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Who can you trust?

von

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Wieso?

Erschöpft ließ sich Merlin auf sein Bett fallen. Sein schlechtes Gewissen nagte so sehr an ihm, wie schon lange nicht mehr. Ennlins trauriges und schockiertes Gesicht hatte sich für immer in sein Gedächtnis eingebrannt. Es ist das Richtige so, sagte er sich immer wieder in Gedanken und er wusste, dass er vermutlich auch Recht hatte. Trotzdem tat es ihm so unendlich leid. So fiel er irgendwann in einen traumlosen und unruhigen Schlaf.

Er wurde von einem lauten Klopfen geweckt. Sofort war er wieder hellwach. Wer konnte nur so früh am Morgen etwas von Gaius oder ihm wollen? Schnell stand er aus seinem Bett auf und trat an die Tür seines Zimmers, um zu lauschen.

„Was ist?“, hörte er Gaius verschlafen fragen. „Der König lässt zu einer Versammlung im Thronsaal rufen. Ihr solltet euch lieber etwas beeilen“, wenn er sich nicht irrte, war das Gwaine. Was für eine Versammlung? Was war denn passiert? „Wieso? Was ist passiert?“, fragte sein Ziehvater als hätte er Merlins Gedanken gelesen.

„Wir haben letzte Nacht die Defensor gefangen genommen. Der König möchte ihr nun eine Chance auf einen fairen Prozess bieten.“

Merlin erstarrte. Sie hatten sie! Sie hatten Ennlin gefasst bekommen! Nein! Nein, das durfte einfach nicht wahr sein! Er hörte die Beiden nebenan noch etwas reden. Was genau wusste er nicht, es interessierte ihn auch nicht. Sobald er hörte, dass die Tür zu Gaius´ Kammer wieder zugefallen war, taumelte er zurück, bis er mit den Rücken an die Wand stieß und ließ sich einfach auf den Boden nieder. Wieso? Wieso verdammt nochmal musste das passieren? Er hatte so viel getan, um sie dazu zu kriegen, zu gehen und jetzt … war das alles umsonst gewesen. Er spürte, wie ihm eine Träne über die Wange rollte.

„Merlin, der König möchte, dass…“, Gaius war gerade in Merlins kleines Zimmer getreten, als er genau diesen zusammengekauert am Boden sitzen sah. „Merlin?“, vorsichtig trat er näher und setzte sich neben ihn hin, „Was ist los, Junge?“ „Sie haben Ennlin“, flüsterte er.

„Meinst du etwa die Defensor?“

„Ihr versteht nicht, Gaius. Sie ist meine Defensor. Sie ist hergekommen, um mir zu dienen. Ich habe sie letzte Nacht fortgeschickt. Sie hätte längst weg sein müssen.“

Langsam fing Gaius an zu verstehen. Merlin hatte versucht das Mädchen zu schützen, indem er sie wegschickte. Die Ritter mussten sie gefunden haben, bevor sie aus Camelot verschwinden konnte und nun würde sie nicht eher entkommen, bis sie Merlin verraten hatte. Das war gar nicht gut.
 

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Ennlin wurde von mehreren Rittern in den großen Thronsaal geführt. Um ihre dünnen Handgelenke hatte sie dicke Handschellen geschnallt und vier der Ritter blieben auch immer noch hinter und neben ihr stehen, als sie dem König von Camelot gegenüber stand. Ihr Blick fiel unauffällig hinter ihn, auf Emrys. Er ließ sich nichts anmerken, doch seine Augen verrieten ihn. Es war Leid in ihnen zu sehen und Reue. Sicher würde es Außenstehenden nicht auffallen, aber ihr schon.

„Wie ist dein Name?“, fragte der König sie. Er klang nicht streng, eigentlich sogar relativ freundlich. Sie war sich sicher, dass wenn diese Situation eine andere gewesen wäre, er bestimmt sogar etwas gelächelt hätte. „Ennlin“, antwortete sie. Zu ihrer eigenen Überraschung klang ihre Stimme fest.

„Ist es richtig, dass du eine Defensor bist?“

„Ja.“

„Und ist es richtig, dass du Magie angewendet hast, um eine unschuldige Frau anzugreifen.“

Das Mädchen zögerte. Sie hatte mit einer solchen Frage gerechnet. Dennoch wusste sie nicht ganz, was sie antworten sollte. Also entschied sie sich einfach letztendlich für die Wahrheit.

„Ja, aber nicht, um ihr zu schaden. Ich hatte einfach nur … Angst und es tut mir mehr als leid, dass ich so reagiert habe.“

Arthur sah sie prüfend an. Sie schien tatsächlich die Wahrheit zu sagen. „Ihr Defensoren seid doch dafür bestimmt, Zauberer und Hexen zu schützen?“, fragte er weiter, „Wo ist dein Zauberer?“

„Es tut mir leid, aber das kann und werde ich euch nicht sagen.“

Arthur seufzte innerlich. Er hatte gewusst, dass sie nichts verraten würde. Allerdings hatte er ebenso gehofft, sie würde es doch tun. „Du weißt, dass die Strafe für die Anwendung von Zauberei der Tod ist?“, seine Stimme klang nun kälter, als vorher und kälter, als überhaupt jemals. Die Kleine schluckte kurz, bevor sie nickte.

„Wenn du nicht verrätst, wo dein Zauberer … oder deine Hexe ist, befürchte ich, bin ich dazu gezwungen, dich hinrichten zu lassen.“

Ennlins Herz schlug ihr bis zum Hals, aber das war ihr egal. Sie fühlte sich stärker denn je. Hier ging es um Emrys. Sie würde ihn ganz sicherlich nicht verraten. Auch wenn er nicht wollte, dass sie ihn beschützte, würde sie es trotzdem tun und sie würde ganz sicherlich nicht versagen.

„Das ist mir egal. Ich werde es euch nicht verraten. Lieber sterbe ich.“

„Bitte, Ennlin, ich will das nicht tun.“

„Dann tut es nicht. Wieso müssen immer wieder so viele Leute ihr Leben lassen, nur weil sie mit magischen Kräften geboren wurden?“

„Ich habe schon mehr als einmal erlebt, wie Magie Menschen das Leben nahm. Zauberei ist gefährlich. Ich kann Camelot nicht einer solchen Gefahr aussetzen.“

„Sire, wie könnt ihr nur so blind sein? Nur wegen den Tod eurer Eltern verschließt ihr die Augen vor allem Guten, was die Magie euch bringen kann.“

Arthur konnte es nicht fassen. „Nur wegen den Tod eurer Eltern“?! Arthurs Mitleid und Vernunft wichen unbändiger Wut. „Magie kann einem nichts Gutes bringen!“, donnerte er los, „Sie ist durch und durch schlecht, genauso wie alle, die sich ihrer bedienen!“

Ennlin konnte nicht verhindern, dass sie bei seinen Worten zusammenzuckte, aber dennoch hielt sie seinem auf einmal so kalten und harten Blick stand. Sie würde nicht versagen. Sie würde nichts verraten. Komme, was wolle.

Arthur wich alle Luft aus seinen Lungen. „Bringt sie zurück ins Verließ. Im Morgengrauen wird sie hingerichtet“, befahl er. „Arthur“, wollte die Königin beruhigen, doch er fiel ihr sogleich ins Wort: „Nein! Mein Urteil steht fest!“

So musste Merlin mit ansehen, wie die Kleine, die er die ganze Zeit über versucht hatte zu beschützen, von den Wachen abgeführt wurde. >Es tut mir leid, Merlin<, hörte er noch ihre Stimme in seinem Kopf, bevor sie durch die große Tür verschwand. Wieso? , hallte es immer wieder in seinem Kopf, Wieso?



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