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Alles was dazu gehört

von
Koautor:  Erenya

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Die Axt des Monsters sauste unaufhaltsam auf Rundelhaus Code hinab. Mit entsetzten sah der blonde Magier zu dem Gegner, der so plötzlich aufgetaucht war, dass er einfach nicht die Zeit hatte, einen Zauber zu aktivieren. Sein Hitzezauber brauchte Zeit um wieder einsatzfähig zu sein und auf ihren Tank Touya konnte er sich gerade in diesem Moment nicht verlassen. Er war am anderen Ende ihrer Formatierung und zog die Aufmerksamkeit der anderen Mobs auf sich. Damit hatten sie wirklich nicht gerechnet, mit diesem Hinterhalt, der so plötzlich aufgekommen war. Allerdings, war es schlimm nun hier zu sterben. Er war nun immerhin ein Abenteurer. Er konnte jederzeit in der Kathedrale wieder auferstehen, so wie die anderen Abenteurer. Unzählige Male hatte er beobachtet, wie diese dort wieder zu sich gekommen und wenig später herausgekommen waren. Er hatte es selbst am eigenen Leib erfahren, dank Shiroe.

Er war nicht mehr einfach nur ein Mensch des Landes. Er konnte immer wieder von vorne beginnen. Wieder und wieder und wieder, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen für ihn haben würde. Dahingehend unterschied er sich von den Menschen des Landes.

„Rudy!“

Ihre Stimme drang noch zu ihm vor, bevor sein Körper von der Axt niedergestreckt wurde. Er wandte seinen Blick hinter sich, wo sie stand, mit Tränen in den Augen. Warum weinte sie? Er würde doch wieder auferstehen. Er bereute nur, dass er seinen Kameraden nicht weiter beistehen konnte. Vielleicht weinte sie deswegen. Sie würden für kurze Zeit getrennt sein, nicht mehr zusammen sein.

„Miss Isuzu...“

Sein Körper hörte nicht mehr auf ihn, als er die Hand nach ihr ausstreckte, flehend als wollte er auch dieses Mal nicht zurück in die Kathedrale. Die Angst vor dem Sterben und davor auch Isuzu zu verlieren, hatte ihn immer noch im Griff und doch konnte er nicht anders als ohne Rücksicht auf Verluste zu kämpfen. Er war ein Abenteuer mit allem was dazu gehörte.
 

Ihre Stimme war nur noch ein Widerhall in seinen Ohren, als er in der Kathedrale wieder zu sich kam. Unbeschadet, mit weniger EXP aber dennoch unbeschadet genug um wieder von vorne zu beginnen. Diese EXP würde er schnell wieder bekommen, mit etwas Training und mit Hilfe seiner Freunde.

Dennoch, er hatte sie alleine gelassen. Wahrscheinlich versuchten sie gerade den Dungeon zu verlassen, nachdem sie den Hinterhalt durchbrochen hatten. Sie würden es schaffen, immerhin war Touya ein fähiger Tank und ein starker Kämpfer. Sein Kumpel würde sicherstellen, dass alle zurück kamen, heil und unbeschadet. Selbst seine Isuzu.

„Verdammt...“, knurrte Rundelhaus Code und ballte seine Hände, an denen die magischen Stulpen waren, zu Fäusten. Wieder einmal hatte er es nicht geschafft die Bardin, die ihn immer so sehr unterstützte, zu beschützen. Wenn er nur stärker wäre. Nur ein kleines bisschen stärker, dann musste Isuzu nicht mehr weinen. Denn selbst wenn ihm nichts passierte und er immer wieder von vorne beginnen konnte, so waren Isuzus Tränen das nicht wert.

„Rudy!“

Verstohlen wischte sich Rundelhaus Code die aufkommenden Tränen weg. Seine Freunde hatten es sicher aus den Dungeon geschafft. Sicher mit Hilfe eines Items, welches die schnelle Frucht ermöglichte. Ein Glück. Seiner Isuzu ging es gut.

„Ist alles okay, Rudy?“ Er setzte sein wohl charmantestes Lächeln auf. Das was immer zeigte, dass er selbstbewusst war, dass es ihm gut ging. Isuzu machte sich genug Sorgen um ihn, da wollte er ihr nicht noch mehr Kummer bereiten.

„Alles in Ordnung. Es ist kein Kratzer verblieben, schaut nur.“ Geschickt sprang er vom Altar und demonstrierte sich und seine vollkommen unbeschadete Kleidung. Bevor er ein Abenteurer geworden war, wäre dies nicht möglich gewesen. Seine Kleidung wäre zerschlissen, und ebenso hätte er niemals von den Toten wieder auferstehen können. Er war nun einer von ihnen, weswegen sie sich eigentlich keine Sorgen machen mussten und doch, war er anders, weswegen er sich Sorgen machte.

„Du Idiot! Du sollst dich nicht immer in Gefahr bringen. Wir haben doch gesagt, dass du die Kugel benutzen sollst, wenn es zu heikel wird.“

Da war sie, seine Isuzu, mit demselben vorwurfsvollen Ton wie immer. Mit den großen braunen, verweinten Augen und diesem erleichterten, aber doch bösen Blick. Es würde wohl nie anders sein, wenn er in einem Kampf starb. Sie würde immer als eine der ersten bei ihm sein, voller Sorge, ob er wieder aufwachen würde. Doch das würde er, so lange der Vertrag Gültigkeit hatte und er hatte nicht vor Log Horizon zu verlassen. Dort waren immerhin alle seine Freunde. Minori, Touya, Shiroe, Naotsugu, Akatsuki, Nyanta und schließlich Isuzu, die wichtigste von allen.

„Entschuldige, Miss Isuzu. Der Minotaurus kam wie aus dem Nichts. Ich hatte gar nicht die Zeit zu reagieren. Aber hätte ich meinen Feuerzauber einsetzen können, wäre alles okay gewesen.“

Mit einem Lächeln spielte er die Situation runter. Wie immer. Dabei wusste Rundelhaus Code, dass sein Feuerzauber niemals ausgereicht hätte um den Minotaurus alleine zu besiegen. Aber er hätte ihm Zeit verschafft. Zeit, die er benötigt hätte, um Isuzu nicht zum weinen zu bringen.
 

**~~**

Unsicher stand Isuzu vor Shiroes Büro. Es war spät in der Nacht und doch wusste die Bardin, dass der Kopf der Gilde noch wach war. Der Lichtschein unter der Tür hatte ihn verraten. Noch dazu war das nicht sonderlich überraschend, denn Shiroe arbeitete immer wenn er Zeit hatte. Nicht nur für sich, sondern auch für die Menschen Akihabaras. In der Regel vermied Isuzu es mit Shiroe zu reden, wenn er so beschäftigt war, aber sie konnte dieses Mal einfach nicht anders. Vorsichtig klopfte sie an die Tür und wartete auf eine Reaktion von der anderen Seite.

„Komm rein.“

Isuzu konnte die Müdigkeit in Shiroes Stimme heraushören und schon jetzt hoffte sie, ihn nicht aus dem Schlaf gerissen zu haben. Mit Sicherheit würde er nach dem Gespräch wieder Schwierigkeiten haben zu schlafen. Ihr Problem ließ ihr allerdings keine Ruhe, weswegen sie das Zimmer betrat. Hinter einem Schreibtisch saß er auch schon, Shiroe, der sie ansah und scheinbar schon zu wissen schien, weswegen sie als eines der jüngeren Mitglieder von Log Horizon ihn aufsuchte.

„Shiroe-senpai... Wegen Rudy...“ Sie wollte sofort zum Punkt kommen, doch noch war sie sich nicht im klaren, wie sie ihr anliegen formulieren sollte, ohne dabei Shiroe das Gefühl zu geben, dass sie an seinen Fähigkeiten zweifelte.

„Er ist doch wirklich ein Abenteurer wie wir, oder? Er wird niemals sterben, richtig?“ Es sprudelte förmlich aus ihr heraus. Sie hatte Angst um Rundelhaus, vor allem dann, wenn er wieder unvorsichtig und übermütig wurde, oder wie zuletzt ein Hinterhalt ihnen auflauerte und sie bedrohte.

„Er hat den Vertrag unterschrieben, das bedeutet, er wird wie wir in der Kathedrale wieder auferstehen. Allerdings...“

Shiroe hielt inne und stützte seinen Kopf auf seinen zusammengefalteten Händen. Isuzu erkannte sofort, dass da mehr war. Etwas, dass selbst Shiroe Sorgen bereitete.

„Allerdings?“, fragte sie, hoffend er würde ihr noch eine Antwort darauf geben, doch er schüttelte den Kopf. Sie würde seine Bedenken nicht hören. Wie es für gewöhnlich niemand konnte.
 

**~~**

Es wäre ihm beinahe über die Lippen gekommen. Die Tatsache, dass mit jedem Tod eine Erinnerung aus der Realität verloren ging und sie somit unbemerkt, Stück für Stück zu Menschen des Landes wurden.

Er hatte Rundelhaus Code aufmerksam beobachtet und den Gesprächen mit seinen Freunden gelauscht um herauszufinden, ob auch er diesem Effekt unterlag. Doch bisher war nichts auffälliges passiert. Vielleicht würde bei Rundelhaus auch nichts passieren, da er schon ein Mensch des Landes war. Doch er musste sicher gehen. Der Vertrag hatte schließlich versprochen, dass Rundelhaus mit allem was dazu gehörte, ein Abenteurer in seiner Subklasse sein würde. Damit wäre der Gedächtnisverlust eingeschlossen. Was würde aus Rundelhaus werden, wenn er wirklich seine Vergangenheit hier vergaß, lebend unter all den Abenteurern, die Spieler waren, die von ihrem Leben, zumindest von den teilen, die sie noch nicht vergessen hatten, berichteten? Was würde aus ihm werden, wenn sie einen Weg aus diesem Spiel fanden. Rundelhaus wäre nicht länger ein Mensch des Landes aber auch kein Spieler. Er wäre wie ein wildes Tier, an dem der Geruch von Menschen haftete. Noch dazu stellte sich ihm die Frage, was sie tun würden, wenn die Spieler Gefühle zu den Menschen de Landes entwickeln würden. Unaufhaltsam würde diese Entwicklung sein. Sie verbrachten immerhin viel Zeit miteinander, ebenbürtig, gleichgestellt.

Ein Klopfen riss Shiroe aus seinen Gedanken. Seltsam, denn in der Gilde waren es meist nur Naotsugu und Akatsuki, die ihn wirklich während der Arbeit aufsuchten um ein Gespräch mit ihm zu führen. Nicht einmal Nyanta, abgesehen von den kleinen Mahlzeiten, wagte sich sonst in sein Arbeitszimmer.

„Komm rein.“

Wie schon bei Isuzu bat Shiroe seinen Besucher hinein. Wenn es etwas wichtiges war, konnte er seine Gäste doch nicht einfach vor der Tür stehen lassen. Es konnte schließlich auch Minori sein, die noch die ein oder andere Frage an ihn hatte.

Als die Tür aber aufging, erkannte Shiroe, dass dies hier unmöglich Minori sein konnte. Im Gegenteil, mit diesem Besucher hatte er wirklich am aller wenigsten gerechnet.

„Mister Shiroe...“

Mit ernsten Blick sah Rundelhaus ihn an, als er das Zimmer betrat. Etwas ernstes schien in dem Kopf des Menschen des Landes vor sich zu gehen. Mit Sicherheit ging es um Isuzu, das konnte er schon sehen, noch bevor Rundelhaus den ersten Satz gesagt hatte.

„Ich muss mit dir bezüglich der Abenteurer sprechen und naja über Isuzu.“

Es traf alles so ein, wie es Shiroe sich gedacht hatte. Gefühle konnte man nicht aufhalten, auch wenn beide sich nicht über diese bewusst waren.
 

**~~**

Das Gespräch mit Shiroe hatte Rundelhaus noch den letzten Mut gegeben, den er benötigt hatte, um Isuzu nach dem Essen zu einen Gespräch unter vier Augen zu überreden. Sie hatte nicht lange gezögert und sofort zugestimmt, so dass er sie gar nicht überreden musste. Es war wie immer, einfach leicht mit ihr zu reden.

„Was ist los, Rudy?“ Alles um Isuzu und Rundelhaus war still, nur die Stimme des Mädchens unterbrach die Stille.

Schweigend sah Rundelhaus Isuzu an. Seine Bitte durfte jetzt kein misstrauen erwecken, dass hatte er sich vorgenommen, zumal er Shiroe versprochen hatte, dieses eine Geheimnis zu bewahren. Es würde nicht leicht fallen, aber Rundelhaus hatte es sich geschworen.

„Ich möchte mehr von dir wissen, Miss Isuzu. Was du in deiner Welt gemacht hast, wer du warst, wer deine Familie ist... Alles wenn möglich.“

Überrascht sah Isuzu Rundelhaus an. Sein Blick war ernst genug, um ihr zu verstehen zu geben, dass dies nicht einfach nur eine unmögliche Bitte war. Wobei, unmöglich wäre diese Bitte niemals gewesen, sondern eher schmeichelnd. Er wollte mehr von ihr wissen, von ihrer Realität, von ihrem Leben außerhalb Elder Tale. Schon seltsam, was durch einen einwöchigen Pass alles ins Rollen gebracht wurde. Ohne ihren Bruder hätte sie Rundelhaus und die anderen niemals kennengelernt, gleichzeitig wäre sie nie in diese Katastrophe geraten.

„Ich sollte meinen Bruder wirklich dankbar sein. Wenn wir zurückkommen, werde ich ihm das auch sagen.“ Sie lächelte zufrieden als sie begann, Rundelhaus von ihrer Familie zu erzählen und er ihr im Gegenzug dafür selbst von seiner Vergangenheit berichtete.

An diesem Abend kamen sich beide näher, als zuvor. Sogar noch näher, als sie einander waren, als Isuzu Rundelhaus als Mensch des Landes enttarnt hatte.
 

**~~**

Gemeinsam hatten sie sich wieder vorgenommen, einen weiteren Versuch im Dungeon zu wagen. Sie wussten dieses Mal, worauf sie gefasst sein mussten. Erneut sollte es keine böse Überraschung geben, zumindest hatte sich Rundelhaus das vorgenommen.

„In Ordnung, Isuzu und Rudy werden wenn möglich alle hinterhältigen Angriffe abblocken. Sobald sie das erledigt haben, unterstützt sie Touya an der Front.“

Minori hatte ihren Plan in nur wenigen Worten zusammen gefasst. Sie und Serara würden sich um die Heilung kümmern und wenn es die Zeit zuließ, mit Buffs für die passende Verstärkung sorgen.

„Hat jeder das verstanden?“

Ernst nickten alle und verdeutlichten damit, dass sie den Plan verstanden hatte. Wirklich kompliziert war er auch nicht. Noch dazu waren sie ein eingespieltes Team und da es dieses Mal keine bösen Überraschungen gab, würden sie das Ende des Dungeons finden können.

Doch noch viel mehr wollte Rundelhaus seine Freunde und vor allem Isuzu nicht in Gefahr bringen. Sie musste sicher sein, mit allem was dazu gehörte und vor allem mit ihren Erinnerungen.
 

**~~**

Ernst sah Rundelhaus zu Shiroe, der deutlich im Blick des Jungen erkannte, dass etwas nicht stimmte. Er hatte ja schon von dem letzten Abenteuer der Gildenjüngsten gehört, weswegen es ihn gar nicht wunderte, dass sie nun die Hilfe der erfahreneren Mitglieder suchten.

Kann es sein... Dass mit jeder Wiedergeburt in der Kathedrale ein geringer Teil des Gedächtnisses verschwindet?“

Shiroe hatte wirklich wirklich mit allem gerechnet, nicht aber damit, dass man dieses Geheimnis so schnell enttarnen würde. Schon gar nicht, dass es von einem Mensch des Landes enttarnt wurde. Doch mit Rundelhaus hatte er eine neue Art Mensch des Landes erschaffen, so dass es eigentlich klar sein musste, dass dieser die kleinste Veränderung bemerkte.

Wie kommst du darauf?“

Es war nicht so, dass Shiroe nach einen Schlupfwinkel suchte. Viel mehr interessierte ihn, was Rundelhaus zu dieser Feststellung hatte kommen lassen. Nur so konnte er in Zukunft vermeiden oder vielleicht präventieren, dass es noch mehr mitbekamen. Es war besser, wenn diese Kleinigkeit solange wie möglich geheim blieb.

Der Name meiner Heimat... ist mir irgendwie entfallen.“

Für Rundelhaus gab es keinen Grund zu lügen, das wusste Shiroe. Doch ihn erstaunte die Tatsache, dass der Mensch des Lands, so etwas wichtiges vergessen hatte. Bei den Abenteurern waren es nur Kleinigkeiten wie der Name des Haustiers gewesen, aber nicht solche entscheidenden, prägenden Dinge. Auch wenn Rundelhaus seit seinem Beitritt der Gilde zu einem Abenteurer geworden war, hatte er sich so sehr den anderen Spielern angepasst und doch, zeigte sich erneut, dass er anders war.

Es ist wahr, aber niemand darf davon erfahren.“
 

**~~**

Obwohl sie sich so vorbereitet hatten, endete ihr Raid wieder wie zuvor. Touya kämpfte tapfer als Tank, doch die Mobs hinter ihnen, bereiteten genug Schwierigkeiten, so dass er sich nicht auf die Hilfe von Rundelhaus Code verlassen konnte. Dieser tat seine Arbeit, indem er ihm den Rücken freihielt, mit Hilfe von Isuzu, deren Buffs langsam aber sicher an Wirkung verloren.

„Touya!“

Panisch rief Minori nach ihrem Bruder. Seine Energieleiste sank stetig, doch sie musste auch weiterhin ihren Blick auf die Lebensleisten von Rundelhaus und Isuzu halten. Auch diese sanken gefährlich.

„Mach dir keine Sorgen, ich kümmer mich um ihn. Sorge du dich um die anderen.“

Dankbar sah Minori zu Serara, die bereits wieder dafür sorgte, dass Touyas Leiste nicht weiter in den bedenklichen Bereich rutschte.
 

Es war der letzte Buff den Isuzu spielen konnte. Alle anderen waren noch in der Abklingphase. Auf einmal wurde ihr wieder bewusst, wie Sekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden konnten. Auf Zeit zu spielen war alles, was sie nun tun konnte, um Rundelhaus einigermaßen unbeschadet aus der Sache herauszubekommen, bevor sie Verstärkung von Touya bekamen. Dieser hatte an der Front schwer zu kämpfen.

„Rudy! Wir müssen uns zurückziehen.“ Isuzu fürchtete darum, dass Rundelhaus wie schon das letzte Mal wieder sein Leben aufs Spiel setzen würde. Sie wollte diesen Anblick nicht noch einmal ertragen, auch wenn sie wusste, dass sie einander in der Kathedrale wiedersehen würden. Was war aber, wenn er plötzlich nicht mehr dort aufwachte? Diesen Gedanken ertrug sie einfach nicht. Ebenso wenig wie die Angst, ihn noch einmal zu verlieren.

„Du hast Recht, Miss Isuzu, bleib dicht hinter mir.“

Langsam wich Rundelhaus zurück, allerdings immer darauf bedacht, Isuzu hinter sich zu verbergen, damit ihr nichts passierte.

„Rudy, pass auf!“

Erschrocken sah Rundelhaus zu seinem Gegner, der mit einem Mal soviel Geschwindigkeit aufgenommen hatte. Er schien ebenfalls einen Buff auf seinen Statuswerten bekommen zu haben, die Frage war nur, woher dieser kam. Die einzige Chance jetzt noch zu gewinnen, war dieses geheime Wesen zu finden und auszuschalten.

Während Rundelhaus immer wieder auswich und versuchte seine noch verbliebenen Zauber zu nutzen, um die Angriffe zu blocken und so Isuzu zu beschützen. Unter anderen Umständen wäre er um so vieles freier gewesen, doch er hatte eine Mission und musste einen ruhigen Kopf bewahren.

„Rudy!“

Er war vollkommen auf den Axtschwinger fixiert gewesen und hatte die Bogenschützen gar nicht bemerkt, die plötzlich aufgetaucht waren. Erst durch Isuzu, die sich schützend vor ihn warf, hatte er es bemerkt. Dieser Dungeon trug mehr als nur einen Hinterhalt zur Überraschung.

„Miss Isuzu!“

Wie in Zeitlupe fiel sie in seine Arme. Er spürte ihren Körper schwer werden und doch lebte sie noch. In ihrer Lebensleiste befanden sich noch Lebenspunkte, die Frage war nur, wie lange das so bleiben würde, wenn nicht schnellstens Minori oder Serara auf diesen Zustand aufmerksam wurden. Doch seine oberste Pflicht war es, diesen letzten Rest an Leben zu verteidigen, vor diesen Axtschwinger, der schon wieder zum Angriff ansetzte.

Glücklicherweise, waren gerade ein paar Feuerzauber wieder einsatzfähig. Isuzu musste leben, da durfte er sich einfach keinen Fehler erlauben. Mit allem, was ihm an Macht zur Verfügung stand, mit der Macht eines Menschen des Landes und der eines Abenteurers, entfesselte er einen gewaltigen Feuersturm, der auch die letzten Lebenspunkte seines Gegners wegfegte. Selbst die Pfeile der Schützen prallten an ihr der Feuerwand auf und rieselten als Asche zu Boden.
 

Schwer atmend hielt Rundelhaus Isuzu in den Armen. Ihr Atem wurde schwächer, doch keiner seiner Mitstreiter schien auch nur in der Nähe zu sein.

„Halte durch, Miss Isuzu... Ich bringe dich hier-“

Er wollte gerade eines der Items aus seiner Tasche ziehen, dass es ihnen ermöglichte den Dungeon zu verlassen. Isuzu musste schnell hier weg, doch da rollte auch schon eine zweite Angriffswelle an. Entsetzt sah Rundelhaus einen Regen aus Pfeilen auf sich und Isuzu nieder regnen. Fester drückte er die Bardin an sich. Sie hatte sich als sein Schild zur Verfügung gestellt, also wollte er das auch für sie tun. Für sie wäre es immerhin wesentlich dramatischer gewesen zu sterben und eine Erinnerung aus ihren Leben zu verlieren.

„Rudy...“ Er hörte ihre schwache Stimme nahe an seinem Ohr. Vorsichtig blickte er zur Isuzu hinab, die ihn ebenso schwach anlächelte.

„Nicht noch einmal...“, wisperte sie leise und mobilisierte alle ihre Kräfte die sie noch aufbringen konnte, um ihn von sich und damit aus dem Schussfeld zu stoßen.
 

Minori bereute es, dass sie doch Serara und Touya doch nicht hatte alleine zurücklassen können. Viel zu spät hatte sie realisiert, wie eng die Lage bei ihrer Nachhut war. Alles was sie von der Nachhut sah, war Rundelhaus, aus dessen Armen leuchtende Blasen empor stiegen. Sie wusste was das bedeutete, als sie bemerkte, dass Isuzu nicht in der Nähe war.

„Verdammt!“

Wütend über sein Versagen, schlug Rundelhaus die Faust auf den Boden. Minori wusste wie er sich fühlen musste.

„Rudy!“

Minori hatte gerade einen Schritt auf Rundelhaus zugemacht, als Touya sich ihr, zusammen mit Serara anschloss. Schwer atmend, leicht angeschlagen, aber immerhin lebendig.

„Du musst sofort zur Kathedrale.“

Ihr Bruder zögerte nicht wie sie. Er hatte sofort die richtigen Worte parat, wusste, was er seinem Teammitglied sagen musste, um ihn von einem Teil seines Kummers zu erlösen.

„Sie sollte dich als erstes sehen, wenn sie aufwacht.“

Schwach hob Rundelhaus seinen Kopf und sah zu Touya, der ihm einen Gegenstand entgegenhielt, der ihn sofort und ohne Gedächtnisverlust, zur Kathedrale bringen würde. Rundelhaus erkannte dieses Item, denn er hatte es schon häufiger bei den Abenteurern gesehen und das letzte Mal hatte es Isuzu benutzt, um ihn in der Kathedrale zu begrüßen.

„Danke...“, antwortete er schwach und nahm das Item entgegen. In seinem Kopf gab es nur noch einen Wunsch. Er wollte Isuzu sehen. Er wollte, dass sie seinen Namen sagte und bewies, dass er nicht zu den unwichtigen Erinnerungen gehörte, die einfach so, unbemerkt, verschwanden.
 

Die Items der Abenteurer waren wirklich erstaunlich und noch dazu praktisch. Sie erleichterten ihnen so viele Dinge, das hatte Rundelhaus recht schnell bemerkt. Gerade in Momenten wie diesen, wurde es ihn aber nur noch deutlicher bewusst.

Den Dungeon hatte er schnell hinter sich gelassen und schon nach einem Augenaufschlag stand er in der Kapelle, zum richtigen Zeitpunkt, als seine Isuzu erwachte. Schweigend ging Rundelhaus auf sie zu. Isuzu setzte sich auf und starrte den Jungen des Landes an. Schweigend, ohne ein Wort zu sagen, sahen sie einander in die Augen. Ein unerträglicher Moment für Rundelhaus, der einfach nur wollte, dass Isuzu etwas sagte und ihn nicht einfach nur anstarrte, als sei er ein Fremder. Da lag diese Überraschung in den Augen, Verwirrtheit und noch andere Emotionen, die Rundelhaus nicht deuten konnte.

Sein Herz schlug schneller vor Aufregung. Sollte er fragen, ob sie ihn noch erkannte? Würde ihn Shiroe das verzeihen, wenn er so indirekt das Geheimnis aussprach? Oder... Rundelhaus wusste nicht was er tun sollte. Er wusste nur, dass es wohl der schlimmste Augenblick seines Lebens sein würde, wenn Isuzu ihn vergessen hatte.

Wie gerne hätte er ihren Namen gesagt, ohne zu fürchten, dass er sie damit erschreckte. Doch nun stand er hier, machtlos, verängstigt und innerlich wimmernd wie ein Hund, der um sein Herrchen trauerte und drohte daran zu zerbrechen, wegen lauter Treue.

„Rudy du-“

Es hatte nur ein Wort gebraucht. Seinen Namen. Schnurstracks hatte er die letzten Meter zwischen sich und Isuzu überwunden und sie in seine Arme geschlossen. Er war erleichtert, das sie seinen Namen noch wusste. Dass sie ihn nicht vergessen hatte.

„Es ist okay, Miss Isuzu“, flüsterte er leise und strich sanft über ihren Rücken. Es war okay. Wirklich okay.

„Egal was kommen wird, ich werde dich und deine Erinnerungen beschützen.“

Seine Worte wurden von Isuzus Kleidung erstickt, so dass sie vor allem den letzten Part seines Satze kaum bis gar nicht verstand. Doch ihr Herz schlug schneller, denn sie wusste, dass er ihr ein stummes Versprechen gegeben hatte und sie nur auf ihn vertrauen musste, damit er es einhalten konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shizana
2015-04-08T09:05:19+00:00 08.04.2015 11:05
*mümmelt das leckerschmecker Osterei*
Naw, was für ein süßes Ding. Mit ganz viel doki-doki und so. Ich hatte, ehrlich gestanden, noch gar nicht darüber nachgedacht, was passiert, wenn Rudy stirbt. Dass die Abenteurer einen Teil ihrer Erinnerungen einbüßen, ist ja altbekannt, aber was bei Rudy ist, der so gesehen weder Fisch noch Fleisch ist … Hut ab, I like it. Das wird mir definitiv nicht mehr aus dem Kopf gehen, wenn Rudy das nächste Mal irgendwo stirbt.

Ich bin sehr zufrieden. Sternsterntildetildesternstern und so, ne? *g*
Ich danke herzlich meinem lächelnden pinken Waldschreiberlein. Danke für diese herzliche FF und danke für eure tolle Osteraktion. ♥

Alles Liebe
Shizana


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