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The Change of Fate

a ZENONIA Fanfiction
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich melde mich endlich wieder mit einem neuen Kapitel zurück und wünsche viel Spaß beim Lesen! :)

Dieses Kapitel beinhaltet Spoiler zu: ZENONIA 2, ZENONIA 4, ZENONIA 5 Komplett anzeigen

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The Lurking Danger

CHAPTER 4 - THE LURKING DANGER

Schweigend stehe ich da, während ich meine Stirn an das kühle Fensterglas lehne und für einen Moment die Augen schließe, um kurz inne zu halten.

Ich muss mich sammeln.

"Regret?", höre ich Anyas Stimme hinter mir, woraufhin ich mich von dem Fenster abwende und mich wieder zu ihr umwende.

Ihr Blick schafft es aufs Neue, mich kurzerhand aus der Bahn zu werfen. Die orangefarbenen Augen blicken unwahrscheinlich mitfühlend drein – dass ich einen solchen Blick einmal an Anya sehen würde hätte ich mir in meinen kühnsten Fantasien nie erträumt, ganz im Gegenteil - ein verbaler Arschtritt ihrerseits wäre viel wahrscheinlicher als die Anzeige von irgendwelchem Mitgefühl gewesen.

"Es ist schon gut.", sage ich daher nur – ich muss mich zusammenreißen!

Shaturu. Regret, denk einfach an Shaturu! Ja doch, das klingt nach einer guten Strategie. Urplötzlich merke ich, wie Verbitterung und Wut in mir aufsteigen – gut so.

Anya geht – sehr zu meinem eigenen Wohlwollen – nicht mehr weiter auf meine kurze Gefühlswendung ein und schweigt für einen Moment, ehe sie mich wieder anspricht.

"Ich habe Hunger. Hol mir was zu essen, Blondie!", befiehlt sie mit harscher Stimme – ein weiterer Aufmunterungsversuch, der nicht erfolglos an mir vorbeizieht.

Kurz lächle ich, ehe ich mich strecke und dann ebenfalls feststelle, dass ich nicht minder hungrig bin.

"Ich auch.", sage ich nur, "aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo wir etwas Essbares herkriegen sollen. Ich habe kein Geld, kaufen kann ich uns also Nichts..", meine ich und sehe sie abwartend an.

"Ja gut, dann lass uns rausgehen. Lass dem Arzt eine Notiz da und wir suchen uns Irgendetwas Essbares.", schlägt Anya vor.

"Ich hoffe du hast gehört, das ich kein Geld habe. Dahingehend sollte dir bewusst sein, dass wir uns anderswo Essen suchen müssen. Wir müssen also Beeren pflücken oder Wurzeln essen.", sage ich, woraufhin sie deutlich genervt ausatmet.

"Ja habe ich, du brauchst mir nicht alles dreimal sagen, Regret! Dann gehen wir eben Beeren pflücken.", willigt sie mürrisch ein, ehe ich mir mein Cape überwerfe und dem Arzt eine Notiz hinterlasse, ehe wir Beide nach draußen verschwinden.

Draußen ist es mittlerweile bewölkt und stürmisch geworden – kein sonderlich angenehmes Wetter, auch Anya sagt das Wetter nicht unbedingt zu. Schweigend lenke ich meine Schritte in die Richtung, in der meines Wissens nach das riesige Loch in der Stadtmauer prangen müsste. Und siehe da, wir finden es sogar auf Anhieb.

"Du willst nicht ernsthaft da durch.", meint Anya nur entgeistert, während ich anstatt einer Antwort einfach Taten sprechen lasse.

"He! Du da! Was zur Hölle fällt dir ein einfach da durch zu gehen?! Schon mal was von Stadttor gehört, du Vogel?!"; vernehme ich sofort die scheltenden Worte einer Turmwache, die ich zuvor überhaupt nicht in ihrem Wachturm gesehen habe.

"Entschuldigt bitte, ich wollte eine Abkürzung nehmen, werter Herr.", sage ich und blicke zu dem Bewaffneten auf, der mir nur den Vogel zeigt und eine wegwerfende Handbewegung macht.

"Werter Herr am Arsch! Such dir das nächste Mal eine andere Abkürzung und jetzt verreiß!", befiehlt er mir, woraufhin ich nur nicke und tatsächlich beschleunigten Schrittes das Weite suche.
 

Kurze Zeit später erreichen wir das kleine Wäldchen, vor dem ich gestern erst aufgewacht bin, wobei es doch etwas schwieriger ist gegen den Wind gehen zu müssen. Auch Anya müht sich ab, ehe ich sie mir greife und sie so mittransportiere. Die Kapuze meines Capes, die ich eigentlich einmal aufgehabt habe versuche ich nicht einmal annähernd, wieder tief in mein Gesicht zu ziehen – es wäre ohnehin vergebens. Im Wald angekommen öffne ich meine Hände wieder, mit welchen ich einen Schutz um Anya gebildet habe, diese flattert mir aufgeregt entgegen. Danke? Nein, natürlich kommt kein Wort des Dankes über ihre Lippen, dafür ist sie schlichtweg zu stolz - und zu dreist!

"Na los, du kennst dich doch hoffentlich mit so etwas aus.", kommt es nur fordernd von ihr, während ich mich in dem Wald nach etwas Essbarem umsehe.

Kurze Zeit später mache ich mehrere Fliegenpilze aus, die unter einem Baum wachsen – so viel Spaß muss sein!

"Mhmm, lecker~", sage ich und tue so, als ob ich mich zu den Giftpilzen hinabbeugen wollte um sie aufzusammeln.

"REGRET, NICHT! Die sind giftig!", kommt sofort die Warnung von Anya – als ob ich das nicht wüsste, ich muss wahrhaftig hart damit kämpfen, nicht zu lachen.

"Wie blöd bist du eigentlich?! Da sieht man mal wieder, dass du blond bist!", faucht Anya, während ich mich wieder aufrichte und nun tatsächlich zu lachen beginne.

"Was ist so lustig?", kommt die prompte Frage, "findest du es lustig, vergiftet zu werden? Nur zu – iss die Dinger, du wirst schon sehen was es dir bringt. Diesmal belebe ich dich ganz bestimmt nicht wieder, du Affe!", setzt sie nach – hart wie immer.

"Ich hab dich reingelegt, was sonst? Glaubst du etwa, dass ich Fliegenpilze essen würde?", frage ich sie und lache nochmals, ehe ich mich wieder auf die Suche nach Nahrung mache.

"Dir ist Einiges zuzutrauen, du Penner!", mault sie mir hinterher, was mir jedoch redlich egal ist.

"Du kannst mir ja helfen, wir wären sicherlich schneller fertig.", meine ich, was nicht sonderlich zweckdienlich zu sein scheint.

"Du kannst mich mal! Mach deinen Scheiß allein, Blondie!", kommt es von ihr, ehe sie sich abwendet und in den Wald fliegt.

Soll sie doch.

Sonderlich lange wird sie da ohnehin nicht bleiben. Das kann ich mir jetzt schon ausmalen. Kaum kommt ein Monster – und sei es das kleinste und ungefährlichste Monster dieser Welt – auf sie zu, wird sie ohnehin das Weite suchen und zu mir zurückkehren.

Ja, das wird sie. Und das ist es, was mich für den Moment beruhigt. Schweigend suche ich also weiter und mache tatsächlich Himbeeren aus. Lecker! Auch Brombeeren finde ich. Gut, dass ich meine Schwertscheide habe – die Klinge blank gezogen kann ich so in der Schwertscheide das Essen verstauen.

Eigentlich sehe ich viel eher als ein Jäger als ein Sammler aus, dennoch grabe ich lieber nach Wurzeln und pflücke Beeren, als dass ich ein Monster oder Tier erlege.

Zeiten ändern sich, was?

Zeiten ändern dich, Regret.

Zeiten ändern so vieles.

Gerade grabe ich ein paar Wurzeln aus, als auf einmal ein heller Schrei ertönt. Sofort spannt sich mein gesamter Körper an, ehe ich in die Richtung des Schreis renne.

Der Schrei stammt von Anya, so viel steht definitiv fest.

So schnell ich kann eile ich in den Wald hinein und versuche, nicht über Wurzeln, andere Äste, Gestrüpp oder sonstige Stolperfallen zu stürzen, ehe ich den Auslöser für diesen Schrei sehe.

Nein, diesmal war der Auslöser für Anyas Schrei definitiv kein Monster, viel schlimmer.

Anya schwebt scheinbar reglos in der Luft während sie ihren Blick wie hypnotisiert auf das richtet, was sich ihr da offenbart.

Und auch ich kann nicht anders, als meinen Blick auf das zu richten, was sich da in unmittelbarer Nähe vor uns befindet.

Vor Schock wie gelähmt stehe ich da, während die Zeit auf einmal stehen zu bleiben scheint. Mein Herz scheint mir aus der Brust springen zu wollen während Alles um mich herum verblasst. Meine ganze Aufmerksamkeit richte ich auf die Stelle, die auch Anya wie hypnotisiert beobachtet.

Ich kann nicht anders, dennoch muss ich handeln, unbedingt. Auch wenn ich gerade in einer Art Schockstarre bin.

Mein Verstand schaltet sich sofort wieder ein, appelliert an mich und veranlasst mich dazu, Anya zu schnappen, auf dem Absatz kehrt zu machen und zu rennen, was das Zeug hält.
 

Schwer atmend sprinte ich durch den Wald, hechte über Wurzeln und merke wie mir Äste ins Gesicht peitschen, doch ist mir das im Moment herzlich egal - ich habe andere Sorgen.

Ich muss hier weg!

Ein kurzer, hektischer Blick über meine Schulter bestätigt mir nur das, was ich ohnehin schon wusste: mein Verfolger ist hinter mir, dicht hinter mir. Immer wieder versucht er, nach meinem Cape zu greifen, bekommt dies jedoch glücklicherweise nicht zu fassen.

Seine Schritte auf dem Waldboden kann ich ebenfalls gut vernehmen, seinen keuchenden Atem noch viel besser.

Mittlerweile hat es zu regnen begonnen und ich sehe sogar einen Blitz zucken. Perfekte Kulisse also, nicht?

Verdammt, ich kann nur hoffen, dass er mich nicht in die Finger bekommt – andernfalls... Ich will es mir nicht ausmalen.

Weiterhin eile ich durch den Wald, während ich Anya in einer Hand und mein Schwert in der Anderen halte.

Und dann passiert es doch, mein Verfolger bekommt mich zu fassen weil ich kurz über eine Wurzel stolpere und dabei fast das Gleichgewicht verliere. Sofort nutzt er die Gunst der Stunde, fasst nach meinem Cape und reißt mich durch diese urplötzliche Stoppbewegung zu Boden.

Unsanft schlage ich auf dem Boden auf und merke, dass er sich im wahrsten Sinne des Wortes auf mich stürzen will. Gerade noch rechtzeitig rolle ich mich zur Seite kann jedoch nicht verhindern, dass er nach meiner Kehle greift.

Anya, die ich noch während meinem Sturz freigegeben habe, schreit verschreckt auf, während ich versuche, die nach meiner Kehle greifende Hand abzuwenden. Und tatsächlich bekomme ich das Handgelenk des Anderen zu fassen, ehe mir dieser mit seiner anderen Faust ins Gesicht schlägt.

Mein Kopf schnellt auf den Schlag nach hinten gegen den harten Boden, während er mich mit seiner anderen Hand am Kragen packt.

Schnell habe ich mich wieder unter Kontrolle und verpasse dem Anderen nun eine Kopfnuss, die ihn nach hinten wirbelt. Nun bin ich es, der nach seiner Kehle greift und ihn so zu Boden bringen kann. Feste drücke ich zu, ehe ich mich auf ihn setze um ihm so seiner Bewegungsfreiheit zu berauben.

Seine Augen starren mich nicht nur an, nein, sie scheinen mich förmlich in Stücke reißen zu wollen. Dieser wilde Blick ist wahrhaftig unheimlich.

Schwer atmend sehe ich ihn an, ehe ich ihm mit dem Griff meines Schwertes gegen die Schläfe schlage und ihm so das Bewusstsein raube.

Was danach kommt hätte ich jedoch nicht erwartet.
 

Zu spät merke ich nämlich den Schlag, der mich am Hinterkopf trifft und mich so halb bewusstlos auf den unter mir liegenden Mann sinken lässt. Mit halb geöffneten Augen liege ich da und nehme verschwommen die Gestalt wahr, die sich neben mir niederlässt.
 

Ich könnte schreien!
 

Ich habe unendliche Angst!
 

Nicht, dass ich mich in irgendeiner Weise rühren könnte aber könnte ich es, würde es wohl keinen besonderen Unterschied machen: ich wäre nämlich definitiv vor Angst wie gelähmt.

Welch ein Horrorszenario, Jemandem hilflos ausgeliefert sein zu müssen.

Und das bin ich nun auch noch.

Bitte nicht. Bitte bitte lass diese Person nicht... Ich will nicht daran denken was der Mann nun alles mit mir machen könnte. Ob er mich wohl umbringt? Um des Großen Erschaffers Willen, bitte – ich will leben! Nein, ich MUSS leben! Ich muss doch Shaturu besiegen!

Mein Herz pocht nicht, es hämmert wie wild und scheint mir aus dem Brustkorb springen zu wollen während sich Alles erheblich verlangsamt.

Stille kehrt ein, unendliche Stille.

Alle Geräusche wirken erstaunlicherweise gedämpft, auch scheint sich meine Umwelt von mir zu entfernen.
 

Nur der Mann bleibt, der nun seine Hand nach mir ausstreckt.
 

Wenn ich doch nur...

Urplötzlich verzerrt sich Alles vor meinen Augen, ich merke, dass Bewusstlosigkeit einsetzen will. Ich kann nicht bewusstlos werden, nicht jetzt! Ich muss bei Bewusstsein bleiben, unbedingt!

Wie aus weiter Ferne höre Anyas Schrei, der schiere Verzweiflung zum Ausdruck bringt und sich unendlich langgezogen anhört, während ich weiterhin gegen die einsetzende Ohnmacht ankämpfe.
 

Der schwarzhaarige Mann saß schweigend in dem Wagen der Kutsche, der wie ein Schiff auf Wellengang unsanft hin- und hergerissen wurde – dem draußen tobenden Sturm sei Dank. Die Miene des Mannes ließ jedoch keinerlei Rückschlüsse darauf ziehen, dass ihm die Reise unangenehm wäre. Ganz im Gegenteil.

Der brünette Mann, der ihm im Wagen gegenüber saß starrte ihn schon eine gefühlte Ewigkeit an. Geradewegs sah er seinem Gegenüber in die Augen und schien dem Anderen so eine Regung abringen zu wollen, schaffte dies jedoch nicht. Seine lilafarbenen Augen schienen das schweigsame Gegenüber ebenfalls nicht zu beeindrucken, die kurz – natürlich bewusst und gewollt – nach innen schielten.

Seufzend ließ sich der Braunhaarige dahingehend gegen die Lehne der Sitzbank sinken, auf der er saß, ehe er eine Melodie summte und seinen Blick aus dem Fenster richtete. Aus dem Summen wurde ein leises Singen, er sang schon immer – es war seine absolute Leidenschaft. Seine sonst eher fest wirkende Stimme hatte einen warmen, klaren Klang, den Andere stets bewunderten. Der Mann sang eine traurige, dem düsteren Wetter angebrachte Melodie während der Andere nun tatsächlich eine Regung zeigte.

Ein warmes Lächeln umschmeichelte den Gesichtszügen des Schwarzhaarigen, während der Braunhaarige nur fortfuhr und sich nicht von den Regungen des Anderen beirren ließ.

"Ich hätte dich zu meinem Minnesänger machen sollen, nicht jedoch zu meinem Berater.", kam es nun von dem Schwarzhaarigen, woraufhin die Beiden kurz lachten.

Sie waren sehr enge Freunde, hatten viel zusammen erlebt, erheblich viel. Ihre Freundschaft hielt schon seit ihrer Jugend an und würde es wohl auch auf ewig tun.

"Es wäre mir ein Vergnügen geworden, Eure Majestät.", scherzte der Andere und lachte wieder, während der Schwarzhaarige nur genervt seufzte.

"Daza, wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du mich nicht so ansprechen sollst? In der Öffentlichkeit vor weiteren Beteiligten ist es ja akzeptabel aber wir sind unter uns, da kannst du mich getrost auf meinen Vornamen ansprechen.", meinte er genervt, während er den Anderen vorwurfsvoll ansah – diese Predigt hatte er ihm weiß der Große Erschaffer schon oft genug gehalten.

"Ach komm, Lu! Jetzt wo du schon mal König bist!", meinte der Andere und lachte wieder, während der Angesprochene den Blick zu dem verregneten Geschehen draußen abwandte – auf das Thema weiter einzugehen glich dem verzweifelten Versuch das Unmögliche möglich zu machen. Auch gab der Klügere bekanntlich nach.

"Ein Gewitter zieht herauf.", stellte Daza fest, der dem Blick seiner Majestät nach draußen gefolgt war.

"Zeit wird es, die Sommerhitze wurde schon fast unerträglich.", meinte Lu, woraufhin Daza nur nickte.

Lu hatte recht, es war seit Wochen immens heiß, die Natur brauchte den Regen. Doch wenn es gewitterte, wütete es vom Allerfeinsten.

Das durften auch die beiden verhüllten Personen am eigenen Leibe erfahren, die auf der Kutsche unter freiem Himmel saßen und sich dem weitgehenden Spektrum an Witterungsschwankungen so gebührend widmen konnten.

"Uwah ich sterbe noch an einer Erkältung, wenn ich jetzt dann durch ein Gewitter fahren muss!", beschwerte sich einer der beiden großen Männer, woraufhin sein Nebenmann nur lachte.

"Ach was, Nicoon! Du übertreibst doch maßlos! Du stirbst, wenn dich der Blitz trifft!", kam es prompt von ihm.

"Nein tu ich nicht, Tuturan! Ich würde jetzt auch lieber wie Daza im Inneren der Kutsche sitzen.", kam es erneut von Nicoon, woraufhin der Andere ihm auf die Schulter schlug und ihn kurz vorwurfsvoll ansah.

"Nicoon, wenn ich dir eine Sache in Erinnerung rufen darf: du gehörst den Kataljo Hunters an, also sollten dir Gewitter, Nässe und die dadurch einsetzende Kälte Nichts ausmachen!", kam es erneut von Tuturan, woraufhin der Andere nur seufzte, Tuturan hatte ja recht dennoch gab es Angenehmeres.

Tuturan und Nicoon waren Angehörige des Minotaur Tribes. Ihr Aussehen ähnelte dem eines normalen Menschen mit der Besonderheit, dass ein Horn in der Mitte ihrer Stirne prangte. Gemeinsam mit Daza, ebenfalls ein Angehöriger des Minotaur Tribes, gehörten sie einer Gruppe an Jägern, den Kataljo Hunters, an.

Von den Beschwerden der Kutscher bekamen Daza und Lu Nichts mit auch ob der Tatsache, dass sie sich nunmehr wieder schweigend gegenüber saßen.

Gerade blickten die Beiden wieder nach draußen, als ein heller Schrei die zwischen ihnen herrschende Stille durchbrach. Erschrocken blickten die beiden Männer sich an, ehe Daza sich sofort erhob, auch Tuturan und Nicoon sprangen urplötzlich auf.

"Das war in der Nähe.", stellte Lu fest und erhob sich ebenfalls, wurde jedoch von Daza zurück auf seinen Platz gedrückt.

"Du bist der König, wenn dir etwas passiert... Du bleibst hier!", befahl er, öffnete die Tür der Kutsche und sprang aus der fahrenden Kutsche.

Noch während er auf dem Boden aufkam verlor er das Gleichgewicht, konnte sich in letzter Sekunde jedoch wieder fangen und so seinen Weg ohne Sturz fortsetzen.

"Daza, warte!", vernahm er hinter sich die Stimme Nicoons, welcher ihm folgte, auch Tuturan hatte sich angeschlossen, das merkte Daza im ersten Moment jedoch noch nicht.

Weiterhin peilte er die Richtung an, aus welcher er den Schrei vermutete ehe er sich kurz umwandte und dann über die Tatsache erschrak, dass ihm tatsächlich beide besagten Kollegen folgten und sie den König allein mit zwei weiteren Wachen zurückließen. Lu war einst ein General gewesen, wusste sich also zu verteidigen. Dennoch war er der König und den konnten sie schlecht ohne makellosen Schutz zurücklassen.

"Tuturan, bleib beim König!", rief er über die Schulter, woraufhin der Andere umkehrte und zurückeilte.

Es war zu gefährlich den König mit den beiden Wachen zurück zu lassen, die sich ebenfalls in der Kutsche befunden hatten. Sicherer war es, einen erfahrenen Krieger in Gegenwart des Königs zu lassen, wobei der König selbst ein erfahrener Krieger war – welch eine Groteske!

Die Spannung, welche in der Luft lag, war immens. Fast schon konnte Daza das herannahende Unwetter riechen, so drückend war die Luft. Hastig sprintete er über ein Feld als der Schrei erneut ertönte. Zweifelsohne kam er aus dem kleinen Wäldchen, das in unmittelbarer Nähe vor ihm und Nicoon lag. Ohne weiter darüber nachzudenken betrat der Krieger den Wald, seine Instinkte lenkten ihn – sein Verstand zog für einen Moment den Kürzeren; vermutlich war dies auf seine Abstammung des Minotaur-Tribes zurückzuführen.

Immer tiefer eilte Daza in den Wald, während er innerlich hoffte, die schreiende Person vorfinden zu können und sie nicht zu verfehlen. Panik stieg einen Moment in ihm auf – jede Minute zählte, was auch immer es war, etwas Gefährliches geschah gerade und er musste der Frau zur Hilfe kommen, die immer wieder aufs Neue schrie. Erneut ertönte der Schrei. Verzweifelt. Ohrenbetäubend.

Es war nicht mehr weit, wenige Meter müssten ihn nunmehr von der Schreienden trennen.
 

Gerade eilte er an einem Baum vorbei als er es sah: eine Kleingruppe an Männern, vermutlich Schergen, sorgte für den Aufruhr. Und der da schrie – war eine Fee! Und sie bemerkte ihn sogar und sah ihn mit schockgeweiteten Augen für einen Moment an, ehe sie erneut schrie.

Kurz analysierte er die Situation: ein Mann lag auf einem anderen Mann, beide schienen bewusstlos zu sein. Zumindest war es das, was Daza vermutete, konnte er das Gesicht des blonden Mannes nicht erkennen, der auf dem Bewusstlosen lag. Vor dem Blonden kniete eine vermummte Gestalt während neben den Dreien noch ein weiterer, vermummter Mann stand. Und die Fee – sie schwebte hinter dem stehenden, vermummten Mann. Noch hatten ihn die Männer nicht bemerkt, er konnte die Situation also zu seinen Gunsten nutzen, als er auch schon Nicoon bemerkte, der neben ihm zum Stehen kam und ebenfalls das Geschehen analysierte. Kurz sah der Braunhaarige zu seinem Kollegen, der ihm kurz zunickte – das war das Zeichen! Daza stürzte sich auf die Männer, Nicoon stellte sozusagen seine Reserve dar. Der kniende Mann würde ihm später gefährlich werden als der Stehende, daher müsste er den stehenden Mann zuerst ausschalten. Fürs erste verpasste er also dem stehenden Mann einen Sprungkick, der ihn zu Boden wirbelte, ehe er auf den Anderen losging, der sich gerade erhob und auf ihn zueilte. Dem Fausthieb des Feindes wich er aus und schmetterte diesem im Gegenzug seine Faust ins Gesicht, ehe auch er einen Tritt aus nächster Nähe beschert bekam. Stöhnend fiel der Mann nach hinten während sich sein Partner wieder aufrappelte. Die beiden Feinde sahen sich kurz an, ehe sie beide die Flucht ergriffen. Sofort heftete Daza sich an ihre Fersen, Nicoon eilte auf die am Boden liegenden Gestalten und die Fee zu.

"Was ist hier passiert?", wollte er sofort wissen – wer war hier gut und wer war böse? Nicoon konnte es nicht sagen.

Vor ihm lagen zwei Männer, die scheinbar beide bewusstlos waren. Ein blonder Mann lag auf einem bewusstlosen Anderen, beide waren dunkel gekleidet – an der Kleidung konnte er also schon einmal nicht bestimmen, wer hier gut und böse war. Auch die blutende Wunde am Hinterkopf des blonden Mannes ließ keine Rückschlüsse darauf zu, ob er den bewusstlosen Mann unter sich zuerst angegriffen hatte oder ob es umgekehrt vonstatten gegangen war. Und da er die Beiden nicht kannte musste er nun auf die Fee hoffen, die noch zuvor um Hilfe geschrien hatte.

"Dieser Kerl", begann sie und deutete auf den Mann, auf dem Regret lag, "er hat meinen Begleiter hier auf einmal im Wald angegriffen. Wir waren nur auf Nahrungssuche als wir auf einmal auf ihn gestoßen sind.", erklärte sie während sie Nicoon aufgeregt entgegen sah.

Das war Nicoons Empfindung zu urteilen mehr als genug Erklärung, ein kurzer Blick noch in Richtung Daza – er verfolgte die Feinde weiterhin. Aus der Ferne konnte er auch hören, wie er nach Tuturan rief. Dennoch konnte er sich fürs Erste auf den bewusstlosen Mann auf dem Boden konzentrieren - die beiden anderen Minotaur dürften schon mit den Feinden fertig werden. Schnell kniete er sich neben den halb bewusstlosen Blonden, der auf seinem Peiniger lag.

"He Ihr, könnt Ihr mich verstehen?", fragte er als er sah, dass der blonde Mann seine Augen halb geöffnet hatte, "Ihr müsst bei Bewusstsein bleiben, das ist sehr wichtig und was noch viel wichtiger ist: ich will Euch absolut nichts Böses! Alles wird gut! Wir haben diesen Schergen eine ordentliche Lektion erteilt!", fügte er an und merkte dann, dass Tuturan ebenfalls am Ort des Geschehens ankam.

"Da lang – Daza ist da lang!", rief er hektisch und deutete sofort in die Richtung, in die der Braunhaarige zuvor noch gesprintet war – warum war Tuturan jetzt zu ihm gekommen und nicht Daza gefolgt?! Konnte er etwa die Stimme des Anderen nicht richtig deuten? Wobei... Daza war kurz zuvor noch bei ihnen gewesen, ehe er nach Tuturan gerufen hatte daher war es logisch dass dieser nun bei ihm aufschlug.

"Gut.", kam es kurz und bündig von dem Anderen – als Team funktionierten sie auch ohne viele Worte, sie verstanden sich blind und waren, zumindest Nicoons Ansicht nach, ein perfekt eingespieltes Team.

Aber das mussten sie als Jägerbande auch sein wenn sie denn in der Natur überleben wollten. Weiterhin versuchte sich der Jäger nun jedoch daran, den halb bewusstlosen Mann wieder zu vollem Bewusstsein zu kriegen und machte sich dann daran, ihn fürs Erste nach schwerwiegenderen Wunden zu untersuchen. Vorsichtig legte er den Mann neben seinem bewusstlosen Feind auf den Boden, öffnete das Cape und tastete den Mann dann nach Wunden ab, konnte jedoch keine schwerwiegenderen Verletzungen ausmachen. Der Mann war sportlich gebaut, dennoch war er relativ dünn. Auffällig war neben der Kopfplatzwunde nur die Tatsache, dass er ein goldenes Amulett mit einem roten Stein darauf trug, mehr fiel Nicoon zu seinem Wohlwollen jedoch nicht auf.

Anya schwebte derweil neben Nicoon und blickte gebannt auf ihren Kompagnon.
 

Kurze Zeit wird Alles dunkel um mich, ich kann jedoch nicht sagen ob diese Tatsache an der einsetzenden Bewusstlosigkeit oder der Furcht vor dem weiteren Handeln meines Peinigers liegt. Ich kann es wahrhaftig nicht sagen, dennoch verschwindet die kurz einsetzende Dunkelheit wieder und weicht einem verschwommen Etwas an Umgebung, das es mir noch schwieriger macht, meinen ohnehin schon vernebelten Verstand zu klären. Und doch bekomme ich – wenn auch wie aus weiter Ferne und eher ab- als anwesend – mit, wie scheinbar ein Kampf in unmittelbarer Nähe zu mir ausbricht. Die Person, die gerade noch ihre Hand an meinem Kragen hatte entfernt sich von mir wobei es nicht so aussieht, als würde sie weggehen. Ganz im Gegenteil: es sieht eher so aus als würde sie weg geschlagen. Aber mit voller Wucht und mit einer Geschwindigkeit, die aus meiner Perspektive geradezu rasend aussieht. Und aufs Neue mache ich eine Gestalt aus, die sich zu mir beugt und nach mir greift. Sie spricht mich sogar an, zumindest glaube ich leise die Stimme eines Mannes zu vernehmen.

"He... könnt... verstehen?", sind die Fetzen von Worten, die mir vonseiten des Mannes entgegenschlagen und für die ich scheinbar eine Ewigkeit brauche, um sie ordnungsgemäß zu analysieren.

"Ihr... Bewusstsein... ich... will... Böses.", gerade als ich die ersten drei Worte verarbeitet habe erreichen mich auch schon die nächsten hektischen Worte des Anderen, die mich vollends verwirren.

Was? Wie? Er will mir Böses? Aber warum kündigt er mir das denn dann bitte an? Benommen wie ich bin merke ich nicht, dass ich den essentiell wichtigsten Punkt dieses Satzes, das kleine aber dennoch bedeutende Wörtchen 'nicht', nicht gehört habe. Schlecht für mich und noch viel schlechter für den Anderen! Fühle ich mich nun doch dazu gezwungen meine – wenn auch in nur geringen Maßen – vorhandenen und verbliebenen Ressourcen zu mobilisieren, um handeln zu können. Und wie ich handle? Nun ja, sagen wir es mal so, ich habe vor so zu handeln, dass es für den Anderen nicht gerade angenehm werden soll – und das in meinem benommenen Zustand. Das kann ja heiter werden!

Also konzentriere ich mich, schließe kurz meine Augen und öffne sie dann wieder, um meine Hand zu heben und dem Anderen damit einen Fausthieb ins Gesicht zu verpassen. Meine Willenskraft scheint wahrhaftig etwas bewirkt zu haben merke ich doch, wie der Kopf des Anderen etwas nach hinten gestoßen wird, auch sein kurzes Stöhnen entgeht mir nicht.
 

"Au! Was ist denn jetzt falsch?!", stieß Nicoon aus während er sich das schmerzende Gesicht rieb, "der hat ja noch ordentliche Kraftreserven.", meinte er anerkennend während er den Anderen aufmerksam musterte.

Er musste vorsichtig sein, wie er den fremden, blonden Mann jetzt zur Kutsche schaffte. Scheinbar war er dem Minotaur nicht unbedingt friedlich gesinnt beziehungsweise hielt er diesen für eine Art Bedrohung, obwohl Nicoon dem Mann ja eigentlich zuvor zugesichert hatte, ihm nichts Böses zu wollen. Vermutlich war der Mann einfach nur so benommen dass er Freund nicht mehr von Feind unterscheiden konnte, das war es bestimmt. Mit dieser Erklärung richtete Nicoon seine Worte erneut an den unbekannten Fremden.

"Ich bringe euch jetzt in Sicherheit, ja?", sagte er langsam und hoffte, dass diese Worte bei dem verwundeten Mann ankamen, der ihn aus halb geöffneten Augen anzusehen schien.

Ob er ihn tatsächlich sah wagte der Minotaur zu bezweifeln – der Kerl schien einfach viel zu benommen zu sein, als dass er ihn auch nur annähernd hätte wahrnehmen können. Gut, dann würde er eben die Gunst der Stunde nutzen und den Anderen mit seiner Handlung einfach überraschen. Schwerer verletzt schien er nicht, bis auf die Kopfwunde schien der Mann unverletzt. Also würde er sich den Mann über die Schulter werfen und dann zu König Lu zurückkehren. Kurz wartete er ab bis sich der Blonde wieder etwas beruhigt hatte und griff sich den Mann dann im Affekt, der nicht sofort reagierte und schlichtweg von seinem Helfer überrascht wurde. Mit einem Schwung legte er den halb Bewusstlosen über seine Schulter ehe er gen Kutsche lief. Dass das Amulett des Fremden sich dabei löste und dumpf auf dem Waldboden aufschlug bemerkte er dabei nicht, auch Anya merkte es nicht, verfolgte sie doch den Fremden und musterte diesen aufmerksam.

"Was habt ihr jetzt mit ihm vor?", fragte sie den Minotaur gerade als auf einmal ein Schrei ertönte.

"NICOON!", hörte man Daza aus der Ferne rufen woraufhin der Angesprochene sich sofort suchend umsah und den halb Bewusstlosen dann vor einen Baum setzte und ihn mit dem Rücken gegen dessen Stamm lehnte.

"Ich komme sofort wieder, wartet hier auf mich!", befahl er ehe er verschwand und in die Richtung eilte, in der er Daza vermutete.
 

Scheinbar habe ich getroffen. Wer auch immer mir Böses will oder mir nach dem Leben trachtet hat jetzt eine unschöne Begegnung mit meiner Faust gemacht, was Demjenigen nicht allzu sehr zu gefallen scheint. Verschwommen nehme ich war wie sich der Mann über sein, scheinbar schmerzendes, Gesicht reibt. Ich hätte nicht für möglich gehalten dass ich den Mann treffen würde, ganz im Gegenteil. In meinem jetzigen Zustand hätte ich vermutlich nicht mal ansatzweise darüber nachdenken dürfen können.

Der Fremde scheint sich jedoch nicht unbedingt geschlagen geben zu wollen. Nochmals richtete er irgendwelche Worte an mich, die ich nicht verstehen kann. Dann erst merke ich dass ich von ihm über die Schulter geworfen und vor einen Baum wieder abgesetzt werde.

Irgendwo kann ich mein Bewusstsein nicht mehr aufrecht erhalten.

Alles um mich herum verblasst völlig. Ich verstehe keinerlei Worte mehr, nehme nichts mehr wahr. Langsam aber sicher legen sich schwarze Schatten über meine Umgebung, hüllen mich in Dunkelheit.

Nunmehr völlig bewusstlos schließe ich meine Augen für ein letztes Mal, sinke immer weiter gegen den Baumstamm ehe mein Oberkörper zur rechten Seite hin wegsackt und letzten Endes mit einem dumpfen Schlag auf dem Waldboden aufschlägt.

Anyas Rufen und Drängen bekomme ich nicht mehr mit.

Ihre Versuche, mich zu wecken, verblassen vollständig.
 

So sehe ich auch die Person nicht mehr, die sich hinter einem großen Strauch versteckt hält und uns so aus dem Verborgenen heraus beobachtet. Auch Anya bemerkt die Person nicht, die kurz abwartet bis unser Retter verschwunden ist und dann langsam um den Strauch herum geht, um hinter einem Baumstamm verschwinden zu können und dann aus einem anderen Winkel langsam auf uns zu zu gehen.

Langsam und bedächtig, sodass wir sie nicht hören können...



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