Ein neues Ziel
Der Fluss, der sich nicht weit entfernt vom Kinomiya Dojo durch die Landschaft zog, war schon immer ein beliebter Treffpunkt für das alte Team gewesen. Viele Augenblicke ihrer Kindheit hatten sie an diesem Ort verbracht und das ein oder andere bedeutende Match ausgetragen. Auch das Team Psykick hatten sie hier kennengelernt.
„Irgendwie sind wir nach dem Battle Tower nie mehr dazu gekommen, ein Match gegeneinander auszutragen“, merkte Salima völlig aus dem Nichts an.
Angestrengt unterdrückte Rei ein Lächeln. Es war ihm unwohl zu sagen, dass er eben in jenem Moment genau daran gedacht hatte. Dabei war es nicht das erste Mal. Schon öfter hatte er den Eindruck gehabt, dass Salimas Denkweise mit seiner identisch war. „Es ist ja noch nicht zu spät dafür“, entgegnete er und schloss unwillkürlich die Hand fester um sein Beyblade.
Doch Salima schüttelte den Kopf. Auf ihren Lippen lag ein mildes Lächeln. „Ich möchte nicht mehr gegen dich kämpfen.“ Ihr Blick ging zum Fluss und sie streckte die Beine von sich. „Ich habe gesehen wie stark du bist und habe viel von dir gelernt. Gegen Driger und dich komme ich nicht an.“
„Du gibst auf, bevor du es versucht hast?“ In der Frage steckte eine kleine Herausforderung – freundschaftlicher Natur – die von der jungen Frau mit einem wissenden Blick quittiert wurde.
„Ich werde kämpfen – nur mein Ziel hat sich geändert.“
Rei blinzelte auffällig und in den bernsteinfarbenen Augen spiegelte sich unverhohlen seine Verwirrung.
Es wunderte sie gar nicht, dass er es nicht verstand. Sie hatte schnell gemerkt, dass Rei völlig unempfänglich für die zarten Empfindungen war, die ein verliebtes Mädchen ihm entgegen brachte. Es war nur manchmal frustrierend, wenn Salima vergaß, woher Rei stammte und wie er lebte.
Er hatte sich dem Lernen verschrieben, um so nah an Perfektion und Weisheit heranzukommen wie es einem Menschen nur möglich war. Ein Streben, das sie mit ihm teilte und wofür sie ihn verehrte.
„Was ist dein Ziel?“, wagte Rei letztendlich die Frage, und das Lächeln auf ihren Lippen wurde breiter.
Langsam, ganz unschuldig, beugte Salima sich vor, sah Rei lange in die Augen und gab ihm schließlich einen Kuss. Auf die Wange. Ganz zart.
Sie spürte wie er sich unter der Berührung anspannte, doch keinerlei Bewegungen machte, sich von ihr zu entfernen.
Ihre Lippen waren dicht an seinem Ohr, als sie antwortete: „Ich will nicht mehr dich besiegen. Ich will gegen Driger gewinnen.“
Sie wollte es sein, die Rei auf all seinen Reisen begleitete. Sie wollte es sein, mit der er immer neue Dinge lernte. Wollte einfach diejenige sein, die Rei sah. Die, die ihm wichtiger war, als sein Bit Beast – oder wenigstens genauso wichtig.
