noch schnell etwas zu essen. Dann ging ich auch in unser Zimmer.

„Wann wollen wir Morgen los?“, fragte ich und zog meine nassen Sachen aus. Kratos lag eh mit dem Rücken zu mir. Außerdem kannte ich ihn. Er würde eh nicht gucken.

Ich zog mir meinen Mantel über und hängte meine Sachen neben Kratos auf einen Stuhl.

„Kratos? Ich warte noch auf eine Antwort.“, rief ich.

Wieder sagte er nichts. War er etwa…?

Ich ging leise zu ihm herüber. Ja. Er schlief. Bis jetzt hatte ich ihn noch nie schlafen gesehen. Eigentlich ging ich immer eher ins Bett als er oder er hielt Nachtwache. Da er ein Frühaufsteher war, war er auch immer vor mir wach.

Er drehte sich nun auf den Rücken.

Ich beobachtete ihn. Er sah auch toll aus, wenn er schlief. So ruhig und entspannt. Sein Brustkorb hob und senkte sich leicht. Manchmal zuckten seine Augen. Ob er wohl träumte. Hoffentlich träumte er nicht so etwas wie ich immer. Ich schüttelte den Kopf und verdrängte den Gedanken.

Ob er wohl auch seinen Umhang trug. Ich wurde leicht rot und griff nach der Decke.

//Also wirklich Anna. Was machst du da? An was du wieder denkst.//

Ich hob vorsichtig die Decke. Er hatte seinen Umhang nicht an. Sein Oberkörper war frei. Nun wurde mir gleich noch wärmer.

Vorsichtig sah ich zu Kratos. Er schlief noch. Nun hob ich die Decke noch weiter.

Er trog eine Unterhose. Eigentlich schade. //Anna, was denkst du da?! Schade, dass er nicht völlig nackt vor dir liegt. Bist du bekloppt?!//

Ich musterte etwas seinen Oberkörper. Er war sehr muskulös. Besonders seine Arme. Er war ja auch ein Schwertkämpfer.

Aber an seinem Oberkörper war noch etwas Auffallendes. Genau auf Brusthöhe in der Mitte seines Brustkorbes hatte er einen roten Stein. Dieser hatte eine Tropfenform und war in eine goldene Fassung eingelassen. War das ein Exphere? Warum sollte er so was tragen?

Vorsichtig berührte ich das Juwel. Es war kalt genau wie mein Exphere. Ansonsten war es völlig glatt genau wie mein Stein. Ok es war ja nichts ungewöhnliches, dass Desians diese Dinger trugen. Sie verstärkten ihre Kräfte oder so. Kratos war aber ein Engel. Warum hatte er einen. Das war momentan aber auch egal.

Ich strich mit meiner Hand nun über seinen Oberkörper. Ich fühlte seine Muskeln.

Sofort zog ich die Hand weg. //Anna was machst du nun schon wieder? Erst spannen und jetzt grabschen. Was wenn er das mit dir macht.//

Nun wurde ich knallrot bei dem Gedanken. Was würde ich wohl machen, wenn Kratos mich so berührte. Ich glaubte ich würde austicken. Der Gedanke daran machte mich ja schon verrückt.

//Ok Anna, du bist keine 15, du bist 24. Eine erwachsene Frau sollte nicht so denken. Die Menschenfarm ist dir echt nicht gut bekommen.//

Was würde Kratos wohl denken, wenn er mich jetzt so sah. Wahrscheinlich dachte er, ich habe einen dran.

Ich seufzte. Es war Zeit schlafen zu gehen. Ich sah auf das andere Bett und dann zu Kratos. Ob ich wohl? Warum nicht!

Ich schlüpfte vorsichtig zu Kratos ins Bett und schmiegte mich an ihn. Mal sehen, was er sagen würde, wenn er aufwachte.

Ich fand es auf jeden Fall sehr angenehm. Kratos roch sehr gut. Außerdem fühlte ich mich geborgen und sicher, wenn er bei mir war. Etwas was in den letzten vier Jahren nicht mal ansatzweise gefühlt hatte.

Ich schloss also zufrieden die Augen und drückte mich noch etwas an Kratos. So schlief ich auch sehr bald ein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück