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Our Time

von

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Mit zittrigen Fingern schloss sie die Tür hinter sich und sank kraftlos zu Boden. Das Blut rauschte durch ihre Adern und ihre Atmung ging stoßweise. Ihr Gesicht war kalkweiß und einzelne Tränen liefen ihr über die Wangen. Wie betäubt hatte sie sich auf den Weg zu ihrer kleinen Villa gemacht. Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Nur langsam sickerten einzelne Bilder auf, die ihr nur allzu deutlich präsentierten, was sie getan hatte. Sie hatte Usagi die Treppe herunter gestoßen als wäre, dass nicht schon schlimm genug gewesen, hatte sie sie noch verletzt zurück gelassen. Ihr wurde speiübel, wenn sie nur daran dachte. Sie hätte sich niemals ausmalen lassen, dass sie jemals so weit gehen würde und sie derart angreifen würde. Wie konnte sie sich nur so hinreißen lassen? Nicht nur, dass sie ihre Karriere damit geschadet hatte, nein, sie hatte sich der Körperverletzung strafbar gemacht und es würde sie nicht wundern, wenn Usagi und Mamoru sie gerade anzeigen würden. Erst jetzt begriff sie das ganze Ausmaß ihrer Tat und die Folgen, die diese mit sich bringen würden. Sie hatte sich in eine missliche Lage gebracht, aus der sie nicht mehr so einfach herauskommen würde. Und wofür? Weil sie unbedingt Mamoru an ihrer Seite haben wollte. Wie konnte sie nur so dumm sein und dass alles für ihn aufs Spiel setzen? Sie musste sich eingestehen, dass sie sich völlig in dieser Sache verrannt hatte. Dabei hatte sie von Anfang an niemals eine Chance gehabt. Er liebte Usagi, dieses kleine naive Blondchen. Was war nur so besonders an ihr, dass er sich so zu ihr hingezogen und verbunden fühlte? Sie verstand es nicht und würde es wahrscheinlich niemals können. Trotz ihrer Abneigung ihr gegenüber hatte sie nie vorgehabt, ihr etwas an zu tun. Das war nicht ihre Art und dennoch war sie so weit gegangen. Mamorus ständigen Abweisungen und Demütigungen hatten sie derart verletzt und gekränkt, dass sie völlig den Verstand verloren hatte. Sie hatte Rot gesehen als sie Usa gesehen hatte. Alles war so schnell gegangen. Ihr war die ganze Situation aus den Händen geglitten. Alles war so schnell gegangen und in einer klaren Kurzschlussreaktion geendet, an die sie nicht mal im Traum gedacht hätte. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich mehr als alles andere dafür schämte und wenn sie die Möglichkeit erhalten würde, diese wieder ungesehen zu machen, dann würde sie diese Chance nutzen.
 

Aber es war bereits zu spät und die Vergangenheit ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Was sollte sie denn jetzt nur machen? Sie kam sich plötzlich so hilflos und verloren vor. Dabei war sie sonst immer so stark und selbstbewusst aber jetzt war davon nichts mehr zu sehen. Sie war am Ende. Der Kampf um Mamoru hatte deutliche Spuren hinterlassen.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit, an der sie einfach nur da saß und weinte, hörte sie ein zaghaftes Klopfen, was sie im ersten Moment zusammen zu zucken ließ.
 

Sie erwartete bereits, dass es sich um Mamoru handeln musste und blieb deshalb auf den Boden sitzen. Sie hatte keine Kraft sich ihm jetzt gegenüber zu stellen. Ihr war klar, dass sie es früher oder später musste aber im Augenblick konnte sie es einfach nicht. Sie musste sich erst sortieren bevor sie den Kampf mit ihm aufnehmen konnte. Wahrscheinlich würde er von allein verschwinden, wenn sie kein Ton von sich geben würde.
 

„Saori, bist du da“, kam es durch die Türe hindurch.
 

Sie war überrascht als sie die Stimme ihres besten Freundes vernahm. Was machte er denn hier? Wusste er bereits was sie getan hatte und war er deshalb zu Besuch, um sie zur Rede zu stellen? Sie konnte sich keinen anderen Grund erklären und doch hatte sie das dringende Bedürfnis ihn zu sehen. Er war für sie immer eine Art Rückhalt gewesen, wenn sie ihn gebraucht hatte. Einer, der sie so nahm wie sie war und der sie trotz jedem Mist, den sie teilweise verzapfte immer noch zu ihr hielt. Sie hatte Angst, dass er sich durch ihre Aktion von ihr abwenden würde. Das würde sie nicht verkraften und das wollte sie auch nicht zu lassen.
 

Vorsichtig erhob sie sich vom kalten Boden und öffnete die Wohnungstür, um ihn herein zu lassen.

„Hey“, begrüßte sie ihn und versuchte halbwegs unbeschwert zu klingen. Es gelang ihr nicht wirklich, dass konnte sie seinen besorgten Blick entnehmen.
 

Er erschrak als er ihre verquollenen Augen wahrnahm und ihr blasses Gesicht. Es war nicht schwer zu erahnen, dass etwas vorgefallen war und es ihr schlecht ging.
 

„Was ist passiert“, harkte er deshalb feinfühlig nach.
 

„Ich habe großen Mist gebaut“, murmelte sie mit gebrochener Stimme bevor ihr erneut die Tränen kamen. Sie versuchte, sie weg zu wischen aber diese wollten einfach nicht versiegen.
 

Er konnte den Anblick kaum ertragen, sie so zusehen und er fragte sich, was sie bloß angestellt haben musste, dass sie so aufgelöst war. Allerdings musste sie sich erst mal beruhigen bevor sie ihm etwas sagen konnte. Liebevoll zog er sie in seine Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken. Sie genoss für einen Moment die Nähe und den Halt. Für einen Augenblick einfach alles vergessen und sich fallen lassen, um die Geborgenheit zu spüren, die sie braucht.
 

*******
 

Erwartungsvoll wurde sie von ihren Freunden empfangen. Mamoru war sofort auf sie zugeeilt gekommen als er sie gesehen hatte.

„Soll ich dir helfen“, bot er ihr an. Doch sie verneinte es nur. Sie war zwar noch etwas wackelig aber es würde schon gehen.

„Was hat Kobayashi gesagt“, wollte Makoto wissen.

„Ich habe mir den Fuß gebrochen. Muss jetzt einen Weile mit dem Gips und den Krücken herumlaufen.“

„Ein Glück, dass du dir nichts Schlimmeres getan hast“, fügte Motoki ein.

Sie musste sich eingestehen, dass sie wirklich einen kleinen Schutzengel gehabt haben musste. Nicht aus zu malen, was ihr hätte Schlimmeres passieren hätte können. Doch darüber wollte sie sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Sie wollte einfach nur aus diesem Krankenhaus heraus.

„Lasst uns einfach nur von hier verschwinden. Ich bin für heute wirklich durch“, gab sie zu.

Mamoru stimmte ihr zu, dass es wohl besser war, wenn sie sich auf den Heimweg machen würden. Makoto schnappte sich Motokis Hand und lief mit ihm voraus während Mamoru an ihrer Seite blieb. Immer darauf bedacht eingreifen zu können, falls sie doch um zu fallen drohte.
 

„Wo soll ich dich dann eigentlich absetzen? Bei deiner Familie oder bei Motoki und Makoto“, harkte er nach, um sich zu informieren, wo er hinfahren musste.
 

Bis jetzt hatte sie sich keine Gedanken darum gemacht und doch war diese Frage berechtigt. Aber was wollte sie? Sie wusste, wenn ihre Familie sie mit ihrem gebrochenen Fuß sehen würde, würde eine Fragerunde stattfinden, für die sie im Moment einfach keinen Kopf hatte zumindest für heute nicht mehr. Natürlich könnte sie bei ihren beiden Freunden schlafen und doch wusste sie um die selten Augenblicke, die sie gemeinsam mit einander hatten. Sie wollte die beiden dabei nicht stören. Viel lieber sollten sie die Zeit, die sie hatten zu zweit genießen und wenn sie ehrlich war, wusste sie in ihrem Herzen eigentlich genau, wohin sie wollte. Nur hatte sie Angst vor seiner Antwort. Was, wenn er ihren Vorschlag ablehnen würde? Würde sie das ertragen können? Nein, dachte sie sich. Sie durfte sich nicht wieder von ihren negativen Gedanken treiben lassen. Es wird schon klappen. Sie nahm all ihren Mut zusammen, schloss ihre Augen und formulierte ihre Aussage.

„Ich würde gern nach Hause“, nuschelte sie leise und traute sich nicht ihm ins Gesicht zu blicken.
 

Allerdings interpretierte Mamoru ihre Aussage leider etwas falsch.

„Klar, kein Problem. Ich hoffe nur Kenji lässt mich am Leben, wenn er dich sieht. So wie ich ihn kenne, wird er doch im ersten Moment denken, dass ich der jenige war, der für deinen Sturz verantwortlich ist“, schmunzelt er bei dem Gedanken an diese Szene. Er wusste genau wie überfürsorglich ihr Vater war und wie schnell er aus der Haut fahren konnte, wenn es um seine Tochter ging.
 

Kurz blieb Usagi stehen, bevor sie zaghaft nach seiner Hand griff und ihn ernst ansah.

„Du hast mir nicht richtig zugehört. Ich möchte nach Hause“, korrigierte sie ihn.
 

Seine Augen weiteten sich als ihm klar wurde, worauf sie hinaus wollte und er wusste nicht wie er in diesem Augenblick reagieren sollte. Wie oft hatte er sich gewünscht, dass sie endlich wieder zu ihm zurück kommen würde und jetzt schien es endlich so als wären seine Gebete erhört wurden. Er hätte vor Glück platzen können. Ihm war natürlich bewusst, dass sie denn noch einiges klären mussten und doch war es nach Wochen endlich eine kleine Annäherung ihrerseits. Freudig und mit Bedacht ihr nicht weh zu tun, zog er sie leicht in eine Umarmung.
 

Sie spürte durch diese Geste, wie viel ihm dieser kleine Schritt bedeutete und ihr erging es nicht anders. Es fühlte sich einfach richtig an wieder bei ihm zu sein und nur allzu gern genoss sie für einen Moment seine Nähe.
 

Als er sich von ihr löste, lächelte er sie liebevoll an.

„Dann komm, lass uns nach Hause gehen.“
 

Sie folgte ihm und schneller als gedacht waren sie am Auto angelangt. Zuerst hielten sie bei Motoki und Makoto. Beide bedankten sich nochmals für die schnelle Hilfe, bevor sie sich auf den Weg zu sich machten.
 

Mamoru half ihr aus dem Auto heraus. Ihr Stockwerk war zum Glück mit einem Fahrstuhl verbunden, sodass sie keine Treppen nehmen mussten. Erschöpft fiel Usagi auf die schwarze Ledercouch als sie endlich in der Wohnung angekommen waren. Fürsorglich half er ihr es sich auf dieser bequem zu machen und legte die Decke über sie, damit sie es schön warm hatte. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln dafür.

„Danke.“

„Nicht dafür. Das würde ich jederzeit für dich machen.“

„Das ist schön zu hören.“

„Wie wär´s mit einer heißen Schokolade für meine kleine Patientin“, bot er ihn an, weil er wusste, dass sie in solchen Momenten genau so etwas brauchte.

„Mit einer Portion Schlagsahne hört sich das toll an“, sagte sie und dabei leuchteten ihre Augen.

„Was immer dein Herz begehrt“, schmunzelte er bei ihrer typischen Aussage und lief in die Küche, um für sie einen Kakao zu, zu bereiten.

Sie beobachtete ihn aus dem Augenwinkel heraus, wie er das Pulver und eine Tasse aus dem Schrank nahm. Irgendwie konnte sie noch nicht richtig realisieren, dass sie tatsächlich wieder in ihrer gemeinsamen Wohnung war. Sie hatte Angst, dass sie gleich wieder aus ihrem Traum erwachen würde und sich wieder in ihrem kleinen Zimmer befand. Es war nicht so, dass sie nicht gern bei ihrer Familie war und doch fühlte es sich anders an als hier. Das war ihr Reich, was sie sich beide zusammen aufgebaut hatten. Etwas eigenes, worauf sie sehr stolz war und was ihr viel bedeutete. Jetzt wo sie wieder da war, hatte sie den Eindruck angekommen und am richtigen Platz zu sein. Natürlich wusste sie, dass noch etwas zwischen ihnen lag und doch hatte sie nach Wochen das Gefühl, dass es endlich wieder in die richtige Richtung ging und sie ihre Krise zusammen bewältigen konnten.
 

Mamoru erging es da nicht anders. Er war einfach nur froh, dass sie wieder bei ihm war. Die letzten Tage hatten sich ohne sie furchtbar angefühlt. Die Wohnung wirkte so leer und verlassen ohne sie. Er hatte sich allein gelassen gefühlt und nur langsam kehrte die alte Wärme in sein Leben zurück. Er würde alles darum geben, damit dies auch so bleiben würde und sie ihr altes Glück wieder fanden. Nie wieder würde er sich dies nehmen lassen. Das schwor er sich und das sollte sie auch wissen. Nach dem er den Kakao für sie gemacht hatte, ging er mit der dampfenden Tasse auf sie zu.

Sie rückte so gut es ging, ein Stück zur Seite, damit er sich mit zur ihr auf das Sofa setzten konnte. Dankend nahm sie ihm das Getränk ab und roch an der Flüssigkeit. Sie liebte den Duft von Kakao. Mamoru beobachte sie von der Seite her mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Es war wirklich simpel, Usagi glücklich zu machen. Manchmal wünschte er sich dieselbe Eigenschaft, sich über die kleinsten Dinge erfreuen zu können. Dann wäre sein Leben wahrscheinlich um einiges leichter.
 

Aus dem Augenwinkel heraus hatte sie bemerkt, dass er sie beobachte und sie fragte sich, was wohl in ihm vorgehen musste und was ihn beschäftigte.

„Über was denkst du gerade nach?“

Sein Blick suchte ihren als er die nächsten Worte formulierte.

„Darüber, wie sehr ich dich liebe“, gestand er ihr ehrlich. Es war das erste Mal seit ihrem Streit, in dem er diese Worte aussprach und doch meinte er jedes Einzelne ernst. Er war sich nie sicherer dabei als dass er sie von Herzen liebte und er es für immer tun würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mondhas
2018-04-22T20:36:56+00:00 22.04.2018 22:36
vielen lieben dank für das schöne kap.nin gespannt wie es weiter geht


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