Zum Inhalt der Seite

Madness Returns

Tales of the Dark Lord
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Demons


 

.DEMONS

but with the beast inside

there's nowhere we can hide

no matter what we breed

we still are made of greed

this is my kingdom come

1981 BIS 1998

DER STEIN DER WEISEN

Er fühlte keinen Schmerz. In der Tat fühlte er gar nichts; um ihn herum herrschte Dunkelheit und angetrieben vom reinen Willen zu überleben, flüchtete er blindlings von Ort zu Ort und von Wirt zu Wirt, bis er an einer Stelle ankam, die ihm irgendwie vertraut erschien. Der Waldboden war zu dieser Zeit kalt und fern von fruchtbarem Grün, aber der Geist der Natter derart kümmerlich, dass er sich problemlos darin einnisten konnte.

Es war eine Schande, deren Zorn er nicht einmal freien Lauf lassen konnte, weil ihm die Möglichkeit dazu fehlte. So schwach. Worin bestand sein Fehler? Wieso war er besiegt und was war mit seinem Körper geschehen? Sein Körper. Jetzt war Tom ganz froh um das Experiment mit den Horcruxen, das sich augenscheinlich bewehrte, auch wenn er sich das Ergebnis dieses vermeidlichen Seelenheils ein wenig anders vorgestellt hatte. Generell hatte er sich alles anders vorgestellt und er fragte sich, wie es wohl dem Jungen ergangen war. War er tot? Nein. Nein, irgendwie spürte Tom, dass er gescheitert war.

Richtig gescheitert.

Er hatte das Bedürfnis zu schreien.
 

Ich vegetierte. Ich war weder tot, noch lebendig und verdammt dazu im von mir gewählten Exil in den Wäldern Albaniens irgendwie an meiner Existenz fest zu halten. Meine Stärke und meine Macht hatten mich verlassen; alles was ich mir aufgebaut und wofür ich gekämpft habe war verwirkt und ich müsste lügen zu behaupten, dass ich einen Moment lang mit dem völligen Tod liebäugelte. Aber aufgeben? Jetzt?

Ich war niemand, der aufgab. Ich hatte als Kind nicht aufgegeben, ich hatte in der Schule nicht aufgegeben – ich hatte zu viel erreicht, um mich zurück zu ziehen und (und dieser Gedanke bestärkte und erschreckte mich zugleich) ich konnte gar nicht aufgeben, weil ich noch fünf weitere Male existierte. Ich würde immer wieder einen Weg finden, zurück zu kommen und solange ich mich auf meine Rache konzentrierte und meine Kräfte sammelte, war der Weg zu meiner Wiederkehr sogar ein recht realistischer.

Trotzdem dauert es. Ich verlor jegliches Zeitgefühl, aber je mehr ich mich regenerierte und je mehr ich meine Kräfte bündelte, desto größere Lebewesen konnte ich infiltrieren; bis an jenem Tag wo ein unbeholfener, recht junger Mann meinen Weg kreuzte, während ich in dem Körper der Schlange, den ich mir ausgesucht hatte, auf einem heißen Stein zumindest die wärmende Sonne ein wenig genoss, die durch das Blätterdach des dunklen Waldes auf die raue Fläche herab schien.
 

Der Dunkelhaarige redete mit sich selbst und hielt einen Block in der einen, sowie eine Feder in der anderen Hand. Ich verstand nicht, was er sagte weil das Gehör des Reptils, in dem ich steckte lediglich die niederen Frequenzen seiner Bewegung ausmachen konnte, aber ich erkannte durchaus etwas wie Freude in dem was er tat und eine Leidenschaft in den Zeichnungen, die er auf seinem Pergament von einigen Pflanzen anfertigte. Mein Interesse war geweckt; es verirrten sich selten Menschen in diesen Teil des Waldes, weil er selbstverständlich als unbetretbar galt und ich mir sicher war, als Grund den ein oder anderen Vampir beobachtet zu haben, während ich mir meine Rückkehr in mein eigenes Königreich ausmalte.

Ob ich stark genug war, meinen elendigen Wirtskörper endlich zu verlassen? Einen Versuch war es wert; ich konnte im Nachhinein ja immer noch zu einem viel niederen Lebewesen zurück kehren, sollte der Selbstversuch scheitern; doch ohne endlich den Sprung zu wagen würde ich nie erfahren, wann ich meine überdachten Pläne endlich in die Tat umsetzen konnte.
 

„Wir werden groß werden, du und ich. Ich kann dir zu Macht und Stärke verhelfen." Quirinus Quirrel wusste nicht wie ihm geschah und das war ganz gut so. Den Überraschungsmoment mochte Tom am Meisten, wenn er begann jemanden zu umgarnen; die Menschen wehrten sich nicht so, wenn sie nicht einmal ahnten in welcher Gefahr sie schwebten und je weiter er durch Quirrels Gedanken vordrang, desto erfreuter war er um dessen Machthunger und die damit verbundene Naivität; ja, der Muggelkundelehrer sehnte sich gar nach mehr Anerkennung für das was er tat – es würde ein leichtes sein, ihn um den kleinen Finger zu wickeln; sozusagen. „Wo bist du? Wer bist du? Bist du... bist du real? Oder bin ich nun verrückt, weil ich Stimmen höre?"

„Oh, ich bin realer, als du denkst, mein Freund", hauchte Riddle leise in den wachen Geist hinein, den Anflug eines imaginären Grinsens auf den verkümmerten Zügen seiner Seele. „Ich werde dir den Ruhm bringen, den du verdienst."

„Ja, aber wer bist du?"

„Ich bin dein Meister."
 

*** {R} ***


 

Ich verbrachte vier Jahre in Quirrels Gedanken, trieb ihn mit meiner körperlosen Anwesenheit in meinen Wahnsinn und amüsierte mich nicht selten über den Größenwahn, den der Tölpel entwickelte, während ich ihm von meinen Abenteuern erzählte, ohne mich indes gänzlich zu verraten. Quirrel war kein Spezialist in Okklumentik, denn andernfalls hätte ich wohl kaum so viel Glück gehabt, ihn beherrschen zu können: es wäre einem neuerlichen Selbstmord gleich gekommen, zu viel von meiner Identität durch ihn preis zu geben und dennoch kehrte ich mich, je mehr ich mich von ihm nährte, nach Außen.

1991 dann befahl ich ihm seinen Lehrerposten zu wechseln und mit der Begründung seiner Reisen bei Albus Dumbledore um den freien Platz in Verteidigung gegen die dunklen Künste zu bitten. Es überraschte mich nur mäßig, dass der Schulleiter niemanden für das Fach länger halten konnte als ein Jahr, nachdem er meine Anfrage von vor so langer Zeit aus Misstrauen abgelehnt hatte. Man munkelte sogar, die Stelle sei verflucht – was meine Laune zuweilen wusste zu heben. Sollte ich kein Lehrer auf Hogwarts sein, würde niemand dieses Fach unterrichten dürfen, so wahr auch nur ein Funken Leben in mir steckte.
 

In der Zeit meines Exils hatte sich vieles verändert. Severus Snape, mein treuer Diener hatte meinen alten Hauslehrer Slughorn ersetzt und auch sonst waren viele neue Gesichter zu Tisch an der großen Lehrertafel, nach welcher ich mich selbst eine geraume Weile gesehnt hatte. Hier zu sein, zurück auf Hogwarts, löste jedoch wider Erwarten keine nennenswerte Regung in mir aus – was wohl in erster Linie damit zu tun hatte, dass ich Quirrels Gefühle mehr teilte, wie er die meinen und mich seine Angst sowohl nährte, wie auch daran erinnerte, weshalb ich ihn in erster Linie als meinen Wirt auserwählt hatte; generell war meine momentane Position annähernd bedauernswert und um nicht zu sagen keine Lösung auf längere Sicht, nachdem ich Harry Potter schließlich nur in meiner wahren Gestalt vernichten konnte.

Und vernichten würde.
 

Er brauchte das Blut; er brauchte es wie ein Vampir, damit er seine Kräfte nicht verlor die er in der jüngsten Vergangenheit so mühevoll wieder gewonnen hatte. Ein Einhorn zu töten war eine der schrecklichsten Taten, die man jemandem zuschreiben konnte – aber was für eine Wahl hatte er schon, wenn er das haben wollte, was er brauchte? Das Leben eines Einhorns, so wehrlos und wunderbar das Tier auch erscheinen mochte, bedeutete ihm nichts; nicht mehr jedenfalls wie sein eigenes Dasein - und in Anbetracht der Umstände war sein Streben nun einmal wichtiger; wollte man ihn wegen seiner Verbrechen richten, so war das Einhorn ohnehin das geringste Übel.

An einem dieser Nächte, wo er sich wie ein hungriges Monster auf das magische Wesen stürzte und sich den Lebenssaft holte, den er benötigte, begegnete er jemandem den er seit Wochen nun schon aus seiner stummen Ecke beobachtete und den es zu Töten galt um jeden Zweck und wider aller Zweifel: Harry Potter kam in den Verbotenen Wald.

Leider reichte seine Kraft für einen Angriff nicht aus, so verlockend die Situation auch war und so sehr sich Tom anstrengte, die Oberhand über die Situation zu gewinnen. In jenem Sekundenbruchteil, wo sich die Existenz, die nicht mehr als ein Schatten war, bedrohlich unter dem toten Körper des Einhorns aufrichtete und zum endlichen Sprung ansetzte, wurden der Junge und das Seelenteil von einem einstimmigen Fußgetrampel unterbrochen; gefolgt von wütendem, atemlosen Schnaufen, das die heran nahende Kreatur als Zentaur entlarvte. Voldemorts Möglichkeiten reduzierten sich abrupt auf Null und bevor der Junge, der überlebt hat, einen wirklichen Blick auf die Überreste desselben werfen konnte, war er im Schutz der Dunkelheit bereits verschwunden.
 

Mein Ziel war der Stein der Weisen – ein nützliches und mächtiges Instrument, mit dem man Unsterblichkeit erringen kann, aber das mir sicher auch geholfen hätte, in meine eigene Gestalt zurück zu finden; denn fürwahr, war es nicht sonderlich erquickend mich regelmäßig von Einhornblut zu ernähren und meine Tarnung damit in Gefahr zu bringen. Doch wie so oft, war mir Albus Dumbledore einen Schritt voraus und die Jagd nach meiner Wiederauferstehung entwickelte sich vor Beginn, aber auch im Laufe des Schuljahres zu einem erbitterten Kampf. (Ich brachte Quirrel soweit, dass er in Gringotts – der Zaubererbank – einbrach, um den Stein zu stehlen, was leider nicht so funktionierte, wie erwartet)

Dass der Stein mit einem Leben beschützt wurde, war untertrieben. Der Lehrkörper der Schule, wie Dumbledore selbst, hatten einen interessanten Parcours vorbereitet, der allein damit begann an einem dreiköpfigen Hund vorbei zu kommen – ein wahnwitziges Abenteuer, wenn man bedachte, dass man es nicht überleben konnte. Aber mich aufzuhalten war ein Ding der Unmöglichkeit – und so begegnete ich diesem Kind, das mich schon einmal besiegt hat und wieder besiegen sollte ein weiteres Mal.

Ich verlor diesen Kampf, weil ich den selben Fehler begann, wie 11 Jahre zuvor. Ich unterschätzte den Schutz, welchen den Jungen umgab und machte meinen Plan, wiederzukehren, damit zu Nichte, zerstörte dummerweise meinen Wirtskörper und war erneut dazu verdammt zu fliehen.


 

*** {R} ***


 


 

DIE KAMMER DES SCHRECKENS

Schon wieder Albanien. Nun gut, niemand wusste dass er jemals hier gewesen war – warum hätte er also in England bleiben sollen, wo man ihn als Staatsfeind Nummer 1 degradierte? Seine Handlungen waren zu überstürzt gewesen; und zu einfältig. Was war mit seinem wachen Intellekt passiert? Warum ließ er sich von seinem Hass so sehr antreiben, dass er blind davon wurde und Fehler begann, die ihm früher nie passiert wären? Zu allererst ärgerte sich Riddle über sich selbst; es war nicht das erste Mal, dass er den Überblick über die Situation verloren hatte und sein Aufenthaltsort in diesem winzigen Schlangenkörper war Strafe und Erinnerung genug, dass er sich zusammenreißen musste, wenn er je wieder an die Macht kommen wollte, die er einst besessen hat.

Er gab nicht auf; so bitter die Worte in seinem hohlen Kopf auch klangen – und so schrecklich niedrig die Wahrscheinlichkeit seines Erfolges war - er gab nicht auf. Die Schlange zischelte, während Tom innerlich aufseufzte und am Liebsten das Haupt in den Händen vergraben hätte. Solche Fehler konnte er sich nicht verzeihen; wann war diese immense Pechsträhne eigentlich angebrochen? Wann und wo hatte er sich in seinem Tun überschätzt? Er wusste es nicht. Nachdem Quirrel nun ebenfalls tot war und sich Riddle annähernd schwach fühlte wie in den vergangenen Jahren seines Exils, musste er sich etwas Besseres einfallen lassen als … das.

Während ich in Albaniens Wäldern abermals mit mir selbst beschäftigt war, wollte es der Zufall, dass ein anderer Teil meiner Seele im darauf folgenden Jahr versuchen würde, zurück ans Tageslicht zu gelangen. Hätte Lucius Malfoy geahnt, was für ein Artefakt er tatsächlich in den Händen hielt, als er mein Tagebuch an die naive Ginevra Weasley weitergab, hätte er sein Tun mit Sicherheit noch einmal überdacht. Die Malfoys, einst meine treuesten Ritter mit Abraxas als meinem besten Freund aus Schultagen, waren nun mehr ein Schatten ihrer selbst, darauf bedacht ihre Weste so rein wie möglich zu halten, nachdem ihr Meister so schändlich untergegangen war.

Mir drangen viele Gerüchte an die Ohren, eines wilder als das andere und alle widerlegt von den Malfoys selbst, die ihr Handeln im Nachhinein als nichts weiter wie Notwehr bezeichneten, um nicht – wie der Rest meiner durchaus stärkeren Anhänger – im Gefängnis zu landen. Wahrscheinlich war auch das der Grund, weshalb Lucius meinen ersten Horcrux loswerden wollte, nachdem das Ministerium Hausdurchsuchungen nach schwarzmagischen Artefakten ankündigte; zugegeben eine sehr dumme Tat, die sich unter Umständen sicher als Glückstreffer heraus gestellt hätte: fast. Lucius Malfoy war schon immer und würde künftig nichts weiter bleiben als ein feiger Narr.
 

Ich hatte Abraxas vor seinem Tod mein Tagebuch anvertraut; er war seinerzeit über die leeren Seiten überrascht gewesen, hatte aber nie weiter gefragt und es für mich in den Untiefen des Dachbodens der Malfoys verwahrt. Ich war mir sicher, ein so unscheinbares Ding würde niemals Aufsehen erregen: woher Lucius also davon wusste, war mir unklar. Möglich, dass der Horcrux mit ihm gesprochen hatte. Möglich, dass er ihn einfach nur spürte und das unwohle Gefühl beseitigen wollte, das von dem Tagebuch ausging. Wie auch immer fand mein früheres Selbst in Arthur Weasleys Tochter allerdings einen ganz besonderen Träger – und einen ebenso entzückenden Wirt.

Ein Teil von mir gelangte somit also wieder nach Hogwarts und ebenso in die Nähe von Harry Potter; das Aufsehen, das der Horcrux dabei erweckte, war allerdings nicht wirklich das, was ich erwartet hatte und glich mehr einem kleinen Poltergeist-Aufstand als einer echten Bedrohung, zumal mein anderes Selbst durch das Agieren des Mädchens eher behindert wurde; so genial es diesen Einfall auch fand – und so erpicht der Horcrux war, mit dem Basilisken für Unruhe im Schloss zu sorgen.
 

Das Gute war, dass ich der Welt zum wiederholten Male bewies, dass es mich immer noch gab und spätestens jetzt musste Dumbledore auf mich aufmerksam geworden sein. Albus Dumbledore, den Malfoy fürwahr aus dem Schloss für mich vertreiben konnte. Ob bewusst oder unbewusst gehandelt, bleibt in dieser Geschichte außen vor, aber dennoch erwies sich mir (beziehungsweise meinem jüngeren Selbst) eine beachtenswerte Chance, die er am Ende abermals nicht auszuführen im Stande war.

Ich spürte nicht, als mein erster Horcrux starb. Ich hatte keine Ahnung von seinem Schmerz und noch weniger vom Ende seiner Existenz; ich hätte nicht einmal eingreifen können, eingepfercht in der Schlange, in der ich überlebte. Doch ich verhehle nicht, dass mir der Verlust meines Seelenteils missfiel und sich meine Wiedergeburt dadurch weiter hinaus zögerte.
 

*** {R} ***


 


 

DER GEFANGENE VON AZKABAN

Tom streckte die Arme aus. Es waren verhältnismäßig kurze Arme verglichen mit seinen eigenen. Aber es war ein Anfang; wenn auch nicht für lange, weil seine Kraft dazu einfach nicht ausreichte. Zumindest konnte sich der Schwarzmagier so unter Menschen wagen und hören und sehen, was vor sich ging – auch, wenn Riddle bezweifelte, dass er hier im Norden Albaniens irgendetwas vom Geschehen in England mitbekommen würde. Doch einen Versuch war es wert und weil er nun lange genug über den erdigen Waldboden gekrochen war, war ein Wirtskörper in Form eines Menschen eine willkommene Abwechslung.

Der arme Tölpel tanzte ganz nach seiner Pfeife. Dieses Mal hatte sich Tom aber ein älteres Exemplar ausgesucht, dessen Geist sich nicht allzu sehr wehrte und der rein äußerlich so gewöhnlich aussah, wie er sich jahrelang gefühlt hatte. Diskretion war erforderlich in seiner momentanen Lage und wenn er je wieder er selbst sein wollte, musste er endlich anfangen vorsichtiger zu werden – ebenso vorsichtig, wie er es in seinen jüngeren Jahren gewesen war. Überstürzte Handlungen passten einfach nicht zu ihm; verrieten sie der Welt immerhin viel zu schnell was für ein Monstrum er geworden war.

Der Greis bewegte sich ungelenk, was mit den rostigen Knien zu tun hatte – daher also der Gehstock! Mit einem Mal fühlte sich Tom so alt, wie er war und damit gleichsam verhöhnt. Er sollte und durfte nicht altern, sein Geist vielleicht – obschon sein Leben ihn nicht gerade mit Weisheit strafte; aber seinem Körper war es bestimmt gewesen, den Weg der Gebrechlichkeit zu umschiffen. Nicht zuletzt hatte sich der Schwarzmagier damals auf diese vermaledeite Horcrux-Magie eingelassen; er seufzte.
 

Die kleine magische Spelunke war vollgestopft mit Leuten, die Luft war ebenso dick und stickig und Riddle bereute es sofort, sich soweit zu den Menschen vorgewagt zu haben. Wäre er nicht dem Verlangen gefolgt, sich einfach in eine der tiefen und finsteren Ecken niederzulassen, um dem Plausch der Einheimischen zu lauschen – ganz in der Hoffnung auf Informationen aus England – würde er vermutlich die Gegenwart der Schlange im Wald vorziehen: staubiger Boden hin oder her. Nun saß er also dort in einem fremden Körper, musterte die fremden Gesichter aus nicht minder fremdem Augenmerk und spitzte die verkümmerten Lauscher nach Worten oder Bruchstücken die ihm Auskunft gaben, was in seiner Heimat passierte.

Unweit der Bar unterhielten sich zu seiner Überraschung zwei Engländer die er ebenso wenig kannte wie den Rest der anwesenden Hexen und Zauberer. Was sie zu sagen hatten war darüber hinaus wert belauscht zu werden; denn sprachen sie über Ereignisse der Gegenwart, verknüpft mit einem Hauch von Nostalgie. So lehnte sich Riddle tiefer auf seinen Stock, schloss die Augen und hoffte auf mehr als nur einen Plausch über das hässliche, englische Wetter.

„Sie sind auf der Suche nach ihm."

„Und du glaubst, Black will Harry Potter töten?"

„Klar, der sucht Vergeltung, Ludo – was würdest du tun?" Ludo lachte; ein hässliches Lachen wie Tom feststellte. Überhaupt glich der Mann in seinem knallgelben Umhang eher einer überfressenen Biene, als einem Menschen. Bevor sich der Alte allerdings weiter über das Betragen des Engländers echauffieren konnte, fuhren Sie mit ihrem Gespräch fort. „Frag' mich immer noch, wie Sirius Black es geschafft hat, aus Azkaban auszubrechen – ich meine, nach all den Jahren müsste er längst den Verstand verloren haben."

„Nee, Ludo; nicht jemand wie Black. Er war schließlich nicht umsonst Du-Weißt-Schon-Wers treuester Diener, mit dem ganzen Verrat an den Potters und so – der Typ ist gefährlich und die Auroren tun gut daran ihn wieder einzufangen, das sag ich dir!"

Riddles Augenbraue zuckte; Sirius Black? Sein treuester Diener? Man dichtete seinem Regime scheinbar mehr an, wie gesund für die Neugierde derjenigen war, die sich solche Absurditäten ausdachten. Peter Pettigrew hatte die Potters seinerzeit an ihn verraten, dass Black dafür nun bürgte war pure Ironie. Was wohl aus dem kleinen, jämmerlichen Wurmschwanz geworden war?
 

„Na, jedenfalls... wenn Black mit Potter das Gleiche anstellt wie mit dem armen Pettigrew, bleibt von ihm am Ende nicht mehr übrig, wie ein Finger." „Jahh … den hatte es böse erwischt damals."Ludo seufzte, schüttelte den Kopf und setzte ein falsches Lächeln auf, bevor er abrupt und zu Riddles Enttäuschung das Thema wechselte: „Ich sollte Bertha dieses Fleckchen Erde empfehlen; bin mir sicher, dass sie so eine Tour durch die Wälder und Ländereien bestimmt auch gerne mitmachen würde."
 

*** {R} ***


 

Mir war nicht bewusst, was das Gespräch zwischen Ludo Bagman und seinem Bekannten für ein Gewicht hielt, geschweige denn was die Folgen daraus waren. Vermutlich war ich inzwischen zu sehr davon überzeugt, dass ich auf die Schnelle nicht mehr an meine alte Existenz würde kommen können, war zu sehr angetan davon mich mit meiner neuen Freundin Nagini zu unterhalten, die meine Auffangstation geworden war, wenn mir die Menschen zu viel meiner spärlichen Kräfte raubten – alles in allem kam ich mir vor wie ein Zauberer auf Sparflamme; und ich hasste es. Ich war an einem Punkt, der dem Aufgeben gar nicht so unähnlich war. Aber wollte ich Harry Potter seinen Sieg so einfach zugestehen?

Meine Rettung nahte in Form einer Ratte. Ich war zugegeben angenehm überrascht ob der Gestalt, die sich mir offenbarte und die es geschafft hatte mich ausfindig zu machen. Ja, wahrlich, ich hatte Pettigrew nicht nur einmal in seinem Dienst als Todesser unterschätzt und dass er mich ansprach, als ich einmal mehr in einem anderen Körper versteckt in eben jener Spelunke saß, irritierte mich anfänglich. Er erzählte mir, nachdem ich wissen wollte wie er mich gefunden hat, dass er sich nicht sicher war inwieweit seine Spur ihn zu mir führen würde (Seine direkte Ansprache war reiner Zufall). Es waren die rätselhaften Tode, kaum beachtenswert für jemanden der die Zeitungen nicht gründlich untersuchte, aber im Tagespropheten hatte man dieses Thema scheinbar flüchtig und des Öfteren mit aufgegriffen. (Man vermutete Vampire – wieso waren es ständig Vampire?)

Wurmschwanz' Suche hatte Monate in Anspruch genommen und er wirkte stolz auf sich. Ich würde lügen zu behaupten, dass seine Rückkehr in den Schoß seines Meisters nicht genau den Funken Hoffnung in mir wach rief, welchen ich insgeheim in der Zeit meiner völligen Isolation gesucht habe. Die Morde also? Ein Dutzend an der Zahl mittlerweile und immer Männer aus dem gleichen Bezirk, wo ich mich versteckte. Nicht schlecht Wurmschwanz, nicht schlecht – aber eine gute Beobachtungsgabe hatte diese Ratte immer schon besessen.
 

*** {R} ***

DER FEUERKELCH

„Einhornblut", erklärte Tom dem ergrauten Mann vor sich geduldig, wobei er jedes Wort, dass sich Pettigrew notierte, von seiner Position aus zweimal nachlas, ehe er fortfuhr. „Wir sollten nichts dem Zufall überlassen – nicht, weil ich meinem eigenen Genie nicht traue, Wurmschwanz, sondern weil ich mir nicht sicher bin, ob du der Aufgabe gewachsen bist diesen Zauber auch durchzuführen"Peter wirkte pikiert, zuckte unter dem kühlen Lidaufschlag des Anderen jedoch zusammen und nickte flüchtig; es war ihm unwohl sich ständig mit unbekannten Menschen in der selben Ecke zu treffen, wo er unlängst begriffen hatte dass sein Meister die Leben in seiner Umgebung aufbrauchte wie manch anderer einen Vorrat Bertie Botts Bohnen. Kaum einen traf er zweimal und wenn, so wirkten diese Menschen weniger menschlich, denn verzerrt, vielleicht ein wenig ausgelaugt. Es war unbeschreiblich und mit Worten kaum definierbar.
 

„Solange Ihr wisst, was Ihr zu tun habt, Herr, vertraue ich darauf Euch entsprechend zur Seite zu stehen." Riddle schmunzelte, unterdrückte ein hohles Lachen und schüttelte den Kopf. „Davon gehe ich aus, Wurmschwanz. Ohne diesen Körper, diesem Provisorium, schaffe ich es nicht bis nach Little Hangleton – meine Kraft reicht kaum aus, mich diesen armen Tölpeln länger als wenige Stunden zu bemächtigen, aber ohne Fleisch und Blut können wir das Ritual nicht durchführen das ich plane, um meinen eigenen Körper zurück zu bekommen. Und unnötiges Aufsehen will ich hinzukommend vermeiden – vor allem in trauter Heimat."

Pettigrew nickte. Er verstand – und er würde tun, was man ihm auftrug, davon war Tom überzeugt. Peter war ein Kerl, der sich aus seinen Taten etwas erwartete und von purer Feigheit angetrieben wurde – wie die meisten von ihnen. Erstaunlich, dass der dickliche Knirps seinerzeit nicht in Slytherin gelandet war; er hätte dem Haus sicherlich alle Ehre gemacht.
 

„Und dann? Was machen wir mit Potter, Herr?" Riddles Mundwinkel kräuselten sich in ein höhnisches Lächeln, das dem Gesicht des Mannes das er trug irgendwie nicht stand. „Alles zu seiner Zeit, mein Freund – alles zu seiner Zeit. Stell erst einmal sicher, dass du die Zutaten bekommst; dann müssen wir Nagini melken. Ich kenne eine kleine Ortschaft, unweit von hier wo wir ungestört fortfahren können. Sobald ich meinen Zwischenkörper habe, brechen wir auf und dann … dann, Wurmschwanz, kümmern wir uns darum, Harry Potter den Garaus zu machen"

Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit lief alles wie am Schnürchen. Wurmschwanz war ein würdiger Assistent, wenngleich abgeschreckt von meinem bemitleidenswerten Dasein und dem Funken Macht, der von mir übrig geblieben war; er erwies sich als treu und diese Treue wollte ich ihm beizeiten entlohnen.
 

Durch Peters Hilfe bereiteten wir ein Ritual vor, wodurch ich eine Hülle erhielt - nicht mehr oder weniger war es nämlich, dieser kleine Körper den ich besaß und der unweigerlich an einen ziemlich hässlichen Säugling erinnerte: sei's drum. Es war der erste Schritt in Richtung Wiederkehr und es würde in diesem Jahr nicht der letzte sein. Dreizehn Jahre habe ich darauf gewartet; dreizehn Jahre allein mit mir selbst, meinem Hass, meiner Sehnsucht nach Rache und meinem Willen zu überleben. Dreizehn Jahre, wo ich Zeit hatte mir zu überlegen was ich tun sollte, wenn ich wieder im Besitz meiner wahren Kräfte war – dreizehn Jahre, die ich vergelten würde.

Nach Little Hangleton mussten wir zurück kehren, weil sich dort die Knochen meines Vaters befanden die ich für den Zauber benötigte, den ich vorhatte zu sprechen. Wurmschwanz schaffte es indes, einen aus der Vergangenheit nicht minder treuen Anhänger zurück zu holen, der mit mir gemeinsam einen Plan schmiedete, an den Potter-Jungen zu kommen.

Ehe wir aber aus Albanien aufbrachen, empfand ich es als nützliche Vorkehrung aus der Schlange, die mir seit dem Fall Quirrels als Schutz und Freundin gedient hat, einen weiteren und daher sechsten Horcrux zu schaffen, indem ich im Fall der Fälle ebenso weiter existieren konnte wie bisher. Ich wollte allen endlich wieder einen Schritt voraus sein, ich wollte ihnen zeigen, dass ich nicht mehr ruhte – und ich stellte klar, dass das Dunkle Mal nach all der Zeit nach wie vor den Nachthimmel erobern konnte. Mein Auftakt trug Früchte, denen niemand so richtig Glauben schenken wollte – zuletzt selbstverständlich das Ministerium unter der neuen Leitung von Cornelius Fudge, der selbst das Verschwinden von Bertha Jorkins als Versehen abtat („Bertha ist so tattrig, die hat sich in den Wäldern Albaniens einfach nur verlaufen, ich bin mir sicher in nicht weniger als zwei Wochen steht sie wieder bei uns auf der Matte!" - woher sollte Cornelius auch ahnen, dass Bertha Jorkins der Mord für Naginis Horcrux gewesen ist und er sie nie wieder sehen würde?)

Ich belehrte sie eines Besseren: sie alle; und beendete das Trimagische Turnier auf Hogwarts mit einem Crescendo!
 

*** {R} ***

PRIORI INCANTATEM

Der Zauberstab vibrierte so stark, dass er ihn mit beiden Händen umklammerte. Er gestand sich ein, er hatte Angst – davor, sofort wieder in Vergessenheit zu geraten. Davor, schon wieder von einem Kind besiegt zu werden, das mehr Glück hatte als Verstand und davor, einen Fehler zu begehen den er später bereuen würde. Dabei wollte Tom nur eines: nämlich Harry Potter töten. Der jetzige Umstand und die vermeidliche Verknüpfung ihrer Zauberstäbe war ihm neu; ein Ereignis womit er am Wenigsten gerechnet hätte – ebenso wie mit den Gestalten, die sich indes aus seiner Zauberstabspitze quetschten wie Seifenblasen aus einem Sieb. Allen voran erschien der Diggory-Junge – zur falschen Zeit, am falschen Ort - gefolgt von dem Muggel-Hausmeister Frank Bryce der an der Tür gelauscht hat, als Riddle Pettigrew seinen Plan erklärte. Dass Bertha Jorkins und schließlich auch James und Lily Potter folgten überraschte ihn in seiner Konzentration nur mehr milde. Was hatte das zu bedeuten? Waren diese Geschöpfe Geister? Erinnerungen? Tom versuchte sich verbissen zu konzentrieren, was ihm nicht gelang, wo er so sehr damit beschäftigt war seinen Zauberstab nicht fallen zu lassen – nur nicht die Kontrolle verlieren, sagte er sich. Immer die Oberhand behalten.

Worüber redeten sie? Was für Informationen steckten sie Potter in diesem Augenblick zu? Warum konnte er sich nicht bewegen? Es war beinahe wie verhext.

Und plötzlich, gerade wo der Kahlköpfige abwog einen erneuten Todesfluch gegen das Kind zu schicken, machten sich die Geistergestalten selbstständig und stürzten sich auf ihn; der Kontakt zu Harrys Zauberstab zerbrach, Tom krümmte sich schützend in sich zusammen und hörte letztendlich nur mehr das laute Knacken des Portschlüssel, mit dem sein Erzfeind verschwand.
 

Ich war wieder da. Ich hatte, dank meines unwürdigen Vaters und Potters Blut, einen Körper der meinem alten relativ ähnlich sah, sah man einmal von den Konsequenzen ab die durch meine Seelentrennung entstanden waren und die mich rein äußerlich endlich zu dem Mann machten, der ich im Inneren seit Jahrzehnten bereits geworden war.
 

Meine Rückkehr verlief still, das Ministerium hielt sich ruhig und gab sich unwissend und dumm, auch wenn sie Barty Crouch Jr. dingfest machten. Meine Anhängerschaft kehrte zu mir zurück, ergeben und bereit wie eh und je; manche froh um meine Wiedergeburt, andere erstaunt und die meisten völlig schockiert; sie wollten ihren Augen nicht so recht trauen, zweifelten an mir und meiner Stärke. Der Zweifel war ein Gefühl, das ich nicht kannte und das mich erzürnte, das meine blinde Wut schürte die viel zu schnell Besitz von mir ergriff. Ich war schon lange nicht mehr Tom Riddle, der junge charmante Typ aus Slytherin, dem man ohne zu Zögern den Posten des Zaubereiministers zugeworfen hätte. Ich war meinem eigenen Weg gefolgt – einem, der mir wertvoller erschien, den ich mir selbst geschaffen habe.

Mein nächster Schritt war, all jene zu befreien die durch meinen Sturz gelitten haben: die man in Azkaban eingesperrt hat, weil sie für das Größere Wohl eingestanden hatten und die mir selbst im Angesicht ihrer Gefangenschaft niemals den Rücken kehren würden. Es war an der Zeit, die zweite Runde einzuläuten.
 

DER ORDEN DES PHOENIX

Es mussten Vorkehrungen getroffen und Pläne in die Tat umgesetzt werden. Ich machte mich auf, meine Anhänger geschlossen im Hause der Malfoys antreten zu lassen, wo ich ihnen nicht nur von meiner Rückkehr und Potters Entkommen, sondern auch ein wenig von den dreizehn Jahren meines Exils erzählte, wohin gegen der Azkaban-Aufenthalt der Meisten, in meinen Augen. eher einem entspannten Abenteuerurlaub glich (interessanter Weise schien kaum einer dem Einfluss der Dementoren ausgesetzt worden zu sein – sprach das nun für den Wahnsinn dieser Reinblüter? Ich hatte keine Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, aber der Gedanke an und für sich war faszinierend).

Severus Snape, der Diener wegen welchem ich zwangsläufig erst in die Bredouille der letzten Jahre getrieben worden war, fand sich ebenfalls wieder an meiner Seite ein und legte mir im Zuge seiner Demut sämtliche Informationen über Harry Potter zu Füßen, die mir von Nutzen sein konnten. Er räumte ebenso seine Fehler aus der Vergangenheit ein und versicherte mir, fortan für die Todesser in Albus Dumbledores Reihen spionieren zu gehen denn, und das ließ mich beherzt auflachen, vertraute ihm der alte Graubart nahezu blind, weshalb er ihn prompt auch zu einem Mitglied im „Orden des Phoenix" ernannte.
 

„Severus' Idee war nicht schlecht"", erklärte Riddle mit einer gelassenen Handbewegung, bevor er die Finger über seinem Bauch ineinander faltete. Die Gesichter, die sich ihm auf der hohen Tafel entgegen reckten und allesamt nach wie vor recht ausgezehrt aussahen, wollten seiner Aussage jedoch nur bedingt Glauben schenken, widersprechen tat ihm jedoch niemand. „Es gibt nicht viele Prophezeiungen, die am Ende auch eintreten und ich würde mich, hinsichtlich unserer Position, auch nicht auf die Aussage einer Seherin verlassen. Doch, und diese Dummheit begehe ich kein zweites Mal, ist bekannt, dass in dieser Prophezeiung wichtige Details an mich verloren gegangen sind, die ich mir jetzt zu eigen machen werde. Zwar sind wir Dumbledore dann keinen Schritt voraus, aber ich kann mir denken, dass er es bisher vorgezogen hat, dem Jungen nichts über sein Schicksal zu erzählen."
 

Als Snape die Achseln zuckte und ein Nicken andeutete, fühlte Tom wie sich ein schwaches Lächeln auf seinen Zügen kundtat, das seine Augen nicht erreichte und auch sonst keine sonderlich freundliche Regung auf sein Gesicht zaubern konnte. Der Kahlköpfige lehnte sich ein wenig über den polierten Tisch, bettete die Unterarme auf der Platte und erklärte den hungrigen Fratzen sein Vorhaben wie einer Vorschulklasse das Einmaleins: „Wir stehlen die Prophezeiung aus den Händen des Ministeriums, wo sie, wie Lucius mir so nett mitteilte, in der Mysteriumsabteilung abgelegt worden war."Riddles Finger hob sich abrupt, als wolle er eine Unterbrechung verhindern und gleichsam auf eine wirklich wichtige Tatsache hinweisen: „Allerdings benötigen wir dazu Potters Hilfe denn, niemand außer ihm kann dieses verdammte Dinge finden, geschweige denn berühren, weil Potter nun einmal derjenige ist, den sie betrifft."Tom lachte flüchtig, wobei sich das Lächeln in seinem Mundwinkel zu einem bösartigen Grinsen wandelte: „Aber keine Sorge, die Weichen sind bereits gestellt – ich muss den Knaben nurmehr davon überzeugen, dass er mir helfen möchte."
 

In Harrys Kopf einzudringen war einfacher als ich dachte. Es dauerte ein Weilchen, bis ich mir der Möglichkeit sicher war, dass er auch in der Tat das sah, was ich ihn sehen lassen wollte; gleichsam erfuhr ich von Snape wie rachehungrig der schwarzhaarige Hitzkopf war und was für ein einfaches Ziel er abgeben würde, wenn er abgeschirmt von jeglichem Zufall in meine Falle tappte.

Meine Vorbereitungen nahmen Monate in Anspruch; ich stellte eine Gruppe zusammen, die für mich das Ministerium im Auge behielt und sich bereit machte, dort einzufallen wenn der Zeitpunkt gekommen war. Dass auch Potter im Hinblick auf die augenblickliche Situation der Schule Maßnahmen ergriffen hat, die sich mit meinen Plänen zugegebener Maßen ein wenig kreuzten, war mir darunter entgangen. Doch letzten Endes erschwerte es mein Vorhaben nicht, wären nicht so viele andere Faktoren mit im Spiel gewesen, die mich am Ende – wie so oft in der Vergangenheit – scheitern ließen. Denn zu meinem Bedauern fiel die Prophezeiung nicht nur Potter in die Hände, sondern wurde der Junge auch noch von Albus Dumbledore in den Hallen des Ministeriums vor meiner eigenen Wenigkeit gerettet, während man Lucius Malfoy dingfest machte und nach Azkaban eskortierte.

Allmählich verlor ich die Geduld.
 

DER HALBBLUT-PRINZ

Draco Malfoy stank vor Angst; aber dieses Verhalten war er von den meisten seiner Anhänger, insbesondere den Malfoys, ja bereits gewohnt. Lucius' unfreiwilliges Abdanken war nicht gerade das, was sich Riddle aus einer glorreichen Wiederkehr erhofft hatte und er gestand sich zu, als er den Blonden unter sich eindringlich musterte, dass seine Reaktion nicht etwa eine Belohnung, sondern vielmehr eine Bestrafung war. Eine Bestrafung dafür, dass seine fähigsten Diener unfähig waren seinen Befehlen zu folgen – ein Ventil für seinen Zorn; ein charmantes zwar, doch nichtsdestotrotz ein Ventil und damit ein Bürde, verknüpft mit dem simplen Ende, das man kannte wenn man sich Lord Voldemorts Gesetzen widersetzte: Tod

Nachdem die Todesser aus dem Ministerium geflohen waren und Minister Fudge auf den Kahlköpfigen gerade den Blick werfen konnte, der allen bestätigte, dass er wirklich zurück gekehrt war, wollte Tom sofort handeln und keine Zeit mehr mit Kinkerlitzchen verschwenden, die an ein viel zu schlecht aufgesetztes Schachspiel erinnerten. Also erhob er den Sohn der Malfoys in den Stand eines Todessers. Er fragte nicht um Erlaubnis, noch bat er Draco um seine Meinung dazu. Es war einfach so, weil Draco nun einmal gerade hier war und Lucius diese Schmach nach seinem Scheitern durchaus verdiente. Es war Gerechtigkeit. Auge um Auge, Zahn um Zahn.
 

„Was ist deine Aufgabe, um ein völliges Mitglied unseres Zirkels zu werden?" Sie wiederholten es zum unzähligen Male; doch die Worte waren zu süß, zu verlockend, um sie einfach so unbeachtet im Raum stehen zu lassen. Der junge Malfoy wurde eine Spur blasser, bevor er mit gepresster Stimme fortfuhr: „Ich werde Albus Dumbledore, den Schulleiter von Hogwarts, töten" Riddle lachte, was einige der Umstehenden dazu animierte, mit einzustimmen. „Ja, das wirst du – und du hast ein Jahr Zeit, also wähle den Moment weise."

Ich ahnte nicht, was für ein Chaos ich mit dem Auftrag auslöste, ein Kind gegen einen der mächtigsten Magier unserer Zeit in den Kampf zu schicken. Überhaupt war mein Gedankensprung wahrscheinlich mehr als nur unzurechnungsfähig, doch das war mir egal. Ebenso war es mir einerlei, ob Draco es schaffte, oder nicht – denn im Zweifelsfall hatte ich immer noch die Genugtuung seines Todes und damit die gerechte Strafe für Lucius in Petto, und das genügte. Aber zu meinem Erstaunen schien es der junge Sprössling in der Tat zu schaffen sein Wort einigermaßen zu halten und noch bevor dessen sechstes Schuljahr zu Ende ging, brachte er meinem alten Mentor mit Snapes Hilfe den Tod und verschaffte meinen Anhängern einen Zugang in die Schule, den sie gleichsam nutzten, um eine Warnung zu hinterlassen – eine Warnung, die sich einprägte.

In jener Nacht erschien das Dunkle Mal wieder am Horizont.
 

DIE HEILIGTÜMER DES TODES

Nachdem das erste Zeichen gesetzt worden war und der Orden des Phoenix seine Leitfigur verloren hat, konnte ich mich endlich den wahren Dingen widmen, die mich von meiner Machtergreifung abhielten – oder sie vielmehr nicht ganz so genüsslich machten, wie ich es mir vorstellte. Harry Potter war ohne Dumbledore sicherlich ungeschützt, jedoch nicht minder schwer für mich zu bekommen. Außerdem hatte ich das Problem, dass ich ihn mit meinem Zauberstab nicht töten konnte. Verletzen, ja, aber unsere Zauberstäbe waren Brüder und um ein neuerliches „Priori Incantatem" zu vermeiden, blieb mir nichts anderes übrig, als auf meinen langjährigen Gefährten zu verzichten und mir eine alternative Lösung zu überlegen. Zumindest bildete ich mir erfolgreich ein, dass es mit einem anderen Zauberstab möglich sein musste Potter zu besiegen und gab selbst nach dem ersten Misserfolg nicht auf, meine Suche fortzusetzen – und wenn ich den mächtigsten Zauberstab der Welt mein Eigen nennen musste.

Angetrieben vom erneuten Entkommen des Potter-Jungen machte sich Voldemort auf die Reise. An und für sich reiste er sehr gerne und auch der Grund, weshalb er unterwegs war war genau nach seinem Geschmack. Ruhe empfand er dabei allerdings nicht: die gewohnte Entspannung in seinem Tun würde wahrscheinlich auch nicht eher zurück kehren, bevor der Junge-der-nach-wie-vor-lebte endlich gestürzt worden war. Paranoid? Ja, Tom war paranoid, sehr sogar. Eine Eigenschaft die er an sich eigentlich nicht kannte, die aber von ihm Besitz ergriff, wie er andere normalerweise heimsuchte: ähnlich wie ein Geschwür, ein Geist, eine Plage. Paranoia war ein unheimliches Gefühl, das mit Schwäche einher kam und dieses Gefühl musste aufhören.

Also war er Ollivanders Gerücht gefolgt (das er sich nur unter Qualen hat entlocken lassen) und war nach Deutschland aufgebrochen, um den berühmten Zauberstabmacher Gregorovitch ausfindig zu machen, der vor einigen Jahrzehnten einmal im Kreise der Wandlore damit herum posaunte, den mächtigsten Zauberstab aller Zeiten zu besitzen.
 

Voldemorts Züge verfinsterten sich, als er den Kopf in den Nacken legte und das schäbige Gebäude musterte, wo man den Alten vermutete. Gregorovitch lebte mit einer deutschen Muggel-Familie zusammen, die ihm offenbar Obhut und Mahlzeiten anbot, während er nebenbei seine letzten Zauberstäbe anfertigte. Gute Zauberstäbe hieß es, die teilweise sogar legendär waren. Nun, genau aus diesem Grund war Tom hier und er war sich sicher ob der Annahme, dass Gregorovitch diesen einen speziellen Stab für ihn parat hatte, hier und jetzt. Also verschaffte er sich Eintritt in das heruntergekommene Haus, hielt sich nur einen Atemzug lang mit den Muggeln auf und stellte den Wandlore direkt zur Rede.

Gregorovitch besaß ihn nicht mehr. Er wurde ihm gestohlen, hatte er gejammert. Gestohlen von jemandem, den er nicht ausmachen konnte und er wisse nicht, was mit dem Elderstab passiert sei: dieses Geständnis fand ich nun selbstverständlich nicht sonderlich befriedigend und so drang ich in den alten Geist des Zauberstabmachers ein und holte mir die Gedankengänge, die er mir vorenthielt, prüfte seine Aussage auf ihre Wahrheit und musste mir eingestehen, dass ich Monate der Arbeit nahezu verschwendet hatte. Im Zuge dessen tötete ich den Mann und begab mich an einen Ort, an dem ich meine Suche vielleicht hätte starten sollen: ich stattete Gellert Grindelwald in Nurmengard einen Besuch ab.
 

*** {R} ***


 

Zugegeben, es hatte eine Weile gedauert, bis ich das Rätsel um den mächtigsten Zauberstab der Welt gelöst habe. Nachdem ich mich von Grindelwald verhöhnen lassen musste und nicht zum ersten Mal zu einem Grabschänder wurde, als ich Dumbledore seine so geliebte Waffe entriss (es stellte sich heraus, dass Grindelwald tatsächlich Gregorovitch bestohlen hatte und den Zauberstab im Duell gegen Albus Dumbledore einbüßen musste).
 

Nun konnte mich nichts mehr aufhalten, nicht wahr? Der Elderstab war in meinem Besitz, Harry Potter galt als Flüchtling in einem Land, das unlängst meiner Kontrolle erlegen war und nach und nach spitzte sich die Situation auf Teufel komm raus so weit zu, dass eine Eskalation unvermeidbar blieb. Unabhängig dessen sehnten meine Anhänger auch das Ende unserer Lage herbei, hatten Lust auf die grenzenlose Macht die ich ihnen schon zwanzig Jahre zuvor so leichtfertig versprochen hatte und bündelten sich um mich wie eine Horde hungriger Bienen um ihren verdammten Bienenstock. Aber den Anstoß zu einem Angriff gab mir schließlich, wie sollte es auch anders sein, nicht sofort der Besitz des Elderstabes, sondern die törichte Herausforderung Potters der dasGeheimnis aufgedeckt hatte, das ich so lange versuchte vor der Außenwelt geheim zu halten.
 

Der Eingangsbereich von Gringotts war Schutt und Asche.

Tom hatte alle Mühe seine Mimik im Zaum zu halten, nicht weil sie ihm aufgrund der halben Ruine entglitten wäre – im Grunde war ihm die Zaubererbank völlig einerlei. Nein, der eigentliche Grund für Riddles Wut, diese immense und unkontrollierbare Wut in seinem Innersten, war die Tatsache dass er wusste was passiert war und dass er wusste wer dahinter steckte, ganz einfach weil es Bellatrix' Verlies betraf. Harry Potter war hinter sein Geheimnis gekommen. Harry Potter, der Bastard, der in seinen Augen viel zu lange lebte, hatte seine schmutzigen Hände nach Riddles Kostbarkeiten ausgestreckt: und wenn Tom eines absolut nicht leiden konnte, dann wenn jemand seine Sachen anfasste. Gerade in diesem Fall waren seine Sachen tatsächlich Dinge von unschätzbarem Wert, weil in jedem von ihnen ein Teil seiner selbst ruhte: Horcruxe. Wie viele hatte der Junge schon gefunden? Wusste er, wie man sie zerstörte? Riddles Magen verkrampfte sich. Nein! Nein, es durfte nicht sein, dass Potter ihm abermals dazwischen funkte, das würde er nicht zulassen.

Staub, Scherben und Geröll knirschten unter seinen Schritten, während sich der hoch Gewachsene finster und stumm in der Eingangshalle der Bank umsah, die Leichen der Kobolde zu seinen Füßen wo sie im Laufe der nächsten Stunden völlig auskühlen würden. Seiner Phantasie war es überlassen, was mit dem Dach passiert sein mochte, wo ein riesiges Loch prangerte, als hätte ein Riese dummerweise eine seiner Weihnachtsbackformen hinein gepresst. Sie waren auf dem Drachen geflohen! Auf dem Drachen! murmelte man vor den Toren des zerstörten Gebäudes und Toms Fäuste ballten sich gemächlich zu Fäusten, bis die Knöchel darunter weiß hervor traten.

Es war vorbei. Harry Potter würde sterben.
 

*** {R} ***


 

Ich hatte Hogwarts eine Wahl gelassen. Hogwarts sollte mir Potter ausliefern, dafür würde ich die Schule verschonen. Mir lag nichts daran, mein eigenes zu Hause (und in gewisser Weise auch mein Erbe) dem Erdboden gleichzumachen, darin sah ich keinen Sinn. Noch dazu schätzte ich die Lehrer, wo nicht wenige schon zu meiner Schulzeit agierten, allen voran Horace Slughorn, der wertvolles Puzzelstück in meiner Macht und meinem Werdegang darstellte.

Hogwarts wäre sicher gewesen, doch Hogwarts entschied sich zum Kampf. Meine Armee aus Minderheiten, Dummköpfen und Reinblütern, sowie den Riesen die sich uns angeschlossen haben, standen kaum im Verhältnis zu den Lehrkörpern und wenigen Schülern, die sich in Zusammenarbeit mit dem Orden des Phoenix dazu entschlossen haben, einen Widerstand zu bilden. Es war lächerlich und offensichtlich, wie dieser Kampf enden sollte und auch enden würde. Doch verlief nicht alles so reibungslos, wie ich es mir gewünscht hatte – denn wenn es darauf ankam, bemerkte ich den Unterschied zwischen meinem neuen und meinem alten Zauberstab, spürte wie schlecht sich der Elderstab meinem Willen beugte und wie sehr er an der Bindung zu seinem eigentlichen Meister hing. Ich musste also noch eine letzte Sache erledigen, bevor ich mich Harry Potter gänzlich widmen konnte.
 

„Der Zauberstab erkennt mich nicht als seinen echten Meister an, Severus." Man sah dem Schwarzhaarigen kaum an, wie unwohl er sich fühlte und wie endlich der Ausdruck in seinen tiefen und dunklen Augen war. Beide Männer ahnten, worauf das Gespräch hinaus lief, auch wenn Severus es erst einen Moment später begriff, als Tom. Aber war es nicht immer so? Endete es nicht immer mit dem Tod, wenn etwas nicht so funktionierte, wie Riddle es wollte? Die Gleichung war simpel und sie konnten beide weit genug rechnen, um auf das selbe Ergebnis zu kommen. Snapes Stunde hatte geschlagen, die Frage war nur, wie lange Tom sich dabei Zeit ließ, die Worte auch offen auszusprechen.

Indes versuchte der Zaubertränkemeister und kurzzeitiger Schulleiter von Hogwarts, den Kopf trotzdem aus der Schlinge zu bekommen, ein letztes Aufbäumen, ein Hauch Hoffnung: „Wenn Ihr nicht sein Meister seid, my Lord, wer dann? Es gibt keinen mächtigeren Meister, für einen derart mächtigen Zauberstab. Ich denke, Ihr müsst ihm einfach ein wenig mehr Zeit einräumen."

Voldemort lachte auf, trostlos und hohl: ein Vorbote für das Unausweichliche. Der Kahlköpfige schüttelte den Kopf und vollführte eine leichte Drehung, damit er Severus sein gesamtes Profil zuwenden konnte: „Wir wissen beide, dass du es warst, der Albus Dumbledore getötet hat."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück