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Was wirklich wichtig ist

Wettbewerbsbeitrag
von

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Heute ist der Tag, an dem wir Nägel mit Köpfen machen. Nun ja, wenn ich Takaos Wortwahl benutze, hört sich das immer noch merkwürdig an. Aber genau so hat er es gesagt, als er mir gestern mitgeteilt hat, dass er heute entlassen wird. Immerhin war er fast eine Woche hier und ich habe fast die gleiche Zeit lang sein Haus gemieden. Macht der Gewohnheit, denke ich - ich will nicht allein den grinsenden Gesichtern und den viel zu neugierigen Fragen ausgesetzt sein. Also sitze ich hier und warte darauf, dass er die Türe öffnet und zu mir kommt.

"Ah, du bist ja doch da", ertönt es hinter mir und ich drehe mich um. Takao steht vor dem Eingang des Krankenhauses und sieht mich leicht missbilligend an. Hab ich was falsch gemacht? Dann hebt er mit dem gesunden Arm seinen kleinen Rucksack hoch und hält ihn mir hin. "Könntest du den vielleicht tragen?", fragt er und sieht etwas unglücklich auf die Schlaufe, in der sein anderer Arm steckt. Ich nehme ihm die Tasche ab und bin erstaunt, wie schwer sie ist. Wie viel Zeug braucht ein Mensch für sechs Tage Krankenhausaufenthalt? Egal, ich zucke mit den Schultern und werfe ihn mir auf den Rücken, dann sehe ich meinen Freund an.

...Meinen Freund, das klingt gut. Ich muss grinsen. "An was denkst du denn?" Kurz erwäge ich, frech zu sein, lasse es aber dann wieder. "Nichts besonderes. Ich dachte nur gerade, dass ich jetzt keine Begründung mehr abliefern muss, um bei dir aufzutauchen." Takaos Augen beginnen zu leuchten. "Heißt das, du wirst häufiger auftauchen?" Ich rolle gespielt mit den Augen. "Was dachtest du denn? Ich werde zu deinem Dauergast!" Takao lacht und wir machen uns auf den Weg.
 

"Hast du eine Ahnung, was uns gleich erwartet?", fragt er mich nach einer Weile und ich bin verblüfft. "Eh,...ich war die letzten Tage nicht im Dojo." Er zieht einen Schmollmund und murmelt etwas, das wie "Typisch!" klingt. Ich zucke mit den Schultern. Was soll ich auch sagen, es ist eben so. Warum sollte ich das auch ändern? "Haben sie dich denn nicht gefragt?", schieße ich zurück. Er schüttelt den Kopf und seufzt. "Nein", meint er nachdenklich und verzieht dabei so herrlich das Gesicht, "Keiner der anderen hat was gesagt, obwohl ich schon manchmal das Gefühl hatte, dass sie komisch starren. Aber Hiromi war gar nicht mehr da." Naja, das dürfte wohl normal sein, dass man nach einer Abfuhr nicht direkt wieder reinschneit. Aber da ist noch etwas, ich kann es nur nicht ganz einordnen. "Und sonst?", frage ich und Takao bleibt stehen. "Ich...", beginnt er und sieht auf seine Füße, "Ist es für dich wirklich okay, wenn wir jetzt direkt dahin gehen?" Erstaunt hebe ich die Augenbrauen. Was soll denn das jetzt werden? "Ich meine, das geht schon alles ziemlich schnell, oder?" Könnte es etwa sein... "Takao, hast du Angst davor, wie sie reagieren könnten?" Lange Zeit bleibt er still, dann windet er sich hin und her. "Weiß nicht, vielleicht schon. Hitoshi wird wohl..." Er seufzt. "Hitoshi hat da doch wohl gar nichts zu melden!", begehre ich lauter als beabsichtigt auf. Takao zuckt zusammen und ich seufze leise. "Hey", versuche ich es weicher, "Du bist doch nicht allein. Wir bekommen das schon hin. Immerhin sind sie alle deine Freunde, wir haben uns doch auch bei Schlimmerem nicht zum Teufel gejagt, oder?" Er nickt und tritt näher an mich heran. Mein Mundwinkel zuckt, als ich begreife, dass ich ihn umarmen soll. Sehr subtil, Takao, denke ich, während ich seiner stummen Bitte nachkomme. Ich spüre seine Hände an meinem Rücken. "Wir beide?", hakt er nach. Ich nicke. "Wir beide."

"Okay", murmelt er dann und tritt wieder einen Schritt zurück. Meine Hände rutschen herunter und ich nehme seine Hand in meine. Es fühlt sich so natürlich an, dass ich mich kurz frage, wie ich es bisher nur so unangenehm finden konnte. Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass ich weiß, dass es Takao ist.
 

Hinter der Tür des Dojos ist der übliche Geräuschpegel zu hören, was mich nicht verwundert. Allerdings höre ich auch die etwas gereizt klingende Stimme des einzigen Mädchens heraus, was mich fragend zu Takao blicken lässt. Der schüttelt den Kopf. "Hab ihnen nicht gesagt, wann ich entlassen werde." Oh, das erklärt, wieso ich so angenehm allein da stehen konnte. Hat Takao das vielleicht sogar absichtlich gemacht, damit wir beide noch etwas Zeit zu zweit hatten?, frage ich mich selbst und er zieht mich einfach ein Stück nach vorne. Mit einem Ruck reisst er die Tür auf und alle erstarren, drehen sich um und sehen uns an. Kyoujou ist der Erste, der aufspringt. "Oh, Takao, du bist wieder da!" Er kommt auf ihn zu, stoppt allerdings kurz ab und drückt seinen Laptop an seine Brust, während ihm Freudentränen über das Gesicht laufen. Takao blickt irittiert auf ihn herab. "Ehh, ja, bin ich. Das kam ganz überraschend heute." Na, zumindest Kyoujou ist also immer noch derselbe! Makkusu auch, denn der poltert sofort los und schiebt den armen Brillenträger zur Seite, um Takao um den Hals zu fallen. "Wie schön!", quietscht er in hohen Tönen.

"Ah, Makkusu! Autsch!", stöhnt Takao daraufhin aber auf und verzieht das Gesicht vor Schmerz. Ich packe den Blonden mit meiner freien Hand am Kragen und zerre ihn weg. "Er ist immer noch verletzt, du Dussel!" Eine überschwängliche Entschuldigung später steht auch endlich Ray vor uns. "Wurde auch mal Zeit. Daichi wusste schon gar nicht mehr, was er machen sollte", witzelt er und lächelt leicht. "Ey!", empört sich der Rotschopf, haben wir ihm doch unterstellt, dass er Takao vermisst hätte. Natürlich hat er das, das sieht ihm jeder hier an, aber wer wäre er, dass er sowas zugibt?

Noch vor wenigen Tagen hätte ich ihm zugestimmt, aber heute sieht es anders aus. "Ich hab gar nichts gemacht. Nur die alte Hexe hier hat sich aufgetakelt, als wollte sie auf ne Modenschau!" Anklagend zeigt Daichi auf Hiromi, welche erst seine Hand wegschlägt, dann betreten auf den Boden sieht. Neben mir höre ich Takao schlucken. "Ehm, Hiromi. Hi", nuschelt er verlegen. Sie sieht uns noch nicht einmal an. "Ja, dir auch."

Blitzschnell wandert Rays Blick zwischen mir, Takao und Hiromi hin und her. Dann sieht er mich an und zieht fragend die Augenbrauen hoch. Ich lächele entschuldigend und ziehe Takao einige Schritte weiter hinein. Sanft stubse ich ihn dann an. "Ich glaube, du solltest was sagen." "Oh, ehm, äh..." Er sieht hilfesuchend zu mir. Ich seuze und gebe ihm einen kleinen Klaps auf die Stirn. "Erst denken, dann handeln!", mahne ich und er nickt schmollend. "Von wegen wir beide", nuschelt er. Ich drücke seine Hand und entscheide mich, doch zu helfen.

"Also", wende ich mich an die komplette Gruppe, welche neugierig ruhig geworden ist, "Ich..wir wollten euch etwas mitteilen. Vor ein paar Tagen haben Takao und ich uns..naja, ausgesprochen und..." Ich seh zu ihm und weiß gerade selber nicht, wie ich mich ausdrücken soll. "Wir haben festgestellt, dass unsere Gefühle dieselben sind", springt er ein, "Also wollen wir es versuchen. Und ihr solltet das als Erste wissen."
 

Im Raum ist es so still, dass ich hören kann, wie Ray erstaunt Luft holt. "Was ihr uns folglich sagen wollt: Ihr seid zusammen? Also, richtig zusammen?" Ich nicke steif. Sowas wie das hier ist nun wirklich nicht mein Spezialgebiet und ich bin mindestens so nervös wie Takao, welcher neben mir von einem Fuß auf den anderen tritt.

"Wo ist der Witz?", fragt Makkusu und wippt auf die Fersen und wieder zurück. "Es ist keiner", antwortet Takao wie aus der Pistole geschossen. Hat er die Frage etwa erwartet? Der Blonde macht Glubschaugen und sein Mund steht offen. "Hä?", kommt es unintelligent von ihm. Ray presst die Lippen aufeinander, aber seine Mundwinkel heben sich trotzdem - er muss ein Grinsen unterdrücken. Der Rest seines Gesichtes sagt "Hab ich's mir doch gedacht!" und er nickt lediglich. Kyoujou fiepst los, als sei er eine Maus direkt vor einer Horde Katzen. Seine Wangen werden flammend rot und ich bin mir jetzt schon sicher, dass er sich irgendwas ausmalt, was ich lieber gar nicht wissen will.

"Kommt gar nicht in Frage!", wettert Hitoshi so laut, dass ihn bestimmt die halbe Nachbarschaft gehört haben muss. "Sagt wer?", frage ich ihn und recke den Kopf etwas höher. Wenn er darüber streiten will, dann soll er nur herkommen! "Ich-", beginnt Takaos großer Bruder seine Predigt, aber er wird von einem Bambusschwert auf seinem Kopf unterbrochen. "Nun schlägt's aber dreizehn! Wer hat dir eigentlich erlaubt, dem Grünschnabel was zu verbieten, hm? Freu dich doch lieber, dass der Kleine endlich flügge wird", wettert Takaos Großvater und wedelt weiter mit seinem Shinai. Der Anblick ist so lustig, das Takao anfängt zu lachen. Ich stimme mit ein und schnell ziert fast jedes Gesicht hier ein Grinsen. Die Anspannung scheint sich aufzulösen und unsere gestelzten Worte von vorhin kommen mir albern vor. "Na, dann erzählt mal, wie das dazu gekommen ist", grinst Ray und setzt sich schon mal auf den Boden. Ich nicke und lasse mich neben Takao fallen, welcher jetzt anfängt, den Teil zu erklären, den die anderen nicht mitbekommen habe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2017-04-26T18:51:50+00:00 26.04.2017 20:51
also max reaktion hätte auch von mir kommen können *lach*
einfach genial!
und wieso ist hiro so dagegen? grrrrrrrr
aber zum glück ist ja noch opa am start, der alles fest im griff hat :)
wundert mich nur, dass hiromi ihren mund gehalten hat, hätte ich jetzt von der jungen dame wirklich nicht erwartet ^^
Von:  -Kai-
2015-12-06T09:50:48+00:00 06.12.2015 10:50
War klar,dass Rei wieder alles durchschaut bzw. Ne Vermutung hatte.
Ich liebe es, wie man die typischen Charaktereigenschaften in deiner ff sieht!
Und Kai ist ja mal mega schnuffig hihihi >//////>
Ach die beiden sind sooo süß zusammen!!!
Von:  Phase
2015-08-19T10:33:14+00:00 19.08.2015 12:33
Hatte Kai nicht gesagt, er will den anderen Sagen was Sache ist? Jetzt wissen sie's doch noch nicht... so ein Feigling. ^^''
Tysons Einfluss auf Kai ist nicht zu übersehen...
Ich finde nur die Reaktion auf Hiros Einwand etwas... heftig. Ich meine, dadurch wird seine persönliche Meinung sich auch nicht ändern - eher verschlechtern. Immerhin wird ihm ja hier quasi "verboten" zu fühlen wie er fühlt, indem er verprügelt wird? Wäre es nicht besser ihn von der Sache freundlich und mit der Zeit zu überzeugen...?
So oder so, mal sehen, wie sich die Sache im Epilog entwickelt hat... :-)
Antwort von:  Marron
02.11.2015 13:54
Und ein zweites Mal:
Japp, Kai traut sich nicht. So ist er eben, es wäre ja auch merkwürdig, wenn er plötzlich ganz anders handeln würde. Aber jetzt, wo Tyson dabei ist, muss er wohl Farbe bekennen. Tyson zieht ihn quasi in das Leben hinein, dass Kai jetzt eigentlich führen will, aber nicht selbst erreicht. (Klingt das irgendwie sinnvoll? Ich hoffe doch)
Aah, ja, Hiro hat was dagegen, dass Tyson Hilary einen Korb gibt. Warum - read the epiloge! (Was du ja hast) Und außerdem kann er eben einfach nicht loslassen. In seinen Augen ist Kai jemand, der andere zwangsläufig früher oder später verletzt, deshalb meldet er sich hier so heftig zu Wort. Wollen wir hoffen, dass er mit gutem Zureden überzeugt werden kann.
Von:  KradNibeid
2015-08-18T12:51:43+00:00 18.08.2015 14:51
Na, das ging ja noch mal glimpflich aus, auch wenn ich mich frage, ob Hiro da schon das letzte Wort mitgesprochen hat. ;) Aber immerhin werden die beiden von allen anderen unterstützt, das freut mich sehr. (Hilary sei hier die Ausnahme, wobei sie sch bisher sehr kollegial verhält.)

Aber die Katze ist nun aus dem Sack, Tyson ist wieder zu Hause, und alles kann gut werden.
Hoffen wir mal, dass das auch der Fall sein wird. >_<
Antwort von:  Marron
02.11.2015 13:45
Und noch einer:
Tja, Hiro kann wohl seinen kleinen Bruder nicht einfach so loslassen, hm? Vielleicht ist er auch nur neidisch, dass Tyson vor ihm eine Beziehung hat? XD (Wobei..ich kann mir bei Hiro irgendwie nicht vorstellen, dass da keine Frau im Hintergrund auf ihn wartet.)


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