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In der Höhle der Löwin

How Paimon should have been
von

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"Und dann hat er die Wäscheleine genommen und ist mit ihr aus dem Fenster gesprungen in der Annahme, dass ihn der dürre Ast halten würde..."

"Nein!"

"Doch! Wir durften natürlich tagelang nichts sagen und mussten uns unser Gelächter verkneifen, wenn er mit einem Kissen in der Hose um die Ecke gekommen ist."

Paimon und ihr Gast saßen immer noch beim Tee. Nachdem die Djinn davon erzählt hat, was Koumei gerade so trieb und Hakuei befand, dass es wohl Schlimmeres gibt, was einem in einem Dungeon wiederfahren konnte, waren die beiden Frauen dazu übergegangen, Astaroths Streiche aus dessen Vergangenheit zu erörtern. Irgendwie schien die Djinn über alles im Bilde zu sein, selbst darüber, mit welchen ihrer Kollegen Hakueis Brüder aufwarteten. Und aus irgendeinem Grund hatte es Astaroth getroffen, dessen Vergangenheit nun ausführlichst vor der imperialen Prinzessin ausgebreitet wurde. Hakuei wurde den Verdacht nicht los, dass zwischen Paimon und Astaroth irgendwas vorgefallen sein musste, aber sie traute sich nicht, danach zu fragen. Stattdessen aß sie einen Keks nach dem anderen, die irgendwie nie zur Neige zu gehen schienen und beschränkte sich darauf, hin und wieder ihren Unglauben kund zu tun.

Die Djinn wollte gerade eine neuerliche Eskapade aus der Vergangenheit erzählen, als etwas ihre Aufmerksamkeit zu erregen schien.

"Ist etwas passiert?", fragte die Prinzessin einige Augenblicke später.

"Wie man es nimmt. Deine Herren der Schöpfung haben gerade zusammen gefunden", erzählte Paimon und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die zierliche Gestalt vor sich.

"Ein Glück!"

"Hm. Prinz Bodybuilder scheint nicht gerade erfreut zu sein..."

"Prinz 'Bodybuilder'? Sollte ich mir Sorgen machen?"

"Offensichtlich ist er nicht so begeistert davon, was sein kleiner Bruder tut... Oder eher nicht tut."

"Streiten sie etwa?"

"Nein, das nicht. Aber Kouen war eben auch nicht gerade zimperlich, wenn ich das mal so sagen darf..."

"Was?", fragte Hakuei nun ehrlich entsetzt. "Ist Koumei etwa verletzt?"

"Nur ein blaues Auge... Ich frage mich, ob die seelischen Schmerzen durch die wüsten Beschimpfungen von dem körperlichen Schmerz geblockt werden können..."

"Ein blaues Auge ist schlimm genug!"

"Er wird es wohl überleben. Aber mittlerweile wundert es mich nicht mehr, dass Astaroth sich für Prinz Kouen entschieden hat. Vom Charakter her sind sie sich ja schon recht ähnlich, die beiden..."

Darauf hatte Hakuei keine Antwort. Sie kannte schließlich nur ihren Halbbruder, wie Astaroth früher gewesen war, wusste sie schließlich nicht. Sie hoffte nur, dass Kouen es Koumei nicht zu lange übel nahm. Der ältere der beiden war oft aufbrausend und schnell zu erzürnen, wenn etwas nicht nach seinen Wünschen verlief. Koumei dagegen war eine sanfte Seele, die eigentlich niemandem etwas zu Leide tat, solange sich derjenige nicht auf der anderen Seite schien er sich die Situation jedoch ziemlich bequem gemacht zu haben, sehr zum Ärger seines großen Bruders.

"Kannst du sie nicht herholen, so wie du mich hergeholt hast?", fragte Hakuei kleinlaut.

Die Djinn grinste.

"So mit Rutsche und dann auf einem Berg aus Kissen landen? Das hat Spaß gemacht, nicht?", kicherte sie. "Dummerweise befinden sich die Herren der Schöpfung auf derselben Ebene wie wir und es ist unwahrscheinlich, dass sie noch mal eine Treppe hinauf steigen. Euer Magi weiß sehr genau, wo es lang geht."

"Dann sind sie auf dem Weg hierher?"

"Ja, in der Tat."

 

***

 

"Das hätte wirklich nicht sein müssen..."

Koumeis Stimme klang etwas belegt, gerade so, als ob er mit den Tränen kämpfen würde. Vermutlich saß ihm aber eher noch der Schreck im Bauch darüber, dass sein großer Bruder so unangemeldet in das Zimmer gestürmt war, einen Blick auf die Szenerie vor sich geworfen hatte und dann wüst das Schimpfen angefangen hatte. Mit Brachialgewalt hatte er die Fußfessel aus der Wand gerissen, an dessen anderem Ende er Koumei vermutet hatte, nur um dann festzustellen, dass sich sein Bruder scheinbar bereits selbst befreit hatte. Oder von den in dem Raum befindlichen Damen freigelassen worden war. Jetzt schlurften die imperialen Prinzen im Gänsemarsch den Gang entlang, den Kouen zuvor mit Judar gekommen war. Der Magi hielt sich schlauerweise aus der ganzen Angelegenheit heraus. Er hatte lediglich einen großen Brocken Eis hervorgezaubert, den sich Koumei nun an die Stirn hielt. Dessen linkes Auge war bereits gefährlich angeschwollen.

"Wärst du nicht so faul, wäre es nicht dazu gekommen", konterte Kouen.

"Ich dachte, wir sollen an Ort und Stelle bleiben, wenn wir voneinander getrennt werden... Das hast du zumindest Hakuei gesagt."

"Das gilt für Hakuei! Bis wir sie finden, damit ihr nichts passiert... Von DIR war nie die Rede!"

Kouen stapfte wutschnaubend weiter. Er konnte schon die Kreuzung sehen, deren rechte Abzweigung direkt zu der Treppe führte, die er vorhin mit dem Magi gekommen war. Wenn er sich nicht täuschte – und falls die Djinn nichts an den örtlichen Gegebenheiten verändert hatte, während sie seinen kleinen Bruder eingesammelt hatten – lag am Ende des linken Ganges die Schatzkammer. Immerhin wussten sie nun, dass Hakuei sich bereits dort aufhielt. Gesprächig waren die zahlreichen Damen allemal.

"Judar, wie sieht es aus? Ist der Djinn noch in der Kammer?"

"Ja", antwortete der Magi pflichtschuldig. "Der Djinn ist übrigens eine 'sie' und heißt Paimon..."

"Ein weiblicher Djinn! Na da bin ich ja mal gespannt."

Koumei entging nicht, wie sich der Magi am Hinterkopf kratzte.

"Du sag mal, warum warst du eigentlich so besorgt, kurz bevor wir in das Dungeon gegangen sind?", fragte er Judar.

Der Magi zuckte ertappt zusammen und blieb dann stehen. Die beiden imperialen Prinzen taten es ihm gleich.

"Paimon ist... speziell..."

"'Speziell'? Interessant!", konstatierte Kouen. "Kannst du etwas deutlicher werden?"

Judar drehte sich zu den beiden um und musterte den älteren einmal von oben nach unten. Kouen lief immer noch mit Astaroths Djinn-Ausrüstung herum. Manchmal fragte der Magi sich schon, wie er das anstellte. Normale Menschen hatten bei weitem nicht so viel Magoi, als dass sie damit ewig hausieren könnten. Aber seit er in diesem Dungeon wieder auf den imperialen Prinzen getroffen war, hatte Kouen die Djinn-Ausrüstung nicht abgelegt. Gut, er hatte bisher auch noch nicht wirklich viel gekämpft, dazu gaben Paimons Abkömmlinge keine Veranlassung. Aber warum er nicht in seine übliche Palastgewandung zurückgekehrt war, war dem Magi ein Rätsel.

"Paimon kann ziemlich oberflächlich sein... Wenn sie Lust dazu hat... Oder ihr langweilig ist..."

Kouen sah nun ungläubig ebenfalls an sich herab.

"Oder ihr der Gegenüber gefällt...", fügte Judar hinzu.

Mit einem Summen hatte der ältere der beiden Brüder schnell die Djinn-Ausrüstung abgelegt, die so gut wie seinen kompletten Oberkörper freilegte. Koumei erstickte sein Kichern in einem Hustenanfall, woraufhin ihm sein Brüder erneut einen wütenden Blick zuwarf.

"Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass das nicht unbedingt etwas bringt", meinte der Magi. "Wie gesagt, sie ist speziell..."

"Dann lasst es uns lieber schnell zu Ende bringen."

Täuschte Koumei sich oder hatte es sein Bruder auf einmal eilig? Statt etwas zu sagen, zuckte er nur mit den Schultern und folgte Kouen dann in den linken Gang hinein.

 

***

 

Hakuei bekam gerade die hundertste Tasse Tee eingeschenkt, zumindest kam es ihr so vor, als es an der Tür klopfte.

"Ah, das werden deine Männer sein!", verkündete Paimon aufgeregt.

Die Djinn hatte gerade eine Geschichte über Dantalion zum Besten gegeben, in die auch Astaroth involviert gewesen war, aber die imperiale Prinzessin hatte nur noch mit einem Ohr zugehört. Einerseits waren die vielen Geschichten aus der Vergangenheit ziemlich interessant, aber andererseits ermüdeten sie auch ziemlich, weshalb Hakuei es nun auch gar nicht richtig wahrnahm, dass Paimon einige ihrer Abkömmlinge schickte, die Tür zu öffnen.

"Na wen haben wir denn da?", säuselte die Djinn, als Kouen in die Kammer geschlurft kam, gefolgt von Koumei und Judar.

"Och, was für eine Enttäuschung!", meinte sie dann eingeschnappt.

Die Herrin des Dungeon musterte die Neuankömmlinge einmal von oben bis unten. Auf Kouen, der seine übliche Palastrobe trug, blieb ihr Blick länger haften. Hakuei ihrerseits stellte schnell die Teetasse hin und beeilte sich dann, aufzustehen und ihren Halbbrüdern und dem Magi entgegen zu kommen.

"Da seid ihr ja endlich..."

Kouen trat auf sie zu und nahm sie in Augenschein.

"Hakuei... Geht es dir gut? Bist du nicht verletzt?"

"Nein... Lediglich mein Rücken tut etwas weh...", antwortete die Prinzessin.

Ihr Halbbruder machte ein Gesicht, als ob er sich selbst dafür die Schuld geben würde.

"Vom vielen Rumsitzen auf den Kissen!", fügte Hakuei schnell hinzu. "Wie ist es euch ergangen..."

"Nun..."

Kouen klang erleichtert, dass es seiner Schwester gut ging und warf dann einen Blick auf die anderen beiden. Judar stand wie üblich ziemlich gelangweilt daneben, wenn die imperialen Geschwister gemeinsam etwas ausheckten. Die Schwellung an Koumeis linker Augenbraue war mittlerweile wieder etwas zurück gegangen, aber ihm war anzusehen, dass er hier so schnell wie möglich weg wollte.

"Rumsitzen?", fragte Kouen.

Hakuei antwortete nicht, sondern warf nur einen Blick auf ihre Gastgeberin, die groß und blau über dem Geschehen schwebte und seit ihrer Begrüßung geschwiegen hatte.

"Das ist also die Djinn...", murmelte der ältere der beiden Brüder.

Paimon kam schweigend, aber mit einem verschmitzten Grinsen heran geschwebt und stupste ihn einmal gegen die Brust, woraufhin sich Astaroth's Djinn-Ausrüstung automatisch aktivierte. Kouen sah an sich herab und wurde rot im Gesicht, während der hellblaue Flammenring zuckte, als ginge es um sein Leben.

"Och...", kommentierte sie enttäuscht.

"Ich glaube, er lässt sich nicht erweichen...", presste Kouen hervor.

Die anderen drei verfolgten schweigend das Schauspiel. Einerseits waren sie viel zu geschockt ob der Behandlung, die Paimon ihrem Anführer angedeihen ließ. Andererseits traute sich niemand, etwas zu sagen aus Angst, nachher von ihm zurechtgewiesen zu werden.

"Also...", fuhr er fort.

Paimon schwebte wieder huldvoll zurück.

"Nur damit es klar ist, wegen mir hätten wir nicht warten müssen..."

"Warten womit?", fragte nun Koumei.

"Na, dass ich euch meine Kräfte leihe... ... Oder wohl eher ihr..."

Die Brüder warfen einen Blick auf Hakuei, die nun beschämt zu Boden sah. Nur Judar schien das ganze nichts anzugehen.

"Ich übertrage meine Kräfte nur auf Frauen...", erklärte Paimon weiter. "Hat er euch das nicht erzählt?"

Der Magi verschränkte die Arme und sah trotzig zur Seite, nur um Kouens wütenden Blick nicht begegnen zu müssen.

"Deswegen sollte Hakuei unbedingt mitkommen...", schloss Koumei.

"Können wir dann?", fragte die Djinn.

Ohne einen weiteren Kommentar ihrer Besucher abzuwarten, erstrahlte sie plötzlich in goldenem Licht, bevor es auf Hakueis Fächer zuströmte und von diesem aufgesogen wurde. Nach einem kurzen Augenblick bildete sich ein achtzackiger Stern mit Kreisumrandung auf dem Fächer, bevor die vier in ein tiefes schwarzes Loch fallen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MyokoMyoro
2016-08-06T04:51:39+00:00 06.08.2016 06:51
Astaroth der Herzensbrecher!
Das fällt mir spontan als erstes ein, warum sie es gerade auf ihn abgesehen hat bei ihren Geschichten. *hihi* Wäre aber schön gewesen, wenn er sich doch von Paimon hätte erweichen lassen. *haha* Kouen hat ja doch eine (mehr oder weniger) humorvolle Seite! Ich fand die Stelle und zig andere, zumindestens Lustig.
Koumei tut mir aber auch leid. Der Arme ist doch eigentlich wirklich eine sanfte Seele (wenns nicht gerade um die Erweiterung Kous geht).
Deine Myoko


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