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Trägt nicht alles, was uns begeistert, die Farbe der Nacht?

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo!
Gott, ich war schon wieder so langsam! Das tut mir unglaublich leid! Hoffentlich macht das endlich fertige Kap es einigermaßen wieder gut....
Viel Spaß Komplett anzeigen

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Der erste Ausbruch

Es klingelte zur nächsten Stunde und ich atmete krampfhaft ein. Es gab zwei Möglichkeiten – Entweder würde Tenten mich sofort zur Rede stellen oder sie würde Fröhlichkeit vortäuschen und so tun, als wäre alles in Ordnung, bis ich sie selbst darauf ansprach. Mir gefiel das letztere besser, da das Gespräch dann nie zu Stande kommen würde. Doch das Schicksal meinte es schon seit mehreren Wochen nicht gut mit mir.
 

„Hinata.“ Der mit aller Mühe zurückgehaltene Zorn schwappte mit jedem Buchstaben nur allzu deutlich in mein Ohr und ich spürte, wie ich langsam in mich zusammensank und kleiner wurde. Ich wagte es nicht, sie anzusehen oder gar etwas zu erwidern. „Sag mal, hast du dich etwa mit ihnen angefreundet?“ Schnell schüttelte ich den Kopf. „Wieso seid ihr dann zusammen hier her gekommen?“ Eingeschüchtert biss ich mir auf die Unterlippe. Darauf hatte ich keine Antwort. Schließlich konnte ich ihr nicht die Vorgeschichte zu unserem Treffen erzählen, da sonst noch mehr Fragen aufkommen würden und dann müsste ich ihr auch meine Gedanken offenbaren. Das war aber ausgeschlossen. „Hinata“, wiederholte sie meinen Namen. Die leise Drohung schlängelte sich zischelnd von ihrer Zunge in mein Ohr und ich schluckte schwer. „W-w-w-w-w-wir ha-ha-haben uns i-i-im Fl-flu-flur ge-ge-ge-getroffen“, presste ich schließlich schwerfällig heraus und hoffte, dass ihr dies genügen würde.
 

„Und was? Hast du dir einfach mal gedacht, ja hey wir könnten doch zusammen ins Klassenzimmer laufen und nett miteinander plaudern, oder wie?!“ Unsicher schüttelte ich erneut den Kopf. „Was dann? Erklär mir das doch bitte mal!“ Wie sollte man etwas erläutern, das man selbst nicht verstand? „Hinata!" Ich schwieg weiterhin. Mir fehlten einfach die Worte. Heftig fuhr sie fort: "Natürlich hab ich nicht das Recht, zu bestimmen, mit wem du befreundet sein sollst und mit wem nicht, aber ich rate dir, halte Abstand von ihnen! Sie sind nicht gut für dich, dein Umfeld und deinen Ruf!“ Tenten erhob sich energisch und stampfte wütend aus dem Klassenzimmer, während ich weiterhin unbeweglich auf dem Platz sitzen blieb. Jedes ihrer Worte hallte in meinem Inneren nach. Sie waren wie Ungeziefer, das mich verseuchte und alles erneut zerstörte.
 

Eine einzelne Träne fand ihren Weg aus meinem Auge und rollte sanft meine Wange hinunter. Ganz so, als würde sie mich trösten wollen, obwohl sie doch selbst das Zeichen von Trauer war. Langsam nahm ich meine Sachen in die Hand und begab mich aus dem Klassenzimmer. Diese Welt war so falsch. Menschen wurden nach ihren Äußeren beurteilt. Wurden wegen ihrem Ruf von der Gesellschaft in eine Rolle gezwängt – ohne Aussicht auf Besserung. Die Meinung der Mehrheit war wichtiger als die Wahrheit und Freunde wandten sich ab, wenn du einen Fehltritt begingst und einmal nicht deine Maske trugst. Wer den Idealen der Welt nicht entsprechen konnte, wurde verstoßen.
 

Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten und betrat mit gesenktem Kopf den nächsten Kurs. Eine Welle von Enttäuschung und Zorn jagte durch meinen Körper und wäre es mir gegönnt gewesen, so hätte ich all meine Gedanken und Gefühle der Welt entgegen geschrien und hätte sie mit meinen Worten umgestimmt, verändert und allem ein neues Gesicht gegeben. Doch all diese starken Emotionen verblassten, als mir bewusst wurde, dass diese Umstände nicht erst seit einigen Jahren herrschten. And therefore, since I cannot prove a lover to entertain these fair well-spoken days, I am determined to prove a villain. (Und darum, weil ich nicht als Verliebter diese fein beredeten Tage kürzen kann, bin ich entschlossen ein Bösewicht zu werden.) Diese Worten entstammten Shakespeares Drama Richard III und nun kreisten sie unaufhörlich in meinem Bewusstsein, ganz so, als würden sie mich an meinen Platz in dieser Welt erinnern wollen.
 

Stumm ließ ich mich auf meinem Platz neben Lee nieder und starrte auf meine Zeigefinger, die ich im gleichmäßigen Takt aneinander tippte. „Hey! Wie geht’s dir?“, fragte der junge Mann plötzlich und ich wandte meinen Kopf langsam in seine Richtung. Nur ein Stück weit, sodass er glaubte, ich würde unserem Gespräch gespannt lauschen wollen. „Gut und dir?“ „Auch! Du wirst nicht glauben, was mir passiert ist!“ Für einen kurzen Moment war ich versucht, es an dieser Stelle zu beenden, doch das wäre unhöflich von mir, weswegen ich mir im letzten Augenblick auf die Zunge biss. „Ich bin vorhin auf dem Flur beinahe in Sakura reingerannt!“ Im selben Atemzug wurde ich hellhörig und lauschte ihm aufmerksam.
 

„Naja, und eigentlich erzähle ich dir das nur, weil sie über dich geredet haben.“ Wir sahen uns an und mir stockte der Atem. „Was haben sie gesagt?“ „Hinata, du weißt doch sicherlich, dass sie gefährlich sind. Sie sind nicht wie wir. Du kennst all die Sachen, die man über sie erzählt.“ Ein heißer Funken Wut erwachte in mir zum Leben. „Was haben sie gesagt?“, wiederholte ich meine Frage mit fester Stimme und blickte ihm dabei direkt in die Augen. „Bitte, sag mir, dass ihr nicht befreundet seid. Ich weiß, dass ich dir nichts zu sagen habe, aber sie sind nicht gut für dich. Hinata, sie sind gefährlich.“ In mir begann etwas zu brodeln, ganz leicht, fast unbemerkbar. „Lee, was haben sie gesagt?“, presste ich zwischen zusammengepressten Zähnen heraus. Für einen kurzen Moment kam mir in den Sinn, wie unhöflich das von meiner Seite war, doch meine Neugier und die Wut über seine Worte zerstampften das Gefühl, begruben es unter sich.
 

Er kratze sich verlegen am Hinterkopf und von seinem sonst so unternehmungslustigen und euphorischen Ausdruck war kaum noch ein Funke in den dunklen Augen verblieben. „Nun ja, sie haben gemeint, dass du wohl ganz interessant seist. Und... und...“ Lee zögerte, kaute für einen kurzen Augenblick auf der Innenseite seiner Wange, während mein Blick unbeirrt auf ihm ruhte. Auch wenn in meiner Brust ein verrücktes Orchester aus unbeantworteten Fragen spielte, so musste ich doch jeden Tropfen Wahrheit in mich aufnehmen, um sie später in fehlende Puzzelteile zu verwandeln. „Sie haben sich gefragt, ob du jemals mutig genug sein würdest, mit ihnen befreundet zu sein“, presste er schließlich mit Schwierigkeiten heraus. Meine Augen weiteten sich und ich biss mir auf die Unterlippe. „Hinata, bitte hör mir zu, sie sind es nicht wert. Sie werden nie auf dich aufpassen können und werden dich nur in Gefahr begeben! Bitte, sie sind gefährlich. Du stehst über ihnen!“
 

Die Wut ballte sich in meinem Inneren zusammen und zog all meine Organe mit sich. Für einen kurzen Moment sah ich ihn flach atmend an, bevor ich mich abwandte und ausdruckslos in die Luft starrte. Manche Menschen sprachen zu viel, zu offen und zu laut, ich dachte zu viel, zu offen, zu laut. Nichts hatte je meine Gedanken stoppen oder ihre klaren Stimmen auch nur für ein paar Augenblicke dämpfen können – so auch jetzt. Sie kreisten ununterbrochen, viel zu schnell, um sie erfassen zu können, und doch zu langsam, um sie ausblenden zu können.
 

Der restliche Nachmittag rauschte unbemerkt an mir vorbei und ich hatte wohl eher unbewusst als vorgesetzt meine Freunde gemieden. Jedoch interessierte mich dies alles herzlich wenig, als ich in das Auto meiner Mutter stieg und sie den Motor startete. Sie stellte ihre üblichen Fragen, auf welche die Antworten jeden Tag gleich blieben, weswegen ich nach wenigen Minuten stumm aus dem Fenster blickte und mich erneut in meinem allzu ruhelosem Kopf verlor.
 

Plötzlich bremsten wir abrupt ab und ich wurde nach vorne gerissen. Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte ich nach vorne auf die Straße und konnte es kaum fassen. Naruto stand munter grinsend direkt vor dem Auto und zog eine Grimasse, bei welcher es mir unerklärlich blieb, wie er sein Gesicht auf solch eine Art verziehen konnte. Auf dem Gehweg neben uns lachten seine Freunde und ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um ein Lächeln zu unterdrücken. Doch meine Mutter schien alles andere als beeindruckt zu sein oder die Situation gar amüsant zu finden. Mit vor Wut zusammengepressten Kiefern stieg sie aus, ohne dabei die Türe zu schließen.
 

Der Blonde jedoch legte lediglich den Kopf ein wenig schief und sah sie an. Nervös stupste ich meine Zeigefinger aufeinander. „Sagen Sie, sind Sie lebensmüde?“ Sie sah ihn mit vor der Brust verschränkten Armen an. „Nein, nur ein wenig gelangweilt“, erwiderte er grinsend und meine Augen weiteten sich ungläubig. „Was bilden Sie sich ein!“, fauchte meine Mutter leise, wobei sie dem jungen Mann ununterbrochen in die Augen sah. Mir war es ein Rätsel, wie sie zu ihm stand. Nahm sie ihn ernst?
 

„Jetzt komm mal runter“, erwiderte Naruto unberührt und warf mir einen vielsagenden Blick zu, welchen ich vor Überraschung erwiderte. „Wie können Sie es wagen? Haben Sie denn überhaupt keinen Respekt?! Es reicht! Ich rufe die Polizei!“, drohte meine Mutter und mir stieg das Blut in die Wangen. Weswegen musste sie immer so vorschnell handeln. „Die wird Ihnen wohl kaum etwas bringen“, meldete sich plötzlich Sasuke zu Wort und trat neben seinen Freund. Kiba tat es ihm gleich, während Sakuras Kopf sich plötzlich in unseren Wagen vor mein Gesicht schob. „So schnell sieht man sich wieder, Mauerblümchen“, grüßte sie und ich drückte mich erschrocken in den Sitz.
 

Sie lachte auf. „Sorry, wollt nicht, dass du dir in die Hosen machst!“ „I-Ich hab nicht...Also.... Nein, i-i-ich hab mir....“ „Lass gut sein!“, unterbrach sie mich und kicherte erneut, „Es war nur ein Scherz!“ „Oh.“ Beschämt blickte ich auf meine im Schoß gefalteten Hände. „Frau, du brauchst wirklich mehr Umgang mit Menschen wie wir! Sonst wirst du nie im Stande sein, auch nur drei Sätze mit jemandem zu sprechen!“ Meine Wangen färbten sich dunkel. Hatte sie recht? „Was denkst du, bist du jetzt im Stande Narutos Angebot von vorhin anzunehmen und mit und mitzukommen?“ Es klang auf eine merkwürdige Art und Weise verlockend. Vielleicht müsste ich mich dann nicht mit der üblichen Stille beim Abendessen quälen? Eine leise Stimme in meinem Kopf flüsterte ein klares Ja.
 

Dennoch schüttelte ich den Kopf. „T-t-tut mir leid. I-i-ich muss a-aber noch lernen“, murmelte ich ohne aufzublicken und biss mir auf die Unterlippe. „Da...“ „Verzeihen Sie, aber wir müssen los!“, unterbrach meine Mutter das Mädchen, während sie ins Auto stieg und den Motor startete.“ Sakura wurde von jemandem aus der Türe gerissen und meine Mutter rauschte davon, kaum dass diese geschlossen wurde. Ein wenig verwirrt saß ich stumm da und versuchte zu verstehen, was soeben passiert war. Mein Gehirn spielte jede einzelne Begegnung mit ihnen in jedem Detail noch einmal nach und der Nebel in meinem Kopf wurde noch dichter. Wieso sah ich sie nicht so wie alle anderen? Wieso konnte ich sie nicht so sehen?
 

„Woher kennst du sie, Hinata?“ Ich zuckte leicht zusammen. Nervös tippte ich erneut meine Zeigefinger aufeinander. „Sie.... sind mit mir auf einer Schule und... wir haben einige Kurse zusammen“, murmelte ich schließlich langsam und wappnete mich gegen die Wut – ob gegen ihre oder meine eigene, war mir nicht gänzlich klar. „Verstehe.“ Es blieb still und ich sah sie aus dem Augenwinkel an. Ihre Haltung war entspannt und sie sah konzentriert auf die Straße. Der Knoten in meinem Inneren löste sich auf. „Seid ihr befreundet?“
 

Schlagartig versteifte ich mich auf meinem Sitz. „Nein“, erwiderte ich schließlich überzeugt. Es verlangte mehr als nur einige Gespräche und zwei Angebote, etwas gemeinsam zu unternehmen, um uns Freunde zu nennen. Meine Mutter erwiderte nichts darauf und scheinbar war das Thema somit endlich abgeschlossen. Die letzte Angst, die mich den gesamten Tag über noch begleitete, war, dass mein Vater etwas davon mitbekommen würde. Ich hatte weder die Kraft dazu, mich vor ihm zu rechtfertigen, noch jemand anderen zu verteidigen. Doch glücklicherweise traf dieses Ereignis nicht ein.
 

Müde von meinen eigenen Gedanken ließ ich mich abends auf mein Bett fallen und griff mit Papier und einem Stift bewaffnet nach einer Auflistung aller Charaktere Shakespeares.
 

Mit müden Augen betrat ich das Schulgebäude und wurde sogleich von einigen jüngeren Schülern angerempelt, welche ohne eine weitere Entschuldigung weiter rauschten. Doch dies machte mir nicht viel aus. In meiner Welt lief alles noch viel langsamer ab und auch meine Gedanken kamen den äußeren Geschehnissen nicht gänzlich hinterher. Vier Stunden Schlaf waren selbst für mich zu wenig, obwohl ich es gewohnt war, lange wach zu bleiben, um zu lernen. Hinter vorgehaltener Hand gähnte ich und stolperte dabei in jemanden hinein. Überrascht blinzelte ich einige Male, bevor ich in Tentens rehbraunen Augen blickte.
 

„Morgen, Schlafmütze! Wie geht es dir?!“, begrüßte sich mich munter und legte mir einen Arm um die Schultern, wobei sie mich durch die Flure schob. „G-gut und dir?“, entgegnete ich ein wenig verwirrt. Was tat sie hier? Wir trafen uns für gewöhnlich vor dem Klassenzimmer. Hatte sie unsere gestrige Auseinandersetzung etwa bereits vergessen? Oder, und so hoffte ich, hatte sie ihre Meinung zu Sakura und den anderen geändert? „Blendend! Sage mal, du siehst müde aus, hast du mal wieder die halbe Nacht gelernt?“ „E-e-etwas in der Art“, murmelte ich.
 

„Wie kann man nur immer so fleißig sein?!“ Sie lachte ein wenig gekünstelt, bevor ihre Stimmung sich plötzlich änderte. „Naja, eigentlich wollte ich mich ja wegen gestern entschuldigen. Es war unglaublich dumm von mir, auf dich sauer zu sein, obwohl du letztendlich ja nichts dafür kannst!“ „K-kann ich n-nicht?“ Ein wenig überrascht blickte ich sie an. Tenten blieb stehen und sah mir ins Gesicht. Ihre Miene wirkte wirklich betreten, doch der plötzliche Meinungswechsel war mir nicht ganz geheuer. „Ja! Schließlich kannst du nichts dafür, dass diese.... diese Freaks dich einfach ansprechen und denken, dass sie etwas ganz besonderes sind und somit alles dürfen!“
 

Ich biss mir auf die Unterlippe und stupste meine Zeigefinger erneut gegeneinander. So hatte sie es also gedreht. „Aber gut, entschuldige dich noch und dann können wir das alles vergessen!“ Mir entglitten die Gesichtszüge. Sie lächelte mich breit an, während mir der Mund offen stand. Im Kopf spielte ich unser gestriges Gespräch noch einmal ab. Wofür musste ich mich entschuldigen? „Tut mir leid“, flüstere ich schließlich ein wenig zögerlich. Möglicherweise hatte ich etwas verbrochen, ohne es gemerkt zu haben. Jedenfalls wollte ich keinen neuen Streit anfangen.
 

Das Grinsen auf ihrem Gesicht wurde breiter und sie umarmte mich stürmisch. „Was sehe ich denn da? Eine herzzerreißende Szene. Meint ihr nicht auch, Jungs?“ Sakuras Stimme tropfte vor Sarkasmus und Tenten löste sich angespannt von mir. Überrascht blickte ich auf die Rosahaarige und den Rest der Gruppe. Wie üblich strahle auf ihren Gesichtern ein selbstsicheres, freches Lächeln. „Was für ein Anlass ist es denn?“, wollte das Mädchen wissen. „Geht dich überhaupt nichts an!“, zischte die Braunhaarige und ich ahnte Böses. „Wir haben doch nur nett gefragt“, erwiderte Kiba, welcher lässig an der Wand lehnte. „Tja, und ich hab nur nicht gerade nett geantwortet!“
 

Vorsichtig zog ich Tenten am Ärmel. „Lass uns gehen. Wir kommen sonst noch zu spät“, flüsterte ich und senkte den Blick dabei auf meine Füße. „Du hast Recht.“ Hatte ich das? Es waren noch zwanzig Minuten bis zum Unterricht... „Sie sind unsere Zeit und Aufmerksamkeit nicht wert.“ Der Knoten aus Wut und Verzweiflung in meiner Brust wuchs wieder heran und drohte zu explodieren. „S-s-so hatte i-ich das nicht gemeint“, erwiderte ich unsicher. „Beschützt du sie etwa?“, fauchte meine Freundin und ich trat einen Schritt zurück, während ich ihr eingeschüchtert ins Gesicht blickte. Wieso konnte ich nicht einmal meine Gedanken aussprechen. „Lass sie in Ruhe!“, zischte Sakura plötzlich.
 

„Was soll das? Habt ihr euch irgendwie zusammen getan?!“ „Nein, du bist einfach nur paranoid“, erhob plötzlich Sasuke seine gefährlich ruhige Stimme. „Ich hab nicht euch gefragt, verdammt!“ Tenten war wütend. So hatte ich sie selten erlebt. Doch auch in mir hatte sich der Zorn angesammelt. „Hinata! Willst du mir vielleicht erklären, wieso du so viel Kontakt mit diesem Müll hast?!“ „Hey! Du hast kein Recht, uns zu beleidigen, echt jetzt!“ Naruto trat einen Schritt näher und seine azurblauen Augen funkelten gefährlich. Doch all die anderen Blick waren auf mich gerichtet.
 

Ihre Stimmen waren unglaublich laut. Um uns herum hatte sich eine Traube von Menschen gebildet, die neugierig ihre Hälse streckten, um ihren Durst nach neuem Tratsch zu tilgen. Es wurde mir zu viel. Viel zu viel. Eine Seifenblase aus Bitterkeit und Wut platzte in mir und verseuchte alles. Ohne ein Wort zu sagen, machte ich auf dem Absatz kehrt und entfernte mich mit entschlossenen Schritten von der Gruppe. - nicht zu schnell aber auch nicht zu langsam. Voller Zorn ließ ich mich auf meinem Platz im Klassenzimmer sinken. Das konnte doch nicht wahr sein.
 

Meine Gedanken spielten verrückt. Die üblichen Grenzen meiner Welt lagen gesprengt am Boden. Alles stand Kopf und meine Hände kribbelten von dem Verlangen, auf etwas einzuschlagen. Ich konnte mich nicht entscheiden, auf wessen Seite ich stand, wer meine Freunde und Feinde waren. Mir war noch nicht einmal wirklich klar, weswegen ich in solch eine Kampf mit mir selbst stand. Niemand zwang mich, mich zu irgendetwas zu äußern. Wieso war ich dann so hin und her gerissen und weswegen konnte ich nicht einfach in Ruhe meinen üblichen Beschäftigungen nachgehen? Aus welchem Grund interessierte ich mich plötzlich so sehr für die Neuen? Nie hatte mich die Welt außerhalb meiner eigenen Komfortzone wirklich erreicht. Schon seit ich mich erinnern konnte, war ich wie in einer Seifenblase gewesen – beschützt von all den Konflikten der Außenwelt. Isoliert.
 

Das Atmen fiel mir schwer. Die Mauern schienen mich erdrücken zu wollen und jede einzelne meiner Fasern schrie nach ein wenig Freiheit. Doch eine leise, nervige Stimme in meinem Inneren flüsterte hartnäckig, dass ich nicht einfach gehen konnte. Es sei gegen die Regeln. Ich hörte die Einwände meiner Eltern in meinem Kopf und all die Vorurteile und Warnungen meiner Freunde spielten sich in Dauerschleife ab. In diesem Moment betrat Tenten das Klassenzimmer und ich sprang auf. Ohne ihr auch nur einen Blick zu schenken zwängte ich mich an ihr vorbei in den Flur und machte mich auf die Suche nach den Einzigen auf dieser Schule, die mein verrücktes Vorhaben mit mir durchziehen würden. Nach den Einzigen, die meinen Freiheitsdrang verstanden und teilten.
 

Ich fand sie auf der Mauer, an welcher wir zum ersten Mal tatsächlich miteinander geredet hatten, wieder. Entschlossen atmete ich tief durch und gab dem lodernden Feuer in mir somit mehr Sauerstoff zum Brennen, bevor ich auf sie zuschritt. Naruto erblickte mich zuerst. Er hob die Hand zum Gruß und ich erwiderte die Geste ein wenig schüchtern. Da richteten sich alle anderen Augenpaare ebenfalls auf mich und ich trat zu ihnen. Sakura hob fragend eine Augenbraue. „Was machst du denn hier, Mauerblümchen. Der Unterricht fängt in fünf Minuten an. Sag bitte bloß nicht, dass die alte Hexe dich geschickt hat, um mich zu holen!“
 

Ich schüttelte den Kopf. „Ei-eigentlich wollte i-ich euch fr-fragen, ob ihr heute nicht vielleicht den Unterricht schmeißen w-wollt.“ Es herrschte Stille und Sakura fiel ihre noch angezündete Zigarette aus der Hand. Mit jeder verstreichenden Sekunde wurde mir die Situation unangenehmer und mein Blick huschte nervös durch die Gegend. Dennoch war ich nach wie vor entschlossen, wenigstens für einige Stunden ein wenig Stunden zu genießen. Alleine oder mit ihnen, interessierte mich nicht. „Was stehen wir hier noch so dumm rum? Bewegt euch, bevor sie es sich anders überlegt!“, rief Naruto plötzlich aufgeregt. Im selben Augenblick griffen die anderen in aberwitziger Geschwindigkeit nach ihren Sachen.
 

Mein Handgelenk wurde von Sakura umfasst und sie zog mich mit sich vom Schulgelände. Aufgeregt kribbelten meine Gelenke und vor dem berauschendem Gefühl, endlich einen Tag frei zu haben, wurde mir ganz schwindelig. Tat ich das gerade wirklich? Aus einem mir unerklärlichen Grund rannten wir durch die Straßen, während die Roshaarige und Kiba darüber diskutieren, welche Drogen ich genommen hatte. Die Situation und meine Rolle darin war so absurd, dass ich mir ein plötzliches, ein wenig hysterisch klingendes Lachen nicht verkneifen konnte. Das war doch verrückt.
 

„Okay, Leute, ich glaube, jetzt wird sie nicht wieder zurückrennen wollen!“, meinte Naruto nach einiger Zeit und wir bremsten ab. Er blickte mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einem freudigen Lachen in den Augen an. Ich war allzu berauscht von all dem Adrenalin und erwiderte mit einem strahlendem Lächeln. „Okay, jetzt mal ernsthaft, was hast du geschnüffelt?“, fragte Sakura und ich musste kichern. „Nichts!“ Bevor sie noch etwas erwidern konnte, schritt Kiba in das Geschehen ein. „Also, worauf hätte unser Mauerblümchen denn Lust?“ Ratlos runzelte ich die Stirn. Darüber hatte ich noch nicht wirklich nachgedacht. Mein einziges Ziel war es gewesen, sicher vom Schulgelände zu flüchten. Ideenlos zuckte ich mit den Achseln und blickte zu Boden. Langsam begann mein Gehirn wieder zu funktionieren.
 

All die negativen Folgen dieser Tat wurden mir Stück für Stück ins Gedächtnis gerufen. „Dann lasst uns doch einfach zu Sasuke gehen und dort irgendwas machen“, schlug Kiba vor. „Meine Mutter ist da“, erwiderte dieser jedoch. „Bei mir ist niemand!“, erwiderte Sakura. „Aber ich will Ramen!“, warf Naruto ein und ich zog kurz überrascht die Augenbrauen zusammen. Er mochte dieses Nudelgericht? „Das können wir ja auch einfach zum Mitnehmen bestellen!“ „Es ist dann aber kalt!“ „Wir können es in der Mikrowelle aufwärmen!“ „Schmeckt nicht!“ „Du Baka! Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?!“ „Doch, echt jetzt!“ Das Mädchen schnaubte entrüstet und ich kicherte leise. „Lasst uns doch zuerst Ramen essen gehen und dann können wir zu Sakura, oder?“, schlug ich vor und war selbst überrascht, dass ich nicht stotterte. Das war alles der Verdienst des Adrenalins, der erneut mein Gehirn benebelte. „Ich bin voll dafür!“, rief Naruto entzückt. „Das überrascht jetzt aber auch keinen!“, lachte Kiba.
 

So machten wir uns auf den Weg zu dem liebsten Ramenstand des jungen Mannes. Die anderen erzählten immer wieder lustige Geschichten über misslungene Versuche von der Schule zu flüchten oder anderen Pannen, die nach ihren Worten bereits alltäglich für sie geworden waren. Immer wieder konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen oder ein spitzes und doch lieb gemeintes Kommentar hier und da. Dennoch sprach ich nicht viel und für sie war es in Ordnung. Sie zwangen mich nicht und löcherten mich auch nicht mit Fragen. Im vollen und ganzen fühlte ich mich unwahrscheinlich wohl mit ihnen, was mich selbst ein wenig überraschte, da ich im Laufe der Zeit gänzlich das Schuldgefühl über meine Tat verloren hatte. Alles Dank ihnen. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, welches dort zu kleben schien, aß ich mit ihnen eine Portion Ramen, die tatsächlich schmeckte.
 

Obwohl ich anfangs meine Bedenken hatte, da ich weder solch eine Küche noch solch kleine und gemütlich eingerichteten Ort gewohnt war. „Hey, Mauerblümchen, alles okay bei dir? Du siehst irgendwie verschreckt aus“, riss mich Sakura plötzlich aus den Gedanken. Schlagartig legten Narutos Augen sich auf mich. Er musterte mich misstrauisch und ich senkte den Blick. „N-nein, me-meine E-eltern und i-i-ich es-essen bloß immer in teu-teuren Re-restaurants, d-deswegen....“ ich brach beschämt ab, als ich merkte, wie sich dieser Satz anhörte. „Also sind deine Alten auch solche Geldscheißer wie Sasukes?“, meinte Kiba ungerührt, ganz so als würde ihm der Wohlstand, in welchem ich aufgewachsen war, nichts ausmachen. „Das ist ja wohl offensichtlich“, erwiderte der Schwarzhaarige und unsere Blicke begegneten sich für einen kurzen Moment.
 

„Hier wird niemand wegen seinem Geld anders behandelt“, setzte er dann hinzu und auf seinen Zügen erschien ein Lächeln, welches auch mich grinsen ließ. „Da hat er Recht, echt jetzt!“, lachte Naruto und schlürfte die letzten Reste seiner dritten Portion aus. „Kiba, du solltest wirklich mal auf deine Sprache achten! Wir wollen Hinata schließlich nicht gänzlich versauen!“, warf Sakura ein und zwinkerte mir zu. Ich musste leise kichern. „So schlimm war das nun auch wieder nicht!“, entgegnete dieser. „Ja, ja, ist gut. Lasst uns gehen, nachdem unser Vielfresser jetzt endlich satt ist!“, Sie klopfte Naruto spielerisch auf die Schulter und wir machten uns auf den Weg. Mit einem vollen Magen und lauter springenden Glückshormonen in meinen Venen folgte ich ihnen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Yuna-hime
2014-12-29T17:45:46+00:00 29.12.2014 18:45
Ein tolles Kapitel, es geällt mit wei du Hinata darstellst. Auf der einen Seite schüchternd und Unterdrückt und auf der anderen doch irgendwie willensstark und verrückt. Ich freu mich schon auf die nächsten Kapitel:)

xoxoYunax3
Von:  narutofa
2014-12-28T22:21:19+00:00 28.12.2014 23:21
Das war ein sehr gutes Kapitel. Ich hatte spaß es zu lesen.
Da hat sich Hinata mal entschieden die Regel zu brechen und mal zu schwänzen. Das hat ja Naruto und co. ganz schön überrascht. Aber Hinata scheint wirklich was besonderes zu sein. Ich bin gespannt was noch so kommt. Mach weiter so
Von:  Kaninchensklave
2014-12-28T19:20:37+00:00 28.12.2014 20:20
ein Tolles Ka

da haben TenTen und Lee gewaltig ins fettnäpfchen gegriffen
und das nicht zu knapp denn wenn Hinata nicht abgedampft wäre ziemlich sauer
auf Ihre angebliche Freundin welche nur auf äußere Merkmale fixiert ist
und voller vor Urteile ist

dann hätte Hinata nie den Mut gefunden einfach einen Tag Blau zu machen
und sie kann nicht alles auf das Adrenalien schieben
denn sie will im Grunde einfach nur Frei sein

und das war der erste Schritt in diese und auch in richtung selbsbewusstsein
auch wenn sie wohl jede Menge Ärger bekommen wird so
hilft es Ihr nur nicht nur aus Ihrer seifenblase zu entfliehen
sondern auch sich Ihren eigenen Wünsche und Träume zu verfolgen
auch wenn es nicht das ist was Ihre eltern möchten

Ich sehe es schon das Ihre Mutter ausrastet auch Ihr Vater der insgeheim hofft
das diese entwicklung so weiter geht damit sie lernt eigene entscheidungen zu treffen
es nur nicht sagen darf

GVLG


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