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Die Schatten werden länger

von

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Tollen i lû. Es ist soweit.

Aragorns Genesung ging nur langsam voran. Obwohl er bereits am nächsten Tag das Bewusstsein wieder erlangte, dauerte es noch mehrere Wochen bis er wieder aufstehen konnte.

Auch hatte er am Anfang Schwierigkeiten beim Sprechen: Als er am Tag nach Ithroniiëlls Ankunft in Minas Tirith erwacht war und den schlafenden Legolas erblickt hatte, hatte er etwas sagen wollen, doch keinen Ton herausgebracht. Er hatte es erneut versucht,doch vergeblich. Panik war in ihm aufgestiegen. Davon war Legolas erwacht. Er hatte sich sehr gefreut, Aragorn wach zu sehen, doch auch ihm machte Aragorns Sprachlosigkeit große Angst. Dennoch hatte er sein Bestes gegeben, um Aragorn zu beruhigen: „Stille nú....Sch!Sei ruhig... Ich bin hier...“

Als Legolas Ithroniëll später darauf angesprochen hatte, hatte auch sie im ersten Moment besorgt reagiert, ihm dann aber versichert, dass Aragorns Stimme zurückkommen werde.
 

Eldarion veränderte sich in diesen Wochen sehr: Er war immer öfter ernst und still; er wirkte verantwortungsbewusster und respekteinflößender. Er war erwachsen geworden. Er hatte sich – mit Legolas' und Faramirs Hilfe – während seines Vaters Genesung mit den Aufgaben und Pflichten eines Königs mehr und mehr vertraut gemacht, da er ahnte, dass er dieses Amt vielleicht schneller übernehmen musst, als eigentlich geplant gewesen war.

Aragorn bemerkte dies sehr wohl und es tat ihm im Herzen weh, den Jungen, der ihm so sehr ans Herz gewachsen war, so zu sehen. Er selbst konnte zwar nach mehreren Wochen Bettruhe seinen Thron wieder besteigen, doch nach einigen Stunden war er immer so müde, dass er sich ausruhen musste.
 

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Eines Nachmittags betrat Legolas Aragorns Schlafgemach; er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, regelmäßig nach seinem Freund zu sehen. Doch zu seiner Verwunderung fand er das Zimmer leer vor; daher machte er sich auf die Suche nach Aragorn.

Er fand ihn auf einem der Türme, in den Hof hinunter starrend, wo sich Eldarion soeben mit Faramir im Schwertkampf übte.

Seine Verletzungen hatten den König sehr verändert. Legolas schien es so, als sei er um Jahre gealtert; seine Bewegungen waren langsamer geworden und er war oft müde. Auch in diesem Moment wirkte er bedrückt und sorgenvoll.

„Man le trasta? Was bedrückt dich?“, fragte Legolas liebevoll.

„Ionn nîn.... Mein Sohn...“, antwortete Aragorn.

„Eldarion schafft das schon“, meinte Legolas. „Ich glaube, dass er mehr in sich hat, als wir denken...“

„Meinst du?“ Aragorn war sich da nicht so sicher.

„Ich bin davon überzeugt. Außerdem ist er nicht allein.“

Aragorn blickte den Elben voller Liebe an. „Hannon le, mellon nîn. Danke, mein Freund.“

Legolas deutete eine Verbeugung an.

Eine Weile lang schwiegen die beiden. Dann meinte der Elb träumerisch: „Erinnerst du dich noch an unsere Begegnung hier? Damals, als die Welt noch dunkel war...“

Aragorns Augen leuchteten auf, als er daran zurückdachte. „Wie könnte ich das jemals vergessen? Es war wie ein Traum für mich. Und du warst der Mond darin, der mir meine Nacht erhellte...“ Lächelnd erinnerte er sich an jenen Augenblick. „....schöner als der Abendstern...“, flüsterte er und fuhr mit einem Finger sanft über Legolas' Handrücken, sodass dieser bei der Berührung erschauert.

„Ja, das hast du damals gesagt....“ Auch der Elb lächelte

„Und daran halte ich fest“, entgegnete Aragorn und nahm Legolas' Hände in die seinen. „...Le melin...Ich liebe dich.“

„Ar gerich veleth nîn, Aragorn in Dunedain“, erwiderte Legolas. „Und ich liebe dich.“
 

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Wenige Tage später betrat Eldarion seines Vaters Gemächer, um ihm etwas zu erzählen.

„Vater! Vater, bist du da?“

Keine Antwort.

Eldarion öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Vielleicht ruhte sich Aragorn nur ein wenig aus...

Doch bot sich sich ihm ein gänzlich unerwarteter Anblick: Aragorn lag scheinbar leblos am Boden, um ihn herum waren Glasscherben verstreut.

„Vater!“

Eldarion eilte zu ihm und tastete nach dem Puls. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass des Königs Herz noch schlug.

„Eldarion?“, kam von draußen die fragende Stimme Legolas'.

„Ich bin hier“, antwortete der Neunzehnjährige.

„Ich bin soeben draußen vorbeigegangen und habe dich rufen hören. Was ist pass....“ Legolas' Lächeln erstarb, als er die beiden Männer erblickte, und er wurde leichenblass im Gesicht.

„Er lebt, er lebt“, beruhigte ihn Eldarion. „Soll ich Ithroniëll holen?“

Legolas nickte und ließ sich neben Aragorn zu Boden sinken. Hörte das denn nie auf? Er fühlte wie sein Herz raste und seine Hände feucht waren. So konnte es nicht weitergehen. Er war sich nicht sicher, wie viele dieser „Überraschungen“ er noch überstehen konnte. Jedes Mal bekam er einen Heidenschreck und glaubte, sein Herz müsse gleich in tausend Stücke zerspringen. Auf die Dauer konnte das nicht gut gehen....
 

Auch für Ithroniëll war Aragorns plötzliche Ohnmacht ein Schock; sie hatte fest daran geglaubt, dass der König auf dem Weg der Besserung sei. Sein Rückfall ließ die Elbin natürlich auch ein wenig an ihren Fähigkeiten zweifeln, wobei das jetzt ihr kleinstes Problem war.

„Wenn doch nur Elrond hier wäre“, wünschte sie sich. „Er wüsste sicher, was jetzt zu tun ist...“
 

Selbst Aragorn sah ein, dass sich etwas ändern musste. Doch wusste er nicht, wie oder was.

„Lass uns zu den Unsterblichen Landen segeln“, schlug Legolas eines Abends vor. „Elronds Heilkünste und die elbische Magie der Insel werden dich heilen...“

„Ich würde ja“, erwiderte Aragorn, „wenn ich könnt.... Doch ich werde hier gebraucht...“

„Vater!“, mischte sich Eldarion ein und hockte sich vor dem sitzenden König nieder. „Vater, du hast viel für mich und dein Land getan. Und unter anderen Umständen hätten wir noch die nächsten hundert Jahre miteinander verbringen können... Doch dich so leiden zu sehen... Lieber denke ich mit einem Lächeln auf den Lippen an unsere fünfzehn gemeinsamen Jahre zurück, als jeden Tag mit der Angst aufwachen zu müssen, dass ich dich erneut am Boden finde....“

Aragorn standen Tränen in den Augen, doch Eldarion wusste, dass dies der Zeitpunkt war, alles zu sagen. „Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, adar, doch das brauchst du nicht. Ich habe Vieles gelernt und bin nun dazu bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Außerdem sind da noch viele Leute, die mich dabei unterstützen: Faramir und Eowyn, Eomer, Ithroniëll,... Du hast den Menschen hier in der dunkelsten Stunde das Licht zurückgegeben, damals, als du Sauron besiegt hast; nun hast du dir deinen Frieden verdient...“

Aragorn schien noch nicht ganz überzeugt zu sein, doch Eldarion wusste, wie er ihn dazu bringen konnte. Nun würde sich zeigen, ob die heimlichen Elbisch-Stunden mit Legolas etwas gebracht hatten. „Aragorn in Dunedain...“

Bei diesen Worten wurde der Angesprochene hellhörig; erstaunt sah er seinen Sohn an. Dieser holte tief Luft und blickte Hilfe suchend Legolas an, der ihm bestätigend zunickte.

„Aragorn in Dunedain, tollen i lû. Es ist soweit. Boe bedich go Legolas. Du musst mit Legolas gehen. Han bâd lîn. Dies ist dein Weg. Si boe ú-dhannathach. Du darfst jetzt nicht zögern. Ae ú-esteliach nad, estelio ammen. Wenn du auf nichts anderes vertraust, vertraue uns. Si bado, no círar. Gehe jetzt, ehe es zu spät ist...“

Verblüfft stellte er fest, wie leicht ihm diese Worte gefallen waren.

Aragorn und Legolas waren verblüfft und sprachlos dagesessen und hatten Eldarions Worten gelauscht. Als er geendet hatte, ließ sich Aragorn auf die Knie sinken und umarmte seinen Sohn unter Tränen. Jetzt würde sich alles ändern.
 

Eine Woche später stachen Aragorn und Legolas in See. Vor allem Ersterem war der Abschied nicht leicht gefallen, doch vielleicht würde er seinen Sohn ja eines Tages wiedersehen.

Eine frische Brise fuhr ihnen durchs Haar und blähte die Segel auf, während sich eine Möwe kreischend auf einen Fisch stürzte.

„I Aear can van namar...“, stellte Aragorn fest und lehnte sich zurück, sodass sein Kopf auf Legolas' Oberkörper ruhte.

„Ja“, bestätigte der Prinz lächelnd und strich dem Waldläufer eine Haarsträhne aus der Stirn. „Das Meer ruft uns nach Hause....“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2015-08-12T17:46:31+00:00 12.08.2015 19:46
Also wird es wohl auch ein Wiedersehen mit Arven, Bilbo und vielleicht Frodo geben. Dann hoffe ich mal das die Begegnungen alle gut verlaufen. Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Memories_of_the_Moon
14.08.2015 20:10
Das war's (leider) schon... Wie's weitergeht, überlasse ich jedem selbst :)
liebe Grüße, Ithilarinia


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