Zum Inhalt der Seite

Lichter in der Dunkelheit

Wichtelgeschichte für Ur
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Missverständnis


 

Loredas, Herzfeuer, 4Ä 221
 

Es war bereits dunkel als Isaac Weißlauf endlich erreichte. Er hatte geplant die Stadt um die Mittagszeit zu erreichen, doch wie so oft war er auf seiner Reise abgelenkt worden. Als ein Mitglied der Dämmerwacht konnte er Spuren von Vampiren gut erkennen und es war seine Pflicht dem nachzugehen, wenn er zufällig über ausgesaugte Leichen stolperte. Zugegeben, die Leichen hatte er nur gefunden, weil er für einen alten Nord Vorräte nach Hoch-Hrothgar gebracht und sich beim Abstieg dazu entschieden hatte eine Abkürzung zu nehmen. Isaac war sich sicher gewesen, dass er die verlorene Zeit kompensieren könnte wenn er querfeldein richtig Weißlauf weiter lief, doch stattdessen war er fast in eine Grube voll ausgesaugter Leichen gefallen. So sehr die Zeit auch drängte, das konnte er nun wirklich nicht ignorieren. Also war er brav der Spur gefolgt und hatte jedem einzelnen der blutrünstigen Vampire den Garaus gemacht. Isran wäre sicher stolz auf ihn.

Wenn da nicht dieses wichtige Treffen in Weißlauf wäre für das er Isaac als Repräsentanten der Dämmerwacht ausgesucht hatte. Und nun kam Isaac natürlich viel zu spät zu besagtem Treffen. Ups.
 

Mit dem Treffen in Weißlauf verhielt es sich so: Die Gefährten in Jorrvaskr hatten einen neuen Herold auserkoren, der entgegen seiner Vorgänger auf die geniale Idee gekommen war Allianzen mit anderen Fraktionen in Himmelsrand zu schließen. Das würde sowohl den Gefährten als auch der Dämmerwacht und wer-auch-immer-sonst-noch-eingeladen-worden-war ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Irgendetwas mit verbessertem Informationsnetzwerk und Söldneraufträgen oder so. Isran hatte ihm das ganze erklärt als er seine Sachen für die Reise zusammengesucht hatte und vielleicht war Isaac deshalb nicht ganz so aufmerksam wie üblich gewesen.
 

Die Methalle von Jorrvaskr war nicht schwer zu finden. Isaac war bei einem seiner früheren Besuche im Fürstentum Weißlauf in die Drachenfeste beordert worden (vom Vogt des Jarl, nicht dem Jarl persönlich) und das Bauwerk von Jorrvaskr mit der Himmelsschmiede waren dabei nicht zu übersehen gewesen. Isaac hätte zu gern schon früher einen Grund gehabt sich näher mit den Gefährten auseinander zu setzen. Einigen von ihnen war er auf seinen Reisen schon zufällig begegnet. Einer Norddame mit beeindruckenden Schießkünsten, ein Krieger der Dunkelelfen, zwei Nordzwillinge (einer von ihnen machte einen äußerst mürrischen Eindruck, doch Isaac konnte nicht abstreiten, dass ihm der andere um einiges positiver in Erinnerung geblieben war) und die Khajiit-Schwestern, die einen Drachen erlegt haben sollten und als erste ihres Volkes eine Stadt der Nord betreten durften (warum sich die Nord vorher so angestellt hatten war Isaac ein Rätsel). Ob einer von ihnen der sagenhafte neue Herold war wusste Isaac allerdings nicht. Das würde er jedoch bald herausfinden.
 

Am Platz mit dem immer blühenden Baum und der großen Talos-Statue angekommen blieb Isaac zögernd stehen. Es war kein Geheimnis, dass er die Gefährten gerne näher kennen lernen würde (einen vielleicht mehr als die anderen, aber das war ein anderes Thema) und zweifelsohne war das einer der Gründe warum Isran ihn als Gesandten ausgewählt hatte, doch es gab ein Hindernis, das ihn bisher davon abgehalten hatte entgegen seiner offenen Persönlichkeit von selbst auf die Gefährten zu zugehen. Das verfluchte Mal auf seinem Gesicht. Die rote Hand der Assassinen, die ihm als Kind mit Magie eingebrannt worden war. Es war nicht seine Schuld gewesen, dass die Bruderschaft in Cyrodiil gefallen war, doch die wenigen Überlebenden der Zuflucht hatten seine Eltern aus Vergeltung getötet und Isaac als ihr Vermächtnis gekennzeichnet. Auf dem Weg zur Zuflucht der Bruderschaft in Himmelsrand war er den Assassinen entkommen und hielt das Mal seitdem versteckt. Serana und Isran waren die einzigen Personen in ganz Himmelsrand, die Isaacs Gesicht jemals gesehen hatten. Seine Angst vor der Bruderschaft und ihrer Reichweite ließ ihn auch nachts mit der verzauberten Drachenpriestermaske schlafen. Als Kind hatte er sich noch Tücher um den Kopf gewickelt, wie es die Krieger aus Hammerfell taten, doch nun fürchtete er, dass der Herold der Gefährten es als respektlos erachten würde, wenn ein Gesandter der Dämmerwacht vor ihn trat und sein Gesicht versteckte. Isaac war sich sicher, dass der Herold darauf bestehen würde, dass er die Maske für die Verhandlungen ablegte.

Und wie lange wollte er sich noch hinter der alten Drachenpriestermaske verstecken? Er war kein Kind mehr und selbst wenn die Dunkle Bruderschaft wieder ihre Finger nach ihm ausstreckte hatte er inzwischen das Geschick und die Kraft sich ihnen entgegen zu stellen. Zudem hatte er gewusst worauf er sich einließ als Isran ihn als Gesandten auswählte. Er hätte diese Verantwortung und die damit verbundenen Herausforderungen auch ablehnen können. Das hier war seine Chance und es wäre dumm sie nicht zu nutzen. Isaac nahm all seinen Mut zusammen und zog sich Nahkriin vom Kopf. Es war ein eigenartiges Gefühl die kühle Nachtluft auf seiner Haut zu spüren und obwohl er sich ohne das Gewicht der Maske leichter fühlte, krochen Panik und Angst in ihm hoch. Er wusste, dass die Gefährten niemals jemanden von der Dunklen Bruderschaft zu ihren Verhandlungen einladen würden, doch was, wenn sich ein Spion in ihre Reihen geschlichen hatte?
 

Es kostete ihn große Überwindung die Treppen zur Halle hinaufzusteigen. Vor den Türen von Jorrvaskr lehnte ein Argonier an der Wand. Isaac nahm an, dass er draußen postiert worden war um sicherzustellen, dass die Verhandlungen nicht gestört wurden. Seinem Körperbau nach zu urteilen war er um einiges stärker als Isaac und wenn er ein Mitglied der Gefährten war wusste er bestimmt mit dem Schwert an seinem Gürtel umzugehen. Hervorragend. Wahrscheinlich würde er schon daran scheitern überhaupt erst Einlass zur Halle zu bekommen.
 

»Guten Abend.«
 

Warum klang seine Stimme als sei er den ganzen Weg von Rifton bis nach Weißlauf gerannt? Isaac räusperte sich.
 

»Mein Name ist Isaac und ich bin als Gesandter der Dämmerwacht hier.«
 

Der Argonier sagte nichts und starrte Isaac ausdruckslos an. Aber vielleicht war sein Gesicht auch gar nicht ausdruckslos, Isaac kannte nur einige der Argonier, die im Hafen von Rifton arbeiteten, vom Sehen und es fiel ihm sehr schwer die Miene der Echsen zu deuten.
 

Der Argonier nickte. »Deevan.«
 

Wenn das eine Antwort war wusste Isaac nichts damit anzufangen. Er hatte erwartet, dass der Krieger gleich sein Schwert ziehen und auf ihn losgehen würde. Nur zur Sicherheit hatte Isaac bereits einen Schutzzauber auf die rechte Hand in seiner Tasche konzentriert.
 

»Ist-ist das eine Aufforderung für ein Passwort oder sowas? Mir wurde nichts gesagt, ich-«
 

Der Argonier runzelte erst die Stirn und verdrehte dann die Augen (in dieser Deutung war Isaac sich sehr sicher). »Braucht Ihr eine Extraeinladung? Die Verhandlungen haben bereits begonnen.« Die Stimme des Argoniers klang äußerst schroff, als hätte Isaac ihn gerade persönlich beleidigt. Hatte er das? Es war zumindest nicht seine Absicht gewesen.
 

Er trat probehalber einen Schritt auf die Tür zu und behielt den Krieger weiterhin im Auge. Der Argonier machte immer noch keine Anstalten seine Waffe zu ziehen. Isaac war sich sicher, dass er nicht blind war, warum kam dann keine Reaktion auf die riesige rote Hand in seinem Gesicht?

Der Argonier schüttelte über Isaacs seltsames Verhalten nur den Kopf und machte einen leicht verstörten Eindruck. Alles in allem wesentlich harmloser als Isaac erwartet hatte. Nun gut, wenn das die Reaktion auf Isaacs entblößtes Gesicht war konnte er durchaus damit leben. Er wandte sich von dem Argonier ab und betrat Jorrvaskr. Er hatte den neuen Herold der Gefährten lange genug warten lassen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ur
2015-04-05T17:11:24+00:00 05.04.2015 19:11
Isaac ist so ein Horst :D Ich fand es so witzig zu lesen, dass er eig schon auf dem besten Weg nach Weißlauf war, nur um dann aus Versehen Vorräte zu den Graubärten zu bringen, sich dann zu verlaufen und anschließend auch noch einer Vampirbande nachzugehen :'D Deevan wäre über diese mangelnde Disziplin und Pünktlichkeit empört :P Die Geschichte von ihm und seiner roten Hand fand ich total traurig und es ist so interessant, dass er einerseits sone extrovertierte Quasseltasche ist und andererseits diese krasse Unsicherheit wegen seines Gesichts hat. Hach. Raja wird ihn sofort adoptieren wollen :D

Die Tatsache, dass Deevan als Türsteher draußen Spalier steht, fand ich super witzig und total passend. Deevan findet solche diplomatischen Sachen super langweilig und anstrengend und mag sich nicht gern in großen Gruppen aufhalten. Also hat Raja ihn voller Liebe und Rpcksicht vor die Tür gestellt, wo er alle böse anschauen darf und seine Ruhe hat :D Ich nehme an, er ist recht dankbar dafür, auch wenn er das nicht so zeigen kann :'D

>>Es kostete ihn große Überwindung die Treppen zur Halle hinaufzusteigen. Vor den Türen von Jorrvaskr lehnte ein Argonier an der Wand. Isaac nahm an, dass er draußen postiert worden war um sicherzustellen, dass die Verhandlungen nicht gestört wurden. Seinem Körperbau nach zu urteilen war er um einiges stärker als Isaac und wenn er ein Mitglied der Gefährten war wusste er bestimmt mit dem Schwert an seinem Gürtel umzugehen. Hervorragend. Wahrscheinlich würde er schon daran scheitern überhaupt erst Einlass zur Halle zu bekommen.<<

Awesome erste Begegnung :D Deevan fragt sich wahrscheinlich wie so ein schmächtiger Jungspund Vampire killen kann ^^ Und angesichts des folgenden Missverständnisses verdreht er innerlich garantiert die Echsenaugen. "Menschen sind so komisch."

Ugh, davon hätt ich voll gern eine Fortsetzung gelesen :D Alle einmal aus Isaacs Sicht kennen lernen etcetc *^*

LOOOVE!


Zurück